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Der Geselle und sein Meister, der Tod und die Null

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12.04.2007
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Der Geselle und sein Meister, der Tod und die Null

Der Geselle und sein Meister, der Tod und die Null

oder

Back to the Routes

Ohne selbst eine einzige Zeile hinterlassen zu haben, sind mancherlei Aufzeichnungen über den unbestechlichen Meister auf uns gekommen. Manchem seiner Worte sind darüber Flügel erwachsen. Wer etwas auf sich hält und etwas gelten will, hat sicherlich schon einmal im Werke seines bekanntesten und bedeutendsten Schülers geblättert, um die Hebammenkunst des Meisters zu bewundern. Können wir uns daraus ein leidliches Bild seines Intellektes machen, so sind fast keine Aufzeichnungen über den Charakter des Meisters überliefert. Bisher sind wir darum auf ein einziges, eher zweifelhaftes Gemälde angewiesen, welches uns sein jüngster, aber nicht weniger bedeutsamer Schüler vom geringen Heldentum und der mangelnden Tapferkeit des Meisters gezeichnet hat.
Diese Charakterstudie könnte gar bald um eine Nuance verfeinert werden, wenn in diesen Tagen ein weiterer, bisher unbekannter und doch umso bedeutsamerer Fund über den alten Meister ans Licht der Öffentlichkeit gedrungen wäre. Unweit des Turiner Grabtuches beim Renovieren einer kleinen Mietwohnung wurde hinter einigen älterer Lagen Tapeten ein Dokument gefunden, welches die Welt verändern könnte, müssten die zuständigen Behörden nicht um den Erhalt des Fundes bangen. So aber erklärten die Behörden nicht ohne einen gewissen Stolz den Fundort in toto zum Reliquiar, indem sie sich auf die kirchliche Reliquie in der Nachbarschaft bezogen. Dieses Reliquar muss keine Konkurrenz fürchten gleich andern und ist doch zugleich weitaus älter als irgend ein andres. Sei’s ein Grab- oder Schweißtuch der Veronika und ein beliebiger Splitter von Golgatha, wär’s ein abgenagter Knochen eines Königs, Magiers oder Heiligen, ein eingetrockneter Tropfen Blutes Jesu auf einem unerreichbaren Montsalvage oder eines sonstigen x-beliebigen heiligen Dinges. Wie nebenbei verspricht man sich positive Auswirkungen auf die Touristik, was der behördlichen Regelung die Zustimmung der einheimischen Wirtschaft beschert, welche die Heiligtümer unterm Stichwort „4 Tour-in 04“ vermarktet.

Das kleine Schriftstück – oder besser für die große Gemeinde der Wissenschaftsgläubigen: die Reliquie wirft ein anderes Licht auf die Grundfesten abendländischer Kultur als es Platon oder der arme BB jemals hätten entzünden können. Es sind handschriftliche und damit über alle Zweifel erhabene Notizen des Giuseppe Peano, des Meisters Schüler aus den italischen Kolonien, die zugleich die Geburtsstunde der vollständigen Induktion bezeugen.

»… Gewitzt und übermütig saßen wir [Anm. d. Hg.: gemeint sind der Meister und G. P., der mutmaßliche Autor der Zeilen] am Rande des Marktplatzes. Die Macht des Weines verhalf uns schnell, den Seekrieg und seine Folgen zu vergessen wie auch die chaotischen dreißig Tyrannen, um uns der großen Zeit des Perikles hinzugeben. Wir redeten befreit und offen über dies und das, über Athen, Pallas Athene und das Athenäum, Panathinaikos und die Welt, über Apoll, Apollinaire und dem fernen Apollinarisbrunnen, als ein Bote der Tyrannen über den Platz eilte und überraschend an uns herantrat, um uns mitzuteilen, dass Freund Alki… [der vollständige Name des Freundes ist den Herausgebern bekannt] vom Satrapen und persischen [nach einer andern Lesart „iranischen“ oder „ironischen“] Schurken Pharmabajazzo ermordet worden sei, was dem Meister einige wenige Tränen in die Augen trieb, auf dass er wie geistesabwesend murmelte: „Hätt’ also die spartanische Fraktion auf janzer Linje obsiegt. Aber mein junger Freund wusste, wat ihn erwartete“, um mit festerer Stimme zu schließen: „Welchen Jrund sollt’et also zur Trauer jeben?“
Nachdem der Meister mit dem Handrücken über seine Augenhöhlen gefahren war und die Tränen getrocknet hatte, murmelte er gefasst und geläutert wie immer: „Wenn dat kein Grund is’, wat dann?“, um eine weitere Karaffe Weines zu erbitten nebst einer Flasche billigsten Fusels.

Nun fand ich den Mut, zum ersten Male an diesem Tag mich direkt und ungefragt an den Meister zu wenden mit den vorsichtig tastenden Worten: „Meister, eben sagtest Du, dass Du nichts wüsstest …“ und versuchte ihn zu locken: „ … außer um Dein Nichtwissen.“ Als er dem schweigend zuzustimmen schien, wagte ich fortzufahren: „Damit bewiesest Du aber doch etwas zu wissen.“
Da wieder keine Reaktion erfolgte, zweifelte ich daran, dass der Meister überhaupt noch zuhörte und meinte heftiger: „Zumindest wüsstest Du etwas, von dem wir alle nichts wissen“, worauf der Meister den Kopf schüttelte und ganz ruhig erwiderte: „Nee, mein Freundchen, dat trifft’et nich’! –
Meinste nich’, datt ich dann schon wie unser armer Freund hinjerichtet worden wär, jilt doch auch hier die Regel, wer zu viel weiß, wird erschossen! –
Der muss zumindest sterben – is’ ja ejal wie … und wodurch. -
Ich sagte schlicht und einfach, datt ich nix zu wissen wisse.“

Als ich nun schwieg, lachte er heftig, schaute mich dann neugierig und hernach herausfordernd an, dass ich fortsetzte: „Wenn Du aber weißt, dass Du nichts weißt, so weißt Du doch mehr, als dass Du nichts wüsstest.“
Hier brach der Meister sein Schweigen, dass es aus ihm hervorsprudelte: „Mein lieber Juppi, ’t is’ nich’ janz so, wie De’t schilderst. Mein Wissen is’n natürliches, will sagen, unjeschultes Wissen. Und jedes natürliche Wissen umschließt sein Nichtwissen: aus’m Wissen folgt’et Nichtwissen als’ner höhern Form. –
Verstehst’e? –
Nee, ne? –
So wie etwa eins und eins zwo, die zwo aber nix ohne die eins is’."

Der Meister unterbrach sich selbst, um zu ergründen, ob ich ihn verstanden hätte, und zugleich einen kräftigen Schluck Ouso zu nehmen.
Ich hatte verstanden! und setzte ein: „Dein natürliches Wissen folgt aber nicht notwendig aus dem Nichtwissen, denn dieses weiß nichts von sich selber, so wie etwa eins keiner natürlichen Zahl nachfolgt."
Ich schluckte kurz vom Anis und fuhr fort: „Deinem Wissen ums Nichtwissen folgt also etwas anderes als etwa ein Nichtwissen um Dein Wissen. Das wäre, träfe es nicht zu, ein endloser Zirkel."
Für einen Augenblick verlor der Meister seine Contenance und schimpfte gleich einem Rohrspatz: „Dat is’ doch kein Zirkus hintern sieben Bergen! Ich weiß um eure italische Jeschäftstüchtigkeit aus allem und vor allem aus Nix ein Event zu machen! Wat kommst’e Lauser mir mit’nem Wort, datt et hier bei mir jar nich’ jibt! Dat is’ fast noch schlimmer, als schaute ich auf’ne Armbanduhr, trüge’nen Ring durch die Nase oder – wat am schlimmsten wäre - einen Ehering! Dat eine jebührt dem Ochsen, dat andre dem, der unter Pantoffeln jerät, und die Zeit der Patriarchin, die ihr Itaker Frau Papa nennt …“, dass er ans Schreien kam und alle, die zu Markte krochen, uns anstarrten: „Ich bin keine circensische oder cabaret-reife Nummer! Und wenn noch ma’ so’n Lapsus jeschieht, hau ich Dir den Anis um d’e Ohren!“
Da der Meister erschöpft wirkte und nur noch nickte, meiner vorherigen Rede trotz allem zuzustimmen schien, sprach ich nun selbst heftiger weiter: „Dein Wissen niederster Art, eben: das Wissen ums Nichtwissen kommt jedem Wissen zu, da es dieses umschließen muss", dass er nunmehr brüllte: „Macht dat nich’ den Unterschied, datt der Klugscheißer weiß, dat er nix weiß, der Dummkopp aber nich’?“

Da ich nun länger erschrocken schwieg, fragte der Meister, nun wieder ruhig, was denn der Rede Sinn und Nutzen sei.
Ich antwortete forsch, niemand könne sagen, was nicht gesagt werden könnte. Trotz des Bluts im Alkohol durchschaute er die Zweideutigkeit meiner Antwort und war überrascht, kannte er mich doch bisher nur als Liebhaber des Eindeutigen, und erwiderte, ob denn jeder sagen könne, was gesagt werden könnte. Und er gab selbst die Antwort, nun wieder milde gestimmt: „Nee, nee, mein Sohn, denn auch wat jesagt werden kann, wird oft verschwiegen und meistens nich’ma’ jedacht."

Aber das wäre schon ein anderes Kapitel, denn gerade da kam der Haussklave des Meisters und berichtete im Auftrage seines Eheweibes, dass der gemeinsame Sohn gerade gestorben sei. Was für eine Welt!, dachte ich melancholisch beschämt, aber der Meister antwortete wie zu sich selbst: „Wusst’s’e nich’, datt ich nur’nen Sterblichen jezeugt hab?“
Und dann deutlich zu dem haushaltsnah Beschäftigten - nun wieder Herr seiner selbst: „Sag der Hausfrau, datt ihr doch bekannt sein sollte, datt s’e nur’nen Sterblichen zur Welt jebracht habe und sie möge mich nich’ immer in meiner Berufung stören!“, um nun den Fusel in sich hineinzukippen.
Der Haussklave verließ uns verwirrt oder verängstigt, was ich nicht zu beurteilen vermag. Der Meister aber murmelte nun wieder wie zu sich selbst: „Nee, zur Zankthippe krie’n mich keine zwölf Pferde mehr …“

An diesem Abend beantragte m. W. der Meister den Schirlingsbecher durch Selbstanzeige, doch ließen die gar bald wechselnden Regierungen den Antrag liegen und hielten ihn somit offen, um offensichtlich dem Meister die Flucht zu ermöglichen. Dieses verschwiegene Angebot nahm der freilich sein Leben lang nicht an, war ihm doch jedes Gräuel erträglicher, als … [Anm. d. Hg.: Von hier an ist das Dokument ursächlich durch Feuchtigkeit beschädigt, dass nur noch bruchstückhafte Stellen erhalten sind, die freilich zwei Varianten zulassen:] … sich mit seinem rechtmäßigen Weibe zu unterhalten« oder »sein rechtmäßiges Weib zu unterhalten.«

Bliebe noch anzufügen, dass dem Meister mehr als vier Jahre nach diesem Vorfall der Schirlingsbecher gereicht wurde. Freilich nicht auf seine Selbstanzeige hin, sondern auf die Klage des Wirtes, der dem Meister in unendlicher Geduld den überaus reichlichen Verzehr bis zum eigenen Ruin hin angeschrieben hatte.

 

Hallo Friedel

Das Bild des Meisters lässt mich schmunzeln, das Schierlingskraut schmeckt nach Unsterblichkeit. Oder waren es die fragenden Worte?

Deine jüngste Schöpfung aus der Antike, die im Zeitsprung es selbst Guglielmus Apollinaris Albertus de Kostrowitsky erlaubt mit den Getreuen von Bacchus zu bechern, und dies in der Wirtsstube der attischen Demokratie, lässt meine Erinnerung peinlich windend Fragen, welches ist Wirklichkeit und was ist Ironie. Mein Amüsement im Geist wird dabei von der Konzentration zerfetzt, die mich immer wieder innehalten lässt, den Meister bedenkend. Ich vermeinte zuweilen den Wanne-Eickelschen-Dialekt, wie in jungen Jahren einst von einer Jutta zelebriert, durch das delphische Orakel röhren zu hören, aber war es wohl das turinische Salve, welches als Stakkato dem Grabtuch entwich.

Mein Nichtwissen scheitert an der Prüfung des Textes, der Selbstprüfung und der Sachprüfung, ist es nun Satire oder ein Ränkespiel? Oder ist dies dasselbe? Ich komme wohl nicht umhin, es noch mehrfach zu bedenken, bevor ich es ketzerischen Anhängern vorsokratischer Zeit zurechnen werd.

Gruss

Anakreon

 

>Das Bild des Meisters lässt mich schmunzeln<, sagstu,

lieber Anakreon (das Pseudonym fügte sich vorzüglich in die kleine Geschichte ein),

nicht aber Xanthippe, die Zankthippe des Meisters, der wie im Ruhrpott mit rheinischem Einschlag spricht, und weil der Zeitspruch nahezu 2 1/2 Jahrtausende umfasst sollte ich den Text in aller Ironie als SF vorwärts und Rückwärts auf dem Zahlenstrahl, pardon, Zeitstrahl bezeichnen. SF aber nicht als sciense, sondern als satire fiction.

Gültig und damit wirklich sind zumindest die Peano-Axiome als Grundlage der math. Axiomatik überhaupt. Das man sich darüber auslassen kann wird der mathematische Laie begreifen, wenn er sie erläutern müsste. Der Hellene und der Ita(li)ker werden mir verzeihn, vielleicht könnten sie sogar drüber lachen. Was nun freilich den Sophisten entwendet und abgewandelt wurde, ist die Sache mit dem Sohne.

Ich Dank Dir fürs Lesen & den Beitrag. aber halt: was war noch mal die Frage?

Aus der Sintflut grüßt der

Friedel

 

Lieber Friedel,

beim Überliegen des Textes habe ich festgestellt, dass es sich um eine Kurzgeschichte handelt. Worin der satirische Gehalt besteht, erschließt sich mir aber nicht ganz.
Vielleicht bringen weitere Lesermeinungen etwas zutage, was den Kriterien für Satire (zu finden ganz oben in dieser Rubrik) genügt. Ich muss leider sagen, dass deine Art zu schreiben es mir unmöglich macht, mich mit deinen Texten inhaltlich auseinander zu setzen, da ich sie als unästhetisch und sterbenslangweilig empfinde. Bitte verzeih diese deutlichen Worte, die keinesfalls als Beleidigung gedacht sind. Ich finde dich sympathisch und freue mich (manchmal) über deine Kritiken. Allerdings kann ich deine Texte nicht lesen, ebensowenig wie ich z. B. die Bestandteile der Mäuse, die uns unsere Katze in bester Absicht auf die Fußmatte legt, verspeisen könnte. Falls der Text also eine pointierte Kritik am allgemeinen Umgang mit Wissen oder scharfsinnige historische Analogien oder sogar eine satirische Pointe enthält, würde ich mich freuen, wenn ein anderer Leser (oder eine andere Leserin) sie erklären und in verständliches Deutsch übersetzen würde.

Freundliche Grüße,

Berg

 
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Hey Berg, na, wir hätten zum Beispiel das Aufschieben des Antrags auf einen Schierlingsbecher, was als Bürokratiekritik verstanden werden kann, gesetzt den Fall, Sterbehilfe wäre legal. Die Reliquiengläubigkeit wird aufs Korn genommen, was in dem Fall, da das Vorbild des Meisters ein Philosoph war, der nicht mal Geschriebenes hinterließ, weil er bereits damals die Buchstabengläubigkeit des Menschen fürchtete, zu einer wesentlich allgemeineren und fundamentaleren Kritik am Herdenwesen Mensch führt, das gern mal wiederkäut ohne zu hinterfragen.
Der verehrte Meister wird selbst satirisch verarbeitet, durch Dialekt und, nehm ich an, auch den Inhalt seiner Rede. Zugegeben, das ist Spekulation. Den Inhalt kapier ich nämlich auch nicht. Ich fürchte, der Dialog rund ums sokratische Nichtwissen ist so ein Beispiel für Philosophie, die sich mit Vorliebe ins eigene Knie fickte, wenn sie könnte. So wirkts wie der Versuch den leeren Raum zu begatten.
Hatte paar schöne Momente, Friedrichard, aber dazwischen schwebte einfach zu viel in höhern Sphären. Da krieg ich keinen Zugang. Verständnis müsste hier erarbeitet werden, denk ich, falls es möglich ist. Und wenn ich Denkarbeiten will, les ich lieber Philosophie als Satire.
Viele Grüße

 

Hallo Berg,
grüß Dich, Kubus,

ich dank Euch fürs Lesen - >beim Überliegen<, was ich mal nicht buchstäblich nehmen will, lieber Berg, es sei denn, Du wärst bereits beim eher "flüchtigen" Lesen des kleinen Textes darüber zusammengebrochen - und die Beiträge. Dass es eine "Kurzgeschichte" sei, ist wohl unstrittig.

Kubus hat bereits einen Versuch gestartet, "satirische" Elemente herauszupicken - obwohl er zugeben muss, nicht alles verstanden zu haben, was ich - ohne alle Ironie - mutig & lobenswert find, mein ich doch, gar nicht alles verstehen zu wollen/müssen/können, ohne es in Unverständnis umschlagen zu lassen. Zudem möcht ich eh nicht alles wissen, sofern es mich nicht interessiert - mich interessiert aber verdammt viel, dass ich es hier gar nicht erst darstellen will. Ihr werdet mir zunächst verzeiehn, dass ich meine Intention nicht ausbreite. Oft entdecken andere Deutungen eines Textes, die der Autor selbst nicht erwartet hätte. Aber Kubus ist schon auf einem richtigen Weg ... zumindest ist er nicht "on the woodway" wie der zwote Bundespräsident Lübke es einmal formulierte gegenüber der Queen.

Ich bedauer, lieber Berg, dass Du meine Schreibe >als unästhetisch und sterbenslangweilig< empfindest. Da muss & kann ich mit leben, auch wenn ich nkeine Langeweile kenne, es wird aber hoffentlich niemand erwarten, dass ich sie auch so empfinde oder gar nun schriebe , dass es jedem gefalle. Gerade das könnte dann keine Satire mehr sein, wäre bestenfalls Kabarett, bei dem die Betroffenen im Publikum sitzen und fröhlich (weil sie ja Humor haben) mitlachen. Und bevor wir eine Diskussion um Aesthetik und Kurzweil eintretetn, will ich mal die angesprochene Rubrik heranziehen:

>Die Satire ist die literarische Form der Ironie bzw. des Sarkasmus'.< Sollte die Prämisse nicht erfüllt sein? Nee, ne, nich' wirklich.

>Durch die Reduzierung auf den negativen Kern einer Sache, ...< Wissenschaftsgläubigkeit als Religionsersatz wär doch schon was. wie auch

>die Überspitzung bestimmter Charakteristiken einer Person oder Gesellschaftsschicht, ...< Wie wär's da mit dem Meister?

>ist sie der Ausdruck einer geschichtlichen und/oder gesellschaftlichen Kritik.<
Seh ich auch als erfüllt (Mord an Alki...-biades, dem Ziehsohn Perikles, dem Freund Sokrates), um nur ein Beispiel zu nennen.

>Die Überspitzung geht z.T. so weit, dass die beschriebenen Situationen und Verhaltensweisen lächerlich und absurd werden.< Na, wenn nicht wenigstens dem so ist, was dann?

>Ihr Ziel ist es, auf die vom Autor empfundenen Missstände, deren Lächerlichkeit, Kritikwürdigkeit und sogar Gefährlichkeit aufmerksam zu machen.< Der/die Autor/en dieser Richtlinien sagen es, wie ich es nicht eindeutiger sagen könnte (denn auch so etwas gibt's bei mir, nur nicht hier in dem Fall).

Das soll's dann für heute gewesen sein, bevor ich jemand langweile.

Gruß & schönes Wochenende vom

Friedel

 
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Hallo Berg

Andere Autoren wurden von Dir gebeten, das Werk zu deuten.

Ich fühle mich nicht berufen, ein Urteil zu fällen, ob das Werk im Schrein der Rubriken korrekt platziert ist, bin ich doch kein Satiriker, sondern nur ein einfacher Poet. Einzig in Form und Wirkung eines Advocatus Diaboli (gegen wen auch immer) will ich kurz meine bedenkenden Worte einbringen, wie ich es selbst interpretiere, ohne dass dies sakrosankt sein kann.

Die Figur des Meisters ist leicht zu deuten, wird doch von der Hebammenkunst gesprochen, die Mäeutik, der Lehre des strukturierten Dialoges von Sokrates. In wenigen Teilen orientiert es sich an historischen Tatsachen, diese jedoch persiflierend und mit mythologischen und andern Figuren, auch fiktive, mischend, in Wirtshausgelagen ausufernd. Sokrates selbst unterrichtete seine Schüler nicht in dem er seine These redete, sondern diese mit Fragen und Hinterfragungen zu Erkenntnissen führte.

Im antiken Griechenland gab es das Satyrspiel, die andere Dramengattungen von Komödie und Tragödie relativierend darstellte, wobei es als Kritik zu werten war.

Sokrates konnte schon im antiken Griechenland der satirischen Darstellung nicht entgehen, so hatte ihn der Komödiendichter Aristophanes in seiner Komödie Die Wolken seiner Lebensart und Lehre in manchen Punkten karikiert, die zwanzig Jahre später als Anklagepunkte im Prozess gegen ihn vorgebracht wurden. In Der Geselle und sein Meister sind zumindest Anlehnungen an diese entstellende Sokratesfigur von Aristophanes gegeben.

Es ist eine sehr frei dargestellte Ironie über Sokrates, die ich persönlich sehr humorvoll finde, wenn auch in der Lesart nicht immer ganz einfach. In den Einschüben im Dialekt könnte ich zwei verschiedene Dinge deuten. Im alten Griechenland herrschten verschiedene Dialekte vor, ich bin mir nicht sicher ob Sokrates den Dorischen verwendete. Sokrates legte den Grundstein zur Dialektik, welche Platon dann erstmals als Begriff verwendete. Ob darin die Bewandtnis der Verwendung von deutschem Dialekt liegt, entzieht sich meiner Kenntnis.

So nun will ich hören, es soll ja nur eine mögliche Interpretation aufzeigen.

Gruss

Anakreon


PS: Nun sehe ich, dass Friedel inzwischen selbst schon Stellung genommen hat. Doch mag meine Deutung dennoch ergänzend stehen.

 

Nach dem Durchkäuen einer Geschichte, in der ein icherzähler unter erschwerten Bedingungen gerne mehr als sein Fingernägel "fickte" (d. i. Konjunktiv II, falls es jemand für eine beliebige Vergangenheitsform halten sollte). ist Kubus' Wort, dass diese Geschichte hier versuche oder wirke, wie

>den leeren Raum zu begatten<​

geradezu genial u nd erholsam und auch Dein Schluss,

lieber Kubus,

>Verständnis müsste hier erarbeitet werden<

triffts. Das zeigt

Anakreon,

der mir von Anfang an wie fünf richtige mit Zusatzzahl für kg.de wirkte*. Verständnis hat man oder man muss es halt gewinnen/erarbeiten, und idR nimmt einem das keiner ab. Hilfreich ist dabei ein Grundwissen, dass man nicht erst mühselig ergoogeln muss. Gleichwohl hab ich bei manchem das Gefühl, dass ihm Janosch sogar zu hoch sein könnte, einige andere suchen "reine" Unterhaltung, die es ebenso wenig geben wird wie das Ding an sich.
Umso erstaunlicher ist daher die Mühe und Leistung von Kubus und Anakreon zu bewerten, aber auch die Aufrichtigkeit

Berg',

was allemal ein gesünderer Umgang miteinander ist, als Asympathie und Dissonanzen zu pflegen.

Ich dank Euch!

Gruß

Friedel

* Natürlich ist er mit einem Sechser im Lotto zu vergleichen. Aber hätte man etwas davon, wenn die siebente Zahl zufällig die Zusatzzahl wäre?

 

Lieber Friedel,

ein bißchen Gewöhnung tat schon not, aber das ist ja nur der Übergang wie beim Baden, nach einer Weile ist man drin. Der Kontrast zwischen dem humanistischen Zeug und dem Ruhrpottslang hat es mir angetan, vielleicht ist es gar kein Kontrast, sondern nur passende Vertonung, und bei den zynischen Bemerkungen über den sterblichen Nachwuchs, oder sollten die nihilistisch sein? dachte ich immer daran, daß diese Leute (Platon) ja vornehmlich vertreten haben, nur Philosophen sollten die Welt regieren und nur Philosophen sollten bestimmen, wer Philosoph ist. Deswegen mag ich in diesem Genre nicht lesen; ich habe es zuletzt getan, um vor der Abiprüfung meiner Tochter als Gesprächspartner fürs Üben dienen zu können. Vielleicht hat´s geholfen; sie bekam für ihr perfekt formuliertes Nichtwissen 15 Punkte, aber hinterher wußte ich wieder ganz genau, warum ich Platon nicht lese.
Zum Schluß wird noch Chauvin verballhornt, oder das, was heute mit seinem Namen an frauenfeindlichen Aspekten verbunden wird (5 Euro in die Chauvikasse, Friedel!), ganz im humanistischen Geist. Wer vor der alltäglichen Mühsal des Lebens in die Höhen der Philosphie entweicht, dem schimpft die Frau hinterher, oder: wer´s im Bett nicht bringt, dem bleibt nur das Philosophieren, sich so mit hochmütigem Gerede über seine Frau zu stellen; ganz, wie´s beliebt.
Es gibt Fragen im Leben, da interessiert mich eher, was Xanthippe zu sagen weiß denn ihr Göttergatte.

Gruß Set

 

Danke für die Erläuterungen, Kubus und Anakreon!

Kubus schrieb:
Da krieg ich keinen Zugang. Verständnis müsste hier erarbeitet werden, denk ich, falls es möglich ist. Und wenn ich Denkarbeiten will, les ich lieber Philosophie als Satire.
Das ist sehr diplomatisch formuliert und ich schließe mich der Aussage voll an: Warum sollte man seine Lebenszeit auf solche Texte verwenden, wenn man auch Platon lesen könnte? - Es sei denn, der Text würde neue Einsichten bringen (was er nicht tut) oder witzig sein (was er nicht ist).

Der Text und die Gedanken darin eignen sich als interessanter HINTERGRUND für eine Geschichte. Eine Geschichte liegt hier aber bestenfalls im Embryonalstadium vor: als Anekdote. Übrigens: War es nicht Goethe, der auf die Nachricht vom Tod seines Sohnes reagierte wie hier der Meister?

Beste Grüße,

Berg

 
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>Es gibt Fragen im Leben, da interessiert mich eher, was Xanthippe zu sagen weiß denn ihr Göttergatte< ist sicherlich legitim,

lieber Set,

aber könnt es nicht sein, dass da ähnlich den andern Frauen von (literarischen + philosophischen, wie überhaupt allen sogenannten) Großen einfach der Rücken freigehalten wurde, dass ER sich zu Großem aufschwingen konnte? Sozusagen die arbeitsteilige Gesellschaft für Intellektuelle, für den Kopf- statt Handwerker in der Familie?

Der Ruhrpottslang erzeugt in der Tat einen besonderen Rhythmus. Eignet sich besonders für Blues & seine Derivate.

Die Bemerkung(en) zu beiden Toten sind zynisch (so sollten sie auch wirken). Der heutige Zynismus hat nix mehr mit den Kynikern zu tun und die Sache mit dem toten Sohn,

lieber Berg,

mag Goethe verwendet haben, tatsächlich stammt sie von einem Sophisten, den gewerbsmäßigen/-treibenden Philosophen und Konkurrenten S.

Immerhin eignet sich der Text und/oder Gedanken >als interessanter HINTERGRUND für eine Geschichte<, was ja schon mehr ist als manches andere ... um gar nicht erst das ungeborene Leben zu stören. Wo freilich hier die Anekdote wäre, vermag ich nicht zu erkennen. Dass Anekdoten keine Geschichten wären wird aber Kleist noch mal umbringen, wenn er uns nicht schon zuvorgekommen wäre.

Dass man lieber Platon läse halt ich für ein Gerücht. Da ist schon geradezu gleich einer Nabelschau, zuzugeben, dass man ihn eben nicht mag und nicht lese.

Wäre noch darum zu verhandeln, ob die Chauvi'kasse eher für abhängigmachenden Kaffee oder Calvados (dat bissken Obst, dat ich ess, kann ich auch trinken!) wäre. Ich zahlte dann ein ...

Ich dank Euch beiden,

Friedel

 

Ich finde die Sprache ganz amüsant und deswegen witzig weil so viel gesoffen wird - man kann sich die Togen tragenden, schimpfenden Intellektuellen sehr gut als Karikatur vorstellen.
Aber, was ich auch bekritteln muss, ist die vorausgesetzte klassische Bildung, - eben weil Sokrates nicht direkt als solcher benannt wird.
Das lässt ein etwas herablassendes Rätselchen zurück. Es schwingt ein wenig arrogant mit: "Na, wen mein ich,hä?"

 

Grüß Dich, phiberoptic,

dass Du >die Sprache ganz amüsant< findest, schmeichelt mir, aber wo gesoffen wird gehts oft genug gar nicht witzig zu. Nun, nach der Mohammed Karrikatur eine S.-Karrikatur, da will ich mich mal vorsichtshalber im Bad einschließen ...

Klassische Bildung? Wie soll ein Realschüler dazu kommen, zudem noch einer, der sich seinen Hunden angepasst hat und auch als fauler H. bezeichnet werden kann? Nein, was aber jeder erwarten darf ist'n bisschen (allgmein) Wissen, das man mit sich trägt. Was machen alle Googlenden und Wili-Abhängigen wenn mal Stromausfall wäre (auch'n Akku ist mal leer). Und wofür hat man eigentlich den größeren Schädel als unser armer Cousin im Kongo oder nebenan im Zoo? Und zum Quizzen hab ich vorletztens noch eine schöne Verdrehung in die Welt gesetzt - obwohl ich Jauch und co zumindest amusant find.

Ich hoff, weniger arrogant zu sein als Du fürchtest, vielleciht sogar unterstellst.

Ich dank Dir für Dein offenes Wort!

Friedel

 

Friedrich, ich versuche krampfhaft nie von der Geschichte auf den Autor zu schließen - das wäre auch für mich nie vorteilhaft.

Trotzdem trübt den durchaus gegebenen Lesegenuß ein strenges Düftchen einer Attitüde die nicht ganz nach meinem Geschmack ist.

Nach nochmaligen Lesen fällt mir auch noch ein etwas dürftiger Handlungsbogen ohne wirkliche Pointe auf. (Ich mag krasse Pointen, muss natürlich nicht sein)

Es spricht natürlich nichts dagegen, etwas Anspruch zu verlangen - solange es nicht auf Zitate rausläuft.

 

Köstlich!

Ich hab mich sehr amüsiert und allen Unkenrufen zum Trotz lässt sich die Satire nicht wegreden. Vlt. ein bisschen viel an Thematas die du hier abgeritten hast und ich will den anderen Kritikern sogar soweit entgegenkommen, das man diesen Text nur versteht wenn man ein gewissen Grad des geschichtlichen Wissens sein Eigen nennt. Aber das ist doch das schöne an Literatur. Der Autor schreibt für sein Publikum. Klar! Aber das heißt ja nicht zwangsläufig für die Masse!

Also in mir findet diese Geschichte ihr Publikum und ich kann dich beruhigen in der Geschichte fliegt keine Arroganz mit, hätte der Autor nicht gewollt, dass man von selbst auf Sokrates schließt sondern ein arrogantes Klugscheißen beabsichtigt, hätte er die Zaunpfähle wohl stecken lassen.

Doch doch, das Geschichtchen hat seine Qualitäten, ist weder arrogant noch unverständlich oder gar nur ein mangelhaftes Gerüst, ein Unterbau gar. Nein das Ding ist echt witzig, den einzigen Vorwurf den ich dir machen könnte, wäre das du zu viele geschichtliche Anekdoten verarbeiten willst und damit streckenweise konfus oder zumindest ziemlich filzig wirst.

Leute stellt euch doch nur mal vor, Sokrates würde hier heute auftauchen und müsste sich anhören was die ganzen Geisteswissenschaftler aus seiner Lebensweisheit gemacht haben. Seine einfachen Lenbenswahrheiten wurden zur Weisheit stilisiert. Gott er würde Platon übers Knie legen und den Weisen unserer Zeit entgegenbrüllen:

„Macht dat nich’ den Unterschied, datt der Klugscheißer weiß, dat er nix weiß, der Dummkopp aber nich’?“
Ich hab mich sehr gut unterhalten gefühlt bei der Lektüre. :)

So what ...
Les' dich
Nice

 

Hallo Leute,

schön von Euch zu lesen!

Hallo phiberoptic,

in jeder Geschichte steckt was von ihrem Autor, sei's Fiktion oder Faktensammlung (da verrät einen, was er weglässt oder gar unterschlägt), aber >krampfhaft< nicht von der Geschichte auf den Autor schließen zu wollen ergibt schon wieder eine Geschichte. Und der Satz >ich versuche krampfhaft nie von der Geschichte auf den Autor zu schließen< verrät schon mehr als die Einsicht >das wäre auch für mich nie vorteilhaft< eingesteht. Zudem macht der Gegensatz vom >Lesegenuss<, der zudem gar nicht nach Deinem >Geschmack< sei, das ganze erst recht interessant. Könnte denn eine >Pointe<, und sei sie noch so >krass<, jemand retten (und sei's 'ne Geschichte), wenn ein anderer ihn nicht riechen kann im übertragenen Sinne? Da ist der Schlusssatz großzügig >Es spricht natürlich nichts dagegen, etwas Anspruch zu verlangen - solange es nicht auf Zitate rausläuft.<

Das ist das richtige Kontrastprogramm,

grüß Dich, Nice,

>Köstlich!<, Du schreibst mir (s. o.) aus der Seele (wenn's so was gibt) und ich lab mich daran wie am Honig, trotz des >Vorwurfs<. Was mir aber erst recht an Deinem Beitrag freut ist die Vorstellung, S. legte P. übers Knie ...
Das ist wie's Gemälde von Max Ernst "Maria züchtigt das Jesuskind"

Moin Jynx,

ja, bissken trivial isset schon, solldet aba auch sein (schade, dass es hier keine Lautschriftzeichen gibt). Klasse Deine Variante über "Wein, Weib und Jesang".

Ich dank Euch dreien fürs Stellungbeziehn und freu mich, für durchaus gegebene Lesegenüsse & Spaß

Gruß

Friedel

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Friedel

Nur eine Anmerkung zum 29.08.: Ich bin mir gar nicht sicher, wie ich es sagen soll, ich winde mich, dass ich unendlich Elendiglicher (wie meine Gattin mich spöttisch-adelnd tituliert, wenn ich sie ärgere) Deine Erwähnung fand. Es ist nämlich so, dass, mh, ja, ich muss gestehen. Eigentlich, nein auch wirklich, ich nämlich gar kein Lotto spiel, mit Lotte hatte ich in meiner Jugend mal gespielt, denn, mh, ich verputze mein Reuegeld, - ach heisst es wohl Ruhegeld, wenn man wie Diogenes auf der faulen Haut liegt und nur noch ab und zu seine Kl. empfängt -, nämlich lieber anderswie. Doch wie eine Kugel der Zusatzzahl in den Pott des Pantheons geschossen zu werden, nicht das in Paris, aber irgendwie in ein Virtuelles der KG.de-Archive, hat mich gerührt. U choga Sach, war mein Gedanke, da ich pikante Worte zur Kaschierung nur in rätischem Slang denke, dabei hatte ich mich bei der Motivation zur Abfassung einer Deutung zurückgehalten und nicht laut gedacht, Chuma verruggt, das aufkommt, wenn ich mich verärgert gebe. (Ich glaube fast mich zu erinnern, dass Gotthelf solche Sätze in Emmentaler Dialekt gebrauchte.)

Gefreut hat mich, dass Dialektik sich durchsetzte und die Persiflage der Antike auch moderate Anerkennung fand.

Gruss

Anakreon

 

Hallo phiberoptic!

>Ha, gut erwischt! Wehre mich trotzdem weiter<, was Du nicht bräuchtest, denn Du kannst sicher sein, dass ich Deine Haltung & Meinung akzeptier. Ich hasse Missionare, wären sie noch so sanftmütig. Denn ich hasse weniger den Menschen, der dahinter steckt, sondern die bedingungslose Überzeugung, die wa(h)re und einzig richtige Lehre zu vertreten (also Ideologen, Vertreter, Reisende).

Man muss nicht allen gefallen und nicht alles muss einem gefallen, selbst wenn man gerne gefällig wäre.

Schad', dass Du nicht mit im Internetcafé sitzt. Da bestellte ich jetzt zwo Wodka (is' kalt hier!) und wir vertrügen uns wieder.

Grüß Dich Anakreon,

jetzt haben wir auch was Gemeinsames, denn auch ich räkel mich in Diogenes'
Tonne (Hundehütte?), bezieh aber kein Reuegeld (ich kenn den Ausdruck, nicht erst seit Keller) und den Kaiser. Schön find ich besonders, dass sich die beiträge - ob gewollt oder nicht - langsam auch in den satirischen Fluss wagen:

Während des Lotto-Geständnisses nämlich taucht eine Lotte auf und in der Folge nimmts Formen eines Satyrspiels an. Was man nicht alles in einem Lotterleben erleben kann! Wenn die Stullehne knarrt, erinner ich mich, was mit einem Lenchen gehabt zu haben ...

Was den Gotthelf betrifft (Keller & Gisanne haben mich auf ihn gestoßen), so geht's manchmal recht langsam vorwärts. Was aber nicht schlimm ist, schließlich ist das keine AAO (Allgemeine Abgabenordnung) oder ein sonstiges, miserabel redigiertes staatliches Machwerk.

Was den Diogenes betrifft, hab ich ihm mit Epikur einen eigenen Hausstand gegönnt. Der Erzbischof zu Köln mag da toben. So kömmt er auch noch zu etwas Sport.

>Gefreut hat< uns beide >, dass Dialektik sich durchsetzte und die Persiflage der Antike auch moderate Anerkennung fand< und, da bin ich mir sicher, weiter finden wird.

Bis bald

Friedel

 

HAllo Friedl,
Hm Ja,
Also der Titel ist erste Klasse.
Der Text nun ja, er benötigte bei mir ein zweites Lesen, aber ich habe mich amüsiert, was wohl heißt, ich habe etwas davon verstanden. Insgesamt setzt du ein hohes Bildungsniveau voruas, aber das soll jetzt keine Kritik sein, weil es genug Autoren gibt, die das Gegenteil machen und da ist mir so ein Text lieber.
Sprachlich würden mir kürzere Sätze gefallen, weil wenn schon das Thema schwierig ist, dann wäre es Hilfreich, es nicht in solche Sätze zu verpacken:

Können wir uns daraus ein leidliches Bild seines Intellektes machen, so sind fast keine Aufzeichnungen über den Charakter des Meisters überliefert, dass wir bisher auf ein einziges, eher zweifelhaftes Gemälde angewiesen sind, welches uns sein jüngster, aber darum nicht weniger bedeutsamer Schüler vom geringen Heldentum und der mangelnden Tapferkeit des Meisters gezeichnet hat.

Das hier verstehe ich nicht:
Hätt’ also die spartanische Fraktion auf janzer Linje obsiegt. Aber mein junger Freund wusste, wat ihn erwartete“, um mit festerer Stimme zu schließen: „
waren die Spartaner zu dieser Zeit etwa mit den Persern verbündet?

Den Schluss finde ich als solches Klasse und da habe ich gleich beim ersten Mal schmunzeln können.

LG
Bernhard

 

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