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Der Schatz des Nordpols

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18.06.2010
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Der Schatz des Nordpols

Sie hatten alle Gänsehaut und eingefrorene Kleider am Körper, als der Tag gerade anfing und die Nacht sie mit kühlen Mondaugen verließ. Ganz still war es am Schiff, man vernahm nur den hastigen Atem der Ruderer, während die Frierenden langsam versuchten, ihre Finger zu bewegen. Sie reisten weiter vom Süden Spaniens auf dem Golf von Biscaya vorbei an Frankreich über den Atlantischen Ozean bis zum Europäischen Nordmeer und segelten bis zum kältesten Punkt der Erde über das Polarmeer.

Pedro García Díaz warf den Frierenden eine Decke zu und zog seine Handschuhe aus. Die Finger waren weiß und die langen gebogenen Nägel glanzlos. Pedro García Díaz’ Blick wandelte über sein Schiff. Die Reisenden hatten durchlöcherte Schuhe an den Füßen und Jacken aus Wildfell um den Körper geschlungen. Die Bewegungen der Ruderer glichen sich der Langsamkeit des Meeres an.

Der Gedanke der Ankunft schlich sich in die Gemüter der Frierenden ein und kribbelte in ihren tauben Gliedmaßen. Die stummen Lippen versteckten sie unter der Decke, nur ihre Augen waren von Unruhe bewegt.
Sie legten am weißen Hafen an und alle am Schiff mühten sich, Fässer heranzubringen. Zwei der stärksten Männer kurbelten an Rädern, die mit starken Tauen verbunden waren, wodurch eine breite Holzfläche ausgefahren wurde und sich dem vereisten Land entgegen bewegte. Ruhig legte sie sich auf die glatte Fläche. Die Fässer rollten herab und verteilten sich gleichsam wie kleine Punkte auf einer unendlichen Leinwand am weißen Untergrund.
Pedro García Díaz deutete mit zwei seiner weißen Fingerspitzen auf die Tür des Unterdecks. Die Frierenden holten Hacken heraus und betraten nun auch den weißen Hafen. Pedro García Díaz beobachtete sie, als sie zuerst in sichelförmigen Bewegungen ausholten, um dann das Eis zu spalten. Der Schnee fiel rein und weich auf die Rücken der Männer – welch beschauliche Last.

Alle Eisstücke wurden in die Fässer verfrachtet und wieder an Deck gebracht. Sie mussten eilen, um früh genug fortsegeln zu können. Nicht nur Pedro García Díaz’ Frau wartete auf ihre Ankunft und das Erscheinen der Ware, auch die Frauen der Reisenden und Frierenden saßen häkelnd oder strickend in Gärten, Küchen oder Wohnzimmern. Manch eine mochte vielleicht gerade das Kind zu Bette bringen oder aber auch mit einem Korb frischen Brotes in das Haus kommen und den Nachwuchs zum Frühstück rufen. Der Gedanke an ihre Frauen pulsierte hinter den Augen der Frierenden und ihre Hände rollten die gefüllten Fässer immer schneller zurück auf das Schiff.
Nun reisten sie weiter vom kältesten Punkt Erde auf dem Polarmeer, überquerten das Europäische Nordmeer, segelten weiter am Atlantischen Ozean vorbei an Frankreich auf dem Golf von Biscaya bis zum Süden Spaniens.

Grübchen flüchteten sich in braune Kindsgesichter und Frauenwangen. Der Augenblick des Umarmens und der Freudentränen verlief zu einer Weile.
Nun brachen sie die Fässer auf. Nicht mehr länger warten auf die Schätze des Nordpols, die Naturdiamanten aus bloßer Kälte. Pedro García Díaz küsste seine Frau und führte sie zu den Fässern. Sein Kind nahm er auf die Schultern; kleine Finger kreisten im schwarzen Haar. „Padre, der Schatz ist ertrunken!“ Das Kind kletterte von den Schultern und durchsuchte das Wasser, doch die Hände fanden den Schatz nie mehr.

 

Hi Du

ich will auch mal wieder was schreiben und die Geschichte hat grad keinen Kommentar. Leider ist das eine Pointengeschichte ohne Pointe, weil das Ende absehbar war. Auch Stil und so, nicht mein Ding. Dislike it.

Sie hatten alle Gänsehaut und eingefrorene Kleider am Körper,

am Körper können die Klamotten nur gefroren sein, eingefroren hieße von Eis umschlossen oder in einer Kühltruhe bspw. Gefroren können die aber auch nicht sein, weil die drinsteckenden Menschen dann höchstwahrscheinlich bereits tot wären. Kein guter Start.

die Nacht sie mit kühlen Mondaugen verließ

Vorsicht mit solchen 'poetisch' wirkenden Zuschreibungen! Die gehen erstens nicht in jeder Geschichte, und wenn sie, wie hier, so ausnahmsweise auftauchen, wirken sie unabhängig von ihrer Qualität deplatziert, weil wie reingerutscht. Wenn nicht bewusst eingesetzt, eine Sprache für einen Text. Kann mir übrigens auch nichts unter kühlen Mondaugen vorstellen, mich erreicht da kein eventuell lyrischer Mehrwert.

Sie reisten weiter vom Süden Spaniens auf dem Golf von Biscaya vorbei an Frankreich über den Atlantischen Ozean bis zum Europäischen Nordmeer und segelten bis zum kältesten Punkt der Erde über das Polarmeer.

Irgendwo da lässt sich sicher ein Komma unterbringen, oder zwei, drei.

Pedro García Díaz warf den Frierenden eine Decke zu

Bezüge - den Frierenden eine Decke. Dann die Szenerie vorstellen. Jemand steht da und wirft eine Decke zu halb Erfrorenen? Warum gabs denn vorher keine Decke? Warum wird geworfen? Was ist das überhaupt für ein Schiff, das Ruderer hat? Eine Galeere, eine Trireme? Lässt sich damit eine Region erreichen, in der Eis auf dem Wasser schwimmt? Liegt der kälteste Punkt der Erde auf dem Wasser?

Ich denke die Leser wären je nach Verfassung bereit, über ein paar dieser Punkte hinwegzulesen und sich nicht dran aufzuhalten, wenn die Geschichte was fesselndes hat. Trotzdem allgemein versuchen, nicht ins Himmelblaube hinein zu assoziieren, Sätze und Geschichte auf logische Konsistenz prüfen.

Grübchen flüchteten sich in braune Kindsgesichter und Frauenwangen. Der Augenblick des Umarmens und der Freudentränen verlief zu einer Weile.

Grübchen bilden sich, entstehen könnte man schreiben. Wenn du dir nicht sicher bist, frag dich, woher sie fliehen konnten, oder was Grübchen machen, wenn sie grade nicht fliehen. Wenn dir nichts schlaues einfällt, schreibs schlichter.

Der zweite Satz ist echt schlimm. Ich weiß gar nicht, wie man das sagen könnte. Moment .... nee, einfach streichen. Tut mir leid, das geht gar nicht klar.

Zum Ende hab ich ja schon am Anfang was gesagt, mir liegt da auch noch ne Frage auf der Zunge, aber ich glaube, du dürftest erstmal genug von meinen Fragen haben. Hoffe, du kannst dir was konstruktives hier rausziehen.

Kubus

 

Okay... danke für die Kritik, wie ich sehe, hast du dir ja viel Mühe gemacht meine Geschichte zu zerstückeln, also ist das schon mal meine Hochachtung wert (;

In einigen Punkten, wie beispielsweise bei den eingefrorenen Kleidern, hast du recht, jedoch finde ich manche deiner Kritikpunkte ein wenig fragwürdig.
Ich frage mich zum Beispiel, wie du auf die Idee kommst, dass dies eine Geschichte mit Pointe sein sollte. Es ist schlichtweg eine surreale Kurzprosa, die nicht darauf hinauswill einen Überraschungseffekt zu erzielen.
Die ganze Sache mit den Frierenden ist zugespitzt, da es sich eben um eine surrealistische Geschichte handelt.
Die Flucht-Grübchen sind, wie ich finde, auch keine Ausgeburt meiner mangelnden Kreativität oder Einfallslosigkeit (kommt zumindest bei deiner Aussage so rüber, als hätte ich einfach willkürlich irgendein Wort in meine Geschichte hineinverpflanzt, weil mir gerade langweilig war). Manch einer kann sich darunter etwas vorstellen und ein anderer kann nichts mit der Metapher anfangen. Ich finde sie passend.

Schade, dass sie dir nicht gefallen hat, aber das muss sie ja schließlich auch nicht. Aber wenn du trotzdem noch deine Frage stellen möchtest, kannst du sie mir gerne noch schreiben ; )

Metamorphose

 

Guten Tag Metamorphose,

bei mir kam es so an, als sollte die Umwandlung von Eis zu Wasser ein finaler Überraschungseffekt sein. Passte auch mit der Situierung im Text und weil die Naturdiamanten ja auch Ziel von Reise und Text sind. Echte Diamanten entstehen übrigens auf natürlichem Wege, Naturdiamanten ist also eine missverständliche Bezeichnung. Aber wir müssen uns ja nichts beweisen. :) Freut mich, dass du mit ein paar Punkten was anfangen konntest, mein Verweis auf die Hoffnung darauf war ernst gemeint - mir war während des Schreibens mein unfreundlicher Ton aufgefallen. Es gibt einfach bestimmte Haltungen und Textarten, auf die ich stets gereizt reagiere, Kommentare zu diesen gehen mir ganz mühelos von der Hand. Doch letztlich soll es den anderen ja weiterbringen. Ich schick dir die Frage, wenn sie mir wieder einfällt.

Grüße
Kubus

 

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