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Der zweite Turm

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19.02.2006
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Der zweite Turm

Der Turm stand in Flammen.
Was Holger anfangs wie ein Inferno vorgekommen war, schrumpfte im Außenspiegel des Trucks auf Streichholzgröße.
Holger blickte zu Michail, dem Professor. Er bot einen erbärmlichen Anblick, doch Holger ahnte, dass er selbst nicht viel besser aussah. Michails Gesicht war überzogen mit einem Schweißfilm, in dem Sand, Blut und Dreck klebten; die Kleidung zerrissen, dunkle Flecken unter den Achseln. Wie durch ein Wunder klemmte noch immer die Brille auf der Nase des Professors. Das Drahtgestell geflickt, das linke Glas von einem Sprung durchzogen. Hinter den Gläsern Augen, in denen Pläne funkelten.
Pläne, Holger loszuwerden.
Der Professor hielt die Karte so, dass sie die Wunde in seinem Bein verdeckte. Oder hatte Holger sich die Verletzung nur eingebildet? Der Cocktail aus Schmerztabletten, Erschöpfung und Hitze vernebelte seine Sinne.
Nein, das war genauso wenig Einbildung gewesen wie die Zähne, die sich in Holgers Handrücken gebohrt hatten. Der Biss schmerzte, aber Holger hatte schon Schlimmeres ertragen. Dann setzte das Pochen ein. Mit jedem Herzschlag arbeitete es sich weiter den Arm hinauf. Holger spürte, wie sich das Virus den Weg zu seinem Herzen fraß.
»Fahr nicht so schnell!«, sagte Michail.
Der Wüstenboden war tückisch. Unter losem Sand verbargen sich Senken, die selbst die mächtige Dreißig-Tonnen-Maschine auf die Seite werfen konnten. Holger nahm den Fuß vom Gas, fuhr in weniger halsbrecherischem Tempo weiter.
Es schwappte in den Kanistern hinter ihren Sitzen. Wasser und Benzin, vertäut und gestapelt bis unter das verbeulte Dach des Trucks.
Vor ihnen wuchs der Südturm in die Höhe. Das Monument, von dem sie sich Zuflucht erhofften. Erhofft hatten. Bevor alles schiefgegangen war.
Wenn die Bewohner des Turms schlau waren, würden sie weder Michail noch ihn einlassen. Holgers Bissspur war zu offensichtlich. Und die Wunde des Professors nicht minder. Im besten Fall sperrte man sie in eine Zelle. Wahrscheinlicher war, dass man sie einfach abknallte. Oder man wartete, bis die Zeit sie erledigte.
Was Holger zum eigentlichen Problem zurückbrachte. Das Serum. Wo verwahrte Michail die letzte Spritze? Zunächst erwog er eine Vollbremsung. Der Professor war nicht angeschnallt. Aber würde die Spritze das Manöver in einem Stück überstehen?
Erstaunlich viel Bewegung unter der Karte. Ein beinahe komischer Anblick, wie Michail versuchte, unauffällig in seinem Rucksack zu wühlen. Der Professor mochte ein Genie auf dem Feld der Wissenschaft sein, aber er war ein miserabler Schauspieler. Holger riss das Steuer nach links. Michail wurde von seinem Sitz katapultiert, gegen Holger gepresst; die Karte flatterte durch das Cockpit.
Holger nahm Michail mit dem rechten Arm in den Schwitzkasten. Wollte es tun, doch der Gurt wurde ihm zum Verhängnis. Das Band straffte sich, blockierte, bevor er Michails Hals umschlingen konnte. Ein wildes Gerangel entstand. In einem Reflex latschte Holger auf die Bremse, der Truck schlingerte, Reifen quietschten, Sand peitschte gegen die Karosserie. Das Lenkrad drehte sich wie von Geisterhand, Holger hatte es losgelassen, um sich gegen den Professor zu wehren. Beide begriffen im selben Moment, vier Hände packten das Lenkrad, versuchten, den Truck unter Kontrolle zu bringen. Sie hatten dasselbe Ziel, doch sie waren zu sehr in ihrem Kampf verfangen, arbeiteten gegeneinander, machten es schlimmer. Vom Südturm musste es aussehen, als steuere ein Betrunkener einen Truck mit geplatztem Reifen. Holger keilte mit dem Ellenbogen aus, erwischte den Professor am Hals. Die Hände verschwanden in einem Knäuel aus Würgen und Keuchen. Der Truck kam zum Stehen. Holger fingerte nach der Schließe des Sicherheitsgurtes. Michail tastete im Fußbereich herum. Suchte nicht das Serum, erkannte Holger, sondern den Revolver, der ihm aus dem Gürtel gepoltert war. Endlich das befreiende Klicken des Gurtes. Als Michail hochkam, warf sich Holger mit seinem ganzen Gewicht gegen ihn. Die lädierte Tür hielt dem Ansturm nicht stand. Zu zweit purzelten sie aus dem Fahrerhaus. Ein Schuss löste sich. Holger schrie auf. Er spürte nicht, wo es ihn erwischte. Der Schmerz in seinem Knie übertraf alles. Als drehe ihm jemand den Unterschenkel aus dem Gelenk.
Durch die Schwärze Lores Stimme: »Du musst wieder aufstehen.«
Holger kniff die Augen zusammen, wollte in der Dunkelheit versinken, wollte bei Lore sein.
Sie brachte ihre Lippen ganz nah an sein Ohr. Ihr Atem kitzelte über seinen Nacken. »Noch nicht, Liebster.«
»Bitte ...«
»Ich beschütze dich. Ich habe dich immer beschützt.«
Holger dachte an sein Leben als Soldat. Dachte an die Autobombe, an die Minen, daran, dass um ihn herum in einem fort Menschen starben, im Kugelhagel, durch Schrapnellsplitter, durch Feuer und einstürzende Bauten.
Er dachte daran, dass Lore stets gesagt hatte, er könne nicht sterben. Weil sie für ihn betete. Ihr Vertrauen strahlte eine Wärme aus, die jeden Zweifel zum Schmelzen brachte.
Alles änderte sich, als der Wahnsinn bei ihnen vor der Tür ausbrach. Lore kannte den Krieg aus seinen Erzählungen, aber nichts war so, wie er es geschildert hatte. Keine feindlichen Soldaten, die nach ihrem Leben trachteten. Über Nacht verwandelten sich Nachbarn in tobende Bestien, die nach dem Blut ihrer Familien und Freunde gierten.
»Du bringst uns hier raus! Du schaffst das!«
Anfangs war da noch die gewohnte Zuversicht in ihrer Stimme. Doch je enger sich die Schlinge zuzog, als sie alles hinter sich lassen mussten, Nacht für Nacht um ihr Überleben kämpften, schlich sich ein Ton in Lores Stimme, der Holger alarmierte.
»Du schaffst das!« Zuletzt flehte sie – und das zu hören, erschütterte Holger mehr als alles andere.
Er schaffte es. Lore nicht.
Als er Lore erlöste, wollte er auch seinem Leben ein Ende setzen. Er rammte sich den Gewehrlauf in den Rachen, saß da, den Finger um den Abzug gekrallt. Doch er konnte nicht abdrücken. Ungefragt brannte diese Kraft in ihm, die ihn bisher immer geschützt hatte. Ihn und immer nur ihn.

Diesmal schien ihn diese seltsame Kraft verlassen zu haben. Holger sackte über dem Körper des Professors zusammen, nahm dessen ranzigen Körpergeruch wahr, wusste, dass er ihn überwältigen musste, war aber außer Stande, sich zu regen. Sollte Michail überleben. Im Gehirn des Wissenschaftlers schlummerte die Befreiung für die Menschheit. Holger opferte sich, um der Welt eine Chance zu geben. Man konnte schlechter abtreten. Er schloss die Augen und erwartete den letzten Schuss.
»Holger!«
Er weigerte sich, die Lider zu heben. Er befand sich in einem schwerelosen Zustand, in dem selbst der Schmerz erträglich war. Und irgendwo dort wartete Lore auf ihn.
»Bekomme ... keine Luft ...«
Ohne es zu wollen, wälzte Holger sich zur Seite.
Nicht er war angeschossen worden – es hatte den Professor erwischt.
Da lag sie, die Hoffnung der Menschheit: Ein Haufen Elend, das jammerte wie ein kleines Kind. Holger hatte lange genug gedient, um eine Verletzung einschätzen zu können.
Die Kugel hatte Michail an der Schulter erwischt. Ein Streifschuss. Nichts Ernstes.
Holger schirmte die Augen gegen die Sonne ab. Sie waren etwa auf der Hälfte des Weges gestrandet. Weit hinter ihnen brannte der Turm noch immer. Und das war ihr Glück. Er zog die Aufmerksamkeit der Mutanten auf sich. Zumindest tagsüber, wo sich die meisten in ihren Höhlen verkrochen. In der Nacht wäre es etwas anderes. Dann wäre die Wüste voll von ihnen. Die Dämmerung kündigte sich bereits an.
Das Pochen meldete sich zurück. Es schien am Ellenbogen angelangt zu sein. Holger seufzte. Er war bereit gewesen, aber sich zu verwandeln, nein, dieses Ende akzeptierte er nicht.
»Du Versager!«, fuhr er den Professor an. »Hättest du mich nicht einfach umbringen können!«
»Habs versucht ...«, krächzte der kleine Mann.
Holger hievte sich auf die Beine. Der Tablettencocktail schien endlich seine Wirkung zu entfalten. Wenn er das Knie nicht über Gebühr belastete, konnte er sich bewegen.
Er humpelte zur Tür des Trucks. Ein Schritt, Bein nachziehen, den nächsten Schritt. Ein Klicken ließ ihn innehalten. Das Geräusch war unverkennbar.
»Tu es«, sagte er, ohne sich umzudrehen. »Eine weitere Chance wirst du nicht bekommen.«
Zu dumm von ihm, nicht nach dem Revolver zu suchen.
»Das Serum«, krächzte der Professor.
»Ja, ich weiß, es reicht nur für einen. Verschon mich mit deinem Gequatsche und drück endlich ab!«
Noch immer kein befreiender Schuss.
»Es gibt eine Chance für uns beide«, sagte Michail.
Entnervt drehte Holger sich um. Die Hand, in der Michail den Revolver hielt, zitterte. Der Lauf zeigte nur sehr vage in Holgers Richtung. Seine Brille hatte er verloren und ohne sie war der Professor anscheinend blind wie ein Maulwurf. Vielleicht hatte es ihn auch übler erwischt, als Holger angenommen hatte.
Holger kniff die Augen zusammen, stöhnte lautlos. In wenigen Augenblicken würde es dem Professor definitiv sehr viel schlechter gehen. Ihre Anwesenheit war nicht unbemerkt geblieben. Etwas schlich sich an den Professor heran. Die Mutanten waren nicht intelligent genug zum Schleichen, deswegen hatte Holger die Kreatur womöglich übersehen. Normalerweise bewegten sie sich unnatürlich schnell. Doch alles, was schnell war, war zum brennenden Turm aufgebrochen, um sich einen Teil der Beute zu sichern. Das Wesen, das sich dem Professor näherte, hatte keine Beine mehr und zog den Oberkörper mit einem Arm durch den Sand. Der andere Arm endete unterhalb des Ellenbogens, wischte wie ein abgebrochener Scheibenwischer über den Boden. Das Gesicht glich einem Steak, das man auf dem Grill vergessen hatte, ein Krater dort, wo die Nase sein sollte. Der Mund ein gezackter Spalt, der sich auf einer Seite bis zum abgebissenen Ohr zog. Gleich würde es den Professor erreicht haben. Der bemerkte es nicht, war viel zu beschäftigt damit, den Revolver gerade zu halten und sich Holger begreiflich zu machen. »In den Vorräten vom Boss habe ich einen Beutel Kochsalzlösung gefunden. Wir können das Serum strecken. Verstehst du? Ich bin mir sicher, dass die Wirkung stark genug ist, um uns beiden zu helfen.«
Gleich würde das Ding den Professor erreicht haben.
Was faselte das Kerlchen da. Serum strecken? Der versuchte doch nur, sein Leben zu retten. Lore flüstert etwas in Holgers Ohr: »Du bist zu etwas Höherem berufen, Holger. Du kannst nicht sterben, bevor du deinen Teil in Gottes Plan erfüllt hast.«
Damals hatte er Lore angefahren, sie angeschrien, ihm nie wieder mit Gott zu kommen. Als Soldat war er in der Welt herumgekommen. Und mit jedem Einsatz schwand sein Glaube an eine höhere Instanz, die irgendwelchen Plänen mit der Menschheit nachging. Im besten Fall waren ihr die Menschen scheißegal. Im wahrscheinlicheren Fall ergötzte sie sich daran, ihre Schöpfung immer wieder neuen Qualen auszusetzen.
Lore und er hatten sich heftig gestritten und in seinem Zorn hatte er sich niemals für seinen Ausbruch entschuldigt. Und dann hatte Gott auch Lore genommen – und ihn, Holger, wieder einmal übrig gelassen.
»Dieser Mann«, sagte Lore und deutete auf den Professor, »er kann die Menschheit retten. Und du bist der einzige, der ihn beschützen kann.«
Lore stand genau hinter ihm, doch er schaffte es nicht, sich zu ihr umzudrehen.
»Ich konnte dich nicht beschützen«, flüsterte er.
»Aber bei ihm wird es dir gelingen.«
Nein, Holger glaubte an keinen göttlichen Plan. Aber er würde alles tun, um Lore zufrieden zu stellen. Selbst, wenn er sie sich nur einbildete.
»Hinter dir!«
Michail drehte sich nicht um, witterte einen Trick. Als der Professor schließlich begriff, war das Ding schon über ihm. Holger setzte sich in Bewegung. Mit zwei humpelnden Schritten erreichte er den Truck, biss die Zähne zusammen, zog sich ins Innere. Kurz war er versucht, nach Michails Rucksack zu greifen, sich das Serum zu injizieren, dann packte er sein Gewehr: Lore.
Sobald seine Finger über das warme Holz des Schafts streichelten, befiel ihn eine wohlvertraute Ruhe.
Er visierte das sich windende Bündel aus Mensch und Kreatur an, wartete auf den richtigen Moment - und schoss.
Der Professor schob das erschlaffte Ding von sich.
»Alles okay ...«, rief Michail. Die Hände des Professors zitterten, als er seine Brille aus dem Sand fischte. Schwerfällig kam er auf den Truck zu. Er hielt sich die angeschossene Schulter. Nicht den Hals, dort, wo der Mutant ihn gebissen hatte.
»Ich sagte, es ist alles okay.«
Holger senkte Lore nicht. Ob sich die Verwandlung beschleunigte, wenn man mehrfach infiziert worden war? Aber er sah keine Bissspuren am Hals, sofern das in der Schmiere, die Michails Haut überzog, überhaupt auszumachen war.
»Das Biest hatte keine Zähne mehr«, sagte der Professor. »Nimm das Scheißgewehr runter.«
Das Pochen war bereits im Oberarm. Also senkte Holger die Waffe. »Wie lange brauchst du, um das Serum anzumischen?«
»Sollte nicht lange dauern.«
»Nein, sollte es nicht. Der Schuss lockt bestimmt noch mehr von ihnen an.«
»Ich muss nur eine Wasserflasche mit ...«
»Machs einfach!«, unterbrach Holger ihn. »Ich behalt die Umgebung im Auge.«
Sein Blick verriet, dass er auch ihn im Auge behalten würde. Und dass er ihn abknallen würde, wenn er sich das Serum allein injizierte. Aber so dumm konnte der Professor nicht sein. Dann würde sich Holger verwandeln. Und selbst wenn sich der Professor Chancen ausrechnete, ihn zu töten, wie sollte er durch die Wüste kommen? Nein, er brauchte Holger. So wie Holger ihn brauchte. Während der Professor ins Cockpit kletterte, mühte sich Holger auf die Motorhaube des Trucks. Von dort aufs Dach. Sein Knie protestierte, aber die Schmerzen waren in Watte gehüllt. Wie viele Tabletten hatte er eingeschmissen? Er knetete heftig seine Nasenwurzel. Nun, da Holger wusste, worauf er achten musste, sah er sie. Manche schleppten sich durch den Sand wie das eben erlegte Exemplar, zogen ihre Eingeweide hinter sich her wie eine Traube Luftschlangen. Manche humpelten mit widernatürlich verdrehten Extremitäten. Es waren allesamt lädierte Exemplare. Doch es waren viele. Und sie näherten sich dem Truck. »Professor, wir bekommen Besuch.«
»Halt sie uns noch für einen Moment vom Leib. Bin gleich so weit.«
Holger legte Lore an, sah sich um. Keine Richtung, aus der sie nicht anrückten. Sie boten leichtes Ziel, aber er hielt sich zurück. Zum einen hatte er nicht genug Schuss für alle, zum anderen lockte jede abgefeuerte Kugel weitere Mutanten an. Nein, er würde erst schießen, wenn es sich nicht mehr vermeiden ließ. Allmählich drangen auch die Geräusche an sein Ohr, Geräusche die in dieser Welt vertrauter waren, als das Grillenzirpen am Abend: Stöhnen und Röcheln, Laute, die daran erinnerten, welcher Qual diese Wesen ausgesetzt waren, dazu verdammt, sich selbst zu zerstören, um an das einzige zu gelangen, was ihnen etwas bedeutete: Nahrung.
Die ersten erreichten den Truck.
»Professor?«
»Ich hab’s gleich, nur noch ... Scheiße!«
Holger hörte, wie etwas zu Boden fiel. Also gut, dann war der Moment wohl gekommen. Holger nahm ein Exemplar ins Visier, dessen Fuß in einem Fangeisen steckte. Mit jedem Schritt rasselte die daran hängende Kette. Holger drückte den Abzug durch und das Rasseln verstummte. Lore spuckte noch einmal ihre erlösende Munition. Und noch einmal. Selbst mit verbundenen Augen hätte Holger nicht danebenschießen können. Und dennoch zog sich der Kreis um den Truck enger. Eine Hand, die an eine Vogelklaue erinnerte, langte nach dem Kotflügel. Lore zuckte. Der zur Klaue gehörende Körper sackte in den Sand.
Die nächste Parodie einer Hand krallte sich in den Kühler. Ein Kopf erschien oberhalb. Der Hals war zu drei Vierteln durchgenagt, sodass der Kopf haltlos von Schulter zu Schulter baumelte. Lore riss den Kopf vom Rumpf.
Vier Schuss blieben ihm noch. Reine Verschwendung auf dieser Distanz. Holger kletterte zurück auf die Motorhaube. Die Mutanten waren schon halb verwest, welcher Voodoo sie auch immer aufrecht hielt, ein gezielter Hieb machte ihnen genauso den Garaus wie ein drittes Auge. Holger musste nicht einmal besonders kräftig ausholen. Der Gewehrkolben ging durch den Schädel wie durch eine Gipswand. Ein schmatzendes Geräusch. Während er noch das Gallert vom Gewehr schüttelte, gierten weitere Hände nach seinen Beinen. Lore wie einen Baseballschläger schwingend, ließ er Schädel um Schädel platzen. Doch wo es zuvor Dutzende gewesen waren, brandeten sie nun wie eine Flut gegen den Truck. Die Motorhaube war glitschig von Blut und Hirnmasse. Holger konnte nicht gewinnen.
»Professor
Anstatt einer Antwort wurde die Fahrertür aufgestoßen. Durch den Schwung riss es die Glücklosen, die der Tür am nächsten waren, von den Beinen. Zusätzlich feuerte der Professor seine gesamte Munition in die zurückstolpernde Gruppe. Dabei schrie er wie ein Wahnsinniger. Er schrie noch immer, als der Revolver längst keine Kugeln mehr abfeuerte, nur noch sein charakteristisches Klicken von sich gab. Holger nutzte den Moment und schwang sich ins Innere der Kabine. Er vermochte nicht zu sagen, was heftiger schmerzte, sein Knie oder das Pochen in seinem Arm, das sich bis zum Herzen vorgearbeitet hatte. Ob sich so ein Herzinfarkt anfühlte?
Der Teil seines Gehirns, der wusste, was er tun musste, um zu überleben, übernahm die Kontrolle.
So gelang es ihm, die Tür zuzuschmeißen und gleichzeitig den Zündschlüssel zu drehen. Während der Truck bebend erwachte, nahm Holger noch wahr, wie der Professor mit einem Messer ausholte. Die Klinge bohrte sich tief in Holgers Oberschenkel. Er hätte es wissen müssen. Ein Kichern kratzte sich den Weg aus Holgers Brustkorb. Weder Virus noch Herzattacke, sondern ein schnödes Messer würde ihn von seinem Elend erlösen.
»Gib endlich Gas!«, schrie ihn Michail an. Das Messer hatte er wieder herausgezogen und er machte keine Anstalten, erneut auf ihn einzustechen. Abermals war es der Instinkt, der Holger reagieren ließ. Der Truck machte einen Satz und durchbrach den Ring aus Leibern, der sie einkesselte.
Es klang, als bräche eine Walze durch Unterholz. Die Scheibenwischer quietschten über die Frontscheibe, um der rotschwarzen Masse Herr zu werden. Dann verschwanden die Kreaturen in einer Wolke aus Sand und Staub hinter ihnen.
Holger schielte zum Professor. Er hielt die Spritze noch immer in Händen, die er für ein Messer gehalten hatte.
»Wann wirkt das Zeug endlich?« Der Schmerz umschloss nun Holgers Brustkorb und drückte zu, quetschte das Blut in seinen Kopf. Seine eigene Stimme nahm er durch das Rauschen in seinen Ohren kaum wahr. Entweder hatte ihn der Professor verarscht, oder das Serum war zu schwach. Oder es kam zu spät.
Die Fahrt verlangsamte sich. Benzin? Nein, die Nadel zitterte im halb vollen Bereich. Holger trat aufs Gas. Wollte es tun. Doch er spürte seine Füße nicht mehr. Taubheit krabbelte seine Beine empor.
So durfte es nicht enden. Nicht so! Unter Aufbietung aller Willenskraft löste er eine Hand vom Steuer und griff nach Lore. Das hatte er sich geschworen, bevor er sich verwandelte, setzte er sich selbst ein Ende. Lore glitt ihm aus den Fingern. »Professor!«, nuschelte er.
Doch sein Beifahrer konnte ihm nicht helfen. Michail war gegen die Tür gesackt. Sein Körper wurde von Krämpfen geschüttelt. Dann knallte Holgers Kopf aufs Lenkrad. Ein nicht endender Hupton gellte durch die Dämmerung. Holger starrte aus dem Seitenfenster, auf die sich vor dem Sonnenuntergang abhebenden Gestalten, die auf den Truck zuhielten. Dann ... nur noch Schwärze. Diesmal wartet keine Lore auf ihn.

Als Holger die Augen aufschlug, blickte er in einen schwarzen Schlund. Der Schlund war von abgebrochenen Zähnen gesäumt und gehörte zu einer klumpigen Masse, die einmal ein Gesicht gewesen sein mochte. Der Kopf sah aus, als hätte er Bekanntschaft mit einem Flammenwerfer gemacht. Die geschmolzenen Überreste einer Sonnenbrille klebten im Gesicht, bildeten eine kaum trennbare Masse aus Haut und Plastik, schminkten der Fratze blaue Tränen auf die Wangen.
Zum ersten Mal in Holgers Leben versagten seine Reflexe. Paralysiert wie eine Maus vor der Schlange, war er außer Stande, sich zu regen. Das Wesen legte den Kopf schräg, stieß ein Fauchen aus und – schlurfte davon.
Es dauerte einen langen Moment, bis Holger begriff. Und als er es schließlich tat, verleugnete es ein Teil in ihm noch immer: Der Mutant fraß ihn nicht, weil Holger nun einer von ihnen war.
Aber warum konnte er normal denken? Oder waren das nur Nachwehen seines absterbenden Gehirns? Holger wartete darauf, dass sein Verstand sich zersetzte.
Der Vollmond beschien eine geisterhafte Szene. Eine Szene, die Holger schon oft gesehen hatte, bisher jedoch immer aus sicherer Entfernung. Die Wüste wimmelte vor Mutanten. Rastlos wanderten sie umher, auf der Suche nach Nahrung. Immer wieder zog es einige zum Truck, doch sie machten keine Anstalten, nach ihm zu greifen.
»Nicht so ruckartig bewegen«, flüsterte Michail neben ihm.
»Was geht hier vor?«
Der Professor legte einen Finger an die Lippen. Holger zwang sich zur Ruhe, nahm drei tiefe Atemzüge. Als er immer noch denken konnte, flüsterte er: »Es hat nicht funktioniert, oder?«
»Doch hat es.« Eine lange Pause. Dann: »Nur anders als erwartet. Die Verwandlung ist aufgehalten, aber anscheinend ist genug vom Virus in uns, dass sie uns nicht mehr als Menschen einstufen.«
»Aufgehalten?« Holger war das Stocken nicht entgangen.
»Aufgehalten oder ... verlangsamt. Beides möglich.«
Holger spürte in sich hinein. Das Pochen in seinem Arm war verschwunden. Sein Knie schwieg. Von leichten Kopfschmerzen abgesehen, fühlte er sich erstaunlich ... gut. So gut wie schon seit sehr langem nicht mehr. Aber es machte sich kein Hochgefühl in ihm breit. »Wir haben kein Serum übrig, um mehr Gegenmittel herzustellen“, sagte er. „Damit ist alles futsch.«
»Das stimmt so nicht.« Der Professor schüttelte den Kopf. Mondlicht brach sich auf seiner Brille. »Wir sind der Impfstoff. Aus unserem Blut können wir ...«
Er verstummte, als ein Schatten im Fenster erschien. Wie der Mutant zuvor, gaffte er in den Truck und zog dann weiter.
»Du meinst, wir schaffen es in diesem Zustand bis zur Kolonie?«, nahm Holger den Faden wieder auf. »Laut Karte brauchen wir eine Woche.«
»Von den Mutanten droht uns keine Gefahr, sofern wir uns ruhig verhalten.«
»Und das Serum, wird es so lange wirken?«
Holger hörte, wie Michail sich über den Stoppelbart kratzte. »Auf der Route sind Türme verzeichnet. In einem wird sich eine Möglichkeit finden, neues Serum herzustellen.«
Holger starrte in die Nacht. Der Südturm war mit dem Truck eine Viertelstunde entfernt. Doch das spielte keine Rolle. Ihnen war Zeit geschenkt worden, aber an ihrer Lage hatte sich nichts geändert. Man würde sie nicht einlassen.

Holger wurde von heftigen Kopfschmerzen geweckt. Er kannte Kopfschmerzen, sie waren in einer Welt ständiger Dehydration ein verlässlicher Begleiter. An Wasser mangelte es ihnen nicht, er trank einen halben Kanister leer. Das Hämmern in seinem Kopf blieb.
An Michails zusammengekniffenen Augen sah er, dass es dem Professor nicht besser erging. Er faselte etwas von Nebenwirkungen. Ihnen beiden war klar, dass sie längst nicht so viel Zeit hatten wie angenommen.
„Wir müssen es probieren.“
Die Sonne schien gleißend, hatte auch den hungrigsten Mutanten zurück in seine Höhle verjagt. Holger riss einen Fetzen seines Hemds ab und wickelte ihn um Lore, bastelte eine provisorische Friedensfahne. Zu Fuß marschierten sie zum Südturm.
Holger wartete auf den Schmerz in seinem Knie, doch der blieb aus.
Hinter den Fenstern machte er Bewegung aus. Aber man schoss nicht auf sie. Weil die Bewohner keine Mutanten anlocken wollten? Besaßen sie keine Waffen?
Als sie auf Wurfweite heran waren, schleuderte man Steine auf sie.
»Ich will mit eurem Anführer reden!«, rief Michail. Die Antwort waren noch mehr Steine.
»Wir haben ein Heilmittel!« Der Professor hätte ebenso gut behaupten können, er sei der wiedergeborene Messias.
Holger konnte es den Turmbewohnern nicht einmal verübeln. Sie zogen sich zurück zum Truck. Holger war kaum mehr in der Lage, geradeaus zu gucken, derart wütete der Schmerz in seinem Schädel.
„Wir müssen es beim nächsten Turm versuchen.“
„Wir schaffen es nicht bis zum nächsten Turm.“
Michail hatte recht.
„Und was schlägst du vor?“
Michail sah ihn stumm an. Holger wusste, was er vorhatte. Es gab nur diese eine Option, wenn sie überleben wollten. „Das können wir nicht tun ...“, wehrte er schwach ab.
„Es geht nicht allein um uns, Holger. Überleben wir nicht, überlebt niemand.“
Holger massierte sich die Schläfen, presste seine Finger so heftig in die Haut, dass die Knöchel knackten. „Tu es“, sagte er.
Michail betätigte die Hupe. Einmal, zweimal, dreimal, jedes Mal so lang wie es ihre Kopfschmerzen erlaubten.
Sie sandten den einzigen Code in die Wüste, den die Mutanten verstanden: Kommt herbei, es gibt Fressen!
Die Sonne zeigte sich in ihrer ganzen Gnadenlosigkeit, doch dieser Einladung konnten sie nicht widerstehen. Die ersten Schatten huschten heran, die Gierigsten und Unersättlichsten trieb es zum Bankett. Holger drehte den Zündschlüssel, ließ den Motor aufheulen, schaltete das Licht ein, betätigte die Lichthupe. Die Mutanten wurden von dem Truck angezogen wie die Fliegen vom Scheißhaufen. Diesmal war kein brennender Turm in ihrem Rücken, der mit um ihre Aufmerksamkeit buhlte.
Der Truck setzte sich in Bewegung. Zunächst nur gemächlich. Holger wollte sie nicht abhängen, er wollte sie leiten. Er ließ seinen Sicherheitsgurt einrasten und Michail tat es ihm gleich.
Der Turm wuchs vor ihnen in die Höhe. Nahm bald das gesamte Sichtfeld ein. Hektisches Treiben hinter den Fenstern. Schließlich doch Schüsse, miserable Schützen, der Seitenspiegel zersprang. Holger trat das Gaspedal bis zum Anschlag durch. Der Professor stieß ein animalisches Heulen aus. Dann rammte der Truck den Turm.
Das Tor hatte der Gewalt von 600 PS nichts entgegenzusetzen. Es barst wie ein rohes Ei. Lärm, Splitter, Staub.
Die Motorhaube faltete sich wie eine Ziehharmonika, quietschend-ächzende Misstöne; Holger wurde in seinen Gurt katapultiert, alle Luft aus seinem Brustkorb gepresst, für einen Augenblick der Besinnung beraubt, regnendes Glas. Bersten, Brechen, Schreie, Schüsse. Schemen, die an ihm vorbeijagten. Der Sitz neben ihm: leer. Die Tür verklemmt, das Fahrerhaus verschoben. Holger schlängelte sich aus dem Fenster, wankte in den Turm, Lore an sich gepresst. Es knirschte unter seinen Sohlen, Stein-, Holz-, Glassplitter. Mehr Schreie, mehr Schatten: Zähne, Klauen, Hecheln, Schnaufen. Holger torkelte an zwei Ungetümen vorbei, die einen Körper in Stücke rissen.
All das sah er nur verschwommen, die Kopfschmerzen brachten ihn um. Wo war der verdammte Professor? Treppen, Gewimmer, mehr Treppen, Fauchen und Stöhnen, Tote, Untote. Holger stolperte, ein Schraubstock presste sein Gehirn zusammen. Eine Leiche, über die sich schmatzend eine Gestalt hermachte. Der Kopf der Gestalt ruckte hoch. Das Gesicht in rot getaucht, Spritzer auf der Brille.
Holger zu benommen, um einen Laut zu machen. Der Professor breitete die Arme zu einer beschwichtigenden Geste aus. Von seinen Händen tropfte Blut.
„Hör mir zu, Holger! Die Kopfschmerzen, sie verschwinden. Es kostet nur einen Moment der Überwindung.“
Holger legte Lore an. Er hoffte, dass Michail ihm seine Schwäche nicht ansah. Er konnte den Professor kaum fokussieren.
„Mach jetzt nichts Unüberlegtes. Denke daran, was auf dem Spiel steht.“
Übergangslos sprang Michail ihn an. Wieder einmal war Holger von der Kraft überrascht, die in dem kleinen Mann schlummerte. Scheppernd schlitterte Lore über den Boden. Schläge, Beton unter seinem Rücken. Michail hockte auf seinem Brustkorb, bohrte seine Knie in Holgers Oberarme, umklammerte seine Handgelenke. „Beruhig dich, Holger. Wir sind immer noch Menschen. Wir können es schaffen.“
Holger war zu schwach, um sich aus Michails Griff zu befreien. Lore außer Reichweite, eine Supernova im Kopf, sein Sichtfeld schrumpfte auf Bierdeckelgröße. Er gab seine Widerwehr auf. Michail ließ ihn nicht los. Er schob sein Gesicht näher an das von Holger, zwang ihn, ihm in die Augen zu sehen. »Wir stehen auf derselben Seite«, beschwor Michail ihn. »Es wird dir gleich besser gehen, vertrau ...«
Holger vergrub seine Zähne im Hals des Professors, zerrte und rüttelte, riss. Heißes Blut schoss ihm über das Gesicht. Holger schluckte, erst reflexartig, dann gierig. Michail kreischte, rollte sich weg, presste die Hände auf die sprudelnde Wunde. Holger setzte ihm nach, warf sich auf ihn, trank ihn, saugte wie ein Baby, das kein Verständnis von Zeit und Raum hatte, jetzt ein Bedürfnis verspürte und es augenblicklich befriedigen musste. Als Holger von Michail abließ, zuckte der Professor nur noch schwach. Holger übergab sich, kotzte Blut und schwarzen Schleim.
Dann spürte er eine warme Hand, sie streichelte seinen Rücken.
»Es ist vorbei«, sagte Holger. »Der Professor ...«
»Der Professor ist nicht wichtig«, sagte Lore. »War es nie. Du bist es, der zu etwas Höherem berufen ist.«
»Ich kann nicht ...«
»Du kannst.« Ihre Stimme war sanft und bestimmt zugleich.
»Wie soll ich es zum nächsten Turm schaffen?«
„Dir wird etwas einfallen. Dir ist doch immer etwas eingefallen.“
»Wirst du mit mir kommen?«
»Ich bin bei dir. Immer.«
Als Holger die Augen öffnete, waren die Kopfschmerzen verschwunden. Der Professor zuckte nicht länger. Ein Schatten kauerte über ihm und fraß, was Holger übrig gelassen hatte. Die Brille lag mit den Gläsern voran in einer schwarzen Lache, die Brillenbügel in einem unfreiwilligen Spagat gespreizt.
Holger griff nach seinem Gewehr und durchquerte ohne Hast die Stockwerke des Turms. Es fielen keine Schüsse mehr, keine Schreie, nur noch gelegentliches Knurren und Fauchen, wenn sich zwei Mutanten um ihre Beute stritten. Hauptsächlich einvernehmliches Schmatzen und Schlürfen. Holger klaubte zusammen, was er in dem Chaos finden konnte. Nahrungsmittel, Munition, Wasser.
Im obersten Stockwerk machte Holger eine Pause, um sein Knie zu massieren. Unverändert schmerzfrei. Dann öffnete er die Dachluke. Mit einem Quietschen schwang sie auf und Holger hievte sich aufs Dach. Warmer Wind schlug ihm entgegen, trug den immerwährenden Sand mit sich.
Holger blickte in die Richtung, aus der sie geflohen waren. Es brannte kein Feuer mehr. Nicht einmal mehr Rauch war zu sehen. Als hätte die Wüste den Turm verschluckt.
Holger drehte sich um, suchte sein Ziel. Der nächste Turm auf der Südroute war nur zu erahnen. Es würde ein weiter Weg werden. Diesmal hatte er keinen Truck. Und selbst, wenn er es bis dahin schaffte, wie sollte er hineingelangen? Wie sollte er das Serum ...
Lore hakte sich bei ihm unter. Ruhe überkam ihn. Ihm würde schon etwas einfallen. Ihm war immer etwas eingefallen. Und Lore würde über ihn wachen. Wie sie es immer tat.
Gemeinsam machten sie sich an den Abstieg.

 
Zuletzt bearbeitet:

Beim Thema der Challenge musste ich unweigerlich an Holger denken. Der hat mich vor vier Jahren aus einem Schreibtief geholt und ich habe ihn einfach in der Wüste zurückgelassen. Eine gute Ausgangslage für »was dann« und für das nochmalige Erretten meinerseits.
Hier wird nichts neu erfunden, aber hoffentlich für einen Moment gut unterhalten.
Falls sich jemand für die Vorgeschichte interessiert, findet er sie hier. Die ist aber für diese Geschichte nicht notwendig.

 

Hallo Weltenläufer, ich habe Deine Geschichte gestern sehr spät gelesen – war eine recht ungemütliche Nachtlektüre, aber so soll es ja sein im Horrorgenre. Erst mal vorneweg, das Ganze hat mir gut gefallen. Ich hatte erst ein bisschen so ein Mad Max-Feeling, dann aber auch das bekannte Schauergefühl bei all dem Gefleische, den Leichen, Mutanten usw. Das ist schon sehr derb, besonders zum Ende hin und definitiv etwas für Genreliebhaber: Das Zerfetzen von Menschen, das Trinken von Blut wird wohl nicht jedermanns Geschmack treffen, aber das war Dir natürlich vorher klar.

Mir hat gut gefallen, dass Du mit Lore, den Rückblenden und der Innenperspektive von Holger eine zweite Ebene einziehst. Dadurch bekommt das Ganze mehr Dimensionen, wirkt tiefer und plastischer.

Die Geschichte ist spannend, hat Action, es gibt einige überraschende Wendungen - für mich hat das funktioniert, mal sehen, was die anderen schreiben.

Ein paar kleinere Hinweise:

Das ist eine Frage persönlichen Geschmacks, aber ich könnte mir das von der sprachlichen Ebene härter vorstellen. Wenn ich Worte wie purzeln lese, bin ich nicht in der denkbar härtesten Gangart. Auch die Wahl von Figurenbezeichnungen wie Professor weichen das Ganze ein wenig auf. Das zieht sich durch den ganzen Text. Es gibt immer wieder ein paar verharmlosende Formulierungen, die dann in Kontrast mit dem Terror des Beschriebenen stehen.

Von der Konstruktion her gefällt mir gut, dass die Bedrohungsfaktoren immer wieder wechseln, mal sind es die Mutanten, dann der Professor, dann wieder die Menschen im Turm. Das Ende ist ein krachendes Finale, aber es wirbelt alles auch wenig durcheinander. Ich weiß nicht, ob man das geradliniger schreiben sollte, aber die letzte Wendung ist schon ziemlich brutal. Nun erwartet man ja nicht gerade ein Happy End, aber dieser Abschluss ist schon heftig.

Ich überlege, ob es eine befriedigende Variante gäbe, in der beide Hauptfiguren überleben. Aber das muss ich erst mal sacken lassen.

Gern gelesen!

Gruß Achillus

 

Hallo, @weltenläufer

Wow, kann es sein, dass es die erste Geschichte ist, die ich von Dir lese? Hat mir sehr gut gefallen. Achillus hat ja bereits "Mad Max" als Vergleich ins Feld gefühlt, ich hatte tatsächlich auch so ein King-Feeling, schmeiße mal "The Stand" ins Zimmer.

Ich fand vor allem das Ende ziemlich cool, die Erkenntnis, dass es irgendwie der Prot ist, der zumindest einen Teil des Schreckens bringt. Denn der Turm am Ende ist ja nicht die erste Zuflucht der Menschen, die er zerstört. :D <-- unpassender Smiley

Ich habe einen Eimer Kleinigkeiten mitgebracht:

Michails Gesicht war überzogen mit einem Schweißfilm, in dem Sand, Dreck und Undefinierbares klebte;

"Sand, Dreck und Undefinierbares", das ist Plural, und deshalb natürlich "klebten" statt "klebte".

Wie ein Wunder klemmte noch immer die Brille auf der Nase des Professors.

Davor geht es die ganze Zeit um den Professor, deshalb finde ich "des Professors" ziemlich überflüssig. "auf der Nase" oder "auf seiner Nase" reicht in meinen Augen völlig aus. (Das hast Du irgendwo später nochmal, kann es aber nicht mehr finden. Du musst mich nicht für so blöd halten, dass ich innerhalb eines einzigen Absatzes vergesse, um wen es geht.)

Nein, das war genauso wenig Einbildung gewesen, wie die Zähne, die sich in Holgers Handrücken gebohrt hatten.

Komma weg vor "wie". Wenn nach dem Vergleichswort kein vollständiger Satz folgt ... Und da folgt zwar noch ein vollständiger Nebensatz, der wird aber richtigerweise am "die sich in" mit einem Komma abgetrennt.

Unter losem Sand verbargen sich Senken, die selbst die mächtige Dreißig-Tonnen-Maschine auf die Seite werfen konnte.

"Senken" ist ebenfalls Plural, also "konnten" statt "konnte".

Der Professor mochte ein Genie auf dem Feld der Wissenschaft sein, aber er war ein miserabler Schauspieler.

"auf dem Feld der Wissenschaft", das klingt ziemlich faul. Nach meiner Erfahrung sind gute Psychologinnen nicht zwingend gute Chemikerinnen (dabei sind diese Wissenschaften zumindest an der TU Braunschweig in der gleichen Fakultät organisiert, trotzdem ... Es gibt halt riesige Unterschiede), und gute Germanisten sind nicht unbedingt mathematische Genies. Da dürfest Du ruhig konkreter werden, denn ich glaube Dir einfach nicht, dass der Professor auf dem extrem weiten Feld aller Wissenschaften ein Genie ist. So wirkt es einfach so, als wärest Du zu faul gewesen, Dir zu überlegen, was der Professor eigentlich macht, wenn nicht gerade Apokalypse ist. Hilfestellung: Ich vermute mal, er ist Mediziner oder Pharmazeut?

Beide begriffen im selben Moment, vier Hände packten das Lenkrad, versuchten den Truck unter Kontrolle zu bringen.

Komma vor "den Truck".

Doch je enger sich die Schlinge zuzog, als sie alles hinter sich lassen mussten,Nacht für Nacht um ihr Überleben kämpften,

Hier fehlt ein Leerzeichen vor "Nacht".

Zuletzt flehte sie - und das zu hören, erschütterte Holger mehr als alles andere.

Du benutzt manchmal auch Gedankenstriche, also könntest Du darauf achten, dass es einen Unterschied gibt zwischen Gedankenstrichen – und Bindestrichen -. Ich weiß, das ist wirklich kleinlich, aber ich finde es sehr angenehm im Auge, wenn es zumindest konsistent benutzt wird.

Same here:

Und dann hatte Gott auch Lore genommen - und ihn, Holger, wieder einmal übrig gelassen.
Das Wesen legte den Kopf schräg, stieß ein Fauchen aus und - schlurfte davon.

Da lag sie, die Hoffnung der Menschheit: Ein Haufen Elend, das jammerte wie ein kleines Kind.

Soweit ich weiß, wird nach dem Doppelpunkt nur dann groß weiter geschrieben, wenn ein ganzer Satz folgt. "ein Haufen Elend, [Nebensatz]" ist kein ganzer Satz.

Nichts ernstes.

"Ernstes" groß.

Doch alles was schnell war, war zum brennenden Turm aufgebrochen, um sich einen Teil an der Beute zu sichern.

Komma vor "was".

Sein Blick verriet, dass er auch ihn im Auge behalten würde.

Hier erscheint mir das wie ein Perspektivfehler, denn Holgers Blick verrät ja dem Professor was. Holgers Blick kann ja schlecht Holger was verraten, und das willst Du ja auch gar nicht sagen. Da Holger aber aus seiner Perspektive höchstens die Intention haben kann, dass sein Blick dem Professor etwas verraten solle, würde ich vorschlagen: Er warf ihm einen Blick zu, bedeutete ihm, dass er auch ihn im Auge behalten würde. Oder so.

Es waren alle samt lädierte Exemplare.

"allesamt" wird zusammen geschrieben.

Doch es waren ihrer viele.

Das klingt echt kacke. Wie wäre es mit: Doch es waren viele.

Er vermochte nicht sagen,

Hier fehlt ein "zu" vor dem "sagen".

bildeten eine kaum trennbaren Masse aus Haut und Plastik,

"eine kaum trennbare Masse" statt "eine kaum trennbaren Masse".

Rastlose wanderten sie umher, auf der Suche nach Nahrung.

"Rastlos" statt "Rastlose". Oder: Rastlose wanderten umher, ...

Er kannte Kopfschmerzen, sie waren in einer Welt ständiger Dehydration ein verlässlicher Begleiter. An Wasser mangelte es ihnen nicht, er trank einen halben Kanister leer.

Hä?

Ihnen beiden war klar, dass sie längst nicht so viel Zeit hatten, wie angenommen.

Komma weg vor "wie".

Wie meistens: Keine Gewähr auf Vollständigkeit. :D

Mehr möchte ich auch gar nicht hinzufügen, wobei, doch: Ich sage gerne nochmal, wie sehr mir das Ende gefällt. Da habe ich wirklich Bauchschmerzen gekriegt. Okay, das klingt jetzt irgendwie masochistisch. Was mir auch gefällt, ist, dass Du nicht explizit auf Zombies verweist, sondern stattdessen auf "Mutanten" und "Voodoo", also einfach ungenau bleibst. Es ist einfach schön, wenn sich ein Autor darauf verlässt, dass die Geschichte ohne viele Hintergrundinformationen funktioniert. Denn das tut sie!

Etwas Hintergrund gibt es ja durch diesen Lore-Kram, und dadurch bekommt das ja auch einen richtig bitteren Beigeschmack. Ich finde total cool, dass Du es hinbekommst, dass ich sie total creepy finde, aber trotzdem mit Deinem Prot fühle, dem sie Sicherheit gibt. Und vor allem eine Richtung, in die er gehen soll. Oh Gott, jetzt, wo ich drüber nachdenke, ist es sogar noch gruseliger.

Gerne gelesen. Hoffe, Du kannst mit den aufgehobenen Flusen was anfangen.

Gruselige Grüße,
Maria

 

Hallo @weltenläufer,

ich habe mit Blut, Gedärm und Untoten kein Problem, den Kommentaren habe ich entnommen, dass es darum geht. Juchei, dann wollen wir mal.:bounce:

in dem Sand, Dreck und Undefinierbares klebten
Das Undefinierbare stört mich irgendwie. Dreck ist ja eigentlich schon die Sammelbeschreibung dafür. Ich würds weglassen.

Wie ein Wunder klemmte noch immer die Brille auf der Nase des Professors.
Wie durch ein Wunder, oder?

Es schwappte in den Kanistern hinter ihren Sitzen. Wasser und Benzin, vertaut und gestapelt bis unter das verbeulte Dach des Trucks.
Irgendwie gefällt mir der Aufbau hier nicht ganz. Wasser und Benzin sind ja nicht gestapelt, sondern die Kanister.
Das Verb heißt übrigens vertäuen und nicht vertauen. ;)

In einem Reflex latschte Holger auf die Bremse,
Latschen finde ich hier irgendwie unangebracht lustig.

um sich gegen den Professor zu wehren
Kann man sich gegen jemanden wehren? Gegen etwas vielleicht, aber eine Person? Kommt mir merkwürdig vor. Vielleicht verteidigen?

Zu zweit purzelten sie aus dem Fahrerhaus.
Aus nem LKW fällt man ja auch ziemlich tief. Irgendwie fehlt mir hier der Aufprall.

wusste, dass er ihn überwältigen musste, war aber außer Stande sich zu regen.
Komma nach Stande

Sollte Michail überleben.
Den Satz versteh ich nicht. Ist das eine Frage?

Im Gehirn des Wissenschaftlers schlummerte die Befreiung für die Menschheit.
Nicht Befreiung, sondern der Plan dafür?

Holger opferte sich, um der Welt eine Chance zu geben.
Wieso opfern? Durch seinen Tod rettet er den Prof nicht.

wo sich die meisten in ihren Höhlen verkrochen hielten
Das hielten kann meiner Meinung nach weg.

Der Tablettencocktail schien endlich seine Wirkung zu entfalten.
Du hast ein paar Sätze vorher auch schon „Es schien ...“. Schreib doch einfach
Der Tablettencocktail entfaltete endlich seine Wirkung.

Etwas schlich sich an den Professor heran. Die Mutanten waren nicht intelligent genug zum Schleichen, deswegen hatte Holger die Kreatur womöglich übersehen. Normalerweise bewegten sie sich unnatürlich schnell.
Den Teil versteh ich nicht ganz. Insbesondere den zweiten Satz. Da schleicht etwas. Aber Mutanten schleichen nicht. Warum erwähnst du dann einen? Und was hat ihre Intelligenz mit ihrer Sichtbarkeit zu tun? Ich bin verwirrt.

Doch alles was, schnell war, war zum brennenden Turm aufgebrochen
Das doppelte war gefällt mir nicht.

um sich einen Teil an der Beute zu sichern.
Einen Teil der Beute
Oder
Einen Anteil an der Beute.

Der bemerkte es nicht, war viel zu beschäftigt damit, den Revolver gerade zu halten und sich Holger begreiflich zu machen.
Dreimal zu in einem Satz.

Gleich würde das Ding den Professor erreicht haben.
Was faselte das Kerlchen da. Virus strecken? Der versuchte doch nur, sein Leben zu retten.
Ich blicke nicht ganz durch. Der Porfessor kann die Welt retten. Trotzdem will Holger dass er stirbt?
Und warum nimmt er an, er denkt sich eine Geschichte aus, um sein Leben zu retten, wenn er ihn doch einfach abknallen könnte?

Lore flüstert etwas in Holgers Ohr:
Sie flüstert ja nicht etwas, sondern etwas ganz bestimmtes, du schreibst es ja danach. Von daher kann das etwas weg.
Und bei flüsterte fehlt ein e.

Lore und er hatten sich heftig gestritten und in seinem Zorn hatte er sich niemals für seinen Ausbruch entschuldigt.
In seinem Zorn finde ich unpassend. Der vergeht ja irgendwann.

dann packte er sein Gewehr: Lore.
Er benennt sein Gewehr nach seiner Frau?? Welche Ehre ... :rolleyes:

Die Hände des Professors zitterten, als er seine Brille aus dem Sand fischte.
War die Brille nicht weg?

Nicht den Hals, dort, wo der Mutant ihn gebissen hatte.
Hä, ich dachte das Vieh war kein Mutant?

Und selbst wenn sich der Professor Chancen ausrechnete, ihn zu töten, wie sollte er durch die Wüste kommen? Nein, er brauchte Holger. So wie Holger ihn brauchte.
Mhh, und das dachte er sich bei den ganzen vorherigen Mordversuchen nicht? Oder als er sich umbringen lassen wollte?

Geräusche die in dieser Welt vertrauter waren
Geräusche, die

er machte keine Anstalten erneut auf ihn einzustechen.
Komma nach Anstalten

war er außer Stande sich zu regen.
Komma nach Stande
Die Formulierung hast du oben schon mal

»Nicht so ruckartig bewegen«, flüsterte Michail neben ihm.
Sind die beiden nicht noch im Truck? Wie kommen die Mutanten darein?

Er gab seine Widerwehr auf.
Gegenwehr?

Alsooo .... insgesamt bin ich etwas zwiegespalten.
Das ganze erinnert mich sehr stark an Resident Evil, insbesondere den Teil der auch in der Wüste spielt. Dadurch habe ich die Bilder der verstümmelten Untoten, die sich durch den Sand schleifen ziemlich gut vor Augen.
Allerdings konnte mich deine Geschichte nicht so richtig fesseln. Irgendwie verwirrten mich Holger und Michael. Mir werden ihre Ziele, ihre Motive nicht klar. Sie wollen sie umbringen, können aber nur zusammen überleben. Warum eigentlich? Dann will Holger sterben, dann doch nicht. Das macht die Charaktere für mich unglaubwürdig. Klar, will ich überrascht werden, aber ich kann ja nur überrascht werden, wenn ich vorher etwas bestimmtes erwarte und dazu bin ich bei den beiden nicht in der Lage.

Warum fahren die beiden eigentlich mit einem LKW durch die Wüste? Ergibt sich das aus dem ersten Teil? Warum kann der Prof das Serum nicht verdünnen, während die beiden fahren, dann müssten sie sich nicht gegen die Mutanten verteidigen.
Warum hat der Professor den Vorschlag mit der Verdünnung nicht schon früher gemacht?

Ich mag den Namen Lore gar nicht. Ich denk die ganze Zeit an eine Güterlore. Naja, er passt ja dann auch zu der Frau bzw. dem Gewehr, die ja auch beide ziemlich unsymphatisch sind. Ich verstehe, dass du die Frau brauchst, als Ansporn für Holger, aber mich reissen diese Hintergründe eher raus. Vielleicht brauchst du da gar nicht so viel Info. Eine Frau die immer erscheint und mit ihm redet, genügt vielleicht schon und der Leser denkt sich seinen Teil?

Als es den beiden dann später schlechter geht, obwohl sie das Serum genommen haben, war für mich schnell klar, dass sie Menschenfleisch essen mussten. Was mir nicht klar ist, warum Holger lieber den Professor isst, als einen anderen Menschen. Hätte er dem Professor zugestimmt, hätte dieser ihn doch in Ruhe gelassen oder? Und wie will Holger den weiteren Weg ohne Menschenfleisch aushalten? Vielleicht sollte er sich noch ein wenig vom Professor einpacken. ;)

Was wollten die beiden eigentlich mit der Stürmung von Turm 2 erreichen? Sie wollten dort doch Schutz suchen. Was haben sie davon, wenn sich dort nun überall Mutanten aufhalten?

Der Text ließ sich größtenteils flüssig lesen, manchmal hatte ich allerdings das Gefühl, du hattest Angst etwas zu verpassen und mehr geschrieben als in eine Szene passt.
Zum Beispiel bei der Kampfszene am Anfang, wo die beiden noch auf ihren Sitzen sitzen. Da überholst du dich manchmal selbst, beschreibst jede Bewegen, auch die die gar nicht passieren, sondern nur passieren sollten. Da hatte ich zwischendurch nen Knoten im Kopf und ich bin der Meinung da kannst du mehr kürzen, dem Leser schneller erleben lassen. Im Kampf nimmt der Kämpfende ja auch nicht alles wahr.

So jetzt habe ich viel gemeckert, aber ich will noch sagen, dass dieser Text genau das ist, was ich lesen möchte und es deswegen auch gerne gemacht habe. Bei einem anderem Thema hätten mich die Verwirrungen vielleicht aus dem Text geworfen. So hat es mir trotz allem Spaß gemacht und ich freue mich über jeden Horror- oder Fantasytext bei der Challenge.

Viel Spaß noch und liebe Grüße,
Nichtgeburtstagskind

 

Hallo @weltenläufer ,

zunächst einmal vorweg: Dein Text hat mich gut unterhalten und ich habe die Gefühle Deiner Protagonisten gut nachempfinden können. Die drohende Wandlung zum Zombie-Monster und auch eine Idee davon bekommen, warum das alles passiert, sich Menschen in Türmen verbarrikadieren. Spannung hatte Dein Text allemal, Technisch bewundernswert fande ich auch, wie konsequent der Plot aufgebaut ist und Du die notwendigen Infos an den richtigen Stellen vermittelst. Für Horror fehlt es mir noch etwa am Thrill und den Schockmomenten. Die hatte ich nicht beim Lesen. Für mich war das eher ein spannungsgeladener Roadmovie in einer Endzeitwelt.

Der Turm stand in Flammen.

Der Anfang ist so simpel und gleichzeitig genial. Gleich mit dem ersten Satz war ich neugierig, fand mich in einer anderen Welt wieder und wollte wissen "warum". :thumbsup:

Wenn die Bewohner des Turms schlau waren, würden sie weder Michail noch ihn einlassen. Holgers Bissspur war zu offensichtlich. Und die Wunde des Professors nicht minder. Im besten Fall sperrte man sie in eine Zelle. Wahrscheinlicher war, dass man sie einfach abknallte. Oder man wartete, bis die Zeit sie erledigte.

Und hier geht es gleich weiter. Auch die Stelle fand ich spannend und hat meine Neugier gesteigert. :read: .

Der Schmerz in seinem Knie übertraf alles. Als drehe ihm jemand den Unterschenkel aus dem Gelenk.

Diese Formulierung fand ich dagegen plump. Was heißt das "übertraf alles". Hat mich irgendwie rausgeworfen aus der Spannung. Ich glaube der Vergleich hätte es alleine besser gemacht, z.B. "es durchfuhr ihn ein Schmerz, als drehe ..."


als sie alles hinter sich lassen mussten,Nacht für Nacht um ihr Überleben kämpften,

Da fehlt ein Leerzeichen zwischen "mussten," und "Nacht".

Holger sackte über dem Körper des Professors zusammen, nahm dessen ranzigen Körpergeruch wahr, wusste, dass er ihn überwältigen musste, war aber außer Stande sich zu regen. Sollte Michail überleben. Im Gehirn des Wissenschaftlers schlummerte die Befreiung für die Menschheit.

Dieses "Sollte Michail überleben." passt da für mich da nicht rein. Wäre nicht "Michail sollte überleben" richtiger oder sollte es eine Frage sein? Jedenfalls hat mich das aus dem Lesefluss geworfen.

dazu verdammt, sich selbst zu zerstören, um an das einzige zu gelangen, was ihnen etwas bedeutete: Nahrung.

Oh weh, ich bin auch ein Zombie :D

Du hast mich gut unterhalten. Deine Story gehört auf jeden Fall bislang zu eine meiner Challenge-Favoriten!

Liebe Grüße
Mädy

 

Hi @weltenläufer,

uffff. Krasser Stoff. Mad Max war auch das Erste, an das ich gedacht habe, zusammen mit The Walking Dead. Nur um das anzuführen: Ich habe keine der anderen Geschichten gelesen und hätte tatsächlich nie gemerkt, dass es sich um eine Reihenfolge handelt, wenn du es nicht geschrieben hättest. Dementsprechend nochmal Lob, einfach weil es so toll eigenständig und unabhängig ist.

Durch den Road-Aspekt hast du die Handlung ja quasi ziemlich stringent vorgegeben, wirklich irgendwo anders hin können sie ja nicht, immer auf der Flucht und viel Zeit haben sie auch nicht mehr, weil einer der lebenden Toten seine Backenzähne in ihrer Schulter vergraben hat. So bleibt der Plot das Herz der Geschichte, verliert dabei aber kaum an Fahrt, sondern ballert mit dem immer gleichen Tempo auf den Südturm zu.

Tatsächlich ist das hier auch einer der wenigen Texte, in denen ich Zombies akzeptieren kann. Von NGK und seinem Roman natürlich mal abgesehen, Zombots sind einfach sweet :lol:. Das Problem damit ist nämlich, dass sich die Leute es meistens einfach machen wollen. Was kann man nehmen, dass gruselig, abstoßend und gleichzeitig zu einem gewissen Grad faszinierend ist? Klar, Untote. Mittlerweile haben die ja richtig Kultstatus. Damit kann man nicht nur auf einer emotionalen Schiene fahren, eben wenn Überlebende ihre hirnlosen Freunde und Familie sehen, sondern auch bequem Konflikte umgehen, die in anderen Geschichten moralische Dilemma ausgelöst hätten. Abknallen oder nicht? Egal, ist eh nur ein Zombie. Draufhalten.
In deiner Geschichte aber stören sie mich überhaupt nicht. Warum? Weil ich sie ernstnehmen kann. Das liegt einerseits daran, dass du sie einfach toll und präzise beschreibst...

Die nächste Parodie einer Hand krallte sich in den Kühler. Ein Kopf erschien oberhalb. Der Hals war zu drei Vierteln durchgenagt, sodass der Kopf haltlos von Schulter zu Schulter baumelte. Lore riss den Kopf vom Rumpf.

Der Schlund war von abgebrochenen Zähnen gesäumt und gehörte zu einer klumpigen Masse, die einmal ein Gesicht gewesen sein mochte. Der Kopf sah aus, als hätte er Bekanntschaft mit einem Flammenwerfer gemacht.

...und andererseits daran, dass sie mich weniger an Zombies im eigentlichen Sinne erinnern. Stattdessen habe ich aus irgendeinem Grund die ganze Zeit über das Bild von einem dieser Venom-Viecher aus den Spiderman-Comics vor Augen. Schwarz, böse, mutiert, mit riesigen Zähnen und schwarzen Klauen. Mutant /Symbiont halt.

Eine einzige Sache verstehe ich nicht: Warum rast Holger in den Turm? Ist er bereits so sehr mutiert? Schließlich scheint er ja eigentlich daran interessiert, die Menschheit zu retten. Oder ergibt sich das aus der Vorgeschichte?

Wie dem auch sei

Viele Grüße
Michel

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo @weltenläufer ,

du versprichst Spannung und Horror, und beides lieferst du. Ab und zu lese ich auch eine Vampir-Geschichte oder eine mit Zombies. Mir scheint, dass es da jeweils ein ganz festgefügtes Arsenal an Gruseligkeiten, Kampfweisen und und (Biss-)Kontakten gibt. Da ist es vielleicht gar nicht so leicht zu variieren.
Da ich Lore nicht gleich als Name für das Gewehr einordnen konnte, habe ich doch erst die Vorgängergeschichte gelesen. Danach war alles klar, auch das Personal im zweiten Text. Im Grunde könntest du deinen Protagonisten noch einige weitere Türme erreichen lassen, bevor er die Kolonie erreicht. Dann nämlich erst stellt sich die Frage: Was dann?

Dass du deine Geschichte in der Wüste, die nicht näher bezeichnet wird, verortest und wir über die historischen Hintergründe nicht wirklich etwas erfahren, mindert für mich ein wenig den Gruseleffekt. So kann ich alle Bezüge zur realen Welt wegschieben und mich nur am Unterhaltungswert laben. Ich weiß schon, ist ja wohl eher deine Intention. Etwas Kritik möchte ich doch ein wenig am stereotypischen Männer-und Frauenbild äußern. Da wäre Potential, um neue Aspekte hineinzubringen.

In einem Roman (E-book, leider weiß ich Autor und Titel nicht mehr) ist eine Gruppe von Menschen auf der Flucht vor dem Virus, innerhalb Deutschlands, findet für kurze Zeit eine Chance, eine neue Gesellschaft aufzubauen und scheitert, weil es Kämpfe um die Macht zwischen den Mitgliedern geht. Der Versuch mutiert zu einer Rückkehr in reaktionäre Strukturen, basierend auf Clans- und Hordenverbänden, die sich in ständigem Kampf um die Ressourcen befinden. Über weite Strecken gibt es ähnliche Szenarien wie bei dir. Natürlich stellt sich auch die Frage, ob es ein Serum gegen das tödliche Virus geben kann, das die Verwandlung verhindert, und wer darüber verfügen wird. Allzu optimistisch scheint die Protagonistin, aus deren Sicht erzählt wird, nicht zu sein.

Dein Prota erinnert mich (mit seiner Lore an der Seite) an die fabelhafte Schlussszene aus "Tanz der Vampire":
"In jener Nacht wusste Professor Ambrosius noch nicht, dass er das Böse, das er für immer zu vernichten hoffte, mit sich schleppte, Mit seiner Hilfe konnte es sich endlich über die ganze Welt ausbreiten."

Ich habe beide Texte gerne gelesen, trotz meines leichten Vorbehalts gegenüber Horrorszenen.

freundliche Grüße
wieselmaus

 

Hey @weltenläufer,

ich habe deine Geschichte in einem Rutsch gelesen. Sprachlich finde ich das super, inhaltlich entwickelt sich das logisch. Ich habe ja echt Respekt vor Autoren, die so richtig schön gruselig, bzw. brutal schreiben können. Ich selbst lese gerne auch mal Stephen King und würde so gerne mal so eine richtig fiese, gemeine Horrorgeschichte schreiben. Krieg ich aber nicht hin :lol: Deine Beschreibungen der Zombies fand ich richtig gut. Schön beschrieben (kann man da von "schön" sprechen? naja, du weißt, was ich meine ...), sehr lebendig (höhöhö), so dass vor meinem inneren Auge diese ganze Szene in der Wüste toll entstehen konnte.

Ein paar Kleinigkeiten:

Was faselte das Kerlchen da. Virus strecken?
Müsste es hier nicht heißen: Serum strecken?

Nein, Holger glaubte an keinen göttlichen Plan. Aber er würde alles tun, um Lore zufrieden zu stellen. Selbst, wenn er sie sich nur einbildete.
Ich finde, das Fettgedruckte kann weg, das klingt so erklärend.

zogen ihre Eingeweide hinter sich her wie eine Traube Luftschlangen
"eine Traube" finde ich seltsam. Vielleicht "ein Haufen" Luftschlangen oder so ähnlich ...?

Ein widerlich schmatzendes Geräusch.
Ich würde "widerlich" streichen, das hat etwas Bewertendes. Ohne diesen Zusatz empfinde ich das schmatzende Geräusch noch brutaler.

Konnte diese Welt denn wirklich noch mehr abdrehen?
Diese Frage verstehe ich an dieser Stelle nicht und ich finde sie auch nicht gewinnbringend. Ich würde sie streichen.

Holger setzte ihm nach, warf sich auf ihn, trank ihn, saugte wie ein Baby, das kein Verständnis von Zeit und Raum hatte, jetzt ein Bedürfnis verspürte und es augenblicklich befriedigen musste.
Das Fette würde ich streichen, das wiederholt nur das zuvor Gesagte.

Lore hakte sich bei ihm unter. Ruhe überkam ihn. Ihm würde schon etwas einfallen. Ihm war immer etwas eingefallen. Und Lore würde über ihn wachen. Wie sie es immer tat.
Gemeinsam machten sie sich an den Abstieg.
Das Fette sind für mich wieder klare Streichkandidaten. Das wiederholt wieder nur. Ohne diese Zusätze fänd ich das Ende stärker. Aber - du bist der Chef, nimm dir, was du brauchst :)

Natürlich gibt es in dieser Zombie-Geschichte die üblichen Stereotypen, aber das hat der Unterhaltung keinen Abbruch getan, weil du sie gut erzählt hast!

Liebe Grüße
RinaWu

 

@Achillus

Danke für deinen erlösenden Kommentar.
Hab ja schon seit einiger Zeit keine Kg mehr hochgeladen, da ist das Warten auf die erste Rückmeldung dann besonders aufreibend.
Umso schöner, wenn es ein so wohlwollender Kommentar wird von jemandem, vor dem ich schreibtechnisch hohe Achtung habe.

Interessant dein Mad Max-Feeling, an den musste ich tatsächlich gar nicht denken beim Schreiben. Aber das schlummerte ganz sicher irgendwo, denn früher habe ich die Filme verschlungen - gehören sicherlich zu den Filmen, die ich am häufigsten geguckt habe (wenn ich daran denke, wie oft ich mir als Teen immer wieder dieselben Filme angeguckt habe. Andersrum gab es damals auch nicht jede Woche drei neue Blockbuster im Kino oder Fernsehen) Und jetzt, wo du es ansprichst, ist die Referenz auch recht klar. Obwohl wahrscheinlich alles Dystopische in einer Wüste, in der schwere Maschinen eine Rolle spielen, gleich an Mad Max erinnert.

Mir hat gut gefallen, dass Du mit Lore, den Rückblenden und der Innenperspektive von Holger eine zweite Ebene einziehst. Dadurch bekommt das Ganze mehr Dimensionen, wirkt tiefer und plastischer.
Das war meine Hoffnung. Ich denke auch, dass sich nur die eine reale Ebene in der Wüste zu schnell abgerieben hätte.

Die Geschichte ist spannend, hat Action, es gibt einige überraschende Wendungen - für mich hat das funktioniert, mal sehen, was die anderen schreiben.
genau das war mein Ziel. Schön, wenn es für dich funktioniert. Bisher scheint es ja bei den meisten zu ziehen.

Wenn ich Worte wie purzeln lese, bin ich nicht in der denkbar härtesten Gangart. Auch die Wahl von Figurenbezeichnungen wie Professor weichen das Ganze ein wenig auf. Das zieht sich durch den ganzen Text. Es gibt immer wieder ein paar verharmlosende Formulierungen, die dann in Kontrast mit dem Terror des Beschriebenen stehen.
das ist ein guter Hinweis. Tatsächlich habe ich die Worte nicht auf die denkbar härteste Gangart abgeklopft (geile Formulierung :D )
Wenn ich purzeln jetzt so losgelöst lese, hat das tatsächlich einen heiteren und damit unpassenden Beigeschmack. Professor finde ich nicht so schlimm, aber da sind sicherlich noch einige Wörter oder Wendungen, die man kritisch hinterfragen könnte.

Von der Konstruktion her gefällt mir gut, dass die Bedrohungsfaktoren immer wieder wechseln, mal sind es die Mutanten, dann der Professor, dann wieder die Menschen im Turm.
Aus diesem Grund musste ich das einfach zum Challenge-Thema bringen. Eine Situation gemeistert - und dann ... (wobei du natürlich mit deiner Kritischen Anmerkungen zum gewählten Thema [= Konflikt] auch recht hast)

Ich überlege, ob es eine befriedigende Variante gäbe, in der beide Hauptfiguren überleben. Aber das muss ich erst mal sacken lassen.
Ich habe eine Menge umgeschrieben, aber dieses Ende stand von Anfang an fest. Segen und Fluch, selbst erfüllende Prophezeiung: Holger bleibt übrig.

Danke für deine geschätzte Meinung


@TeddyMaria

kann es sein, dass es die erste Geschichte ist, die ich von Dir lese
gut möglich, mein Output war nicht sehr hoch in letzter ... Zeit

Hat mir sehr gut gefallen.
das freut mich

chillus hat ja bereits "Mad Max" als Vergleich ins Feld gefühlt, ich hatte tatsächlich auch so ein King-Feeling, schmeiße mal "The Stand" ins Zimmer.
Wie Achilles schon geschrieben, hatte ich Mad max gar nicht im Sinn, aber unterbewusst hat er hier sicherlich seine Eindrücke hinterlassen. King hat mich auch sehr geprägt, von daher ist sicherlich auch dieser vergleich nicht so sehr weit hergeholt, wenn ich auch hier nicht The stand vor Augen hatte (ist übrigens als Hörbuch der absolute Wahnsinn)

Ich fand vor allem das Ende ziemlich cool, die Erkenntnis, dass es irgendwie der Prot ist, der zumindest einen Teil des Schreckens bringt. Denn der Turm am Ende ist ja nicht die erste Zuflucht der Menschen, die er zerstört.
hehe, ja das hatte ich ziemlich früh im Sinn.
Wieselmaus hat ja Tanz der Vampire zitiert, da bin ich wohl nicht der erste mit dieser Idee, aber ich finde sie sehr gut. Vor allem wird Holger immer einen Grund haben über Leichen zu gehen, denn er folgt ja einem höheren Ziel, und was sind schon ein paar Leben, wenn er die gesamte Menschheit retten könnte? Diese Ausgangslage fand ich sehr reizvoll

Danke auch für dein kritisches Auge. Ab einem bestimmten Punkt der Überarbeitung verschlimmbessert man nur noch und wird betriebsblind. Die meisten deiner Vorschläge habe ich übernommen. Die Fehler sowieso.

Beim perspektivfehler rück ich erstmal nicht ab. Dir ist es aufgefallen, das ist natürlich doof jetzt und für die nachlesenden ein Fingerzeig. Den meisten wird es nicht auffallen und ich umgehe das Monstrum an Satz, das du vorgeschlagen hast. Vielleicht finde ich eine feinere Art und Weise das auszudrücken, aber mit der Perspektive sehe ich das wie mit Infodump. Ist erlaubt, solange es organisch bleibt und nicht aus der Geschichte wirft.
Vielleicht banalisiere ich die Szene, aber ich meine, das geht so durch.

Er kannte Kopfschmerzen, sie waren in einer Welt ständiger Dehydration ein verlässlicher Begleiter. An Wasser mangelte es ihnen nicht, er trank einen halben Kanister leer.
meinst, weil Widerspruch? Erst Mangel, dann kein Mangel?
Haben doch alles gestapelt voll im Truck ... Vielleicht Absatz? oder seh ich was nicht?

Mehr möchte ich auch gar nicht hinzufügen, wobei, doch: Ich sage gerne nochmal, wie sehr mir das Ende gefällt. Da habe ich wirklich Bauchschmerzen gekriegt. Okay, das klingt jetzt irgendwie masochistisch. Was mir auch gefällt, ist, dass Du nicht explizit auf Zombies verweist, sondern stattdessen auf "Mutanten" und "Voodoo", also einfach ungenau bleibst. Es ist einfach schön, wenn sich ein Autor darauf verlässt, dass die Geschichte ohne viele Hintergrundinformationen funktioniert. Denn das tut sie!
damit adelst du meine Geschichte. Puh!
Die war wirklich sehr viel länger. Und dann habe ich immer mehr und mehr weggenommen. Viele viele Darlings gekillt. Das tat weh, aber ich dachte jedes Mal: für die kg nicht wichtig. Also weg. Nimm das! Und das! Zing! Zing!
Am kritischsten war mir das auch mit den Zombievergleichen. Ich habe da konsequent alles rausgenommen. Ich denke Mutant ist ein starkes Wort, das tatsächlich eine eigene Assoziation wirft. Womit ich den Zombie nicht verleugnen möchte, aber er hängt nicht mehr wie ein rotes Tuch vor der Geschichte

Oh Gott, jetzt, wo ich drüber nachdenke, ist es sogar noch gruseliger.
:D
Gerne gelesen. Hoffe, Du kannst mit den aufgehobenen Flusen was anfangen.
war sehr hilfreich. Danke fürs Dalassen deiner Gedanken und Flusen. :)

mehr dann morgen :)

grüßlichst
weltenläufer

 

Hi, @weltenläufer

Nur ganz kurz noch, weil Du ja gefragt hast:

meinst, weil Widerspruch? Erst Mangel, dann kein Mangel?
Haben doch alles gestapelt voll im Truck ... Vielleicht Absatz? oder seh ich was nicht?

Ja, das ist doch voll der Widerspruch, oder? Und hier erklärst Du auch nur, warum sie Wasser haben (ist alles gestapelt im Truck). Sehe ich ein, warum dann aber ständige Dehydration? Zusammen ist das ja mindestens interessant.

So interessant, dass ich das jetzt sogar nachgelesen habe. Also, naheliegend wäre natürlich, dass die Wüste so verkackt brennend ist, dass man mit dem Trinken nicht mehr nachkommt. Aber ergibt das auch Sinn? Wenn das so ist wie in vielen postapokalyptischen Szenarien machen die geschilderten Kämpfe ja nur einen winzigen Teil des Lebens der Figuren aus, und die meiste Zeit sitzen sie einfach nur im Truck und fahren durch die Gegend. Warum vergessen sie dann das Trinken? Das kann man doch wunderbar nebenher machen.

Es gäbe noch die andere Möglichkeit, dass die Dehydration durch Blutverlust zustande gekommen ist. Aber passiert das "ständig"? Möglichkeit 3, die mir noch einfällt, ist, dass die Charaktere nach Kämpfen ständig ewig lange bewusstlos oder so schwer verletzt sind, dass sie an ihre Vorräte nicht rankommen (es gibt ja so Geschichten, in denen das passiert). Auch interessant. :lol:

Ich meine, okay, Du hast erklärt, dass die viel Wasser haben. Wieso sie aber zugleich unter "ständiger Dehydration" leiden, erschließt sich mir nicht ganz. Vielleicht ist das auch völlig logisch, und meine Zweifel kommen daher, dass ich medizinisch-biologisch ein totaler Laie bin. Allerdings dürfte das sicher auf viele Leser/innen zutreffen. :D

Und ich glaube, Du löst das Problem nicht durch einen Absatz. Ich glaube, ich zumindest würde mir das mit der Dehydration merken, auch wenn erst drei Seiten später das mit dem vielen Wasser kommt (außer vielleicht, ich lese die einzelnen Sätze im Abstand mehrerer Tage).

Also, das sind meine Laiengedanken dazu.

Leiernde Grüße,
Maria

 

Hej @weltenläufer ,

wat’n scenario :schiel:. Zur Handlung gibt es nichts zu sagen und diese Geschichte lebt von den Bildern, die du brauchst. Das hast du gut hingekriegt, obwohl ich atmosphärisch an Mad-Max-Filme erinnert war. Aber das konnte nur nützlich sein. Teilweise hast du so gut beschrieben, dass ich beinahe die Augen wie im Kino schließen oder zu Hause ein Kissen vor das Gesicht legen wollte, ich Dummi. Widerliche Zeit, die du entwickelt hast. Und dein Holger, wie verrückt der normale Name in dieser Welt anmutet, ist ja auch nur ein Überlebenstier. Nun ja. So sindse wohl.
Einiges habe ich vermerkt - kannste ja mal gucken.

Er spürte nicht, wo es ihn erwischte. Der Schmerz in seinem Knie übertraf alles. Als drehe ihm jemand den Unterschenkel aus dem Gelenk.

Weißt du, im Gegensatz zu Filmen, in denen eben einfach etwas passiert und nicht kommentiert wird, habe ich mich schon oft gesagt, was eine schwere Verletzung wohl mit den Helden so macht. Und du bedienst es teilweise.

Durch die Schwärze Lores Stimme: »Du musst wieder aufstehen.«
Holger kniff die Augen zusammen, wollte in der Dunkelheit versinken, wollte bei Lore sein.
Sie brachte ihre Lippen ganz nah an sein Ohr. Ihr Atem kitzelte über seinen Nacken. »Noch nicht, Liebster.«
»Bitte ...«
»Ich beschütze dich. Ich habe dich immer beschützt.«

Also Romantik habe ich nicht erwartet und das erreicht mich.

Ungefragt brannte diese Kraft in ihm, die ihn bisher immer geschützt hatte. Ihn und immer nur ihn.

Ungefragt , schon klar, aber das klingt ungewollt missbilligend. Holger lebt von Lores Kraft/Energie und die existiert eben einfach. Nur so n Gedanke.

Doch alles was, schnell war, war zum brennenden Turm aufgebrochen, um sich einen Teil an der Beute zu sichern.

Bin nun wirklich kein Kommafuchs, aber das erste liest sich unrund.

Aber er würde alles tun, um Lore zufrieden zu stellen.

Hach, warum bin bloß so pingelig. Aber ich glaube an die Liebe zwischen Holger und Lore und es geht um mehr als Zufriedenheit. Sie quengelt ja nicht, wenn er es nicht tun würde. Sie liebt und verzeiht. Entschuldige, das geht die Romantikerin mit mir durch.

Sobald seine Finger über das warme Holz des Schafts streichelten, befiel ihn eine wohlvertraute Ruhe.

Ist das so? Gut, dass ich das mal lese, mal in diese verqueren Helden blicken kann.

Holger senkte Lore nicht.

Das muss ich (noch) nicht verstehen. ;)

»Wie lange brauchst du, um das Serum anzumischen?«
»Sollte nicht lange dauern.«
»Nein, sollte es nicht. Der Schuss lockt bestimmt noch mehr von ihnen an.«
»Ich muss nur eine Wasserflasche mit ...«
»Machs einfach!«, unterbrach Holger ihn. »Ich behalt die Umgebung im Auge.«

Der Dialog ist supergut.

Manche schleppten sich durch den Sand wie das eben erlegte Exemplar, zogen ihre Eingeweide hinter sich her wie eine Traube Luftschlangen.

Eine Traube Luftschlangen :hmm: Ich kanns nicht sehen. Aber ich stelle mir sie wie Blasentang vor. Kann sein, oder?

Holger legte Lore an, sah sich um.

Aber jetzt versteh ich’s. ;) ganz schön clever und spannend

ein gezielter Hieb machte ihnen genauso den Gar aus wie ein drittes Auge.

Ich würd den Garaus ja zusammenschreiben

Er hielt die Spritze noch immer in Händen, die er für ein Messer gehalten hatte.

Ich auch. :D

Na ja, ich habe tatsächlich kein Kissen benutzt und die Augen nicht geschlossen, aber es war schon derbe eklig, was du das inszeniert hast, mein lieber Weltenläufer.

Ginge es nach mir, dann hätte ich hier und da etwas mehr erfahren können, damit ich mitgelitten hätte, aber das wäre vermutlich für mich zu viel des Bösen gewesen. Passt dann schon.
So und nun? Was jetzt? Wofür denn weitergehen? Gibt es Hoffnung? Eine Lösung? Oder immer nur einen Aufschub? Man weiß es nicht.

Ein Leseeindruck und freundlicher Gruß, Kanji

 

Hallo @Nichtgeburtstagskind,

wie immer hast du eine sehr umfangreiche Liste mitgebracht. Vielen Dank dafür. Mit einigen Punkten kann ich auf jeden Fall mitgehen und werd mich nach dem Antworten ans Frisieren machen.

Das Undefinierbare stört mich irgendwie. Dreck ist ja eigentlich schon die Sammelbeschreibung dafür. Ich würds weglassen.
da hast du recht, nehm ich raus.

Wie durch ein Wunder, oder?
auch hier hast du recht

Das Verb heißt übrigens vertäuen und nicht vertauen
argh, werd ich auch ausbessern

Latschen finde ich hier irgendwie unangebracht lustig.
@Achillus meinte auch, dass man das Vokabular noch mal nach der härtesten Gangart abklopfen könnte. Ich denke, das gehört dann dazu.
Kann man sich gegen jemanden wehren? Gegen etwas vielleicht, aber eine Person? Kommt mir merkwürdig vor. Vielleicht verteidigen?
da sehe ich jetzt kein Problem.

Den Satz versteh ich nicht. Ist das eine Frage?
hm. Eigentlich eher so ein resignativer Gedanke:
Mal gucken, ob das noch jemandem aufstößt
Nicht Befreiung, sondern der Plan dafür?
für mich stellt sich die Frage, ob du es beim Lesen verstanden hast. Reißt dich das raus? Dann muss es geändert werden. Ansonsten ist es natürlich nicht 100% korrekt, aber es bleibt und wird nicht behäbig
Wieso opfern? Durch seinen Tod rettet er den Prof nicht
nein, aber er gibt dem Prof die Chance zu überleben
Das hielten kann meiner Meinung nach weg.
:bonk: Irgendwas hatte in meinem Hinterkopf gezwickt bei diesem Satz. Tatsächlich ist das hielten das, was ich weiter oben mit behäbig meinte. Kann weg, muss weg, kommt weg. Danke

Du hast ein paar Sätze vorher auch schon „Es schien ...“. Schreib doch einfach
Der Tablettencocktail entfaltete endlich seine Wirkung.
muss ich noch mal gucken, dachte ich hätte das schien auf Häufigkeit abgeklopft, kann ich aber auch übersehen haben.
Den Teil versteh ich nicht ganz. Insbesondere den zweiten Satz. Da schleicht etwas. Aber Mutanten schleichen nicht. Warum erwähnst du dann einen? Und was hat ihre Intelligenz mit ihrer Sichtbarkeit zu tun? Ich bin verwirrt.
das sollte natürlich der text und nicht ich erklären. Schleichen ist für mich etwas aktives und zielgerichtetes. Der Mutant tut das notgedrungen, weil er körperlich nicht anders kann.
Einen Teil der Beute
Oder
Einen Anteil an der Beute.
kauf ich, nehme das erste
[QUOTEWar die Brille nicht weg?][/QUOTE]
ja, ist ihm im Kampf aus dem Gesicht gerutscht. und jetzt findet er sie wieder :susp:
Irgendwie verwirrten mich Holger und Michael. Mir werden ihre Ziele, ihre Motive nicht klar. Sie wollen sie umbringen, können aber nur zusammen überleben. Warum eigentlich? Dann will Holger sterben, dann doch nicht. Das macht die Charaktere für mich unglaubwürdig. Klar, will ich überrascht werden, aber ich kann ja nur überrascht werden, wenn ich vorher etwas bestimmtes erwarte und dazu bin ich bei den beiden nicht in der Lage.
das ist natürlich der Todesstoß für eine Geschichte. Wenn ich nicht verstehe, warum die Figuren so handeln, wie sie es tun, zündet ein text bei mir auch nicht.
Schade, dass es für dich nicht funktioniert hat.
Was mir nicht klar ist, warum Holger lieber den Professor isst, als einen anderen Menschen.
naja, es ist ja keine bewusste Entscheidung zunächst, sondern die letzte Möglichkeit, sich zu befreien von Michail.
auch die die gar nicht passieren, sondern nur passieren sollten.
das ist ein beliebter Kniff, den ich gern lese und auch im Film spannend finde
Knoten im Kopf soll er nicht verursachen ;)

aber ich will noch sagen, dass dieser Text genau das ist, was ich lesen möchte
okaaaaaay, das habe ich deinem Beitrag jetzt wirklich nicht entnommen. :schiel:

Bei einem anderem Thema hätten mich die Verwirrungen vielleicht aus dem Text geworfen. So hat es mir trotz allem Spaß gemacht
da bin ich aber froh
ich freue mich über jeden Horror- oder Fantasytext bei der Challenge.
ich mich auch, gerade diese Mischung macht die Challenge ja so spannend.

Danke für deinen Kommentar :)

@Maedy

zunächst einmal vorweg: Dein Text hat mich gut unterhalten
mit solch einleitenden Worten beginnt normalerweise ein Verriss :baddevil:
Technisch bewundernswert fande ich auch, wie konsequent der Plot aufgebaut ist und Du die notwendigen Infos an den richtigen Stellen vermittelst.
das freut mich sehr, habe ich hier doch eine Menge gekürzt. gerade auch weil es eine Vorgeschichte gibt, die ich natürlich sehr gut kenne, aber nicht erwarten darf, dass der Leser sie kennt, war das schon eine gewisse Herausfordern
Für Horror fehlt es mir noch etwa am Thrill und den Schockmomenten. Die hatte ich nicht beim Lesen.
okay, das ist male eine Meinung, die mich vor einer Horrorgeschichte aus deiner Feder gruseln lässt
Für mich war das eher ein spannungsgeladener Roadmovie in einer Endzeitwelt.
damit kann ich vollkommen leben
Der Anfang ist so simpel und gleichzeitig genial. Gleich mit dem ersten Satz war ich neugierig, fand mich in einer anderen Welt wieder und wollte wissen "warum"
schön, dass du das sagst. Erste Sätze sind definitiv wichtig und ich habe einige verworfen, bis ich zu diesem kam. Ist ja quasi die Eintrittskarte in eine Geschichte.
Dieses "Sollte Michail überleben." passt da für mich da nicht rein. Wäre nicht "Michail sollte überleben" richtiger oder sollte es eine Frage sein? Jedenfalls hat mich das aus dem Lesefluss geworfen.
okay, da hatte auch schon NGK ein Problem mit, diese Stelle muss ich mir wohl noch mal ansehen
Oh weh, ich bin auch ein Zombie
Argh! :D
Deine Story gehört auf jeden Fall bislang zu eine meiner Challenge-Favoriten!
juhuuu

Lieben Dank für deinen Kommentar.

@Meuvind

Mad Max war auch das Erste, an das ich gedacht habe, zusammen mit The Walking Dead.
Mad Max wurde nun schon häufiger erwähnt und ich kann mich nur wiederholen: hatte ich nicht im Sinn, ist für mich aber etwas mit dem ich durchaus leben kann
TWD hingegen, da bin ich wohl schuldig. Denke das Schreiben hat sich tatsächlich mit dem Ansehen der achten Staffel überschnitten.
Ich habe keine der anderen Geschichten gelesen und hätte tatsächlich nie gemerkt, dass es sich um eine Reihenfolge handelt, wenn du es nicht geschrieben hättest. Dementsprechend nochmal Lob, einfach weil es so toll eigenständig und unabhängig ist.
danke für das Lob. Und es gibt auch nur einen Teil zuvor. Mal sehen, vielleicht wird es in vieren Jahren einen dritten Teil geben ; )
Klar, Untote. Mittlerweile haben die ja richtig Kultstatus.
ich fürchte, die haben ihren Zenit schon überschritten. Jetzt wird die Welle totgeritten.
In deiner Geschichte aber stören sie mich überhaupt nicht. Warum? Weil ich sie ernstnehmen kann. Das liegt einerseits daran, dass du sie einfach toll und präzise beschreibst...
das werde ich ja ganz rot
und andererseits daran, dass sie mich weniger an Zombies im eigentlichen Sinne erinnern.
das freut mich natürlich. Damals, als ich den ersten teil geschrieben hatte, hatte ich noch die Untaten aus 28 days later im Sinn, daher auch das Tempo. Aber mit der Geschichte wollte ich den Schwerpunkt eigentlich verlagern.
Warum rast Holger in den Turm? Ist er bereits so sehr mutiert? Schließlich scheint er ja eigentlich daran interessiert, die Menschheit zu retten. Oder ergibt sich das aus der Vorgeschichte?
Nein, mutiert nicht, aber kurz davor. Sie müssen in den Turm, um mehr Serum herzustellen. Und da sie nicht eingelassen werden, nehmen sie den Rammbock

herzlichen dank für deine Worte

@wieselmaus

du versprichst Spannung und Horror, und beides lieferst du.
yes sirrrrr!
Mir scheint, dass es da jeweils ein ganz festgefügtes Arsenal an Gruseligkeiten, Kampfweisen und und (Biss-)Kontakten gibt. Da ist es vielleicht gar nicht so leicht zu variieren.
den Vorwurf muss man sich mit diesem Thema natürlich gefallen lassen. das Wort Kolonie, Serum, Professor ... mja, das sind schon etwas abgegriffene Anker. Originalität hoffte ich mit den Dimensionen des Überlebenskampfes zu bringen.
Da ich Lore nicht gleich als Name für das Gewehr einordnen konnte, habe ich doch erst die Vorgängergeschichte gelesen. Danach war alles klar, auch das Personal im zweiten Text. Im Grunde könntest du deinen Protagonisten noch einige weitere Türme erreichen lassen, bevor er die Kolonie erreicht. Dann nämlich erst stellt sich die Frage: Was dann?
einerseits freut es mich, dass du auch den ersten teil gelesen hast, andererseits ist es natürlich ein Ziel nicht erfüllt, wenn du das musstest. Hm
Dass du deine Geschichte in der Wüste, die nicht näher bezeichnet wird, verortest und wir über die historischen Hintergründe nicht wirklich etwas erfahren, mindert für mich ein wenig den Gruseleffekt.
das sind genau die Dinge, die ich immer am langweiligsten finde, in solchen Dystopien. Für mich hat das immer diesen Beigeschmack, als wolle die Geschichte auch noch pädagogisieren, den mahnenden Zeigefinger hoch halten oder sonstwie einen tierschürfenden Anstrich verleihen. Und das ist ja eindeutig nicht das Ziel: hier soll Spannung erzeugt werden, es geht um Die Welt, wie sie ist, nicht wie es dazu gekommen ist. In meinem Fall: Es geht um Holger und alles, was man über ihn wissen muss, erfährt man. Zumindest so meine Theorie. :aua:
Etwas Kritik möchte ich doch ein wenig am stereotypischen Männer-und Frauenbild äußern. Da wäre Potential, um neue Aspekte hineinzubringen.
da sprichst du aber schon vom ersten Teil, oder?
In einem Roman (E-book, leider weiß ich Autor und Titel nicht mehr) ist eine Gruppe von Menschen auf der Flucht vor dem Virus, innerhalb Deutschlands, findet für kurze Zeit eine Chance, eine neue Gesellschaft aufzubauen und scheitert, weil es Kämpfe um die Macht zwischen den Mitgliedern geht. Der Versuch mutiert zu einer Rückkehr in reaktionäre Strukturen, basierend auf Clans- und Hordenverbänden, die sich in ständigem Kampf um die Ressourcen befinden. Über weite Strecken gibt es ähnliche Szenarien wie bei dir. Natürlich stellt sich auch die Frage, ob es ein Serum gegen das tödliche Virus geben kann, das die Verwandlung verhindert, und wer darüber verfügen wird. Allzu optimistisch scheint die Protagonistin, aus deren Sicht erzählt wird, nicht zu sein.
kenne ich nicht, klingt aber interessant

Ich habe beide Texte gerne gelesen, trotz meines leichten Vorbehalts gegenüber Horrorszenen.
vielen Dank dafür und für deine Gedanken, hat mich sehr gefreut

genug für heute
morgen mehr

grüßlichst
weltenläufer

 

Da sprach von Tronje Hagen · »Ihr edlen Ritter gut, / Wen der Durst will zwingen ·
der trinke hier das Blut. / Das ist in solcher Hitze · besser noch als Wein; /
Es mag halt zu trinken · hier nichts Besseres sein. // Hin ging der Recken einer ·
wo er einen Toten fand: / Er kniet' ihm zu der Wunde · den Helm er niederband.
/ Da begann er zu trinken · das fließende Blut. / So wenig er's gewohnt war · er
fand es köstlich und gut. // »Nun lohn' euch Gott, Herr Hagen« · sprach der
müde Mann, / »Daß ich von eurer Lehre · so guten Trunk gewann! / Man schenkte
mir selten · noch einen bessern Wein. / Solang' ich leben bleibe · will ich euch
stets gewogen sein.« aus dem Nibelungenlied in der Übersetzung Simrocks​

»Du schaffst das!« Zuletzt flehte sie – und das zu hören, erschütterte Holger mehr als alles andere.
Er schaffte es. Lore nicht.

»Du bist zu etwas Höherem berufen, Holger. Du kannst nicht sterben, bevor du deinen Teil in Gottes Plan erfüllt hast.«

Da könnte man glatt auf die Jahreszahl 2015 setzen, wenn man die dunkle Brille aufhätte – und ein bisschen haben Mutanten ja was vom Anderen, dem Fremden. Und in den Ursprüngen des Horrors waren es etwa Gottes Widerstreiter wie der Teufel, als wenn der alttestamentarische Gott, der „zürnende“ Gott, der auch mal am Sinai so ganz nebenbei den einfachen Tänzer ums Goldene Kalb abschlachten ließ, den Leviten aber zur Priesterklasse erhöhte, eines Teufels bedurft hätte. Das war, wer seinen Regeln nicht folgte.
Warum komm ich da drauf`?
Weil nun zu den obigen Zitaten eine uralte, darum auf sog. Moderne umständliche Formulierung sich den zwo Zitaten zugesellt
Es waren allesamt lädierte Exemplare. Doch es waren ihrer viele.
Wo ein schlichtes „doch es waren viele“ genügte …,

lieber weltenläufer,

und war's in dem Vorläufer dieser Geschichte Hollywood, das mit Charlton Heston und den Normannen mir in den Kopf kam, so ist es diesmal des teutschen Nationalepos (immerhin ist Hagen der erste Kanzler auf später deutschem Boden - und da ist alles drin, was das horrorige Gemüt so mag, vom oben zitierten Trinken des Blutes der Gefallenen, Betrug (Brunni wird zwomal von Siggi betrogen - bei der Brautwerbung und handfester in der "ersten" Nacht, und zwischen Kindsmord und Massenabschlachten wird so nebenbei ein heiliger Mann ertränkt usw. usf., wer wollte da leugnen, dass Horror das alltäglichste und heiligste ist, das einem widerfahren kann in glorreichen Zeiten, denn wer den Zug nach Etzelsburg verfolgt, folgt den Spuren des Kreuzzuges Barbarossas, der Untergang der Burgunden 436 f. in der Belgica wird ins letzte Jahrzehnt des 12. Jh. verschoben - aber bevor ich den Rückblick auf meine erste Erfahrung mit dem Mutanten-Boogie warf, war mir schon ein gelegentlicher Hang zur Substantivierung aufgefallen, die eigentlich eine Sache der Bürokratie und weniger des Überlebens ist. Drei Verbindungen mit „zu + dem“ seien aufgezeigt

Der Truck kam zum Stehen.
Wohlgemerkt, ist nicht falsch, aber zum einen hässliches German gerund und wichtiger noch, Verwaltungsdeutsch. Lass das „dem“ am "zu" weg, und „stehen“ wird wieder re-verbalisiert (denn die eigentliche Substantivierung erfolgtja schon als „Stand“, dem Prät.) Ähnlich hier
…, die jeden Zweifel zum Schmelzen brachte.
Die Mutanten waren nicht intelligent genug zum Schleichen,

Hier erscheinstu gelegentlich „außer Stande“, Dich fürs Komma zu entscheiden
Holger sackte über dem Körper des Professors zusammen, nahm dessen ranzigen Körpergeruch wahr, wusste, dass er ihn überwältigen musste, war aber außer Stande[,] sich zu regen.
(kommt buchstäblich noch mal vor, musstu selbst schauen)

Hier wird das Komma am besten verschoben

Doch alles was, schnell war, war zum brennenden Turm aufgebrochen,
vors „was“, nach „alles“

Bin gleich so[...]weit.«
So weit als unbestimmte Angabe (Ort, Raum, Zeit) immer auseinander, nur als Konjunktion zusammen. Bei Unsicherheit am besten immer auseinander, kehrt die Wahrscheinlichkeit, falsch zu liegen, um von 0,9 auf 0,1. „Soweit“ ich weiß, ist die Häufigkeit der Konjunktion auf eben solche Sätze, wie den hier, beschränkt.

Allmählich drangen auch die Geräusche an sein Ohr, Geräusche[,] die in dieser Welt vertrauter waren, als das Grillenzirpen am Abend:

ein gezielter Hieb machte ihnen genauso den Gar aus wie ein drittes Auge.
„Garaus“, egal wie‘s einer ausspricht

Das Messer hatte er wieder herausgezogen und er machte keine Anstalten[,] erneut auf ihn einzustechen.

Hier
Er hielt die Spritze noch immer in Händen, die er für ein Messer gehalten hatte.
Verleitet die Satzstellung zumindest auch den flüchtigen Leser, die Hände für ein Messer zu halten , warum nicht „in Händen hielt er noch immer die Spritze, die er ...“

Die Sonne schien gleißend, hatte auch den hungrigsten Mutant zurück in seine Höhle verjagt.
„den … Mutanten“

Die Antwort war noch mehr Steine.
"waren" noch mehr Steine

Holger zu benommen, um einen Laut zu machen.
Komma noch Holger (im Falle einer elliptischen Absicht) oder ein Verb, vorzugsweise „sein“ - Holger war ...

Geschafft!, jubeln Zunge und Lippen und freu'n sich aufs erste Einbecker ..., der Mutter allen Bocks!

Tschüss, schönen Abend und chönes Wochenende aus'm lauwarmen Pott (gestern, einiges mehr über NN, Hagen, 17 Celsiusgrade - da muss man ja erkältet sein) von Häuptling

Schniefnase Friedel

 

Hey @weltenläufer,

da passiert richtig was in deiner Geschichte, auch mit mir als Leser. Überall Gedärme, schmatzende Gehirnmasse unter den Schuhsohlen und krachende Schädel. Herrlich. :D Das Zombieinversionsgenre schreibst du nicht neu. Aber die Bilder sind klasse, die Handlung rasant und der Plot stimmig. Hat mir gefallen. Die Abhängigkeit oder Koexistenz von Holger und Michail, während sie getrieben von der Suche nach Heilung und Erlösung durch die Wüste heizen, fand ich stark. Ohne die Stimme von Lore - als treibende Kraft, aber auch als wunder Punkt - wäre Holger in dieser Zweierkonstellation zu überlegen. Gut, dass er diese Schwäche hat.
Ich weiß nicht warum, aber ich finde es witzig, dass deine kampferprobte, Mutanten abschlachtende Aktionhauptfigur den Namen Holger trägt. Also, ich finde es nicht schlecht. Die Helden müssen ja nicht immer Jack oder Ivan oder so heißen. :cool:

Dass das Gewehr auch den Namen Lore hat, war für mich kurz verwirrend. Somit sind in der Szene zwei Lore: die Stimme seiner Frau und die Knarre. Ich sehe den Mehrwert dieser Namensgebung nicht. Und ich verstehe auch seine Beweggründe nicht. Seine Frau ist doch stets als Stimme/Geist bei ihm. Er braucht also keinen Ersatz als Erinnerung.

Gedanken zu Textstellen, die glaube ich noch nicht kamen:

Während er noch den Gallert vom Gewehr schüttelte, gierten weitere Hände nach seinen Beinen.
Das Gallert.

Schließlich doch Schüsse, miserable Schützen, der Seitenspiegel zersprang. Holger drückte das Gaspedal bis zum Anschlag durch.
"trat" das Gaspedal...?

Ach, kurz zurück zum Anfang deiner Geschichte.

Der zweite Turm
Der Turm stand in Flammen.
Der erste Satz hat auf jeden Fall Kraft und weckt die Neugier des Lesers. Aber er stellt, direkt nach der Nennung des zweiten Turms im Titel, einen falschen Bezug her - es steht ja der erste Turm in Flammen. Finde ich nicht ganz so gelungen.

Anyway. Wie schon gesagt, gern gelesen.:shy:
Viele Grüße
wegen

 
Zuletzt bearbeitet:

Tja, weltenläufer, was soll ich dir zu der Story sagen, was ich nicht schon unter dem ersten Turm gesagt habe?
Weil's wirklich eins zu eins dasselbe wäre (und ich darüber hinaus eine faule Sau bin), kopier ich's jetzt einfach hier her:

Ich bin ein bisschen zwiegespalten, weltenläufer.
Zum einen zog mich die Geschichte in ihren Bann, sie ist ja wirklich spannend, und ich hab sie auch bis zum Ende gelesen, andererseits blieb ich völlig ungerührt, weil das halt einfach ein Sujet ist, mit dem ich absolut nichts anfangen kann, dem es einfach nicht gelingt, mir nahezugehen. Ich habe (leider?) nie Zugang zu so Fantasykram gefunden, mich interessiert und fasziniert das einfach nicht. In Zeitraffer mutierende Lebewesen, na ja, ich finde sowas halt einfach nur albern. (Meiner Einschätzung nach sind Fantasiewesen wie Zombies oder sonstige Mutanten, und wenn sie noch so gruselig und schockierend beschrieben sind, niemals imstande, solch wahrhaftigen Horror auszulösen, wie die Psyche und das Verhalten der echten Menschen im wirklichen Leben.)
Trotzdem will ich dir zumindest sagen, dass ich das handwerklich wirklich toll gemacht finde, sprachlich, stilistisch ist das klasse, sehr bildhaft geschrieben, sehr anschaulich, ich sah die ganze Szenerie wirklich vor mir, den Turm, die verlorenen, kaputten Figuren da drin. Das Lesen empfand ich tatsächlich wie das Anschauen eines Films. Dummerweise war’s ein Film, der mir nicht besonders gefällt.
Für Liebhaber des Genres aber ist es vermutlich ein wirklicher Lesegenuss.
(Das für dich Relevante hab ich extra hervorgehoben.)

Auch wenn ich die Story (genrebedingt, wie gesagt) eher überflogen, also nicht wirklich konzentriert gelesen habe, sind mir doch ein paar Kleinigkeiten aufgefallen:
Zunächst ein paar quasi fahrzeugtechnische Fragezeichen:

Holger riss das Steuer nach links.
Wenn man das Steuer nach links reißt, macht das Fahrzeug was? Richtig, eine scharfe Linkskurve.
Und in einer Linkskurve zerrt die Fliehkraft alles, was im Wagen ist (die Insassen, die Zigarettenpackung auf dem Armaturenbrett, die leeren Bierdosen im Fußraum, das Jausenbrot auf der Rückbank usw.), in welche Richtung? Nach rechts, oder?
Michail wurde von seinem Sitz katapultiert, gegen Holger gepresst;
Wenn nun also der Beifahrer in einer scharfen Linkskurve gegen den Fahrer geschleudert wird, gehe ich natürlich davon aus, dass er links vom Fahrer gesessen hat, was nichts anderes heißt, als dass wir es hier offenbar mit einem rechtsgelenkten Wagen zu tun haben.
Dann kann ich mir allerdings nicht recht vorstellen, wie ich mir das vorzustellen habe:
Holger nahm Michail mit dem rechten Arm in den Schwitzkasten.
Ein ähnlicher Stolperstein war das für mich:
Doch sein Beifahrer konnte ihm nicht helfen. Michail war gegen die Fahrertür gesackt.
Und das:
In einem Reflex latschte Holger auf die Bremse, der Truck schlingerte, Reifen quietschten,
:confused: (Bis zu dieser Stelle dachte ich nämlich, die fahren querfeldein durch eine Sandwüste …)

Und jetzt wird's sprachtechnisch:

Seine Brille hatte er verloren und ohne sie war der Professor scheinbar blind wie ein Maulwurf.
Okay, nimmt man den Vergleich wortwörtlich, stimmt das Adjektiv „scheinbar" hier natürlich, weil Michail ja tatsächlich nicht blind wie ein Maulwurf ist. (Einfach, weil er kein Maulwurf ist.)
(Genau das drückt „scheinbar“ nämlich aus: Dass Michail ohne Brille in Wahrheit nicht blind wie ein Maulwurf ist.)
Allerdings glaube ich, dass du das so nicht gemeint hast, sondern eher so, dass Michail auf Holger tatsächlich so gut wie blind wirkt, es also anscheinend ist.
(Ja, ich weiß schon, die missbräuliche Verwendung von scheinbar statt anscheinend hat sich umgangssprachlich längst durchgesetzt und mittlerweile kann man sie auch nahezu täglich in einstmals seriösen Zeitungen finden, und ja, ich hab das hier im Forum schon grob geschätzt viertausendmal thematisiert und in ein paar Jahren wird vermutlich eh kein Hahn mehr danach krähen, dass die beiden Begriffe in Wahrheit völlig gegensätzliche Bedeutungen haben, aber … na ja, solange ich es als falsch empfinde, werde ich es auch sagen.)
ein gezielter Hieb machte ihnen genauso den Gar aus [Garaus]
Holger schielte zum Professor. Er hielt die Spritze noch immer in Händen, die er für ein Messer gehalten hatte.
Etwas missverständliche Bezüge.
Die Wüste wimmelte vor [von] Mutanten.
»Doch[,] hat es.« Eine lange Pause.
die Nadel zitterte im halb vollen Bereich.
Würde ich zusammenschreiben.

Eine wirklich tolle Story, weltenläufer. (Leider mag ich so Exploitation-Quatsch nicht. :Pfeif:)

offshore

 

@maria.meerhaba
Wie immer eine Freude, dich unter einem meiner texte zu finden.

Okay, ich glaube, diesmal solltest du meine Kritik nicht ernstnehmen, außer natürlich sie fällt positiv aus
genau so machen wir das :p
dass mir die Vorgeschichte damals echt gut gefallen hat und sogar so einen Eindruck hinterlassen hat, dass ich noch weiß, dass der Prot am Schluss im Bus saß, einer fuhr den Wagen, der andere tat irgendwas mit der Karte (lesen?) und beide machten sich darauf bereit, sich wegen dem einzigen Heilmittel sich gegenseitig umzubringen.
Das geht runter wie Öl. Bei den hunderten von Geschichten, die wir uns hier reinziehen, ist das schon ... hach
wieso muss die Maria einfach vorgreifen? Lass mich weiterlesen.
hrhr
Außerdem ist das jetzt viel zu Stichwortartig, als wolltest du das Tempo noch mehr beschleunigen, indem du alles Schöne aus dem Satz nimmst und es auf ein Minimum einschränkst. Ich finde es grauenhaft. Auch die Kampfszene ist stichwortiggehalten, was vielleicht die alte Maria gut gefunden hätte,
mäh ... schade, dass es bei dir nicht funktioniert. Wenn die Absicht zu sehr durch den Text sticht, dann ist das natürlich doof.
Habe mir gleich mal deinen indirekten Buchtipp gegönnt. Läuft bei mir jetzt als Hörbuch. Sauspannend. Danke dafür.
Wenn die Geschichte den Leser mitreißt, und hier ist das der Fall so, braucht es dieses stichwortartige nicht. Man liest schnell mit und will nichts verpassen.
Weiß nicht, ob ich mit dieser Begründung so mitgehe, im Umkehrschluss würde das ja bedeuten, dass das für Geschichten vorbehalten ist, die nicht mitreißen ;) Und ich glaub, da zieht dann auch das Abgehackte, Hektische nicht mehr
Der Satz klingt so, als hättest du einen unfertigen Satz zwischen zwei fertigen Sätzen geschoben, die überhaupt keinen Zusammenhang zu dem mittleren Satz haben. Unschön. Es bremst nicht nur den Lesefluss, es wirft einen aus der Geschichte
Gut beobachtet, der Satz ist wirklich relativ spät der Schere zum Opfer gefallen, hatte das zunächst viel ausführlicher und empfand es als Ballast. Hab da wohl zu viel abgeworfen ... Merde
die dem vorherigen Teil im Nichts nachsteht. Spannend geschrieben, bildreich beschrieben, und natürlich ein echt toller Konflikt, den du gut gelöst hast. Kurz: Ich hatte meinen Spaß an der Geschichte und ich will es loswerden: Gern gelesen und beim Voting (falls keine andere Geschichte es übertreffen sollte) in meinen Top 3 der Challenge. Du zeichnest die Figur echt gut. Lore ist am Anfang echt verwirrend, aber man nimmt schnell den Faden auf und kennt sie sofort. Die Figuren bekommen Gesichter, die Atmosphäre habe ich förmlich gespürt
muss ich jetzt einfach mal so zitieren für mein Ego
(ich hab ja schon gesehen, dass da noch ein Aber kommt, also labe ich mich erstmal hier dran)

Zu deinem Aber habe ich ja weiter oben schon was gesagt.Ich würd das jetzt mal unter Geschmack verbuchen. Ich glaube, da ging bisher nur eine Stimme mit dir d'accord. Von daher werd ich das erstmal so lassen.
Will deinen Einwand aber nicht einfach so wegwischen. Das ist eine Gratwanderung und womöglich ist es mir nicht geglückt. Dieses Elliptische, Abgehackte, das bürstet gegen die Lesegewohnheit und deswegen muss es echt sitzen, damit es nicht rauskickt. Wenn der Tag nicht nur diese lausigen 24 Stunden hätt, würd ich mir den text noch mal vornehmen und das alles rausnehmen und mal beide Versionen gegeneinander halten. Wer weiß, wofür ich mich entscheiden würde.
Aber gut, Hauptsache es ist verdickt spannend (das macht die Autokorrektur aus deiner Wortwahl :D )

Ich danke dir fürs Lesen und Meinung dalassen.

@RinaWu

Lieben Dank für deine lobenden Worte. Logisch hat bisher noch keiner gesagt, aber das finde ich unheimlich wichtig. Sobald man sich fragt, warum wer so und so handelt oder aus welchem Grund dies oder jenes passiert, dann ist man schon draußen und hat verloren. Schwierig den Leser dann wieder einzufangen. Ich sag nur: TWD


Ich habe ja echt Respekt vor Autoren, die so richtig schön gruselig, bzw. brutal schreiben können
siehst du, ich betrachte es genau von der anderen Seite. Mal eine Geschichte hinbekommen, die ohne diese, ich sag mal, an der Oberfläche ausbrechenden Konflikte hinzubekommen, das ringt mir tiefen Respekt ab. Naja, das ist jetzt vielleicht etwas salopp gesagt, denn letztlich geht es mir immer um die Geschichte, da spielt es eigentlich keine Rolle, in welcher Weise der Konflikt explodiert - solang es gut geschrieben ist. Aber was mir leichter zu schreiben fällt, ist auf jeden Fall klar-. Und wo schielt man immer neidisch hin ... genau
Ich selbst lese gerne auch mal Stephen King und würde so gerne mal so eine richtig fiese, gemeine Horrorgeschichte schreiben
ja, ich habe den als Teen gelesen und lese ihn auch jetzt immer wieder mal. Der hat natürlich Vorschusslorbeeren und kann sich Dinge wie kaum jemand anderes erlauben. Was aber sein Können in keiner Weise angreifen soll. Was mich damals umgehauen hat, war Das Mädchen. Gerade weil aus seiner Feder und eben ganz anders. Sowas hinbekommen, das ist echt schon ...
Schön beschrieben (kann man da von "schön" sprechen? naja, du weißt, was ich meine ...), sehr lebendig (höhöhö), so dass vor meinem inneren Auge diese ganze Szene in der Wüste toll entstehen konnte.
Danke. Damit steht und fällt es. War schon eine kleine Herausforderung, weil ich natürlich den ersten teil noch im Kopf hate. Schön, wenn es geklappt hat.
Müsste es hier nicht heißen: Serum strecken?
hast recht, wird ersetzt :bonk:
[QUOTEIch finde, das Fettgedruckte kann weg, das klingt so erklärend.][/QUOTE]
Hm, das ist der einzige deutliche Verweis im text, dass Holger sich bewusst auf seine Einbildung einlässt. Schwer mich davon zu trennen, geb ich zu ...
"eine Traube" finde ich seltsam. Vielleicht "ein Haufen" Luftschlangen oder so ähnlich ...?
Traube ist wirklich nicht so dolle. Ich geh noch mal in mich
Ich würde "widerlich" streichen, das hat etwas Bewertendes. Ohne diesen Zusatz empfinde ich das schmatzende Geräusch noch brutaler.
hast recht, ist raus
Diese Frage verstehe ich an dieser Stelle nicht und ich finde sie auch nicht gewinnbringend. Ich würde sie streichen.
auch hier geb ich dir recht, ist raus (tat bisschen weh, aber du hast recht, jawohl )
Das Fette würde ich streichen, das wiederholt nur das zuvor Gesagte.
bleibt :baddevil:
Das Fette sind für mich wieder klare Streichkandidaten. Das wiederholt wieder nur. Ohne diese Zusätze fänd ich das Ende stärker. Aber - du bist der Chef, nimm dir, was du brauchst
gerade dieses Wiederholende soll ja das Mantraartige unterstreichen und zeigen, wie weit er sich auf Lore einlässt.
weil du sie gut erzählt hast!
vielen lieben Dank dafür, fürs Leben allgemein, deine Meinung und die durchdachten Streichvorschläge.

grüßlichst
weltenläufer


 
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Hallo lieber @weltenläufer ,

wie ich heute schon einmal geschrieben habe: Ich bin noch relativ neu hier und scheue mich immer ein wenig, andere Geschichten zu kommentieren, da ich selten das Gefühl habe, etwas sinnvolles zum Diskurs beitragen zu können. Aber hey - ich mach heute mit dem Kommentieren einfach mal weiter und lasse dir ein paar Leseeindrücke zurück:

Deine Geschichte hat mir insgesamt wirklich gut gefallen, die Endzeitstimmung wurde bestens transportiert, die Action hat ebenso gepasst. Mich persönlich können Geschichten über Zombies/Untote etc. normalerweise - spätestenes seit der Dauerbestrahlung durch The Walking Dead - nicht mehr hinterm Ofen hervorlocken. Und dennoch empfand ich deinen Text als ein kurzweiliges Vergnügen und wurde bestens unterhalten. Die kleinen Überraschungen und Wendungen funktionieren und haben mich immer wieder weiterlesen lassen.

Zwei kleine Punkte, die zumindest für mich nicht ganz passen wollten:

Wie durch ein Wunder klemmte noch immer die Brille auf der Nase des Professors. Das Drahtgestell geflickt, das linke Glas von einem Sprung durchzogen. Hinter den Gläsern Augen, in denen Pläne funkelten. Pläne, Holger loszuwerden.

Irgendwie ist hier an mir vorbeigegangen, weshalb Holger glaubt, dass der Professor ihm etwas antun will. (Vielleicht ist es einfach schon etwas spät :bonk: )

Die Verwandlung ist aufgehalten, aber anscheinend ist genug vom Virus in uns, dass sie uns nicht mehr als Menschen einstufen.

Mich stört hier die Formulierung, dass die Mutanten irgendwen als Menschen "einstufen" - das klingt zu schlau für Wesen, die mehr oder weniger nur von ihrem Hunger getrieben werden. Mir würde hier z.B. "wahrnehmen" besser gefallen.

Ansonsten freut es mich zu hören, dass es eine Vorgeschichte gibt, die werde ich dann wohl auch gleich noch lesen.
Ach und überhaupt schön, dass du Holger wieder aus deinem Schreibtisch hervorgeholt hast!

Beste Grüße
Cohen

 

Hey weltenerschrecker ;),

meine Güte, wat für ein Roadmovie voller Action. Da kommt man ja gar nicht zum Luftholen!
Also, Du weißt um meine Nichtliebe für dieses Genre, ich finde das ja irgendwie albern, immer kommen da irgendwelche Wesen und die werden beballert und so geht das hin und her und am Ende gewinnt meist das Gute, wenn auch mit schweren Schäden. Ähnlich lassen sich aber auch Liebesgeschichten (die ich ja sehr wohl lese) zusammenfassen, a trifft b und am Ende alle happy mit Geranien im Blumenkasten. Sprich, ich könnte jetzt @ernst offshore zitieren, was mich und deinen Text betrifft, es geht mir genau so. Und fertig mein Komm. Dank an offshore :D

Nee, so einfach dann doch nicht. Ich versteh das Ende nicht. Vielleicht hat das in den Komms schon wer gesagt, vielleicht hast Du es schon irgendwo erklärt, vielleicht bin ich einfach zu blind oder ahnungslos, aber ich schreibe Dir das jetzt trotzdem hin. Schon, weil ich ja auch sonst nix zu sagen hab.

Holger vergrub seine Zähne im Hals des Professors, zerrte und rüttelte, riss. Heißes Blut schoss ihm über das Gesicht. Holger schluckte, erst reflexartig, dann gierig. Michail kreischte, rollte sich weg, presste die Hände auf die sprudelnde Wunde. ... Holger drehte sich um, suchte sein Ziel. Der nächste Turm auf der Südroute war nur zu erahnen. Es würde ein weiter Weg werden. Diesmal hatte er keinen Truck. Und selbst, wenn er es bis dahin schaffte, wie sollte er hineingelangen? Wie sollte er das Serum ...

Warum will und muss er denn nun eigentlich weiter? Er ist dank der halben Dosis Serum jetzt halb Mutant, halb Mensch, und mit der Fressorgie am Prof., ja schon eher Mutant, auch wenn die selbst ihn in Ruhe lassen. Warum muss er denn nun noch weiter? Und was will er da? Er kann doch niemanden mehr retten? Serum hat er ja nicht mehr, nur noch die verdünnte Variante im Blut, die solls jetzt richten? Ich hab es nicht kapiert, bin aber auch gern bereit, da alle Schuld auf mich zu packen.

Und was ich unbedingt noch sagen will, und da fühl ich mich schon eher qualifiziert zur Aussage, dein Stil - weißt, in früheren Texten, da hatte ich immer das Gefühl, die sind so poliert, so ratgeberrichtig, so geschliffen und gefeilt, das alles leichte/lebendige irgendwie abhanden gekommen ist. Die hatten immer so eine "steife" Wirkung auf mich, wenn man sowas überhaupt sagen kann. Das hatte ich hier nicht. Das lebt und windet sich, da ist Dynamik drin (nicht nur wegen des Plots), das hat Zug. Also für mich, ist das sprachlich dein bester Text den ich gelesen hab. Und für Freunde des Genres bietet diese Text auch noch eine ganze Menge mehr. Ich glaube sogar, richtig, richtig gute Unterhaltung.

In diesem Sinne, viel Glück!
Beste Grüße, Fliege

 

Hallo @TeddyMaria

Nur ganz kurz noch, weil Du ja gefragt hast:
das nennst du also ganz kurz, ja? Aber irgendwo hast du ja geschrieben, wie schnell du tippen kannst.
Danke noch mal, aber eigentlich reduziert sich das schon für mich auf die eine Aussage:

warum dann aber ständige Dehydration?
weil Die Welt eine Wüste ist. Da liegt das doch nahe :confused:

Zum Glück ist da bisher niemand anderes drüber gestolpert, also lass ich es einfach mal so

Viel Erfolg weiterhin beim NaNoWriMo

@Kanji
danke für deinen Leseeindruck
Freit mich riesig, wenn ich ds so plastisch hinbekommen habe. Und wie gern hätt ich dich mit dem Kissen vorm Gesicht gesehen :D

Und dein Holger, wie verrückt der normale Name in dieser Welt anmutet
hehe, ja, ich hatte jedes Mal aufs Neue eine Freude dabei, diesen Namen in die Tastatur zu hämmern. Bei dem Namen perlt jeder Heldenpathos sofort ab, das hat mich gereizt

Also Romantik habe ich nicht erwartet und das erreicht mich.
Schwingt da ein Hauch von Ironie zwischen den Zeilen?
Ungefragt , schon klar, aber das klingt ungewollt missbilligend. Holger lebt von Lores Kraft/Energie und die existiert eben einfach. Nur so n Gedanke.
ich finde, das passt an dieser Stelle ganz gut, denn eigentlich will er ja gar nicht mehr, dass ihn diese Kraft trägt, er will ja Schluss machen
Hach, warum bin bloß so pingelig. Aber ich glaube an die Liebe zwischen Holger und Lore und es geht um mehr als Zufriedenheit. Sie quengelt ja nicht, wenn er es nicht tun würde. Sie liebt und verzeiht. Entschuldige, das geht die Romantikerin mit mir durch.
nein, nein, da hast du recht. ich war mit dem Wort auch nicht ganz zufrieden, aber nachdem ich so viel geschraubt hatte, wusste ich nicht mehr, wo noch nachdrehen und wo lieber lockern.
Ich habe leider immer noch keine bessere Formulierung gefunden. Vorschlag?
Der Dialog ist supergut.
Danke sehr. Dialoge sind nach wie vor ein Thema für sich.
Aber ich stelle mir sie wie Blasentang vor. Kann sein, oder?
das ist ein schönes Bild, würde aber hier doch eher irritierend, denke ich.
Aber auch bei dieser Beschreibung bohrst du in eine Wunde. Klingt einfach zu bunt und will ersetzt werden. Aber auch hier ist gerade nur Leere in meinem Kopf.
Aber jetzt versteh ich’s. ;) ganz schön clever und spannend
Man weiß ja als Autor selten, ob etwas wirklich aufgeht. Wichtig, solche kleinen Bemerkungen. Merci

Ich würd den Garaus ja zusammenschreiben
öhm ... und damit hast du recht. Auch dein Komma wurde geändert.

Ginge es nach mir, dann hätte ich hier und da etwas mehr erfahren können, damit ich mitgelitten hätte, aber das wäre vermutlich für mich zu viel des Bösen gewesen.
was bist du doch für eine finstere Seele :baddevil:
So und nun? Was jetzt? Wofür denn weitergehen? Gibt es Hoffnung? Eine Lösung? Oder immer nur einen Aufschub? Man weiß es nicht.
als ob es für die Challenge was dann geschrieben worden wäre, wa? :aua:
;) Mal gucken, in 4 Jahren sehen wir weiter

@wegen

die Bilder sind klasse, die Handlung rasant und der Plot stimmig. Hat mir gefallen.
freut mich zu hören, dann hab ich alles erreicht, was es noch in diesem Thema zu holen gibt. Yeah
Ohne die Stimme von Lore - als treibende Kraft, aber auch als wunder Punkt - wäre Holger in dieser Zweierkonstellation zu überlegen. Gut, dass er diese Schwäche hat.
interessant, dass du das als Schwäche siehst. Für mich habe ich es eigentlich eher als Stärke gesehen. Ohne Lore hätte Holger ja schon einige Male aufgegeben. Witzig, dass man das auch andersrum lesen kann
Ich weiß nicht warum, aber ich finde es witzig, dass deine kampferprobte, Mutanten abschlachtende Aktionhauptfigur den Namen Holger trägt. Also, ich finde es nicht schlecht. Die Helden müssen ja nicht immer Jack oder Ivan oder so heißen.
hrhr, da hab eich auch schon Kenji was geschrieben. ich finde, das ist so ein Name, an dem jeder Glanz abperlt. Der Name unterdrückt eigentlich das Wort Held. Fand ich reizvoll.

Gallert, das sächliche und der drückende Tritt wird ausgebessert

Der erste Satz hat auf jeden Fall Kraft und weckt die Neugier des Lesers. Aber er stellt, direkt nach der Nennung des zweiten Turms im Titel, einen falschen Bezug her - es steht ja der erste Turm in Flammen. Finde ich nicht ganz so gelungen.
uff! mja, hast schon irgendwie recht ... aber das widerstrebt mir schon, das zu ändern. Bin mit dem Titel und dem ersten Satz sehr zufrieden. Muss der Webmaster die Seite umbauen :p:

Vielen lieben Dank für deine Worte, habe mich sehr gefreut. :)

grüßlichst
weltenläufer

 

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