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Di guet Absicht (schweizerdeutsch)

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15.02.2007
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Di guet Absicht (schweizerdeutsch)

D Selina goht scho i di erschti Klass. Aber im Moment sind Ferie. Da hät d Selina vill Ziit zum mit em chliine Brüeder, em Adrian z schpile. Er isch erscht eis Jahr alt, aber mer chan scho mit ihm schpile. Leider goots ihm hüt nöd eso guet. Er hät schaurig Durchfall. Alpott mues em s Mami d Windle wächsle. Und das isch en schöne Chrampf. Dezue ane chunnt na, dass sich s Mami au nöd bsunders wohl fühlt. Nach em z Mittag isch sie rächt müed. Drum fröged sie d Selina, öb sie uf dä Adrian chönti uufpasse, dass sie es bitzeli aneligge cha. Das macht d Selina gärn. Sie wott doch em Mami hälfe.

S Mami isch nanig lang wäg, da stinkt dä Adrian scho wider.
“Dänn muess en ich halt wickle!“ dänkt d Selina. Sie wott drumm s Mami nöd wecke. S Meiteli chunnt fascht nöd zum Wickeltisch ufe, aber irgendwie schafft sie s dänn gliich, ihrem Brüetsch die Chrotte Windle aazlegge. Zwar rutscht em die immer wieder echli abe, aber wichtig isch, dass de Adrian Windle aa hät.

Mit Schpielä isch leider immer na nüt. De Adrian lauft nämli id Chuchi und brüelet. Das macht er immer, wenn er Hunger hät.
„Ja, du chliine Maa“, seit d Selina, „dänn muess ich halt öppis für diich choche. - Miis Lieblingsesse sind Omelette. - Gäll Adrian, das häsch du au gärn?“
Dä Adrian lacht. Das heisst sicher "ja". D Selina holt e Pfanne und schtellt sie uf dä Härd.
„Leider dörf ich d Herdplatte nanig sälber iischalte, dänn tuen i halt chalt choche. Chalti Omelette sind sicher au fein“, dänkt die siebejährig Selina.

Zerscht nimmt sie Eier us em Chüelschrank und rüehrt die i d Pfanne. Zagg, und scho sinds kaputt. Als nöchschts fisched sie d Eierschale us dä Pfanne. So! Und jetzt chunnt no Mähl dezue. Zum das chöne hole, muess d Selina uf en Schtuel schtah. Sie zecheled wie verruckt und verwütscht dänn ändli dä Mählsack. Aber, ojeh, mit emä dumpfe Knall vertätschts de Mählsack uf em Bode.
„Nei, jetzt isch alles volle Mähl!“ choldered d Selina. Sofort wott sie s Mähl wieder wäg putze. Sie füllt dä Putzchübel mit Wasser.
„Dadada“, ghört d Selina dä Adrian. Sie dreit sich um und gseht, dass em d Windle scho une am Hosebei uselampet. Schnäll wott sie zuenem. Aber da schtolperet sie über dä Wasserchübel und dä läärt uus. Jetzt isch dä Chuchibode nöd nume voll Mähl, sondern au no voll Wasser. Wäääh, das git en grusig dicke, chläbrige Teig.

Dä Adrian isch underdesse scho wiiterzottlet. D Selina gaht em nah. Sie wott em d Windle wieder richtig aalegge. Da gseht sie uf eimal, dass dä Adrian scho wieder Durchfall gha hät und will d Windle eso lugg gsi sind, isch alles une usegloffe und liit jetzt schön verteilt uf em Chinderzimmerbode.
„Das dörf doch nöd wahr sii“, rutschts de Selina use, „was söll i nume mache, und wo söll ich aafoo putze?“
I däm Moment chunnt s Mami us em Schlafzimmer. Sie gseht, die Sauornig im Chinderzimmer und schimpft:
“Heijajei, hetsch miich doch gweckt, wänn er wieder so fescht Durchfall hät. Jetzt isch alles uf em Bode!“
Aber bevor d Selina em Mami erchläre chan, wieso das passiert isch, gaht die scho id Chuchi, zum dä Putzchübel hole. Wo sie dä total verschmierti Bode gseht, trifft sie fascht de Schlag.
„Das dörf doch nöd wahr sie! Selina, chum sofort da ane!“
D Selina schliicht id Chuchi und brüeled los. S Mami sitzt uf en Schtuel und nimmt ihres Meitli uf dä Schoss.
„Verzell emol, wie das passiert isch“, seit sie echli weniger schträng.
D Selina schluchzet und briegged und nah dis nah verzellt sie em Mami alles. Wo sie fertig isch hät s Mami es Tränli i dä Auge. Sie druckt die Chlie ganz fescht a sich ane.
„Oh Selina, es tuet mir so leid. Ich hett nöd dörfe schimpfe. Du häsch mer ja nur welle hälfä. Het ich das nume früehner gwüsst...“
Sie tröschted d Selina und danked erä für de guet Willä. Nach emä Wiili seit sie:
„Wenigschtens hät Gott dini guet Absicht vo Aafang a gseh. Er luegt ist Härz und hät gwüsst, dass du mir häsch wellä hälfe. Gäll, das isch doch schön?“
Jetzt strahlet d Selina wie en Maiechäfer.
„Ja, Mami! Aber ich bin au froh, dass du s jetzt weisch!"

Zum z Nacht gits natürli kei Omelette, will s Mami d Eier mit de Schale drin und au dä Mählteig uf em Bode muess furtrüehre. Aber defür macht s Mami es feins Müesli. Und für dä Adrian gits Zwieback. Das isch sowieso s Beschte für en.

 

Hi Juddl, schreibst du bitte noch dazu, um welche Mundart es sich handelt?
Lieben Gruß
sim

 

Hallo Juddl,

Mundartgeschichten zu kritisieren ist immer etwas schwierig. Oft bewegen sich die Themen und die Handlung im einfachen Alltagsgeschehen, was ja nicht negativ sein muss, aber dann eigentlich auch einen ganz bestimmten Aspekt erfordert, damit die Geschichte spannend zu lesen ist.

Deine würde, wäre sie in Schriftdeutsch verfasst, den Platz in der Rubrik "Kinder" finden, weil sie einen doch einfachen Sachverhalt beschreibt. Inhaltlich hat sie mich von daher auch nicht vom Hocker gerissen, da es ja in Friede-Freude-Eierkuchen ausgegangen ist.

Ein richtiger Konflikt wäre mir lieber gewesen, so hat es einen sehr belehrenden Charakter, weil die Mami gleich verständnisvoll reagiert hat - was man sich ja von jeder Mutter wünscht, aber die Geschichte mir damit zu glatt geschrieben.

Mit Rechtschreibfehlern ist man im Dialekt immer schnell fertig, denn in jedem Kaff wird das auch anders gesagt und demnach aufgeschrieben :).

Ich habe mich jedenfalls gefreut, dass wieder einmal eine Mundartgeschichte gepostet worden ist, wenn sie für mich nun auch kein besonderer Leckerbissen war.

Liebe Grüße
bernadette

 

Hallo Bernadette

Ja, du liegst völlig richtig mit der Kinderrubrik. Die Geschichte habe ich wirklich FÜR Kinder geschrieben. (ich glaube, Geschichten für Erwachsene könnte ich im Zürcherdialekt nicht schreiben)
Die Not der Kinder, wenn sie etwas Gutes tun wollten und alles in die Hosen geht ist schon gross genug. Ich denke, da braucht es nicht zusätzliche Konflikte bei der Reaktion der Mutter.

Dass Mütter allerdings nicht immer so reagieren, wie man es offiziell sollte, das weiss ich als Mutter wohl am Besten. Um ehrlich zu sein, in dieser Situation optimal zu reagieren wäre für mich wohl unmöglich... Aber, wie erwähnt, die Geschichte ist nicht für Mütter, sondern Kinder gedacht.

Danke jedenfalls für deinen Kommentar!

Liebe Grüsse

Juddl

 

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