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Der Schmerz muß weg !

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20.07.2004
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Der Schmerz muß weg !

Der Schmerz muß weg !

Er zerrt, er reißt, pocht und springt, er zwingt mich aus meinem Körper, auf der Fahrt in die Uniklinik Hamburg. Die Distanz zu mir hinterlässt dunkle Schatten auf meiner Seele. Die Silhouette meines Vaters steht flimmernd am Horizont. Und in mein abgekoppeltes Bewusstsein dringen Sätze wie „ Sei stark, kenne keine Angst und weine niemals!“. Heute ist D- Day. Heute werde ich es Erfahren.

Heute !

Vor drei Wochen ließen sie die erste Endxoan - Infusion in meine Adern laufen. Tropfen für Tropfen. Es wird langweilig, ich spüre nichts. Alle fünfzehn Minuten kommt Schwester Inge („Sind Sie okay?“), misst Blutdruck und Puls. „Haben Sie was gegessen? – Das geht aber nicht.“ Nach zehn Minuten bringt sie Kaffee und Schokolade. Oberarzt Fabian schießt plötzlich herein, wedelt mit einem Rezept. „Wir sehen uns in vier Wochen“, sagt er, „holen Sie vorher das Medikament aus der Apotheke.“ Eine neue Therapie um zu vermeiden, dass ich meine Schwestern um eine Niere anbetteln muss. Er dreht schon ab, aber dann setzt er sich doch. „Fühlen Sie sich gut? Okay, denken Sie an alles, was ich Ihnen gesagt habe. Ihre Infektabwehr ist jetzt stark herabgesetzt. Achten Sie vor allem auf Bronchialinfekte. Sofort zum Arzt, klar?“ Das waren ahnungsvolle Worte. Also, ab jetzt waren alle Nieser potentielle Mörder !

Schon am nächsten Tag fühle ich mich wieder besser. Noch besser am übernächsten, einem Mittwoch. Am Donnerstag bekomme ich Schnupfen, nichts Schlimmes, Abgeschlagenheit, Kopfweh, was man da so hat. Was man da normalerweise nicht hat, beginnt am folgenden Montag: Fieber, 39,6. Ein paar Tage später Diarrhöe, schwere Kopfschmerzen, das Fieber ist auf 40,4 Grad gestiegen, und ich bin im Krankenhaus. „Nehmen Sie außer Antibiotika Medikamente? – Endxoan ? Oh!“ Die junge Ärztin in der Notaufnahme kriegt Sehschlitze. „Okay, wir bringen sie jetzt nach oben.“
Zwei Tage später, als der Oberarzt der Intensivstation zur Visite kommt, bin ich vollverkabelt, in jeder verfügbaren Vene steckt ein Schlauch. Aber ich weiß immerhin wieder, wie ich heiße. „Ihr Thorax-Computertomogramm hat uns überhaupt nicht gefallen. Sie haben eine atypische Lungenentzündung, aber ich glaube, wir haben Glück.“ Nach fünf Tagen Intensivstation und insgesamt 15 Gramm Antibiotika kann ich das erste Mal die vier Schritte zum Waschbecken ohne Sauerstoffschlauch vor der Nase zurücklegen.


Menschen kreuzen die Strasse, kaufen ein, streicheln ihre Kinder. Die Silhouette ruft „ MUT“. Verpasse auch sogleich die Ausfahrt und gerate in eine Gegend, die die ausstehende Diagnose obsolet machen könnte.

Will ich es wirklich wissen ? Der Verstand sagt: „ Du bist noch immer enttäuscht worden“ . Mein Bauch : Rumort. Der Arsch: Auf Grundeis.

Das Bild wird wieder klar, habe offensichtlich doch noch den Weg gefunden. Eine glücklich strahlende Oberärztin kommt mir entgegen um mir mitzuteilen, dass ich in ca. einer halben Stunde eingeladen bin an der Oberarztvisite teilzunehmen. Mein etwas unbeholfener Scherz „ …sagte der Wolf zum Schaf… „ ermunterte sie mir mitzuteilen, dass ich LE mit systemischer Beteiligung hätte. ( … ) .

Beim SLE ( Systemischer Lupus Erythematodis, gerät der Körper unter so genanntes „friendly fire“. Das eigene Immunsystem kannibalisiert den Körper und setzt auch gerne mal das Herz, die Lunge oder die Nieren außer Gefecht - Prognose > 5 Jahre, Therapie Immunsupressiva)


…Tja, und auch wenn es wünschenswert ist, einfach wegmachen könnten sie es nicht, aber, Therapie sei möglich. Ich so…:“ Also eine Autoimmunkrankheit ?! „ Autoimmun ?!“ sind viele schlimme Leiden, wie Multiple Sklerose, oder chronische Gelenkentzündungen. Sie : „ Hmmm“. Ich mal weiter so… „ Ich bin da in soner Selbsthilfegruppe Lupus Live, schon mal gehört ?“ Sie: „ Nein „. Ich: „ Aha…!, also hinter dem Begriff des Autoimmunleidens steht doch im Wesentlichen eine bestechende, aber weithin unbewiesene Theorie. Die beste Bezeichnung für Autoimmunkrankheiten ist „ Terra incognita“ nur durchkreuzt von ein paar medizinischen Trampelpfaden ? Sie : „ Ja , wegmachen können wir es nicht !“ Ich: „ Aha“. Sie „ wir sehen uns ja dann in Raum 354, ok ?“. Danach verlor ich den Augenkontakt…

150 Milligramm Cortison, die gut geeignet sind, das marodierende Immunsystem von acht kopulierenden Nashornbullen niederzuringen, ließen mich vergessen, dass ich gemeint war.


Raum 354 sah irgendwie freundlich aus, von Außen. Als ich in den ca. 50 qm großen Raum eintrat, fühlte ich mich an mein Examen erinnert. 16 Ärzte saßen aufgereiht an der Wand. Assistenzärztinnen, Oberärztinnen und Direktorium. In der Ecke saß ein dicker Mann im Rollstuhl, ohne Arztkittel. Sagte nix, aber guckte mich aufmerksam freundlich an. Mein Stuhl war in der Mitte des Raumes. Meine Ärztin: „ Ich möchte Ihnen heute Herrn R. aus H. Alter 42 vorstellen … Er hat SLE „ Blah Blah Blah ! Prof. Ingrid Moll rief im Anschluss zur großen Besichtigung auf.
Acht entzückende verführerische Assistentzärztinnen wollten mich mal genau betrachten…

Für kurze Zeit sind Cortisonpräparate wunderbare Medikamente, sie wirken schnell und effektiv. Bei Daueranwendung in hoher Dosis sind sie des Teufels. Man sieht aus wie eine Kaulquappe, das Gesicht, der ganze Oberkörper schwillt an. Fett sammelt sich kiloweise um die Hüften…

Ich glaube der Mann im Rollstuhl hat mir zugeblinzelt…
Ich glaube Ich war gemeint !
Haben alle was gemeint.
Ich hab nix mehr gemeint.



Der Schmerz muß weg !

 

Verdammt

Was mir an der Geschichte am meisten mißfallen hat, war der Schluß. Der Text steigt an einigen Stellen zu vielversprechender Größe auf:

z.B.: Also, ab jetzt waren alle Nieser potentielle Mörder !
oder: 150 Milligramm Cortison, die gut geeignet sind, das marodierende Immunsystem von acht kopulierenden Nashornbullen niederzuringen, ließen mich vergessen, dass ich gemeint war.
oder: Acht entzückende verführerische Assistentzärztinnen wollten mich mal genau betrachten…
oder: ...

Doch was geschieht am Schluß: er läßt die ganze Tor-Tour an einer Stelle, wo nichts geschehen ist. Das fand ich vollkommen unbefriedigend, denn bis dahin habe ich den Text wirklich gerne gelesen. Der Schluß war wie ein nicht eingelöstes Versprechen. Auch wenn der Text es einem, einiger technischer Feinheiten wegen, nicht immer ganz einfach macht.

So also zur Technik:

1. Satzzeichen müssen ohne Leerzeichen an das Ende des Worts. Öffnende Klammern und Beginn von Anführungszeichen natürlich an den Anfang. Das verhindert erstens einen häßlichen Umbruch wie:

niemandem (nur ein Beispiel) schrieb:
Sie schrie
: ich liebe Dich !
zweitens sorgen sie in einem (sogenannten Textverarbeitungs-) Programm wie Word auch (meist) dafür, daß Anführungszeichen korrekt interpretiert werden, also am Anfang unten, am Ende oben (Die Welt braucht Linux und TEX, doch die Welt nickt nur gequält, schaut weg und ärgert sich weiter).

2. Satzverbindungen/ Absätze: Bitte lies den Text noch einmal daraufhin durch, wo sich Absätze einfügen lassen und wo einige holperige Stellen oder gar Fehler vorhanden sind, wie in diesem Beispiel:

Beim SLE ( Systemischer Lupus Erythematodis, gerät der Körper unter so genanntes „friendly fire“. Das eigene Immunsystem kannibalisiert den Körper [...])

3. Zeit: Der Text ist ein wenig uneinheitlich. Mir persönlich scheint Präsens eine gute Wahl zu sein. Allerdings solltest Du es durchhalten:
Vor drei Wochen ließen sie die erste Endxoan - Infusion in meine Adern laufen. Tropfen für Tropfen. Es wird langweilig, ich spüre nichts.

 

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