Huhu Kanji,
bin zurück vom Strand …
Violett ist hervorragend gewählt für diesen Protagonisten. Eine Farbe der Macht und Leidenschaft, weiblich plus männlich. Mächtig, weil er als Übersetzerlein Santis atmosphärischen Roman in der Hand hält, Leidenschaft, weil er na ja, weil Vladislav offenbar liebt. Ein Kleid, Santi, seine Arbeit.
Ja, Rosa wäre over the top. Ich denk auch, dass das leidenschaftliche Violett gut passt.
Übrigens habe ich ein weiches Herz für literarische Übersetzer und Respekt vor dem, was sie leisten, denn das wird gerne mal unterschätzt. Vor einiger Zeit habe ich Interviews mit Übersetzern gelesen. Es ist total spanned, wie die das machen, wie sie versuchen, den Stil des Originalwerkes in eine andere Sprache und damit letztlich in eine andere Kultur zu übertragen. Wenn sich ein Wortspiel nicht übersetzen lässt, an einer anderen Stelle, wo es der Text erlaubt, eines einzubauen. Oder ab welcher Szene Figuren sich nicht mehr siezen, sondern duzen, wenn es diese Unterscheidung in der Originalsprache gar nicht gibt. Die Bezahlung dafür ist mau, daher das selbstironische „Übersetzerlein“.
Ein schöner Einwurf. Zum einen, weil er in meinen Ohren exotisch klingt und ich zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht weiß, wohin damit. Dann löst du Füchsin ihn auch noch als einen männlichen Namen auf.
In meinen ersten Entwürfen hieß die Hauptfigur noch Julia/n. Da hätte sie gerne ihren letzten Buchstaben
abgegeben. Dann musste aber unbedingt ein slawischer Name her, weil im homophoben Osteuropa und Russland Cross-Dressing ein Tabu ist, und jetzt möchte Vladislaw in Gedanken seinem Namen einen letzten Buchstaben
hinzufügen.
Schleichen klingt so aktiv nach Verstecken, aber ich denke, er ist ganz bei sich und diesem Stoff.
Das spielt nicht in Deutschland (daher die Metro) und - vielleicht mit ein wenig Selbstironie und Galgenhumor - möchte ich Vlad gerne weiter schleichen lassen.
Warm sind eher bloß die Wangen, wenn du mir damit seine Erregung zeigen möchtest, vielleicht sogar heiß
Ich denke da weniger an Erregung, sondern eher an Scham. Ein Brennen erschiene mir dafür zu stark, Wangen waren mir seltsamerweise zu feminin. Kurios, denn Männer haben ja nun einmal auch Wangen.
ich denke vor dem gefiele mir
Kein Problem, das ändere ich zurück
wenn er genau hinsieht hört es sich eher analytisch an - du könntest sagen, was er sieht und sich vorstellt. Ich hätt’ Zeit dafür
Momentan tendiere ich dazu, das nicht weiter auszubauen. Die Gewichtung liegt ja jetzt schon sehr auf dieser Kleid-im-Schaufenster-Szene. Dann würde ich das noch weiter verstärken. Ich möchte die Geschichte nicht ausweiten, sondern in dieser kompakten Form daran arbeiten.
Denn das Material/der Stoff, möglicherweise Seide, liegt gar nicht mal überall, zu spüren ist am ehesten auf den Schultern, der Taille, den Hüften, auf den Schenkeln. Er hat ja auch richtig Lust auf dieses Gefühl, so deucht mir.
Daaaanke, dass der Stoff nicht überall aufliegt, hatte ich mir auch schon überlegt (und dann wieder vergessen). Ich denke, das Wort „überall“ kann ich streichen.
Mit Santi bringst du jemanden ins Spiel, dessen Geschlecht mir auch nicht gleich klar ist - das ist clever, weil es so gut in dieses Gefühlsgeraffel passt und mich neugierig hält, ich will jetzt wissen, wer wer ist und wie die zueinander stehen n stuff.
Psst, ist die Abkürzung von Santiago, also männlich. Bis ich deine Zeilen gelesen habe, war mir die Rätselhaftigkeit dieser Stelle gar nicht so direkt klar. War wohl mehr so unterbewusst, dass Santi (je nach Background des Lesers) auch ein bisschen feminin anmuten kann.
Santi muss ihm wirklich vertrauen, erstaunlich, dass man sich dennoch nie vorher begegnet ist.
Meiner Kenntnis nach haben literarische Übersetzer eher selten Kontakt mit ihren Autoren. Der Autor (also Santi) entscheidet normalerweise auch nicht,
wer sein Buch übersetzen wird. Der Verlag kauft die Lizenzrechte für die deutsche Fassung und beauftragt den Übersetzer.
Ich dachte, dieses alkoholisierte Bewusstsein würde während des Skypens eine Rolle spielen [...] Okay, diese Impulsivität könnte ein Indiz für seine Beschwipstheit sein (ich krieg dieses Geplatze allerdings auch ohne Alkohol hin
Ja, die Beschwipstheit ist sehr dezent. Freut mich, dass du sie bemerkt hast.
Hach ja, I know. Aber süßes Deutsch scheint mir etwas ... infantil. Das erinnert mich an einen verliebten Teenager. Mir würde es gefallen, wenn ihm erneut etwas wie die schmalen Hände in Verzücken bringen würde. Also , ginge es nach mir.
Mein ganz privater Spleen. Das kommt daher, dass ich finde, dass gerade gebildete Menschen mit einem (in ihrer Muttersprache) hoch entwickelten Sprachempfinden, Fremdsprachen sehr putzig aussprechen, das hat eine ganz eigene Ästhetik.
Also, die letzte Entscheidung über diese Stelle ist aber noch nicht gefallen. Da muss ich nochmal mit Abstand draufgucken.
Heidegott, hat Santi ihn deshalb als Übersetzer ausgewählt? Weiß er mehr über ihn, als Vlad wusste, dass er's wüsste? Wow. Nur, dass er schon mal einen neuen Mantel mit die Höhle nahm, um zu meditieren? Hm. Aber wie sollte man sonst den Wandel zeigen und die ... eventuellen violetten Blüten.
Ach, mir egal.
Siehe oben, ich denke Santi hatte keinen Einfluss auf die Wahl der Übersetzers. Das ist also Zufall. Manchmal benötigt jemand doch einfach noch einen kleinen Input, irgendetwas Unbedeutendes, und dann rieselt die Erkenntnis, auf einmal wird etwas klar, was schon die ganze Zeit unterschwellig vorhanden war.
Das mit der Geschichte in der Geschichte auf so engem Raum, verknappt und mit weniger als 600 Worten, ist riskant. Ich interessiere mich gerade für kurze Kurzgeschichten und das ist irgendwie die Herausforderung, zumindest für mich.
Sie erkenne ihr wahres Ich, höre ich Santi wieder und wieder sagen.
Ich sags nicht gern, aber das kann weg. Manno, ich weiß das doch und freue mich, dass ich’s kapiere.
Stimmt, es ist ein sehr, sehr plakativer Satz. Ich hatte gehofft, damit durchzukommen, dass es nicht im Manuskript steht, sondern dass Santi das sagt, aber gut, Holzhammer bleibt Holzhammer. Ich muss mal überlegen, was ich da mache.
Danke für deinen hilfreichen Kommentar!
Liebe Grüße
Anne
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Hallo Lani,
lieben Dank für deinen wohlwollenden Kommentar und das Lob zur Erzählsprache.
Tut mir leid, dass es dir ein wenig zu kryptisch war. Ich selbst hasse ja manchmal auch Geschichten, wenn sie zu rätselhaft sind und ich beim Lesen so viel denken muss.
Obwohl du das wirklich sehr hübsch resümiert hast. Du hast auch nichts übersehen.
Mein Plan war (und ist), dass das ein kurzer Text sein soll und er als solcher möglichst funktioniert.
Die Geschichte in der Geschichte: Der, der da in die Höhle geht und als Sie wieder herauskommt, das war lange Zeit ein Zauberer / eine Zauberin. Ja, wie du ganz richtig schreibst, glaube ich auch nicht, dass es da in der Geschichte in der Geschichte darum geht, dass ein Mann eine Frau wird. Es ist nur ein kleiner Schubs, der Vlad die Augen öffnet. Manchmal ist es doch so, dass es nur ein kleines Detail braucht, und auf einmal ist es klar und da kommen die Tränen, weil man es endlich sieht.
Wie sehr Vladislav sich wünscht, Vladislava zu sein - keine Ahnung. Auf jeden Fall ist da so eine gewisse Tendenz und vor allen die Sehnsucht, dieses Kleid zu tragen. (Der niederländische Autor Maarten ´t Hart (Fan!) ist vor Jahren auch einmal in High Heels und Abendkleid aufgetreten. Na ja, bei ihm war es wohl mehr eine Provokation, nachdem ihn jemand Spießer genannt hatte.)
Was das Komma betrifft, das muss an der Stelle nicht da hin. Die zwei Hauptsätze sind schon durch das „und“ miteinander verbunden. Hat mir der Friedel beigebracht.
Liebe Grüße
Anne