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Der Sinn des Sisyphus

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29.11.2019
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Der Sinn des Sisyphus

Es war gestern, als ich wieder einmal abends auf der Bank unter der alten Birke saß und darauf wartete, dass etwas passiert. Vor mir lag die Sonne hinweg über Wiesen und Felder tief im Horizont. Als letzten Akt für diesen späten Herbsttag gab sie allen, die zuschauten, eine letzte Kostprobe ihrer Kraft und färbte den gesamten Himmel brennend rot und gelb. Die Schatten verbeugten sich tief vor diesem eindrucksvollen Spiel, während hinter mir tosender Applaus erschallte – das Treiben der Stadt, das zu seinem letzten Höhepunkt für diesen Tag anschwoll – ein Crescendo bestehend aus hupendem Feierabendverkehr und Stimmen von Kindern und Erwachsenen, die in ihre Häuser zurückkehrten.

Langsam hüllte sich der Himmel in Schwarz. Das Tageslicht schwand und die Stadt wurde leiser. Nichts, dass meine Augen und Ohren mehr ablenkte und so wurde mein Inneres wieder lauter und stellte seine unangenehmen Fragen.
„Warum sitzt du denn schon wieder hier?“, fragte es mich und ich antwortete verärgert:
„Weil ich es mag und jetzt lass mich alleine.“
„Immerzu machst du nur, was du magst. Wie wäre es, wenn du einmal etwas tust, das dir nicht gefällt?“
„Wozu denn?“, fragte ich zurück.
„Weil es dir dabei schlecht geht. Morgens schläfst du, mittags stehst du auf und abends sitzt du hier und den ganzen Tag dieses leere Gefühl im Bauch. Gib es zu, du bist erbärmlich“, peitschte es mir entgegen.
„Ja, bin ich, und? Lass mich doch!“, zischte ich zurück.
„O, du wirst mir noch danken dafür, dass ich mich immer beschwere. Ohne mich wärest du schon längst in der Gosse gelandet.“
„Bitte, geh doch einfach wieder weg“, flehte ich. „Und dann? Was dann? Endlich keine schmerzhafte Stimme mehr, die dir sagt, was du tun sollst? Endlich frei davon? Wie viel Freiheit willst du denn noch? Was hast du denn mit der bisherigen Freiheit gemacht? Du hast dich dazu entschieden, ein Häufchen Elend zu sein, und ich muss dir sagen, sich dafür zu entscheiden ist nicht gerade schwer“, warf es mir nun mit wütenden Tonfall entgegen.
„Aber sag mir doch“, begann ich mit bedrückter Stimme, „warum für etwas anderes entscheiden? Warum? Sag es mir bitte! Ich will doch nur endlich einen Grund!“ Mein Körper spannte sich an. Die Zähne pressten sich aufeinander. Die letzten Farben am Himmel verschwammen vor meinen Augen, als diese sich mit Tränen füllten. Ich begann zu weinen. Die Anspannung löste sich. Tröstend schmiegten sich die Tränen an meine Wangen, sammelten sich an der Spitze des schmächtigen Kinns und ließen sich dann vom Herbstlaub auffangen, an dem hängend, sie bereits an den Tau des Morgens erinnerten.

Die Stimme in mir war verstummt. Mein Kopf und meine Schultern waren mir schwer geworden und drückten mich nach unten. Mir war kalt. Ich wollte nach Hause. Ich saß so eine Weile, dann gingen die Laternen an und sogleich tummelten sich die Insekten in ihren Lichtkegeln. Ich starrte die Tierchen an, hatte keine Gedanken, sah nur ihren wilden Tanz im Laternenschein, als von nahem her das Knirschen von Kieselsteinen auf meine Ohren traf und mich aufhorchen ließ. Es waren Schritte und sie näherten sich mir von links. Ein großer, älterer Herr im grauen Anzug kam über den Kieselweg, an dem meine Bank stand, auf mich zu. Er hatte sofort meine Aufmerksamkeit. Das lag vielleicht an seiner Zielstrebigkeit mit der er ging, oder an seinem leichten und eleganten Gang, oder vielleicht auch daran, dass er mit seinem grauen Haar und Anzug aussah wie ein Gespenst, das mir plötzlich aus der Dunkelheit erschien. Erst, als er schon fast bei mir war, sah ich den Koffer in seiner rechten Hand, der aus so schwarzem Leder war, dass es schien, als wäre er Teil der Nacht. Ich machte Platz auf der Bank, da ich dachte, er möchte sich zu mir setzen, doch ging er vorbei, ohne mich auch nur anzusehen. Ich sah ihm hinterher, wie er unter den Laternen durchschritt, die Tänze der Insekten kurz, höflich unterbrach, während der Lederkoffer im Licht hell glänzte. Auch für mich wurde es Zeit zu gehen und da der Herr offenbar denselben Weg wie ich nehmen musste, folgte ich ihm zwangsweise.

Ich war einige Meter hinter ihm, genug, um nicht bemerkt zu werden oder um den Verdacht zu erregen, dass ich ihn überfallen möchte. Obwohl ich zugeben muss, dass es anfing mich zu interessieren, was sich in dem Koffer befand und wohin er zu dieser Uhrzeit noch ging. Der Weg führte nämlich zu einer kleinen Altbausiedlung am Rande der Stadt und dahinter war nur Wald. Zwar wohne ich noch nicht lange dort, aber es wäre mir bestimmt aufgefallen, wenn jemand wie er dort leben würde. Meine Neugier wuchs mit jeder Abzweigung, die er nicht nahm, mit jedem Meter, den wir uns dem Haus näherten, in dem ich wohne und mit jedem Aufblitzen des Koffers unter Laternenschein. Nebel kam auf. Zusammen mit seinem grauen Äußeren und dem leichtfüßigen Gang sah er nun wirklich aus wie ein Geist, der vor mir durch die Dämmerung schwebte. Es waren nur noch drei Häuser, bevor er an meinem vorbeikommen würde, einem alten, recht verfallenem, aber billigem Häuschen am Ende der Straße. Und als es so weit war, blieb er nicht stehen oder kehrte um, wie ich es vermutet hätte, nein, er ging einfach weiter, stapfte mit seinen Lackschuhen durch das angrenzende Feld auf den dahinterliegenden Wald zu. Eine Weile blieb ich bei meinem Haus stehen, beobachtete sein Verschwinden im Nebel, bevor ich zur Tür ging, kurz überlegte und dann doch, von Neugier gepackt, mich umdrehte und ihm wieder folgte. Im dichter werdenden Nebel fand ich ihn nicht mehr, also ging ich seinen Fußspuren im gepflügten Feld hinterher. Die feuchte Erde blieb an meinen Schuhen hängen und erschwerte das Gehen – ich begann zu schwitzen. Dann wurde Feld zu Wiese und Wiese zu Wald – die Spuren des Mannes fand ich nicht mehr. Jeder Rest Licht wurde verschluckt von den mächtigen Tannen und Eichen, Kiefern und Birken, die sich vor mir in den Abendhimmel streckten und mit strengem Blick auf mich niederblickten. Ein kühler Wind kam auf. Wie ein Löwe seine Mähne schüttelt, so schüttelten jetzt die Riesen des Waldes, alle zusammen, ihr letztes Laub, um jeden der darin war, daran zu erinnern, wem der Wald gehört. „Den find ich nicht mehr“, flüsterte ich und wollte schon umkehren, als ich durch die Vielzahl von Stämmen vor mir Licht blitzen sah. Ich vergaß meinen Plan, nach Hause zurückzukehren, und ging auf das Licht zu. Bald erkannte ich ein Stück Lichtung, das hell erleuchtet war. Und als ich schließlich ganz aus dem Wald schritt, kein Baum mehr, der mein Sichtfeld einschränkte, sah ich, dass es nicht nur eine Lichtung war, sondern ein riesiger, steiler, grasbewachsener Hügel. Er war hoch wie die höchsten Bäume und strahlend hell. Aber das verwunderlichste war, dass überall verteilt am Hügel, emsig wie Ameisen, dutzende Männer und Frauen hochstiegen, hochkrochen oder im Gras liegend sich ausruhten. Alle trugen irgendeinen Koffer, Rucksack oder Tasche und was auch darin war, es schien schwer zu sein. Auch den Mann in grau erkannte ich unter ihnen, er war noch am Fuße des Hügels und kämpfte sich im rutschigen Gras die ersten Meter hoch.

„Guten Abend!“, ertönte eine Stimme neben mir am Waldrand. Eine junge Frau, vielleicht 25, kam mit lächelndem Gesicht auf mich zu. Nicht nur sie war hier am Rand, mindestens vier weitere Personen standen rechts von mir, etwa 40 Meter entfernt, unter den letzten Bäumen. Ein kleines Zelt war dort aufgestellt worden und grelle Scheinwerfer, die den gesamten Hügel beleuchteten.
„Was ist denn das alles hier?“, fragte ich etwas stammelnd, als die Frau vor mir stand.
„Was genau meinen Sie?“, fragte sie immer noch freundlich lächelnd zurück.
„Die Leute, warum klettern die den Hügel hoch?“, fügte ich hinzu.
Sie sah mich ein paar Sekunden lachend an und sagte dann: „Wenn Sie herausfinden wollen, was ganz oben ist, müssen Sie schon selbst hinaufsteigen.“
„Können Sie es mir nicht einfach sagen?“
„Ich weiß es leider auch nicht und kenne auch niemanden, der es weiß.“
Das alles wurde mir etwas zu seltsam. Mir war zwar nicht nach Anstrengung, aber zugeben wollte ich das nicht und neugierig war ich auch, also meinte ich halbherzig:
„Na gut, dann klettere ich eben hoch.“
„Sehr schön! Aber wo ist denn ihre Tasche?", bemerkte sie mit einer Stimme, so herablassend, wie die, wenn man zu Kindern spricht.
„Welche Tasche?“, wunderte ich mich.
„Sie brauchen eine Tasche, Koffer, Rucksack oder etwas Ähnliches – das ist die Regel!“
„Und was soll da drin sein?“
„Was sie möchten, Hauptsache schwer. Je schwerer, desto besser.“
„Das ist doch Blödsinn. Warum denn das Zeug da hoch schleppen?“, fragte ich nun genervt.
„Tut mir leid, aber das ist nun einmal die Regel“, antwortete sie, ohne auch nur einmal ihr Lächeln zu verlieren.
„Ohne mich! Da hab ich besseres zu tun“, meinte ich trotzig und drehte mich von ihr weg, in die Richtung aus der ich kam, schaute nochmal zum Hügel, schüttelte verärgert den Kopf und machte mich auf den Weg zurück.
„Auf Wiedersehen!“, rief die Frau mir hinterher, was ich im Wald kaum mehr hörte, doch ich war mir sicher, dass sie dabei lächelte.

Ich weiß nicht mehr, wo ich öfters fluchte, im Wald, in dem ich mich mehrfach verlief, bis ich endlich rausfand oder auf dem matschigen Feld, das gefühlt zur Hälfte an meinen Schuhen klebte, als ich zu Hause ankam. Auf jeden Fall war ich erschöpft und da es schon spät war, beschloss ich Schlafen zu gehen. Ich zog mich aus, stellte die Schuhe in eine Ecke, in der noch Platz war, wusch mich und kämpfte mich durch Mengen von Abfall, Kartons, Kleidung und Zeug, von dem ich nicht einmal sicher war, was es ist, bis ich bei meinem Bett angelangte und mich sogleich reinfallen ließ. Ich dachte, ich würde schnell einschlafen können, doch lag ich wieder einmal stundenlang wach. Nur dieses Mal war es nicht meine innere Stimme, die mich durch ihr Klagen wachhielt. Dieses Mal war es dieser seltsame Hügel, der mir einfach nicht aus dem Kopf gehen wollte.
„Was ist denn nur da oben?“, flüsterte ich in die Dunkelheit. Ich wusste selber nicht warum, aber ich wollte es unbedingt wissen. Ich grübelte und grübelte. „Das ist doch alles dumm“, sagte ich dann plötzlich unerwartet laut, sprang auf, und machte Licht. Ich kramte einen alten Koffer unter meinem Bett hervor und blies den Staub runter. „Was soll’s, morgen gehe ich da hoch und dann habe ich meine Ruhe wieder“, presste ich wütend durch die knirschenden Zähne hindurch und packte, wie im Rausch, alles Mögliche, was mir zwischen die Finger kam, und steckte es in den Koffer. „Dummes, grinsendes Mädchen!“, dachte ich mir. „Und dummer, alter, grauer Mann!“ Ich steckte leere Flaschen rein, dreckige Kleidung, Bücher von der Universität, die ich kaufte und nie las, die Beatles-CD, die ich seit meiner Kindheit so gern hörte, das Armband, das ich meiner Freundin schenken wollte, bevor sie mich verließ, die Süßigkeiten vom letzten Ostern, das Sterbebild meines Vaters, das immer noch neben meinem Bett auf dem Nachtkästchen lag, die gerissene Gitarrenseite, das Holzkreuz, das noch vom Vorbesitzer an der Wand hing, und den Pullover, der mir zu klein wurde. „Das muss reichen“, keuchte ich und stopfte verschwitzt den Koffer zu, warf ihn vor die Tür und konnte kurz darauf endlich einschlafen, mit dem Gedanken im Kopf, dass ich morgen auf den Hügel steigen würde.

Ja und heute bin ich hier, neben all den anderen auf dem Hügel. Von hier sehe ich auch den Mann in grau, der seine Last etwas über mir noch immer schleppt. Zugegeben, es ist anstrengend, ich schwitze in der Herbstsonne sehr. Aber ich denke, ich verstehe es jetzt. Ich will nicht einmal wirklich wissen, was sich ganz oben befindet. Ich trage meinen Koffer, um meinen Koffer zu tragen – nicht mehr, nicht weniger. Und ich muss sagen, so gut habe ich mich schon lange nicht mehr gefühlt. Endlich ist die Leere in meinem Bauch weg. Das einzige, was ich vielleicht etwas bereue, ist, dass ich nicht noch mehr eingepackt habe.

 

Hey Brom,

und Willkommen bei uns!

Ich gehe mal davon aus, dass dies nicht dein erster Versuch ist, Geschichten aufs Papier zu bringen. Mir hat es gefallen. Ich habe gern meine Zeit mit deinem Prot. »verschwendet« ;). Bisschen was habe ich Dir beim Lesen trotzdem in den Koffer gelegt, nimm was Du magst oder schiebe es unters Bett, ganz wie es Dir beliebt.

das Treiben der Stadt, das zu seinem letzten Höhepunkt für diesen Tag anschwellte (und sich damit für das Farbspektakel bedankte)
Echt jetzt? Die Stadt bedankt sich für den Abendhimmel? Weiß nicht, für mich klingt das zu sehr gewollt, zu sehr nach Autor. Ohne Klammern hat es jedoch was.

Nichts, dass meine Augen und Ohren mehr ablenkte und so wurde mein Inneres wieder lauter und stellte Fragen, (so unangenehm für mich, wie nur ich selbst sie hervorbringen konnte).
Hier auch. Wenn das Innere Fragen stellt, ist meist ein Zwie vorhanden. Ich finde das in Klammern nachgereicht so nachgetreten, so Erklärbärmäßig.

Tröstend schmiegten sich die Tränen an meine Wangen, sammelten sich an der Spitze des schmächtigen Kinns und stürzten dann zu Boden,
Stürzen ist mir hier zu kräftig, um das sanfte Tropfen einer Träne zu beschreiben.

Wie ein Löwe seine Mähne schüttelt, so schüttelten jetzt die Riesen des Waldes, alle zusammen, ihr letztes Laub, um jeden der darin war, daran zu erinnern, wem der Wald gehört.
Das Löwenbild ist so fremd in deinem Setting, mir will sich das nicht fügen. Schon klar, was Du ausdrücken willst, da gibt es sicher auch andere Vergleiche, die sich harmonischer an deine schmiegen.

Aber das verwunderlichste war, dass überall verteilt am Hügel, emsig wie Ameisen, dutzende Männer und Frauen hochstiegen, hochkrochen oder im Gras liegend sich ausruhten. Alle trugen irgendeinen Koffer, Rucksack oder Tasche und was auch darin war, es schien schwer zu sein. Auch den Mann in grau erkannte ich unter ihnen, er war noch am Fuße des Hügels und kämpfte sich im rutschigen Gras die ersten Meter hoch.
Sehr schön! Die Idee finde ich echt fein. War so richtig ein - huch - ein Wecken, nachdem der Text so gemächlich dahintrotte (was ich jetzt nicht negativ meine).

„Sie brauchen eine Tasche, Koffer, Rucksack oder etwas Ähnliches – das ist die Regel!“
„Und was soll da drin sein?“
„Was sie möchten, Hauptsache schwer. Je schwerer desto besser.“
Hehe, sehr, sehr schön!

beschloss ich Schlafen zu gehen. Ich zog mich aus, stellte die Schuhe in ein Ecke in der noch Platz war,
schenke Dir ein -e-

„Was soll’s, morgen gehe ich da hoch und dann habe ich meine Ruhe wieder“, schrie ich beinahe
Okay, er ist wütend auf sich selbst, aber so wütend? Ich habe ihm das Schreien jedenfalls nicht abgekauft.

Ich mag die Idee, dass jeder seine Altlasten nicht zum Psychiater schleppt, sondern sie da hoch hievt, um sich an ihnen abzuarbeiten. Will gar nicht wissen, was die Leute da alles drin haben :D.
Ja, gern gelesen.

Noch ein Hinweis zur Netiquette - können nur so viele Kommentare kommen, wie auch geschrieben werden. Und wer sich selbst nicht einbringt, selbst nie etwas zum Buffet beisteuert, sondern nur speist, nun ja ...

In diesem Sinne, viel Freude Dir hier bei uns,
beste Grüße, Fliege

 
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Vielen Dank für den Kommentar :).
Eine Frage: Die Klammern die du erwähntest, die sind in meinem Text nicht, woher kommen die?

 

Hey nochmal,

bitte keine Volltextzitate machen, steht ja alles schon so da und verursacht nur Datenmüll.

Die Klammern habe ich da rein gesetzt, um Dir zu zeigen, was ich für entbehrlich halte, was ich streichen würde. Sind aber nur Vorschläge.

 
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Gib es zu, du bist erbärmlich“, peitschte es mir entgegen.
„Ja, bin ich, und? Lass mich doch!“, zischte ich zurück.

In Abwandlung Deines ersten Satzes sitz ich hier vorm Bildschirm, lese und warte darauf, dass etwas geschieht, um mich dann zu fragen,

lieber Brom,

weshalb einer den Namen „Brom“ wählt,Bezeichnung eines chemischen Elements, das bei unsachgemäßer Behandlung zu Verätzungen führen kann. Und dann fällt mir ein, dass der Mythos des Sisyphos (ich ziehe die griechische Form vor, schließlich war er König von Korinth) auch ein Sinnbild der modernen Welt ist, wo man die Natur (der Glaube an auch nur einen einzigen Gott und seine Macht ist dahin, sehen wir mal von den Evangelikanen und ihrem Gottrumple ab und die Anbetung des Mammon) überlisten will und zur Strafe in Routine erstickt, ob man nun den Fels vergeblich immer und immer wieder den Berg hoch zu rollen versucht oder sich selbst oder auch nur die eigene Seele verkaufen kann und eigentlich muss, und dem Götzen Mammon, vor dem sich unterm Religionsersatz Konsumismus die Schatten ihrer selbst verbeugen und unterwerfen -
und damit, bevor ich‘s vergess,

herzlich willkommen hierorts!,

und gleich das Geständnis, dass ich den Sinn des Sysiphos von Camus genügend offengelegt sehe im Menschen in der Revolte, aber vor allem den Ort Korinth nicht umsonst genannt habe und selbst, wenn ich niemals Sysiphos‘ untertan war, noch von Korinth mehr als den Namen kenn, kann ich ein ganz schöner Korinthenkacker sein, wie jetzt mit der Flusenlese – und das ist gar nicht so wenig …

Als letzten Akt für diesen späten Herbsttag gab sie allen[,] die zuschauten[,] eine letzte Kostprobe …
„O[,] du wirst mir noch danken dafür, dass ich mich immer beschwere.
...
Du hast dich dazu entschieden[,] ein Häufchen Elend zu sein[,] und ich muss dir sagen, sich dafür zu entscheiden ist nicht gerade schwer“, warf es mir nun mit wütende[m] Tonfall entgegen.
...
Mein Körper spannte sich an. Die Zähne pressten [sich] aufeinander.
...
Meine Neugier wuchs mit jeder Abzweigung, die er nicht nahm, mit jedem Meter[,] den wir uns dem Haus näherten[,] in dem ich wohne[,] und mit jedem aufblitzen des Koffers unter Laternenschein.
...
Es waren nur noch drei Häuser, bevor er an meinem vorbei kommen würde, einem alten, recht verfallenem, aber billigem Häuschen am Ende der Straße.
„vorbeikommen“
...
Und als es soweit war, blieb er nicht stehen oder ….
Soweit ich weiß, so weit nur ein Wort als Konjunktion, alles andere, also überwiegend auseinander, „so weit“, wie in Deinem Fall

Eigentlich ein SuperGaU, vergessen (ich vergaß) mit „vergasen“ zu verwechseln, darüber nicht das Komma vergessen!

Ich verga[ß, ]meinen Plan nach Hause zurückzukehren und ging …

Hier schnappt die Fälle-Falle zu
Eine junge Frau, vielleicht 25, kam mit lächelnde[m] Gesicht auf mich zu.

[„]Sehr schön! Aber wo ist denn ihre Tasche?“, bemerkte …
...
„Was sie möchten, Hauptsache schwer. Je schwerer[,] desto besser.“
...
Auf jeden Fall war ich erschöpft und da es schon spät war, beschloss ich schlafen zu gehen.
...
... und kämpfte mich durch Mengen von Abfall, Kartons, Kleidung und Zeug[,] von dem ich nicht einmal sicher bin, was es ist, …
...
... und packte, wie im Rausch, alles Mögliche, was mir zwischen die Finger kam[,] und steckte es in den Koffer.
...
..., die gerissene Gitarrenseite, das Holzkreuz, das noch vom Vorbesitzer an der Wand hing[,] und den Pullover, der mir zu klein wurde.

Ich trage meinen Koffer, um meinen Koffer zu tragen – nicht mehr, nicht weniger.
So hat jeder sein Päckchen zu tragen … und für das Sisyphos/...phus-Thema empfehle ich "A Day in the Life" aufzulegen

Wie dem auch wird,

schönen zwoten Advent und halt die Ohren steif!

Freatle

 

Vielen Dank für den hilfreichen und ausführlichen Kommentar!

 

Hallo @Brom

Für mich beginnt die Geschichte erst mit dem Mann, der einen grauen Anzug trägt, in den Wald läuft, der Protagonist hinterher. Alles davor ließe sich nach meinem Empfinden extrem reduzieren. Wozu brauchst du die Herbstsonnenuntergangsverortung? Da reichen Andeutungen, weniger ist mehr, direkt in die entscheidende Szene gehen, die Nebengeräusche schildern.

Die Bergszene finde ich interessant, ein starkes Bild. Es gibt einen Film von Kim Ki-Duk: Frühling, Sommer, Herbst und Winter, sehr empfehlenswert, da muss ein Verbrecher am Ende einen Stein auf einen Berg schleppen. Daran erinnert mich die Szene. Wenn du diese Geschichte erzählst, ohne umständliche Einleitung, dann schaffst du eine viel größere Unmittelbarkeit.

Vor mir lag die Sonne hinweg über Wiesen und Felder tief im Horizont.
o je, wie oft habe ich das so ähnlich schon gelesen?

Als letzten Akt für diesen späten Herbsttag gab sie allen die zuschauten eine letzte Kostprobe ihrer Kraft und färbte den gesamten Himmel brennend rot und gelb.
klingt poetisch, aber doch abgenutzt

Morgens schläfst du, mittags stehst du auf und abends sitzt du hier und den ganzen Tag dieses leere Gefühl im Bauch, leerer als jeder leere Magen. Gib es zu, du bist erbärmlich“
mm, das Gewissen spricht, okay, die Wiederholung von leer finde ich unglücklich gewählt, reicht einmal

sammelten sich an der Spitze des schmächtigen Kinns und ließen sich dann sanft vom Herbstlaub auffangen, an dem hängend, sie bereits an den Tau des Morgens erinnerten.
reduzieren, schmächtig spielt doch keine Rolle und sanft brauchst du nicht, weil der Tränentropfen entsprechend der natürlichen Gesetze fällt

und mit jedem aufblitzen des Koffers unter Laternenschein.
Aufblitzen

Es fing an sich Nebel zu bilden.
klingt nicht elegant: Nebel zog auf zB fände ich besser

Wie ein Löwe seine Mähne schüttelt, so schüttelten jetzt die Riesen des Waldes, alle zusammen, ihr letztes Laub, um jeden der darin war, daran zu erinnern, wem der Wald gehört.
mm, der Erzähler liefert eine Erklärung anstatt die Beschreibung wirken zu lassen

Aber das verwunderlichste war, dass überall verteilt am Hügel, emsig wie Ameisen, dutzende Männer und Frauen hochstiegen, hochkrochen oder im Gras liegend sich ausruhten.
schönes Bild, aber das Bild emsig wie Ameisen würde ich streichen

Bücher von der Universität, die ich kaufte und nie las, die Beatles-CD, die ich seit meiner Kindheit so gern hörte, das Armband, das ich meiner Freundin schenken wollte, bevor sie mich verließ, die Süßigkeiten vom letzten Ostern, das Sterbebild meines Vaters, das immer noch neben meinem Bett auf dem Nachtkästchen lag, die gerissene Gitarrenseite, das Holzkreuz, das noch vom Vorbesitzer an der Wand hing und den Pullover, der mir zu klein wurde.
all die verklebten Versprechen und Erinnerungen, von denen man sich befreien könnte, ach je, das triffst du gut und könnte beliebig erweitert werden

viele Ich.pack-den-Koffer-okay-aber-im-Schneeregen-durch-den-Wald-nen-Berg-hoch-nee-Grüße
Isegrims

 

Hallo Isegrims.

Es gibt einen Film von Kim Ki-Duk: Frühling, Sommer, Herbst und Winter, sehr empfehlenswert, da muss ein Verbrecher am Ende einen Stein auf einen Berg schleppen.

Das löste mich massiv aus. Der Film heißt im Deutschen (und Koreanischen) nicht "Frühling, Sommer, Herbst und Winter" sondern "Frühling, Sommer, Herbst, Winter… und Frühling". Die Geschichte startet im Frühling und endet im Frühling. Gerade nicht im Winter! Der Winter endet und es beginnt der Frühling. Das ist ganz wichtig! :cool:

Schön, dass du den Film empfiehlst. Das macht die Welt ein wenig besser.

--

Hey Brom,

hätte dich fast übersehen, mit deinen Ein- und Zweizeilern zwischen den ellenlangen Kommentaren der anderen. Deine Dialoge gefallen mir gut. Ich finde aber, du solltest sie einfach mal leben und die Figuren sprechen lassen. Wenn man Dialoge zu sehr bemuttert Verzeihung, pk: bevätert, nimmt man ihnen die Luft zum Atmen.

Daher habe ich nachfolgend herumgekritzelt. Schau es dir an, vielleicht gefällt dir was davon.

Gib es zu, du bist erbärmlich“, peitschte es mir entgegen.
„Ja, bin ich, und? Lass mich doch!“, zischte ich zurück.

und ich muss dir sagen, sich dafür zu entscheiden ist nicht gerade schwer“, warf es mir nun mit wütenden Tonfall entgegen.
„Aber sag mir doch“, (begann ich) mit bedrückter Stimme, „warum für etwas anderes entscheiden?

„Was ist denn das alles hier?“, fragte ich etwas stammelnd, als die Frau vor mir stand.
„Was genau meinen Sie?“, (fragte sie) immer noch (freundlich) lächelnd (zurück.)
„Die Leute, warum klettern die den Hügel hoch?“, fügte ich hinzu.
Sie sah mich ein paar Sekunden lachend an und sagte dann: „Wenn Sie herausfinden wollen, was ganz oben ist, müssen Sie schon selbst hinaufsteigen.“

„Sehr schön! Aber wo ist denn ihre Tasche?", (bemerkte sie mit einer Stimme,) so herablassend, (wie die, wenn man zu Kindern spricht.)
„Welche Tasche?“, wunderte ich mich.

„Das ist doch Blödsinn. Warum denn das Zeug da hoch schleppen?“, fragte ich nun genervt.
„Tut mir leid, aber das ist nun einmal die Regel“, (antwortete sie,) ohne auch nur einmal ihr Lächeln zu verlieren.)
„Ohne mich! Da hab ich besseres zu tun“, meinte ich trotzig und drehte mich von ihr weg, in die Richtung aus der ich kam, schaute nochmal zum Hügel, schüttelte verärgert den Kopf und machte mich auf den Weg zurück.

--

Bis dann,
Analog

 

Hallo @Brom,

Deinen Text habe ich bis zum Schluss aufgehoben. Tatsächlich ist Deiner der letzte Challenge-Text, dann habe ich bei allen einen Kommentar dagelassen.

Du ahnst vielleicht schon, warum ich Deinen Text zuletzt gelesen haben. Ich empfinde den Einstieg als schwierig.

Vor mir lag die Sonne hinweg über Wiesen und Felder tief im Horizont. Als letzten Akt für diesen späten Herbsttag gab sie allen, die zuschauten, eine letzte Kostprobe ihrer Kraft und färbte den gesamten Himmel brennend rot und gelb.

Bei solchen Sätzen frage ich mich immer, was der Autor mir sagen möchte, denn die Sprache ist ja unpräzise (Sonne lag, gab Kostprobe, etc.). Da bin ich immer skeptisch und denke mir, dass entweder der Protagonist so denkt oder der Autor besonders originell sein wollte (oder besonders poetisch).

Beides reizt mich nicht so sonderlich. Wenn ich die Autorenbrille ablege, lese ich entweder zur Unterhaltung oder zur "Bildung", sprich entweder möchte ich Spaß haben oder der Text soll mir Erkenntnis bieten. Manchmal gibt es sogar Texte, die beides können, aber das ist sehr selten.

Bei so einem Einstieg erwarte ich beides gerade nicht.

Aber gut, ich habe den Text gelesen und dann fand ich für mich einen kleinen Rohdiamanten, verschüttet zwischen etwas langatmigen Erzählungen.

Ich hätte ein paar Anregungen, diesen Rohdiamanten ans Licht zu bringen und ihn vielleicht funkeln zu lassen.

Zunächst würde ich kürzen und viel schneller an den Punkt gelangen, an dem Dein Protagonist den Mann mit dem Koffer verfolgt.

Und dann wäre es spannend, Deinem Protagonisten viel näher zu kommen. Momentan liest sich das sehr distanziert, so als ob nur eine Kamera von weiter Ferne beobachtet, was Dein Protagonist macht, ohne wirklich seine inneren Vorgänge, seine Emotionen erfassen zu können.

Dabei ist die Szenerie ja sehr schräg, dass sich da Menschen mit schweren Koffern einen Berg raufkämpfen. Da muss doch in Deinem Protagonisten eine Menge passieren? Das kommt mir zu kurz. Und dann kommt mir der innere Kampf zu kurz, bis er sich durchringt, den Koffer zu packen, ihn mit "wertvollen" Dingen zu bestücken, bei denen er ja nicht weiß, ob er sie behält oder, wenn er oben angelangt ist, diese nicht verliert. Usw.

Ich glaube, Du verstehst, was ich meine.

Vielleicht kannst Du mit meinem Kommentar etwas anfangen.

Gruß
Geschichtenwerker

 

Hallo @Brom, bei deinem Namen denke ich sofort an Eragon, oder sollte ich beim chemischen Element suchen?

#Textkram:

Vor mir lag die Sonne hinweg über Wiesen und Felder tief im Horizont.
Das passt nicht, die Sonne kann nicht hinweglegen über einer Landschaft, höchstens Sonnenschein, oder ihre Strahlen.

das Treiben der Stadt, das zu seinem letzten Höhepunkt für diesen Tag anschwellte
anschwoll

ein Crescendo bestehend aus den hupenden(m) Autos des Feierabendverkehrs und den Stimmen der (von) Kinder(n) und Erwachsenen
geht auch straffer.

Das Tageslicht verschwand immer mehr und die Stadt wurde leiser.

Weil du immer nur das tust, was du magst und es dir trotzdem (dabei) schlecht geht
Satzwiederholung.

dieses leere Gefühl im Bauch, leerer als jeder leere Magen
jetzt hat´s auch die letzte Dumpfbacke.

Obwohl ich zugeben muss, dass es anfing mich zu interessieren, was sich in dem Koffer befindet
befand, bleib im Präteritum.

Es fing an sich Nebel zu bilden
Lies mal laut, der Satz geht nicht. Warum nicht: Erste Nebel bildeten sich?

Ich vergaß meinen Plan(Komma) nach Hause zurückzukehren(Komma) und ging auf das Licht zu.

von dem ich nicht einmal sicher bin
war

und mich so gleich reinfallen ließ
sogleich

stellte die Schuhe in eine Ecke(Komma) in der noch Platz war

Ich weiß nicht mehr, wo ich öfters fluchte, im Wald, in dem ich mich mehrfach verlief, bis ich endlich rausfand oder auf dem matschigen Feld, das gefühlt zur Hälfte an meinen Schuhen klebte, als ich zu Hause ankam.
Diese verschachtelten Sätze machen das Lesen sehr mühsam. Davon gibt es viele im Text, ich würde sie alle auflösen, straffen und Überflüssiges, was nichts zur Handlung beiträgt, streichen. Mal exemplarisch:
"Auf dem Rückweg verlief ich mich mehrmals im Wald. Und als ich hinausfand, musste ich das matschige Feld queren. Als ich zuhause ankam, klebte gefühlt die Hälfte davon an meinen Schuhen." Lies mal beides laut und dann entscheide.

„Was ist denn nur da oben?“, flüsterte ich in die Dunkelheit. Ich wusste selber nicht warum, aber ich wollte es unbedingt wissen. Ich grübelte und grübelte.
Auch sowas verlängert den Text unnötig, die Info ist bereits im ersten Satz enthalten, komm zum Punkt.

mit dem Gedanken im Kopf, dass ich morgen auf den Hügel steigen werde
würde

Natürlich liegt "kafkaesk" bei deinem Text nahe, ohne Kafka allzu nahetreten zu wollen, dennoch ist mir die Auflösung etwas zu dünn. Du schreibst:

Ich trage meinen Koffer, um meinen Koffer zu tragen – nicht mehr, nicht weniger. Und ich muss sagen, so gut habe ich mich schon lange nicht mehr gefühlt.
Da fehlt mir ein wenig die nächste Ebene, auf der ich dann weiter reflektieren kann. Fliege schrieb schon passend: "Ich mag die Idee, dass jeder seine Altlasten nicht zum Psychiater schleppt, sondern sie da hoch hievt, um sich an ihnen abzuarbeiten." Das kann ich aus dem Text lesen und die Idee ist reizvoll, doch dieses Sisyphos-Ding könnte auch darüber hinausweisen. Weißt du? Das sonstige Leben ist so sinnentleert, dass eine Festlegung auf ein einfaches Ziel gewünscht und erhofft wird. Wir arbeiten für Auto, Haus, Urlaub und Luxus und brauchen das alles nur, um zur Arbeit zu kommen, diese zu leisten, zu ertragen und uns davon zu erholen. Da wäre ein schöner Kreislauf darstellbar (im Sinne deines Titels) und den Rückschluss würde ich gerne aus dem Text ziehen können.

Grundsätzlich bitte den Text auf Kommasetzung prüfen, ich habe irgendwann aufgehört.

Möglicherweise kannst du dich mal zu mehr aufraffen als zu einem "Sehr hilfreich", das in keinem Verhältnis zum Aufwand steht, den deine Kommentatoren betreiben.

Peace, linktofink

 

Hey Analog,

ich mag deinen Vorschlag sehr und werde ihn, wenn ich den Text verbessere oder einmal einen neuen schreibe, im Hinterkopf behalten.
In meinen Worten: Die Gefühle der Charaktere sollte der Leser aus den Dialogen oder dem Subtext erhalten. Der Autor sollte sie ihm nicht vor's Gesicht halten.

Ich hoffe ich habe deinen Vorschlag richtig aufgefasst.

Danke für deine Mühe!

 

Hallo Geschichtenwerker!

Ich empfinde den Einstieg als schwierig.
[...]
Zunächst würde ich kürzen und viel schneller an den Punkt gelangen, an dem Dein Protagonist den Mann mit dem Koffer verfolgt.

Ich bin froh, dass du trotzdem den Text fertig gelesen hast und dir die Arbeit gemacht hast, einen Kommentar zu schreiben.
Ich sehe es nun auch: Der Einstieg ist holprig und eher unnötig für die eigentliche Geschichte.

Und dann wäre es spannend, Deinem Protagonisten viel näher zu kommen. Momentan liest sich das sehr distanziert, so als ob nur eine Kamera von weiter Ferne beobachtet, was Dein Protagonist macht, ohne wirklich seine inneren Vorgänge, seine Emotionen erfassen zu können.

Auch das leuchtet mir ein. In meinem Kopf war ich wohl dem Protagonisten so nahe, dass ich nicht bemerkt habe, wie fern er im Text erscheint.

Aber gut, ich habe den Text gelesen und dann fand ich für mich einen kleinen Rohdiamanten, verschüttet zwischen etwas langatmigen Erzählungen.

Das ist sehr lieb von dir. Lässt mich gleich etwas besser fühlen. :)

Ich hätte ein paar Anregungen, diesen Rohdiamanten ans Licht zu bringen und ihn vielleicht funkeln zu lassen.

Wenn dort wirklich irgendwo ein Rohdiamant ist, dann hast du mir sehr geholfen, ihn zu schleifen und zu polieren.
Und selbst, wenn es nur Glas ist und kein Diamant, bin ich trotzdem froh, wenn ich es etwas mehr zum Glänzen bringen kann.

Gruß zurück!

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo linktofink,

ich danke dir dafür, dass du mich so sorgfältig auf meine albernen Grammatik-, Stil- und Rechtschreibfehler hinweist. Einmal sehen und nicht nochmal begehen!

dieses leere Gefühl im Bauch, leerer als jeder leere Magen
jetzt hat´s auch die letzte Dumpfbacke.

Ich war wohl die letzte Dumpfbacke, die es dreimal in einem Satz gebraucht hatte. Wurde geändert!

Diese verschachtelten Sätze machen das Lesen sehr mühsam. Davon gibt es viele im Text, ich würde sie alle auflösen, straffen und Überflüssiges, was nichts zur Handlung beiträgt, streichen.

Ich stimme zu. Ich werd an meinen Sätzen arbeiten!

Natürlich liegt "kafkaesk" bei deinem Text nahe, ohne Kafka allzu nahetreten zu wollen, dennoch ist mir die Auflösung etwas zu dünn.

Nein, Kafka wollen wir mit einem solchen Vergleich nicht beleidigen.

Da fehlt mir ein wenig die nächste Ebene, auf der ich dann weiter reflektieren kann. Fliege schrieb schon passend: "Ich mag die Idee, dass jeder seine Altlasten nicht zum Psychiater schleppt, sondern sie da hoch hievt, um sich an ihnen abzuarbeiten." Das kann ich aus dem Text lesen und die Idee ist reizvoll, doch dieses Sisyphos-Ding könnte auch darüber hinausweisen. Weißt du? Das sonstige Leben ist so sinnentleert, dass eine Festlegung auf ein einfaches Ziel gewünscht und erhofft wird. Wir arbeiten für Auto, Haus, Urlaub und Luxus und brauchen das alles nur, um zur Arbeit zu kommen, diese zu leisten, zu ertragen und uns davon zu erholen. Da wäre ein schöner Kreislauf darstellbar (im Sinne deines Titels) und den Rückschluss würde ich gerne aus dem Text ziehen können.

Schön, dass du "die nächste Ebene" erwähntest, weil ich eigentlich auch noch auf etwas anderes hinweisen wollte, als auf das, was Fliege schrieb. Aber sie lag natürlich auch nicht falsch mit ihrer Interpretation; es war nur noch nicht alles, was ich dabei im Kopf hatte.
Ich hab, wie du zurecht kritisierst, zu wenig auf diese "höhere Ebene" im Text hingewiesen – das wurde mir jetzt auch klar. Nur der Titel lässt vielleicht einen etwas tieferen Sinn erahnen.

Möglicherweise kannst du dich mal zu mehr aufraffen als zu einem "Sehr hilfreich", das in keinem Verhältnis zum Aufwand steht, den deine Kommentatoren betreiben.

Stimmt, meine Antworten spiegelten nicht den Aufwand der Kommentatoren wieder. Das tut mir Leid. Das war unhöflich und ignorant von mir. Falls ich eine Ausrede dafür erwähnen müsste, dann vielleicht folgende: Ich hatte mich, denke ich, noch nicht an die Umgangsformen auf dieser Seite gewöhnt, die sich von anderem Verhalten im Internet unterscheiden.

Ich hoffe meine Antworten sind nun etwas besser.

Ich bin und war, auch, wenn es meine Antworten nicht zeigten, sehr dankbar für jeden Kommentar – so auch für deinen!

 

Falls ich eine Ausrede dafür erwähnen müsste, dann vielleicht folgende: Ich hatte mich, denke ich, noch nicht an die Umgangsformen auf dieser Seite gewöhnt, die sich von anderem Verhalten im Internet unterscheiden.
Allerdings. Fliege ist nebenbei eine sie. ;)

 

Hallo @ Brom ,

interessante Geschichte ist dir da gelungen, die in weiten Teilen mit deswegen mitgerissen hat, weil ich unbedingt meine Neugierde befriedigen wollte. Was macht der Mann da? Wo geht er hin und was treibt er da.
Insoweit kannst du dir sicherlich vorstellen, dass mich das Ende also die Auflösung nicht soooo vom Hocker gehauen hat. Aber immerhin reicht die Spannung ziemlich weit.

„Warum sitzt du denn schon wieder hier?“, fragte es mich und ich antwortete verärgert:

Den Anfang finde ich ein wenig zu breit angelegt. Du beschreibst die Örtlichkeit und das Drumherum sehr schön, aber es wirkt ein wenig ältlich auf mich. Früher als wir noch kein Fernsehen hatten, musste man als Autor sein Publikum irgendwie mit auf die Reise nehmen. Da wäre es wichtig gewesen, zu schildern, wie das alles aussieht und so weiter.
Heutzutage kennt ja praktisch jeder jeden Ort und da muss nicht mehr erklärt werden, wie ein Berg aussieht oder ein Strand sich anfühlt.
Moderner wäre es, wenn du in medias res gingest.

„Aber sag mir doch“, begann ich mit bedrückter Stimme, „warum für etwas anderes entscheiden? Warum? Sag es mir bitte! Ich will doch nur endlich einen Grund!“

An dieser Stelle dachte ich, dass es doch eben noch so war, dass sich die bedrückte Stimme total genervt gefühlt hat und somit fragte ich mich, weshalb nun der andere aufgefordert wird, doch noch etwas zu sagen. Das ist ein schneller Sinneswandel.

als von nahem her das Knirschen von Kieselsteinen auf meine Ohren traf und mich aufhorchen ließ. Es waren Schritte und sie näherten sich mir von links
Gut beschrieben

Meine Neugier wuchs mit jeder Abzweigung, die er nicht nahm, mit jedem Meter, den wir uns dem Haus näherten, in dem ich wohne
spannend, da wollte ich unbedingt wissen,was nun los ist.

blieb er nicht stehen oder kehrte um, wie ich es vermutet hätte, nein, er ging einfach weiter,
Weiterhin baust du hier Spannung auf.

Ohne mich! Da hab ich besseres zu tun“, meinte ich trotzig und drehte mich von ihr weg,
Ah, Protagonist steht am Point of no return.

Endlich ist die Leere in meinem Bauch weg.
Womit der Aufstieg dann Sinn macht, nicht wahr?

Muss ich deinen Titel so wortwörtlich verstehen? Dass du deinem Ich-ERZÄHLER einen Lebenssinn verpasst, womit er sich aber nur ausstatten kann, wenn er etwas Sinnloses tut?
Netter Umkehrschluss in deiner Geschichte.

Lieben Gruß

lakita

 

Hallo Brom,

ein wirkliches tolles Thema, eine Geschichte zum Nachdenken, was einem wichtig ist, was man auf seinem letzten Gang mitnehmen würde.

Allerdings finde ich, du verwendest zu viele Adverbien und Adjektive und du könntest den Text noch gerne an einigen Stellen kürzen.
Ab und zu wechselst du die Zeitformen. Weitere Kleinigkeiten:

ein Crescendo bestehend aus hupendem Feierabendverkehr und Stimmen von Kindern und Erwachsenen, die in ihre Häuser zurückkehrten.
Die Leute gehen alle in ihre Häuser? Hm, also stehen sie quasi vor den Eingängen? Keiner geht so ganz normal die Straße entlang?

Langsam hüllte sich der Himmel in Schwarz. Das Tageslicht schwand
Eines von beiden reicht.

Nichts, dass meine Augen und Ohren mehr ablenkte und so wurde mein Inneres wieder lauter und stellte seine unangenehmen Fragen.
Nichts, das meine

„O, du wirst mir noch danken dafür
Oh,

„Bitte, geh doch einfach wieder weg“, flehte ich. (HIER FEHLT ZEILENWECHSEL)„Und dann? Was

Die letzten Farben am Himmel verschwammen vor meinen Augen,
Ich dachte, es sei schon alles dunkel?

Tröstend schmiegten sich die Tränen an meine Wangen, sammelten sich an der Spitze des schmächtigen Kinns und ließen sich dann vom Herbstlaub auffangen, an dem hängend, sie bereits an den Tau des Morgens erinnerten.
Puh, der Satzbau ist problematisch. Das letzte Komma ist überflüssig.

Die Stimme in mir war verstummt. Mein Kopf und meine Schultern waren mir schwer geworden und drückten mich nach unten. Mir war kalt.
Das geht besser :-)

den Koffer in seiner rechten Hand, der aus so schwarzem Leder war, dass es schien, als wäre er Teil der Nacht.
Schöner Satz!

da ich dachte, er möchte sich zu mir setzen,
"möchte" ist tatsächlich richtig. Hatte es mir angemarkert und nun überprüft. Wieder etwas dazugelernt. (Präteritum, Konjunktiv II, Singular).

Obwohl ich zugeben muss, dass es anfing mich zu interessieren, was sich in dem Koffer befand und wohin er zu dieser Uhrzeit noch ging.
besser: musste

Zwar wohne ich noch nicht lange dort, aber es wäre mir bestimmt aufgefallen, wenn jemand wie er dort leben würde.
besser: wohnte

einem alten, recht verfallenem, aber billigem Häuschen am Ende der Straße.
"aber" passt nicht, weil es ja auch jedoch" bedeutet. "verfallen, jedoch billig" beißt sich.

Und als es so weit war, blieb er nicht stehen oder kehrte um,
soweit

Dann wurde Feld zu Wiese und Wiese zu Wald – die Spuren des Mannes fand ich nicht mehr.
Toll!

Ein kühler Wind
Beispiel für überflüssige Beschreibung. Besser: Eine Brise. (Brise ist immer frisch, kühl.)

Auch den Mann in grau
in Grau

vielleicht 25, kam mit lächelndem Gesicht auf mich zu. Nicht nur sie war hier am Rand, mindestens vier weitere Personen standen rechts von mir, etwa 40 Meter
Schöner fürs Auge fände ich, alle Zahlen auszuschreiben.

also meinte ich halbherzig: (KEIN ZEILENWECHSEL)
„Na gut, dann klettere ich eben hoch.“

bemerkte sie mit einer Stimme, so herablassend, wie die, wenn man zu Kindern spricht.
"eine Stimme, wie die, wenn man ..." Hm ...
Vorschlag: ", mit der man zu Kindern spricht."

Rucksack oder etwas Ähnliches
ähnliches

Ohne mich! Da hab ich besseres zu tun
Besseres

und den Pullover, der mir zu klein wurde.
"Geworden war", er ist ja schon in der Vergangenheit klein geworden und immer noch klein. So klingt es, als könne man zuschauen, wie der Pulli schrumpfte :-)

Hat mir gut gefallen.

Willkommen hier und viel Spaß.

Liebe Grüße, GoMusic

 

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