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Der perfekte Mensch
Denn es tanzten einst die Sterne in jener unerreichbaren Ferne.
Eigentlich konnte niemand mehr genau sagen, wie es angefangen hatte. Mit dem Herz der Welt waren auch wir gestorben.
Es gab keinen Untergang, wie man ihn in alten Filmen sieht. Die Apokalypse stellte sich als stechender Schmerz heraus. Man wusste einfach, dass alles vorbei war, und lebte irgendwie weiter.
Es geschah an einem Dienstag, als ich den toten Hund entdeckte. Maden zerfraßen und Fliegen umschwirrten das verweste Fleisch. Im seelenlosen Kadaver hatte sich Frieden eingefunden, wie es uns in den Kathedralen indoktriniert wurde.
Alles findet seinen Weg zum Gerechten, um zu büßen auf alle Zeit für jene Schuld, was aus dem Planeten bloß geworden ist.
Während ich von dem leblosen Tier aß, überkamen mich Zweifel ob meines Glaubens. Konnte dies die Wahrheit sein?
Es sind Bilder, und meistens sind sie grau. Wer von Erinnerung zehrt, hat die Zukunft als Mahlzeit im Gespräch. Die Menschen um mich herum sterben innerlich, und wenn sie damit fertig sind, kippen ihre makellosen Hüllen um wie Pappaufsteller im Wind.
Daheim wusch ich mir Maden, Blut und Gedärm vom Gesicht. Ekelte mich über das eigene Spiegelbild. Wie viele Generationen schon pulsierte diese Abscheu tief in meinem Inneren?
Ich ging früh schlafen.
Letzten Freitag war es wohl. Jemand hatte einen Witz erzählt, zu dem ich nicht lachen konnte. Ich schiss mir stattdessen in die Hose, holte den Schwanz empor und pisste diese ganze witzige Kollegschaft an, die anschließend doch nicht mehr lachte.
Sie verstehen einfach nicht, dass jene Welt nicht mehr existiert. Ihr Herz steht still und sie muss beerdigt werden.
Das ist es wohl. Die Welt zu Grabe tragen.