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Der vergoldete Admiral

Monster-WG
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10.09.2014
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Der vergoldete Admiral

Um auf einen grünen Zweig zu kommen, bräuchte ich eine zündende Idee.
Nein, kein Dynamit für Tresore, sondern einen genialen Einfall, der mich reich macht.
So etwas wie diese kleinen Telefone, mit denen alle erst herumspielen, und dann ohne sie nicht mehr leben können. Aber ich habe niemanden, mit dem ich telefonieren könnte.
Ist sowieso zu spät. Der grüne Zweig ist dürr geworden und wird brechen.
„Charlotte, sei so gut!“, winke ich meiner Wirtin und schiebe ihr die leere Tulpe hin.

„Bei Lotti“ verkehre ich aus nostalgischen Gründen. Könnte auch sagen, ich liege auf der Lauer, hier mal einen zu treffen, mit dem ich bisschen reden könnte, der irgendwann mit mir auf demselben Kahn gefahren ist.
Das konnte drei bis vier Monate bedeuten, aber auch ein oder zwei Jahre.

Zur See fahre ich schon lange nicht mehr. Irgendwann waren es zu viele Zipperlein.
Den Amtsarzt vergess’ ich nicht: „Willem Fürmann“, sagt der, „geschädigte Lunge und geschädigte Leber sind keine Berufskrankheit – das hat eher was mit Lebensführung zu tun. Cholesterin, Herzprobleme und Gicht kommen dann automatisch dazu.“
Schaut mich dabei über den Brillenrand an mit Augen, die mich samt Einwänden und Ausreden entwaffnen.
Von wegen „Aber Herr Doktor ...“! Nix da, dem mach ich nichts vor. Also lass ich die Luft wieder ab, und er sagt noch: „Bin früher auch gefahren, Hanseatic I und II. Assistenzarzt in der First Class. Wenn es Sie interessiert: Die Superreichen zwickt’s an den gleichen Stellen wie Sie.“
„Ein kleiner Trost immerhin“, bescheide ich mich.
„Wie man’s nimmt. Die haben zumindest das Geld für eine anständige Kur.“

Lotte schiebt mein Bier über den Tresen: „Proust, Willem.“
Allein schon, wie die ‚Prost’ sagt!
Ich krieg das einfach nicht hin. Komme aus dem grünen Herzen Deutschlands. Binnenländer, gelernter Schreiner. Bin trotzdem ein anständiger Seemann geworden, hab’s bis zum Bootsmann gebracht. Aber drinnen, zwischen Herz und Seele, da fühl ich mich immer so halb. Bin nicht an der Küste geboren, bin nicht waschecht.
Na, Schwamm drüber, interessiert keinen. Touristen lassen sich gern mit mir fotografieren.
Ich mache mich dann zum Affen, hol die weiße Mütze raus und schaue wie Hans Albers in die Kamera. Schließlich geben die einen aus, denn mit meiner Rente könnte ich verdursten.

Na ja, die Seefahrt ist längst nicht mehr das, was sie mal war. Vor lauter Containern sieht man das Schiff nicht. Und das legt nicht im Hafen an, sondern im Terminal. Wenn ich das schon höre!
Nee, nee, die echte Seefahrt, die ist tot. Mausetot. Bin’s auch bald, hab so’n klammes Gefühl. Und dabei war das Meer mein Jugendtraum: ein unendlich weites Land, ohne Gräben, ohne Grenzen – frei für jeden. Raus aufs Meer; weg, nischt wie weg! Tschüss, Honni.
Immer weiter, bis von mir nichts mehr zu sehen ist. Am besten Sydney, auf der anderen Seite der Welt, wo mich keiner beobachtet oder belauscht, wo ich meinen Freunden trauen kann. Gewiss, ich hätte die Rote Armee von hinten angreifen, den Siegeszug des Sozialismus sabotieren können. Aber der war eh nicht aufzuhalten.
Ebenso wenig wie ich: Heimathafen Rostock – ausgestiegen in Veracruz.
Auf Nimmerwiedersehen, Bonzenstaat! Dilettanten im Größenwahn.
Was ist das denn für ein ‚Arbeiter- und Bauernstaat’, wo einer den anderen anscheißt, um selbst besser voranzukommen? Sozialistische Ethik!
Hab’s später erst begriffen, dass Kapitalismus keinen Deut besser ist, nur dass der auch die Kirche auf seiner Seite hat. Da höre ich was von ‚Unternehmens-Ethik’. Dass ich nicht lache!

Aber jetzt, mit dem Tatterich in der Hand, den ausgestopften Möwen, dem Gewusel der Fischernetze und Seesterne, den Windjammern überall, scheint der Traum zu Ende zu gehen. Ich hatte mir mein Leben in der großen Freiheit anders vorgestellt – mehr Luxus, mehr Glanz – westlich eben. Es hat nicht geklappt.
Falsche Weiche, falscher Beruf, falsche Frau? Zu viel Hollywood? Vielleicht zu viel Schnaps.

Bin jetzt so eine ulkige Figur wie der Klabautermann mit der Laterne. Erzähle am liebsten von früher, von den großen Taten, die ich gern getan hätte.
Aber was soll’s; einen warmen Winkel, etwas fürs Herz, das braucht der Mensch – der seefahrende ganz besonders. Der ist meist allein.
Wenn die Lotti das Lokal in andere Hände gäbe, würde man das alles rausschmeißen, auch mich. Time over. Dann gibt’s hier Donuts, oder Sushi.

„Ich nehm’ noch ’n Pils.“ Vielleicht ein bisschen früh am Tag, aber dieser besorgte Ton im Seemannsheim geht mir auf die Nerven. Bin heute noch vor dem Blutdruckmessen abgehauen. Das Resultat ist sowieso immer zu hoch.
Dieser Jakob ist der geborene Samariter, ein aufgeschossener Blonder, durch die randlose Brille sieht er aus wie ein Professor. Der hat’s mit Psycho-Kram. Und die betuliche Tiene, mit Brüsten wie Riesenbirnen und dickem Po, leiert wie eine Langspielplatte Kalendersprüche ab.
Wenn ich die beiden sehe, denke ich an ‚spannenlanger Hansel, nudeldicke Deern’. Ich höre sie schon rufen: „Pass auf, Vadder Willem, wenn du über die Straße gehst!“

Lotti greift nach meinem Schnapsglas und sieht mich fragend an. Ich nicke. Siebenmal um den Erdball, in einer einzigen Sekunde – das ist Lichtgeschwindigkeit, hab ich mal gelesen. Zu schnell fürs eigene Leben. Trotzdem, sechsmal hab ich auch geschafft, sechsmal um den Globus. Nicht in einer Sekunde, eher so in vierundvierzig Jahren.
Hatte aber nie das Gefühl, zu langsam zu sein. War nur viel auf Zick-Zack-Kurs. Caipirinha und Palmenstrand, die roten Korallen umgespritzt zu schwarzen, ganz seltenen. Einige sogar mit Goldpünktchen. Blüten der Evolution gegen Bargeld, manchmal auch Blüten.

„Eh, Cabrón, was machen hier?“ Ein sorgfältig ausrasiertes Menjoubärtchen zieht sich in die Breite, der Typ nimmt die Sonnenbrille ab und schiebt störrische Locken hinter die Ohren.
Ich verlasse meine Erinnerungen und richte meinen Blick auf den Fragenden: „Oh, Luis, du alter Sack – ich könnt’ ja auch umgekehrt fragen, was du hier machst?“
„Eh, nix. Gucken. Habe Schiff für Montag. Panama. Nich gutt, aber keine andere.“
„Was heißt ‚nicht gut’? Du wirst schon auf deine Kosten kommen!“
Der Luis hieß an Bord ‚Il Potente’. Wenn sich andere einen runterholten, lag der mit einem oder zwei Stewards in der Koje. Gingen wir an Land, war er der erste im Puff; ‚Campo Alegre’, über tausend Frauen. Der besteht nur aus Schwanz. Keine Ahnung, wie viele der in einer Nacht bespringt.
Aber Luis ist nett, er spendiert eine Runde.
Dann wird mir sonderbar zumute – und tatsächlich: Plötzlich verdunkelt sich das Lokal; die Möwen wirken noch toter, der eingepökelte Oktopus wischt sich achtarmig die Augen. Salz brennt und beißt, alles verschwimmt. Neptun und Thetis! Der Alptraum der Seefahrenden hat die Theke erreicht. Nein, es ist nicht der weiße Hai, es ist dieser Goliath, Carlos Maximus, der das Tageslicht verdrängt. Der kann den Laden in zehn Minuten auseinandernehmen, hat schon Schiffe mit bloßer Hand versenkt. Ich fühle mich unbehaglich.
Luis kennt ihn auch. Bevor dieser Unhold ihn zermalmt, sagt er höflich: „Oh, Mister Carlos! Viel Zeit nich gesehen!“
Er ist sich seines Deutschs nicht sicher und schiebt umso herzlicher hinterher: „Long time no see!“
Carlos ist der Riese mit den Edelstahlzähnen aus dem James Bond-Film, in Wirklichkeit noch größer und breiter.
Er schiebt Lotti beiseite, beißt den Bierhahn ab und trinkt und trinkt, um nicht zu sagen: säuft – weniger wie der Knabe an der Quelle als vielmehr Goliath an der Pipeline. Dann macht er mit seiner Eisenhand einen Knoten in die Leitung und biegt den Rest nach Südsüdwest. Er wischt sich den Mund und schaut uns beifallheischend an.
Wir Hasenherzen applaudieren und lassen ihn hochleben. Vielleicht wollte er uns nur aufheitern und hatte überhaupt keinen Durst?
Es ist Mittag. Der Edelstahl glitzert mörderisch. Wir trinken auf Carlos’ Kommando.
Was dann passiert, ist mir nicht klar.
Ich erinnere mich noch an ein sündteures Kriegsschiff, in unauffälligem Grau, beinahe nicht zu erkennen. Carlos erzählt mir, dass allein die Entwicklung des Tarnanstrichs ein halbe Milliarde verschlang. „Schade, dann kann es optisch nicht beeindrucken“, sage ich.
Er wird mir jetzt den Kopf abbeißen, doch er winkt nur ab: „Estúpido.“
Viel Geld, aber das ganze schöne Schiff mit der Flagge unserer Republik, vollgepfropft mit Kanonen, Radar und Raketen hat doch viel mehr gekostet, doch wohl mehrere Milliarden? Wenn man bedenkt, dass eine Milliarde hundert Millionen sind. Ich will keinen Schnaps mehr.
Und dann erfahren wir von Radio Buhne 13: Irgendwelche Idioten starten ein selbstgebautes Torpedo – und dieses Scheißding trifft!

Betroffenheit kennt ein vergoldeter Admiral nicht, trotz aufkommender Schlagseite. Er hat siebeneinhalb goldene Streifen am Ärmel, und wohl auch im Kopf. Seine Dienstmütze besteht aus reinem Gold. Seemacht Deutschland, dritter Versuch.
Er salutiert, hoch droben auf der Brücke; der Zerstörer neigt sich, neigt sich immer mehr.
Der goldene Admiral schaut in die Ferne. Dann zuckt er zusammen. Es sind keine Wasserbomben, die neben ihm zerplatzen – nur riesige Luftblasen. Sie weichen dem eindringenden Wasser. Er ist der Oberstkapitän und verliert das Gleichgewicht.
Sie helfen mir wieder auf, der spannenlange Hansel und die nudeldicke Deern. Dann nehmen sie mich in die Mitte und ab geht’s.

 

Hej josefelipe,

dein alter "Klabautermann" hat mir über weite Strecken Spaß gemacht und mich gut unterhalten, wie er so vor sich hinsinnierte über sich und sein Leben, Politik, Zeiten ändern sich, Eckkneipen verschwinden zugunsten von Sushi und Co., wehmütig und traurig, trotzig und humorvoll.

So ein innerer Monolog hat was, man kommt dem Protagonisten sehr nah. Da muss sich tatsächlich einer mal was von der Seele reden.

Du hast es schon geschafft in diese kleine Geschichte sehr viel unterzubringen, quasi ein ganzes Seemannleben, dass um sich selbst kreist. Beeindruckend.

Er schiebt Lotti beiseite, beißt den Bierhahn ab und trinkt und trinkt, um nicht zu sagen: säuft – weniger wie der Knabe an der Quelle als vielmehr Goliath an der Pipeline. Dann macht er mit seiner Eisenhand einen Knoten in die Leitung und biegt den Rest nach Südsüdwest. Er wischt sich den Mund und schaut uns beifallheischend an.

Ist das ein Bild eines Deliriums? :hmm:

Hat mich etwas überfallen in meinem Flow, denn kurz darauf erinnert sich der Trunkenbold doch wieder an Details der Marine. Hab jetzt direkt mal nach dem Rang eines Admirals gegoggelt:shy: und festgestellt, dass der ja schon einen guten Status in der Marine hat. Umso trauriger, dass er allein und krank im Seemannsheim gelandet ist.

Mit dem letzten Absatz habe ich auch so meine Probleme. Verstehe nicht so ganz sein Dilemma, wobei mich der letzte Satz dann abschließend erheitert und ich kurz auflachen musste. Ist doch okay, oder?

Dolle Geschichte. ;)

Freundlicher Gruß, Kanji

 

Hola Kanji,

dank’ Dir schön für Deinen Komm. Freut mich, wenn’s Dich gefreut hat:). Es geht schon etwas wild durcheinander, aber Alkohol ist Nervengift. Mit jedem Glas wirbeln die Gedanken weiter, vom Höckchen auf’s Stöckchen – wie man so sagt. Deshalb:

Ist das ein Bild eines Deliriums?

... denn kurz darauf erinnert sich der Trunkenbold doch wieder an Details der Marine.

Liebe Kanji, hier muss ich wohl die Erklärung schuldig bleiben. Ich habe drei Wochen am Text getüftelt und weiß natürlich, dass so mancher Leser mit dem Verständnis seine Schwierigkeiten haben wird. Hab’s trotzdem riskiert, denn ich weiß aus eigener Erfahrung durch jahrelange Seefahrt, wie die Dinge ungefähr liegen. Ich habe leider sehr viele Loser
kennengelernt – herzensgute Kerle, aber auf der falschen Spur. Sie wussten das und konnten es nicht (mehr) ändern. Wenn die dann von ihren intakten Familien erzählten, die sie nie oder schon seit Langem verloren hatten, dann macht das schon sehr traurig.
Dass der alte Knabe an diesem Frühschoppen mehr trinkt als gut für ihn ist, liegt am Ablauf dieses Vormittags.

Hab jetzt direkt mal nach dem Rang eines Admirals gegoggelt und festgestellt, dass der ja schon einen guten Status in der Marine hat. Umso trauriger, dass er allein und krank im Seemannsheim gelandet ist.
Oh ha! Hier läuft etwas schief. Weiter oben schrieb ich, er habe es bis zum Bootsmann gebracht, aber eben nur bis zum B ...
Nein, der Admiral ist eine Schnapsgestalt mit Symbolcharakter, wegen Seemacht und so.
Bei dessen Pension läuft er nicht in Gefahr, im Seemannsheim zu landen. Eher im Grand Hotel.
Ich wollte unsere Kriegsmarine verunglimpfen – die ist ein Wahnsinn, den wir uns bei unseren Schulden nicht leisten können.
Ach, da sind wir schon wieder bei der Tagespolitik. Bin nur froh, dass die somalischen Piraten noch kein bundesdeutsches Kriegsschiff gekapert haben (bis jetzt).

... wobei mich der letzte Satz dann abschließend erheitert und ich kurz auflachen musste. Ist doch okay, oder?
Absolut, fabelhaft. So sollte jedes Ereignis enden!

Kanji, schöne Maiengrüße! Jetzt geht’s spürbar in den Sommer hinein – viel Spaß!

José

 

Hej josefelipe,

es war mir beim zweiten Lesen durchaus klar, dass es keine Erklärungen benötigt - ist aber 'hier' so verlockend, nachzuhaken. :Pfeif:
Ehrlich gesagt, habe ich mich mit deiner Thematik noch nie auseinandergesetzt, so dass ich deine kleine Geschichte nur oberflächlich 'bewerten' kann und dann beschränke ich mich auf den Charakter : der ist herrlich ambivalent und mehrschichtig, liebens- und bedauernswert.

Freundlicher Gruß und einen schönen Tag, Kanji

 

Hola Kanji,

ich hätte doch besser etwas vom Klo schreiben sollen – da ist die Aufmerksamkeit größer:D.
Da die einzige Zuschrift zum ‚Admiral’ von Dir kam und ich jetzt schon abgesoffen wäre, probiere ich’s mit diesem zweiten ‚Pong’ auf Deine zwei ‚Pings’.
Nochmals Dank für Deinen Post, mit dessen Beantwortung Du wahrscheinlich gar nicht gerechnet hast.
Ist meine letzte Chance, dass die Geschichte noch mal hochklettert.
Aber sie wird’s wohl nicht packen, ist vielleicht doch zu eigenartig – und ich werde ihr hinterherwinken müssen, wenn sie, wie alle anderen auch, im Schwarzen Loch versinkt.

Beste Grüße! Mir fällt gerade Waldmeister ein – ist der schon verblüht oder kommt der gerade?
José

 

Hej josefelipe,

das ist jetzt auch etwas mitleiderregend, dass wir nur kommunizieren, weil es sonst keiner macht. Und all das nüchtern, also ich zumindest.:shy:
Da ich großen Respekt vor dir habe und da ich weiß, wie sensibel Autoren sein können, fahre ich fort, dir zu schreiben. Nur so. Nicht das mir dein Text nicht gefallen würde (Fäkaltexte noch weniger) aber offen zu bekunden, dass du mir nur schreibst, damit der Text nicht im Nirvana versinkt, klingt schon echt verzweifelt auf :hmm:

Meinst du, ich sollte mich auch um Friedrichard kümmern?

Der Waldmeister ist bereits verblüht, dafür springen die Rosen auf.

Mach's gut, lieber 'Seebär', Kanji

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo José,

Wer wird denn gleich abschiffen wollen? Hätte gedacht, dass ein alter Seemann mehr Geduld hat. Du weißt ja, dass heute ultimo für das copywrite ist, und da muss man nicht nur schreiben, sondern auch lesen. Vielleicht kennst du ja Enrico oder heißt er Enzo ...? Schade, dass du nicht dabei warst. Es gab höchst interessante Paarungen. Du hättest bestimmt "bella figura" dabei gemacht. Das nächste Mal vllt?

Alt werden ist nichts für Feiglinge. Ich weiß nicht, wo ich den Spruch her habe. Aber er stimmt auf jede Weise, ob ernsthaft oder humorvoll gemeint. Egal, ob mit oder ohne Alkohol. Man muss nicht unbedingt an Wilhelm Busch denken. Was mir an deiner Geschichte so gut gefällt, ist die Verknüpfung des individuellen Schicksals mit Gott und der Welt. Natürlich ist das in jedem Leben so. Aber nicht jeder kann das so charmant zutreffend formulieren wie du. Und weißt du was? Ich muss mich gar nicht mit deinen Figuren identifizieren, um sie interessant zu finden oder super sympathisch. Dein Seebär hat ja auch ein durchaus nachvollziehbares Bild von den Zeitläuften. (Hier wittere ich etwas Autobiografisches. Darf man das?)

Also, wie immer gut unterhalten und etwas zum Nachdenken dabei.

Nebenbei: Habe ich dich mit meinem letzten Kommentar etwas verärgert? Vielleicht gehörte er ja da nicht hin. Dann tät's mit leid.

Viele Grüße
wieselmaus
:

 

Hola José,

Landbewohner grüßt Seebär.
Lass mich mal ein paar Vermutungen anstellen zum Thema Absaufen der KG.
Kann es sein, dass sie zu tiefsinnig ist, zu nachdenklich macht, zu nah an der Realität (autobiografische Einsprengsel) ist?

Die Geschichte macht betroffen (mich zumindest) und vielleicht wollen wir nicht in dieser Intensität berührt werden, wollen uns nicht mit Dingen auseinander setzen, die uns ohnehin
täglich begegnen (Einsamkeit, Alkoholsucht, Altersarmut, Aufrüstung, Selbstbetrug).

Mensch, José,
wir wissen doch, dass die Anzahl der Reaktionen nichts über die Qualität des Textes aussagt,
außerdem sind wir doch an Berg- und Talfahrten gewöhnt (ich denke da an die Krustentiergeschichte).

Aber die Idee ist nicht von schlechten Eltern, in Zukunft verstärkt über Fäkalien und Genitalien zu fabulieren oder schlicht mehr mit den Texten zu provozieren.

Sonntagsgrüße von peregrina

 

Hallo José,

wer wird denn gleich die Flinte ins Korn werfen (oder was immer Seebären da für eine Metapher benutzen)? Dein Text ist ja gerade mal 48 Stunden alt.

Ich muss aber auch zugeben, dass ich mich ein wenig schwer getan habe, mir eine Meinung zu dieser Geschichte zu bilden. Das lag nicht nur daran, dass ich gerade noch selbst eine Story zu Ende bringen wollte (vermutlich auch von mir ein ungünstiger Zeitpunkt zur Veröffentlichung - die Deadline des Copywrite hatte ich nicht im Blick). Nach meinem Eindruck hast du anders geschrieben als in deinen letzten Geschichten - schwermütiger, nachdenklicher, nicht so ausschweifend im Stil und mit weniger ironischer Distanz. Als ob es dir ernster wäre als sonst. Das erzeugt in mir das Gefühl, es mit etwas Heiklem zu tun zu haben, und dann brauche ich ein wenig Zeit zum Antworten.

Ein bisschen verrätselt ist der Text obendrein. Was ist hier echt, was ist verklärte Erinnerung, was ist alkoholbedingte Fantasie oder zumindest leicht verzerrte Realität? Das ist ein unzuverlässiger Erzähler, den wir hier vor uns haben. Er scheint mir zwischen Nostalgie (aber ohne "Ostalgie"), Selbstüberschätzung, Resignation, Suff und schierer Traurigkeit zu changieren. Seine Gedanken mäandern zwischen Vergangenheit und Gegenwart, zwischen Persönlichem und Politischem, zwischen seinem kleinen Leben und der großen Welt.

Mit solchen Menschen zu sprechen finde ich im echten Leben furchtbar anstrengend, weil man ihnen nicht folgen kann und nie weiß, was sie einem eigentlich sagen wollen. Ein bisschen ging es mir auch mit deiner Geschichte so, obwohl man hier immerhin innehalten oder mal einen Absatz zurückspringen kann, um nach dem roten Faden zu suchen. Auf alle Fälle erzeugt der Text eine Stimmung in mir, die sich hauptsächlich durch Mitleid gegenüber dem Erzähler auszeichnet, der am Leben weitgehend gescheitert zu sein scheint. Die Einsprengsel von comic relief, mit denen du andere Texte auflockerst, fehlen hier, oder sie wirken diesmal bei mir nicht richtig. Keine Ahnung, ob das Absicht ist, aber das ist wohl der Grund, warum mir dieser Text so ernsthaft vorkommt.

So weit meine Eindrücke. Ich kann noch immer nicht sagen, ob ich den Text gut finde oder nicht, aber er lässt mich zumindest nicht ganz kalt.

Noch eine typographische Beobachtung: Du gehst hier für meinen Geschmack recht inflationär mit den Zeilenwechseln um. Für mich erzeugt so etwas immer eine kleine gedankliche Pause, und die erschien mir hier an diversen Stellen nicht passend. Einige Beispiele (nicht vollständig):

Lotte schiebt mein Bier über den Tresen: „Proust, Willem.“
Allein schon, wie die ‚Prost’ sagt!
Ich krieg das einfach nicht hin.
Touristen lassen sich gern mit mir fotografieren.
Ich mache mich dann zum Affen, hol die weiße Mütze raus und schaue wie Hans Albers in die Kamera.
Er wischt sich den Mund und schaut uns beifallheischend an.
Wir Hasenherzen applaudieren und lassen ihn hochleben. Vielleicht wollte er uns nur aufheitern und hatte überhaupt keinen Durst?
Es ist Mittag. Der Edelstahl glitzert mörderisch. Wir trinken auf Carlos’ Kommando.
Was dann passiert, ist mir nicht klar.
Das sind für mich jeweils zusammenhängende Gedanken bzw. Handlungen, die kämen ohne oder zumindest mit weniger Zwischenstopps aus, um den Lesefluss nicht so zu hemmen.

Grüße vom Holg ...

 

Hallo josé,

bin mal wieder längsseits gekommen und will was Gutes lesen. Verdammt noch mal, bin fündig geworden!

Du, das ist doch bissel Vergangenheitsaufarbeitung. "Aber Herr Doktor!" Da war'n se alle dabei, die ein gutes Lustspiel auf die Bühne oder aufs Zelluloid oder eben auf die Glotze bringen konnten, zumindest östlich des Stacheldrahts.

Raus aufs Meer; weg, nischt wie weg! Tschüss, Honni.

Ich kenne auch einige, die zur See gefahren sind, Handelsmarine, die auf jeden Fall die Möglichkeit gehabt hätten, abzuhauen. Die habens nicht gemacht. Wahrscheinlich weil sie wussten, dass sie dann nie wieder rausfahren durften.

Ich find sie einfach schön, die Melancholie, die in deinem Text liegt. Du schreibst von den Sehnsüchten, die viele hatten und den Ernüchterungen, mit denen sie fertig werden mussten, nachdem der Alltag wieder eingekehrt war. Und dein Admiral gefällt mir. Ich finde deine Geschichte großartig!

Und schreib um Gottes willen nichts vom Klo! :) Das machen schon andre.

Vielen Dank, josé!
khnebel

 

Lieber josefelipe,

als alter Fischkopp komme ich aus einer Familie mit einer meeresweiten Vergangenheit - von Warnemünde aus sind sie gefahren wie von Wilhelmshaven - aber weil mein Onkel seit Jahrzehten vor Island auf dem Meeresboden verweilt, durfte ich nicht aufs Wasser - und heute bin ich eh wasserscheu.

Also damit wollte ich erklären, dass ich mich in Deiner Geschichte durchaus zu Hause fühle, was dann aber auch bedeutet, dass ich nichts zum meckern gefunden habe, sondern nur manches zum Träumen und Nachsinnen.

Falsche Weiche, falscher Beruf, falsche Frau? Zu viel Hollywood? Vielleicht zu viel Schnaps.
Ja, ich habe auch mal vor der Weiche gestanden, habe aber anscheinend den richtigen Weg erwischt. Deshalb proste ich Dir auch mit meinem Glas Wasser zu.

gerne gelesen vom Jobär (ohne See)

 

Hola Kanji,

Nicht das mir dein Text nicht gefallen würde (Fäkaltexte noch weniger) aber offen zu bekunden, dass du mir nur schreibst, damit der Text nicht im Nirvana versinkt, klingt schon echt verzweifelt auf

das ist natürlich eine ganz böse Sache – ich habe Deine freundliche Art zur Rettung meiner Geschichte missbraucht!! Ob ich das je wieder gutmachen kann, steht in den Sternen.
Gewillt bin ich jedenfalls. Ehrenwort!
Ja, zugegeben, ich war richtig down. Wenn die KG nicht funktioniert, dann soll man mir das sagen. Aber ringsum Schweigen – das fand ich doch sehr betrüblich.
Es gibt ja Geschichten, die ohne viel Aufwand mal so eben geschrieben und dann eingestellt werden. Da würde ich einen Absturz auf die leichte Schulter nehmen und morgen was Neues schreiben. Aber ich brauche immer viel Zeit für meine Stories, und dann treibt völlige Nichtbeachtung doch die Tränen in die Augen. Letzte Nacht waren sie ganz rotgeweint:sconf:.

Da ich großen Respekt vor dir habe und ...
Liebe Kanji, das mit dem Respekt ist mir peinlich. Ich verdiene ihn nicht.
Was wir hier machen, ist schreiben in bequemer Haltung, komfortabel gepolstert, bei angenehmen Temperaturen – Thermostat an der Wand.

Meinst du, ich sollte mich auch um Friedrichard kümmern?
Oh, meine Liebe, dazu kann ich nichts sagen. Vielleicht gab’s da auch einen kritischen Punkt, aber jetzt ist schon wieder Bewegung auf seinem Konto.
Aber selbstverständlich freut sich jeder, dem Du schreibst. Ich bin das beste Beispiel dafür:).

Der Waldmeister ist bereits verblüht, dafür springen die Rosen auf.
Danke für die Info. Dann muss es statt Waldmeister- eben Erdbeerbowle geben. Mit Rosenblättern! Total schick.

Und all das nüchtern, also ich zumindest.
Ich auch. Trinke höchstens ein halbes (kleines) Glas.

Meine Retterin, ich küsse Dir die Füße! Deine gute Tat ist sicherlich schon im Großen Buch dort droben eingetragen.
José

 

josefelipe schrieb:
Wenn die KG nicht funktioniert, dann soll man mir das sagen. Aber ringsum Schweigen – das fand ich doch sehr betrüblich.
Also wenn du dich schon explizit ontopic über mangelnde Resonanz wunderst, José:
Ein einziges Mal - nachdem ich viele deiner Geschichten positiv bis begeistert kommentiert habe - bekamst du eine negative Kritik von mir, du erinnerst dich?
Und erinnerst du dich auch an deine damalige einigermaßen hinübere … äh, unsachliche Antwort?
Also falls du dich daran erinnern kannst, hast du zumindest eine Erklärung dafür, warum ich mich zu deinen Texten nicht mehr äußere. Einfach deshalb, weil ich keine Lust darauf habe, mich ein weiteres Mal blöd anmachen zu lassen, wenn ich nicht das schreibe, was du gerne hören möchtest.

Tja, das wollte ich dir eigentlich eh schon lange einmal sagen, aber jetzt, wo du danach fragst …

offshore

 

Hola@ernst offshore,

will gerade schlafen gehen und schaue noch mal in die Liste: Ah, interessant – der offshore hat mir was gepostet! Das muss ich noch schnell lesen.
War leider der aufgewärmte Käse von dunnemals.
Da hat der Berg aber lange gegrollt!

... erinnerst du dich auch an deine damalige einigermaßen hinübere … äh, unsachliche Antwort?

Ja. Die hat Dir nicht gefallen; aber das macht nichts.
Wenn Du im Gegensatz zu den anderen die KG nicht so gelungen fandest, dann bitte schön.
Ich kann mich verteidigen, aber auch Ratschläge annehmen. Du aber hast die Kritikfähigkeit anderer Kommentatoren in Frage gestellt – und das geht nicht. Unsachlichkeit erkenne ich eher bei dieser Deiner Bemerkung:

... ich keine Lust darauf habe, mich ein weiteres Mal blöd anmachen zu lassen, ...

Hier vergreifst Du Dich schon wieder im Ton. Schade.

Zu guter Letzt:

Tja, das wollte ich dir eigentlich eh schon lange einmal sagen, aber jetzt, wo du danach fragst …
Hier liegt ein Missverständnis vor. Ich habe nicht gefragt.
Aber Du mischst Dich schon wieder ein. Lass das doch bitte in Zukunft! Das macht keinen Spaß.
José

 

Hej josefelipe,

das soll ja jetzt keine Masche werden, aber ich möchte dir nur mitteilen, dass ich mich keineswegs "missbraucht" fühle, du gar nichts gutmachen musst und überhaupt ... :shy:

Ich kann dich sehr gut verstehen, wenn Herzblut an der Geschichte klebt, dennoch wäre es schöner, man könnte unabhängiger sein vom Tenor anderer, auch hier.
"Schlimmstenfalls" hast du etwas für dich selbst geschaffen, von der Seele geschrieben und kannst jederzeit darauf zurückgreifen, oder?
Meinetwegen kannst du es bequem haben beim Schreiben und musst nicht darben, ich lese dich trotzdem gerne und schätze dich für deine Kommentare. (Ist das jetzt zu dicke aufgetragen?:D)

Ich habe die Geschichte erneut gelesen und festgestellt, dass für mich auch hier gilt: weniger wäre mehr. So wie in deiner vorherigen "Panorama mit Akkordeon und Pommes Schranke", in der du dich beschränkt und herrlich ausgeführt hast.
Hier in dieser kam ich immer etwas aus dem Takt. :Pfeif:

Herzlicher Gruß, Kanji

 

Hola Wieselmaus,

ich danke Dir für Deinen Kommentar – und für’s Mutmachen.

Ich war wirklich schwer irritiert – ich bekam bislang immer Kommentare und beantworte diese auch gern, kommentiere auch selbst ziemlich häufig. Und plötzlich scheint jemand den Stecker gezogen zu haben! Da wäre es gelogen, zu behaupten, dass mir das nichts ausmachen würde.
Aber es ist alles – mit Deiner und wahrscheinlich auch mit des Universums Hilfe – wieder ins Lot gekommen.

Alt werden ist nichts für Feiglinge.
Ja, bei diesem Thema sind Du und ich mit eingebunden:). Smiley deshalb, weil ich Deinem Ton frohe Zufriedenheit entnehme. Das ist in unserer Altersklasse keine Selbstverständlichkeit, und deshalb weiß ich es doppelt und dreifach zu schätzen, wenn auch ich mit meiner Bilanz zufrieden sein kann.
Alt werden ist nichts für Feiglinge.
Ich hoffe, dass uns diverse Mutproben erspart bleiben:D.

(Hier wittere ich etwas Autobiografisches. Darf man das?)
Und ob! Weil’s ja auch stimmt. The Incredible Holg hat einen ähnlichen Verdacht. Aber während der Jahre auf See sind mir schrille Leute über den Weg gelaufen wie im Panoptikum.
Für viele Festländer waren ja damals Seefahrt und Fremdenlegion Brüder.

Also, wie immer gut unterhalten und etwas zum Nachdenken dabei.
Ein schönes Resultat, das freut mich sehr.

Nebenbei: Habe ich dich mit meinem letzten Kommentar etwas verärgert? Vielleicht gehörte er ja da nicht hin. Dann tät's mit leid.
Meinst Du diesen:
... niemand kann kleine Seitenhiebe so versöhnlich wie du versetzen. Wenn man will, kann man die linke, ausgestreckte Hand ergreifen oder mit der rechten weiterfechten. Vielleicht auch umgekehrt.
Manchmal sind die Kommentare mindestens so unterhaltsam wie die Geschichten selbst.
Das passiert dir wohl öfter!
Aber ich bitte Dich! Was sollte mich verärgert haben? Im Gegenteil – wir wollen doch ein bisschen Spaß haben.
Ich bin die Antwort nur schuldig geblieben, weil ich annahm, Du würdest sie auch nicht erwarten. Nein, nein, ich habe Deinen kurzen Text als Zustimmung empfunden. Nix Ärger.

Wieselmaus, nochmals bedankt und einen schönen Start in den Sommer!
José

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo José,

da bin ich aber froh, dass ich mich getäuscht habe. Hätte mich auch gewundert, denn ich finde, du kannst mit Kritik ganz souverän umgehen. Was das Warten auf Komms angeht, so habe ich hier auch schon betrübliche Erfahrungen gemacht, gerade bei meinen letzten Geschichten (und es sind einige). Reaktionen von mir ganz Unbekannten, dagegen von denen, die ich unbedingt auf der Liste habe, kam gar nichts. Ich weiß immer noch nicht, ob man umfangreiche Bearbeitungen nochmals posten darf oder ob das grundsätzlich verpönt ist. Die Texte rasen so schnell durchs Forum, dass man bestimmt auch mal was übersieht.
Ich bin halt nicht mehr die Schnellste:lol:

Es grüßt dich herzlich aus dem vom Unwetter verschonten Zweitälerland

wieselmaus

 

Hallo José,

könnte es sein, dass Dir so etwas passiert ist wie mir? Ich habe Deine Geschichte erst gestern entdeckt und mein Kommenar scheint noch nicht zu Dir vorgedrungen zu sein.

Liebe Grüße

Jobär

 
Zuletzt bearbeitet:

Hola peregrina,

für Deine Zuschrift danke ich Dir.

... Absaufen der KG.
Kann es sein, dass sie zu tiefsinnig ist, zu nachdenklich macht, zu nah an der Realität (autobiografische Einsprengsel) ist?
Die Geschichte macht betroffen (mich zumindest) und vielleicht wollen wir nicht in dieser Intensität berührt werden, ...

Die darin aufgeworfenen Fragen kann ich höchstwahrscheinlich nicht befriedigend beantworten – es werden nur Vermutungen sein. wieselmaus sagte etwas vom Ultimo bei Copywrite, und vielleicht war der Fokus vieler Mitglieder darauf gerichtet. Anyway, ‚hat noch mal gutgegangen’ und ich musste mich letztlich doch nicht umbringen:D.
Das Quentchen Autobiografie ist ungeplant beim Schreiben hineingeraten. Ich ließ es gewähren, vielleicht macht das den Text authentischer. Doch wollte ich bei der Leserschaft keine Betroffenheit auslösen. Im Grunde genommen geht’s um das ganz normale Leben: So sieht es aus, auf Maske kann verzichtet werden.

Mensch, José,
wir wissen doch, dass die Anzahl der Reaktionen nichts über die Qualität des Textes aussagt, ...
Hast ja Recht. Aber nur eine einzige Zuschrift – das ist doch sehr mager! Da kommen Gedanken über die effektivste Art der Selbstentleibung fast von selbst.

... außerdem sind wir doch an Berg- und Talfahrten gewöhnt (ich denke da an die Krustentiergeschichte).
Ach ja, schade, aber das muss man abhaken. Da hab ich auch lange dran gesessen, doch das Risiko des allzu schnellen Durchrauschens geht man mit jeder Neueinstellung ein. Was soll’s.

Aber die Idee ist nicht von schlechten Eltern, in Zukunft verstärkt über Fäkalien und Genitalien zu fabulieren oder schlicht mehr mit den Texten zu provozieren.
Du schockst mich gewaltig! Bin nur froh, dass Du das nicht ernst meinst.

Peregrina, es hat mich wie immer sehr gefreut
und auch Du solltest Dich freuen, denn bis an des Meeres Gestade ist es für Dich doch nur ein Katzensprung. Nein, Neid kenne ich nicht – wir haben ja die Puszta:schiel:.

Viele Grüße!
José

 
Zuletzt bearbeitet:

Hola@The Incredible Holg!

... ins Korn werfen (oder was immer Seebären da für eine Metapher benutzen).
In den Korn werfen, doch meistens ist es Rum. Ich dachte, Du wüsstest das:shy:.

Ich muss aber auch zugeben, dass ich mich ein wenig schwer getan habe, mir eine Meinung zu dieser Geschichte zu bilden.
Nach meinem Eindruck hast du anders geschrieben als in deinen letzten Geschichten - schwermütiger, nachdenklicher, nicht so ausschweifend im Stil und mit weniger ironischer Distanz. Als ob es dir ernster wäre als sonst.
Ja, verdammt – das stimmt. Ich wollte kein Rührstück schreiben, sondern ein bisschen Skurrilität vorführen. Doch kamen mir beim Schreiben so viele unerwartete Erinnerungen in den Sinn, dass der Text so wirkt, wie Du ihn empfunden hast. Du beeindruckst mich mit dieser feinen Wahrnehmung – toll.

Ein bisschen verrätselt ist der Text obendrein. Was ist hier echt, was ist verklärte Erinnerung, was ist alkoholbedingte Fantasie oder zumindest leicht verzerrte Realität? Das ist ein unzuverlässiger Erzähler, den wir hier vor uns haben. Er scheint mir zwischen Nostalgie (aber ohne "Ostalgie"), Selbstüberschätzung, Resignation, Suff und schierer Traurigkeit zu changieren. Seine Gedanken mäandern zwischen Vergangenheit und Gegenwart, zwischen Persönlichem und Politischem, zwischen seinem kleinen Leben und der großen Welt.

Lieber Holg, so viel Text zu kopieren, den Du ja kennst, ist nicht sehr originell. Doch das hast Du großartig beschrieben, und wenn ich meine Geschichte erklären müsste, würde ich genau Deine Worte nehmen. Das Ineinander-Verschwimmen war Absicht.

Mit solchen Menschen zu sprechen finde ich im echten Leben furchtbar anstrengend, weil man ihnen nicht folgen kann und nie weiß, was sie einem eigentlich sagen wollen.
So ist es. Sehr schade eigentlich, denn gerade sie bräuchten ein offenes Ohr, einen wohlmeinenden Zuhörer. Leider macht der Alkohol alles zunichte, und oft hat man das Gefühl, sie sprächen mit sich selbst.

Die Einsprengsel von comic relief, mit denen du andere Texte auflockerst, fehlen hier, oder sie wirken diesmal bei mir nicht richtig.
Nein, nein – sie fehlen. Mir fiel ein stark kurzsichtiger Heizer ein, dem das Geld ausgegangen war und der mir morgens um fünf seine Brille verkaufen wollte, um noch einen heben zu können. Und noch ein paar Dutzend ähnlicher Typen.

Keine Ahnung, ob das Absicht ist, aber das ist wohl der Grund, warum mir dieser Text so ernsthaft vorkommt.
Ja – wie gesagt: Du täuschst Dich nicht.
Eigentlich wollte ich so wie immer schreiben, doch dann hat es sich beinahe etwas verselbständigt. Ich hab’s zugelassen.

Noch eine typographische Beobachtung: Du gehst hier für meinen Geschmack recht inflationär mit den Zeilenwechseln um.
Das ist leider wahr. Ich werde es mir hinter die Ohren schreiben und genau wie die von mir geliebten Gedankenstriche reduzieren. Geht in Ordnung.

Lieber Holg! Du bist ein ausgezeichneter Kommentator. Ich staune wirklich, mit welcher Treffsicherheit Du die Dinge erkennst. Ich weiß auch, dass das Zeit kostet. Deshalb meinen herzlichen Dank für Deine Mühen.

Bleib auf dem Sprung – ich werde wegen meines hohen Alters den Reifen halten!
José

 

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