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Der Utilisator

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13.03.2022
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Der Utilisator

Die Türen zum Utilisatorraum öffneten sich. Zwei Wächter führten einen Mann durch den mit Metall ausgekleideten Raum, vor die weiß gleißende Öffnung, die sich beinahe über die gesamte gegenüberliegende Wand erstreckte. Ascher verspürte leichten Schwindel, wie immer, wenn er den Utilisator bediente. Seine vor Schweiß feuchten Fingerkuppen hasteten über die abgewetzten Knöpfe der Bedienapparatur, er blickte durch das Fenster des kleinen Kontrollraums in den Utilisatorraum. Der Mann trug Fußfesseln und blickte in Richtung des hell erleuchteten Schlunds, seine Augen waren weit aufgerissen, seine Fersen schienen sich regelrecht in den Bodens zu graben. Ascher passte die Parametrierung an und gab das Lichtsignal, das die Wächter dazu anließ, den Mann, der nun zu zappeln begann und sich gegen die Wächter zu stemmen versuchte, voran zu zerren. Die Füße über den kühlen glatten Boden schleifend zogen sie den Mann an die Öffnung, blickten sich kurz an und sprachen einstimmig: „Zum Wohle aller“, bevor sie ihn in die Öffnung stießen. Düstere kreischende Umrisse im gleißenden Licht. Das Weiß geweiteter Augen, ein aufgerissener Mund. Eine sich windende Gestalt, die im strahlend weißen Licht verging. Utilisiert zum Wohle aller.

Ascher fuhr die Leistung herunter und stellte die Abkühlvorrichtung ein. Er packte die Bedienapparatur und das Scangerät weg, das die Identität des Bedieners vor jedem Vorgang prüfte und schob die Tür des Tresors wieder zu. Abschließend trug er den Namen in das Utilisatorbuch ein. Joel Jema, ein ehemaliger Navigator. Ungewöhnlich, dachte Ascher, Leute aus der oberen Führungsebene werden nur in äußerst seltenen Fällen dem Utilisator überführt, weder durch Verurteilung noch bei Erreichen der Altersgrenze. Das musste ein gravierendes Vergehen gewesen sein, wenn so einer verurteilt wurde. Als die Tür zum Kontrollraum hinter Ascher zukrachte, löste sich das enge Band um seine Brust, das ihn bei jeder Ultilisierung begleitete und ihm die Luft abzuschnüren drohte.
Utilisatormeister. Eine Profession, die schon sein Vater, dessen Vater und dessen Vater innehatten, und die er bald an seinen Sohn weitergeben würde. Sein Vater hatte ihn schon im Kindesalter auf diese Aufgabe vorbereitet. Er erinnerte sich an unzählige Stunden, in denen er das Utilisierungsprotokoll durchgehen musste, an unendliche Trockenübungen an den Apparaturen. Er bildete sich ein, heute annähernd alles über die Funktionsweise und vor allem über den lebensnotwendigen Zweck des Utilisators zu wissen. Er war sich der hohen Verantwortung, die er hatte, bewusst, denn der Antrieb und damit die Zukunft des ganzen Schiffs und seiner Bevölkerung hingen davon ab. Als er sich von der Tür abwandte, piepste sein Intercom. Er sah auf das verkratzte Display des Geräts und entzifferte den kaum lesbaren Befehl des Oberen Maats. Operationsraum 2, in 5 Minuten stand darauf. Er bestätigte mit einer Taste, deren Beschriftung kaum mehr leserlich war. Als er am Operationsraum ankam, bat ihn der Obere Maat Platz zu nehmen.
„Das Alter muss herabgesetzt werden, wir benötigen einen weiteren Energieschub“, kam er zum Thema, kaum, dass Ascher auf einem der unbequemen Blechstühle Platz genommen hatte. Das Band um seine Brust zog sich wieder zu. Erneut? In den letzten zwei Monaten waren bereits zwei Herabsetzungen der Altersstufen angeordnet worden. In all den Jahren, die sein Vater Utilisatormeister war, hatte es von der oberen Führung nicht eine einzige Herabsetzung der Altersstufe gegeben. Waren sie in Schwierigkeiten? Er gab sich alle Mühe ein unbewegtes Gesicht aufzusetzen, Kritik an der oberen Führung war nicht gern gesehen. Zwar hatte er als Utilisatormeister keine Bedrohung für Leib und Leben zu befürchten, zumindest nicht, bis er das entsprechende Alter erreichen würde, aber er erinnerte sich mit Schaudern an die unzureichenden Nährstoffzuweisungen, nachdem er es einmal gewagt hatte, die monatliche Utilisatorzuweisung in Frage zu stellen. Wochenlang hatten er und seine Familie nur noch farblose, gallertartigen Klöße gegessen.
„Wir setzen das Alter auf 62 Jahre herab, morgen wird es bekanntgegeben. Die Herabsetzung tritt ab dem darauffolgenden Tag in Kraft. Alle Bürger 62 oder älter werden dem Utilisator überantwortet und leisten ihren Beitrag.“
Von 75 Jahre auf 62 Jahre, ein Sprung von dreizehn Jahren! Aschers Eingeweide zogen sich zusammen und ein kalter Schweißfilm legte sich über seine Haut, durchfeuchteten seine Strümpfe in den Schuhen, deren Sohlen sich langsam begannen abzulösen. Die Abstände wurden größer, erst drei, dann fünf und nun schon dreizehn Jahre. Ascher dachte an seinen Vater, der ab morgen die Altersgrenze um neun Jahre überschreiten würde. Er würde seiner Pflicht nachkommen müssen. Auf dem Schiff gab es kein Reißaus, kein Verstecken. Die Ordnung war stärker, war sie immer gewesen. Ihm blieben dann noch neun Jahre und seiner Frau noch zwölf. Neun Jahre, genug Zeit, um seinen Sohn auf diese Aufgabe vorzubereiten. Mehr als genug.

Er holte tief Luft und setzte ein Lächeln auf, bevor er die große stählerne Tür zur Seite schob, um den kleinen Kabinenkomplex zu betreten, der schon vor Generationen seiner Familie zugewiesen worden war. Er würde seiner Familie noch nichts berichten, wollte seinem Vater noch einen weiteren unbeschwerten Tag gönnen. Seine Frau Tabea würde mittlerweile auch von der Farm zu Hause sein. Sie war dort für Wartungsarbeiten zuständig. Die Farm war ein Komplex, in dem ein Großteil der Nährstoffe für die Besatzung der Libera gezüchtet und verarbeitet wurde. Das dazu notwendige Wasserwiederverwertungssystem hatte schon seit einigen Jahren immer wieder Fehlfunktionen, während die Ersatzteile knapp zu werden drohten. Kreative Köpfe, wie die seiner Frau waren daher sehr gefragt. Sie fand in den mittlerweile unbewohnten Bereichen des Raumschiffs immer wieder Teile, die sie für neue Zwecke umfunktionierte, um so das System am Leben zu erhalten.
Seit mehr als 190 Jahren rauschten sie nun schon auf der Suche nach einem bewohnbaren Planeten durch den Raum. Als ihr Heimatplanet, aufgrund der Sonnenstürme unbewohnbar zu werden begann, startete die wohl größte Rettungsaktion in der Geschichte ihrer Spezies. Sie hatten ein großes Raumschiff gebaut, groß genug, um eine Kleinstadt an Bevölkerung zu fassen. Bisher war es ihnen nicht gelungen einen Planeten ausfindig zu machen, der die entsprechenden Umgebungsbedingungen bot. Aber irgendwann würde es gelingen, da war er sicher!
Er ging in die kleine Küche, die nichts weiter als einen kleinen F-Printer enthielt. Die Printer konnten alle Nahrungsmittel nachbilden, vorausgesetzt sie wurden mit der richtigen Nährstoffzusammensetzung befüllt. Er küsste seine Frau auf die Wange, die gerade die heute zugewiesenen Nährstoffbeutel in den Printer schob und das heutige Abendessen programmierte. Sein Sohn Veit saß wie so häufig am Tableau und las im Grundbuch der Physik.
„Hallo Sohn, ich sehe du bist wieder fleißig am Werk?“
„Hallo Vater“, ahmte er den tiefen ernsten Ton seines Vaters nach, nur um im nächsten Moment laut hinauszuprusten.
Schon als Kind war er durch die schmalen Gänge des Schiffs gelaufen und hatte jeden lachend begrüßt, um ihn anschließend zu befragen. Über ihre Aufgaben an Schiff, ihre Familien und Freunde, was sie über den Weltraum wussten, über die einzelnen Module an Bord, und, und, und. Er würde später sicher ein sehr angesehener Utilisatormeister werden, und das, obwohl die Position viele an Bord mit Furcht erfüllte. Aber auch diese Arbeit musste gemacht werden, zum Wohle aller. Wie er wohl auf die Utilisierung seines Großvaters reagieren würde? Seit seiner Amtsabtretung hatten sie sehr viel Zeit miteinander verbracht. Ich sollte ihn zur Utilisierung seines Großvaters mitnehmen. Das wird ihn emotional abhärten, eine wichtige Vorbereitung auf die Tätigkeit, die in Zukunft auf ihn zukam. Er musste vor allem lernen seine Emotionen und seinen Gesichtsausdruck während der Utilisierung in Schach zu halten. Die obere Führungsriege musste immer sicher sein können, dass die Besatzung hinter ihnen stand.

Die Türen zum Utilisatorraum öffneten sich und diesmal war es sein eigener Vater, der durch die Tür trat. Ascher wendete den Blick zu seinem Sohn, dessen Mine sich nicht veränderte, kein Muskel zuckte, er blickte gerade aus durch das Fenster auf den Utilisator. Gut so, Sohn, dachte Ascher. Er regelte den Utilisator hoch und zögerte ein wenig, den Hebel zu betätigen, der das Signal an die Wächter gab, aber nur eine Sekunde später ruckte seine Hand nach oben. „Zum Wohle aller“, murmelte er und legte den Schalter um. Gleißendes Licht glacierte den Utilisatorraum und tauchte ihn für einige Sekunden in eine Schicht, so weiß wie Puderzucker, dann Halbdunkel und Stille. Veit war nah an das Fenster herangetreten, sein Atem beschlug die Scheibe, seine Haut hatte einen bleichen Ton angenommen, der Blick war nach wie vor starr nach vorne gerichtet. Ascher ging hinüber und legte ihm die Hand auf die Schulter.
Nach einigen Minuten blickte Veit ihn an. „Werden Sie die Altersgrenze noch einmal nach unten setzen?“
„Ich weiß es nicht, ich hoffe nicht.“

In der darauffolgenden Nacht schrak Ascher dank des kreischenden Alarms hoch, der durch den Kabinenkomplex hallte. Das konnte nur eines bedeuten! Jemand hatte sich unerlaubt Zutritt zum Utilisatorraum verschafft und die Bedienapparatur in Gang gesetzt. Bisher kannte Ascher den Alarmton nur von der jährlichen Übung, er sprang schnell von seiner Pritsche hoch, murmelte seiner Frau zu, dass sie sich keine Sorgen machen solle und schlüpfte in seine Arbeitskleidung. Er lief zu dem Überwachungsdisplay, das im Kabinenkomplex untergebracht war und schaltete es ein. Sofort erschien der Kontrollraum. Über die Bedienelemente gebeugt war eine dunkle Gestalt in der spärlichen Beleuchtung zu erkennen. Wie war der bloß reingekommen? Außer Ascher hatte nur noch der obere Maat und die Führung eine Berechtigung. Er tastete nach der Zugangskarte, die er normalerweise in seiner Arbeitsjacke trug, aber seine Finger griffen in eine leere fusselige Tasche. Da dämmerte es ihm. Er blickte wieder auf die schemenhafte Gestalt, die gerade zum Schrank ging, vermutlich um das Bedienprotokoll herauszuholen. Wie eine Faust fuhr es ihm in den Magen, das Band zog sich diesmal gnadenlos eng um seinen Brustkorb, Übelkeit stieg auf. Den charakteristischen Gang seines Sohnes hätte er überall wiedererkannt. Er stolperte aus der Kabine und lief durch die schmalen Gänge in Richtung des Utilisatorraums. Vor der Tür angekommen rief er: „Veit! Mach auf!“
“Nein“, rief sein Sohn mit hoher schriller Stimme, „ich lasse nicht zu, dass sie dich als nächstes umbringen!“
„Verdammt Veit, damit bringst du uns doch erst recht alle um. Wir brauchen die Energie für den Antrieb. Was sollen wir denn ohne den Antrieb machen?“
„Wir sollen uns zum Wohle aller opfern, aber sie opfern sich nie, sie lassen sich nicht mal hier blicken! Ich lasse nicht zu, dass sie dich und dann meine Moma umbringen…“
Seine Stimme klang plötzlich kratzig. Moma, seit mehr als 10 Jahren hatte er seine Mutter nicht mehr so genannt.
„Veit! Mach die Tür auf. Lass uns darüber reden, ich…“
Im nächsten Moment wurde er grob zur Seite gestoßen. Die Sicherheitskräfte waren da und öffneten die Tür mit einer Schlüsselkarte, vermutlich die des Oberen Maats. Er stürzte hinter den schwer bewaffneten Wachen in den Raum und sah wie sein Sohn auf den Boden gedrückt wurde. Er stürzte auf eine Wache zu, die das Knie auf den Hals seines Sohns presste und packte ihn an der Schulter, um ihn von Veit wegzureißen. Die Wache stieß ihn mit dem anderen Arm nach hinten. Im nächsten Moment lag Ascher selbst am Boden und kostete das kalte Metall des Bodens, nur um dann direkt wieder nach oben gerissen zu werden. Etwas wurde ihm über den Kopf gestülpt, er sah nichts mehr. Lautes Rauschen aus dem Intercom. „Bringt sie hierher.“ Fußgetrappel, jemand zerrte an ihm, er fiel vorwärts.

Er wurde auf einer Bank platziert. Summen, Klacken, Rauschen. Maschinen flüsterten und raunten. Rechenmaschinen? Belüftung? Jemand nahm ihm den Sack vom Kopf. Ascher sah sich um. Sein Sohn saß neben ihm auf einer Bank, die in einem gewaltig großen halbrunden Raum stand. Der Boden war mit Gittern ausgelegt, darunter befanden sich dicke Kabelkanäle und Schläuche, die mit starken Kabelschellen an einer Metallunterkonstruktion angebracht waren. Die Wände des runden Raumsegments waren homogen nach außen gewölbt und mit einer milchig matten Oberfläche überzogen. Die lotrechten Wände waren gesäumt mit Kontrollboards und zugehörigen Sitzplätzen. Die gealterten Gesichter des Bedienpersonals, das dahinter saß, waren durch grünes Bildschirmlicht ausgeleuchtet. An beiden Enden der senkrechten Wände begannen Treppen, die in beide Richtungen im Halbkreis nach oben zu einer Art Galerie führten. Im Zentrum der Galerie konnte er auf einem Plateau fünf Kontrollplätze ausmachen. Mehrere sehr alte Personen saßen in den Sesseln, ihre faltigen Hälse warfen halbgrüne Schatten auf die Kontrollpanels.
Der oberste Kontrollraum, schoss es Ascher durch den Kopf. Hier wurden die Entscheidungen über das Schiff und deren Besatzung getroffen. Er bemerkte, wie einer der alten Männer von der Galerie die Treppe nach unten auf sie zukam.
„Da haben sie uns aber ganz schön in die Bredouille gebracht“, sagte er, als er vor ihnen stand, „der amtierende Utilisatormeister steht nur wenige Jahre vor der eigenen Utilisierung und sein Nachfolger versucht den Utilisator zu zerstören. Was sollen wir jetzt mit euch machen?“
Ascher brachte kein Wort heraus, seine Kehle war so trocken wie Ödland.
“Wozu der Energieschub?“ Veit sah den alten Mann herausfordernd an. „Warum haben sie das Alter herabgesetzt, wozu wird der Energieschub benötigt?“
„Veit, sei still“, sagte Ascher verzweifelt, verstummte aber sofort wieder als der Alte mit einer unwirschen Handbewegung in seine Richtung wedelte.
“Lasst mich Euch etwas zeigen.“ Der Alte drehte sich um und nickte in Richtung der Kontrollplattform. Einer der Bediener betätigte einen Schiebeschalter. Die milchige Oberfläche verlor ihr mattes Äußeres und wurde nach und nach transparent. Vor ihnen erstreckte sich das Segment einer Kugel, das aus stumpfen Felsmassiven zu bestehen schien. Grau über grau, eine steinerne Wüste, eingebettet in einem unendlichen Meer von Sternen. Hinter den Felsen, ganz weit in der Ferne ließ ein blaues Schimmern Wasservorkommen erahnen.
„Was ist das, ein Planet? Sind wir in der Umlaufbahn eines Planeten?“ Veit blickte den Alten mit stechendem Blick an.
„Das ist Altain-3, er ähnelt unserem Heimatplaneten. Wir haben ihn angesteuert, um die Atmosphäre auf ihre Zusammensetzung zu prüfen. Leider hat sich herausgestellt, dass er für uns nicht bewohnbar ist. Die Stickstoffkonzentration in der Atmosphäre ist zu hoch. Es ist nicht der erste Planet, der seit Beginn unserer Reise angesteuert wurde, aber…“
„Aber es ist der erste, der uns in seiner Umlaufbahn gefangen hält, oder? Dafür braucht ihr den Energieschub, um genug Geschwindigkeit aufzunehmen, um aus seiner Umlaufbahn zu entkommen, richtig?“ Veit blickte den Alten mit bohrenden Blick an.
„Richtig. Unsere Reserven sind aufgebraucht, wir sitzen in der Falle. Deswegen mussten wir nun die Statuten nach mehr als 190 Jahren ändern und das Alter heruntersetzen.“
Veits Augenbrauen zogen sich zusammen, die Augen wurden zu schmalen Schlitzen. „Aber das gilt nicht für euch, oder? Wie alt seid ihr? 80 oder vielleicht schon 85?“
Er dachte an seinen Großvater. Zum Wohle aller. Sein Mund verzog sich. Sicher, eher zum Wohle des oberen Kommandos.
„Wir haben einfach zu wenige Kinder, die wir ausbilden können, so, dass wir uns zur gegebenen Zeit nicht dem Utilisator überantworten können. Wir müssen sicherstellen, dass das Kommando erhalten bleiben kann, bis wir einen passenden Planeten gefunden haben, zum Wohle aller.“
„Ihre Position ist also wichtiger, als die der Leute, die unsere Nahrung züchten oder die der Mechaniker, die das Schiff am Laufen halten?“ Veit sprang auf.
„Veit, setz dich wieder hin, lass ihn aussprechen!“
Veit sah seinen Vater mit erhobenen Kinn und zog den Mund ein wenig nach oben, seine Brust hob und senkte sich, nach kurzem Zögern setzte er sich langsam wieder hin.
„Aufgrund ihrer wichtigen Position an Bord können wir ihnen etwas Ähnliches anbieten. Wir bieten Ihnen und ihrem Sohn vollständige Amnestie, wenn sie sich kooperativ zeigen und weiter ihrer Tätigkeit nachgehen und ihren Sohn ausbilden. Zusätzlich wird zukünftig niemand aus ihrer Familie aufgrund der Altersgrenze dem Utilisator überantwortet werden. Ihr Wissen über die Lage müssen sie natürlich für sich behalten.“


Einige Monate nach den Ereignissen im Kontrollraum blickte Veit vom Tableau auf und bedachte seinen Vater mit einem Lächeln. Ascher lächelte zurück. Er fühlte sich wohl im neuen Kabinenkomplex, genau wie der Rest der Familie. Die Nahrungszuweisungen waren umfangreicher und abwechslungsreicher geworden, sein Sohn bekam Zugriff auf die Datenbanken und hatte so die Möglichkeit seinen Wissensdurst zu stillen. Vielleicht war es seine Generation, die den konvenierenden Planeten finden würde. Er hoffte es wirklich sehr.

Auszug aus dem Logbuch

1.288.312.6 Eintrag seit Start der Libera_____

Der Navigator Joel Jema bestätigt, dass Altain-3 ein bewohnbarer Planet sei und empfiehlt die Gründung einer Kolonie. Er empfiehlt, die verbliebene Energie zu nutzen, um die Libera in Position, zum Abwurf der Land-Seeker-Einheiten zu bringen.

1.288.312.7 Eintrag seit Start der Libera_____

Die obere Führung spricht sich einstimmig gegen die Gründung einer Kolonie aus, um die seit Generationen andauernde Gesellschaftsordnung der Libera nicht zu gefährden.

1.288.312.8 Eintrag seit Start der Libera_____

Die obere Führung spricht sich im Schnellverfahren einstimmig für die Überantwortung des Navigators Joel Jema an den Utilisator aus.

1.288.312.9 Eintrag seit Start der Libera_____

Die Schiffsoffiziere haben einstimmig entschieden, dass die Umlaufbahn von Altain-3 in Kürze verlassen werden soll. Die notwendige Energie soll durch das Herabsetzen des Alters gewonnen werden.

 

Was für eine spannende Geschichte! Ich mag Science Fiction and Dystopien und hier passt beides wunderbar zusammen. Ich muss zugeben, dass ich ab und an sehr schnell den Text überflogen habe, weil ich unbedingt wissen wollte wie es weiter geht. Unglaublich spannend. Vielen Dank für die tolle Geschichte.

 

Hallo @Sarah996

schöne Geschichte, habe ich gerne gelesen. Fand die Idee klasse! Hat mich ein wenig an Snowpiercer erinnert, falls du das kennest? Auch das Ende hat mir gut gefallen. Die Alten wollen gar keinen Planeten finden und Sohn und Protagonist werden durch Zuweisungen korrumpiert. Finde ich cool!
Allerdings sind mir ein paar Fehler und Formulierungen aufgefallen. Ich habe sicherlich nicht alles markiert, sondern nur die Sachen, die mir direkt ins Auge gefallen sind. Es täte dem Text gut, wenn du da noch mal ordentlich drüber gehst, an Formulierungen arbeitest und Fehler korrigierst. Das Ende fand ich auch gut. Nur könntest du vielleicht noch besser ausarbeiten, warum genau die Oberen ein Interesse haben, dass alles beim Alten bleibt? Das hat mir noch ein wenig gefehlt.
Ansonsten hat mir der Text gut gefallen. Bin gespannt auf mehr.

Viele Grüße
Habentus

Die Türen zum Utilisatorraum öffneten sich. Zwei Wächter führten einen Mann durch den mit Metall ausgekleideten Raum, [ , kann weg] bis einige Meter vor die weiß gleisende Öffnung, die sich beinahe über die gesamte gegenüberliegende Wand erstreckte.
Ich finde gleich deinen zweiten Satz etwas umständlich. Vielleicht machst du besser zwei daraus?
dass die Wächter dazu anließ den Mann, der nun zu zappeln begann
dazu anließ[Komma] den Mann
Die Füße über den kühlen glatten Boden schleifend zogen sie den Mann an die Öffnung, blickten sich kurz an und sprachen einstimmig
Boden schleifen [Komma] zogen sie

seine Fersen schienen sich regelrecht in das Blech des Bodens zu graben.
Finde ich eine etwas unglückliche Formulierung. Ist der Boden tatsächlich aus Blech? Wie können Fersen sich graben? Mir ist schon klar, was du sagen möchtest. Aber die Formulierung stört mich an dieser Stelle

schob die massiv gebaute Tür des Tresors anschließend wieder zu.
Brächtest du meiner Meinung nach gar nicht erwähnen, weil ein Tresor das vermutlich voraussetzt. Andererseits frage ich mich, ob Tresor hier überhaupt das richtige Wort ist?

Namen des soeben utilisierten Denunzianten in das Utilisatorbuch ein.
Warum ist er denn ein Denunziant? Wen hat er denn denunziert? Weder dein Protagonist noch wir als Leser wissen doch (zum jetzigen Zeitpunkt), was da vorgefallen ist, oder?
Als Ascher das laute Krachen der Tür zum Kontrollraum hinter sich zufallen hörte, löste sich das enge Band um seine Brust ein wenig, dass ihn bei jeder Ultilisierung die Luft abzuschnüren drohte.
Finde den gesamten Satz ein wenig umständlich formuliert. Würde da knappere Sätze draus machen.
Er war sich der hohen Verantwortung [Komma] die er hatte [Komma] bewusst, denn der Antrieb und damit die Zukunft des ganzen Schiffs und seiner Bevölkerung hingen davon ab.
Als er am Operationsraum ankam [Komma] bat ihn der Obere Maat Platz zu nehmen.
Das Alter muss ein weiteres Mal herabgesetzt werden, wir benötigen einen weiteren Energieschub“, kam er zum Thema, kaum das Ascher auf einem der unbequemen Blechstühle Platz genommen hatte.
Dopplung weiteres, weiteren. Ich glaube außerdem, es müsste: kaum dass Ascher ... heißen. Kann mich aber auch täuschen.
Er gab sich alle Mühe ein unbewegtes Gesicht aufzusetzen
Das würde ja bedeuten, dass er vorher ein bewegtes Gesicht hatte. Dem ist ja nicht so oder?

Zwar hatte er als Utilisatormeister keine Bedrohung für Leib und Leben zu befürchten, zumindest nicht [Komma] bis er das entsprechende Alter erreichen würde, aber er erinnerte sich mit Schaudern an die unzureichenden Nährstoffzuweisungen, nachdem er es einmal gewagt hatte [Komma] die monatliche Utilisatorzuweisung in Frage zu stellen.
deren Sohle sich langsam begannen abzulösen.
Müsste es nicht Sohlen heißen?

seiner Familie zugewiesen worden war. Er würde seiner Familie noch nichts berichten
Dopplung
startete die wohl größte Rettungsaktion in der Geschichte ihrer Spezies. Sie bauten ein großes Raumschiff, groß genug, um eine Kleinstadt an Bevölkerung zu fassen.
Das war die größte Rettungsaktion der Geschichte? Ein einziges Raumschiff? Die armen ...

Sie fand in den mittlerweile unbewohnten Bereichen des Raumschiffs immer wieder Teile, die sie für neue Zwecke umfunktionierte, und so das System am Leben zu erhalten.
Würde schreiben: um so das System am Leben zu erhalten oder und so das System am Leben erhielt.

schon zu laut hinaus zu prusten.
Schon als Kind war er durch die schmalen Gänge des Schiffs gelaufen und hatte jeden lachend begrüßt, um ihn anschließend zu befragen.
Dopplung. Und ich fand den ersten Satz ein wenig seltsam formuliert.

Er würde später sicher ein sehr angesehener Utilisatormeister werden, und das [Komma] obwohl die Position sicher viele an Bord mit Furcht erfüllte. Aber sie musste gemacht werden, zum Wohle aller.
Finde das gemacht hier nicht schön. Eine Position machen. Würde eher so was wie erfüllt oder so ähnlich benutzen.

Gleisendes Licht glacierte den Utilisatorraum und tauchte ihn für einige Sekunden in eine Schicht [Komma] so weiß wie Puderzucker, dann Halbdunkel und Stille.
Gleißendes

und legte ihm die rechte Hand auf die linke Schulter.
und schlüpfte noch während des Gehens in seine Arbeitskleidung.
Ist klar. Kannst du streichen.
Er lief zu dem Überwachungsdisplay, das im Kabinenkomplex untergebracht war und schaltete es ein. Sofort erschien der Kontrollraum auf dem Display.
Dopplung
Eine Faust fuhr ihm in den Magen
Die Formulierung passt nicht. Eine Faust im Magen? Eher so was wie: Fuhr es ihm in den Magen oder Sein Magen verkrampfte sich oder so
Scheiße Veit, damit bringst du uns doch erst recht alle um.
Spricht er so mit seinem Sohn? Scheiße Veit ... Fand das unpassend.

Seine scharfe Nase, verlieh seinem Gesicht ein raubvogelartiges Aussehen.
Mmh. Die Oberen, die ihre Leute verraten, um selbst im Saus und Braus zu leben und ihre Macht nicht abgeben wollen, erinnern also an Raubvögel. Na ja. Finde ich etwas zu plump. Das bräuchte es doch gar nicht.

Ascher brachte kein Wort heraus, seine Kehle war so trocken wie dürres Ödland es sein musste.
Der Vergleich ist etwas bemüht.
„Das ist Altain-3, ein Planet, der unserem Heimatplaneten ähnelt. Wir haben ihn angesteuert, um die Atmosphäre des Planeten auf ihre Zusammensetzung zu prüfen.
In Veits Gesicht breitete sich ein triumphierendes Lächeln aus.
Warum? Er hat doch in diesem Moment gar keinen Grund zu lächeln oder?

 

Hallo Zeichenstift und Habentus,

vielen Dank für das Lesen und Kommentieren der Geschichte, es freut mich sehr, dass euch beiden die Geschichte gefällt.

Hallo @Sarah996 schöne Geschichte, habe ich gerne gelesen. Fand die Idee klasse! Hat mich ein wenig an Snowpiercer erinnert, falls du das kennest?
Nach Schreiben der Geschichte fiel mir auch auf, dass das eine vergleichbare Konstellation zu Snowpiercer ist. Beim Schreiben hab ich das allerdings gar nicht bemerkt oder im Kopf gehabt.

Allerdings sind mir ein paar Fehler und Formulierungen aufgefallen. Ich habe sicherlich nicht alles markiert, sondern nur die Sachen, die mir direkt ins Auge gefallen sind. Es täte dem Text gut, wenn du da noch mal ordentlich drüber gehst, an Formulierungen arbeitest und Fehler korrigierst.

Vielen Dank für die Anmerkungen! Einige Sachen hab ich direkt umgesetzt. Vor allem die Kommasetzung ist immer wieder herausfordernd für mich. Ich hoffe es liest sich nun schon besser.

Viele Grüße,
Sarah

 

Hallo @Sarah996,

eine spannende Geschichte mit heftigem Thema hast du hier. Sie zeigt, dass nur ein kleiner machtgieriger Teil einer Gruppe reicht, um alle langfristig ins Verderben zu stürzen.

Gut aufgefallen sind mir die sorgfältig ausgefeilten Beschreibungen der Schauplätze. Alles ist schön futuristisch, wie es in einem Raumschiff eben sein muss. Besonders den obersten Kontrollraum konnte ich mir gut vorstellen.

Was mich erst noch verwundert hat, war das Detail, dass das Raumschiff schon gestartet ist, bevor ein geeigneter Planet gefunden worden war. Es hat sich jedoch als Anzeichen herausgestellt, dass im Raumschiff etwas nicht stimmt.
Nach meinem zweiten Lesedurchgang kann ich sagen, dass sich der Kreis schließt, alle wichtigen Fragen lassen sich beantworten. Ich habe nur Kleinigkeiten anzumerken:

1.

Wenn ich es richtig verstanden habe*, wandelt der Utilisator Menschen in Treibstoff für das Raumschiff um. Gibt es also keine andere Möglichkeiten zur Treibstoffgewinnung? Das klingt für mich nicht ganz glaubwürdig. So wirkt es eher, dass es diese Einschränkung nur deshalb gibt, damit der Plot funktioniert.
Vielleicht ist es auch besser so, wenn dieses Detail im Text nicht erwähnt wird. Mir fällt nämlich keine Alternative ein, wie man diese besondere Eigenschaft des Utilisators erklären könnte, ohne auf irgendwelche pseudowissenschaftliche Erklärungen zurückzugreifen.

*Willibald schreibt hier von einer anderen Nutzung, die ich jedoch nicht aus dem Text herausinterpretieren kann:

Bezüglich Nahrungsqualität und Tötung in einem bestimmten Alter für die Herstellung von "biontischen" Nahrungsmitteln .
Oder geht es hier um den F-Printer?

2.

Operationsraum 2, 5 Minuten stand darauf.
Vorschlag:
Operationsraum 2, Termin in 5 Minuten
Wenn zwischen der 2 und der 5 etwas steht, ist es eindeutiger. Sonst sieht es nach einer 2,5 mit einem verirrten Leerzeichen aus.

3.

Der Navigator Joel Jema bestätigte, dass Altain-3 ein bewohnbarer Planet sei. Er empfiehlt, die verbliebene Energie zu nutzen, um die Libera in Position zu bringen.
Dieser Formulierung entnehme ich, dass es nur eine Empfehlung war, das Raumschiff in Position zu bringen. Dann heißt es aber:
Die Schiffsoffiziere haben einstimmig entschieden, dass die Umlaufbahn von Altain-3 in Kürze verlassen werden soll.
Also haben sie doch den Kurs des Raumschiffs geändert. Der Navigator empfiehlt also nicht nur, sein Befehl wird auch umgesetzt. Zu diesem Zeitpunkt weiß ich das als Leser zwar schon, weil es in der Geschichte vorher schon erwähnt wurde. Trotzdem hat es mich ein wenig verwundert, auch wenn es nur ein kleines Detail ist.

Viele Grüße
Michael

 

Hallo @Sarah996,
und herzlich willkommen hier (Wir hatten ja noch nicht das Vergügen)

Zuerstmal die Filme, die ich sehe:
"Flucht ins 23. Jahrhundert"
Da wird mit 30 "erneuert", da bist du mit dem heruntergesetztem 62 ja richtig human :)

und "Matrix":
Thema: Energie aus Menschen gewinnen. Da öffnet sich mir die Frage, was für eine Technologie dahintersteckt, wie man aus ca. 70kg Biomassse Energeie rausholt. Dazu dann die Frage: wenn man Farmen hat, wieso dann keine Nutztiere "verballern"?
Kurz: Überbevölkerung des Raumschiffs wäre für mich eine logischere Erklärung, als das generieren von Energie.

Textanmerkungen haben meine Vorkommentatoren erstmal genug gemacht.
Ich hätte da nur eine Anmerkung:

1.288.312.8 Eintrag seit Start der Libera_____ Die obere Führung spricht sich im Schnellverfahren einstimmig für den Tod des Navigators Joel Jema durch den Utilisator aus.
Bisher hattest Du es super vermieden, Wörter wie Hinrichtung und Tod zu verwenden. Damit wurde es so schön surreal, dass man den Gebrauch des Utilisators eben nicht mit diesen Wörtern in verbindung bringt. Daher fand ich es schade, dass du hier das Wort "Tod" verwendets - und nicht z.B. auf die Formulierung "Wird dem Utilisator zugeführt" zurückgreifst.

soweit meine Anmerkungen
gern gelesen!!!
pantoholli

 

Hallo @Willibald, @Michael Weikerstorfer, @pantoholli,

erstmal vielen Dank an euch für das Lesen der Geschichte und eure Kommentare. Es hilft mir enorm weiter.

Etwa zu dem Problem, von wann die Logbucheinträge stammen? Und wann sie von Veit entdeckt werden? Das würde dem Plot und der Rezeptionsfreude vermutlich gut tun.
Veit reimt sich die Notwendigkeit des Energieschubs erst in dem Moment zusammen, als er sieht, dass sich das Raumschiff in der Umlaufbahn eines Planeten (mit enorm hoher Masse) befindet, also im Kontrollraum. Ihm ist sofort klar, dass es dazu einen höheren Schub benötigt. Den Einbruch in den Utilisatorraum begeht er, weil er ihn zerstören möchte, um dem Joch ein Ende zu bereiten. Um seinen Vater und seine Mutter zu beschützen, wenn auch auf irrationale Weise, mehr eine Verzweifelungstat, angespornt durch den Tod seines Großvaters.
Das heißt, tatsächlich entdeckt Veit die Einträge nicht, sie sind ein Epilog, um den Leser über das Motiv der Älteren aufzuklären, dass du gut im untenstehenden Kommentar zusammen gefasst hast.
Als - so legt es der Text nahe - ein geeigneter Planet gefunden ist und analysiert werden könnte, wird der Bote der guten Nachricht als Denunziant klassifiziert, um die Fahrt fortzusetzen und die Priviliegien des Status Quo für die Oberen, die Alten, nicht zu gefährden.
Genau das, der Planet ist geeignet, aber wenn die Alten einer Kolonie zustimmen würden wäre die Gesellschaftsordnung aufgehoben, die Alten würden die Privilegien verlieren.
Etwa zu dem Problem, von wann die Logbucheinträge stammen? Und wann sie von Veit entdeckt werden?
Die Logbucheinträge sind chronologisch. Sie werden von Veit nicht entdeckt.
Das "aber" weg. Dass der Ton auf ein Versehen zurückgeht, ist nicht auszuschließen. Das ein Ernstfall vorliegt ist wahrscheinlicher. Umso mehr ist eine schnelle Reaktion angesagt.
Umgesetzt, danke.
Es ist ein bisschen unklar, wann Veit entdeckt, dass der "Denunziant" einen intressanten, vielversprechenden Planeten entdeckt hat. Und es ist auch nicht ganz klar, ob er vielleicht der Aussage ein bisschen vertraut, dass das kein passender Planet ist. Diese Unschärfe könnte man beheben oder offen lassen, scheint mir.
Auch das entdeckt er tatsächlich nicht. Die Lüge kauft er dem Alten, genau wie sein Vater, ab. Er geht davon aus, dass der Planet unbewohnbar ist, und weitergesucht werden muss. Er lässt sich korrumpieren durch den Schutz der seiner Familie auf lange Sicht versprochen wird.
(2) Sprachlich-Stilistisches
Vielen Dank für die zahlreichen Hinweise, ich werde einiges davon umsetzen.
Eine intressante SciFi-Geschichte, erzähltechnisch lebendig durch szenische und personale Fokussierung. Bei kleineren Unebenheiten. Im Plot durchaus packend: Allgemeinwohldenken, Utilitarismus und mehr oder weniger grosse Korrumpierbarkeit samt mehr oder weniger grosser selektiver Wahrnehmung von Ungerechtigkeiten bei den Protagonisten. In der Figurenzeichnung keine Schwarz-Weiß-Malerei, sondern nachdenklich stimmende Ambivalenz. Prima.
Es freut mich, dass dir die Geschichte gefällt. Vielen Dank!
Was mich erst noch verwundert hat, war das Detail, dass das Raumschiff schon gestartet ist, bevor ein geeigneter Planet gefunden worden war
Das Raumschiff wurde in Eile gebaut, es war eine Notrettungsaktion, um das Überleben der Spezies zu sichern (wird nur angedeutet, nicht erklärt). Tatsächlich ist es gestartet, ohne dass ein geeigneter Planet in Aussicht ist, es fliegt sozusagen ins Ungewisse. Für mich ist, ohne dass es in der Geschichte angedeutet wird, Altain-3 sogar der erste Planet der nach 190 Jahren angesteuert wird und auch nur ansatzweise infrage kommt, was, so glaube ich, durchaus realistisch ist, in Anbetracht der Größe des Weltalls.
Wenn ich es richtig verstanden habe*, wandelt der Utilisator Menschen in Treibstoff für das Raumschiff um. Gibt es also keine andere Möglichkeiten zur Treibstoffgewinnung? Das klingt für mich nicht ganz glaubwürdig. So wirkt es eher, dass es diese Einschränkung nur deshalb gibt, damit der Plot funktioniert.
Sicher ist es ein Stück weit dem Plot geschuldet. Durchaus vorstellen kann ich mir aber schon, dass es verschiedene Energiegewinnungsmöglichkeiten auf dem Schiff gibt, Energie generell aber dennoch knapp ist, und man auf keine der Möglichkeiten verzichten kann. Das ist ja auch auf der Erde so.
Dieser Formulierung entnehme ich, dass es nur eine Empfehlung war, das Raumschiff in Position zu bringen. Dann heißt es aber:
Mit dem Satz war eigentlich die Positionierung zum Auswurf der Landseeker-Einheiten zur Gründung der Kolonie gemeint, das habe ich wohl missverständlich formuliert, das werde ich ändern.
Thema: Energie aus Menschen gewinnen. Da öffnet sich mir die Frage, was für eine Technologie dahintersteckt, wie man aus ca. 70kg Biomassse Energeie rausholt.
Zugegeben, wird es nicht die wahnsinnige Menge sein. Es kann natürlich auch nur ein Teil des Energiegewinnungssystems sein, auf den, trotz der anderen Möglichkeiten, nicht verzichtet werden kann. Auf der Erde nutzen wir auch eine Gemengelage aus Kohle, Öl, Solar, Windkraft, Wasser, etc. und nicht nur eine Energieform.
Bei Matrix wurde diese Frage übrigens auch nie geklärt, da war es einfach so, oder?
Bisher hattest Du es super vermieden, Wörter wie Hinrichtung und Tod zu verwenden. Damit wurde es so schön surreal, dass man den Gebrauch des Utilisators eben nicht mit diesen Wörtern in verbindung bringt. Daher fand ich es schade, dass du hier das Wort "Tod" verwendets - und nicht z.B. auf die Formulierung "Wird dem Utilisator zugeführt" zurückgreifst.
Danke für den Hinweis, das werde ich auf jeden Fall umsetzen.

Nochmal vielen Dank an euch drei. Ich werde einiges mehr von euren Tipps und Hinweisen umsetzen, auch wenn ich es vielleicht erstmal unkommentiert gelassen habe.

Viele Grüße,
Sarah

 
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Hallo @Sarah996 ,

herzlich willkommen hier! :gelb:

Du hast schon einiges an Zuspruch bekommen und kannst sicher ab, wenn ich jetzt mit Kritik ankomme. Alles bezieht sich auf deinen Text, nicht auf deine Person und nichts davon ist unfreundlich gemeint.

Der Utilisator
Die Türen zum Utilisatorraum öffneten sich.
Also, sorry, falls das sarkastisch klingt, aber man kann dir nicht vorwerfen, das Thema verfehlt zu haben. Nomen oder Verben mit utili- kommen 31 Mal im Text vor. Weil das ein so ungewöhnliches Wort ist und zudem noch sprachlich 'unhandlich', rate ich dringend, das auf 5 Mal zu reduzieren. Soylent Green ist bekannt und das Konzept wirklich nicht so intellektuell überfordernd, dass du diesen Begriff so oft zeigen, erklären und verwenden müsstest. Das nimmt auch echt jede Spannung, was da im Schiff eigentlich vor sich geht.

Als ersten Satz gesehen: Bestenfalls unspektakulär, schlechtenfalls langweilig. Wenn ich hier noch nicht weiß, was dieser Raum genau bezweckt, ist das sogar inhaltlich ein Nullsatz, und damit zieht er nicht in den Text.

Grundsätzlich habe ich zwei massive Probleme mit dem Text:
- Trotz Raumschiff und ein paar mechanischen (Wischwaschi-)Begriffen ist das keine SF.
- Der Text müsste spekulativ im Sinne von 'paranormal' ausgelegt sein, damit die Prämisse funktionieren würde.

Oft gilt als SF, wenn nur Roboter, Raumschiff etc. vorkommen. Kennst du den Spruch Putting the science back into science fiction? Ja, du hast hier Fiktion, aber keine Wissenschaft. Die Defintion von SF ist u.a., dass es Voraussetzungen und z.B. technische Erfindungen beinhalten muss, die aufgrund all dessen, was wir als naturwissenschaftliche Fakten kennen / verstehen und was wir aufgrund der momentanen, realen Gegegenheiten in die Zukunft projiziert annehmen können, folgerichtig wäre.

Du hast zwei Prämissen: Es gibt einen Grund, eilig ein bemanntes Raumschiff loszuschicken, und das Raumschiff wird mit Leuten / Toten angetrieben.

Ach ja: Bissl geschielt zum Paranormalen, sogar Religiösem in Event Horizon, nur eine Art Weißes Loch genommen, statt ein Schwarzes?

Planeten werden nicht urplötzlich vernichtet, das sind für uns schwer erfassbare Zeitspannen und jedenfalls nix, wozu man flott ein Raumschiff bauen, einen kleinen Teil der Bevölkerung stecken und sich eilig vom Acker machen müsste. So funktioniert das einfach nicht. Gehe ich jetzt von der Raumfahrt 'ohne Notlage' aus, werden seit Anbeginn vor den 1930er Jahren bis heute Sonden und eben unbemannte Raumfähren zuerst ausgesandt. Genau das hätte man in deinem Setting auch gemacht. Dein Szenario ist so nicht möglich.

Wenn du einen Trick brauchst, warum die Hals über Kopf abhauen sollen (eben in einem bemannten Raumschiff), benötigst du ein paar Drehs - wie z.B. grandios gelöst in Cixin Lius The Dark Forest. Da wurde ein besiedelbares System gefunden, und als die bemannten Raumkreuzer zur Evakuierung eines kleinen Teils der Menschheit losgeschickt werden, treten andere, unvorhersehbare Probleme auf, wegen denen das Programm völlig aus dem Ruder läuft und scheitert. Der ganze Prozeß zieht sich über ein Jahrhundert und da das zu lang für eine Geschichte ist, müsste das erzähltechnisch gelöst werden. Sowas halt.

Dann sind tragischerweise in der - gar nicht so weit entfernten - Historie Menschen verbrannt worden bzw. geschieht das als Lynchjustiz heute noch und dafür benötigt es eine enorme Energie. Mit einem Scheiterhaufen braucht es ca. 12 Stunden, bis jemand Asche ist (Knochen bleiben allerdings selbst dann noch erhalten) und wenn du das absolut entsetzliche Essay von Vassily Grossman über Treblinka gelesen hast (ein Kapitel in: A Writer at War), weißt du, wie das aussieht mit einem Mensch, der durch einen eigens dafür konstruierten, offenen Gasgrill zu Asche verbrannt werden soll. Vielleicht eines der schrecklichsten Bücher, die je gedruckt wurden, und sollte mAn Curriculum in allen Schulen sein.

Erwachsene Menschen bestehen zu 70% aus Wasser. Je älter ein Mensch wird, desto weniger Wasser kann der Körper speichern und desto 'trockener' wird er also. Dein Runtersetzen des Tötungsalters ist daher unlogisch - es würde mehr Energie gewonnen (wenn ich nur mal kurz annehme, dass das so funktionierte), je älter die Person ist.

Wie denkst du dir deine Maschine, damit nicht - wie naturwissenschaftlich anzunehmen - Energie für die Verbrenung aufgewendet werden muss, sondern Energie daraus gewonnen wird?
Wenn das - wie in Event Horizon - eine paranormale Konstruktion ist, müsstest du vorher irgndwie klarmachen, dass das hier Contemporary oder Science Fantasy und nicht Science Fiction ist. (Abgesehen davon sollte man auch in Fantasy unbedingt mit Naturgesetzen brechen, selbst magische Gesetze sollten in sich stimmig und sauber hergeleitet sein.)
In SF läuft der Konflikt und ggfs. dessen Lösung über Naturwissenschaft und Technik, in der Fantasy über Magie.

Andere Sache: Ich will hier auch nicht mit irgendeiner Moralkeule kommen, aber wenn man in einer Geschichte Menschen in industriellem Ausmaß verbrennt, schreibt man im Kontext von ungeheuren Verbrechen: die christlichen Missionen = Genozide in Lateinamerika, die Ketzerverfolgungen v.a. 1620-1770 und eben die deutschen Faschisten. Das ist eine extrem hohe Latte, gegen die du mit Aussage, Kontext und Wirkung deiner Geschichte anschreiben musst. Jemand, dem ein bissl eng um die Brust wird und der ein Problem damit hat, seinen Vater zu töten, reicht nicht aus. Der ganze Plot und die ganze Figurenkonstellation reichen nicht aus. Du schreibst völlig am Thema vorbei, und die Tatsache, dass es SF getaggt ist, entbindet dich nicht davon, hier eine konsequente, durchdachte Bearbeitung deines Themas zu schreiben, die eben treffen muss.

Zwei Wächter führten einen Mann durch den mit Metall ausgekleideten Raum, vor die weiß gleißende Öffnung, die sich beinahe über die gesamte gegenüberliegende Wand erstreckte. Ascher verspürte leichten Schwindel, wie immer, wenn er den Utilisator bediente.
Alle deine Technikwörter lesen sich so, als wärst du selbst nicht sicher, wie das alles funktionierte, das ist wie *wedel mit Hand*.
Umso auffälliger, als dass du in jedem Absatz versuchst, irgendwas angestrengt Technisches reinzubringen, als würde das Genre dich dazu zwingen. Viel schöner ist das, wenn es gut recherchiert und gut positioniert ist, Vorbilder könnten sein: Stanisław Lem: Der Unbesiegbare (das Intro v.a.) und C. S. Friedman: This Virtual Night.
Seine vor Schweiß feuchten Fingerkuppen hasteten über die abgewetzten Knöpfe der Bedienapparatur, er blickte durch das Fenster des kleinen Kontrollraums in den Utilisatorraum.
Das Abgewetzte der Knöpfe (wie auch später des Displays) sind kein gutes Foreshadowing. Ich bin in beiden Fällen gestolpert, weil das einfach irrelevant ist. Später erschließt es sich, weil das Raumschiff fast 200 Jahre alt sein soll, aber an den Stellen davor ist es sinnlos.
"Bedienapparatur" - da ist Luft nach oben, mal ehrlich. :peitsch:
Der Mann trug Fußfesseln und blickte in Richtung des hell erleuchteten Schlunds, seine Augen waren weit aufgerissen, seine Fersen schienen sich regelrecht in den Bodens zu graben.
Hast du schon mal in Archivfilmen oder Dokus recherchiert, in denen man Hinrichtungen sieht? Das hier ist ein 0815-Klischeebild aus Hollywood oder sogar noch eher: billigen TV-Thrillern. Wo der Zuschauer Action will und keine Glaubwürdigkeit. Das ist ein total ausgenudeltes Bild und interessanterweise alles andere als realistisch.
Du könntest hier eine intensive Szene schaffen, wenn du mal schauen würdest, wie das tatsächlich abliefe - und da das vergleichsweise unspektakulär klänge, müsstest du dich stärker bemühen, in die Emotionen und die Konsequenzen reinzudenken und diese zu vermitteln: individueller, tiefer, durchdachter, weniger schablonenhaft Falsch.
regelrecht raus, der Text hat ne Menge Füllsel.
Ascher passte die Parametrierung an und gab das Lichtsignal
Pseudotechniksprak. Raus damit, rein mit etwas, das klingt, als könnte es funktionieren und als wären wir in 2080, nicht 1950.
das die Wächter dazu anließ,
Man lässt einen Motor an, aber veranlasst jemanden zu etwas. (Ist aber eh ziemlich trockene Beamtensprache, die auch verhindert, dass mich der Text interessiert).
den Mann, der nun zu zappeln begann und sich gegen die Wächter zu stemmen versuchte, voran zu zerren
s.o. Fürchterliches Klischee, schon Hundert Mal hier im Forum gelesen. Also sorry, mir macht sowas überhaupt keinen Spaß. Im Film wäre das Overacting, das genau sehe ich hier vor mir.
Die Seine Füße über den kühlen[Komma] glatten Boden schleifend[Komma] zogen sie den Mann an die Öffnung
Semantik: der Bezug ist falsch, du sagst hier, das seien die Füße der Wächter.
kühl würde ich rausnehmen, weil das zu stark auf den autorialen Erzähler verweist, wenn es günstiger wäre, das auktorial-personal aus Sicht des Henkers zu berichten. Der sitzt am Tisch und weiß in dem Moment nicht, dass der Boden kalt ist (wieso ist er das überhaupt?).

Bei Aufzählungen (Adjektivreihen) fehlen noch mehr Kommata im Text.

Düstere[Komma] kreischende Umrisse im gleißenden Licht.
kreischende Umrisse? :susp: Viel Luft nach oben, sorry. Lieber was Konkretes als was Geschwurbeltes.
Das Weiß geweiteter Augen, ein aufgerissener Mund. Eine sich windende Gestalt, die im strahlend weißen Licht verging. Utilisiert zum Wohle aller.
dito.
Tja, ich finde, du hast das Grundproblem zu sehr auf das Vater-Sohnpaar fokussiert. Es liegt ja tiefer als der persönliche Konflikt: Einer für alle. Das muss nicht negativ sein. Auch nicht, wenn es ein Familienmitglied betrifft. Neigen Menschen nicht eh dazu, alles zu mystifizieren, was sie nicht ändern können und was sie ängstigt? Richtende Götter, Leben nach dem Tod, Reinkarnation, Geisterspuk, Séances ... Das wäre sicher in mehreren Generationen so gelaufen, dass die Notwendigkeit in einen Mythos gebettet worden wäre. Hätten die dann solche Gewissensbisse?
Das sind eben die, die du als Autorin deinen Lesern andienen willst. Und das wird viel zu deutlich. Schlimmer wäre es doch, wenn der Henker enthusiastisch im Amt wäre (Stichwort Eichmann) und noch seinem Vater weismachte, wie toll ein solcher Tod sei - und der Leser fühlt sich hilflos und denkt 'Oh nein!'. Kannst ja mal überlegen ...
Ascher fuhr die Leistung herunter und stellte die Abkühlvorrichtung ein.
Warte mal ... Kühlung benötigt Energie. Warum kühlt er überhaupt? Wenn etwas Überhitztes gekühlt werden sollte, müsste er die Leistung eher hochfahren.
Wenn andererseits die Menschenverwertung in bisherigem Ausmaß nicht ausreicht, man also nicht so viel Energie gewinnt, wie man verbraucht, sollte er auch nicht die Leistung herunterfahren, denn damit ginge Energie flöten.
So oder so macht diese Handlung imA überhaupt keinen Sinn.
Er packte die Bedienapparatur und das Scangerät weg, das die Identität des Bedieners vor jedem Vorgang prüfte und schob die Tür des Tresors wieder zu. Abschließend trug er den Namen in das Utilisatorbuch ein. Joel Jema, ein ehemaliger Navigator. Ungewöhnlich, dachte Ascher, Leute aus der oberen Führungsebene werden nur in äußerst seltenen Fällen dem Utilisator überführt, weder durch Verurteilung noch bei Erreichen der Altersgrenze.
Noch mal "Bedienapparatur", Tresor, Navigator ...
Ich zitiere mal Michael Iwoleit aus seinem Reductio ad absurdum: “In der konventionellen Science Fiction ist der Irrtum verbreitet, man könne die Dinge von morgen in der Sprache von gestern schildern. Es herrscht eine bemerkenswerte Naivität, was die Beziehung zwischen der Beschaffenheit einer Sprache und die Eigenschaften der Umwelt angeht, in der sie gesprochen wird.”

Du bist 200-300 Jahre in der Zukunft. Geh mal dieselbe Zeitdauer zurück und schaue, was da war, und was sich seitdem verändert hat. Technik entwickelt sich zudem exponentiell. Dein Erzähler und dein Setting dürfen einfach nicht klingen, wie eine Folge Star Trek aus den 1970ern.

Das musste ein gravierendes Vergehen gewesen sein, wenn so einer verurteilt wurde.
Da sagt man immer so schön: No shit, Sherlock! Meint: Das genau sollte (und kann) sich doch der Leser selbst denken. "SF", die den Leser so unterfordert, macht keinen Spaß.
Als die Tür zum Kontrollraum hinter Ascher zukrachte, löste sich das enge Band um seine Brust, das ihn bei jeder Ultilisierung begleitete und ihm die Luft abzuschnüren drohte.
Klischeebeschreibung. Phrase. Oben eingangs das Zittern, die Schwäche, das war besser.
Utilisatormeister. Eine Profession, die schon sein Vater, dessen Vater und dessen Vater innehatten, und die er bald an seinen Sohn weitergeben würde.
Das ist zu sehr 1:1 aus dem Mittelalter übernommen. Sowas langweilt. Wie oben gesagt, waren das andere Umstände und da wäre es spannender gewesen, wenn du dir einen funktionierenden Mythos um das Amt selbst kreativ überlegt hättest. Außerdem klingt das nach Ewigkeiten, dabei dürften bei 190 Jahren keine so lange Generationenketten hinkommen.
Er sah auf das verkratzte Display des Geräts und entzifferte den kaum lesbaren Befehl des Oberen Maats.
Dafür gibt es sogar ein Wort: Obermaat. Unklar damit ist, inwieweit die Aktion eine militärische ist (denn das ist ein militärischer Rang). Das würde ich klarer festlegen.
Obere Maat
s.o.
„Das Alter muss herabgesetzt werden, wir benötigen einen weiteren Energieschub“, kam er zum Thema, kaum, dass Ascher auf einem der unbequemen Blechstühle Platz genommen hatte. [Zeilenschaltung, da Fokuswechsel - erst spricht der Maat, dann aber geht es um den Henker] Das Band um seine Brust zog sich wieder zu. Erneut? [kursiv, da plötzlich wiedergegebener Gedanke] In den letzten zwei Monaten waren bereits zwei Herabsetzungen der Altersstufen angeordnet worden. In all den Jahren, die sein Vater Utilisatormeister war, hatte es von der oberen Führung nicht eine einzige Herabsetzung der Altersstufe gegeben.
Infodump als Nachdenken kaschiert.
Ascher dachte an seinen Vater, der ab morgen die Altersgrenze um neun Jahre überschreiten würde.
Infodump.
Auf dem Schiff gab es kein Reißaus, kein Verstecken. Die Ordnung war stärker, war sie immer gewesen.
dito
unbeschwerten Tag
Gibt es die? Warum? Ich denke, die mussten fliehen, sind seit Generationen auf einem Raumkreuzer eingeschlossen - da die nicht trainert sind, führte das sicher zu extremen sozialen Spannungen - und ihnen geht die Energie aus. Das suggeriert für mich einen Alltag, wie man ihn in Friedenszeiten auf der Erde hätte - hier verschenkst du Potenzial.
Seine Frau Tabea würde mittlerweile auch von der Farm zu Hause sein. Sie war dort für Wartungsarbeiten zuständig. Die Farm war ein Komplex, in dem ein Großteil der Nährstoffe für die Besatzung der Libera gezüchtet und verarbeitet wurde. Das dazu notwendige Wasserwiederverwertungssystem hatte schon seit einigen Jahren immer wieder Fehlfunktionen, während die Ersatzteile knapp zu werden drohten. Kreative Köpfe, wie die seiner Frau waren daher sehr gefragt. Sie fand in den mittlerweile unbewohnten Bereichen des Raumschiffs immer wieder Teile, die sie für neue Zwecke umfunktionierte, um so das System am Leben zu erhalten.
Infodump, ziemlich brutal.
Zudem: Wartungsarbeiten auf der Farm / Nährstoffe verarbeiten hat so wenig Informationsgehalt, dass du das genauso gut hättest weglassen können. Pseudo-Infos finde ich ärgerlich.
Seit mehr als 190 Jahren rauschten sie nun schon auf der Suche nach einem bewohnbaren Planeten durch den Raum.
Siehe eingang zum Thema Science Fiction als Genre.
Im Vakuum rauscht man nicht, auch nicht im übertragenen Sinne, bissl unelegant. ;)
Als ihr Heimatplanet, [kein Komma] aufgrund der Sonnenstürme unbewohnbar zu werden begann, startete die wohl größte Rettungsaktion in der Geschichte ihrer Spezies.
Siehe The Dark Forest. Das ist einfach hahnebüchen, sorry. Es klingt (Leseeindruck, kein Vorwurf!), als ob du ein bestimmtes Detail (die Menschenverbrennungsenergiegewinnung) überlegt hast, das paranormal behandelt, damit du einen Bogen um den Wissenschaftsaspekt der SF machen könntest und hast den Rest nach dem Prinzip reim dich oder ich schlag dich da drumrum gestrickt, egal, ob es sinnvoll ist oder nicht.
Sie hatten ein großes Raumschiff gebaut, groß genug, um eine Kleinstadt an Bevölkerung zu fassen. Bisher war es ihnen nicht gelungen einen Planeten ausfindig zu machen, der die entsprechenden Umgebungsbedingungen bot.
Das ist einfach vollkommener Nonsense. In sowas würde kein Geld und kein Menschenleben investiert, wenn man einfach mal einen Blick ins All wirft. Das ist schlimmer, als eine Nadel im Heuhaufen zu suchen.

Libera_____
Was machen die langen Unterstriche da? Wenn das ein Logbuch sein soll, dürfte da nix fehlen oder offengelassen werden (zumindest nach historischen, aktuellen realen nach zu urteilen. Man darf auch nix unleserlich ausstreichen oder ändern, weil das legale Dokumente sind.)
Ungünstig, dass das Ende keine Belohnung für den Leser ist, sondern nur die Mutter aller Erklärbären und sonst nicht viel.
Das würde ich anders gewichten: Der interessantere Konflikt ist der mit Veit. Den aber handelst du leider mal knapp am Ende ab und das löst sich auch sofort wieder in Wohlgefallen auf. Eigentlich dient der Großteil der Geschichte nur dazu, die Bühne zu bereiten für den zweiten Vater-Sohn-Konflikt. Dann aber müsste der ein Höhepunkt sein, kein Mittel zum Zweck, das Ganze von der Dystopie in die potentielle Utopie kippen zu lassen.

So, Sarah, ich höre hier mal auf, weil mir auch etwas die Zeit davonläuft. Ich hoffe sehr, du kannst mit meinen Anmerkungen etwas anfangen. Die Geschichte funktioniert für mich - sorry - null und bei der sprachlichen / stilistischen Gestaltung sehe ich noch viel Luft nach oben. Nicht, dass du wer weiß wie schwurbeln sollst, sondern eher: präziser formulieren, kein Wischiwaschi, keine Phrasen. Interessante Bilder und Konflikte, nix, was man seit den 60ern in Film & TV sehen kann.

Ein kleiner, freundlich gemeinter Tipp noch: Es ist echt klasse, dass du auf Komms schnell und im Detail reagierst. Bei der Nehmen-Seite sieht es gut aus, bei der Geben-Seite ist aber ein ganz schönes Defizit. Will sagen: Auch andere Leute möchten Feedback und du lernst auch am meisten, indem du selbst detailliertes Feedback gibst. Ganz egal, ob du Gegenbesuche machst oder dir Texte suchst, die dir einfach auffallen oder in die du zufällig geclickt hattest.

Ganz herzliche Grüße, nix für ungut und dir ein schönes Wochenende,
Katla

 
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Hallo @Katla

vielen Dank für dein Feedback.

Oft gilt als SF, wenn nur Roboter, Raumschiff etc. vorkommen. Kennst du den Spruch Putting the science back into science fiction? Ja, du hast hier Fiktion, aber keine Wissenschaft. Die Defintion von SF ist u.a., dass es Voraussetzungen und z.B. technische Erfindungen beinhalten muss, die aufgrund all dessen, was wir als naturwissenschaftliche Fakten kennen / verstehen und was wir aufgrund der momentanen, realen Gegegenheiten in die Zukunft projiziert annehmen können, folgerichtig wäre.
Wofür gibt es Tags? Damit Menschen, die bevorzugt ein Genre lesen, wissen, wohin sie ins (virtuelle) Buchregal greifen müssen. Es ist also eine Kategorisierung, die die Auswahl erleichtern soll. Verlage, Internetforen, Lektoren, jeder hat eine andere Definition einzelner Genres und wahrscheinlich interpretiert sogar fast jeder Leser Genres für sich wiederum anders.
Was will ich sagen? Ich glaube, es gibt keine einheitliche, allgemeingültige Definition des Genres SF. Was du beschreibst, würde ich zum Beispiel als "Hard SF" betiteln, ein anderer hier im Forum hat das meiner Erinnerung nach auch als "physikalisch korrekte SF" betitelt.

Die von dir beschriebene Definition erfüllt es nicht, da geb ich dir recht. Tatsächlich war das auch nicht die Intention.

Du hast zwei Prämissen: Es gibt einen Grund, eilig ein bemanntes Raumschiff loszuschicken, und das Raumschiff wird mit Leuten / Toten angetrieben.
Ich stimme nicht vollständig überein:
1. Es gibt einen Grund, ein Raumschiff loszuschicken, das ist richtig. Es gibt aus meiner Sicht aber keinen zwingenden Grund, warum die Flucht Hals über Kopf passiert sein sollte, das ist aus meiner Perspektive dem Text auch nicht zu entnehmen. Eine Notlage kann sich auch über mehrere Jahrzehnte hinziehen, siehe Klimakrise. Am Ende kann es trotzdem knapp (eilig) werden. (Siehe auch hier wieder Klimakrise, obwohl die Wissenschaft seit den 70ern darüber ausführlich berichtet, sind die Menschen meisterhaft darin, die notwendigen Maßnahmen bis zum letzten herauszuzögern.) Ob Sonnenstürme als Szenario hier funktionieren, ist natürlich fraglich, da werde ich nochmal drüber nachdenken.
2. Die Prämisse, hinsichtlich des Antriebs, ist m.E. folgende: Menschen sind organische Energiespeicher (Glykogen, Fette, chemische Wasserstoffspeicher). Das bedeutet, diese Energieformen können genutzt werden, wenn es gelingt, sie durch ein Verfahren zu gewinnen, umzuwandeln und ggf. zu speichern und dann dem Antrieb zuzuführen. Dass die Menschen direkt als Brennstoff genutzt werden, sollte hier nicht die Botschaft sein. Ist vielleicht missverständlich ausgedrückt. Tatsächlich hieß die Geschichte vorher einmal "Der Konverter", da kam es durch den Titel klarer raus.

Zur Richtigstellung: Ob die Menge an organisch gespeicherter Energie ausreicht, um die Nutzung eines solchen Verfahrens zu rechtfertigen, hängt davon ab, wie teuer und komplex es wäre (die ethisch-moralische Komponente mal außen vor gelassen). Angenommen ein solches Verfahren wäre entwickelt, dann ist sicher auch infrage zu stellen, ob der Wirkungsgrad ausreicht, um sowas wirklich sinnvoll umzusetzen. Ich kann das technisch nicht bewerten. Aber: Ich erhebe nicht den Anspruch, in dieser Geschichte wissenschaftlich-technisch annähernd korrekte Thesen aufzustellen.

Alle deine Technikwörter lesen sich so, als wärst du selbst nicht sicher, wie das alles funktionierte, das ist wie *wedel mit Hand*.
Umso auffälliger, als dass du in jedem Absatz versuchst, irgendwas angestrengt Technisches reinzubringen, als würde das Genre dich dazu zwingen. Viel schöner ist das, wenn es gut recherchiert und gut positioniert ist, Vorbilder könnten sein: Stanisław Lem: Der Unbesiegbare (das Intro v.a.) und C. S. Friedman: This Virtual Night.
Das "Technikwort" in dem zitierten Absatz wäre welches? "Mit Metall ausgekleideter Raum?"
Ich nutze diese Technikwörter meist eigentlich nur, um den Raum zu beschreiben, in dem die Szenen spielen. Das Metall hier zum Beispiel soll die "Kühle" des Raums unterstreichen und dadurch eine gewisse Atmosphäre schaffen. Wenn es nicht gelungen ist, schade!

Mist. Leider habe ich gerade während des Bearbeitens auf den falschen Button gedrückt (speichern, statt zitieren). Im Bearbeitungsmodus lässt sich bedauerlicherweise nicht mehr zitieren, deswegen verkürze ich mal.

Eine Sache noch. Das altertümliche Sprachbild bzw. die altertümlichen Einzelbegriffe sind absichtlich gewählt. Es sollte folgendes verdeutlichen: Auf einem Schiff mit begrenzten Ressourcen, keinen Kontakt zur Außenwelt, kein F&E-Personal und selektiven Informationsflüssen (Diktatur) entwickelt sich Technologie mEn wenig bis gar nicht weiter. Ich hoffte, die Sprache würde diese Atmosphäre verstärken. Ich glaube auch, dass sich die Sprache mangels Impulsen von Außen nicht wesentlich weiterentwickeln würde, da kann ich mich aber auch irren, ich bin kein Sprachwissenschaftler.

Abschließend: Viele der Dinge, die du ansprichst, eröffnen mir eine andere Perspektive auf den Text, und zeigen Schwachpunkte auf. In einigen Punkten stimme ich nicht mit dir überein, (z.B. braucht eine Kühlung nicht zwangsläufig Energie, es gibt auch passive Kühlung), ich gehe aber nicht auf jeden einzelnen Punkt ein.

Vielen Dank nochmal für die kritische Kommentierung. Und ich nehme deinen Tadel auf, und versuche mich zu bessern, was die Form der Beteiligung in diesem Forum anbelangt.

Viele Grüße,
Sarah

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo @Sarah996 ,

danke für deine Antwort. Nur ein paar Kleinigkeiten, bin gleich wieder weg.

Wofür gibt es Tags?
:D Genau das war ja mein Punkt.
Was du beschreibst, würde ich zum Beispiel als "Hard SF" betiteln, ein anderer hier im Forum hat das meiner Erinnerung nach auch als "physikalisch korrekte SF" betitelt.
Mag sein, aber nicht alles, was hier geschrieben wird, ist korrekt. "Physikalisch korrekte vs inkorrekte SF" ist jedenfalls Quark.
SF ist immer wissenschaftlich / technisch korrekt (das eine Wort ist nicht umsonst science), außer, du hast eine konsequente Existenz von Magie (-> Science Fantasy) oder du schreibst - ebenso konsequent - paranormale SF, aber in allen Fällen musst du Gestzmäßigkeiten aufstellen, die du in der Logik der Geschichte einhälst. Letzteres sollte man in allen Genres tun.
Es gibt keine "technisch hahnebüchene SF", dann ist es keine SF, sondern eine Geschichte in einem Raumschiff.
Die Unterscheidung läuft: Hard SF (technologielastig) und Soft SF (soziallastig = spielt in der Zukunft, aber es geht nicht um Technologie; z.B. rurale Gesellschaften, wie oft in einer Postapokalypse verwendet).
Dein Thema hättest du auch gut als Soft SF erzählen können, aber es war ja deine Entscheidung, das in ein Raumschiff mit Scannern, Bedienelementen, Leistungen, Datenbanken, Energieschüben etc. p.p. zu versetzen. Wenn du nicht Technik erzählen willst, musst du das ja nicht - aber wenn, denn eben nachvollziehbar und so, dass man überzeugt ist, alles würde so funktionieren und die Situation wäre so grundsätzlich möglich.
SF hat grundsätzlich mit intensiver, seriöser Recherche zu tun. Wer darauf keine Lust hat oder lieber annehmen will ohne nachzuprüfen, ist meiner bescheidenen Meinung nach im falschen Genre unterwegs.

Die von dir beschriebene Definition erfüllt es nicht, da geb ich dir recht. Tatsächlich war das auch nicht die Intention.
Ach so.

Es gibt aus meiner Sicht aber keinen zwingenden Grund, warum die Flucht Hals über Kopf passiert sein sollte, das ist aus meiner Perspektive dem Text auch nicht zu entnehmen.
Häh, wie hast du das denn nun geplant gehabt? In deiner Antwort an Willibald schriebst du:
Das Raumschiff wurde in Eile gebaut, es war eine Notrettungsaktion, um das Überleben der Spezies zu sichern (wird nur angedeutet, nicht erklärt). Tatsächlich ist es gestartet, ohne dass ein geeigneter Planet in Aussicht ist
und in der Geschichte steht:
Seit mehr als 190 Jahren rauschten sie nun schon auf der Suche nach einem bewohnbaren Planeten durch den Raum. Als ihr Heimatplanet, aufgrund der Sonnenstürme unbewohnbar zu werden begann, startete die wohl größte Rettungsaktion in der Geschichte ihrer Spezies. Sie hatten ein großes Raumschiff gebaut, groß genug, um eine Kleinstadt an Bevölkerung zu fassen. Bisher war es ihnen nicht gelungen einen Planeten ausfindig zu machen, der die entsprechenden Umgebungsbedingungen bot. Aber irgendwann würde es gelingen, da war er sicher!
Das sagt doch, dass die keine unbemannten Sonden losgeschickt hatten.

Das "Technikwort" in dem zitierten Absatz wäre welches?
Bedienapparatur
Ich hoffte, die Sprache würde diese Atmosphäre verstärken. Ich glaube auch, dass sich die Sprache mangels Impulsen von Außen nicht wesentlich weiterentwickeln würde, da kann ich mich aber auch irren, ich bin kein Sprachwissenschaftler.
Glauben & SF oder überhaupt glauben & schreiben funzt nicht so gut zusammen.
Ich bin auch nicht von Beruf Sprachwissenschaftler, hab das aber immerhin studiert und kann sagen: Ja, du irrst. Sprachwandel passiert zwangsläufig, solange es aktive Sprecher einer Sprache gibt. Ist das nicht mehr so, gilt eine Sprache als tot und dann verändert sich die Grammatik und die Gesamtheit der Vokabeln bzw. ihre Bedeutung nicht mehr.
Bei den aktiven Sprechern gehts um die Muttersprache, d.h. eine Radiosendung auf Latein, wie wir sie in Finnland kennen, oder alte Lieder in Latein zu singen, reicht nicht aus.

Außerdem ist das keine Erklärung dafür, warum die Sprache schon 2022 veraltet klingt. ;)

Im Bearbeitungsmodus lässt sich bedauerlicherweise nicht mehr zitieren, deswegen verkürze ich mal.
Doch, kleiner Tipp für die Zukunft (aber keine Aufforderung, das noch für die Antwort an mich nachzuholen, das passt schon so):
Du machst ein zweites Antwortfeld auf (mag sein, dass du das alte dafür erstmal schließen musst, wie es ist), zitierst dort wie gewöhnlich rein, kopierst dann alles und c&pst das über Bearbeiten in den begonnenen Komm, in dem du das eigentlich haben wolltest.
Oder du c&pst die Stellen, die du zitieren willst, per Hand raus, setzt die ein, markierst die einzeln und clickst in der Leiste jeweils auf das "-Zeichen. Dann steht es auch zitiert, nur wird hier nicht der Nick des Zitierten mit angegeben.

Gegen Atmosphäre oder Beschreibungen ist nicht grundsätzlich was zu sagen, aber die Frage ist, an welcher Stelle sie für den Text sinnvoll sind. Nicht sinnvoll ist es, wenn Augenmerk auf eine wichtige / dramatische / Empathie-fordernde Handlung gelegt wird. Schnapp dir doch mal ein gutes SF-Buch aus deinem Regal. Such dir eine dramatische, inhaltlich / emotional zentrale Passage raus und tipp die ab. Dann setzte überall Beschreibungen ein: der Täter trug einen weißen Arztkittel und hatte einen roten Schal um; die Wände waren gelb gestrichen und es standen Blumentöpfe auf dem Fenstersims; aus der Jackentasche hing ein Taschentuchzipfel usw. Mag sein, dass es deutlicher wird, dass es Stellen in Prosa gibt, die - außer es dient z.B. der Ironie oder dem Humor -, einen klaren Fokus haben sollten. Mir ging es darum, wann wie die Aufmerksamkeit des Lesers wohin gelenkt wird. Wenn jemand hingerichtet (verfeuert) wird, interessiert mich der Boden nicht mehr, dann interessiert mich diese Situation. Wenn du meinst, das Material und die Temperatur des Bodens sei für deine Geschichte wichtig, wäre es günstiger gewesen, das vor der bedeutungsvollen, dramatischen Action anzubringen. Meine: Ich hätte gern die Kontrolle des Schreibers über seinen Text gesehen.

Kurzer Tipp (hatte ich im ersten Komm vergessen) zu Kommasetzung bei gereihten Adjektiven:
Ohne Komma: das erste Adjektiv beschreibt das zweite, nicht das Substantiv danach. Bsp: Ein mächtig starkes Pferd. (Ugs. = Ein ganz schön starkes Pferd).
vs
Mit Komma: Beide Adjektive beziehen sich auf das darauffolgende Substantiv und stehen im selben Fall. Ein mächtiges, starkes Pferd. (= Es ist sowohl sehr groß als auch stark).

Viele Grüße noch mal,
Katla

 

Hallo nochmal,

ich muss mich doch nochmal einmischen :)

Zur Richtigstellung: Ob die Menge an organisch gespeicherter Energie ausreicht, um die Nutzung eines solchen Verfahrens zu rechtfertigen, hängt davon ab, wie teuer und komplex es wäre (die ethisch-moralische Komponente mal außen vor gelassen). Angenommen ein solches Verfahren wäre entwickelt, dann ist sicher auch infrage zu stellen, ob der Wirkungsgrad ausreicht, um sowas wirklich sinnvoll umzusetzen. Ich kann das technisch nicht bewerten. Aber: Ich erhebe nicht den Anspruch, in dieser Geschichte wissenschaftlich-technisch annähernd korrekte Thesen aufzustellen.
Wenn Du das technisch nicht bewerten willst, solltest Du Die Technik nicht so präsent im Text haben ;)
Das ist, als wenn Du einen Text im Mittelalter ansiedelst, für die Geschichte nur irgendein Schlachtfeld brauchst - dann aber einen Krieg und Könige erwähnst. Wenn das historisch dann nicht zusammenpast, hast Du für den Text Gegenwind!
So ähnlich sehe ich das hier im SF-Gangre auch. Da lockst Du eben die Technik-Affinen an. Insofern hast Du (leider) als Autor die Aufgabe, da zu Recherchieren.
Ansonsten könntest Du Deine Geschichte z.B.im Steampunk ansiedeln ;)

Du hattest auf meine Nachfrage:

Thema: Energie aus Menschen gewinnen. Da öffnet sich mir die Frage, was für eine Technologie dahintersteckt, wie man aus ca. 70kg Biomassse Energeie rausholt. Dazu dann die Frage: wenn man Farmen hat, wieso dann keine Nutztiere "verballern"?
Kurz: Überbevölkerung des Raumschiffs wäre für mich eine logischere Erklärung, als das generieren von Energie.
auch etwas schwammig geantwortet:
Zugegeben, wird es nicht die wahnsinnige Menge sein. Es kann natürlich auch nur ein Teil des Energiegewinnungssystems sein, auf den, trotz der anderen Möglichkeiten, nicht verzichtet werden kann. Auf der Erde nutzen wir auch eine Gemengelage aus Kohle, Öl, Solar, Windkraft, Wasser, etc. und nicht nur eine Energieform.
Bei Matrix wurde diese Frage übrigens auch nie geklärt, da war es einfach so, oder?
Bei Matrix wird das schon erklärt, dass der Mensch zur "Batterie" wird, da der Mansch seine Körpertemperatur auf ca.37 Grad hält, kann man damit wunderbar Wärme-Tasuch-Technologien (ähnlich zu Kühlschränken oder Wämepumpen), oder mit den Kabeln die Elektrischen Signale, die die Muskeln steuern sollen abgreifen .... Ja - technisch haben Sie es nicht erklärt, aber das Abgreifen von Energie von einem lebendem Körper war innerhalb der Geschichte schon logisch.

Aber zurück zu Deinem Text: Du verteidigst die Idee deines Textes - das ist ja auch gut so. Doch wenn die Motivation der utility-Anlage wirklich das "gewinnen von Energie" ist, dann begibst Du Dich (gewollt oder ungewollt) in die technische Richtung. Das bedeutet aber nicht, dass Du die Technik patentreif erfinden musst, aber es sollte doch im Rahmen Deiner Handlung logisch bleiben. Du verteidigst weiterhin das "Verwerten" des Körpers - Da ist es eben aus Energie-technischer (physikalischer) Sicht unlogisch. Dazu kommt aber noch, dass Du selbst im Text von einer Farm sprichst: Warum wird dann nicht gezüchtete Biomasse zur Energiegewinnung verwendet? Und da kommt neben der technischen Unlogik auch noch die ethische Unlogik dazu.
Deine Erklärung: "Zukunft/Raumschiff -> irgendeine Technik -> Mensch zu Energie" passt für mich eher für eine Kindergeschichte. Erwachsene hinterfragen dieses öminöse Vorgehen ;) <- Doch genau das ist doch auch der Kern Deiner Geschichte! Der Junge hinterfragt das Vorgehen! Und der Protagonist kramt dann komische Fakten raus, warum das ganze so öminös ist -> Da wundert man sich als Leser: Haben die als fortschrittliche (Raumschiffe!) Zivilisation keine Bildung? Physik? Energieerhaltungssatz, etc.? Warum fällt denen das nicht auf, was einem als Leser so anspringt.

Du könntest Dich von der Technik ganz leicht lösen, wenn die Ernergie-Gewinnung nur der vorgeschobene Grund für eine "blöd gehaltene Bevölkerung" dient. Damit würdest Du eben den gesellschaftskritischen Apsekt mehr Bedeutung zuschreiben.
Aber mit dem letzen Logbucheintrag:

1.288.312.9 Eintrag seit Start der Libera_____ Die Schiffsoffiziere haben einstimmig entschieden, dass die Umlaufbahn von Altain-3 in Kürze verlassen werden soll. Die notwendige Energie soll durch das Herabsetzen des Alters gewonnen werden.
unterstreichst du nochmal, dass Du als Autor die Energiegewinnung als Begründung nimmst - und damit wird Dein Text "unlogisch", bzw. rutscht in die Technik-Diskussion.

Ich weiß etzt nicht, ob ich damit mehr Verwirrung gestiftet habe... mhm.
Wollte meine Gedanken dazu aber nochmal ausführen :)

Gruß
pantoholli

 

Hallo @Sarah996,

dieser Satz von Dir

Zur Richtigstellung: Ob die Menge an organisch gespeicherter Energie ausreicht, um die Nutzung eines solchen Verfahrens zu rechtfertigen, hängt davon ab, wie teuer und komplex es wäre (die ethisch-moralische Komponente mal außen vor gelassen). Angenommen ein solches Verfahren wäre entwickelt, dann ist sicher auch infrage zu stellen, ob der Wirkungsgrad ausreicht, um sowas wirklich sinnvoll umzusetzen. Ich kann das technisch nicht bewerten. Aber: Ich erhebe nicht den Anspruch, in dieser Geschichte wissenschaftlich-technisch annähernd korrekte Thesen aufzustellen.

lässt mich schon aufhorchen und damit willkommen - wir hatten noch nicht das Vergnügen.

Die Schwierigkeit bei Science Fiction ist aus meiner Sicht - und das klang auch schon bei meinen Vorrednern an -, dass Probleme schon auch naturwissenschaftlich nachvollziehbar gelöst sein müssen, da das ansonsten einfach "a Schmarrn ist", um es mal bayerisch auszudrücken.

Jetzt sind ja z. B. Raumschiffe, die mal eben mit Über-Lichtgeschwindigkeit durch die Gegend düsen, etwas problematisch, weil dummerweise die spezielle Relativitätstheorie etwas dagegen hat (nichts schneller als Licht, benötigte Energie unendlich).

Um das Problem zu lösen, gibt es den sogenannten Warp-Antrieb (kannst Du bei Wikipedia auch nachlesen), wobei Konzepte verwendet werden, die die Wissenschaft zumindest diskutiert. Damit hat die Literatur keinen echten Warp-Antrieb erfunden, aber eine Erklärung, die sich echter wissenschaftlichen Konzepte bedient und sich damit zumindest bemüht, eine naturwissenschaftlich klingende Erklärung zu liefern.

Das ist für mich die Erwartung an (gute) SF-Literatur, mal unabhängig davon, wie man das jetzt theoretisch definieren möchte (siehe auch https://www.wortkrieger.de/threads/genre-fantastik.61638/#post-689066).

Jetzt kann man natürlich sagen, wie Du, ich baue mir die Welt wie sie mir gefällt und was scheren mich die ollen Naturgesetze.

Selbstverständlich ist das legitim, nur stelle ich dann ketzerisch die Frage, welchen Leser Du damit erreichen möchtest?

SF-Literatur hat ja eine bestimmte Leserschaft, mit einer bestimmten Erwartungshaltung, was der Fluch des Genres ist, sodass man beim Genre-Leser nicht gut ankommt, wenn man sich dieser Erwartungshaltung konsequent verweigert.

Ich gehe aber noch ein Stück weiter: Wenn das betreffende SF-Element durch ein beliebiges anderes Element ersetzen kann, dann ist es auch nicht wichtig für die Geschichte.

Um mal es platt zu sagen: Den Warp-Antrieb kann ich jetzt schlecht durch einen Schiffsdieselmotor ersetzen.

Bei Deiner Geschichte aber könnte man aus meiner Sicht den Utilisator auch durch eine andere Tögungsmaschine ersetzen:

Beim Utilisator geht es doch nur darum, Energie zu gewinnen, indem Menschen dezimiert werden. Genausogut könnte man Menschen ins Weltall schießen, um bspw. Energie zu sparen, für Nahrung, Luft, Wasseraufbereitung, etc.

Dann bräuchtest Du gar keine wissenschaftliche Erklärung für die Energieerzeugung durch Menschen und schon ist das ganze Problem gelöst und Du hättest eine weitere Lüge, die aufgedeckt werden könnte. Die ganze Apparatur ist Mist, ein Fake, um zu verschleiern, dass die Menschen gar nicht als Energiequelle genutzt werden, sondern nur entsorgt, um sich die zukünftigen Energiekosten zu sparen und das Beschleunigen zu erleichtern (weil weniger Masse an Bord ...). Den Fake braucht man aber, weil sich keiner einfach ins Weltall schießen lassen möchte, sondern die Vorstellung, dass man schmerzfrei im Utilisator der guten Sache dient, doch so viel schöner ist - vielleicht bekommt man da auch noch supertolle Drogen gespritzt? Oder es gibt eine Utilisator-(Fake)-Religion, dass jeder ins Utilisator-Paradies mit ganz vielen Jungfrauen/-männern/diversen kommt mit entsprechenden Utilisator-Ritualen, Feiertagen, etc.?

Die andere Möglichkeit ist, sich tatsächlich eine Energiegewinnung aus Menschen auszudenken und das Ganze dann für den interessierten Leser naturwissenschaftlich nachvollziehbar darzustellen, was allerdings eine gehörige Portion Recherche- und Denkarbeit nach sich zieht.

Wie immer im Leben hat man die Wahl: Kreativ sein oder fleißig (am Besten natürlich beides).

Gruß
Geschichtenwerker

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo @pantoholli und @Geschichtenwerker,

vielen Dank für die Einmischung bzw. Kommentare. Ich verstehe schon, dass das Konzept der Energieverwertung nicht als realistisch abgenommen wird und sehe das ja auch selbst ein.

Was ich aber nicht nachvollziehen kann sind solche Definitionen/Aussagen zum Genre SF:

SF ist immer wissenschaftlich / technisch korrekt (das eine Wort ist nicht umsonst science)
Da kann ich einfach nicht mitgehen. Ich selbst arbeite in einem Institut für angewandte F&E, zwar nicht als wissenschaftlicher Mitarbeiter, dennoch habe ich guten Einblick in den wissenschaftlichen Alltag und vor allem in die wissenschaftlich Arbeitsweise und in den Entwicklungsprozess von Hochtechnologien. Von daher bin ich sicher, dass erdachte oder weitergedachte Theorien, Konzepte und Technologien (und wenn sie noch so sehr auf physikalischen Gesetzmäßigkeiten beruhen) in der SF ganz sicher nicht wissenschaftlich oder technisch korrekt sind, es einfach gar nicht sein können.

Diese Erwartungshaltung an das Genre hingegen kann ich gut nachvollziehen:

Das ist für mich die Erwartung an (gute) SF-Literatur, mal unabhängig davon, wie man das jetzt theoretisch definieren möchte (siehe auch https://www.wortkrieger.de/threads/genre-fantastik.61638/#post-689066).

Um das Problem zu lösen, gibt es den sogenannten Warp-Antrieb (kannst Du bei Wikipedia auch nachlesen), wobei Konzepte verwendet werden, die die Wissenschaft zumindest diskutiert. Damit hat die Literatur keinen echten Warp-Antrieb erfunden, aber eine Erklärung, die sich echter wissenschaftlichen Konzepte bedient und sich damit zumindest bemüht, eine naturwissenschaftlich klingende Erklärung zu liefern.
Ich meine das es eher andersrum war. Die Literatur erfand den Warp-Antrieb und die Wissenschaft beschäftigt sich seither in regelmäßigen Abständen damit. Ob es damals auf echten wissenschaftlichen Konzepten beruhte, weiß ich nicht, stelle es aber infrage, da das Konzept ja schlicht nicht mit der allg. Relativitätstheorie vereinbar ist. Und die gab es da schon, und war bereits bewiesen. Aber ich verstehe schon, worauf du hinaus willst, es klingt zumindest realistisch und in sich schlüssig, weil dort eine geschickte Verwebung von theoretisch möglichen physikalischen Konzept (Raumverformung) und Fiktion (leider nicht existente negative Materie) stattfindet.

Wenn Du das technisch nicht bewerten willst, solltest Du Die Technik nicht so präsent im Text haben ;)
Geb ich dir recht. Ich denke, ich werde das in Zukunft berücksichtigen. Der Fokus sollte eigentlich auch nicht auf den Technikaspekten liegen.
Bei Matrix wird das schon erklärt, dass der Mensch zur "Batterie" wird, da der Mansch seine Körpertemperatur auf ca.37 Grad hält, kann man damit wunderbar Wärme-Tasuch-Technologien (ähnlich zu Kühlschränken oder Wämepumpen), oder mit den Kabeln die Elektrischen Signale, die die Muskeln steuern sollen abgreifen .... Ja - technisch haben Sie es nicht erklärt, aber das Abgreifen von Energie von einem lebendem Körper war innerhalb der Geschichte schon logisch.
Ich verstehe, was du meinst. Bei Matrix ist das meines Erachtens technisch trotzdem Quark. Selbst wenn man in der Lage wäre, die Energie abzugreifen, würde ein Mensch als "Batterie" nicht mal im Ansatz ausreichen, um diese Maschinen zu betreiben. Ca. 100 kwh erzeugt ein Mensch im Jahr an Wärme- und Bewegungsenergie. Das ist nicht besonders viel und reicht nicht aus, um riesige Maschinen zu betreiben, die noch dazu fliegen können. Und warum mussten es eigentlich Menschen sein, und keine anderen Lebewesen, z.B. Kühe? Versteh mich nicht falsch, ich mochte die Story bei Matrix aus anderen Gründen, nur technisch realistisch ist es wirklich nicht. Stand für mich bei dieser Geschichte auch nicht im Vordergrund.

Ich stelle nicht infrage, dass der Mensch ein Energiespeicher ist, denn das ist Fakt. Aber ob es ausreicht, um ein Verfahren zu rechtfertigen, ist sicher fraglich, denn die Energiemenge, die gespeichert ist, dürfte nicht allzu groß sein. Um das zu bewerten, müsste ich dieses Verfahren durchrechnen können, oder zumindest überschlägig abschätzen. Dann lieber die Geschichte ummünzen, scheint mir dann doch einfacher. ;-)

Du könntest Dich von der Technik ganz leicht lösen, wenn die Ernergie-Gewinnung nur der vorgeschobene Grund für eine "blöd gehaltene Bevölkerung" dient. Damit würdest Du eben den gesellschaftskritischen Apsekt mehr Bedeutung zuschreiben.
Ja das ging mir auch schon durch den Kopf. So in die Richtung werde ich es wohl abändern.

Vielen Dank an euch für die kritische Auseinandersetzung, eure Hinweise und noch einen schönen Abend!

Viele Grüße,
Sarah

 

Hallo @Sarah996

Ich meine das es eher andersrum war. Die Literatur erfand den Warp-Antrieb und die Wissenschaft beschäftigt sich seither in regelmäßigen Abständen damit. Ob es damals auf echten wissenschaftlichen Konzepten beruhte, weiß ich nicht, stelle es aber infrage, da das Konzept ja schlicht nicht mit der allg. Relativitätstheorie vereinbar ist.

Einigen wir uns darauf, dass es oftmals ein sich gegenseitig befruchtender Prozess ist. Mir fällt spontan kein SF-Idee ein, bei der ein Autor sowohl die wissenschaftliche Grundlage als auch eine zugehörige Apparatur entwickelt hätte.

Ich meinte auch nicht, dass z. B. die "Apparaturen" aus der Wissenschaft kommen, sondern dass die SF-Elemente auf wissenschaftlichen Erkenntnissen aufbauen und diese weiterentwickeln.

Ohne Kenntnisse über das Weltall, die spezielle und allgemeine Relativitätstheorie, etc., kommt man ja gar nicht erst darauf, sich einen Warp-Antrieb auszudenken.

Die allgemeine Relativitätstheorie erlaubt den Warp-Antrieb übrigens. Es sind eher andere Probleme, die das nicht umsetzbar machen (spezielle, bisher nicht entdeckte Materie und Materiezustände nötig, Energiekrise des Universums und vor allem immer noch verdammt viel Energie (Sonnenmassen ...), etc.).

Matrix sehe ich auch eher mehr als technisch unrealistisch an. Die Kunst bei guter SF-Literatur ist sicher, sich Konzepte auszudenken und so darzustellen, dass beim Leser (oder Zuschauer) nicht sofort der "Bullshit-Detektor" angeht - mit Realismus hat das für mich nur am Rande etwas zu tun.

Letztlich sollen aus meiner Sicht die SF-Elemente ja einen zusätzlichen Reiz liefern und nicht stören.

Zuletzt noch hierzu:

Ich stelle nicht infrage, dass der Mensch ein Energiespeicher ist, denn das ist Fakt. Aber ob es ausreicht, um ein Verfahren zu rechtfertigen, ist sicher fraglich, denn die Energiemenge, die gespeichert ist, dürfte nicht allzu groß sein. Um das zu bewerten, müsste ich dieses Verfahren durchrechnen können, oder zumindest überschlägig abschätzen. Dann lieber die Geschichte ummünzen, scheint mir dann doch einfacher. ;-)

Dazu muss man nicht rechnen. Mit den bisher bekannten Methoden ist das sicher nicht möglich. Aber man kann natürlich rumspinnen. Man könnte Menschen in Lauge auflösen und dann bspw. die für einen Fusionsreaktor benötigten Elemente aus der Lauge extrahieren. Der Fusionsreaktor dürfte dann natürlich nicht nur Deuterium/Tritium (woher kommt das dann?) als Treibstoff brauchen, sondern müsste auch in der Lage sein, schwere Elemente zu fusionieren, wozu man ja dann eher eine Sonne braucht. Warum dann ältere Menschen besser sind? Vielleicht weil sich im Laufe der Zeit mehr Spurenelemente im Körper abgelagert haben? Keine Ahnung, ist aber auch Deine Geschichte. :-)

Gruß
Geschichtenwerker

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo @Sarah996 ,

vielleicht schreibst du ja in Eile oder bist grad im Stress. Eigentlich finde ich Diskussionen mit Schreibern spannend, aber hier im Faden kommt es mir vor, als fingen wir bei jedem Komm / Antwortkomm wieder bei Null an. (Das ist überhaupt nicht unfreundlich gemeint, ich wundere mich nur. Hätte das auch ggfs. auf meine eigenen, eventuell unklaren Formulierungen geschoben, wäre das nicht auch bei Antworten auf andere Komms so, incl. dieses seltsamen Widerspruchs oben.)

Jedenfalls ...

Da kann ich einfach nicht mitgehen. Ich selbst arbeite in einem Institut für angewandte F&E, zwar nicht als wissenschaftlicher Mitarbeiter, dennoch habe ich guten Einblick in den wissenschaftlichen Alltag und vor allem in die wissenschaftlich Arbeitsweise und in den Entwicklungsprozess von Hochtechnologien. Von daher bin ich sicher, dass erdachte oder weitergedachte Theorien, Konzepte und Technologien (und wenn sie noch so sehr auf physikalischen Gesetzmäßigkeiten beruhen) in der SF ganz sicher nicht wissenschaftlich oder technisch korrekt sind, es einfach gar nicht sein können.
... waren wir uns doch schon einig, dass SF ein spekulatives Genre ist, ein Zweig der Phantastik. Daher sagte ich ja auch: Es müssten Technologien / Entwicklungen vorkommen, die aufgrund der momentanen Gegebenheiten folgerichtig bzw. zu erwarten seien.
Deine Antwort hier klingt, als sei SF in der Realität des Hier & Jetzt zu verorten. Selbstverständlich kommen dort Dinge vor, die es momentan nicht gibt, das gehört zum Genre.
Aber es kommt auch ne Menge Zeugs vor, das es gibt, SF erzählt ja nicht zu 100% von Dingen, die uns unbekannt sind, sonst wären die Erzählungen möglicherweise gar nicht lesbar.

Aber mein Punkt da war nicht das Spekulative der SF (worauf du hier deine Argumentation abstellst), sondern, nur als Bsp. für das 'technisch korrekte': Wenn du in einem Raumschiff explizit ein hydraulisches Tor hättest, sollte das auch wie ein hydraulisches Tor funktionieren, und nicht wie - keine Ahnung - ein Zahnradmechanismus. Das spekulative Genre - und erst recht die SF - ist kein Persilschein, um irgendwelchen Quark an den Leser zu bringen. Nach dem Motto: "Ist ja egal, Gespenster gibt es ja auch nicht." (Die Haltung unterstelle ich dir nicht, ist nur ein zugespitztes Beispiel zu Verdeutlichung.)

Was an Technik in der SF beschrieben wird, gibt es entweder, oder es ist eine Projektion in die Zukunft - auf der Grundlage der realen Wissenschaften und Technologien. Das war mein Punkt. Ich will mich aber auch nicht überengagieren, wollte das nur mal klarstellen, weil ich die Diskussion langsam ziemlich zickzackig-verwirrend finde, und bin auch hiermit raus. :gelb:

Einigen wir uns darauf, dass es oftmals ein sich gegenseitig befruchtender Prozess ist. Mir fällt spontan kein SF-Idee ein, bei der ein Autor sowohl die wissenschaftliche Grundlage als auch eine zugehörige Apparatur entwickelt hätte.
Morgan Robertson machte in gleich drei Erzählungen eintreffendene Voraussagen bzw. beschrieb Erfindungen, die später so zum Einsatz kamen:
- Futility, Or the Wreck of the Titan (UK, 1898, Volltext online hier) ist ein wirklich sehr lesenswerter Kurzroman, der eine fast unglaublich lange Liste an Details und technischen Innovationen auffährt, die nahezu oder tatsächlich identisch sind zur Titanic und ihrem Untergang im Jahr 1912.
- The Submarine Destroyer (1905) beschreibt ein besonderes U-Boot-Periskop, von dem Robertson behauptete, dass er es erfunden hätte - ihm wäre nur das Patent nicht ausgestellt worden. Egal wie, das war so eine Innovation, die er nicht einfach übernehmen konnte.
- "Beyond the Spectrum" (1914) ist eine KG, in der er ultraviolette Lichtstrahlen beschreibt, die von Soldaten im Krieg eingesetzt werden, um den Gegner zu blenden. Die Geschichte wird sogar mit dem Atomkrieg gegen Japan diskutiert und ist wohl die SF-artigste Innovation des Autors.

Einige Konspirationstheorien hangelten sich an Jungs Idee der "Synchronizität" entlang, Robertson selbst wies alle paranormalen Ansichten weit von sich und bewies, dass eine Kenntnis besonderer Technologien oder auch Ingenieurstechnik / Schiffsbau ausreichten, um solche Vorhersagen akurat zu treffen. Genau das ist im Grunde das perfekte Beispiel für Science Fiction.

Jetzt haben die Besatzer ja zum Glück die Zone um Chornobyl verlassen und da steht momentan nix mehr an, aber wenn Putin doch noch auf den roten Knopf drückt, ist Dmitry Gluchowskys Metro 2033 eine ziemlich genaue Vorhersage (wenn man von ein paar Kleinigkeiten absieht).

@Geschichtenwerker Fein, dass du Asterix' Zusammenstellung verlinkt hast - eine zeitliche Einordnung und kleine Korrektur seiner Genre-Hierarchie hier.

Herzlichst,
Katla

 

Hallo @Katla

da hast du recht, denn der Punkt Null war aus meiner Sicht die grundlegende Definition des Genres. Probleme hatte ich vor allem mit der Formulierung "immer wissenschaftlich/technisch korrekt", denn da sah ich eben einen extremen Widerspruch zu spekulativ und war mir in der Tat nicht sicher, ob du evtl. zur Fraktion "Technologien im SF müssen immer absolut korrekt und belegbar sein" gehörst und tatsächlich dem Glauben anhängst, das könnte überhaupt machbar sein. Klingt verrückt, aber solche Menschen gibt es. ;-)
Aber das untenstehende erklärt ja, wie du das meintest, und dann sieht es nun auch für mich so aus als hätten wir zum Thema Genre SF das gleiche Verständnis.

Aber mein Punkt da war nicht das Spekulative der SF (worauf du hier deine Argumentation abstellst), sondern, nur als Bsp. für das 'technisch korrekte': Wenn du in einem Raumschiff explizit ein hydraulisches Tor hättest, sollte das auch wie ein hydraulisches Tor funktionieren, und nicht wie - keine Ahnung - ein Zahnradmechanismus

Aber tatsächlich habe ich momentan auch Stress und auch etwas wenig Zeit, um auf alle Komms im Detail zu antworten. Ich werde hoffentlich in den nächsten Tagen dazu kommen.

Ich wünsch euch einen schönen Abend.

Viele Grüße,
Sarah

 

Probleme hatte ich vor allem mit der Formulierung "immer wissenschaftlich/technisch korrekt", denn da sah ich eben einen extremen Widerspruch zu spekulativ und war mir in der Tat nicht sicher, ob du evtl. zur Fraktion "Technologien im SF müssen immer absolut korrekt und belegbar sein" gehörst und tatsächlich dem Glauben anhängst, das könnte überhaupt machbar sein. Klingt verrückt, aber solche Menschen gibt es. ;-)
Das ist kein Glaube, es gibt Genredefinitonen, und dazu gehört die Glaubwürdigkeit (in die Zukunft projiziert) oder die Nachprüfbarkeit (wenn aktuell so oder so ähnlich bereits angewandt) von Technologien sowie auch anderen Naturwissenschaften.

Ich denke, wir reden immer noch aneinander vorbei. Macht aber nix. ;)

 

Glaubwürdigkeit (in die Zukunft projiziert) oder die Nachprüfbarkeit
Glaubwürdigkeit ist für mich einfach was ganz anderes als technisch/wissenschaftlich korrekt. Da bin ich einfach gebrandmarkt vom Wissenschaftbetrieb und den dort herrschenden Ansprüchen was wissenschaftliche Arbeit anbelangt.
Aber ich glaube wir schaffen es einfach nicht mehr das gemeinsame Verständnis zu entwickeln. Wie du aber sagst, macht ja nix. :-)

 

Glaubwürdigkeit ist für mich einfach was ganz anderes als technisch/wissenschaftlich korrekt. Da bin ich einfach gebrandmarkt vom Wissenschaftbetrieb und den dort herrschenden Ansprüchen was wissenschaftliche Arbeit anbelangt.

Da musste ich jetzt doch schmunzeln. Wenn Du wissenschaftliche "Glaubwürdigkeit oder Korrektheit" als Maßstab in der Literatur einsetzen möchtest, dann kannst Du wahrscheinlich sehr viel Literatur "einstampfen".

Hier geht es aber nicht um die Glaubwürdigkeit oder Korrektheit im Sinne auf "5 Sigma genau", sondern um eine Glaubwürdigkeit/Korrektheit, die sich an den Leser richtet.

Das meinte ich auch in meinem Kommentar mit "Bullshitdetektor".

Ich formuliere das mal um: Es sollte für den angesprochenen LESER wissenschaftlich so einleuchtend und nachprüfbar sein, dass er es "schluckt", also sein "Bullshitdetektor" nicht anspringt.

Und dieser ist hier bei einigen Kommentatoren bei dem Utilisator eben angesprungen, weil es auf den ersten Blick in keiner Weise einleuchtend ist, dass das funktioniert.

Jetzt bin ich aber auch raus.

Gruß
Geschichtenwerker

 
Zuletzt bearbeitet:

Glaubwürdigkeit ist für mich einfach was ganz anderes als technisch/wissenschaftlich korrekt.
Wissenschaftlich bzw. physikalisch / technisch oder biologisch glaubwürdig ist in der Hard SF das, was sich anhand des heutigen Wissensstandes bzw. seriösen wissenschaftlichen Theorien belegen, nachweisen oder - unter anderem, aber nicht nur - auf die Zukunft bezogen seriös-glaubwürdig herleiten lassen kann. Die theoretische Mathematik und theoretische Physik wie Teile der Astrophysik können ggfs. auch noch nicht durch Beobachtungen nachgewiesen werden, sie sind damit aber keine Phantasie ohne jede Basis.

Willst du diese wissenschaftliche Nähe zur Realität nicht, müsste eine Geschichte offensichtlich paranormal aufgezogen werden - das hast du aber hier nicht getan.

Du kannst das sogar auf Konzepte übertragen, die nachprüfbar gar nicht existieren (heißt: trotz aller Versuche ist es nie gelungen, einen wissenschaftlichen Nachweis zu erbringen): Geistererscheinungen.
Schreibst du eine spekulative, paranormale Horrorgeschichte und willst, dass dein Gespenst durch Wände geht, müsstest du eine in sich logische, quasi-naturwissenschaftliche Regel für diesen einen Plot aufstellen, wenn du gleichzeitg willst, dass der Geist jemanden angreifen und physisch verletzten soll. Was extrem unelegant ist bzw. ein handwerklicher Fehler wäre: beides zu mixen und dann zu sagen, Tja, die Geschichte ist halt spekulativ!

@Geschichtenwerker Ja, das ist auch ein Aspekt: Je charmanter und handwerklich gekonnt eine Geschichte ist, desto besser funktioniert suspension of disbelief. Kommt aber die Prämisse nicht hin, sehe ich kein Land.

 

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