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Der letzte Kuss

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23.07.2001
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Der letzte Kuss

Der letzte Kuss

Jeder Griff ist Routine. Mit der linken Hand hebt sie die kleinen, gerahmten Bilder, Glasfiguren und Zinnbecher hoch, mit der anderen wischt sie über die blanke Fläche des Regals.
Gleich würde er heimkommen. Vorher will sie noch mit der Hausarbeit fertig werden.
Der Schrank ist geputzt, jetzt nur noch der Fernseher. Sie schiebt den Sessel zur Seite und tritt an die kleine Kommode.
Das Brennen in der Magengegend überfällt sie wieder ohne Vorwarnung. Sie zuckt zusammen, hält inne und wartet, daß der Schmerz vergeht, genauso wie in den vergangenen Tagen. Sonst dauerte es immer nur einen kurzen Moment. Sie geht auf die Siebzig zu und das eine oder andere Stechen oder Brennen gehört zum Leben.

Mir ist, als hätte ich geschlafen, ...lange, winzig klein, ohne Licht.
Nach und nach vergeht die Dunkelheit, ich rege mich,
zaghaft noch, müde und schwach.

Urplötzlich zieht Schmerz wie eine glühende Welle durch ihren Leib; treibt ihr Tränen in die Augen. Sie tastet nach dem Sessel und läßt sich fallen. Schwer atmend sitzt sie da, gekrümmt, die Hände an den Körper gepreßt. Der Schmerz vergeht nicht wie sonst. Sie kauert flach atmend in dieser verkrampften Haltung. Jeder tiefe Atemzug verstärkt den Schmerz. Es ist, als ob Sauerstoff eine Glut entfacht und die Flamme noch mächtiger auflodern läßt.

Ich bin erwacht. Ich spüre Frische und die Freiheit schmeckt süß. Ich taste mich vor, nehme die Nahrung, in der ich schwimme, gierig auf.

Das Läuten der Türglocke läßt sie zusammenzucken, was einen neuen Strom von Schmerzen durch ihr Inneres treibt. Sie versucht, sich aufzurichten, doch die Pein läßt sie in den Sessel zurücksinken. Wieder und wieder ertönt die Glocke, dann ein metallisch schließendes Geräusch, ein gedämpftes Klappen am Eingang.
Die Tasche mit den Einkäufen läßt er schon an der Tür zu Boden gleiten, eilt zu ihr und nimmt ihre Hand.
Sie spürt Liebe und Trost. Es tut gut.
Dann verzerrt sich ihr Gesicht unter neuerlichem Auflodern der Qual.

Der Arzt kommt nach wenigen Minuten, dann die Männer mit der Trage.

Meine Kraft wächst, ich werde größer. Es ist wie nach der Erlösung aus einer langen Gefangenschaft. Mein Hunger ist groß. Ich fühle mich reif. Ich bin stark.

Der Arzt legt ihm aufmunternd die Hand auf die Schulter. Er nimmt dessen Erklärungen wortlos auf.
Wieder allein geht er mit schweren Schritten den Flur entlang, vorbei an hastenden Schwestern und Ärzten. Er nimmt dies alles nicht wahr. In seinem Kopf kreisen die Worte des Arztes:
Hoffnung,... nicht aufgeben,... Schmerzlinderung...
Sie liegt in einem hohen Bett, allein in dem sterilen Zimmer.
Er zieht den harten Besucherstuhl heran und setzt sich neben sie.
Sie hat sein Kommen bemerkt und hebt leicht ihre Hand, die er sogleich in seine schließt. Er betet, seine Kraft möge in ihren Körper strömen, durch die Plastikhandschuhe hindurch in ihre blasse, faltige Haut.
Über Infusionsschläuche wird sie mit starken Medikamenten versorgt, bis zu einem Dämmerzustand betäubt. Die Hoffnung tropft aus kleinen Flaschen in ihre Venen.
Er ist froh, daß der Mundschutz einen Teil seines Gesichtes verbirgt und hofft, daß sie seine tränenfeuchten Augen nicht bemerkt.

Ich bin weit gekommen, habe mich entfaltet, bin vorgedrungen und gewachsen.
Doch dann kommt diese Kälte. Die weiche Umgebung, in der ich gedeihe, wird unwirtlich und rauh. Die Welt, in der ich schwimme, verliert die Geborgenheit, wird scharf und ätzend. Ich bäume mich auf. Nur mit Mühe gelingt es mir, Nahrung aufzunehmen, wenig gehaltvoll, wenig süß.

Es ist der dritte Tag, den er an ihrem Bett Wache hält.
Täglich hat er die Ärzte befragt in der Hoffnung auf eine Wende zum Guten. Heute liest er in ihren Gesichtern und weiß, daß die Entscheidung gefallen ist.
Sie schläft, ihr Gesicht zeigt Entspannung und Frieden. Unaufhaltsam tropft die Medizin in die Schläuche ohne Heilung zu bringen, allein um die Schmerzen zu dämpfen und die Illusion von Geborgenheit zu schenken.
Ihr Leben ist auf zuckende Anzeigen der Monitore reduziert, kommentiert von leisen, rhythmischen Signalen.
Eine Hand legt er sacht auf ihre Brust, um das sanfte Auf und Ab der Atmung zu spüren. Der mögliche Rest von Anteilnahme an ihrem Leben - ihr gemeinsames Leben.

Ich bin schwach, führe einen Kampf, von dem ich weiß, daß ich ihn dennoch gewinnen werde. Ein Sieg um den Preis des eigenen Todes.
Ein Sieg ohne Erfüllung. Ein Tod ohne Sinn.

Er schaut sie an und meint, ein Lächeln zöge über ihr faltiges, bleiches Gesicht, ein Ausdruck von vollkommener Harmonie und Liebe.
Ihre Hand drückt ganz leicht die seine und erschlafft gleich darauf.
Das rhythmische Signal der Instrumente geht in einen Dauerton über.
Er bleibt ruhig sitzen und läßt allein durch die Berührung ihrer Hand alle Emotionen, die ihn jetzt überschwemmen, hinübergleiten.

Da ist nichts mehr, was mich nährt. Ich vergehe, wie es meine Bestimmung ist.
Ich war aufgeblüht, aber sterbe ohne Erfüllung.

Tränen rinnen ihm über die Wangen und benetzen den Mundschutz. Eine Weile bleibt er still sitzen, verloren in eigenen Gedanken.
Die Überwachungsgeräte haben Alarm ausgelöst. Stimmen und eilige Schritte nähern sich auf dem Flur.
Seine letzten Sekunden allein mit ihr.
Gedankenverloren zieht er den Mundschutz herunter und schenkt ihr und sich einen letzten Kuß.

Mein Tod ist nicht endgültig.
Der Keim ist gesetzt.
Ich werde wieder reifen. Ich werde wieder blühen.


 

Bin ich zu phantasielos? Mir leuchtet nicht alls ein. Wer sagt, dass sein Tod nicht endgültig sei, er wieder reifen und blühen werde. Ich brauche den Inhalt klar. Und klar war er über weite Strecken auch, nämlich überall dort, wo uns das Grauen aus Krankenhäuern, von Besuchen, allzu bekannt ist. Ich werde den Text wieder lesen, nach einem gewissen Abstand. Würde ihn gern verstehen. Sprachlich und stilistisch sehe ich keine Mängel, so dass ich schon verstehe, dass das Problem nicht bei der Geschichte, sondern bei meinem Grips liegt.

 

Hi Dreimeier,

deine Geschichte gefällt mir, vor allem, weil man erst einmal überlegt, wer denn da in den kursiv gesetzten Zeilen spricht. Für mich geht davon schon fast so etwas wie Horror aus.

Stilistisch finde ich die Geschichte sehr gelungen, vor allem die folgende Formulierung hat mir ausgezeichnet gefallen.

Die Hoffnung tropft aus kleinen Flaschen in ihre Venen.

Hi Schriftbild,

nicht an der Phantasie verzweifeln. Ich denke, es geht hier um etwas, das in ihrem Inneren gewachsen ist (ein Virus? ein Wesen?), das bei ihrem Tod auch sterben muss, aber durch den Kuss in ihn übergeht und in ihm weiter wachsen wird. Was es aber wirklich ist ?????

Vielleicht spendiert Dreimeier uns ja die Auflösung?

LG
merenhathor

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Schriftbild,
hallo merenhathor,

kaum ist die Geschichte im Netz, schon habe ich Kritiken. Super!!

Das hat wirklich nichts mit Phantasielosigkeit zu tun.
Das Problem war wohl eher der Zeitpunkt. Während ich damit beschäftigt war hier die Kursivschrift hinzubekommen, hab ich gesehen, das Schriftbild schon las.
Also, nicht kursiv und damit natürlich schwer zu trennen.

merenhathor ist genau auf dem richtigen Weg.
Ich wollte die Krankheit beschreiben. Nicht eine einzelne Bakterie, sondern die Krankheit als solches.

Danke für Euer Interesse und das Lob

Gruß Manfred

 

Moin Dreimeier,

Die Geschichte hat mir sehr gut gefallen. Deine Beschreibungen sind klar, die Idee toll, deine Sprache hervorragend und das Ende so schön traurig.
Toll fand ich hier vor allem deine detaillierten liebevollen Beschreibungen (das Putzen am Anfang, das Krankenhaus) und die Einschübe des Virus.

Der Mediziner legt ihm aufmunternd die Hand auf die Schulter. Er nimmt die Erklärungen des Arztes wortlos auf.
Hier hast du einen Beziehungsfehler drin. Liest sich, als würde der Arzt dem Mediziner was erklären und nicht dem Ehemann.

Ja, mehr kann ich dazu auch schon nicht mehr sagen. Einfach eine gelungene Geschichte.

Ach so, du hast am Ende noch ein paar Kursivzeichen (diese geklammerten I's) im Text. Mach die da sofort weg, das ist ja kaum auszuhalten (hehe... doch noch was zum Kritisieren gefunden) :D

 

Hi,

überzeugend erzählt, der Inhalt kommt klar rüber (ich dachte zunächst an Krebs, aber der ist nicht ansteckend), absolut passende Erzählstruktur, beklemmende Idee. Besonders geeignet ist die Gegenwartsform, und auch die zahlreichen Details fügen sich gut ins Bild, denn es sind auch oder gerade die Details, die einen ans Leben binden. Das Ende ist melodramatisch und wirkt wegen der insgesamt emotional starken Atmosphäre nicht kitschig, sondern einfach nur hart.

Abgesehen von der ungewöhnlichen Perspektive halte ich das Geschehen jedoch nicht für seltsam, sondern alltäglich, daher empfehle ich eine Verschiebung nach Alltag.

Fazit: sprachlich großartig, spannende Erzählstruktur. Beklemmend.

Uwe
:cool:

 

hallo dreimeier, ich hatte zuerst die kursiv geschriebenen sätze einem werdenden leben zugeschrieben - und brachte das natürlich mit dem lebensalter der dame von 70 nicht auf einen nenner. aber dieser irrweg hat mich über die ganze story hinweg fehlgeleitet - so, dass ich sie nicht richtig geniessen konnte. erst beim zweiten lesen bin ich schlauer geworden. zu dumm von mir!
ansonsten schön geschrieben, gefällt mir!
gruß
ernst

 

Hallo Leute,

danke, daß Ihr meine Geschichte gelesen habt und schön, daß sie Euch auch noch gefiel.

gnoebel
Die Kursivzeichen habe ich natürlich sofort gelöscht. Autorität erkenne ich an.
Die Stelle mit dem Arzt muß ich wohl tatsächlich ändern, was aber nicht so schnell gehen wird, weil ich da schon noch etwas nachdenken muß, und das ist bei mir ja nicht so einfach.

Uwe
Das Lob für die Ich-Form muß ich aber abgeben, denn ich glaube, die Idee kam von Maria. Oder doch von mir?
Ich war mir auch unsicher, in welcher Rubrik ich die Geschichte posten sollte.
Seltsam habe ich gewählt, weil es ja schon seltsam ist, wenn man eine Krankheit personifiziert.
Ich wird es mir noch überlegen,

Ernst
Die Geschichte sollte ja schon etwas rätselhaft sein, allerdings nicht so verwirren, daß sie an Format verliert.
Hat sie aber wohl nicht, oder? Blöde, bei der eigenen Geschichte von "Format" zu sprechen. Sollte nicht arrogant klingen, mir fiel nur kein anderes Wort ein.

Danke für Euer Interesse
Manfred

 

Hallo Dreimeier!
Auch wenn du mich nur als Vorleser von Gossentexten kennst, habe ich mich auch mit diesem Thema befasst und möchte mir eine Berechtigung zur Kritik herausnehmen. Bei den ersten Kursiveinschüben dachte ich an eine kleine Made. Das wurde nachher besser, s.u., aber die Schlussaussage überzeugte mich noch nicht. Zu optimistisch, denn sie ist tod und für ihn verloren.
Sicherlich hast du dir Mühe gegeben, das Thema einfühlsam zu beschreiben, aber es ist dir nicht immer gelungen. Störend auch der teils, naja, veraltet (?) wirkende Stil ("Pein", " Auflodern der Qual.").
Eine altbackende Umsetzung, die ohne originelle Elemente auszukommen versucht, sieht man von dem Madenmotiv einmal ab.
Hoffe, der Text baut nicht so sehr auf eigenen Erfahrungen auf, dass du mir diese Kritik verübelst.
Viele Grüße an die drei Meiers,
...para


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Er würde gleich heimkommen.

"Gleich würde..." würde würdevoller klingen.

Der Schrank glänzt, jetzt nur noch der Fernseher.

Die Verbindung der Sätze ist unglücklich, da ich versucht bin, eine Relation zwischen Verb und Satzteilen herzustellen.

Es dauerte immer nur einen kurzen Moment.

Wirklich Perfekt? Haha, Wooortspiiiel!!! :lol:
:silly:

Mir ist, als hätte ich geschlafen, ...lange, winzig klein, ohne Licht.

:confused: Kann man winzig klein schlafen?

Sie kauert flach atmend in dieser bizarren Haltung.

"bizarr" ist etwas zu viel. "ungewöhnlich" o.Ä.?

Sie kauert flach atmend in dieser bizarren Haltung. Jeder tiefe Atemzug verstärkt den Schmerz.

Eine Verbindung per "denn" würde sich anbieten.

Es ist, als ob Sauerstoff eine Glut entfacht und die Flamme noch mächtiger auflodern läßt.
:teach: Das ist wirklich so, das hab ich in der Schule gelernt.
"der Sauerstoff"?

Ich taste mich vor, nehme die Nahrung, in der ich schwimme gierig auf.
Entweder keins oder zwei Komma. Erinnert mich irgendwie an "Aliens" oder so. :rolleyes:

Das Läuten der Türglocke läßt sie zusammenzucken,

Fällt das nicht schwer, wenn man bereits total verkrampft dasitzt?

Der Arzt kommt nach wenigen Minuten, dann die Männer mit der Trage.
Gefällt mir, der Satz.

Er nimmt dies alles nicht war.

"wahr"

Hoffnung,... nicht aufgeben,... Schmerzlinderung...

Hier besser Anführungsstriche.

Er zieht den harten Besucherstuhl heran und setzt sich neben sie.
Die scheinen deutschlandweit standartisiert zu sein, nicht wahr?

Die weiche Umgebung, in der ich gedeihe wird unwirtlich und rauh.

Auch hier kommamäßig ganz oder gar nicht.

Die Welt, in der ich schwimme, verliert die Geborgenheit, wird scharf und ätzend.

"Geborgenheit" verlangt nach einem ... hm... Fixpunkt, verstehst du?
Ich meine das zum Beispiel so: "Ich genoss die Geborgenheit, die die Welt mir vermittelte, doch..."
Dann sonst kann die Welt auch ihre Geborgenheit verlieren, was einen anderen Sinn ergeben würde.

Sie schläft, ihr Gesicht zeigt Entspannung und Frieden. Unaufhaltsam tropft die Medizin in die Schläuche ohne Heilung zu bringen, allein um die Schmerzen zu dämpfen und die Illusion von Geborgenheit zu schenken.

Jupp.

Ich bin schwach, führe einen Kampf, von dem ich weiß, daß ich ihn dennoch gewinnen werde. Ein Sieg um den Preis des eigenen Todes. Ein Sieg ohne Erfüllung. Ein Tod ohne Sinn.

"dennoch" bezieht sich auf Kampf führen". Unlogisch.
Ansonsten gut!

Er schaut sie an und meint, ein Lächeln zieht über ihr faltiges, bleiches Gesicht, ein Ausdruck von vollkommener Harmonie und Liebe.

Konjunktiv oder "dass": "zöge"
Zu dick aufgetragen.

Ich war aufgeblüht, aber sterbe ohne Erfüllung.
Ist das Leben als geliebte Ehe- und Hausfrau kein erfüllendes?
:D

Eine Weile bleibt er still sitzen, verloren in eigenen Gedanken.

Er hätte in dieser Situation nicht unbedingt denken müssen, sondern sich leer fühlen können.

Gedankenverloren zieht er den Mundschutz herunter und schenkt ihr und sich einen letzten Kuß.
Warum nicht "ihnen"?

Ich werde wieder reifen. Ich werde wieder blühen.
Wie wär´s mit "weiter reifen"?

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Para,

zum einen kenne Dich nicht nur als Vorleser von Gossentexten und zum anderen hat absolut jeder eine Berechtigung zur Kritik an meinen Geschichten.
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Bei den ersten Kursiveinschüben dachte ich an eine kleine Made. Das wurde nachher besser, s.u., aber die Schlussaussage überzeugte mich noch nicht.
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Nein, es handelt sich um die Krankheit. Aber was ist mit der Schlußaussage? Die Frau stirbt, die Krankheit also auch. Das ist der Sinn des "Lebens" der Krankheit. Sie hat also ihren Zweck erfüllt und stirbt mit der Frau.
Durch den Kuss hat die Krankheit aber einen Keim gesetzt. Sie lebt in dem Kein weiter und wird blühen.
Mach doch einen Vorschlag für einen überzeugenderen Schluss.

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Zu optimistisch, denn sie ist tod und für ihn verloren.
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Den Optimismus habe ich nicht erkannt. Ich habe seine Trauer beschrieben. Kann es sein, daß Du manchmal die Kursivtexte nicht gesehen hast und dadurch die Aussagen falschen Personen zugeordnet hast?

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Eine altbackende Umsetzung, die ohne originelle Elemente auszukommen versucht, sieht man von dem Madenmotiv einmal ab.
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???????????

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Hoffe, der Text baut nicht so sehr auf eigenen Erfahrungen auf, dass du mir diese Kritik verübelst.
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Nein, kein Problem.

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Es dauerte immer nur einen kurzen Moment.
Wirklich Perfekt? Haha, Wooortspiiiel!!!
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Genau !! Wenn in der Vergangenheit die Schmerzen auftraten.........

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Mir ist, als hätte ich geschlafen, ...lange, winzig klein, ohne Licht.

Kann man winzig klein schlafen?
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Dichterische Freiheit.

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Sie kauert flach atmend in dieser bizarren Haltung. Jeder tiefe Atemzug verstärkt den Schmerz.

Eine Verbindung per "denn" würde sich anbieten.
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Geändert in "verkrampft"
Sonst...nein.

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Es ist, als ob Sauerstoff eine Glut entfacht und die Flamme noch mächtiger auflodern läßt.

Das ist wirklich so, das hab ich in der Schule gelernt.
"der Sauerstoff"?
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Genau, Brennstofftechnik.
"der" kommt nicht, weil die Metapher so stärker ist.

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Das Läuten der Türglocke läßt sie zusammenzucken,

Fällt das nicht schwer, wenn man bereits total verkrampft dasitzt?
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Schon, aber man tut es, glaube mir.

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Hoffnung,... nicht aufgeben,... Schmerzlinderung...

Hier besser Anführungsstriche.
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Möchte ich nicht.

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Die Welt, in der ich schwimme, verliert die Geborgenheit, wird scharf und ätzend.

"Geborgenheit" verlangt nach einem ... hm... Fixpunkt, verstehst du?
Ich meine das zum Beispiel so: "Ich genoss die Geborgenheit, die die Welt mir vermittelte, doch..."
Dann sonst kann die Welt auch ihre Geborgenheit verlieren, was einen anderen Sinn ergeben würde.
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Ganz verstehe ich das nicht, behaupte aber einfach: Das ist Stil. Bzw. mir gefällt es so besser.
Die Welt in der die Krankheit lebt ist der Körper der Frau, das Blut, das durch Medikamente vergiftet wird.

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Ich bin schwach, führe einen Kampf, von dem ich weiß, daß ich ihn dennoch gewinnen werde. Ein Sieg um den Preis des eigenen Todes. Ein Sieg ohne Erfüllung. Ein Tod ohne Sinn.

"dennoch" bezieht sich auf Kampf führen". Unlogisch.
Ansonsten gut!
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Es bezieht sich auf die Schwäche. Trotz der Schwäche siegt die Krankheit, weil es ihre Bestimmung ist.

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Er schaut sie an und meint, ein Lächeln zieht über ihr faltiges, bleiches Gesicht, ein Ausdruck von vollkommener Harmonie und Liebe.

Zu dick aufgetragen
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Für mich: Ein intensives Gefühl

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Ich war aufgeblüht, aber sterbe ohne Erfüllung.

Ist das Leben als geliebte Ehe- und Hausfrau kein erfüllendes?
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Achtung: Kursiv. Das ist die Krankheit, nicht die Ehefrau!

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Eine Weile bleibt er still sitzen, verloren in eigenen Gedanken.

Er hätte in dieser Situation nicht unbedingt denken müssen, sondern sich leer fühlen können.
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Wenn man einen geliebten Menschen verliert, kann man wohl denken. Ich jedenfalls und der Mann auch.

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Gedankenverloren zieht er den Mundschutz herunter und schenkt ihr und sich einen letzten Kuß.

Warum nicht "ihnen"?
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Warum soll er denn seiner Frau und dem Mundschutz einen Kuss geben?

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Ich werde wieder reifen. Ich werde wieder blühen.

Wie wär´s mit "weiter reifen"?
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Die Krankheit stirbt. Sie lebt aber in dem Keim weiter, so wie Eltern in ihren Kindern.
Weiter reifen würde bedeuten, sie würde größer werden als sie schon ist. Das geht hier nicht.

Die Anmerkungen, die ich nicht angeführt habe, habe ich korrigiert und danke Dir dafür.
Ich meine, daß einige Kritikpunkte aus Deiner Sicht wohl berechtigt sind, nur bin ich vielleicht tatsächlich nicht so modern.
Also eine unmoderne Geschichte nach meinem Gefühl.

Danke und liebe Grüße

Uwe meint, die Geschichte sei in "Alltag" besser untergebracht.
Wenn noch jemand dieser Meinung ist, lasse ich sie verschieben.

 

Das ist dreimeriermäßig erdbebensicher gebaut!
Das mein ich: Man liest es und so ist es. Punkt.

Wie liebevoll du ie Beziehung zwischen dem alten Paar dargestellt hast. Ich finde ja, dass die Rührung in folgendem Satz gipfelt:

Sie hat sein Kommen bemerkt und hebt leicht ihre Hand, die er sogleich in seine schließt.

Das ist auch so ziemlich das Letzte, das er von ihr hat, sieht man von em Kuss ab, der ihm noch den Krankheitskeim bringt.
Doch, hat auch ein bissi was von Horror, einen Touch von.

Ein Text, den man zu Ende lesen MUSS, hat man ihn erst begonnen. Sehr BErührend!

In Alltag besser? Nicht unbedingt, aber auch ganz gut, würde ich sagen.


Zitat:
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Das Läuten der Türglocke läßt sie zusammenzucken,


Fällt das nicht schwer, wenn man bereits total verkrampft dasitzt?

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Nein! Das ist absolut so, denn da liegen die Nerven blamk und jedes kleinste Geräusch lässte einen zusammenzucken. Aufschrecken vielleicht? Dazu fehlt einem aber die Kraft. Nein, das passt schon.


Zitat:
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Gedankenverloren zieht er den Mundschutz herunter und schenkt ihr und sich einen letzten Kuß.

Warum nicht "ihnen"?
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Warum soll er denn seiner Frau und dem Mundschutz einen Kuss geben?


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Genial!
Abgesehen davon kommt sehr viel Gefühl rüber bei "schenkt ihr und sich einen letzten Kuß"


Ach ja und was mir unheimlich gut gefallen hat:

"Stimmen und eilige Schritte nähern sich auf dem Flur.
Seine letzten Sekunden allein mit ihr."

Eine sehr rührende und gleichzeitig traurige Geschichte, flüssig und packend erzählt.

Liebe Grüße
Barbara

 
Zuletzt bearbeitet:

barbara,
freut mich, daß dir auch diese geschichte gefallen hat.
die beantwortung der kritikpunkte war genau in meinem sinne.

 

Hatte, wie ersichtlich, die Kursiveinschübe als Gedankengänge der Frau gesehen und meine Kritik nicht editiert.

 

Hallo Manfred,

Deine Geschichte ist sehr, sehr gut! Ich habe sie mit Spannung und Anteilnahme gelesen. Die Liebesbeziehung zwischen dem alten Paar und den unvermeidlichen Abschied hast Du sehr feinfühlig dargestellt. Wie Uwe, dachte ich zunächst an Krebs, der sich im Körper der alten Frau ausbreitet. Aber ein Virus ist natürlich auch okay, die Art der Krankheit ist nicht wichtig, nur was sie bewirkt ...

Großes Lob und liebe Grüße
Barbara

 

Hallo Manfred!

Cool, dass die Geschichte verschoben wurde, sonst hätte ich sie vermutlich nicht gelesen. :)
Hat mir extrem gut gefallen. Du berührst, Deine Formulirungen sind ausgereift und nehemn mich mitten in die Geschichte rein. Die Liebe der beiden wird sher gefühlvoll und stakr herausgearbeitet, Traurigkeit und Leere kommen an. Die kuriven Teile stellen einen tollen Gegenzug zu dem restlichen Text da, Leben-Sterben, der Schluss ist abesolut gelungen. Der Text lässt einen nicht mehr los. Absolut gekonnt.

2 Kleinigkeiten:

"Gleichwürde er heimkommen" - so viele Leute gelesung und keienr sagt was?! Gleich würde

"durch die harten Plastikhandschuhe hindurch in ihre blasse, faltige Haut." - "hart" erscheint mir in dem Zusammenahng als unbeholfen, hart sind die Dinger ja eigentlcih nicht.

schöne Grüße
Anne

 

Hallo Barbara,
was soll ich sagen? ......Ich freu´ mich einfach!
................
die Art der Krankheit ist nicht wichtig, nur was sie bewirkt ....
...............
Das stimmt nicht ganz. Wenn die Frau an Krebs gestorben wäre, hätte ihr Mann sich nicht anstecken können.
So war es eigentlich Selbstmord. Für ihn war das Leben nun nicht mehr lebenswert.
Vielleicht wollte er auch so leiden wie sie, um ihr dadurch nahe zu sein.
Da gibt es viele Möglichkeiten.
Mit Krebs wäre das nicht so möglich.


Hallo Anne,
zur Verschiebung nach „Alltag“ muß ich sagen, daß Uwe ja schon angemerkt hatte, daß diese Geschichte dort wohl besser aufgehoben wäre.
Ich hab ne Weile überlegt und als ich mich dann dieser Meinung angeschlossen hatte, war sie nicht mehr auf der ersten Seite.
Ich wollte sie nicht künstlich nach vorne bringen und habe es daher gelassen.
Barbara hat mir also jetzt die Gelegenheit gegeben.
Danke auch für die Hinweise auf die Fehler. Ich werde sie gnadenlos ausmerzen.


Ich danke Euch für das große Lob.
Das hat schon gekribbelt.
Liebe grüße
Manfred

:D

 

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