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Der wohl gescheiterte Versuch, die Grausamkeit des Glücks in Worte zu fassen

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04.02.2002
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Der wohl gescheiterte Versuch, die Grausamkeit des Glücks in Worte zu fassen

Aus Liebe wird Kummer. Kummer wird Wahnsinn. Wahnsinn zerfrisst dich. Du fällst in ein Loch, unfähig zu denken, zu leben. Lethargie, die dich in ihren schweren Mantel hüllt. Eine unbeschreibliche Schwärze, die sich in dein Leben schleicht. So beginnt es, so hört es auf. Unweigerlich, früher oder später, und am Ende bleibt nur grenzenlose Leere. Die unerhörte Leichtigkeit des Seins verfliegt, und du merkst, dass Leben mehr eine Strafe ist, denn ein Geschenk. Mehr ein Fluch, denn ein Segen. Immer, wenn wir meinen, unser Glück gefunden zu haben, werden wir gleichzeitig ins Leid gestürzt. Denn egal, wie glücklich wir waren, Glück ist nie vollkommen. Irgendwann endet es. Eine Tatsache, so unabwendbar wie der Tod. Und dann erreichen wir den Punkt, um den sich alles dreht. Wenn alles vorbei ist, dann empfinden wir größeren Schmerz, als wir vorher Freude verspürten. Schmerz, bevor wir unser Ziel erreichen, Schmerz, nachdem der Augenblick des Glücksgefühls an uns vorbeigerauscht ist. Die Qual des Kampfes für ein Stück Leben ist mindestens genauso schlimm, wie die Trauer um eben jenes. Denn bedeutet Leben nicht Freude, Befriedigung unserer tiefsten Wünsche und das von Anbeginn der Evolution? Das unterscheidet es doch vom Vegetieren. Das Leben auskosten, sich mit Endorphinen besudeln. Das unterscheidet uns vom Tier. Denn ist dieses nicht unfähig zu denken und somit unfähig, Glück zu verspüren, zu leben? Oder ist das Tier perfekt, weil es, gerade durch seine beschränkten Fähigkeiten, unbekümmert existieren kann? Sind wir die eigentlichen Tiere, die Unterlegenen, weil wir uns von Emotionen leiten lassen, von unserer Gefühlslage abhängig sind? Abhängig? Vielleicht gehören Kummer und Schmerz zu Verstand und Intellekt dazu, als Ausgleich für die Freuden, die wir dafür erfahren können. Kann es sein, dass wir leiden müssen, um existieren zu können? Wir sind Blindgänger. Solange wir unser Glück festhalten, es auskosten können, wird uns nicht bewusst, was wir eigentlich in den Händen halten. Erst nach dem Verlust beginnen wir langsam zu begreifen, was wir an einem Menschen hatten. All das, was wir uns immer gewünscht haben, die tiefe Befriedigung, die wir erfuhren. Die uneingeschränkte Liebe, die uns entgegengebracht wurde. In einem Tal der Tränen fragen wir uns, warum wir nicht früher gelernt haben, all diese Dinge zu schätzen. Und schließlich ist es die eigene Dummheit, die uns bewusst wird, sich tief in unser Bewusstsein einprägt. Wir nehmen uns vor, beim nächsten Mal alles besser zu machen. Doch wenn es ein nächstes Mal gibt, dann beginnt alles wieder von vorne. Es ist ein Teufelskreis, der Liebe Kummer weichen lässt, und was am Ende bleibt, ist die Erkenntnis. Und wenn wir wirklich begreifen, und uns klar wird, das wir die selben Leiden immer wieder durchleben, dann weicht die Erkenntnis dem Wahnsinn.
Wahnsinn, der das Herz zerfrisst.

Der erste Moment ist entscheidend, glaube ich. Irgendjemand sagte einmal, menschliche Beziehungen entwickelten sich immer in den ersten fünf Minuten einer Begegnung in die entscheidende Richtung. Ich glaube das. Und im Zuge dessen, glaube ich auch an die sprichwörtliche Liebe auf den ersten Blick. Man kann von einem Menschen fasziniert sein, ohne ihn wirklich zu kennen, und ich würde dies nicht behaupten, wenn ich es nicht selbst erlebt hätte. Ich schaue einer Frau immer zuerst in die Augen. Augen können sehr viel über eine Person aussagen, glaube ich. Man muss sie nur richtig betrachten. Ich habe mich noch nie an Äußerlichkeiten aufgehangen, innere Werte, und es mag wie eine Floskel klingen, sind ausschlaggebend. Und ich kann an den Augen ablesen, welches Gesicht sich hinter ihnen verbirgt. Zumindest bin ich davon überzeugt. Ich liebe sinnliche Augen, die temperamentvoll und sanft zugleich sind. Ausdrucksstark, und doch so sentimental, dass sie auch auf jemanden eingehen können. Ich habe vorher noch nie einen Menschen getroffen, der mich vom ersten Moment an so fasziniert hat, dass ich sofort von ihm gefesselt war. Und ich glaube auch nicht, dass dies oft in einem Leben passiert. Aber wenn es passiert, dann muss man diesen Menschen festhalten, denn vielleicht trifft man nie wieder jemanden wie ihn, und dann trauert man sein ganzes Leben dieser verpassten Chance hinterher. Ich will nicht trauern, aber ich werde das Gefühl nicht los, dass ich meine Chance bereits verspielt habe, bevor ich überhaupt die Möglichkeit hatte, etwas aus ihr zu machen. Allmählich frage ich mich, ob ich je eine hatte, oder je eine bekommen werde.
Warum bin ich eigentlich immer der arme Loser, der am Ende als einziger allein dasteht? Warum kann nicht auch ich einmal glücklich sein, bekommen, was ich wirklich aus tiefstem Herzen möchte? Liegt es an mir? Bin ich so abschreckend in meiner Erscheinung? Ich meine, das fällt mir nur auf, ich sehe einen Menschen, fühle mich zu ihm hingezogen, mehr als das, und dann... nichts, ein kurzes Gespräch, ein kurzes Hochgefühl, der Glaube, eine Chance zu haben und dann... nichts. Vorbei. Ein weiterer Strich an der Wand. Das gibt mir zu denken, es muss doch einen Grund dafür geben. Wenn ich mich umdrehe, dann sehe ich sie überall, in Parks, Cafés, Bars. Warum sie? Warum nicht auch ich? Bin ich fehl am Platz, verloren auf dieser Welt? Dreht sich hier alles zu schnell um mich? Dreht sich überhaupt irgendetwas um mich? Ich weiß es nicht, weiß nicht mehr weiter, ich habe so viele Fragen, aber nicht eine einzige Antwort. Ich fühle mich hilflos.
Verlassen.
Verstoßen?
Ich weiß nicht, wie es weitergehen, wie oft ich mich noch dieser Enttäuschung aussetzen soll. Und dabei dachte ich eigentlich, dass es dieses Mal anders wird. Ich war mir so sicher, ich habe gedacht, dass da etwas ist, etwas, dass vielleicht mal was ganz Großes werden könnte. Aber jetzt? Ich habe jegliche Hoffnung verloren. Es ist vorbei, bevor es angefangen hat. Und wahrscheinlich bin ich wieder einmal selbst daran schuld. Ich Idiot. Wenn ich mich nur getraut hätte, ihr zu sagen, was ich von ihr denke, wenn ich nur einmal in meinem verfluchten Leben den Mut gehabt hätte, meine Chance zu ergreifen. Vielleicht hatte ich ja gar keine, aber woher hätte ich das denn wissen sollen? Klar, sie haben mir alle gesagt, ich solle mal richtig „rangehen“, aber was soll das bringen? Ich wollte sie nicht abschleppen, nicht als der große Aufreißer dastehen, der ich sowieso nicht bin, niemals sein werde, sein will. Ich wollte ihr doch eigentlich nur Zeit geben, mit dem überzeugen, was ich kann, mit dem, was ich im Kopf habe. Was ist denn eine Beziehung schon wert, die im Alkoholrausch auf irgendwelchen Partys beginnt? Was ist sie wert? Das kann doch keine Liebe sein oder? Das kann doch nicht sein.
Vielleicht bin ich zu romantisch. Ein Träumer, fern jeglicher Realität. Zu weich für ein erfülltes, glückliches Leben. Ist vielleicht mein Schicksal. Und doch bleibt die Frage, warum niemand erkennt, was ich bin, so schlecht kann das doch nicht sein oder? Ich bin müde, habe das Gefühl, dass es sich nicht lohnt, um sie zu kämpfen. Kommt ja doch nichts bei raus. Und wahrscheinlich bin ich einfach nur ein kümmerlicher Arsch, keine Chance.
Gestern hat er mir erzählt, wie schön es ist, mit ihr zusammen zu sein, ihre Nähe zu spüren, ihre Haare auf seiner Haut, das Übliche eben. Ich hätte fast zugeschlagen, aber irgendwie war es mir in diesem Moment dann auch egal. Und jetzt stehe ich hier auf dieser Brücke, schaue aufs Wasser, und...
Gehe nach Hause.

[ 15-04-2002, 17:14: Beitrag editiert von: Basstardo84 ]

 

Hey Grinsekatze, da hast du mir voll aus der Seele gesprochen. Schönes Statement, denn das zeigt mir, dass es doch Menschen gibt, die nachvollziehen können, worum es mir geht.
Ein dickes DANKESCHÖN :prost:

So long...

Bassi...

 

Glück wütet zerstörerisch, weil es nicht ewig dauert?

Diese Einstellung ist ja schon richtiggehend depressiv, denn wenn du so denkst, lieber Basstardo, dann wird dir das Leben nie etwas Recht machen können. Du wirst selbst in den schönsten und hellsten Momenten deines Lebens das Haar in der Suppe finden.

Oder: Ehe du einen Weg in Angriff nimmst bist du dir schon bewusst, dass du eventuell beim dritten oder vierten Schritt stolpern könntest. Und dieses Bewusstsein vergällt dir schon den ersten...

Ich suche verzweifelt nach einer Formulierung für einen Menschen mit dieser Lebenseinstellung, die nicht zu hart klingt. Aber mir fällt keiner ein.

Du kannst nicht auf Vorrat trauern, du kannst auch nicht im Voraus sterben, nur um dir die negative Erfahrung des Todes zu ersparen. Wenn du bei allem, was das Leben dir anbietet, das Schlechte suchst, blockierst du sämtliche positiven Energien, beschwörst das Negative, bis es sich verwirklicht... und suchst dann die Schuld (?) im Außen.

Haben dir denn deine negativen Erfahrungen gar nichts gebracht? Bist du nicht stärker, klüger, erfahrener aus ihnen hervorgegangen? Hast du nicht auch die eine oder andere Schwäche besiegt oder hindernde Luftschlösser begraben? Oder hast du dich nur einfach nie bemüht, auch mal das Positive in allem zu sehen?

Egal was du tust: Du wirst die Vergangenheit nicht ändern. Und die Zukunft kannst du nicht bis ins Detail planen, denn sie bleibt dir verschlossen. Du hast nur das Hier und Jetzt, aus dem du was machen kannst. Wenn du aber "zumachst", dich z.B. weigerst Liebe zuzulasen, um dir eine eventuell folgende Ernüchterung zu ersparen, und wenn du diese Taktik auf alle Lebensbereiche anzuwenden versuchst - dann lebst du irgendwann nicht mehr. Dann bist du tatsächlich im Leben schon tot.

Vielleicht überprüfst du einfach mal deine Einstellung zum Leben. Wenn du deine Erwartungen auf Normalniveau hältst und nicht zuviel für dich erwartest, dann wirst du Glück, dessen Zeit abgelaufen ist, auch nicht mehr rückblickend als zerstörerisch bewerten, sondern froh darüber sein, dass du es erleben durftest.

 

Scheiße Pip, du hast ja so recht....

Ich glaube, alles was du gesagt hast, trifft zu, und ich glaube auch, dass ich was verändern muss. Ich beginne langsam zu begreifen, woher die Melancholie rührt, von der ich immer spreche.

Eigentlich bin ich doch ein absolutes Arschloch. Ich meine, vor lauter Gerede über das Ende habe ich gar nicht gesehen, dass ich damit das Wichtigste in meinem Leben immer wieder aufs Spiel gesetzt habe, und das immer noch tue. Verdammt, war ich blind...ein Egoist der übelsten Sorte. Immer nur nehmen, sich trotzdem beklagen, und dabei so wenig geben.

Ich glaube, ich habe verstanden worum es dir geht. Ich werde aufhören, für die Zukunft zu leben, der ganze Pessimismus muss verschwinden, sonst kann weder ich noch die Menschen an meiner Seite glücklich sein.

Ich glaube, durch meinen Zweifel an ihrer Aufrichtigkeit, habe ich einige Menschen verletzt, und ich glaube, niemand kann abschätzen, wie sehr mir das mittlerweile leid tut.

Danke, dass du mir die Augen geöffnet hast (zumindest ein Stück weit)

So long...

Bassi

[ 16-04-2002, 19:17: Beitrag editiert von: Basstardo84 ]

 

Hi Bass,

falls deine Antwort zynisch gemeint war: ICH WERDE MICH FURCHTBAR RÄCHEN :naughty: !!!

Falls sie ehrlich gemeint war: Einsicht ist der erste Weg zur Lösung eines Problems. Klar, unsere Welt ist nicht die Beste aller möglichen, aber...wir haben keine andere. Und es liegt immer in unserer Hand, was wir daraus machen. ;)

 

Nein, der Kommentar war ganz gewiss nicht zynisch gemeint!
Ich denke, es gibt Dinge, die zu ernst sind, um seinen Sarkasmus daran walten zu lassen.

So long...

Bassi

 

Da ist mir doch noch ein passendes Zitat aus dem Albtraum eines jeden Schülers eingefallen: Ich zitiere Werther:

Ich will, lieber Freund, ich verspreche Dir´s, ich will mich bessern, will nicht mehr ein bisschen Übel, das uns das Schicksal vorlegt, wiederkäuen, wie ich´s immer getan habe; ich will das Gegenwärtige genießen, und das Vergangene soll mir vergangen sein. Gewiss, Du hast recht, Bester, der Schmerzen wären minder unter den Menschen, wenn sie nicht - Gott weiß, warum sie so gemacht sind - mit so viel Emsigkeit der Einbildungskraft sich beschäftigten, die Erinnerungen des vergangenen Übels zurückzurufen eher als eine gleichgültige Gegenwart zu ertragen.
Amen :pope:

So long...

Bassi

 

Hallo Bastardo 84,

Zitat

"... Befriedigung unserer tiefsten Wünsche und das von Anbeginn der Evolution?"

Wie ist das gemeint? Wünsche gibt es doch wohl erst spät in der Evolution, beginnend mit dem menschlichen Bewußtsein?
Den Gedanken Zitat: "... daß wir leiden müssen, um existieren zu können" finde ich sehr interessant. Oder existieren wir gar, um zu leiden?

Tschüß ... Siegbert

 

Hi Woltochinon!

Also ich glaube, dass Wünsche immer schon dagewesen sind, die Frage ist nur, inwiefern diese dem Menschen im Laufe der Evolution mehr und mehr bewusst geworden sind. Sicher ist die Erkenntnis dessen, was man denn will, erst mit dem Schritt der Vernunft, Besonnenheit, die sich ja im Zuge der vielen Evolutionsstufen herausgebildet hat, bewusst geworden, aber existent sind Bedürfnisse doch schon immer oder? Auch ein Tier hat schließlich Wünsche, Bedürfnisse, auch, wenn es nicht in der Lage ist, sich dieses Gefühls bewusst zu werden, zu denken.

Zum zweiten Punkt:
Ich glaube, unsere Existenz wird davon bestimmt, dass wir Leid erfahren. Was wäre denn auch ein Leben, in dem wir nur Glück erfahren? Das größte Glück kann so zur Monotonie werden und überhaupt, wahres Glück, vollständige Erfüllung, gibt es das überhaupt, kann es das geben? Ich bin mir da nicht so ganz sicher. Allerdings glaube ich nicht, dass wir existieren, um zu leiden, diese recht düstere Sicht vernachlässigt dabei, dass wir ja nicht nur Leid erfahren. Ich denke hier ist es schwer zu sagen, inwiefern wir vom Leid bestimmt werden, sicher empfinden wir Leid stärker als Glück (glaube ich zumindest), aber man darf eben nicht nur leiden, muss auch das Positive sehen. Dennoch bleibt Leid eine wichtige Erfahrung, und ohne Leid könnten wir auch nie ermessen, welchen Stellenwert wirkliches Glück hat. Deswegen bleibe ich da auch bei meinem Standpunkt, Existenz ohne Leid ist nicht möglich.

Wäre schön, wenn zu den beiden Punten noch mal eine Diskussion entfacht wird, es ist sicher interessant, über solch philosophisch bedeutende Themen zu diskutieren.

So long...

Bassi

 

hmmm, ja kommt mir bekannt vor ... leider wirkt es ein wenig überladen und durch echte erzählerische element wenig aufgelockert ... was aber nicht schlimm ist, schließlich wird es schwer, wenn man sich so fühlt ...

 

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