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Der kleine Krieg

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24.03.2013
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Der kleine Krieg

Das bäuerliche Grundstück lag friedlich in einer lebensfrohen, satt-grünen Landschaft. Vögel erfüllten die kühle Aprilluft des Jahres 1915 mit lieblichen Beiträgen. Umsäumt von kleinen Waldstücken und auslaufenden, braunen Ackerfeldern, bereit, den Samen aufzunehmen, und grünen, saftigen Auen, strahlte dieses Stück Land eine ungebrochene Idylle aus.

Diese Idylle war nun bereit um in Besitz genommen zu werden; ganz so wie ein verlockend süsser Apfel sich einem lüsternen Gaumen nicht zu entziehen vermag. Starr und ernst blickten die Soldaten geradeaus. Der hochgewachsene Offizier schritt vor ihnen zackig auf und ab, während er die Taktik erläuterte: „Da drüben stecken die Franzmänner. Diese Feiglinge haben sich verschanzt. Jetzt ist es Zeit für den letzten entscheidenden Schlag. Wir werden sie wegfegen!“ Bewundernd blickten die Untergebenen zu ihm auf, begierig, seinem Befehl Folge zu leisten.

Dann setzte sich der Zug in Bewegung. Mit dem Offizier voraus, der die kaiserliche Flagge in der Hand hielt, marschierten sie in einer lockeren Linie dem vor ihnen liegenden Wäldchen entgegen. Zielstrebig überquerten sie die Wiesen und Ackerfurchen, vorbei an Sträuchern und Obstbäumen. Max hielt sein Gewehr entschlossen an die Schulter gepresst; neben ihm Heinrich, etwas jünger und unerfahrener, doch nicht minder bereit, den Sieg zu erringen. Der Offizier indes trug eine schwarze Jacke, die aus den Schuhen tretenden Strümpfe waren bis zu den Knien hochgezogen.

In dem sonnenbeschienen Wäldchen waren schon aus der Ferne erste Gestalten zu sehen. Max wurde unruhiger. Der Offizier forderte zum Anlegen auf. Erste Schüsse waren zu hören. „Puff! Peng!“ - „Feuer frei!“, erwiderte der Vorgesetzte auf den Beschuss hin. „Peng! Peng! Pew!“ - „Vorrücken“, befahl er nun forsch. Im Laufschritt erreichten sie dann das Wäldchen. Erste Tannzapfen hagelten ihnen entgegen. „Autsch!“, schrie Heinrich entsetzt, von einem Geschoss getroffen. Auch Max war verwundet, doch er schaffte es, einen kleinwüchsigen Franzosen niederzuringen. Die übrigen Gegner hatten sich in der Scheune verschanzt. Weinend lagen die bereits Besiegten am Boden oder machten sich angsterfüllt aus dem Staub. Mit einem Akt letzter Gewalt, gelang es den Deutschen die Scheune zu erobern. Die Kapitulation wurde ausgesprochen, Frankreich gedemütigt. Anlässlich der Siegeszeremonie erhielt Max von dem Offizier einen Orden. Übermütig rief er daraufhin laut aus: „Es lebe Deutschland! Sieg unserem Vaterland!“ Die anderen stimmten sogleich ein.

„Warum müssen wir immer verlieren?!“, empörte sich nun Otto, der Anführer des französischen Verbands. Auch er gehörte zu den Älteren wie der Offizier. Ein grauer Mantel überdeckte seinen massigen Körper.
„Na, weil die Franzosen verloren haben und wieder verlieren werden!“, gab der Offizier des deutschen Zuges zum Besten, immer noch stolz die Entscheidungsschlacht gewonnen zu haben.
„Dann möchte ich auch mal die Deutschen spielen!“, meinte Otto beleidigt.
„Vielleicht, wenn du dich als mutig genug erweist“, sagte der Offizier. „Mein Papa ist an der Westfront in Flandern; und wo ist deiner?“
Otto sah betreten zu Boden.
„Da seht ihr’s, bei den Franzmännern ist der ganz recht!“, meinte der selbsternannte Offizier.
„Wart nur, Wilhelm, dir zeig ich was deutsch heisst!“, rief Otto nun zornig und warf sich auf den Offizier.

Etwas weiter weg aus dem Haus gegenüber dem Waldstück, erklang die Stimme der Mutter: „Kinder, kommt schnell rein, ich muss euch was erzählen!“ Ihre Stimme hatte etwas Wehmütiges. Beim Haus angekommen, teilte die Mutter ansonsten so lebhaft, nun kläglich und beinahe flüsternd, dass Vati wieder nach Hause komme. „Toll! Kommen sie zurück aus Paris?!“, jubelte Max. Heinrich war ebenfalls erfreut. Wilhelm hingegen ahnte das Unheil.

 

Fröhliche Vögel erfüllten die kühle Aprilluft des Jahres 1915 mit lieblichen Beiträgen.

Du scheinst mir ja ein rechter Spaßvogel zu sein,

lieber Tiscar,

schon wieder ein locker-lustiges Geschichtlein einer fröhlich-kindlichen Guerilla – und das im April 15 mit dem von deutscher Seite begonnen Gaskrieg (eine Generation später wird der Gastod von einem der Helden der europäischen Urkatastrophe ganzen Volksgruppen verwaltungsmäßig verordnet werden).
Woran erkennt man eigentlich auch nur einen fröhlichen Vogel? An seinen Ruf(en) sicherlich nicht!

Da drüben stecken die Franzmänner.
Sagte ein kindlicher Offizier nicht eher „die Froschfresser“, wie es auch die Presse dem gemeinen Volk vorgab?

…, der die kaiserliche Flagge in der Hand hielt, …
Welche kaiserliche Flagge?
Schwarz-Weiß-Rot waren zunächst die Farben des Norddeutschen Bundes (SW Preußen, RW Brandenburg) und 1871 bewusst im Gegensatz zu SRG(old) übernommen, seit 1892 Reichsfarben
Aber auch die Krieger sind schon im April 15 desillusioniert, hatten sie doch wie 70/71 auf einen schnellen Sieg gegen den Erzfeind gehofft (Stichwort: Schlieffen-Plan, der bereits 19o5 in teutschen Schubladen lag) und waren ins Feld gezogen mit der Aussicht, spätestens im Dezember („Weihnachten“) wieder zurückzusein und finden den aberwitzigen Stellungskrieg vor.

Aber grundsätzlich scheinstu vor allem mit der Zeichensetzung auf Kriegsfuß zu stehn:

Umsäumt von kleinen Waldstücken und auslaufenden[,] braunen Ackerfeldern, bereit[,] den Samen aufzunehmen[,] und grünen[,] saftigen Auen, strahlte dieses Stück Land eine ungebrochene Idylle aus.
Bewundernd blickten die Untergebenen zu ihm auf, begierig[,] seinem Befehl Folge zu leisten.
…, doch nicht minder bereit[,] den Sieg zu erringen.
Usw. usf.

Da wüsst ich gern, was die schwarze Jacke „auf sich“ und die Kniestrümpfe bedeuten sollen …

Der Offizier indes trug eine schwarze Jacke auf sich, die aus den Schuhen tretenden Strümpfe bis zu den Knien hochgezogen.
Partisan?

Nix für ungut – das ist nix und – wie ich finde – ein fürchterlicher Kindskram über ein größenwahnsinnig-schlimme Zeit!

Vriedel Polemikos

 

Lieber "Vriedel Polemikos"

Danke für Deinen fixen Kommentar. Ich war schon ganz gespannt auf die kommenden Reaktionen.
Ich hoffe, dass der satirische Gehalt der Geschichte nicht den Orden "lächerlich" verleiht kriegt.

Du scheinst mir da echt Ahnung von der Zeit zu haben. Meine Achtung. Das ist eben der Fluch wenn man sich in die Rubrik Historik wagt. Solche kleinen Details fallen selbst bei einer so vagen Geschichte wie meiner auf. Vor allem das mit den Flaggen war mir bisweilen nicht bewusst. Danke für den Hinweis.

Dass die Deutschen schon 1915 desillousionisiert waren, liegt auf der Hand. Alleine schon der Einsatz des Chlorgases scheint mir ein umissverständliches Zeichen der Erstarrung der Fronten zu sein. Ich bin mir jedoch nicht sicher ob bei den Kindern etwas von dieser Stimmung an der Front ankam und wenn ja wie viel.

Ja, die Kommasetzung liegt mir noch nicht sonderlich aber ich bemühe mich, stehts daran zu arbeiten. Dabei fange ich gleich hier an. Falls Du die Musse dazu hast, darfst Du gerne nochmals den Text auf noch missende Kommas durchleuchten.

Hinter der schwarzen Jacke und den Kniestrümpfen liegt indes keine tiefere Bedeutung. Es sollte einfach auf die heterogene Bekleidung der Kinder hinweisen; also keine Uniformen.

Aus Deinem zweitletzten Satz werde ich noch nicht schlau. Also ist deine Schlussfolgerung, dass meine Geschichte eine zu lustig-lässige Behandlung des Ersten Welkrieges ist?

Deine "Polemik" nehme ich jedenfalls mal gelassen. Darfst gerne wieder kommentieren!;)

-Tiscar

 

Aus Deinem zweitletzten Satz werde ich noch nicht schlau. Also ist deine Schlussfolgerung, dass meine Geschichte eine zu lustig-lässige Behandlung des Ersten Welkrieges ist?
(Ist übrigens der letzte Satz, den Du meinst, aber Du beantwortest ihn schon richtig

lieber Tiscar,

aber wenn wir die Zeit danach sehen - darf man sich über Hitler lustig machen? Ja, sag ich mit Helge Schneider und damit auch über alle Gläubigen nebst Mitläufern. Fürchte freilich, dass die Demokratur, wie sie sich unter der Herrschaft der Finanzbarone entwickelt, nahe dran ist an einer Wiederholung. Aber das ist eine ganz andere Geschichte.

Ich denk schon, dass Kinder ein feines Gespür für anstehende miese Zeiten haben.

Bis zum nächsten Mal, sagt der

Friedel

 

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