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Der Gedankenleseapparat

Monster-WG
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07.01.2018
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Der Gedankenleseapparat

Mama erwartete mich in der Tür, als ich von der Schule nach Hause kam. Ich sprintete die letzten Meter über den Gartenweg.
„Was ist denn?“, fragte ich, nachdem ich eingetreten war.
Sie legte einen Finger an die Lippen und drückte die Tür hinter mir ins Schloss. Sie winkte mich in die Küche. Durch die Jalousien fielen einige Streifen Sonnenlicht auf den blanken Küchentisch.
Ich ließ mich auf der Treppe nieder und zog meine Schuhe aus. „Was ist denn?“, wiederholte ich.
„Ist das Auto noch da?“, zischte sie. Sie setzte sich neben mich auf die Treppe, flüsterte mir ins Ohr: „Das schwarze Auto. Es stand den ganzen Tag vor dem Haus.“
„Ich habe nicht darauf geachtet“, sagte ich und drehte den Kopf weg. Ihr heißer Atem an meinem Ohr und ihr bohrender Blick ließen mich schaudern. „Ich muss Hausaufgaben machen.“ Ich schnappte meinen Rucksack und floh die Treppe hinauf.
Sie folgte mir auf mein Zimmer und spähte aus dem Fenster, das zur Straße hinausging. Kopfschüttelnd zog sie die Vorhänge zu.
„Die sind immer noch da“, sagte sie mit einem Zittern in der Stimme. „Die sollen dich nicht sehen.“
Ich ging zum Fenster und spähte durch den Schlitz im Vorhang. Vor dem Haus parkte ein schwarzer BMW. Die hinteren Scheiben waren getönt, vorne saß niemand. Das Kennzeichen war von außerhalb.
„Der parkt nur“, sagte ich. „Bestimmt haben die Nachbarn Besuch.“
„Nein, nein. Gestern ist das gleiche Auto die ganze Zeit neben der Tram hergefahren“, entgegnete Mama und nickte heftig mit dem Kopf. „Die beobachten mich.“
„Wer sind denn die?“
„Was weiß ich?“ Sie warf die Hände in die Luft, ließ sie jedoch sofort wieder sinken. Dann wurde ihr Gesichtsausdruck weich, und sie strich mir über die Wange. Ich wehrte ihre Hand ab. „Ich möchte dich da nicht hineinziehen“, sagte sie. „Lass nur die Vorhänge zu, okay?“
„Okay“, murmelte ich.
Leise schloss sie die Tür hinter sich.

Am nächsten Tag ging Mama nicht zur Arbeit. Sie sagte, sie sei krank. Ich versprach, einkaufen zu gehen, obgleich sie mich wieder und wieder beschwor, vorsichtig zu sein. Als ich sie fragte, wovor ich mich denn in Acht nehmen sollte, antwortete sie: „Man weiß ja nie so genau. Sei einfach vorsichtig.“
Zu meiner Erleichterung stand der BMW nicht mehr vor dem Haus. Ich hatte Unterricht bis zum Nachmittag, danach kaufte ich ein. In unserer Straße angekommen, schaute ich mir die Autos an, die vor dem Haus standen.
Auf der gegenüberliegenden Straßenseite parkte ein roter Fiat Panda. Und der schwarze Peugeot unserer Nachbarin. Heute kam es mir so vor, als sähe ich den Peugeot zum ersten Mal. Ich überquerte noch einmal die Straße, betrachtete das Auto aus der Nähe. Das Sonnenlicht ließ den schwarzen Lack in vielfarbige Partikel zerspringen. Es war ein älteres Modell, aber es war wohl kürzlich in der Waschstraße gewesen. Alles an ihm sah harmlos und gewöhnlich aus.
Was tat ich hier eigentlich? Detektiv spielen? Wofür denn? Ich wandte mich von dem Auto ab.
Ich ging den Gartenweg hinauf zu dem alten Haus mit dem schiefen Dach, in das Mama und ich nach der Scheidung eingezogen waren. Oma hatte hier bis zu ihrem Tod gewohnt. Mama und Papa wollten das Haus eigentlich verkaufen, doch nach der Scheidung war Mama froh, einen Ort zum Leben zu haben. Das dachte ich zumindest damals. Heute aber kämpfte sie. Sie kämpfte einen ausweglosen Kampf gegen den Schimmel und die Mäuse.
Mama empfing mich wie am vorherigen Tag in der Tür. Sie winkte mich direkt in die Küche. „Also?“, fragte sie, während ich die Einkaufstasche auf den Tisch stellte.
„Ich habe keine Bio-Eier bekommen. Ich habe Freiland gekauft.“
Sie machte eine wegwerfende Handbewegung. „Hast du etwas Verdächtiges beobachtet?“
Ich runzelte die Stirn, betrachtete ihr schmales Gesicht. Sie trug immer noch ihren Schlafanzug. „Was meinst du?“, fragte ich. In meiner Magengrube kribbelte es.
„Die schwarzen Autos?“
„Ja, das Auto von Frau Schicker steht vor ihrem Haus“, antwortete ich und versuchte, möglichst beiläufig mit den Achseln zu zucken.
„Hast du das Kennzeichen?“
„Nein?“ Ohne dass ich es beabsichtigt hatte, klang meine Antwort wie eine Frage. In Mamas Augen flackerte es.
„Kannst du mir einen Gefallen tun, Ole?“, fragte sie. Sie strich sich eine wirre Haarsträhne aus dem Gesicht.
„Klar“, sagte ich, „immer.“
„Ich kann nicht aus dem Haus gehen“, erklärte sie, „aber ich darf die Männer nicht aus den Augen lassen. Also, könntest du …“
„Die Männer?“, unterbrach ich sie.
Sie starrte mich irritiert an, blinzelte, dann fuhr sie fort: „Könntest du mir die Kennzeichen von allen schwarzen Autos aufschreiben, die du in der Straße siehst?“
Ich holte tief Luft. „Warum?“
„Es ist wichtig“, antwortete sie mit einem milden Lächeln. „Ich will dir nicht mehr sagen. Je weniger du weißt, desto sicherer bist du. Du musst mir einfach vertrauen.“
Ich starrte sie an, als könnten ihre Züge mir verraten, was sie nicht sagen wollte. Auf ihrer Stirn hatte sich eine neue Falte gebildet. „Okay“, murmelte ich schließlich.

Am Donnerstag kam ich erst abends nach Hause. Die Sonne warf vor mir einen langen Schatten auf den warmen Asphalt. Vor der Hecke am Grundstück schräg gegenüber parkte ein schwarzer Corsa. Seine Seiten waren schlammig, und auf der Heckscheibe lag eine Staubschicht. Ich blieb stehen. Nicht, um das Kennzeichen zu fotografieren. Der Corsa sah freundlich aus mit dem schrägen Kühlergrill. Er sah aus, als grinste er. Ich schlenderte zum Heck des Wagens und zeichnete mit dem Finger einen Smiley in den Staub.
„Ole!“, rief plötzlich eine Stimme. Leise, als wollte sie gar nicht rufen.
Mama lehnte sich auf der anderen Straßenseite über die geschlossene Gartenpforte. Ich ließ die Schultern hängen. In meiner Magengrube regte sich ein seltsames Gefühl, als hockte dort ein kleines Tier, das aus seinem Nachmittagsschlaf erwachte.
Ich lief zur Gartenpforte. Mama sah nicht bloß bleich aus. Im goldenen Licht der Abendsonne wirkte ihre Haut durchscheinend. Als wäre sie ein Gespenst. Ihre Augen waren gerötet, und einzelne Haarsträhnen hingen lose aus ihrem Pferdeschwanz.
„Hey, Mama“, sagte ich.
„Komm ins Haus.“ Sie öffnete die Gartenpforte für mich.
„Hast du geweint?“, fragte ich. „Was ist passiert?“
„Wo warst du den ganzen Tag?“, entgegnete sie, ihre Stimme bebte.
„Am See. Mit Johann und so …“ Ich überlegte. Das Rumoren in meinem Bauch war stärker geworden. „Ich dachte … Du sagst doch, ich sei erwachsen und müsste mich nicht bei jeder Kleinigkeit abmelden. Warum hast du mich nicht angerufen?“
Sie ging vor mir her zur Haustür. Ihre Hände flatterten wie kleine Vögel, und ihre Schultern zuckten. Sie gestikulierte, ohne etwas zu sagen.
Es war meine Schuld. Die ganze Zeit, während ich mir am See die Sonne auf den Bauch scheinen ließ, saß sie zu Hause und sorgte sich.
„Mama, es tut mir leid“, sagte ich, als sie an der Haustür stehen blieb.
Sie strich sich durch das Haar, wodurch sich noch mehr Strähnen aus ihrer Frisur lösten. „Könntest du aufschließen? Ich habe vergessen, den Schlüssel mit rauszunehmen.“
Ich kramte in meiner Hosentasche.
„Hallo, Julianne.“
Ich drehte mich um und erblickte Frau Schicker, die mit ihrem Cockerspaniel an der Gartenpforte stehengeblieben war. Ich fragte mich, was sie wohl sah. Meine bleiche, verheulte Mutter mit ihrem zerzausten Haar und mich mit der Schuld und einem Sonnenbrand auf dem Gesicht.
„Hallo“, sagte ich.
Mama nahm mir den Schlüssel aus der Hand, schloss auf, huschte ins Dunkel des Flurs. Ich folgte ihr. Im Haus war es kühl.
Mama zog die Tür zu. „Ole“, sagte sie ernst. Im Zwielicht sah sie anders aus. Nicht abgekämpft, viel entschlossener. „Das ist eine besondere Situation. Ich möchte nicht, dass du unnötige Ausflüge unternimmst. Ich möchte immer wissen, wo du gerade bist. Ist das klar?“
„Warum?“, fragte ich. „Wegen der Autos?“
„Natürlich nicht wegen der Autos!“, fuhr sie mich plötzlich an. „Wegen den Männern!“ Sie machte eine Pause, presste zwei zittrige Finger gegen ihre Schläfen. „Du hast doch bestimmt Hausaufgaben zu erledigen.“
Ich wartete, gab ihr die Gelegenheit, sich dafür zu entschuldigen, mich angeschrien zu haben. „Klar“, seufzte ich schließlich. Ich schob mich an ihr vorbei. In der Küche schleuderte ich meine Schuhe von den Füßen und trampelte die Treppe hinauf. Ich knallte die Zimmertür ins Schloss. In der vorwurfsvollen Stille des Hauses war das Donnern eine Wohltat.
Die Vorhänge im Zimmer waren immer noch zugezogen. Ich öffnete sie und riss das Fenster auf, ließ die warme Sommerluft hineinströmen. Einen Moment stand ich reglos im Luftzug, zwang mich, ruhig zu atmen. Vergeblich versuchte ich, meinen Kiefer zu lockern. Das flaue Gefühl in meiner Magengegend blieb.
Ich setzte mich auf die Fensterbank. Es fühlte sich gefährlich an, der Straße den Rücken zuzukehren, doch ich hielt es aus. Das waren nur Mamas Befürchtungen. Nicht meine.
Ich zog mein Handy aus der Hosentasche. Samuel hatte mir geschrieben. Er wusste Bescheid, ihm hatte ich alles erzählt. Er kannte sich aus mit Politik, legte sich im Unterricht mit unserer Politiklehrerin an, sprach mit lauter Stimme und hochrotem Kopf. Wenn mir einer sagen konnte, was wirklich vor sich ging, dann er.
Du solltest das ernst nehmen. Habe dir ein paar Links rausgesucht. Bitte informier dich. Es folgte eine lange Liste mit Links, eine Nachrichtenflut.
Ich ließ meinen Daumen über dem ersten Link schweben, horchte in mich hinein. Wollte ich mich damit beschäftigen? Dann dachte ich daran, wie Samuel während eines Referats über Geheimdienste gesprochen hatte, die Privatpersonen in der ganzen Welt abhörten, sein Stand fest, seine Stimme klar. Niemand riss sich darum, Referate zu halten. Niemand außer Samuel. Er sagte, es sei ihm wichtig, uns aufzuwecken.
Ich öffnete den ersten Link und begann zu lesen.

Ich spürte die Hitze auf der Motorhaube des Chevrolets, als ich meine Hand wenige Zentimeter darüber hielt. Der dunkelblaue Lack sog das Sonnenlicht förmlich auf. Ich fotografierte das Kennzeichen. Das Fahrzeug war hier im Landkreis zugelassen. Ein amerikanisches Auto.
Gestern verbrachte ich die ganze Nacht damit zu lesen, was Samuel mir geschickt hatte. Unzählige Zeitungsartikel und Augenzeugenberichte. Danach recherchierte ich weiter. Heute fotografierte ich nicht nur die schwarzen Autos. Und nicht nur die Kennzeichen. Ab jetzt würde ich alles, was sich vor unserem Haus bewegte, sorgfältig dokumentieren.
Ich schlich um den Chevrolet herum und spähte durch das Beifahrerfenster. Ein Kaffeebecher in der Halterung zwischen Fahrer- und Beifahrersitz. Eine Sonnenbrille auf dem Armaturenbrett. Vom Rückspiegel hing eine Schnur mit durchsichtigen Glasperlen daran. Auf dem Beifahrersitz lagen mehrere gelbe Mappen. Die oberste war beschriftet: Mind Reading 1.
Eine Weile starrte ich auf die schwarzen Lettern. Sie verschwammen kurz vor meinen Augen, tanzten umher. Mühsam fing ich mich. Ich fotografierte durch das Beifahrerfenster.
Mein Herz schlug wie wild. Ich richtete mich auf und entfernte mich rasch einige Schritte von dem Auto. Nicht, dass mich jemand sah, als ich ins Innere des Fahrzeugs starrte. Nicht, dass mich der Besitzer erwischte.
Unsere Gartenpforte neben dem zerzausten Ginster war nur noch wenige Meter entfernt. Ich ging darauf zu, während ich das Foto auf meinem Handy betrachtete. Die dicken, geraden Buchstaben waren deutlich zu erkennen. Gedanken lesen.
Ich riss den Kopf hoch, als ich aus dem Augenwinkel eine Bewegung auf unserem Gartenweg wahrnahm. Ein Mann öffnete die Gartenpforte. Er war kräftig gebaut und trug ein weißes Hemd und dunkle Jeans. Sein Haar war rabenschwarz. Über seiner Schulter hing eine Umhängetasche. Er trat auf die Straße und zog die Pforte hinter sich zu.
Im Vorbeigehen nickte er mir zu. Dann stieg er in den Chevrolet.
Wie erstarrt blickte ich ihm nach, als er in dem bulligen Auto davonfuhr. In meinem Kopf summten die Gedanken wie in einem Bienenstock. Was hatte der Typ bei uns gewollt? Was hatte es mit der Mappe auf sich? Mit Mind Reading 1?
Samuel hatte recht. Ich hätte nicht über Mama lachen dürfen.
Nachdem das Auto auf die Hauptstraße eingebogen war, rannte ich zum Haus. Ich klingelte und schloss gleichzeitig auf. Klingelte Mama herbei. Sie öffnete gerade die Windfangtür, als ich die Haustür hinter mir zufallen ließ.
„Ole?“, fragte sie. „Wieso klingelst du?“
„Was wollte der Typ?“, brachte ich hervor.
„Hat er dich gesehen?“
„Ich war gerade an der Pforte.“
Sie atmete aus. „Hat er dich angesprochen?“
„Nein. Was wollte er? Wer war das?“
„Das ist nicht wichtig.“
„Mama!“, protestierte ich. „Du kannst mich da nicht einfach außen vorlassen. Guck, was ich in seinem Auto gesehen habe.“ Ich hielt ihr mein Handy hin.
Sie starrte eine Weile darauf. „Oh“, murmelte sie.
„Denkst du, er ist vom Geheimdienst?“
„Vom Geheimdienst?“
„Von der … von der CIA. Diese Mappe sieht ganz schön offiziell aus.“
„Von der CIA?“ Ihre Augen waren unendlich müde. „Wie kommst du darauf?“
„Ich habe recherchiert“, erklärte ich. Meine Wangen glühten, und die Worte sprudelten nur so aus mir heraus: „Ich habe einen Kumpel, der sich damit auskennt. Ich glaube, wir sind da einer riesigen Sache auf der Spur. Ich habe mir alle Autos in der Straße genau angeschaut und auch reingeguckt. Also, was wollte der Typ?“
Wir schauten einander an. Ich schwankte auf dem Fußballen, wartete auf ihre Antwort. Sie sah mitgenommen aus, verletzt. Was der Typ wohl mit ihr gemacht hatte? Ich traute mich nicht, zu fragen.
Schließlich seufzte sie. Sie ging vor mir her in die Küche. Freitags kochte sie immer, und der Tisch war schon gedeckt.
„Mama?“ Ich setzte mich auf meinen Platz. Neben meinem Teller lag ein Stoß Papier. Als ich ihn beiseiteschieben wollte, fiel mir auf, dass es sich um die Fotos von den Kennzeichen handelte.
Während Mama energisch mit einem Schneebesen in einem Topf rührte, betrachtete ich die Fotos. Kennzeichen um Kennzeichen, die meisten aus dem Landkreis. Die meisten wiederholten sich. Das Auto von Frau Schicker hatte ich jeden Tag fotografiert. Mama wollte die Fotos trotzdem haben. Sie hatte das jeweilige Datum auf die Rückseite geschrieben.
Plötzlich fiel mir zwischen den Fotos ein Zettel auf, der nicht bedruckt war. Als ich darüberstrich, blieben Spuren aus Graphit auf meinen Fingerkuppen zurück. Es war eine Bleistiftzeichnung, und ich erkannte mühelos Mamas weiche Strichführung. Wir zeichneten gemeinsam, seit ich einen Stift halten konnte. Ich würde ihren Stil überall erkennen.
Die Zeichnung zeigte einen Kasten, dunkel schattiert. Aus den Seiten ragten verdrehte Antennen wie die Fühler eines seltsamen Insekts. Auf der Vorderseite prangte ein achteckiges Symbol mit verschlungenen Linien darin.
„Was ist das?“, fragte ich und hielt das Blatt hoch.
Mama wandte sich vom Herd ab. Augenblicklich verfinsterte sich ihre Miene. Mit zwei Schritten war sie bei mir und entriss mir die Zettel. Einige segelten zu Boden. Doch als ich aufstand, um ihr zu helfen, wehrte sie meine Hände ab.
„Lass das!“ Sie warf die Zettel auf die Anrichte neben dem Herd und drehte sich zu mir um, strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. „Kein Wühlen in meinen Sachen, keine Recherchen, keine Ausflüge! Haben wir uns verstanden? Das ist gefährlich!“
„Mama …“ Ich hob die Schultern. „Bitte, ich will dir helfen.“
„Nein, willst du nicht. Schlag dir das aus dem Kopf!“
Ich öffnete den Mund und wollte etwas sagen. Doch mein Kopf war wie leergefegt. Ich klappte den Mund wieder zu.
Es gab Kartoffeln mit Soße, in der noch mehlige Klumpen von der Kochmischung schwammen. Die Beilage schien Mama vergessen zu haben. Wir kauten schweigend auf den kaum gekochten Kartoffeln.

In der Nacht konnte ich nicht schlafen. Das Tier in meiner Magengrube war wieder erwacht. Solche Magenkrämpfe hatte ich zuletzt gehabt, als ich gelauscht hatte, wie Mama und Papa sich jeden Abend stritten. Genauso wie damals warf ich mich in meinem Bett herum, bis das Laken nassgeschwitzt war. Ich strampelte die Bettdecke von mir und lag unbedeckt auf dem Rücken, starrte zur Decke.
Anders als damals durchbrachen keine streitenden Stimmen die Stille der Nacht. Lediglich das Zischen in den Leitungen und das Knacken im Gebälk. Das alte Haus lebte. Mama pflegte zu sagen, dass es viele Geschichten zu erzählen hätte und deshalb diese Laute von sich gäbe. Wir müssten nur seine Sprache lernen.
Die grünen Ziffern meines Radioweckers zeigten 01:18. Ich wälzte mich auf den Bauch. Mein Kopfkissen roch nach Schweiß.
Das Bild von dem seltsamen Kasten flackerte vor meinem inneren Auge auf. Es schien sich in meine Netzhaut eingebrannt zu haben. Wann immer ich die Augen schloss, sah ich es vor mir. Die insektenhaften Antennen, das verschlungene Symbol. Wenn ich nur wüsste, was es damit auf sich hatte. Wenn ich nur die Möglichkeit hätte, Mama zu helfen.
Schließlich stand ich auf und ging zur Toilette. Ich hatte zwar keine große Hoffnung, dadurch die Bauchschmerzen beruhigen zu können, doch einen Versuch war es wert. Ich schlich über den Flur zum Badezimmer. Vor Mamas Schlafzimmertür blieb ich stehen. Sie stand offen.
„Mama?“, flüsterte ich in die Dunkelheit.
Keine Antwort.
Ich machte einen Schritt ins Zimmer. Ihr Bett war zerwühlt und verlassen. Mama konnte oft nicht schlafen, seit wir hier wohnten. Die uralte Stimme des Hauses wühlte sie auf. In diesen schlaflosen Nächten schaute sie fern, und ich konnte die Geräusche bis hinauf in mein Zimmer hören. Heute jedoch durchbrach nur das Raunen des Hauses die Stille.
Ein Zittern ergriff mich. Was, wenn ihr etwas zugestoßen war?
Ich lief die Treppe hinunter. „Mama?“, flüsterte ich auf dem Treppenabsatz, hoffte, das bläuliche Flackern des Fernsehers durch die angelehnte Wohnzimmertür zu sehen. Was ich stattdessen erblickte, ließ mich straucheln.
Am anderen Ende der Küche stand eine Tür geöffnet, die sonst immer verschlossen war. Dahinter herrschte gähnende Dunkelheit. Die Kellertür.
Seit Jahren hatte ich mich nicht in den Keller getraut, und Mama ging es genauso. Vier Räume mit niedriger Decke, in denen das Licht nicht funktionierte. Ohne Taschenlampe war man dort unten blind. Oma hatte Gerümpel aus einem ganzen Leben darin angehäuft. Sie hatte sich in den labyrinthartigen Gängen aus Bücherregalen und Schränken ausgekannt. Als ich klein war, hatte sie mir manchmal einige ihrer Schätze gezeigt. Einen Degen aus einer Zeit noch vor dem Zweiten Weltkrieg, eine Pappschachtel mit Fotos von ihrem Vater, der ein Nazi gewesen war, ein vergilbter Fächer, den Opa aus China mitgebracht hatte, eine Truhe voller alter Kleider. In diesem Keller war alles verborgen, was Oma je besessen hatte. Verborgen in einem Reich aus tiefen Schatten, plötzlichen Luftzügen und rätselhaften Bewegungen.
Als Mama und ich nach der Scheidung in Omas Haus einzogen, wagte einer der Umzugshelfer einen Blick in den Keller. Er kehrte kopfschüttelnd zurück und sagte, wir müssten dringend etwas gegen den Schimmel unternehmen. Seitdem blieb die Kellertür verschlossen.
Einen Moment stand ich wie angewurzelt auf der vorletzten Treppenstufe. Ich wollte umdrehen, zurück in mein Bett und mir die Decke über den Kopf ziehen. Doch ich konnte mich nicht bewegen. Ich starrte in die Schwärze des Kellers. Mama hatte die Tür sicher nicht geöffnet. Jemand war im Haus.
Ich schluckte heftig. Mein Mund fühlte sich staubtrocken an.
Ich musste mich jetzt bewegen. Ich musste etwas tun. Darum bemüht, kein Geräusch zu verursachen, stieg ich die letzten beiden Stufen hinunter. Die Küchenfliesen waren eiskalt unter meinen bloßen Füßen. Ich wandte den Blick nicht von der undurchdringlichen Dunkelheit hinter der Kellertür, während ich mich in Richtung Telefon schob, das auf der Anrichte stand.
Beinahe hätte ich aufgeschrien, als die Schwärze plötzlich von einem weißen Lichtstrahl durchschnitten wurde. Ich hechtete zur Anrichte und schnappte mir den ersten Gegenstand, der mir in die Hände fiel – das Brotmesser. Schritte auf der Kellertreppe, eine dunkle Silhouette hinter dem Licht der Taschenlampe.
Ich bewegte mich auf das Licht zu. Meine Hände schwitzig, rutschig am Messergriff.
Das Licht fiel direkt auf mich. Ein Schrei. Mamas Stimme.
Hinter dem Lichtstrahl kam ihre Gestalt zum Vorschein. Sie trug ihre Hose für die Gartenarbeit und schwarze Handschuhe. Auf ihrem weißen Top waren graue Flecken.
„Scheiße.“ Ich ließ das Messer sinken. Ich musste mich an der Anrichte abstützen. Mit einem Mal schien mich sämtliche Kraft zu verlassen. Mein Herz raste, und schwarze Sternchen tanzten vor meinen Augen. Das Tier in meinem Magen brüllte schmerzerfüllt auf.
„Was machst du denn?“, fragte Mama mit aufgerissenen Augen.
„Was machst du denn im Keller?“, gab ich zurück. „Du hast mich zu Tode erschreckt!“
Sie reckte das Kinn. „Ich suche etwas. Jetzt leg das Messer weg. Was willst du damit?“
Ich schob das Messer von mir. „Was suchst du denn? Da ist doch nur … Zeug.“ Zeug von Oma. Zeug, um das wir einen großen Bogen machten.
„Das ist egal.“
Ich wollte sie schütteln, wollte sie anschreien, sie fragen, warum sie mich nicht einweihte, warum sie mir nichts zutraute. Aber ich kannte die Antwort schon. Die Antwort war immer gleich: Es ist besser, wenn du nichts weißt.
„Ich hasse dich“, sagte ich.
„Ole.“ Sie schaltete die Taschenlampe aus, ließ uns im Zwielicht zurück. „Es tut mir leid.“
Ich zuckte die Achseln. Beinahe wünschte ich mir, dass sie mich zurückrief, als ich mich abwandte und die Treppe hinaufstieg. Aber sie blieb stumm. Ich rollte mich in meinem Bett zusammen.
Lange Zeit fand ich keinen Schlaf. Ich lag bewegungslos da und versuchte, die Geschichten zu entschlüsseln, die das Haus zu erzählen hatte. Irgendwann übermannte mich die Müdigkeit. In meinem Traum tastete ich mich durch den muffigen Keller. Auf einem Schrank erblickte ich einen dunkelbraunen Kasten. Durch seine verdrehten Antennen sendete er Signale durch das Haus, ein geheimnisvolles Flüstern, das uns den Verstand raubte.

Die Hitze lag drückend über unserer Straße. Während ich im Supermarkt Tütensuppen und Tiefkühlpizzen in meinen Einkaufskorb geworfen hatte, hatten sich schwarze Wolken am Horizont aufgetürmt. Auf dem Nachhauseweg sehnte ich den Regen förmlich herbei.
Trotz der samstäglichen Hitze war die Straße nicht völlig ausgestorben. Vor unserem Grundstück stand ein Mann in einem roten Polohemd. Er hielt eine Kamera in der Hand.
Ich blieb mitten auf der Straße stehen. Nur wenige Meter entfernt parkte der Chevrolet. In der Hosentasche ballte ich eine Hand zur Faust, bevor ich mich wieder in Bewegung setzte, meine Schritte beschleunigte. Ich lief direkt auf den Mann zu.
„Hey!“, brüllte ich, obwohl uns noch mindestens zehn Meter trennte. „Hey! Was machen Sie da?“
Er drehte sich um, ließ die Kamera sinken. Ich kam vor ihm zu stehen. Faust immer noch in der Hosentasche. Er schob sich die Sonnenbrille ins Haar. Seine Augen waren moosgrün.
„Hallo“, sagte er. „Bist du der Sohn von Julianne Becker?“ Sein Deutsch war glatt, fehlerfrei, aber nicht makellos. Seinen Akzent konnte ich nicht genau einordnen, ich tippte allerdings auf Britisch … oder Amerikanisch.
Mir war schwindelig. Ich brauchte einige Sekunden, bis ich eine Erwiderung gefunden hatte. „Was machen Sie hier? Sie können doch nicht einfach filmen!“
Er streckte eine Hand aus, die ich mechanisch ergriff. „Ninian Reid“, stellte er sich mit einem breiten Lächeln vor. „Darf ich dir ein paar Fragen stellen?“
Ich hielt seine Hand eine Sekunde länger fest als angemessen. Eigentlich nur, um zu zeigen, dass ich keine Angst vor ihm hatte. Dabei fiel mein Blick auf das Tattoo an der Innenseite seines rechten Arms. Ein achteckiges Symbol mit verschlungenen Linien darin, eingestochen in roter Tinte.
Einen Moment starrte ich darauf, das Blut rauschte in meinen Ohren, wummerte durch meinen Schädel. Dann ließ ich seine Hand los, begegnete seinem Blick.
„Was wollen Sie?“
„Hat deine Mutter schon angefangen, den Gedankenleseapparat zu suchen?“
Mein Puls ging schlagartig hoch, steigerte sich von einem diffusen Wummern zu einem wilden Pochen. Es fühlte sich an, als spränge mir das Herz aus der Brust. Er wusste Bescheid. Er wusste sogar mehr als ich. „Was?“, fragte ich.
„Du weißt doch sicher davon“, sagte er.
„Von mir erfahren Sie nichts“, stieß ich hervor. Ich versuchte, wütend zu klingen, doch meine Stimme hörte sich lediglich schrill an. „Verschwinden Sie.“
Er seufzte. „Also willst du nicht mit mir sprechen?“
„Nein.“ Ich verschränkte die Arme vor der Brust, plusterte mich auf. Ich war größer als er, aber er sah kräftiger aus. „Lassen Sie mich in Ruhe“, fuhr ich ihn an.
„Okay.“ Er zuckte die Achseln. Er reichte mir ein weißes Kärtchen. Ich war zu aufgeregt, um es mir anzuschauen, doch ich nahm es automatisch entgegen. „Ruf mich an, wenn du deine Meinung änderst.“ Mit diesen Worten kehrte er zu seinem Auto zurück.
Ich wartete zitternd, bis der Chevrolet auf die Hauptstraße eingebogen war. Danach stürzte ich über den Gartenweg zum Haus, als wäre der Teufel hinter mir her. Ich bekam den Schlüssel fast nicht ins Schloss, so sehr bebten meine Hände. Hinter mir warf ich die Tür zu, schloss ab und legte sogar die Kette vor.
„Mama!“, brüllte ich. „Mama!“ Ich stürmte in die Küche. Mir wurde beinahe schwarz vor Augen, als ich sah, dass die Tür zum Keller wieder offenstand. Dahinter führten schmale Treppenstufen in das Reich von Omas zurückgelassenem Leben. Ich hatte das Gefühl, die unheilvollen Signale spüren zu können, die das Ding aus der Dunkelheit nach oben sendete. Ich rang nach Luft.
Mama kam die Treppe hinaufgerannt, reine Panik in ihren Augen. „Ole? Was ist passiert?“
„Der Typ …“ Ich streckte ihr das weiße Kärtchen hin. „Er war wieder da. Er wollte mich ausfragen.“
„Oh mein Gott.“ Sie ignorierte die Karte, nahm stattdessen mich in den Arm, drückte mich fest an sich. Ihr Körper fühlte sich zerbrechlich an.
„Ich habe ihm nichts erzählt“, sagte ich mit dem Gesicht an ihrem vertraut duftenden Haar. „Aber er kommt bestimmt wieder.“
Ich löste mich aus Mamas Umarmung und schaute sie einen Moment lang einfach nur an. Sie trug die gleiche Kleidung wie in der vergangenen Nacht. Ihre Wangen waren gerötet, und sie zitterte genauso sehr wie ich.
„Ein Gedankenleseapparat?“, fragte ich. „Das ist es, was sie haben wollen?“
„Ich wollte dich nur beschützen“, sagte sie.
„Hast du noch eine Taschenlampe?“ Mein Herz flatterte beim Gedanken daran, unter die Erde in Omas Reich zu gehen. Ich bemühte mich, ruhig zu atmen.
Ein Lächeln stahl sich auf Mamas Lippen. Sie nickte.
Wir holten beide tief Luft, als wollten wir von einer Klippe springen, bevor wir hinunter in den Keller stiegen.

 

Hallo Maria,

ich habe die Kommentare nur überflogen. Könnte jetzt was Doppeltes kommen ...

„Ich habe nicht darauf geachtet“, sagte ich und drehte den Kopf weg. Ihr Atem an meinem Ohr war
Generell kommen mir persönlich zu viele Redebegleitsätze vor.
Ich würde mal variieren, z.B.:
„Ich habe nicht darauf geachtet.“ Ich drehte den Kopf weg. Ihr Atem an meinem Ohr war

Oder hier:

„Was wollen Sie?“, fragte ich, wischte mir die Hand an der Hose ab, behielt das Handy aber in der anderen Hand.
--> „Was wollen Sie?“ Ich, wischte mir die Hand an der Hose ab, behielt das Handy aber in der anderen Hand.

Oder hier:

„Ich muss Hausaufgaben machen“, erklärte ich, schnappte mir meinen Rucksack und stieg die Treppe hinauf.
„Ich muss Hausaufgaben machen.“ Ich schnappte mir meinen Rucksack und stieg die Treppe hinauf.
Gut, so hättest du oft zwei "Ich"-Sätze. Vielleicht fällt dir etwas anderes ein.

Oder hier:

„Wer sind denn die?“, fragte ich.
--> „Wer sind denn die?“, fragte ich.

„Da ließe sich bestimmt etwas einrichten“, meinte er.

Sie folgte mir auf mein Zimmer. Sie spähte aus dem Fenster, das zur Straße hinausging.
Sie, Sie
Vorschlag: Sie folgte mir auf mein Zimmer, spähte aus dem Fenster, das zur Straße hinausging.

Ich habe irgendwo mitbekommen, dass du studierst und viele erklärende Sätze schreibst :)
Schau mal hier:

sodass nur einige Streifen Sonnenlicht auf den blanken Küchentisch fielen.
sodass ihr dunkler Pferdeschwanz wild hin und her schwang
sodass ich schließlich aufstand und zur Tür schlich.
sodass man immer eine Taschenlampe
sodass ich die Tätowierung auf seinem Schlüsselbein sehen konnte

„Wo warst du den ganzen Tag?“, schrie sie plötzlich. „Ich habe mir Sorgen gemacht.“
Warum hat sie Ole nicht auf dem Handy angerufen?

In den Rohren des Hauses zischte es, das Gebälk knackte. Es war ein altes Haus. Mama pflegte zu sagen, dass es viele Geschichten zu erzählen hätte und deshalb diese Laute von sich gäbe. Wir müssten nur seine Sprache lernen.
Sehr schön!

Soweit ich wusste, beherrschte Mama lediglich Deutsch und ein rudimentäres Englisch. Doch jetzt sprach sie flüssig in einer mir vollkommen unbekannten Sprache.
Hier würde ich persönlich noch erweitern, wie die Laute klingen. Scharfe S-Töne, harte Aussprache, viele Konsonanten, kaum Vokale, langgezogene Worte etc.

Sie wollen den Apparat. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis sie sich Zutritt zum Haus verschaffen.
Hm. Worauf warten sie denn? Hätten sie nicht auch Ole beobachtet? Sie hätte ja das Gerät in ihren Schulsachen herausschmuggeln können.

Ich habe Kontakt zu einer Frau in Russland,
Hier könnte man einen Gedanken von Ole einbauen, dass die Sprache tatsächlich Russisch hätte sein können, die er gehört hat.

Du hast sehr viele "dass". Vieles kannst du "verschönern".

Mir fiel auf, dass ich nichts erreicht hatte. Ich hoffte, dass Papa recht hatte:
Vorschlag:
Mir fiel auf, dass ich nichts erreicht hatte / Mir fiel auf, nichts erreicht zu haben. Ich hoffte, Papa hatte Recht.

Zwar würde Mama erfahren, dass ich geschwänzt hatte, aber das machte nichts
Vorschlag:
Zwar würde Mama von meinem Schwänzen erfahren, aber das machte nichts

Hat mir sehr gut gefallen. :thumbsup:

Dass am Ende nicht herauskommt, was auf der Visitenkarte steht oder ob sie tatsächlich etwas finden, mag ich. Gutes, offenes Ende.

Vielleicht kannst du mit meinen Anmerkungen ja etwas anfangen.

Schönen Abend und liebe Grüße,
GoMusic

 

Hey, GoMusic

Hat mir sehr gut gefallen.

Dass am Ende nicht herauskommt, was auf der Visitenkarte steht oder ob sie tatsächlich etwas finden, mag ich. Gutes, offenes Ende.


Verdammt. Damit stehst Du relativ alleine da. Ich tüftele gerade an einer Version 2, in der inhaltlich einiges anders laufen soll. Uff ... Andererseits freue ich mich natürlich sehr, dass es Dir gefallen hat. Ich habe heute die Handlung komplett überarbeitet und viele neue Szenen entworfen. Am Ende stand ich wieder mit dem gleichen Ende da wie jetzt auch und war etwas verzweifelt. Ich mag das Ende nämlich auch, und da ich möchte, dass wir alle nachvollziehen können, wie der Wahn anderer Ole wahnsinnig machen konnte, würde ich das Ende auch gerne offen lassen. Deine Kritik kommt also zur rechten Zeit. Das Ende bleibt so, wie es ist! :D

Tatsächlich doppelt sich in Deinem Kommentar fast nichts. Die logischen Zusammenhänge, die ich mit "sodass" herstelle, das wurde mir schon gesagt, und an den Redebegleitsätzen wurde auch schon ein bisschen gemäkelt. Aber ich nehme daraus auf jeden Fall noch viel Neues mit. Redebegleitsätze manchmal einfach weglassen, und "sodass" und "dass" verschönern. Das mache ich sofort. Die stilistischen Hinweise sind sehr wichtig für mich, weil ich da wirklich noch eine Menge Nachhilfe gebrauchen kann - so wie in jedem anderen Bereich auch. :)

Setze mich wieder dran. Dass ich jetzt weiß, wie das Ganze auch in Version 2 ausgehen wird, hilft mir sehr. Dass es Dir gefallen hat, gibt mir neue Kraft zum Weiterarbeiten. Ich hoffe, dass ich nicht wieder alles verschlimmbessere, deshalb gebe ich mir jetzt wirklich viel Mühe. Fingers crossed.

Viele Grüße,
Maria

 

Liebe Gemeinde,

Nach euren sehr zahlreichen Kommentaren folgt hier Version 2 von „Der Gedankenleseapparat“. Ich habe hier mit Überarbeitungen schon schlechte Erfahrungen gemacht, hoffe aber, dass ich meine Fehler nicht wiederholt habe. Aber das Urteil kann ich leider nicht selbst fällen, da mich an dieser Stelle der Arbeit oft eine gewisse Betriebsblindheit überfällt. ;)

Hallo, Peeperkorn

So, es gibt jetzt keine „sodass“, kaum noch „um“ und nur noch ein einziges „deshalb“. Ich habe auch mindestens zwei Drittel aller Adverbien gestrichen und an der wörtlichen Rede gearbeitet. Ob das alleine schon reicht, um den Stil perfekt zu machen, wage ich, zu bezweifeln. Ich merke hier mit jedem Kommentar wieder, wie wenig ich übers Schreiben weiß. Ich hoffe aber, dass zumindest Verbesserungen spürbar sind.

Deine Hinweise zum Innenleben habe ich mir zu Herzen genommen. Ich habe Oles vegetative Symptome jetzt so exzessiv ausgeschlachtet, dass ich mir selbst nicht mehr ganz sicher bin, ob das nicht einfach nur Quatsch ist. Aber da mir noch das Auge dafür fehlt, würde ich mich freuen, wenn Du da nochmal draufschaust. Ich habe sogar mal was mit dem Wetter gemacht, nur eben subtiler. Vielleicht gefällt Dir das ja.

Ich hoffe, ich habe nichts von den Details vergessen, die Du angemerkt hast. Es war ja so viel, was Du gesagt hast und auch so viel Nützliches dabei. Wenn ich irgendetwas nicht umgesetzt habe, liegt das nicht daran, dass ich Dich ignoriere, sondern lediglich an meinem Unvermögen.

Hallo, wegen

Ole als praktisch volljährigen Jungen herauszuarbeiten, ist mir sehr schwergefallen. Ich fürchte, dass der Eindruck entsteht, er sei ein Mädchen, liegt v.a. daran, dass die Themen (Beziehung zur Mutter, Emotionalität, Furcht, Anschluss suchen) eher stereotyp feminin sind. Nun hätte ich vielleicht dem Leser einfach im ersten Absatz irgendein gegensätzliches Stereotyp ins Gesicht schmeißen sollen. Das fände ich aber etwas geschmacklos. Ich habe seine Mutter jetzt einfach recht früh seinen Namen nennen lassen und außerdem bereits im ersten Absatz Hinweise auf sein Alter gegeben. Bin mir aber unsicher, ob das nicht einfach nur sehr gewollt ist.

Da das Ende einigen Lesern auch sehr gefallen hat, habe ich es so gelassen. Du wirst feststellen, dass Anfang und Ende annähernd gleich geblieben sind, ich aber den Mittelteil komplett überarbeitet habe. Reid tritt jetzt mehrmals auf, und Ole ist derjenige, der sich die Geheimdienste herbeispinnt, nicht seine Mutter. Vielleicht wirkt es ja auf diese Weise schon besser.

Hallo, Chris Stone

Also, ich habe nach Hinweisen von Dir und Peeperkorn jetzt ein Hauptaugenmerk auf Oles Innerstes gelegt. Es geht ja um Co-Wahn, deshalb habe ich Oles Mutter in den Hintergrund verschoben und mich jetzt hauptsächlich mit ihm beschäftigt. Ich habe auf diese Weise noch nie geschrieben und bin mir unsicher, ob und wie gut ich das umsetzen konnte. Freue mich, wenn Du nochmal reinschaust.

Ich habe jetzt den Mittelteil komplett umgebaut, Ole einen Verschwörungstheoretiker-Freund an die Seite gestellt und ihn aktiver werden lassen. Inklusive wirren Online-Recherchen, in anderer Leute Autos reingucken und Einbrecher mit einem Messer vertreiben wollen. Der Vater ist gestrichen. Ich hoffe, dass ich so wegkomme von: „Oles Mutter ist offensichtlich psychisch gestört“, zu: „Diese Sache nimmt Ole ganz schön mit.“ Würde mich sehr freuen, wenn Du nochmal reinschaust.

Ich würde jetzt eigentlich gerne den „Alltag“-Tag wieder reinnehmen, weil ich persönlich mir das alles irgendwie logisch erklären kann. Das Ende habe ich aber von Anfang an bewusst so offengelassen, weil ich ja möchte, dass der Leser Ole nicht einfach nur für bekloppt hält. Es geht hier ja nicht um pathologisches Verhalten, sondern um etwas höchst Menschliches. Deshalb finde ich es theoretisch nicht schlecht, wenn der Leser dieses Verhalten, diesen Glauben auch in sich selbst wiederfinden kann. Was meinst Du dazu?

Hallo, zigga

Ich habe Dir ja schon geschrieben, dass ich die Mutter und ihre Schizophrenie gar nicht wirklich im Kopf hatte. Es ging mir um komplett unpathologisches Verhalten. Aber da hatte ich den Fokus falsch gesetzt. Ich habe den Fokus jetzt auf Ole verlegt und darauf, wie er versucht, mit der Verrücktheit seiner Mutter mitzuhalten.

Klischees sind nicht gut. Ich habe die Mutter in den Hintergrund verschoben. Du wirst sie nun weder von Geheimdiensten faseln hören, noch die Wände streichen und Bilder aufhängen sehen. Sie wird schlecht kochen, sich von Ole distanzieren und Dinge im Haus herumliegen lassen – bitte verzeih ihr diese kleine Unachtsamkeit. Ole kontaktiert jetzt recht früh seine Freunde – aber es wird sich zeigen, dass den falschen Leuten das Richtige auf die falsche Art zu erzählen, weitreichende Folgen haben kann. Deine Hinweise dazu, mich immer zu fragen, warum die Figuren so handeln, wie sie handeln, waren sehr nützlich für mich. Reid kommt jetzt mehrmals vor, und ich habe ein paar Hinweise auf den wahren Grund für seine Besuche eingebaut. Ich freue mich, wenn Du nochmal reinschaust.

Hallo, Fugusan

Ich hoffe, ich konnte zumindest ein paar Deiner Fragen beantworten. Was jetzt vielleicht klarer wird, ist, dass, ja, Verrücktheit irgendwie ansteckend ist. Darum sollte es auf jeden Fall gehen.

Ich habe über Deine Frage nach der Farbe der Autos nachgedacht. Wie ich Dir erzählt habe, habe ich hier einfach ein Fallbeispiel einer Dozentin von mir umgesetzt. Was Du jetzt in der Geschichte finden wirst, ist eine Generalisierung: Erst ist es nur ein Auto. Dieses Auto ist schwarz. Danach sind es alle schwarzen Autos. Und am Ende alle Autos. Vieles von dem, was wir als Menschen tun, beruht auf solchen Generalisierungen. Ich hoffe, ich konnte das irgendwie rüberbringen.

Dass das Ende sehr offen ist und auch sehr offengeblieben ist, ist mir bewusst. Ich möchte klarstellen, dass Oles Verhalten nicht pathologisch ist. Der Leser soll selbst mitfühlen können. Wenn ich am Ende klarmache, dass das alles nur Quatsch ist, geht dieser Effekt verloren, weil Du als Leser dann sagst: „Klar, der Typ und seine Mama sind irre.“ Das machen wir im Alltag so oft, aber das möchte ich nicht. Meistens ist das auch ein Trugschluss, denn wir alle könnten wie Ole sein. Vielleicht kannst Du mir eine Rückmeldung dazu geben, wie das funktioniert.

Hey, linktofink

Also, ich habe Oles Alter jetzt von Anfang an ungefähr klargemacht. Ich hoffe nur, das wirkt nicht zu gewollt.

Das Telefonat mit dem Vater habe ich gestrichen. Die Schwebe ist das, wovon diese Geschichte leben soll. Und Du meintest ja auch, dass Du als Leser gerne im Dunkeln gelassen werden willst. Von daher: Ich habe den Mittelteil komplett überarbeitet. Freue mich, wenn Du wieder reinschaust.

Das Schlüsselbein ist weg. Es ist jetzt der Unterarm. Ich hoffe, dass ich dafür ausreichend Anatomie-Kenntnisse habe. ;)

Liebe annami

Ich habe versucht, den Spannungsbogen mit weiteren Szenen im Mittelteil vorzuverlegen, obwohl das Ende gleichgeblieben ist. Die Offenheit ist für mich ein wichtiger Aspekt der Geschichte, und wenn sie Deine Fantasie beflügelt, ist das passiert, was ich wollte. Ich hoffe, dass der Spannungsbogen jetzt trotzdem passt, weil vorher schon einiges passiert. Reid tritt z.B. mehrmals auf, und Ole handelt deutlich aktiver.

Würde mich freuen, wenn Du wieder vorbeischaust.

Hallo, GoMusic

Also, ich habe eine Menge Redebegleitsätze und v.a. die Adverbien dazu gestrichen. Aus meinem Lesen von Dramen weiß ich, dass es möglich ist, ganze Geschichten nur in wörtlicher Rede zu stricken. So ein Genie bin ich leider nicht, aber ich habe auch die Dialoge teilweise überarbeitet, um das Ganze nicht mit Adverbien, sondern mit wörtlicher Rede zu transportieren.

An logischen Partikeln habe ich auch gearbeitet. Du wirst kein einziges „sodass“ und nur noch wenige „um“ im Text finden. Auch an den „dass“ habe ich gefeilt und einige davon gestrichen.

Du mochtest das Haus und das Ende. Das Ende ist sehr ähnlich zur Vorgängerversion, da seine Offenheit für mich einen ganz wesentlichen Zweck erfüllt: Ich möchte nicht, dass am Ende alle denken: „Boah, sind die gestört.“ Ich möchte, dass der Leser diese Paranoia, diese Ungewissheit nachvollziehen kann, unter der die Charaktere leiden. Das Haus tritt jetzt etwas stärker in den Vordergrund, scheint mit dem Gedankenleseapparat eine Symbiose eingegangen zu sein. Vielleicht gefällt Dir das ja auch.

Ich danke euch allen für die super vielen Anmerkungen und bin jetzt sehr gespannt, was ihr zu Version 2 sagt. Anders als vor meiner Verschlimmbesserung von „Chaosfahrt“ habe ich den Text vorher schon mehreren Leuten zum Lesen gegeben. Aber man weiß ja nie.

Viele Grüße,
Maria

 
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Hallo Maria

Gehörst du also zu diesen beneidenswerten Schnelllernern? Im Ernst, das liest sich für mein Gefühl Abschnitt für Abschnitt besser als die erste Version. Es ist allerdings nicht ganz einfach, das zu beurteilen, weil du einige Tipps zum Teil recht "wörtlich" umgesetzt hast, aber ich bin überzeugt, dass du mit dieser Überarbeitung ganz viel für deine nächsten Texte und deine Entwicklung insgesamt getan hast.

Zum Inhalt bleibe ich kommentartechnisch weiterhin auf Distanz, da werden sich hoffentlich noch andere melden. Mir ist aber aufgefallen, dass man dem Text sehr gut ansieht, dass du den Samuel neu reingequetscht hast. So, wie du ihn einführst, stimmt das Timing nicht. Es wirkt so, als würdest du plötzlich ganz schnell zu sprechen beginnen, weil du - im Plusquamperfekt notabene - unbedingt erzählen musst, was das für ein Typ ist. Organischer wäre - zumindest - wenn du die Szene mit den Kollegen auserzählen, d.h. im Originaltempo präsentieren würdest.
Und nachdem der gute Samuel seinen Dienst getan und ein paar Scheite ins Feuer der Paranoia geworfen hat, verschwindet er so schnell wieder aus der Geschichte, wie er reingeraten ist.
Aber ansonsten: Daumen hoch für die Überarbeitung!

Lieber Gruss
Peeperkorn

 

Hallo TeddyMaria,

ich habe die erste Version gelesen und wollte auch was dazu schreiben, aber dann wurde schon so viel gesagt und so nehme ich mir jetzt die zweite Version vor.

Mit dem ersten Abschnitt werde ich irgendwie nicht ganz warm. Ich finde es gut, dass man direkt im Geschehen ist, es passiert etwas merkwürdiges, man wird direkt neugierig. Aber ich finde du könntest viel dichter schreiben, das ist mir zu angefüllt mit Nebensächlichkeiten. Ein paar Beispiele:

Ich stellte meinen Rucksack auf den Schreibtisch und ging zum Fenster. Behutsam spähte ich durch den Schlitz im Vorhang nach draußen.
Hier würde mir reichen:
Ich ging zum Fenster und spähte durch den Schlitz im Vorhang.
Den Rucksack brauche ich nicht. Behutsam erschließt sich aus der Situation und nach draußen sowieso.

Die hinteren Scheiben waren getönt, durch die vorderen konnte man aber sehen, dass niemand drinsaß.
Die hinteren Scheiben waren getönt, vorne saß niemand.

und nickte wie zur Bekräftigung heftig mit dem Kopf.
Das wie kann man weglassen, oder? Sie bekräftigt es doch wirklich mit dem Nicken.

Sie verließ das Zimmer. Leise schloss sie die Tür hinter sich.
Der erste Satz kann weg.

Und irgendwie verwirrt mich Oles Verhalten. Ich überlege wie ich mich verhalten würde, wenn meine Mutter so drauf wäre. Erst würde ich sie auslachen und dann zu nem Therapeuten schicken. So wie Ole reagiert man nur, wenn man das Verhalten schon kennt, oder? Aber warum flieht er dann? Müsste er dann nicht wissen, wie er mit ihr umzugehen hat? Oder hat er einfach keine Lust? Hier fände ich einen kleinen Hinweis nicht schlecht.

Übrigens dachte ich auch dein Prota wäre ein Mädchen, das Alter hatte ich ungefähr richtig geschätzt. Ich finde es lustig, dass es dir so wichtig ist. In meiner Geschichte „Ein strahlendes Lachen“ gibt es keine Hinweise auf das Geschlecht. In meinem Kopf ist es eine junge Frau, aber aus den Kommentaren habe ich herausgelesen, dass es für manche ein Mann ist. Das finde ich super interessant, denn das ist doch nur eine von vielen Facetten, die ein Leser unterschiedlich wahrnehmen kann. Solange das Geschlecht nicht wichtig für deine Geschichte ist, ist es doch egal, oder?

Ich versprach, einkaufen zu gehen, obgleich sie mich wieder und wieder beschwor, vorsichtig zu sein. Als ich sie fragte, wovor ich mich denn in Acht nehmen sollte, antwortete sie: „Man weiß ja nie so genau. Sei einfach vorsichtig, Ole.“
Zu kompliziert. Wenn ich deinen Text lese, sehe ich dich vor mir, wie du mit deinem Whiteboard und tausend Notizzetteln dort stehst, Pfeile von links nach rechts zeichnest und das dann in Worte packst. Ich habe das Gefühl du bist noch verkopfter als ich. :D

Ich hatte Unterricht bis zum Nachmittag, danach kaufte ich ein, was Mama mir aufgetragen hatte. In unserer Straße angekommen, schaute ich mir die Autos an, die vor dem Haus standen.
Ich hatte Unterricht bis zum Nachmittag, danach kaufte ich ein. Vor unserem Haus blieb ich stehen, schaute mir die Autos genauer an.
Hier wieder ein Stelle an der man einiges weglassen kann, ohne dass es wehtut. Das sag ich jetzt mal so, vllt möchtest du es aber genauso haben.

Bis zu ihrem Tod hatte Oma hier gewohnt.
Würde ich umdrehen, sonst hört es sich an als wäre die Mutter gestorben.

In meiner Magengrube regte sich ein seltsames Gefühl, als hockte dort ein kleines Tier, das aus seinem Nachmittagsschlaf erwacht war.
Ein schöner Satz. :)

Mama sah nicht bloß bleich aus. Im goldenen Licht der Abendsonne wirkte ihre Haut durchscheinend. Als wäre sie ein Gespenst. Ihre Augen waren gerötet, und einzelne Haarsträhnen hingen lose aus ihrem Pferdeschwanz.
Man spürt deutlich, dass sich Ole Sorgen um seine Mutter macht. :thumbsup:

So langsam fließt der Text viel besser. Du lässt den Leser selbst denken, kaust nicht mehr so viel vor. Hier zum Beispiel:

Ich spürte die Hitze auf der Motorhaube des Chevrolets schon, als ich meine Hand wenige Zentimeter darüber hielt.
Das find ich gut.

Danach hatte ich weiterrecherchiert. Heute hatte ich begonnen, nicht nur die schwarzen Autos zu fotografieren.
Die beiden hattes kannst du meiner Meinung nach weglassen.

Nicht, dass mich der Besitzer des Autos erwischte.
Des Autos kann weg.

„Denkst du, er ist vom Geheimdienst?“
„Vom Geheimdienst?“
„Von der … von der CIA. Diese Mappe sieht ganz schön offiziell aus.“
„Von der CIA?“ Ihre Augen waren unendlich müde. „Wie kommst du darauf?“
Finde ich gut, dass sich Ole jetzt eigentlich von alleine darein gesteigert hat.

„Kein Wühlen in meinen Sachen, keine Recherchen, keine Ausflüge! Haben wir uns verstanden? Das ist gefährlich!“
Das Verhalten der Mutter macht für mich keinen Sinn. Ole ist doch schon wo weit, er würde ihr jetzt alles glauben. Und er ist fast erwachsen, warum weiht sie ihnjetzt nicht ein?

Vielleicht hatte Mama einen Einbrecher überrascht. Einen der Männer. Und der hatte sie in den Keller verschleppt.
Ja, klaaar. Das glaubt er ja wohl selbst nicht, Würde ich streichen.

Die Antwort war immer gleich: Es ist besser, wenn du nichts weißt.
Ok, so langsam bin ich echt genervt. Das zieht sich viel zu lange hin.

Den letzten Abschnitt überfliege ich nur noch um zu schauen, ob sich das Ende verändert hat.

Alsooo, ich finde, dass die Geschichte es einem nicht leicht macht.

Es sind einige schöne Stellen drin. Ich finde die Idee super, diese Unsicherheit als Leser, wem soll ich glauben, was ist Wahrheit, was ist Wahnsinn? Im mittleren Teil als Ole anfängt an die Sache zu glauben, unsicher wird, habe ich mitgefiebert, das hast du meiner Meinung nach gut umgesetzt.
Ich bin mir nicht sicher, ob man Samuel braucht. Hätte Ole nicht selbst auf diese Links stoßen können? Er sucht im Internet nach Verfolgungswahn, landet auf Verschwörungstheorieseiten usw...

Aber dann zieht es sich viiieel zu lange hin. Die Mutter hätte Ole alles erzählen sollen als er anfängt vom CIA zu sprechen. Dann könnte er ja noch mal schwanken um dann vom CIA Mann vorm Haus überzeugt zu werden.

Sprachlich finde ich den Anfang und das Ende nicht so überzeugend. Ich glaube, der Rotstift würde beiden Bereichen gut tun.

Ich hoffe, da ist was hilfreiches dabei. :)

Liebe Grüße,
NGK

 
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Hallo Maria,

hier das das übliche konstruktive Gemecker :lol::

Mama erwartete mich in der Tür, als ich von der Schule nach Hause kam. Das hatte sie nicht mehr getan, seit sie mir zum sechzehnten Geburtstag einen eigenen Schlüssel überreicht hatte.
wie wär´s mit: "stand in der Tür" und leicht ironisch: "seit ich zum Sechzehnten tatsächlich meinen ersten eigenen Schlüssel bekommen hatte." Meine Kinder haben den übrigens, seit sie zehn sind.
Meine Tochter ist 15 und ich kann dir sagen: sorry, aber so reden Jugendliche nicht. Du musst ja keinen Jugendslang verwenden, aber etwas einfacher, schnodderiger wäre besser. Um Worte wie schaudern, betrachtete, behutsam machen idR Jugendliche einen großen Bogen.
Schau mal auf folgenden link, vielleicht weißt du dann, was ich meine:
https://www.rowohlt.de/taschenbuch/wolfgang-herrndorf-tschick.html Dann Leseprobe anklicken.

„Ich habe nicht darauf geachtet“, sagte ich und drehte den Kopf weg. Ihr heißer Atem an meinem Ohr und ihr bohrender Blick ließen mich schaudern. „Ich muss Hausaufgaben machen.“ Ich schnappte meinen Rucksack und floh die Treppe hinauf.
Ich-Triple

Noch ein Stolperer:

Nach der achten Stunde war ich mit einigen Freunden an den See gefahren. Den ganzen Nachmittag hatten wir auf der Wiese gelegen und Musik gehört. Nur hin und wieder hatten wir uns zu einer Partie Federball oder zum Planschen im Wasser aufgerappelt.
Ich hatte Johann und Malte erzählt, dass ich die letzten beiden Tage die Kennzeichen schwarzer Autos fotografiert hatte. Als ich davon sprach, wie ich die Fotos jeden Tag nach der Schule ausdruckte und Mama überreichte, hatte ich darüber lachen können. Die beiden hatten auch gelacht, höflich, wie man über die Mutter eines Freundes lachte.
Kling komisch, als wäre das ewig her. Vollendete Vergangenheit? Ohne in eine Grammatikdiskussion einsteigen zu wollen, wie wär´s mit:
Nach der achten Stunde bin ich mit einigen Freunden an den See gefahren. Den ganzen Nachmittag lagen wir auf der Wiese und hörten Musik. Nur hin und wieder rappelten wir uns zu einer Partie Federball oder zum Planschen im Wasser auf.
Ich hatte Johann und Malte erzählt, dass ich die letzten beiden Tage die Kennzeichen schwarzer Autos fotografiert hatte. Als ich ihnen schilderte, wie ich die Fotos jeden Tag nach der Schule ausdruckte und Mama überreichte, kam es mir selbst komisch vor. Die beiden lachten höflich, wie man über die Mutter eines Freundes lacht. ??Was meinst du??

Du hast die hinteren zwei Drittel extrem an deiner Story gearbeitet, macht sich absolut positiv bemerkbar. Dass der Vater weg ist, kommt der Geschichte zugute und lässt die Bedrohung viel näher erscheinen. Ich kann die reale Gefahr miterleben, statt die Vorkommnisse auf die paranoiden Visionen der Mutter zu schieben.

Das offene Ende gefällt mir ebenfalls. Jetzt kann alles passieren, das Gedankenkino ist angeworfen ...

Das Gestelzte vom Anfang verliert sich nachher weitgehend, da machst du es viel besser. Die Dialoge werden flüssig, liest sich gut. Alles, was du neu geschrieben hast, ist so viel besser. Ich denke, das zunächst Holperige ist die Altlast des wenig geänderten Anfangs?

Noch ein Tipp: Ole wirkt noch recht blass. Er benimmt sich oft wie ein kleiner Erwachsener. Lass ihn etwas aufmüpfig sein, wie es 16- jährige sind. Gib ihm irgendein Merkmal, das ihn unverwechselbar macht, eine Zahnlücke, durch die er Luft einsaugt, ein zuckendes Augenlid, eine ungewöhnlich dunkle Stimme, eine Haarsträhne, die ihm immer wieder in die Augen fällt, einen Hinkefuß ...

Gute Nacht und Peace ...;)
Andreas

 
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Hallo, Peeperkorn

Gehörst du also zu diesen beneidenswerten Schnelllernern? Im Ernst, das liest sich für mein Gefühl Abschnitt für Abschnitt besser als die erste Version. Es ist allerdings nicht ganz einfach, das zu beurteilen, weil du einige Tipps zum Teil recht "wörtlich" umgesetzt hast, aber ich bin überzeugt, dass du mit dieser Überarbeitung ganz viel für deine nächsten Texte und deine Entwicklung insgesamt getan hast.

Mir fällt ein ganzes Gebirge vom Herzen. Vor dieser Überarbeitung habe ich mich so sehr gefürchtet. Dass Du so etwas sagst, ehrt und erleichtert mich.

Ja, alles, was Du im Detail angemerkt hast, habe ich größtenteils übernommen. Ich wollte mich da keiner falschen Eitelkeit hingeben und glauben, etwas sehr viel Besseres schaffen zu können. Jetzt fühle ich mich aber befreit. Tatsächlich habe ich in dem Moment, in dem ich die Überarbeitung hier hochgeladen habe, etwas Neues angefangen.

Und nachdem der gute Samuel seinen Dienst getan und ein paar Scheite ins Feuer der Paranoia geworfen hat, verschwindet er so schnell wieder aus der Geschichte, wie er reingeraten ist.

Witzig, dass Du das sagst. Anfänglich hatte ich mehrere Szenen mit Samuel auserzählt, ihn sogar dreimal persönlich auftreten lassen. Es hat die Geschichte aber sehr lang gemacht, und außerdem fand ich es eigentlich ganz schön, mich örtlich auf "Straße vor dem Haus" und "Haus" zu konzentrieren, genauso wie ich mich dann von den Personen her fast ausschließlich auf Ole und seine Mutter fokussieren konnte. Ich kann aber total nachvollziehen, was Du sagst. Meine Szenen, in denen Samuel persönlich in Erscheinung getreten ist, kamen mir aber sehr, sehr seltsam vor. Ich gucke da nochmal drauf.

Hat mich sehr gefreut, dass Du nochmal reingeschaut hast. Und ja, ich habe viel gelernt. V.a. durch Deine sehr durchdachten Kommentare, mit denen Du mehr als einmal den Nagel auf den Kopf getroffen hat. Das hat etwas in mir bewegt, und das wird sich wohl noch auf viele andere Geschichten erstrecken.

Hallo, Nichtgeburtstagskind

Ich freue mich, Dich auch hier wieder begrüßen zu dürfen. Es ist schön, wenn man weiß, dass es Leute gibt, die die eigene Entwicklung in ein größeres Framework einsortieren können. ;) Umso mehr freue ich mich über jeden, der mehrere meiner Geschichten liest.

So wie Ole reagiert man nur, wenn man das Verhalten schon kennt, oder? Aber warum flieht er dann? Müsste er dann nicht wissen, wie er mit ihr umzugehen hat? Oder hat er einfach keine Lust? Hier fände ich einen kleinen Hinweis nicht schlecht.

Diese Überlegungen finde ich sehr gut. Anfänglich hatte ich tatsächlich noch drin, dass Ole das irgendwie kennt. Das ist dann aber dem Rotstift zum Opfer gefallen, weil sehr erklärend. Ich gucke nochmal drauf.

Übrigens dachte ich auch dein Prota wäre ein Mädchen, das Alter hatte ich ungefähr richtig geschätzt. Ich finde es lustig, dass es dir so wichtig ist. In meiner Geschichte „Ein strahlendes Lachen“ gibt es keine Hinweise auf das Geschlecht. In meinem Kopf ist es eine junge Frau, aber aus den Kommentaren habe ich herausgelesen, dass es für manche ein Mann ist.

Ich finde es lustig, dass Du das ansprichst. Heute Morgen habe ich an "Ein strahlendes Lächeln" gedacht. Ich war damals nämlich super verwirrt, weil es für mich eindeutig ein Mann war, die anderen Kommentatoren aber immer von "der Prota" gesprochen haben. Ich habe mich schon lange gefragt, woran die das gesehen haben. Und ich finde es erhellend, dass Du sagst, es sei vielleicht nicht wichtig. Das mit dem Alter ist wohl schon wichtig, denn einige Kommentatoren waren hier schon sehr verwirrt über Oles Verhalten, weil sie ihn für ein Kind gehalten haben. Aber Du hast wohl recht, und das mit dem Geschlecht könnte mir egal sein. Mir war es nur wichtig, weil er in meinem Kopf so lebendig ist. Es ist immer sehr erhellend, wenn dann plötzlich jemand auftritt und sagt: "Hey, warum ist das wichtig?" Vielen Dank dafür. :D

Wenn ich deinen Text lese, sehe ich dich vor mir, wie du mit deinem Whiteboard und tausend Notizzetteln dort stehst, Pfeile von links nach rechts zeichnest und das dann in Worte packst.

Woher weißt Du das? Hast Du mein OneNote gehackt? :)

So langsam fließt der Text viel besser. Du lässt den Leser selbst denken, kaust nicht mehr so viel vor.
Sprachlich finde ich den Anfang und das Ende nicht so überzeugend. Ich glaube, der Rotstift würde beiden Bereichen gut tun.

Das ist interessant und wichtig für mich, denn Anfang und Ende sind die Teile, die ich im Vergleich zur Vorgängerversion nicht komplett neu geschrieben habe. Daraus leite ich jetzt mal frech ab, dass ich in der letzten Woche besser geworden bin und dass, wenn ich jetzt Anfang und Ende neu schreibe, das vielleicht auch besser wird.

Ich bin mir nicht sicher, ob man Samuel braucht. Hätte Ole nicht selbst auf diese Links stoßen können? Er sucht im Internet nach Verfolgungswahn, landet auf Verschwörungstheorieseiten usw...

Problem: Ich habe tatsächlich einige Zeit damit zugebracht, von verschiedenen Geräten aus (denn der böse Algorithmus) solche Dinge zu suchen wie: "Schwarze Autos Verfolgung", "CIA Überwachung" usw. Ich wollte, wenn ich es so gemacht hätte, dass es realistisch ist, dass fast jeder von uns auf diesen Seiten landen kann. Ich konnte es aber mit allen gewählten Begriffen nicht. Und im Gegensatz zu Ole zu diesem Zeitpunkt der Geschichte habe ich es wirklich (!) versucht. Deshalb habe ich Samuel eingebaut. Ich ziehe jetzt nochmal Möglichkeit 3 in Betracht, nämlich, dass Muttern vielleicht doch einmal irgendwas fallen lässt.

Es ärgert mich ein bisschen, dass es Dir zu lange dauert. Ich dachte, ich hätte das Tempo im Gegensatz zur Vorgängerversion schon ordentlich angezogen. Ich werde aber jetzt erstmal ins Klein-Klein gehen, Deine Anmerkungen einarbeiten, Anfang und Ende nochmal kritisch prüfen und die Sache mit Samuel überdenken. Ja, ich stehe schon wieder am Whiteboard.

Vielen Dank, dass Du so umfangreich kritisiert hast. Da ist viel Hilfreiches dabei, auf jeden Fall. Die ganzen Details, da gehe ich jetzt nicht drauf ein, aber ich werde die morgen direkt einsetzen.

Guten Abend, linktofink

Wie schön, dass Du wieder im Boot bist, und wie schön, mal die Elternperspektive zu hören.

Meine Kinder haben den übrigens, seit sie zehn sind.

Tja. Ich habe bis heute keinen gekriegt. Wenn ich mir einen der Ersatzschlüssel meiner Eltern nehme, merkt meine Mutter es innerhalb weniger Stunden und macht einen Aufstand, bis er wieder da ist. Mit 15 musste ich um 21 Uhr schlafen. Ich weiß, dass ich damit relativ alleine bin - aber eben nicht vollkommen alleine. Nicht jedes Kind wächst auf die gleiche Weise auf.

Schau mal auf folgenden link, vielleicht weißt du dann, was ich meine:
https://www.rowohlt.de/taschenbuch/w...f-tschick.html Dann Leseprobe anklicken.

Tja, rate mal, was ich auch im Regal stehen habe. Ist ja ein Stück Allgemeinbildung. Ich weiß, was Du meinst. Ich muss mich dem nur wahrscheinlich verwehren. So zu schreiben, ohne dass es gewollt klingt, ist sehr schwierig. Ich bin ja selbst in meinem zarten Alter etwas entsetzt, dass ich allem Anschein nach so sehr den Anschluss an die Jugend verloren haben soll. Früher habe ich nur über Leute geschrieben, die älter waren als ich. Jetzt schreibe ich über Leute, die jünger sind, über Situationen, die mir vertraut sind, und es ist immer noch unauthentisch? Puh ... Das muss ich in meinem Herzen erstmal bewegen. Altwerden ist hart. ;)

Die Szene am See, da muss ich auf jeden Fall nochmal ran. Überlege gerade, sie komplett auszuerzählen. Schwanke aber noch.

Alles, was du neu geschrieben hast, ist so viel besser. Ich denke, das zunächst Holperige ist die Altlast des wenig geänderten Anfangs?

Ja, das passt zu dem, was oben schon gesagt wurde. Anfang und Ende mäh, Mittelteil gut. Offenbar habe ich in der vergangenen Woche dazu gelernt und bin an euren Kommentaren gewachsen. Das sind gute Neuigkeiten für mich. Ich freue mich auch, dass es Dir insgesamt anscheinend gefallen hat.

Lass ihn etwas aufmüpfig sein, wie es 16- jährige sind. Gib ihm irgendein Merkmal, das ihn unverwechselbar macht, eine Zahnlücke, durch die er Luft einsaugt, ein zuckendes Augenlid, eine ungewöhnlich dunkle Stimme, eine Haarsträhne, die ihm immer wieder in die Augen fällt, einen Hinkefuß ...

DAS sind Hinweise, mit denen ich arbeiten kann (nicht dass ich mit Deinen anderen Hinweisen nicht auch arbeiten könnte, aber) ... Dieser Hinweis inspiriert mich! Super, super, super Idee. Ich flitze direkt los und lasse mir was einfallen. Das könnte tatsächlich mein Problem lösen, dass viele Leser Probleme damit hatten, ihn als Person zu greifen. Hm ... Oh, ich bin schon in Gedanken versunken.

Vielen Dank, dass Du wieder vorbeigeschaut und so viel Konstruktives dagelassen hast. Das ist sehr nützlich für mich. Denn wie wir gesehen haben, kann ich an Kommentaren auch wachsen.

Gute Nacht und Peace ...

Sagt man das heutzutage jetzt wirklich? Das haben wir als Achtzehn- oder Neunzehnjährige so super ironisch gesagt. Und wenn ich das jemanden in einer Geschichte sagen hören würde, würde ich denken: "Wie aufgesetzt ist das denn?" Ich glaube, man sieht, dass ich beim Schreiben bisher v.a. von meiner Großmutter gelernt habe. Diese sagt immer: "Beim Schreiben muss man sich anders ausdrücken als beim Sprechen." Ich weiß, dass das keine allgemeingültige Weisheit ist, dass es Leute gibt, die das Handwerk, so zu schreiben, als würden sie sprechen, beherrschen. Aber es ist eben nicht das gleiche. Davon bleibe ich überzeugt.

Gute Nacht,
Eure Maria

 

Hej TeddyMaria,

einige Zeit schlich um deinen Titel herum, der mich nicht ansprach. Er suggerierte mir eine Kinder- oder Jugendsgeschichte, als die sie jedoch nicht getagged war, noch dazu eine relativ lange. :shy:
Aber weil du viele ausführliche Kommentare geschrieben hast, siegte meine Neugier und ich las sie.

Die einen nennen es einen einfach, klaren Stil, ich habe mich recht schnell mit den vermehrten SPO-Sätzen gelangweilt. Und auch weil mir jede noch so kleine Bewegung und Begebenheit explizit vorgelegt wird, beginne ich den Text zu überfliegen. Ich finde keinen Raum, mir mein eigenes Bild zu machen. Es passiert ja lange Zeit nichts Besonderes und das wiederholst du auch einige Male, z.B. die Begegnungen an der Haustür, die fotografierten Nummernschilder, die Sorge des Ole. Und schnell ist mir klar, alles läuft auf den Apparat im Titel zu. Dann verläuft alles wie es muss, es baut sich auf, steigert sich im Keller, aber Spannung stellt sich bei mir nicht ein. Lediglich als dann endlich ein vermeintlich britischer, gut aussehender Mann mit Mama spricht, bin ich wieder dabei, aber das verläuft sich im Sande.

Tja und am Ende passiert eben das, was sich bereits im Titel angekündigt hat, sie suchen einen Gedankenleseapparat. Warum und wieso tun sie das bloß, bzw. die Mama? Was hat der mit der Oma und dem Haus zu tun? Oder mit dem Briten oder Amerikaner? Samuel? Vieles erscheint mir zu auserzählt, denn ich werde hellhörig bei einer Aussage, dass es sich bei dem Hund um einen Cockerspaniel handelt. Wird das noch wichtig, dass es nicht bloß ein Nullachtfünfzehn-Hund ist? Als Beispiel jetzt benannt. Verfolge falsche Fährten wie der Mind Reading Mappe, die Frage des Amerianers oder Briten nach der Suche des Apparates. Und so folge ich eben dem gesamten Text mit Argusaugen und werde enttäuscht.

Ich komme jedenfalls mit all den Hinweisen und Widerlegungen, den Bildern einer verwirrten Frau, dem überforderten Sohn nicht in die Handlung.

Und am Ende bin ich Tor so klug als wie zuvor.

Das hört sich jetzt so an, als hätte ich dem Text nichts abgewinnen können und das täuscht, denn ich habe schöne Formulierungen und Bilder gefunden und mich daran erfreut.

In meiner Magengrube regte sich ein seltsames Gefühl, als hockte dort ein kleines Tier, das aus seinem Nachmittagsschlaf erwacht war.

Das klingt so entzückend und ich sehe das gähnende und putzige Felltier genau vor mir.

Unsere Gartenpforte neben dem zerzausten Ginster war nur noch wenige Meter entfernt.

Reizende Vorstellung eines Busches.

Für mein Hirn ist deine Geschichte leider nicht konzipiert und mein Kommentar sollte dir auch bloß als Leseeindruck einer Wortkriegerin dienen. So für deinen Hinterkopf. ;)

Lieber Gruß, Kanji

 

Hallo, Kanji

Schön, dass Du bei mir vorbeischaust. Das ist schade, dass Du Dich offenbar über weite Strecken so gequält hast (wenn ich das richtig verstehe). Ich versuche jetzt, noch Sinn aus Deinem Kommentar zu machen (entschuldige das Denglisch, mich hat die deutsche Sprache gerade irgendwie verlassen).

Und auch weil mir jede noch so kleine Bewegung und Begebenheit explizit vorgelegt wird, beginne ich den Text zu überfliegen. Ich finde keinen Raum, mir mein eigenes Bild zu machen.

Das ist etwas Interessantes. Mir war bewusst, dass ich mich oft mit solchen Details aufhalte. Ich persönlich hasse es beim Lesen, wenn Dinge, die kurz erwähnt wurden oder logischerweise vorhanden sein müssten (wie z.B. der Rucksack eines Schülers), einfach verschwinden. Das ist vielleicht auch dem zu schulden, dass ich ein großer Filmfan bin. Dort gibt es für solche verschwindenden und auftauchenden Dinge, ständig unterschiedlich gefüllte Gläser und unterschiedlich gestellte Uhren ja sogar einen eigenen Namen: Continuity-Fehler. Vielleicht achte ich deshalb so sehr darauf, alle Details der Szene immer beieinander zu haben. Wie eine Requisiteurin am Filmset. Das habe ich noch nie hinterfragt. Gut, dass Du mich darauf stößt. Ich werde mir diesbezüglich auf jeden Fall Gedanken machen (ich hoffe, das ist ungefähr das, was Du meinst).

Die einen nennen es einen einfach, klaren Stil, ich habe mich recht schnell mit den vermehrten SPO-Sätzen gelangweilt.

Viele davon sind tatsächlich der Überarbeitung geschuldet. Bis vor einer Woche habe ich Variationen in meine Sätze gebracht, indem ich Adverbien eingeschoben habe. Das wurde aber kritisiert - aus guten Gründen. Da muss ich mich erst wieder finden, erstmal wieder zu spielen anfangen. Ist einfach meinem handwerklichen Unvermögen geschuldet und mir auch schmerzlich bewusst. Ich entwickle mich aber weiter, versprochen. ;) Ich habe erstmal zurückgeschraubt und mich weiter vereinfacht, in nächster Zeit kann ich aber wieder hochfahren, denke ich.

Warum und wieso tun sie das bloß, bzw. die Mama? Was hat der mit der Oma und dem Haus zu tun? Oder mit dem Briten oder Amerikaner? Samuel?

All diese Fragen wurden in Version 1 beantwortet. Diese Antworten sind dann aber der Überarbeitung zum Opfer gefallen. Gut zu wissen, dass Du Dir diese Fragen stellst, weil alle, die bisher Version 2 kommentiert haben, auch Version 1 gelesen haben, die Antworten also kennen.

Das hört sich jetzt so an, als hätte ich dem Text nichts abgewinnen können und das täuscht, denn ich habe schöne Formulierungen und Bilder gefunden und mich daran erfreut.

Dass Du immerhin auch ein wenig Freude am Text gefunden hast, das freut auch mich. Darum geht es ja schließlich letzten Endes. :D

Ich behalte jetzt also im Hinterkopf: Nicht mehr so akribisch Requisiteurin spielen. Und wieder Variationen in meine Sätze bringen. Über die Handlung und ob man da noch was dran machen kann, denke ich nach, aber ich glaube, ich werde Version 2 jetzt erstmal im Großen und Ganzen so lassen. In nächster Zeit wollte ich eher ins Klein-Klein gehen und keine riesigen Veränderungen mehr machen, wo dann im Klein-Klein alle wieder von vorne anfangen.

Vielen Dank, dass Du es Dir angetan hast, obwohl Du von Anfang an nicht gecatcht warst. :) Habe mich sehr über Deinen Besuch gefreut.

Viele Grüße,
Maria

 

Hallo TeddyMaria!

Das ging aber schnell mit der neuen Version. (Ich bin ja eher ein In-der-Ruhe-liegt-die-Kraft-Typ.)

Dein Textanfang irritiert mich gleich. War Ole in der ersten Version auch schon so alt? Ich hatte ihn so auf zwölf geschätzt. (Die Schlüsselsache irritiert mich ebenfalls. Ole bekommt erst mit sechzehn einen Schlüssel? Er und die Mutter sind doch alleine, oder? Also, wie funktioniert das? Die Mutter muss ja ständig zu Hause sein, um den Sohn reinzulassen. Geht die nicht arbeiten? Wovon leben die?)

"Sie winkte mich in die Küche."
"Ich ließ mich auf der Treppe nieder."
=> Die Treppe zur Küche?

Da wir von Oles Innersten gesprochen haben, schreibe ich ein bisschen was dazu, wie ich einiges Stellen lese:

"und ihr bohrender Blick ließen mich schaudern."
"und floh die Treppe hinauf."
=> Das ist eine heftige Reaktion darauf, dass die Mutter nur nach irgendeinem parkenden Auto gefragt hat.
=> Ich habe hier das Gefühl, dass mir Informationen fehlen bei diesem Textanfang. Warum reagiert Ole so heftig auf etwas, das mir vollkommen harmlos erscheint?

Dass die Mutter irgendwie psychisch gestört ist, zeigt schon ihre heftige Gestik. Bei der Mutter finde ich das so passend.

"Am nächsten Tag ging Mama nicht zur Arbeit."
=> Die Sache habe ich ja schon angesprochen, Stichwort Schlüssel.

"Ich versprach, einkaufen zu gehen, obgleich sie mich wieder und wieder beschwor, vorsichtig zu sein."
=> Das "versprach" sagt mir, dass sie ihn gebeten hat, einkaufen zu gehen. Das "obgleich" klingt, als wolle sie eben nicht, dass er einkaufen geht.

"Das Sonnenlicht ließ den schwarzen Lack in vielfarbige Partikel zerspringen."
=> Klingt, als blättere der Lack ab (weil die Sonne so heiß brennt).

"Was tat ich hier eigentlich? Detektiv spielen?"
=> Ja, das tut er. Und nur weil die Mutter von schwarzen Autos geredet, und den Jungen gebeten hat, vorsichtig zu sein. Soll heiße, meiner Meinung nach liest sich das, was die Mutter da vorspinnt und wie sie sich verhält, viel zu harmlos für Oles Reaktion.

"Als ich davon sprach, wie ich die Fotos jeden Tag nach der Schule ausdruckte und Mama überreichte, hatte ich darüber lachen können. Die beiden hatten auch gelacht, höflich, wie man über die Mutter eines Freundes lachte."
=> Wirklich? Wenn ein Freund mir erzählte, dass seine Mutter sich von Leuten in schwarzen Autos verfolgt fühlt, hätte ich nicht "höflich gelacht". Ich hätte die Stirn gerunzelt und angefangen, mir Sorgen zu machen.
=> Und wenn ich Ole wäre, würde ich dann meinen Freunden erzählen: "Hört mal zu, meine Mutter ist verrückt. Lustig, was?" Nee, würde ich nicht.

"dem Patriot Act"
=> (Nur ganz nebenbei: Patriot ist hier ein Akronym. Wusstest du das?)
=> Man merkt deinem Text (also deiner zweiten Version) hier schon sehr an, dass du ihn am Reißbrett entworfen hast. Was nicht gut ist.

"hatte Samuel mich nach meiner Handynummer gefragt. Als ich Mamas blasses Gesicht an der Gartenpforte sah, fiel mir erst auf, wie seltsam seine Miene dabei ausgesehen hatte. Besorgt. Genauso besorgt wie Mamas."
=> Sorry, aber das kommt total holzhammermäßig: Leser, kapiert, dass Ole Verschwörungstheorien aufsitzen wird! Habt ihr es kapiert? Oder muss ich noch öfter "Überwachung", "Geheimdienste" und "Verschwörung" und so was sagen?
=> Und noch mal sorry, aber das sehe ich nun gar nicht als Textverbesserung.

„Mama, es tut mir leid“, sagte ich,
=> Ja, er sagt und er handelt, aber an sein Innerstes komme ich immer noch nicht ran. (Man sagt ja oft was ganz anderes, als man denkt. Und wenn man sieht, wie jemand handelt, weiß man noch lange nicht, warum er so handelt.)

"verheulte Mutter"
=> Verheult? Wann hat sie geheult? Ach, das hätte ich aus den nebenbei erwähnten "geröteten Augen", die du viele Absätze zuvor erwähnt hat, schließen sollen?

So, tut mir leid, TeddyMaria, aber mit dieser Version werde ich nun gar nicht warm.


Du hast gesagt:
"Ich habe mich im Zuge meiner Suche nach dem „Show“ wahrscheinlich unangemessen stark emotional von meinem Prot entfernt, weil ich ehrlich gesagt momentan keine genaue Vorstellung davon habe, wie man das Innerste zeigen soll."
=> Peeperkorn hat es als "eines der großen Probleme des Erzählens" bezeichnet. Ich stimme ihm zu.
=> Auch hier stimme ich ihm zu: "Ich persönlich glaube, das ist der entscheidende Punkt, Innenleben permanent zu zeigen."

=> Allerdings besteht eine Geschichte nicht nur aus Innenleben, das darf man dabei nicht übersehen.

=> Also, was tun?

=> Ich persönlich glaube, der beste Weg ist es, seinen Text aus Motivations-Reaktions-Einheiten aufzubauen (MRUs, nach Dwight Swain. Klingt lächerlich, ist aber einprägend.)
Das Thema ist komplex; ich versuche es in kurzer Form zu erklären:
Die "Motivation" ist das Ereignis, das gerade passiert. Oles Mutter kommt zum Beispiel auf ihn zu und warnt ihn eindringlich, vorsichtig zu sein.
Die Reaktion ist Oles Reaktion darauf. Sein erster Impuls, z.B. Stirnrunzeln, das, was er fühlt, das, was er denkt, z.B. der Gedanke "Hä, was redet sie denn da?" Und das, was er aufgrund der Motiavation tut. Z.B. sagt er: "Mach dich nicht zum Affen, Mama", und lässt sie einfach stehen.
Darauf folgt dann die nächste Motivation, hier vermutlich, dass die Mutter ihm hinterherläuft und ihn erneut anspricht. Oder dass die Mutter losheult. Darauf muss Ole wieder reagieren.
=> Die Reaktion zeigt das Innenleben, und durch MRUs kannst du es permanent zeigen, ohne die äußeren Ereignisse zu vernachlässigen.

So, ich hoffe, ich habe dich nicht zu sehr verwirrt.

Bis die Tage.

Grüße,
Chris

 

Hallo, Chris Stone

Oha. Nein, ich fühle mich nicht verwirrt. Ich frage mich nur, ob ich es vielleicht sein sollte. Meistens habe ich das Gefühl, genau zu wissen, was jemand sagen will - und dann zeigt sich, dass ich mich getäuscht habe.

Es ist schade, dass Du mit der neuen Version nicht allzu viel anfangen konntest. Umso mehr freut es mich, dass Du trotzdem noch einen Kommentar dagelassen hast. Der Sache mit den MRUs bin ich direkt nachgegangen. Das ist tatsächlich einprägend und klingt einleuchtend und umsetzbar. Vielen Dank für den Hinweis. Ich stehe ja immer noch ganz am Anfang.

Den Schlüssel habe ich gestrichen. Das war ein etwas plumper Griff von mir, um irgendwie das Alter des Prots klarzumachen, weil das bei vielen Lesern für Verwirrung gesorgt hat. Ist jetzt wieder komplett raus.

=> Sorry, aber das kommt total holzhammermäßig: Leser, kapiert, dass Ole Verschwörungstheorien aufsitzen wird! Habt ihr es kapiert? Oder muss ich noch öfter "Überwachung", "Geheimdienste" und "Verschwörung" und so was sagen?

Ja, der Griff mit Samuel ist mir nicht gelungen. Ich bin leider sehr schlecht darin, so etwas von Anfang an selbst einzuschätzen. Ich sehe es aber ein und setze mich an die Stelle auf jeden Fall nochmal ran.

Man merkt deinem Text (also deiner zweiten Version) hier schon sehr an, dass du ihn am Reißbrett entworfen hast. Was nicht gut ist.

Irgendwie scheint es mir unmöglich zu sein, einen Mittelweg zu finden, zwischen: Einfach alles aufschreiben, was mir gerade in den Kopf geht, und: Geschichte am Reißbrett entwerfen. Da in meiner letzten Geschichte alles drunter und drüber ging und das zu Recht kritisiert wurde, habe ich diesmal versucht, mich zu disziplinieren und nicht einfach draufloszumachen. Passt aber auch wieder nicht. Ich brauche einfach einen Mittelweg zwischen "Bauchgefühl" und "den roten Faden fest in der Hand halten".

Aus Deinem Kommentar leite ich also ab, dass ich an meiner Darstellung von Innenleben auf jeden Fall weiter arbeiten muss, und ich habe wieder etwas über die Theorie dahinter gelernt. Vielen Dank dafür. Schlüssel ist raus, Samuel wird noch geändert. Ich weiß jetzt noch nicht genau, was ich daran machen kann, dass Oles Verhalten Dir nicht schlüssig vorkommt. Aber ich erkenne noch eine Schwäche an meinem Schreiben: Es fällt mir schwer, an meinem eigenen Text zu merken, wenn etwas nicht stimmt. Eine Fähigkeit, die man hoffentlich trainieren kann. :)

Ich bin sehr dankbar dafür, dass Du nochmal reingeschaut hast. Ich nehme mir das auf jeden Fall zu Herzen und denke, dass ich daran wachsen kann.

Viele Grüße,
Maria

 

Hello Maria,

Gute Nacht und Peace ...
Ob man das sagt, weiß ich nicht, ich sage das als Äquivalent für "nichts für ungut".
Ich rede und schreibe so, wie mir die Schnüss gewachsen ist, wie man in Köln sagt.
Nimm das nicht so furchtbar ernst. ;)

LG, linktofink

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo[mention=62766]TeddyMaria[/mention],

viel Arbeit hast Du da nochmal reingesteckt. Inzwischen habe ich auch die Kommentare fertiggelesen und, weil sie so verschieden und zum Teil widersprüchlich sind, hast Du ein grosses Problem, wie du die Geschichte änderst. Um so erstaunter bin ich, wie Dir die Umsetzung hier gelungen ist. Deine Sprache ist ja sehr gut und mit den Vorschlägen von Peeperkorn konntest Du sicher die Lesbarkeit noch etwas verbessern, ohne am Inhalt zu drehen. Das gleiche gilt für GoMusics Vorschläge.


Ich hoffe, ich konnte zumindest ein paar Deiner Fragen beantworten. Was jetzt vielleicht klarer wird, ist, dass, ja, Verrücktheit irgendwie ansteckend ist. Darum sollte es auf jeden Fall gehen.
Ja, ich verstehe die Geschichte jetzt viel besser. Ich weiss jedoch nicht, ob es an Deinen Erklärungen liegt und daran, dass ich mich bereits in die Geschichte vertieft habe.
Ich habe über Deine Frage nach der Farbe der Autos nachgedacht. Wie ich Dir erzählt habe, habe ich hier einfach ein Fallbeispiel einer Dozentin von mir umgesetzt. Was Du jetzt in der Geschichte finden wirst, ist eine Generalisierung: Erst ist es nur ein Auto. Dieses Auto ist schwarz. Danach sind es alle schwarzen Autos. Und am Ende alle Autos. Vieles von dem, was wir als Menschen tun, beruht auf solchen Generalisierungen. Ich hoffe, ich konnte das irgendwie rüberbringen.
Ja, so ist es für mich viel klarer als in der vorigen Version.
Dass das Ende sehr offen ist und auch sehr offengeblieben ist, ist mir bewusst. Ich möchte klarstellen, dass Oles Verhalten nicht pathologisch ist. Der Leser soll selbst mitfühlen können. Wenn ich am Ende klarmache, dass das alles nur Quatsch ist, geht dieser Effekt verloren, weil Du als Leser dann sagst: „Klar, der Typ und seine Mama sind irre.“ Das machen wir im Alltag so oft, aber das möchte ich nicht. Meistens ist das auch ein Trugschluss, denn wir alle könnten wie Ole sein. Vielleicht kannst Du mir eine Rückmeldung dazu geben, wie das funktioniert.
Ok, kann man so machen; ist auf jeden Fall was Neues und ein interessanter Versuch.

Die Szene, wie die Mutter in einer fremden Sprache nachts am Telefon spricht, ist draussen. Das finde ich eine richtige Entscheidung.

Hier noch Kleinkram, der mir aufgefallen ist:

Mama erwartete mich in der Tür,
... in der Tür. Ist das vielleicht Dialekt? Sollte es nicht neben der Tür heissen? Eigentlich im Zwischenraum des Türrahmens, was sperrig klänge. Oder: Erwartete mich hinter der geoffneten Tür? "in der Tür kommt weiter unten nochmal.
Sie folgte mir auf mein Zimmer. Sie spähte aus dem Fenster, das zur Straße hinausging.
Zweimal 'Sie'. Besser die Sätze mit 'und' verbinden.
Während wir unsere Sachen zusammengepackt hatten, hatte Samuel mich nach meiner Handynummer gefragt.
hatten, hatte ...
„Natürlich nicht wegen der Autos!“, fuhr sie mich plötzlich an. „Wegen den Männern!“
Warum erst Genitiv "der Autos", dann Dativ "den Männern"?

Viele Grüsse und geniesse das Wochenende
Fugu

 

Hallo, linktofink

Ich rede und schreibe so, wie mir die Schnüss gewachsen ist, wie man in Köln sagt.
Nimm das nicht so furchtbar ernst.

Bitte nimm mich nicht so furchtbar ernst. Rheinländer und ich, das ist ein ständiger Clash of Cultures. :D Mir fehlt dieser Filter zwischen Gehirn und Mund (und anscheinend auch zwischen Gehirn und Fingern), und wenn ich einmal in Fahrt geraten bin, dann plappere ich einfach drauflos. Durch das Sezieren der Kommentare gerate ich oft in eine Art meditativen Zustand, in dem die Gedanken wie verrückt aus mir herausfließen. Mach es wie die Leute bei mir im Büro: Ignorieren.

Peace. ;)

Hallo, Fugusan

Ich freue mich, Dich auch wieder an Bord willkommen heißen zu dürfen.

Inzwischen habe ich auch die Kommentare fertiggelesen und, weil sie so verschieden und zum Teil widersprüchlich sind, hast Du ein grosses Problem, wie du die Geschichte änderst. Um so erstaunter bin ich, wie Dir die Umsetzung hier gelungen ist. Deine Sprache ist ja sehr gut und mit den Vorschlägen von Peeperkorn konntest Du sicher die Lesbarkeit noch etwas verbessern, ohne am Inhalt zu drehen. Das gleiche gilt für GoMusics Vorschläge.

Und auch über das Lob freue ich mich sehr. Wenn Du wirklich alle Kommentare gelesen hast, weißt Du, dass auch meine Änderungen widersprüchliche Reaktionen hervorrufen. Umso mehr freue ich mich, dass Du das alles gelesen hast. Inzwischen weiß ich nicht mehr, wo mir der Kopf steht.

Aus diesem Grunde werde ich wahrscheinlich keine großen Änderungen mehr vornehmen. Samuel steht noch auf der Liste, das hake ich noch ab.

Erleichtert mich sehr, dass Du jetzt viele Dinge besser verstehst - und wenn es nur ist, weil Du die Geschichte jetzt mehrmals gelesen hast.

Das mit dem "in der Tür" hatte bisher nur eine andere Person bemängelt. Für mich fühlt sich das völlig natürlich an. Also ja, vielleicht ist es Dialekt. Muss ich mal gucken. Weil "neben der Tür" für mich noch viel bescheuerter klingt, werde ich diese Wendung recherchieren und gucken, ob sich mir dabei eine Lösung präsentiert.

Deine anderen kleinen Anmerkungen werde ich morgen einsetzen. Über das Genitiv/Dativ-Ding musste ich schmunzeln. Das kam mir schon immer komisch vor, aber ich konnte nicht fassen, woran es liegt. Danke fürs Augenöffnen.

Viele Grüsse und geniesse das Wochenende

Das mache ich jetzt zuerst und hoffe, Du tust das auch.

Viele Grüße,
Maria

 
Zuletzt bearbeitet:

"No one knows what it's like
To be the bad man
To be the sad man
Behind blue eyes

..." Pete Townshend, 1971​


„Es ist wichtig“, antwortete sie mit einem milden Lächeln. „Ich will dir nicht mehr sagen. Je weniger du weißt, desto sicherer bist du. Du musst mir einfach vertrauen.“

„Okay.“ Er zuckte die Achseln. Er reichte mir ein weißes Kärtchen. Ich war zu aufgeregt, ...
Und ich erst Mal,

liebe TeddyMaria,

dass ich vor lauter Aufregung statt "Kärtchen" Kästchen las ...

Hitchcock ließe in einer Verfilmung ein wenig grüßen und spannend war und ist es allemal erzählt, wie Wahn um sich greift. Und auch eigentlich eine konsequente Entwicklung, dass brainstorming und -washing nicht nur Washing+ton (unter Trump dürfen solche Zusammenhänge wie unter Nixon gepflegt werden) und andern Herrschaften irgendwann, wenn nicht schon immer, nicht genügt hat und es brainreading oder-listening werden muss, wenn selbst die Hirntätigkeit unserer armen Vettern nicht entschlüsselt werden kann, denn - seltsam genug - selbst der größte, der Gorilla, kennt es nicht, und auch der kleinste, Bonobo, ist eh auf Ausgleich aus, Schimpansen aber schon: Kannibalismus, Konkurrenzkampf bis aufs Blut und das Gefühl, andere beherrschen zu wollen.

Du hast es sicherlich schon mitbekommen, dass ich Nacherzählungen der Schulbank überlasse, und meine Deutung der Geschichte hat sich nicht geändert. Und dass die Geschichte selbst einen Kühlschrank wie mich packen kann, hab ich nicht nur heute signalisiert. Und dass Du schreiben kannst, beweistu mit jedem Beitrag. Und dass unser Humor und Witz gar nicht so weit auseinanderliegt zeigen zwo Zeilen, die es mir geradezu auf die Nase binden:

„Warum?“, fragte ich. „Wegen der Autos?“
„Natürlich nicht wegen der Autos!“, fuhr sie mich plötzlich an. „Wegen den Männern!“
Ichjedenfalls werd viel Spaß haben mit Dear! Solche kleinen Schaglichter - ob bewusst oder nicht, Jacke wie Hose - aufs Ruhrlatein ("mir und mich verwechsel ich nicht, / das kommt bei mir nicht vor, / ich hab'n kleinen Mann im Ohr, / der sagt mich alles vor") verbinden.

Was mich ein wenig stört (ist aber nix, was per se falsch wäre), ist das gelegentliche Kleben an der Schulgrammatik.

Aber zunächst zwo, drei Dinge, die Du ändern musst,

hier zunächst eine kleine Flüchtigkeit

Ich ging zum Fenster und spähte ich durch den Schlitz im Vorhang.

hier nun
„Ja, das Auto von Frau Schicker steht vor ihrem Haus“, antwortete ich und versuchte, möglichst beiläufig die Achseln zu zucken.
empfehl ich die Präposition "mit" zum Achselzucken. Es ist kein nervöser tic, der das Achselzucken erzwingt, dass es der Erzähler erleiden muss, es ist die Entscheidung des Erzählers "mit" den Achseln zu zucken.

Ich riss den Kopf hoch, als ich aus dem Augenwinkel eine Bewegung auf unserem Gartenweg wahrnahm. Ein Mann öffnete die Gartenpforte. Ich schätze ihn auf ungefähr dreißig. Er war kräftig gebaut
... natürlich, kann er zwanzig Jahre später immer noch auf "dreißig" geschätzt werden, wenn er damals wie ein Zehnjähriger wirkte ...

Hier schnappt die Fälle-Falle einmal zu

Sie warf die Zettel auf die Anrichte neben den Herd und ...
Nein, sie warf die Zettel nicht einfach neben "den" Herd, sondern auf die Anrichte. Und wo steht die? Neben "dem" Herd.

Kommen wir zu Konstruktionen wie dieser, die - wie schon gesagt - keineswegs falsch sind:

Oma hatte hier bis zu ihrem Tod gewohnt. Mama und Papa hatten das Haus eigentlich verkaufen wollen, doch nach der Scheidung war Mama froh gewesen, einen Ort zum Leben zu haben. Das hatte ich zumindest damals gedacht. Heute aber kämpfte sie. Sie kämpfte einen ausweglosen Kampf gegen den Schimmel und die Mäuse.

Es herrschen die Hilfsarbeiter unterm Völkchen der Verben - die sicherlich ihre Funktion erfüllen, Lücken zu schließen, und das Partizip, potenzielles Adjektiv.
... hatte ... gewohnt. ... hatten ... verkaufen wollen, ... war ... froh gewesen ... zum Leben zu haben. Das hatte ... ich damals gedacht. Heute aber ...
Dabei gibt es wenigstens ein Datum, durch das der geschichtliche Raum aufgeteilt wird in vor und nach der Scheidung, verstärkt durch das Adverb "damals". Dass sich Hilfsverben nicht vermeiden lassen, ist keine Frage, aber dass sie die Vergangenheit oder die Zukunft beherrschen, sollte nicht verwirklicht werden ...

Verlöre eine Konstruktion wiederholte "Oma hatte hier bis zu ihrem Tod gewohnt. Mama und Papa wollten das Haus eigentlich verkaufen, doch nach der Scheidung war Mama froh, einen Ort zum Leben zu haben."Sie wird immer noch froh sein, das Haus zu haben -oder?

Natürlich kam das ziemlich verzwicktste zuerst, denn

Während wir unsere Sachen zusammengepackt hatten, hatte Samuel mich nach meiner Handynummer gefragt.
ist doch pupseinfach, ein "haben" einzusparen, ohne dass die Satzaussage Schaden nähme "..., fragte Samuel mich ...", was auch in dem Fall ohne Reflexivpronomen geht, wenn der Gefragte das Erfragte am besten weiß unter einem Duo. Oder hab ich den dritten Mann übersehn?

Solltestu noch mal alles durchkämmen. Beispielsweise schon hier

Es war meine Schuld. Die ganze Zeit, während ich mir am See die Sonne auf den Bauch hatte scheinen lassen, hatte sie zu Hause gesessen und sich gesorgt. Und ich hatte den Nachmittag damit zugebracht, mich über sie lustig zu machen.
und hier
Als Mama und ich nach der Scheidung in Omas Haus eingezogen waren, hatte einer der Umzugshelfer ...
auf jeden Fall.

Hilfsgrößen wie "während" und "Nachmittag" geben Hilfestellung.

Ein anderes Problem bietet die gelegentliche Überschneidung von Konjunktiv und Indikativ, wie hier

In meiner Magengrube regte sich ein seltsames Gefühl, als hockte dort ein kleines Tier, das aus seinem Nachmittagsschlaf erwacht war.

"Als ob"-Konstruktionen - ob mit oder ohne ob - liefern i. d. R. wie hier - irreale Vergleiche und schreien geradezu nach dem Konjunktiv (irrealis) - dabei bin ich der Fürsprech, auf "würde-Konstruktionen" zu verzichten, was Du dankenswerter Weise mit dem Verb "hocken" erfüllst und dem "erwachen" vollenden könntest, aber ein "wäre" täte es auch.

Hier, schau mal selber ...

Wenn ich nur wüsste, was es damit auf sich hatte. Wenn ich nur die Möglichkeit hätte, Mama zu helfen.

Auch das ist nicht falsch (und schon gar nicht, weil die einzge Ellipse, die mir auffällt, folgt und dann folgt doch noch eine)
Ein achteckiges Symbol mit verschlungenen Linien darin, eingestochen in roter Tinte.
das Oktagon als Symbol der Vollkommenheit ...
Ich kam vor ihm zum Stehen. Faust immer noch in der Hosentasche.
Aber warum die Substantivierung? Gut, so spricht man, ich bin am Laufen, obwohl man schlichtweg läuft.

Das nenn ich German gerund, wenn I'm walking zu ich bin am Laufen wird.
Warum kam er nicht schlicht vor ihm "zu stehen"?

So viel oder wenig für heute vom

Friedel,
der noch ein schönes Wochenende wünscht und möglicherweise einstweilen hierorts ausfällt, nicht so sehr wegen Ostern oder Steuern, sondern eil er gerade erfahren hat, dass erste Lachse in der Lippe aufgetaucht sind.

Renaturierung gelungen!

Auch Dear ein schönes Wochenende!

 

Dear Friedrichard

Wie schön, dass Du wieder vorbeikommst, um mir meine durch die Zeitumstellung verkürzte Nacht zu verschönern. Der Mond geht prächtig hinter den Hausdächern unter, das ist ein großartiger Anblick. Und ich darf wieder einen Kommentar von Dir lesen - auch das ist großartig.

Und dass die Geschichte selbst einen Kühlschrank wie mich packen kann, hab ich nicht nur heute signalisiert. Und dass Du schreiben kannst, beweistu mit jedem Beitrag. Und dass unser Humor und Witz gar nicht so weit auseinanderliegt zeigen zwo Zeilen, die es mir geradezu auf die Nase binden:

Dass es Dir gefällt und dass Du solche Worte für mich findest, freut mich außerordentlich. Als ich vor knapp drei Monaten eine Wortkriegerin wurde, ahnte ich ja nicht, wie naiv ich bin. Und wie viel es noch zu lernen gibt. Bisweilen habe ich das Gefühl, nichts zu können. Doch jetzt hebe ich das bisweilen resigniert gesenkte Köpfchen und schnuppere an dem, was es zu lernen und zu korrigieren gilt.

Was mich ein wenig stört (ist aber nix, was per se falsch wäre), ist das gelegentliche Kleben an der Schulgrammatik.

Ich habe ganz viel von den Zeitensachen und Hilfsverbengedöns jetzt schon geändert, werde da auch noch weiter dran arbeiten. Ich bin ja bisweilen sehr geprägt durch die Heidi-Klum'sche Plusquamperfektisierung. Vielleicht sollte ich mich nach einer anderen Gestaltung meiner Donnerstagabende umsehen - aber Unterhaltung ist Unterhaltung ist Unterhaltung. :) Das bekomme ich noch raus - nicht mein Bedürfnis nach donnerstäglicher Unterhaltung, aber die Plusquamperfektisierung. Deine Hinweise helfen mir dabei.

Das nenn ich German gerund, wenn I'm walking zu ich bin am Laufen wird.

Genauso, wie einem bisweilen, wenn man viel auf Englisch kommuniziert, die deutschen Wendungen ausgehen, bieten andere Sprachen doch manchmal durchaus intuitivere, weil kürzere Wege, sich auszudrücken. Oder sei es, weil man eben gerade so im Flow ist und dann gerne Dinge confused.

Ich habe jetzt besten Wissens und Gewissens umgesetzt - leider noch nicht vollständig -, was Du angemerkt hast. Ich werde auch weiter daran arbeiten - nicht nur an dieser Geschichte, sondern bis in alle Ewigkeit, wie es sich empfiehlt, an sich selbst zu arbeiten.

der noch ein schönes Wochenende wünscht und möglicherweise einstweilen hierorts ausfällt, nicht so sehr wegen Ostern oder Steuern, sondern eil er gerade erfahren hat, dass erste Lachse in der Lippe aufgetaucht sind.

Have fun with the Lachses.

Hey, Fugusan und linktofink

Kleiner Nachtrag: Weil ihr euch jetzt beide (teilweise sogar mehrmals, Andreas) an einer Sache gestoßen habt, die mir wie die natürlichste Sache der Welt vorkam, nämlich in der Tür zu stehen, habe ich dies tatsächlich im Duden nachgeschlagen. Der da sagt: Eine Tür kann zweierlei sein - eine Platte an Schanieren aufgehängt, die einen Durchgang verschließt, und eben jener Durchgang himself. Und in eben jenem Durchgang zu stehen, also "in der Tür" zu stehen, erlaubt der Duden uns. Das gleiche gilt übrigens für "unter der Tür zu stehen", worüber ich das Näschen krauste wie ihr wahrscheinlich über "in der Tür stehen".

Hoffe, wir haben alle wieder was gelernt. ;)

Gute Nacht und Peace,
Eure Maria

 

Hey TeddyMaria,

ich finde, dass du wirklich ein Händchen (bzw. Ohr) für dynamische und gute Dialoge hast.

Ich habe nur einen Kritikpunkt:
Du verwendest mir zu oft Synonyme für das Wort "sagen" - "murmelte ich", "zischte sie", "fuhr ich ihn an", "gab ich zurück", etc.
"Sagen" ist im Zweifel immer Vorzug zu gewähren, alle anderen stechen zu sehr ins Auge.
Das ist zwar einer dieser Standard-Ratschläge, aber ich muss mich auch immer bei meinen Texten mit den Synonymen zurückhalten.

Ansonsten hast du eine tolle, dynamische Sprache.

LG
Jan

 

Hallo, LittleGhost

Ich freue mich über Deinen Besuch.

Du verwendest mir zu oft Synonyme für das Wort "sagen" - "murmelte ich", "zischte sie", "fuhr ich ihn an", "gab ich zurück", etc.

Und Du hast vollkommen recht. Das wurde hier auch schon angemerkt. Ich war noch auf meinem Stand aus der Schule - möglichst viel Variation. Das werde ich in Zukunft nicht mehr machen. Tatsächlich schreibe ich momentan schon in der sagen/fragen-Variante und werde das hier in der Überarbeitung auch nochmal aufnehmen.

ich finde, dass du wirklich ein Händchen (bzw. Ohr) für dynamische und gute Dialoge hast.

Dankeschön! Da ich so gerne Dialoge schreibe, freut mich das Lob umso mehr - dass die ganze Mühe nicht nur Blödsinn hervorbringt. :D Jetzt starte ich aber supererfrischt in die Ostertage.

Die Redebegleitsätze schaue ich mir an, wenn ich nochmal überarbeite. Da nehme ich mir jetzt aber Zeit und werde auch keine großen Änderungen mehr machen. In zukünftigen Geschichten werde ich den Fehler nicht mehr machen, versprochen.

Frühlingshafte Grüße,
Maria

 

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