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Der nächste Schritt

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07.10.2017
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Der nächste Schritt

Als ich die Einladung bekomme, will ich eigentlich nicht. Menschenmassen sind nicht so mein Ding, Feiern schon gar nicht. Ich überleg, ob ich wieder absagen soll, finde aber keinen vernünftigen Grund, »Nein« zu sagen. Also geh ich und wage den Schritt von meiner Wohnung in die Kälte. Ich zünd mir dann zur Beruhigung eine Zigarette an und mache mich auf, die hundert Meter. Ich klingel brav an der Wohnungstür, wo mir Musik und Gespräche auch schon sehr laut vorkommen, und leg meinen Mantel ab.

Man kann nicht sagen, dass ich ein Unterhalter bin auf diesen Feiern. Wobei ich mich hervorragend unterhalten kann, wenn ich alleine bin. Auf Feiern jedoch, da beobachte ich nur, pule an der Bierflasche, während die Menschen um mich aufgehen in diesem Schmelztiegel der Lustigen. Pling, pling, machen da die Synapsen. Ich glaube, sie fast zu hören, wenn alle beschwingt durchs Zimmer gehen, von einem zum nächsten und zum zweitnächsten. Dazwischen: Ich.
Versteht mich nicht falsch. Ich hab nichts gegen diese Menschen. Meistens sind sie sogar furchtbar lieb zu mir, die alten Bekannten, klopfen mir auf die Schulter und ich liebe sie auch dafür. Auch deshalb mach ich mit, aber eben nur am Rande. Ich bin, das kann ich so sagen, Tapete. Aber lasst mich das erklären, denn das ist mir wichtig: Ich liebe es, zu beobachten. Ich speicher alles ab und hol es wieder hervor, wenn ich allein bin. Mein Gehirn ein einziger Flickenteppich aus alten und neuen Erinnerungen. Aber ich kann eben nur beobachten, richtig beobachten, wenn ich nicht Teil des Ganzen bin. Mir ist das auch egal, ob mich diese Feierlaunigen nach fünf Minuten vergessen haben oder mich nicht mit Namen ansprechen, weil sie ihn sich eh nicht merken können. Oder wollen. Wozu auch? Ich geb ihnen keinen Grund dazu. Ich bin der, der einfach da ist und keine Eigenschaften hat, an die sich die Synapsen reiben können. Pling, pling, das gibt's bei mir nicht. Aber was ich selbst alles mitschneiden kann! Eine Berührung, ein Blick, eine unausgesprochene Frage, es ist wie ein Dschungel zwischen Küche und Wohnzimmer, den ich durchschreite wie der staunende Humboldt das Amazonasgebiet. Dazu noch ein schönes Kippchen. Wer will sich da beklagen? Ich krieg dann so ein Kribbeln im Bauch und wippe leicht mit den Fersen in der Küche, sehe dabei zu, wie die unterschiedlichen Menschen hier Temperatur ansetzen oder nicht. Die aufgehen wie Popcorn, oder eben nicht. Ich sammle meine Beobachtungen mit eifriger Neugier. Was soll ich auch sonst machen? Ich gehör hier einfach nicht her und betrete diesen Dschungel dennoch. Pling, pling, machen dann auch meine Synapsen.

Doch manchmal wird mir das alles auch zu viel. Zu viele Stimmen aus zu vielen Richtungen. Ich hüpfe mit den Augen von einem zum anderen und kann nicht entscheiden, wo ich hinhören soll. Ich nicke nur noch, wenn mich doch mal einer anspricht, und will noch mehr Tapete sein als ich eh schon bin. Ich versuch, mich dann auf etwas Leichteres zu konzentrieren. Wie jemand einen Cocktail mixt zum Beispiel. Wie er Limetten aufschneidet und mit dem Zucker zerstampft. Eis rein, Rum darüber. Nicht so viel, gut Freund. Ein volles Becherlein will da schon reichen!
Manchmal geh ich auch einfach und mach einen Spaziergang. Das tut mir gut und meistens verstehen das alle.
Auch heute ist das wieder so. Ich pul noch an meiner Bierflasche herum und plötzlich steht da diese Frau mit etwas im Blick, ich weiß nicht was. Und ganz wilden Locken. Ihr Duft, den ich so mag und den nur Frauen tragen können, weht zu mir herüber. Ich mag ihr scheues Lächeln. Ich lächel auch zurück, aber weiß schon, dass da nichts mehr kommt. Den schweren Schritt, den ersten nämlich, den wag ich nie. Und ich versteh das, dass sie mich auch nicht den ganzen Abend anlächeln kann. Also nehm ich meinen Mantel mit Bedauern und schließe die Tür zur Wohnung hinter mir.

Draußen, in der Winterluft, in der Nacht und mit dem Schnee unter mir, gewinnt die Ruhe wieder Oberhand. Auch hier kann ich beobachten. Hören auf das, was wichtig ist. Die Natur der Stadt, die ich so gerne mag. Ich meine damit nicht den Ruf der Vögel, das „Huh-huh“ einer Eule oder ähnlichen Mist. Ich bin Beobachter, aber kein verdammter Ornithologe. Das waren wirklich schöne Locken, geht es mir da wieder durch den Kopf.
Ich atme die kühle Nachtluft ein und merke schon wieder, wie es besser geht. Ich zünd mir eine Zigarette an und geh so ein bisschen herum, nur zum Spaß. Ich inhaliere tief und nach jedem Zug steck ich meine Hände in die Manteltaschen. Ich mag das. Nur Kippe im Mund, so stapf ich dann herum, komme mir gefährlich vor und stolziere durch die Schneekrume wie einstmals James Dean. Okay, nicht wirklich. Aber ich stelle mir vor, das er so aussehen könnte, wenn er jemals durch eine Schneekrume stolziert war.
Ich geh die Straße weiter, bis ich leise Musik aus einem Café höre. Ein wunderbarer italienischer Sänger ist das. Ich weiß nicht mal, was er singt, aber er klingt so traurig, dass alles in mir ganz weit wird. Dieser Sänger ist so wunderbar und die Menschen in diesem kleinen italienischen Café sind so zusammen und zu zweit und alles. Dort drinnen, das spüre ich, ist die Welt ganz klein und voller Leben. Weingläser und schönes Essen. Und ein italienischer Sänger. Ich freu mich, dass sie es alle warm haben und wippe vor der Glasscheibe ein bisschen mit im Takt. Jeder ist da, wo er hingehört und ich bin mit mir im Reinen. Das ist schon okay so. Ich hab ja immer noch die Kippchen. Und die Kälte macht mir nun wirklich nichts aus.
Ich gehe weiter und im Vorbeigehen küsse ich noch meine Hand und drücke sie ganz fest gegen die Fensterscheibe des Cafés. Ich liebe diese wunderschönen fremden Menschen, auch wenn sie mich traurig machen. Und glücklich. Ich bin ganz froh, dass ich das niemandem erklären muss. Ist einfach so.

Der Wind schneidet langsam und da ich immer noch nicht umkehren will, stapfe ich ein kleines Stück weiter und ohne wirklichen Entschluss, aber doch mit einer Ahnung, steige ich die Rolltreppen zur S-Bahn hinunter. Es sind nicht viele Menschen um diese Zeit unterwegs. Ich betrachte sie neugierig, wie sie auf den Stufen stehen und habe sie schon vergessen, noch ehe ich unten bin.
Ich gehe durch die weißgekachelte Halle, immer nach Westen und zwei Mal der Biegung folgend, bis ich ihn sehe. „Ihn“, das ist Joe, oder zumindest nennt er sich so. Ich glaube, er heißt Johannes, aber ich hab ihn nie gefragt. Er grüßt, kaum dass er mich sieht, richtet sich auf der Fransendecke auf, so würdevoll, bis der Rücken ganz grade ist. Den Pappbecher lässt er nie aus den Augen. Er sieht mich, grinst mich an mit schlechten Zähnen, doch ich sehe, dass sein Blick immer schräg rüberwandert zu dem Messing im Becher, manchmal auch glänzenden Nickel und immer kleinen Kupfer.
Joe lupft seine Mütze, ein Cap, darauf das Logo einer Baseballmannschaft. Manieren hat er ja, der Joe. Das ist mir als erstes aufgefallen. Echt sympathisch und höflich, auch wenn man ihm mal nichts gibt.
Als er eines Morgens meine Münze aus dem Pappbecher fischte und mir nach sorgfältiger Prüfung das Wechselgeld zuwarf – „Von Freunden nehm ich nur die Hälfte. Pennerehre nennt sich das.“ - ja von da an hatte ich so ein luftiges Gefühl im Magen. Ich bin froh, dass ich sein Freund bin.
Ihr solltet mal sehen, wie gebildet der ist. Kein Zeitungsleser, ein Zeitungsdurchleser. Und nicht die Bild –„Nein, nein, zum Arschwischen. Nix da“ – und dabei winkt er so lässig mit der Hand ab. Aber jede andere Zeitung, die liest er. Am liebsten Sport, immer Politik und auch Finanzen. In den Mülltonnen liegen ganze Schätze von Zeitungen. Das Wissen der Straße. Joe hat eine Menge davon. Und er teilt es gerne. Er ist kein Klugschwätzer, wie man meinen könnte. Obwohl er die Anlagen besitzt. Er belehrt auch nicht. Bei ihm hab ich immer das Gefühl, ich wäre selbst auf die Lösung eines Problems gekommen, und es passiert nur rein zufällig, dass er daneben sitzt. Wie hingewischt, ein einziger Zufall. Aber Bildzeitung, das war zum Arschwischen.

„Wie geht’s, man? Komm hier“, ruf ich ganz glücklich. Ich steck ihm eine Zigarette zu. Es ist unser Ritual. Er zündet sie an und während sein Qualm die Halle durchzieht, erwidert er: „Same old, same old. Sag mal, kennst du noch den Breivik?« Ich nicke ermunternd, voller Vorfreude auf eine Geschichte. Ich nicke jedes Mal. »Wusstest du, dass die halbe Osloer Polizeistaffel gerade beim Betriebsausflug war, als der richtig losgelegt hat? Sind besoffen aus irgendeiner Filipino-Bar gestolpert. Mit diesen ganz feschen Damen an der Hand. Die treiben’s nicht unter 2000 Kronen die Stunde, ich sag’s dir. High Class. Keine Ahnung, wie die an sowas Feines rangekommen sind. Wahrscheinlich wäscht da eine Hand die andere. Dann kam Breivik, ballert um sich und die Sache wird totgeschwiegen. Einfach so. Staatsräson, verstehst du? Zum Arschwischen. Ne, wirklich. Da kann man sagen, was man will. Zum Arschwischen.“
„Komm Mensch, das hast du dir ausgedacht«, sage ich vergnügt, will es aber heute gar nicht so genau nehmen mit der Wahrheit. »Nicht mal die Bild würde das schreiben.“
„Moi?“ Und er greift sich so unschuldig an seine Brust und zieht empört die Augenbrauen hoch. „Non, non, Monsieur. Die haben’s vogelwild getrieben, ich sag’s dir.“
Dann grinst er breit mit seinen schwarzen Kokszähnen und es grenzt an ein Wunder, dass sie noch nicht ausgefallen sind. Aber ansonsten ist er nett, der Joe. Der redet immer so. Klar haut er manchmal seine Rassistensprüche raus und dann muss ich ihm auch sagen, dass das nicht in Ordnung ist. Aber der ist schon okay. Er liest viel und wenn ich ihn was frage zu irgendeinem politischen Thema – Afghanistankrieg, die Palästinenser, oder die sorbische Minderheit – dann hat er immer etwas zu erzählen. Und ich hab so einen eingebauten Apparat, mit dem ich seinen Quatsch von den Fakten trennen kann. Am Ende bin ich dann doch schlauer, auch wenn er nur über die Illuminaten redet. Das passt. Er und ich, wir sind ein gutes Team. Und wenn ich ihm dann so zuhöre, wie er erzählt und erzählt, dann geht die Zeit schnell um, das sag ich euch. Ich muss nicht mehr an die Leute in dem Café denken, nicht mehr an die wilden Locken, an die Feiern, an alle Feiern, die mal waren. Ich pass da einfach hin zu Joe.

Wir rauchen und quatschen, das heißt, meistens quatscht Joe und ich setz mich zu ihm auf die Fransendecke. Ich hör ihm zu, beobachte die Leute, bevor sie die Rolltreppe nach oben nehmen und wenn er dann fast aufgeraucht hat, dann steck ich ihm wieder eine Zigarette zu, die er sich an der alten anmacht. So kann ich eine gute Stunde verbringen und am Ende weiß ich dann mehr über die Sorben in der Niederlausitz, als wenn ich auf der Feier geblieben wäre, wo ich eh nur Tapete bin.

Doch am Ende gehen meine Zigaretten aus und Joes Mund wird trocken, das hör ich ganz deutlich. Ich steck ihm die letzte zu und er ruft mir noch hinterher: „Der Breivik, ich sag's dir, der ist zum Arschwischen!“
Der ist schon okay, der Joe. Ich wink ihm kurz zu und das war‘s. Joe weiß, dass ich wiederkommen werde und ich weiß, dass er wieder vor seinem Pappbecher sitzen wird, genau dort wo ich ihn zurückgelassen habe.

Der Weg zurück fühlt sich steiler an, als ich zur Feier zurückgehe. Nicht, dass der Gehweg ansteigt oder so, aber ich spüre, wie meine Beine schwerer werden und etwas in mir drin plötzlich langsamer gehen will. Ich überlege kurz, ob ich Joe nicht fragen soll, ob er mitkommen will. Nur kenn ich schon seine Antwort: „Zum Arschwischen.“
Ich nehm diesmal die andere Straßenseite und seh das Café nur aus der Ferne. Warum beklag ich mich eigentlich? Ich kenn die Leute, die mich erwarten, alles anständige Menschen. Nur tun sie mir leid, weil sie so verdammt langweilige Leben führen. Ich überlege, dass sie dasselbe von mir denken könnten und muss dann ein bisschen lachen. Aber nur ein bisschen. Und dann hab ich ein schlechtes Gewissen, weil ich die Nase so verdammt weit oben trage. Das macht mich ganz fertig.

Ich entscheide mich, auf der Feier noch mal vorbeizuschauen. Denn Sachen, die man anfängt, muss man auch zu Ende bringen.
Ich habe mir geschworen, wenn der letzte Gast nach Hause gegangen ist, dann nehm auch ich meinen Mantel und dann war's das. Morgen, wenn ich wieder zur Arbeit muss, quatsch ich ein letztes Mal mit Joe, nehm die S-Bahn zum Hauptbahnhof und hau ab. Einfach so. Nur ein bisschen Freiheit. Ich brauch nicht mal Geld dafür.
Jeden Morgen auf meinem Weg zur Arbeit steht auf dem Parallelgleis der Fernzug nach Budapest. Abfahrt 08:35 Uhr. Jeden verdammten Morgen denke ich mir, wie es wäre, einfach einzusteigen, anstatt zur Arbeit zu fahren. Ich muss ja gar nicht weit kommen. Der Schaffner würde verdutzt gucken und das wär schon okay, wenn sie mich irgendwo hinter der Grenze rausschmeißen. Ich will nicht wirklich nach Budapest. Ich will nur weg von hier. Und die Geste zählt. Vielleicht würde Joe mitkommen. Auch wenn ich glaube, dass er sich hier wohl fühlt. Er hat es nicht so mit den Ungaren. Die Sorben haben es ihm angetan.
Ich könnt bestimmt den Kopf aus dem Abteilfenster stecken und mir ein Kippchen anzünden. Fahrtwind und allein. Allein, aber frei.
Ja, verdammt, denke ich, während ich ganz energisch an der Wohnungstür klingel, hinter der mir Musik und Gespräche wieder sehr laut vorkommen. Morgen mach ich's. Ist bestimmt nicht schwer. Eigentlich nur ein kleiner Schritt. Und dieses Mal wage ich den ersten.

 
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Moin, moin,
ich bin seit gestern in diesem Forum angemeldet und bin vom ersten Eindruck her - das darf ich sagen - begeistert von den Kommentaren zu den eingestellten Texten.

Mir fällt selbst auf, dass von meinen Kurzgeschichten, an denen ich jetzt gerade arbeite, noch keine zur Zufriedenheit fertig gestellt ist. Deshalb hab ich mal kurz geguckt und noch eine ältere Kurzgeschichte gefunden, die ich einmal für einen Wettbewerb eingereicht hatte.
Thema: "Begegnungen."
Erfolg: Dabeisein ist alles:).

Jedenfalls habe ich diese Geschichte, daran kann ich mich noch erinnern, im Nachgang zur Lektüre vom "Der Fänger im Roggen" geschrieben und bin so ein bisschen auf den Zug "melancholisch, gesellschaftskritisch" aufgesprungen.
Normalerweise schreibe ich übrigens Fantasy.

Über Rückmeldungen und Kritik freue ich mich. Dann kann ich es beim nächsten Mal besser machen. Aber bitte, bitte, wendet nicht Stunden eurer Zeit auf, um jedes Wort umzudrehen. Wie gesagt, das ist eine ältere Kurzgeschichte, die ich jetzt mal wieder rausgekramt habe.
Wenn ihr bereits die Top 3 derjenigen Punkte auflistet, die euch nicht gefallen haben, ist schon viel geholfen. Danke

 
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Also man kann nicht sagen, dass in der Geschichte jetzt weiß Gott was passiert: Ein Typ haut von einer Fete ab, latscht ein bisschen durch die Gegend, trifft einen Penner und guckt dann auf dem Heimweg noch mal bei der Party vorbei. Ach ja, einen Hund trifft er auch noch.
Also nicht gerade hirnwegsprengend, das nicht, aber die Art und Weise, wie der Ich-Erzähler von diesem quasi Nichtgeschehen erzählt, ja, also das hat schon was. Ist einfach ungemein angehmen zu lesen, diese teils verschrobenen Gedanken des Prot, sein charmanter Plauderton, die zwar nicht brillante, aber doch sehr eigenständig klingende Erzählsprache, so gar nicht mainstream. Klingt sehr versiert irgendwie, trotz oder wegen der vermeintlichen Lockerheit. Mir scheint, als hättest du, kayoschi, schon so was wie deinen persönlichen Stil gefunden.
Gefällt mir sehr gut.

Willkommen hier

offshore

 

Hallo kayoschi

ich bin mehr zufällig auf dich gestoßen durch die superlangen Kritiken zu vulkangesteins supersuperlange Schattengeschichte. Wer solche Kommentare verfasst, muss beachtet werden;) Zum Glück bist du selber gar nicht so erpicht darauf. Ich jedenfalls mach es ganz kurz.

Dein Text hat was. So ein Typ mit einer Kommunikationsbremse ist ja nicht gerade ein everybodys Darling. Und doch wird er immer wieder eingeladen, weil er so schön authentisch rüberkommt. Und weil er so gut beobachten kann, sich selbst und seine Mitmenschen. Wenn ich ihm auf einer Party begegnen würde, ließe ich ihn natürlich in Frieden, aber zuzwinkern würde ich ihm schon einmal.
Früher nannte man so einen stillen Partygänger einen Kauz, einer, der des Nachts mit großen, melancholischen Augen umherstreift.
Wie @offshore schon sagte, dein Sprachstil hat eine ganz eigenwillige Färbung, leicht lakonisch mit einem Hauch Ironie.
Sowas gefällt mir. Willkommen im Forum.
wieselmaus

 

Danke euch beiden für das Feedback. ernst offshore, über deinen Namen bin ich ja schon bei der Geschichte "Duft der Männer" gestolpert, wusste aber gar nicht, dass du zum Forum gehörst. Hatte den Kontext, glaub ich, auch nicht wirklich verstanden:). Jetzt muss ich mir mal eine Geschichte von dir durchlesen! wieselmaus, dank dir. Dein Kommentar hat lustigerweise bewirkt, dass ich den Ich-Erzähler noch mal mit meiner eigenen Person abgleichen musste. Komisch...Heute morgen hab ich noch aus der Vogelperspektive drauf geschaut. Naja, irgendwie lustiger Effekt:)

 

Hej und herzlich Willkommen kayoschi,

vielen Dank für diese Geschichte, den Blick auf den Protagonisten, auf seine Sicht und auf deine Leichtigkeit.
Ich habe mich vom ersten Satz eingefunden und mich wie ein Schatten an seine Seite gestellt, bin ihm gefolgt und wollte ihm immerzu zuraunen: hej, ist schon okay. Du bist nicht allein.

Ein wunderbarer italienischer Sänger ist das. Ich weiß nicht mal, was er singt, aber ich bin plötzlich so traurig, dass alles in mir ganz weit wird. Dieser Sänger ist so wunderbar und die Menschen in diesem kleinen italienischen Café sind so zusammen und zu zweit und alles. Dort drinnen, das spüre ich hier draußen, ist die Welt ganz klein und voller Leben. Weingläser und schönes Essen. Und ein italienischer Sänger. Irgendwie hasse ich plötzlich das Beobachten. Ich will die Dinge nicht sehen, denn man kann sie nur von außen betrachten. Meistens steht man dabei im Regen. Auch heute in dieser klaren Januarnacht, wenn der Mond dort zwischen den beiden Häusern scheint. Schnell muss ich weiter. Im Vorbeigehen küsse ich noch meine Hand und drücke sie ganz fest gegen die Fensterscheibe des Cafés. Ich liebe diese wunderschönen fremden Menschen, auch wenn sie mich traurig machen.

Eine zum Weinen schöne Szene. Eine perfekte Ansicht von innen im Protagonisten, außen an der Fensterscheibe im Regen und dem Leben innen im Café, an dem er nicht teilhat.

Einzig dieser Satz darin

Ich will die Dinge nicht sehen, denn man kann sie nur von außen betrachten. Meistens steht man dabei im Regen

behagt mir nicht. Das Pronomen, dass zwar einfach irgendjemanden bezeichnet und gerade deswegen vermutlich beabsichtigt ist, führt mich von ihm weg und das ist ärgerlich, weil ich doch so entsetzlich dicht dran bin.

Und ich hab so einen eingebauten Apparat, mit dem ich seinen Quatsch von den Fakten trennen kann. Am Ende bin ich dann doch schlauer, auch wenn er nur über die Illuminaten redet. Das passt. Er und ich, wir sind ein gutes Team. Und wenn ich ihm dann so zuhöre, wie er erzählt und erzählt, dann geht es mir selbst immer besser und besser.

Auf dem Weg von der Feier weg immer näher durch Außenseiter zu sich hin. So sehe ich das.

Ich kenn die Leute, die mich erwarten, alles anständige Menschen. Nur sie tun mir so leid, weil sie so verdammt langweilig sind. Ich überlege, dass sie dasselbe von mir denken müssen und muss dann ein bisschen lachen. Aber nur ein bisschen. Und dann hab ich ein schlechtes Gewissen, weil ich die Nase so verdammt weit oben trage. Das macht mich ganz fertig.

Da entfernt er sich wieder und zweifelt je näher er kommt.

Am Ende halten ihn Vorsätze und Vereinbarungen mit sich selbst in der Spur. Vermutlich.

Ich habe diese Geschichte genossen und wäre noch stundenlang mitgegangen.

Freundlicher Gruß, Kanji

 

Kanji schrieb:
Eine zum Weinen schöne Szene.
Fand ich ja auch in Wahrheit, aber, meine Güte, soweit wollte ich mich nun auch wieder nicht aus dem Fenster lehnen. Ich mein, man muss ja auch ein bisschen an sein Image denken.
Egal, auf jeden Fall ist das ein Text, zu dem ich dir sicher noch was sagen werde, kayoschi.
Morgen. Oder übermorgen. Keine Ahnung.

 
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Hola kayoschi,

wir sind uns ja schon bei Quent begegnet – trotzdem: Willkommen!
Am vorgeschlagenen Spiel will ich mich gerne beteiligen:

Wenn ihr bereits die Top 3 derjenigen Punkte auflistet, die euch nicht gefallen haben, ist schon viel geholfen.
Ganz schön hinterfotzig! Dieser liebenswürdige und bescheidene Mensch wickelt mich gleich von Anfang an total ein – und dann muss ich ihm etwas Unnettes sagen, und das am liebsten dreimal. Wird schwierig.
Aber nicht unmöglich. Hier hab ich schon was:

Auch hier kann man beobachten. Hören auf das, was wichtig ist. Ich meine damit nicht den Ruf der Vögel, das „Huh-huh“ einer Eule oder ähnlichen Scheiß, wie ihr vielleicht vermutet. Ich bin Beobachter, aber kein verdammter Ornithologe.
Das kommt anbiedernd daher. Passt auch nicht so richtig zum Melancholiker. Oder probiert er sich in der Kälte als Unterhalter – testweise, um sich dann live an die Dame ranzumachen:shy:.
Ein wunderbarer italienischer Sänger ist das.
...
... Dieser Sänger ist so wunderbar ...
... die Menschen in diesem kleinen italienischen Café sind so zusammen und zu zweit und alles.
Das Fette ist doch sehr hausfraulich.
Dort drinnen, das spüre ich hier draußen, ist die Welt ganz klein und voller Leben.
Das Fette empfinde ich beinahe als störend; das ’drinnen’ gegen das ‚draußen’ ist nicht so originell.
Ein wunderbarer italienischer Sänger ...
... in diesem kleinen italienischen Café ...
Und ein italienischer Sänger
.
mit dem Schnee unter mir, ...
Meistens steht man dabei im Regen.
Der Schnee knirscht und macht sich bemerkbar unter meinen Schritten. Fast möchte ich mich dafür entschuldigen, als ein Yorkshire mit seinem Näschen angeschnüffelt kommt.
An dieser Stelle kommt mir der Herr doch ein bisschen spinnert vor.
Der Wind schneidet langsam ...
Das ist leider nicht gelungen.
... auch glänzenden Nickel und immer kleiner Kupfer.
... und immer kleiner Kupfer?
Als er eines Morgens meine Münze aus dem Pappbecher fischte und mir zuwarf – „Von Freunden nehm ich nix. Mensch, ich hab meinen Stolz“
Ach nee. Glaub ich nich. Zu viel Edelmut.
Mit dem Joe hab ich ein kleines Problem. Okay, ist ne ältere Geschichte, aber trotzdem. Die ‚Bild’ liest er nicht, aber Finanzen! Aber hallo. Und für das ‚Wissen der Straße’ habe ich eine andere Definition.
„Wie geht’s, man? Komm hier“, ...
Wie geht’s, Mann?
Die haben’s vogelwild getrieben, ...
?
... wenn ich ihn was frage zu irgendeinem politischen Thema ...
Der Prot, der keinesfalls blöd erscheint, befragt den Joe über ...? Für mich haut das nicht hin, leider.
Am Ende bin ich dann doch schlauer, auch wenn er nur über die Illuminaten redet. Das passt.
Nee, für mich passt es nicht. Lies das mal langsam!
... eine Zigarette zu, die er sich an der Alten anmacht.
an der alten (Zigarette)
... am Ende weiß ich dann mehr über die Sorben in der Niederlausitz, als wenn ich auf der Feier geblieben wäre
Ja, toll! Das hätte er auf der Feier wirklich wirklich nie erfahren, unwidersprochen:D.
... alles anständige Menschen. Nur sie tun mir so leid, weil sie so verdammt langweilig sind.
Aber Joe ist nicht langweilig, auch wenn:
kayoschi: schrieb:
Nur kenn ich schon seine Antwort: „Zum Arschwischen.“

Oh, jetzt erschrecke ich mich tatsächlich: Wollte doch nur drei Unebenheiten aufzeigen! Aber ich habe die gleiche Erfahrung gemacht, dass ältere Geschichten besser in der Schublade bleiben sollten. Unsere Schreiberei ist eh ein schnelllebiges Tun.

Lieber kayoschi, jetzt geht mir die Tinte aus. Sei gegrüßt, bis demnächst.
José
PS:

kayoschi: schrieb:
Ich will nicht wirklich nach Budapest.
Aber warum das denn nicht? Steigst dann um und nimmst den Zug nach Pécs. Dann trinke mer enne zamm.

 

Er hat es nicht so mit den Ungaren.

Als ich Deine Einladung bekomme, mal in den "Begegnungen" reinzuschauen,

mein lieber kayoschi -
und damit erst einmal herzlich willkommen hierorts! -

will ich eigentlich nicht, denn nirgendwo wird mehr gequalmt als hierorts und ob Yorkshire überhaupt Hunde sind, weiß eigentlich nur ein Chihuahua zu würdigen. Junge Hunde schmecken gut (alte Weisheit der Chihuicahui), aber nicht, wenn sie allzu lange in der Brustinnentasche lebten.

Aber recht hastu mit der Blödzeitung. Da würd ich mir nicht mal vom Fischer und seiner Frau oder dem rührigen Handelsmanne den Fisch einwickeln lassen. Aber wie Du siehst:

Eine erste Begegnung: Der kommt trotzdem!, ohne dass er immer mitmacht.

Bei der Begegnung mit Joe ist mir freilich "rüberluscher/n" kein Begriff, was selbstverständlich bei einem Wortschatz von 300 nicht verwundern darf. Man kann einfach nicht alles wissen und will gar nicht erst alles kennen.

Paar Trivialitäten aus dem Schatzkästlein der Rechtschreibreformation in ihrem 21. Jahr

Hier

Dieser Sänger ist so wunderbar und die Menschen in diesem kleinen italienischen Café sind so zusammen und zu zweit und alles.
frag ich nach dem zwomaligen "so", das zwomal i. S. eines "[in] so([lch] einer Weise) meint und "so" allemal wie ein Füllsel wirkt, das um-so entbehrlicher wirkt, je häufiger es auftaucht

Aber der ist schon ok.
Wird Joe wahrscheinlich kennen: "O. K.", "o. k.", zusammengeschrieben wird es Abkürzung von Oklahoma ...

Joe weiß, dass ich wiederkommen werde[,] und ich weiß, dass er wieder vor seinem Pappbecher sitzen wird, genau dort[,] wo ich ihn zurückgelassen habe.
Ich überlege, dass sie dasselbe von mir denken müssen[,] und muss dann ein bisschen lachen.
(immer ist ein Nebensatz zu Ende und das "und" verknüpft immer das Ende des Satzes mit dem Anfang ...

Entspannt gelesen vom

Friedel

 
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Hallo kayoschi,

eine schöne Geschichte hast du da geschrieben, das muss ich schon sagen. Ich habe mich eigentlich bis zum Schluss etwas gewundert, dass nichts passiert und mir dann Überraschung gewünscht. Aber andererseits finde ich die Geschichte so einfach nett. Sie kommt nicht mit großer Action daher, sondern mit den (titel- und themagebenden) Begegnungen.
Den Hund fand ich dabei eher so lala, weil er so ein typisches Bild ist. Aber dafür hat mir Joe ungemein gut gefallen. Er entsprach nicht dem typischen Klischee, war aber auch nicht einfach die komplette Umkehrung, dafür waren seine Ausdrucksweise und seine Ansichten doch zu verschroben. Das hat mir sehr gut gefallen und auch die Beziehung zwischen den beiden war wunderbar beschrieben. Man liest nicht oft, dass jemand glaubt, zusammen mit einem Obdachlosen ein "gutes Team" zu bilden. Das ist meiner Ansicht nach der stärkste Teil deines Texts.

Dann noch zwei Dinge, die mir beim Lesen aufgefallen sind:

Irgendwie hasse ich plötzlich das Beobachten.
-> "Hassen" finde ich hier zu stark, auch weil es keinen langfristige Auswirkung auf deinen Protagonisten hat. Es wirkt hier, als sollte man nun eine Wendung erwarten, aber die kommt nicht. Du fängst das dann auch ganz gut wieder mit der Kusshand auf.
An der hier von mir zitierten Stelle würde vielleicht auch reichen: "In diesem Moment reicht mir das Beobachten nicht mehr."


Nur sie tun mir so leid, weil sie so verdammt langweilig sind.
-> Den Satz finde ich unpassend. Er hat ja zumindest am Anfang noch gerne beobachtet, bevor er "bedrängt" wurde. Deswegen würde ich nicht sagen, dass er sie "verdammt langweilig" findet. Es ist ähnlich wie bei oben, dass du es auch hier wieder gut durch seine Reflexion auffängst, aber ich würde hier wieder etwas Entschärfung vorschlagen. Dann wirkt der Charakter nicht ganz so sprunghaft.


Insgesamt eine schöne Geschichte, die zwar keine Knalleffekte bereit hält bzw. generell viel Handlung, aber doch irgendwie ein Schmunzeln hinterlässt. Zwar ist die Erzählung nicht gänzlich frei von Tragik, aber bei der verschrobenen Art des Protagonisten gerät das nicht so ins Negative.

Ich würde mich aber auch freuen, sobald du uns deine Geschichten präsentierst, mit denen du noch nicht gänzlich zufrieden bist. Dann kann man sich hier ja erst entfalten und daran arbeiten. Bis dahin verharre ich in neugieriger Erwartung ;)


Liebe Grüße,
Vulkangestein

 

Ich hab doch ausdrücklich gesagt: Bitte nicht zuviel Zeit bei den Kommentaren aufwenden!
Man, man, man, jetzt muss ich die Kommentierungen auch wieder im angemessenen Umfang kommentieren und dann kommentiert die wahrscheinlich noch mal jemand, weshalb ich mich verpflichtet fühlen werde, die Kommentierung meiner Kommentierung der ursprünglichen Kommentierung wieder - natürlich - zu kommentieren. Und dann komm ich nicht mehr zum Kommentieren der übrigen Geschichten und Kommentare.

Aber egal: Dankeschön. Ich bin wirklich gerührt! Natürlich:). Und irgendwie liegt das ja auch in der Natur der Sache, dass man hier die Texte kritisch durchleuchtet.

Und nein, maria.meerhaba, ich bin immer noch begeistert bzw. geschockt, wieviel Zeit hier aufgewandt wird. Das schließt auch Negativkritiken ein. Nur positiv ist auch scheiße. Da weiß man wieder gar nicht, wie man das einordnen soll.

Ich habe jetzt mal die Änderungen eingebaut, dort, wo ich das verstanden habe und wo ich festgestellt habe, dass die Tipps durch meine Umsetzung keine Verschlimmbesserungen verursacht haben. Das mit den Kommata zwischen den beiden Hauptsätzen hab ich aber nicht verstanden, Friedrichard. Ich war immer der Meinung, dass man das so machen kann. Oder hat sich da was geändert durch die Rechtschreibreform?

Am geilsten, muss ich ehrlich sagen, hat es ernst offshore auf den Punkt gebracht: Ein Typ latscht in dieser Geschichte durch die Gegend und trifft einen Penner. Das kann man so stehen lassen:).

Es ist eine alte Geschichte für einen Wettbewerb. Einzige Vorgabe des Wettbewerbs war das Thema "Begegnungen." Und wie gesagt, ich hatte davor "Der Fänger im Roggen" gelesen, hatte von diesem Buch noch die Erzählstimme im Kopf und hab das versucht, hier umzusetzen. Wobei ich heute die Handlung vom "Fänger im Roggen" gar nicht mehr erinnerlich habe, geschweige denn die Stimme. Aber ich mochte das Buch. Wenn mal jemand was zum lesen sucht...
Von daher stimmt es auch, dass ich entsprechend dem Protagonisten einfach mal aufgeschrieben habe, wie man das Thema "Begegnungen" so umsetzen kann, ohne eine Prämisse, ohne Ziel oder Moral. Da latscht einfach nur ein lieber Kerl in der Gegend rum und ich find ihn ganz sympathisch, wie er da niemandem was Böses will.

Letzten Endes sollte die Geschichte auch eine Art Visitenkarte sein. Meine Antwort zur Frage "Warum bist du hier?" wurde ja ganz salopp auf das erste Viertel zurecht gestutzt.

Und Kanji, danke für das Lob. Gewisse Sachen wollte ich gar nicht so zum Ausdruck bringen. In erster Linie soll sie nur unterhalten. Scheint ja geklappt zu haben. Muss aber andererseits auch noch vorhalten, Vulkangestein, denn mit der nächsten dauert das noch eine Weile. Und josefelipe, den Edelmut von Joe hab ich auf 50 % zurechtgestutzt.

Und irgendjemand wollt hier noch einen mit mir Trinken gehen. Na logo, jederzeit gern!

 

Mein J,

kayoschi,

Du hast's aber auch schwer ...

Das mit den Kommata zwischen den beiden Hauptsätzen hab ich aber nicht verstanden, Friedrichard. Ich war immer der Meinung, dass man das so machen kann. Oder hat sich da was geändert durch die Rechtschreibreform?

Die Grundregel ist einfach: Komma zwischen gleichrangigen Wörtern, Wortgruppen, Satzteilen bis hin zu Sätzen, sofern sie nicht durch eine Konjunktion wie "und" oder "oder" usw. verbunden sind ("aber" und diverse andere Konjunktionen ersetzt kein Komma). Im Prinzip aber entscheidet jeder selbst, ob er Komma setzt oder eben nicht.

Wenn's brennt oder nicht so klar ist, "Komma" ingeben,duden.de anklicken und selbst schauen. Diverse Unis haben aufgrund der Rechtschreibschwächen der aktuellen Studentengenration PDFs vor allem zur Zeichensetzung eingestellt. Eine anklicken, abspeichern, Verknüpfung herstellen und bei Bedarf nachschauen.

Ansonsten schreib ich auch schon mal Starckdeutsch, Spiegel- und oder Lautschrift (selbst, wenn mein Zeichenregister mal einen korrekten Laut nicht aufführt.)

Genug für heute vom

Friedel

 

Oha, vielen Dank@Friedrichard. Das mit duden.de ist gut, sehr ausführlich. Und diese streitbare (!) Regel wäre dort dann unter D 119 zu finden:).

 

Hallo kayoschi,

und auch noch ein Herzliches Willkommen von mir.

Ich steige mal sofort ein.

Als ich die Einladung bekomme, will ich eigentlich nicht. Menschenmassen sind nicht so mein Ding, Feiern schon gar nicht. Ich geh aber trotzdem. Ich mache immer mit. Auch heute.
Das klingt für mich so, als sei die Einladung (erst) heute eingetroffen, an dem Tag, an dem die Feier stattfindet. Ist das so gewollt?

die beschuht durchs Zimmer gehen
Warum wird das erwähnt, dass sie Schuhe anhaben? Ist das etwa Besonderes? Laufen auf anderen Feiern die Leute barfuß oder auf Socken?

Sie sind meistens so furchtbar lieb zu mir, die alten Bekannten, und ich liebe sie auch dafür. Auch deshalb mach ich mit, aber meistens nur am Rande.
Wie zeigt es sich, dass sie lieb zum Prota sind? Was machen, sagen sie, wie verhalten sie sich ihm/ihr gegenüber?

Dann mach ich dicht. Dann kommt eigentlich nichts mehr zu mir durch und ich konzentrier mich nur auf einen Punkt.
Auf welchen Punkt? Ich habe diesen einen Punkt in der Geschichte nicht gefunden.

das „Huh-huh“ einer Eule oder ähnlichen Scheiß
M.E. passt „Scheiß“ hier nicht zum Duktus des Erzählers/Protas.

da wünschte ich mir einen Hund. Ihr wisst schon, so einen richtig kleinen, echten, flauschigen Knirps.
Ist jetzt Geschmackssache, aber mir gefällt diese Leseransprache nicht.

doch ich sehe, dass sein Blick immer schräg rüberluschert zu dem Messing im Becher, manchmal auch glänzenden Nickel und immer kleiner Kupfer.
kleines Kupfer.

Aber der ist schon ok.
Schreibt man okay oder O.K./o.k.

Der Weg zurück wird immer steiler, je weiter ich zur Wohnung zurückgehe.
Für einen Augenblick dachte ich, er geht zurück zu sich nach Hause.
Warum nicht „je weiter ich zur Feier zurückgehe.“?

Eine Geschichte mit einem leicht melancholischen Touch, die zum Nachdenken anregt. Hat mir gefallen.

Wünsche dir einen schönen Sonntag.
Beste Grüße,
GoMusic

 

Hallo GoMusic ,
ich dank dir für die Kommentare, die ich mit einer Quote von immerhin 50 % übernommen habe. Das mit dem o.k. wurde ja vorher schon gesagt, hatte es aber tatsächlich nur einmal geändert. Aus dem "beschuht" wurde "beschwingt" und anstatt "kleiner" oder "kleines" hab ich mich nun für "kleinen" entschieden. Ich weiß, völlig crazy. Aber das gönn ich mir. Auch sonst hab ich noch ein bisschen gefeilt, wo ich schon mal dabei war. "Rüberluschern" gefiel mir auf einmal gar nicht. Raus, raus, raus.

Im Nachhinein bin ich ein bisschen überrascht, dass niemand auf dieser Sache mit Breivik rumgeritten ist. Da dachte ich mir schon: Soll ich das jetzt so machen oder nicht? Die Geschichte ist ja völlig erstunken und erlogen und ich hab sie nur spontan da hingezimmert. Naja, wo kein Kläger, da kein Richter. Ist doch schön, wenn einige Sache so durchgehen:).

 
Zuletzt bearbeitet:

Hey kayoschi,

Auch deshalb mach ich mit, aber meistens nur am Rande. Ich bin eine Randfigur und das ist ganz richtig so.

Das ist irgendwie der gleiche Inhalt zweimal verpackt.

Nur so lässt es sich beobachten. Ich liebe es, zu beobachten. Ich bin wie eine Tapete, für wenige mit Muster, für die meisten aber weiß und eintönig. Ich beobachte gern, das muss ich wirklich sagen.

Jetzt mal ehrlich, das kannst Du nicht mal Salinger in die Schuhe schieben, ich mein, so blöd ist Leser nun echt nicht. Jetzt sind wir schon bei der selben Info drei Mal wiederholt.

Eine Berührung, ein Blick, eine unausgesprochene Frage, es ist wie ein Dschungel, diese Feiern, den ich mit meiner Machete bearbeite und fein seziere. Dazu noch eine schöne Zigarette. Da krieg ich dann so ein Kribbeln im Bauch und wippe leicht mit den Füßen in der Küche. Diese unterschiedlichen Menschen, die hier aufgehen wie heißes Popcorn. Ich sammle meine Beobachtungen wie Käfer, die fein säuberlich katalogisiert werden. Für später heb ich sie mir auf.

Mir erscheint weder der Macheten- noch der Popcornvergleich wirklich gelungen. Sind beide irgendwie drüber. Und nach Partyhasser hört sich das auch nicht an. Im Gegenteil, ich glaub, er hat da seine Freude daran.

Doch manchmal wird mir das alles auch zu viel. Zu viel Unterhaltung, zu viele Unterhalter.

Ab wann? Warum?

Draußen, in der Winterluft, in der Nacht und mit dem Schnee unter mir, gewinnt die Ruhe wieder Oberhand. Auch hier kann man beobachten. Hören auf das, was wichtig ist. Ich meine damit nicht den Ruf der Vögel, das „Huh-huh“ einer Eule oder ähnlichen Scheiß. Ich bin Beobachter, aber kein verdammter Ornithologe.

Das gefällt mir. Nur eben diesen ständige "beobachten". Obwohl ich mich schon frage, was er denn da wichtiges hören will? Autos? Wind? Menschengeräusche?

Ich bin kein verdammter Ornithologe. - würde es auch machen.

Dieser Sänger ist so wunderbar und die Menschen in diesem kleinen italienischen Café sind so zusammen und zu zweit und alles. Dort drinnen, das spüre ich, ist die Welt ganz klein und voller Leben. Weingläser und schönes Essen. Und ein italienischer Sänger. Plötzlich macht mich das Beobachten ganz müde. Ich will die Dinge nicht mehr sehen, denn ich kann sie nur von außen betrachten. Meistens steh ich dabei im Regen. Auch heute in dieser klaren Januarnacht, wenn der Mond dort zwischen den beiden Häusern scheint. Schnell muss ich weiter. Im Vorbeigehen küsse ich noch meine Hand und drücke sie ganz fest gegen die Fensterscheibe des Cafés. Ich liebe diese wunderschönen fremden Menschen, auch wenn sie mich traurig machen.

Okay. Er mag es also gern klein und überschaubar. Eine Höhle in die man sich vor der Großstadthektik verkriechen kann. Und zu zweit wäre er eigentlich auch gern. Das passt.

Der Yorkshire hat das Interesse an mir schon längst verloren und zieht weiter auf seinem Zickzack-Kurs. Ich blicke ihm hinterher und wünsche ihm viel Glück. Und ich hoffe wirklich, dass er es findet.

Und wie sieht es aus, das Glück eines Yorkshire? Ich habe echt keine Ahnung. Unglücklich scheint mir der Hund erst Mal nicht zu sein.

Er liest viel und wenn ich ihn was frage zu irgendeinem politischen Thema – Afghanistankrieg, die Palästinenser, oder die sorbische Minderheit – dann hat er immer etwas zu erzählen. Und ich hab so einen eingebauten Apparat, mit dem ich seinen Quatsch von den Fakten trennen kann. Am Ende bin ich dann doch schlauer, auch wenn er nur über die Illuminaten redet. Das passt. Er und ich, wir sind ein gutes Team. Und wenn ich ihm dann so zuhöre, wie er erzählt und erzählt, dann geht es mir selbst immer besser und besser.

Ich verstehe Joe als den Gegenentwurf zur Spaßgesellschaft. Einen, der sich noch interessiert für etwas anderes als sich selbst. Und so einer, der tut deinem Protagonisten gut, dem die ganze Oberflächlichkeit nervt.

So kann man eine gute halbe Stunde verbringen und am Ende weiß ich dann mehr über die Sorben in der Niederlausitz, als wenn ich auf der Feier geblieben wäre, wo ich eh nur Tapete bin.

Eh nur Tapete sein will, trifft es doch eher.

Ich nehm diesmal die andere Straßenseite und seh das Café nur aus der Ferne. Mensch, warum beklag ich mich eigentlich? Ich kenn die Leute, die mich erwarten, alles anständige Menschen. Nur sie tun mir so leid, weil sie so verdammt langweilige Leben führen. Ich überlege, dass sie dasselbe von mir denken müssen und muss dann ein bisschen lachen. Aber nur ein bisschen. Und dann hab ich ein schlechtes Gewissen, weil ich die Nase so verdammt weit oben trage. Das macht mich ganz fertig.

Ja.

Jeden Morgen auf meinem Weg zur Arbeit steht auf dem Parallelgleis der Fernzug nach Budapest. Abfahrt 08:35 Uhr. Jeden verdammten Morgen denke ich mir, wie es wäre, einfach einzusteigen, anstatt zur Arbeit zu fahren. Ich muss ja gar nicht weit kommen. Der Schaffner würde verdutzt gucken und das wär schon okay, wenn sie mich irgendwo hinter der Grenze rausschmeißen. Ich will nicht wirklich nach Budapest. Ich will nur weg von hier.

Diesen Gedanken, alles zurück zu lassen, was Neues zu erleben, auszubrechen, das kauf ich nicht. Ich weiß auch nach dem Text nicht, wonach er sucht, was er außerhalb der Stadt glaubt zu finden? Keine Ahnung worauf Du hinaus willst. Wirklich nicht.

So viel zum Text selbst. Ist ja eher eine Charakterstudie, als eine Geschichte im engeren Sinne. Und ganz ehrlich, ich bin des Ende wegens gar nicht wirklich schlau, was für einen Typen Du mir hier zeigen willst. Klar, der Weltschmerz eines Holden Caulfield kommt irgendwie durch, vielleicht auch dessen ambivalentes Verhalten und Wahrnehmnung, aber ansonsten? Für mich bleibt unterm Strich ein Bild von einem Typen, der von sich selbst genervt ist.

Ich bin völlig unentschlossen, der Text hat was, aber so richtig was anfangen kann ich damit nicht. Ich habe einfach keinen Schimmer, was die Prämisse sein soll, was du mir erzählen will, wofür der Text stehen soll? Und für die Erkenntnis, dass Joe der bessere Mensch ist, dass er mit sich im reinen ist, tja, das schlucke ich auch nicht wirklich, dafür weiß ich zu wenig über ihn. Fühlt sich alles sehr zwie an. Ich will mir ja Gedanken über den Text machen, aber mir fehlt echt die Richtung. Jeder Faden drösselt sich recht schnell im Nichts auf. Schade eigentlich. Oder ich sehe es nicht, was gut und gern sein kann.

So viel zu meinen Leseeindrücken.
Beste Grüße, Fliege

PS:

Im Nachhinein bin ich ein bisschen überrascht, dass niemand auf dieser Sache mit Breivik rumgeritten ist. Da dachte ich mir schon: Soll ich das jetzt so machen oder nicht? Die Geschichte ist ja völlig erstunken und erlogen und ich hab sie nur spontan da hingezimmert. Naja, wo kein Kläger, da kein Richter. Ist doch schön, wenn einige Sache so durchgehen.

Na ja, du lässt sie Joe erzählen, und ich nehme die Brevik-Story eher so wahr, als das sie Joe zum nicht zuverlässigen Erzähler werden lässt. Der Mann unterhält seine Mäzenen. Das haben die Minnesänger auch schon getan. Und wer unterhalten will, der nimmt es mit der Wahrheit nicht so ganz genau. Insofern passt das schon.

 

Also weißt du was, Fliege ? So gaaanz ganz langsam erwacht hier mein schriftstellerischer Ehrgeiz bei der Sache. Ich selbst würd die Geschichte so nicht noch mal schreiben. Ist auch immer 'ne Momentaufnahme aus der Vergangenheit. Aber jetzt hab ich hier schon so viele Kommentare erhalten, wo man gut und gerne ansetzen könnte. Manche Kommentare hab ich links liegen gelassen und nur kosmetische Korrektur betrieben. Grammatik, Keinigkeiten. Man hat halt so noch seine Projekte am Laufen. Aber jetzt will ich es doch noch mal genauer wissen und werd die Geschichte noch mal dazwischen schieben. Inhaltlich kann man da noch einiges durchschütteln. Ich guck mal, was ich da hinkriege.

Ein schönes Gefühl. Belebend irgendwie. Danke für den Kommentar. War irgendwie ein Arschtritt für mich, was ja auch mal ganz schön ist im phlegmatischen Alltag. Anyway, the game is on:).

 

Jetzt bin ich ganz platt:). Hab noch ein bisschen an der Geschichte rumgewerkelt und hab hier und dort ein bisschen draufgelegt und dort und hier ein bisschen weggelassen. Der Yorkshire wurde gestrichen.

Tja, es bleibt eine "Charakterstudie", wie jemand hier schön gesagt hat. Ich hab gar nicht erst versucht, die Geschichte mit einer größeren Story aufzupumpen. Das hätt den ganzen Text "zerfetzt."

Falls jemand Bock hat, die Geschichte ein zweites Mal zu lesen: Gerne, da wird's wieder was zu kommentieren geben, denk ich.

Den Titel hab ich ebenfalls geändert. Friedrichard : Kann man das hier ändern?

 

Den Titel hab ich ebenfalls geändert. Kann man das hier ändern?

Hi kayoschi,

das können nur Moderatoren. Habe es gerade durchgeführt.

Beste Grüße,
GoMusic

 

Hey kayoschi,

ich finde, es hat sich gelohnt. Wirklich. Das wirkt sehr viel runder auf mich, auch sprachlich hat es dazugewonnen für mein Empfinden. Und ja, die Handvoll Sätze am Ende, die dazukamen, die geben mir jetzt auch ein Motiv, warum, weshalb, so kleine Aussteigergedanken, die jeder hat, Sehnsüchte, und die man sich doch nie erfüllt. Okay, die meisten erfüllen sie sich nie.

Paar echt schöne Stellen:

Pling, pling, machen da die Synapsen. Ich glaube, es fast zu hören, wenn alle beschwingt durchs Zimmer gehen, von einem zum nächsten und zum zweitnächstenn. Dazwischen: Ich.

Ich mag dieses: Dazwischen: Ich.
Und man hört es doch wirklich, wenn Leute in Wohnungen umhertapsen, wieso glaubt er nur, es zu hören?

Aber lasst mich das erklären, denn das ist mir wichtig: Ich liebe es, zu beobachten. Ich speicher alles ab und hol es wieder hervor, wenn ich allein bin. Mein Gehirn ein einziger Flickenteppich aus alten und neuen Erinnerungen.

Nice.

Ich bin der, der einfach da ist und keine Eigenschaften hat, an die sich die Synapsen reiben können. Pling, pling, das gibt's bei mir nicht. Aber was ich selbst alles mitschneiden kann! Eine Berührung, ein Blick, eine unausgesprochene Frage, es ist wie ein Dschungel zwischen Küche und Wohnzimmer, den ich durchschreite wie der staunende Humboldt das Amazonasgebiet. Dazu noch ein schönes Kippchen.

Ja, deine Bilder sind wirklich besser geworden. Jetzt kommt auch der Unterton viel mehr zum Strahlen.

Ich lächel/lächle auch zurück, aber weiß schon, dass da nichts mehr kommt. Den schweren Schritt, den ersten nämlich, den wag ich nie. Und ich versteh das, dass sie mich auch nicht den ganzen Abend anlächeln kann.

:)

Ich mag das. Nur Kippe im Mund, so stapf ich dann herum, komme mir gefährlich vor und stolziere durch die Schneekrume wie einstmals James Dean. Okay, nicht wirklich. Aber ich stelle mir vor, das er so aussehen könnte, wenn er jemals durch eine Schneekrume stolziert war.

Sehr schön.

Beste Grüße, Fliege

 

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