Der Hund macht´s
Der Hund macht´s
10:00 Uhr hatte es gerade geläutet. Es war Freitag und uns war gerade so langweilig wie immer freitags um diese Zeit. Ja, genau, richtig geraten: Wir saßen gerade in der Schule und hatten Latein.... Unser Lehrer versuchte, uns die lateinische Grammatik etwas näher zu bringen und schrieb nun schon eine halbe Stunde irgendetwas an die Tafel, was nur unser Primus kapierte. Dieser meldete sich bei so ziemlich jeder Frage des Lehers und wir anderen Schüler verstanden wie immer nur Bahnhof. Was wollte man denn mit so einer toten Sprache?! Zusätzlich unterrichtete unser Lateinlehrer die Fächer Sport, Biologie und organisierte außerdem einen Kurs für Bildhauerei. Also wenn er bei der Analyse einer Skulptur beispielsweise die Kontur betrachtet, stell ich mir das schon spannender vor als das, was wir hier machen. So etwas ist doch viel interessanter!
Um 10:15 Uhr klopfte es an der Tür unseres Klassenraumes. Der Schulpsychologe stand vor uns und meinte zu Jürgen, einem Mitschüler von uns, er solle ihm auf der Stelle in sein Sprechzimmer folgen. Jürgen, ein eher schüchterner Junge, stand sofort auf und ging mit Herrn Pett, dem Schulpsychologen, hinaus, ohne zu wissen, was abging. Jetzt fragten wir uns natürlich, was Jürgen, ein Junge, der wirklich keiner Fliege etwas tut, verbrochen hatte. Ob es ein Versehen war, dass man ihn beschuldigte? In der Pause dann die Aufklärung: Überall hörte man Schüler über diese „Tat“ sprechen, einige schienen sehr ernst dabei, andere fanden es wohl eher amüsant: Jürgen hatte doch tatsächlich Dingo, den Basset des Hausmeisters, mit einer Rassel ins Zimmer der Direktorin gelockt, – diese war zu der Tatzeit auf der Toilette – obwohl diese sehr allergisch auf Hunde reagierte. Man hörte sie jetzt nur noch niesen, ihre Augen waren feuerrot, Tränen schossen ihr übers komplette Gesicht! Welch ein Anblick!
Aber warum hatte Jürgen das getan? Nun, er wurde von zwei älteren Schülern dazu angestiftet, da diese ihm gesagt hatten, dass die Direktorin heute Geburtstag habe und sich schon immer einen Basset wünsche. Jürgen sollte den Hund also heimlich unter den Schreibtisch der Direktorin führen und ihm wurde versprochen, dass man einen Riesen-Artikel in die Zeitung setzen werde, in dem steht, welch eine Freude der Schüler Jürgen B. seiner Direktorin doch neulich bereitet hat. Außerdem sollte er eine besondere Auszeichnung bekommen. Jürgen wusste nicht, dass der Hund dem Hausmeister gehört und glaubte die ganze Story.
Einen Zeitungsartikel gab es trotzdem, allerdings verfasst von Jürgen, in dem die ganze Wahrheit geschrieben stand. Die beiden älteren Schüler wurden deswegen von der Schule verwiesen. Darüber freute sich so ziemlich jeder in der Schule, denn die beiden waren jedem als Schlawiner bekannt. Jürgen gewann durch diese Aktion endlich Selbstvertrauen und wir erinnern uns jetzt mit ihm ausnahmsweise gerne an die Lateinstunde zurück.