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Der Fall der Fälle

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16.03.2015
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Der Fall der Fälle

Ich stelle den Innenspiegel ein, betrachte dabei prüfend mein Gesicht. Dunkle Ringe unter den Augen zeugen von schlaflosen Nächten. Die Traurigkeit ist noch die gleiche. Ich spüre, wie kalter Schweiß den Nacken hinunterläuft, wie er das T-Shirt durchtränkt. Das Herz pocht stärker. Vage erinnere ich mich an Jaroslaws Worte.

... Maximales Risiko, maximale Bezahlung. Hass sei der beste Ansporn. „Eigentlich ’ne viel zu große Nummer für dich. Aber du bist wie ein Sohn, Ludomir. Und ich konnte mich immer auf dich verlassen ...“
Ich nickte. Was blieb mir auch anderes übrig? Diebstahl, Bruch und Überfall mache ich zwar lieber, aber es bleibt nie genug. Diese eine, schnelle Sache, ohne mit jemandem teilen zu müssen. Die Zeit läuft ab. Sonst hätte ich nicht so sehr darum gekämpft.
Dann verfinsterte sich Jaroslaws Blick, während seine fleischige Hand an seiner Kehle entlangfuhr. „Wenn es schief geht, mein Freund, dann ...“
Dieser Job noch, dann höre ich auf.
Der Arzt gab meinem Jungen noch drei Monate. Maximal - wenn er kein Spenderorgan bekommen würde. Ich informierte mich, sprach mit vielen Leuten. Man wies mich ab. Ich bettelte, flehte sie an. Sie ließen sich nicht erweichen. Dann ging ich die Sache anders an. Ich ergründete das System, begab mich in die Höhle des Löwen. Dem Ersten zahlte ich Zweitausend. Der Nächste verlangte noch mehr. Es kostete all mein Geld, bis ich überhaupt die richtige Person fand, die Einfluss auf die Warteliste hat. Ich schlug vor, das Geld in Raten abzustottern. Keine Chance. Ich musste mir was einfallen lassen.

Krumme Dinger auf eigene Rechnung sind auf Dauer keine Alternative.
Ich kann froh sein, nicht schon damals aufgeflogen zu sein, als ich bei der Sparkassen-Nummer einen Teil der Beute abgezweigt hatte. Geld, das ich für den angeblichen Wunderheiler brauchte. Das Geld, das ich mir anschließend mit Unterstützung durch Iwan zurückholte, um es in andere, konventionelle Behandlungen zu stecken. Ich habe noch heute das Bild vor Augen, wie der Arzt flehend und mit blutüberströmtem Gesicht auf dem Boden kauert. Iwan hätte ihn nicht so sehr rannehmen dürfen. Im Grunde tat mir der junge Arzt leid; er hatte Familie und machte auf irgendeiner Art auch nur seine Arbeit.
Derselbe Iwan musste später für viele Jahre in den Bau. Ich war es, der den Bullen den entscheidenden Tipp bei der Kindesentführung mit dem bösen Ausgang gegeben hatte. Der Brutalo hatte es verdient. Die Belohnung verlängerte Bogdans Leben um weitere, wertvolle Monate. Die Uhr tickt.
Jaroslaw hatte nie Verdacht geschöpft. Länger könnte ich mich aber nicht mehr auf mein Glück verlassen. Irgendwann würde ich dafür teuer bezahlen müssen. Jaroslaw ist immer wie ein Vater für mich, ich vertraue ihm. Aber wenn er nur von der kleinsten Sache Wind bekäme, wäre ich erledigt.
Dann witterte ich die rettende Chance, als mir Plötschke von dem Job erzählte, den er wegen eines Augenleidens nicht ausführen konnte.

Ich hielt Bogdans Hand und versprach ihm, dass er bald gesund werde. Dass wir Drachen steigen lassen, ins Stadion gehen, Bigos kochen würden. Was immer er mochte. Er zuckte noch nicht mal mit der Hand. Zuhause habe ich mich auf sein kaltes Bett gesetzt und geheult. Habe mir die Fotos von seinem ersten Tag im Kindergarten angeschaut - die letzten Aufnahmen einer glücklichen Familie. Wer hätte ahnen können, wie krank Bogdan tatsächlich ist, dass seine Mutter so plötzlich von uns ging? Dann habe ich seinen Lieblingspulli genommen und daran gerochen. Der Pulli, der ihm viel zu klein geworden war, an dem schon lange nicht mehr Bogdans Duft haftete.
Lange habe ich überlegt, ob ich das Richtige tue.
Auf einen Zettel habe ich Jaroslaw schließlich geschrieben, wem er das Geld geben sollte.
Nur für den Fall der Fälle ...

Meine Nägel krallen sich ins Lenkrad. Die Adern treten hervor. Jaroslaw hatte Unrecht. Ich muss mir nicht einreden, den Kerl zu hassen, damit es einfacher ist. Eigentlich ist mir egal, was er getan hat. Ich tue es nur für meinen Jungen, mein Gottesgeschenk.
Mit einer Hand wische ich mir eine Träne aus dem Auge, schaue nach links, dann nach rechts. In sieben Minuten kommt er. Der Mann, den ich nicht wirklich kenne. Edler Boss-Zwirn, Lackschuhe, Armani-Brille. Jung, sportlich, gesund. Gäbe sicher einen guten Organspender ab.

In Gedanken gehe ich wieder die Abläufe durch. Wie der Benz mit den getönten Scheiben anrauscht. Wie es klingt, wenn die Räder über den Gullideckel rollen. Wie sich das Abblendlicht im Tor der Tiefgarage widerspiegelt, bevor es geräuschlos hochgleitet. Wie kurz darauf das gedämpfte Licht in seinem Laden aufflackert.
Wie die geschmackvollen Sachen im Schaufenster angestrahlt werden. Dekomaterialien, Wohnaccessoires; Dinge, die jede Wohnung ausschmücken und in ein behagliches Heim verwandeln. Etwas, wofür ich keine Verwendung habe, an dem ich mich nicht erfreuen kann.
Dann mein Moment.
Die entscheidende Sekunde abwarten, wenn er fröhlich pfeifend von innen aufschließt, die Tür bis zum Anschlag aufmacht und sie offenstehen lässt.

Noch fünf Minuten. Von links müsste jetzt der Schulbus vorbeifahren. Vollbesetzt mit Kindern der Reichen aus dem Süden der Stadt. Deren Eltern müssen sich keine Sorgen machen. Mit ihrem Geld könnten sie sich alles leisten, jede Behandlung bezahlen, mühelos die Ärzte bestechen. Ich tippe mit den Fingern aufs Lenkrad, werfe einen Blick in den Innenspiegel. Sehe, wie mein Mundwinkel zuckt. Wo bleibt der Bus?
Es darf nichts schiefgehen. Keine Zeugen, kein Kollateralschaden. Wieder denke ich an Bogdan. Ob er jemals zur Schule gehen wird? Ich schüttle den Kopf und versuche, die inneren Bilder zu vertreiben, die Gedanken an das Krankenhaus, die Apparate und die Schläuche.
Es will mir nicht gelingen. Noch immer sehe ich den schlaffen Körper vor mir. Bogdans traurige Augen.

In drei Minuten kommt er. Der Mann, der mir nichts angetan hat. Ich öffne das Handschuhfach, lege meinen Rosenkranz hinein, greife nach den Lederhandschuhen und dem Strumpf. Ich will keine Fingerabdrücke hinterlassen und mein Gesicht nicht als Phantombild in der Zeitung wiedererkennen.
Ich bin gut vorbereitet. Das Nummernschild ist gestohlen, drei Blöcke weiter werde ich auf ein Motorrad umsteigen und zum Ufer am Stadtrand fahren. Werde die Waffe im Fluss versenken. Den Strumpf und die Handschuhe in den Müll werfen, der zwei Stunden später abgeholt wird. Den Rest lege ich zu Fuß zurück. Mische mich unter die Besucher des Zoos.
Da hat es Bogdan früher so gut gefallen. Das Ticket habe ich schon. Niemand wird da nach mir suchen. Ich will dabei sein, wenn Bogdan nach der OP wieder aufwacht. Ich will erleben, wie Bogdan mich anlächelt. Wie sehr ich mich danach sehne.
Tagelang habe ich diese Gegend beobachtet. Am Ende den passenden Zeitrahmen und den richtigen Moment gefunden. Habe berücksichtigt, wann die alleinstehende Frau von gegenüber ihren Dackelmischling ausführt, wann der bärtige Frührentner das Schlafzimmerfenster öffnet und heimlich eine erste Zigarette raucht. Kenne die Zeiten des Postboten und des Milchmannes. Jede Bewegung, jeden Luftzug, alle Einzelheiten habe ich aufgesaugt. Es ist der perfekte Plan.

Das Licht im Hausflur geht an. Jeden Augenblick wird die Frau mit dem Hund herauskommen. Durch den feinmaschigen Strumpf erkenne ich ein blondes Mädchen. Müsste es nicht in der Schule sein? Ist mir was entgangen? Mit weit geöffneten Augen schaue ich ihr hinterher, bis sie schließlich mit dem Hund um die Ecke schlendert. Lass dir Zeit, möchte ich ihr am liebsten noch hinterherrufen. Sie ist in Sicherheit. Erleichtert atme ich auf.

Der silberne SLK. Er ist pünktlich, auf den Mann ist Verlass. Ich lehne mich zurück, ziehe meinen Kopf ein. Schnell stecke ich noch den Kreuzanhänger meiner Kette unter das T-Shirt. Das Auto wird langsamer, schleicht über den hervorstehenden Rand des Gullideckels. „Klack, klack“. Das gewohnte Geräusch. Das Tor der Tiefgarage fährt hoch. Ein Quietschen. Egal. Nichts Besonderes. Jetzt nicht aus der Ruhe bringen lassen.
Ich kurble das Seitenfenster herunter und brauche zwei Anläufe, um meinen Golf zu starten. Atme fest aus. Lege den ersten Gang ein und spiele mit Gas und Kupplung. Beinahe hätte ich vergessen, die Handbremse zu lösen. Meine Füße sind ungeduldig, rutschen fast vom Pedal. Während ich versuche, meine verkrampften Schultern zu lockern, rollt das Auto ein Stück den Hang herunter. Schnell trete ich auf die Bremse. Glück gehabt! Ich merke, wie der Schweiß in meine Augen läuft. Jetzt nichts falsch machen, alle Sinne kontrollieren! Beim Wegfahren auf den Wagen vor mir achten.
Erneut greife ich ins Handschuhfach und hole diesmal das kalte Eisen heraus. Plötschke hat mir die Sauer P6 genauestens erklärt. Er hat mir empfohlen, nicht alle acht Patronen auf einmal abzufeuern. Noch mindestens eine sollte ich aufbewahren für einen finalen Schuss. Falls notwendig, aus kurzer Entfernung die Sache endgültig beenden. Aussteigen, von Angesicht zu Angesicht abdrücken. Ich hoffe, soweit kommt es nicht.
Im Wald, direkt am stark frequentierten Autobahnkreuz, habe ich einige Magazine leergeschossen und dabei immer die Patronen mitgezählt. Ich fühle mich in der Lage, mit den letzten acht Kugeln das nahe und kaum bewegliche Ziel mehrmals zu treffen. Innerhalb kurzer Zeit den tödlichen Schuss abzugeben und zu verschwinden.
Der Schalldämpfer ist schnell aufgeschraubt. So kann man zwar kaum zielen, das ist aus dieser Nähe aber nicht wichtig. Viel wichtiger ist es, dass der Mündungsknall minimiert wird.
Die Pistole liegt gut in der Hand und sollte mir eigentlich Sicherheit schenken.
Innen geht das gedämpfte Licht an. Ein paar Augenblicke noch, und ich bin wieder weg. Genauso geräuschlos und unerkannt, wie ich gekommen bin. Habe es hinter mir. Bogdan wird gesund.
Ich lege meinen Arm auf die Autotür, stütze die Hand mit der Waffe darauf ab. Richte den Lauf auf die Tür. Gleich öffnet er zum letzten Mal seinen Laden. Der Mann, den ich nicht kenne, der mir nichts angetan hat, den ich gleich töten werde.
Meine Hand zittert, der Strumpf scheuert leicht an meinen Wimpern. Heißer Atem lähmt jeden rebellierenden Gedanken, jeden Zweifel. Ich muss im richtigen Moment abdrücken. Ein Leben für das andere.
Wie in Zeitlupe öffnet sich die Tür. Nur einen kleinen Spalt breit. Mein Finger bleibt gekrümmt, ich kneife die Augen zusammen. Die Tür bewegt sich nicht weiter. Lächelnd bleibt er im Rahmen stehen, tritt nicht heraus. Meine Hand wird noch feuchter, mein Atem stockt. Er dreht sich leicht zur Seite. Ich muss es jetzt tun. Solange er noch in meinem Schussfeld ist. Es gibt kein Zurück.
Ich zögere. Nun beugt er sich ganz langsam herunter.
Ich hasse ihn! Jetzt!
Dann sehe ich einen kleinen Jungen. Zu spät ...
Mein Finger hat bereits abgedrückt. Das Geschoss freigegeben.
Ein unterdrückter Knall, ein kräftiger Rückstoß. Dann ein kurzer, stummer Aufschrei. Ein dumpfes Geräusch, als der Körper zu Boden sackt. Blut strömt auf den Bürgersteig.
Die nächsten sechs Schuss gebe ich automatisch ab, unnachgiebig, gewissenlos. Ich nehme eine letzte Bewegung wahr, höre ein letztes Aufstöhnen, bevor der Körper in einer Blutlache liegen bleibt.
Absolute Stille.

Regungslos steht der Junge am Türrahmen. Stumm. Keine Reaktion. Ich kenne diesen apathischen Blick, die ähnlich traurigen Augen. Mir wird übel, ich bekomme kaum Luft. Hastig reiße ich den Strumpf vom Kopf und übergebe mich.
Was habe ich getan?
Ich würge den Wagen ab, er macht einen Satz nach vorne. Zuerst ein stumpfes Geräusch, als zwei Stoßstangen gegeneinander treffen. Dann halte ich mir die Ohren zu, als die Alarmanlage des vorderen Autos anspringt. Leidige Erinnerungen an das Tönen der Krankenhausapparate.
Ich müsste längst weg sein. Geräuschlos, unerkannt.
Aus dem Augenwinkel sehe ich noch den Frührentner aus dem Fenster gaffen, während ich nur stumm die Waffe betrachte. Das laute Dröhnen hat die Idylle in ein Tollhaus verwandelt. Ich sehe, wie Haustüren aufgerissen werden. Leute eilen heraus und schauen neugierig herüber. Ich höre Rufe. Zwei Autos halten an. Man zeigt in meine Richtung, ein Mann spricht in sein Handy. Zwei andere stehen neben dem bewegungslosen Körper und halten sich stumm die Hände vor die offenen Münder.
Eine Frau greift endlich nach dem kleinen Jungen, der noch immer mit stumpfem Blick einfach nur dasteht. Der Junge, der Hilfe braucht. Der Junge, der alleine ist.
Ich lasse den Kopf hängen und heule. Brülle aus Wut, wimmere vor Angst. Lache vor Glück. Mein Job ist getan, Bogdan gerettet.
Eine Patrone steckt noch im Magazin.
Für den Fall der Fälle.

 

Hallo GoMusic,

Ich weiß jetzt nicht, welche meiner Textänderungen in deinen neuen Kommentar schon eingeflossen sind (es ging ja alles so schnell gestern).

Na, dann gehen wir das doch noch mal kurz durch. :D

„Eigentlich `ne viel zu große Nummer für dich. Kann ich mich auf dich verlassen, Ludomir?“ Ich nicke mit dem Kopf. Was bleibt mir auch anderes übrig? Diebstahl und Bruch ist schon lange nicht mehr, das machen jetzt die Kids. Überfall bringt zwar mehr, habe ich aber nie gerne gemacht. Zu brutal. Diese schnelle Sache, aus dem Hintergrund, alleine ... ich muss es tun. Sonst hätte ich nicht so sehr darum gekämpft. Dann verfinstert sich Jaroslaws Blick, während seine fleischige Hand an seiner Kehle entlangfährt. „Wenn es schief geht, mein Freund, dann ...“ Ich verstehe es auch so. Dieser Job noch, dann höre ich auf.
Ist es so verständlicher?

Ja, deutlich. Mit der zusätzlichen Erklärung klingt "dieser Job noch" für mich nicht mehr wie "ein weiterer Mord noch".

Da du hier das ganze Gesundheitssystem ansprichst, vermute ich, du hast das aus meinem Kommentar gedeutet. Mein Fehler. Ich hätte keinen Kommentar/eine Erklärung, sondern den neuen Text aufführen müssen. Oder die Aänderung war noch nicht online. Ich weiß es nicht ...

Doch, die Änderung war schon online. Aber wahrscheinlich habe ich mich tatsächlich zu sehr von Deinem Komm leiten lassen. Wenn ich es jetzt noch mal lese, klingt es nicht mehr, als ob alle Ärzte käuflich wären. Passt also.

Das Nummernschild ist gestohlen, drei Ecken weiter steige ich in ein anderes Auto. Verwische alle Spuren und den lege Rest zu Fuß zurück. Mische mich unter die Gäste des Zoos. Da hat es Bogdan früher so gut gefallen. Das Ticket habe ich schon. Niemand wird da nach mir suchen. Aber ich will mein Gesicht nicht als Phantombild

War nicht mehr Gegenstand meines früheren Komms, aber ich möchte trotzdem sagen, dass ich diese Ergänzung gut finde. Weniger von wegen "Dinge schön finden" als einfach die Tatsache, dass seine Gedanken selbst dann immer wieder zu seinem Sohn zurückfinden, wenn er eigentlich über so handfeste Dinge wie Fluchtwege nachdenkt. Das stärkt abermals die Charakterisierung, passt einfach super.

Diese Sache mit „Fall, „Auftrag“, „Job“ ...
Ich gebe dir Recht, dass „Fall“ eher die Sprache der Polizei ist. Womöglich habe ich mich in meinem Kommentar missverständlich ausgedrückt.

Oder auch ich. Ich will's noch mal aufdröseln:

Der Leser kann denken, der „Fall der Fälle“ wäre sein größter Fall (also eher „Job“), denn so wird es im ersten Absatz ja ausgelegt.

Das schien mir Deine bevorzugte (oder zumindest ursprüngliche) Deutung zu sein. Und zu der wollte ich einfach nur sagen, dass ich die schlichtweg nicht teile. Da wäre ich ohne Deine Erklärung nicht einmal drauf gekommen, sondern "nur" auf die andere:

Der Leser kann auch denken, der „Fall der Fälle“ ist das, was am Ende eintritt, nämlich das völlige Desaster.

Das ist für mich die naheliegende Lesart. Also wenn Du möchtest, dass die Leser (auch) auf die erstere Interpretation kommen, habe ich einfach große Zweifel, dass das eintritt, wegen der Konnotationen des Begriffs "Fall". Das war es, was ich ausdrücken wollte.

Ich möchte da nichts vorschreiben, verschiedene Vorstellungen sind möglich.

Das ist sehr liberal von Dir. :D Aber meistens hat man als Autor ja doch eine Erkenntnis, zu der man die Leser am liebsten führen möchte.

Und wenn ich eh gerade noch mal schreibe, möchte ich auch meine Meinung zur Diskussion um den "kalten Schweiß" absondern: Also, ich kenne den aus eigener Erfahrung. Wenn man nicht vor Anstrengung, sondern aus Angst oder Nervosität schwitzt, dann ist der Schweiß tatsächlich relativ kalt. Natürlich hat er letztlich in beiden Fällen Körpertemperatur, aber bei Anstrengung ist die Haut stärker durchblutet, weil der Körper Wärme abführen will, während bei Angst oft das Gegenteil eintritt - erkennbar an der Hautfärbung und auch an der Oberflächentemperatur, die der Schweiß dann auch annimmt. Ich gehe davon aus, dass das mehrere Grad Unterschied sind.

Grüße vom Holg

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Friedel Friedrichard,

Ich bezeichne dergleichen gerne als übertriebene „Besitzstandswahrung“, die aber hier in der Geschichte dann früh noch einmal ihre Berechtigung bekommt,
Ja, ich kenne das aus deinen Kommentaren zu anderen Geschichten, wie sehr du hier drauf richtigerweise Wert legst. Und nicht nur darauf.
Deswegen bin ich im Großen und Ganzen sehr zufrieden, dass mir hier im Text nur ein Wort verrutscht ist. ;)

Ein Gotteskrieger (vllt. der Russenmafia, weiß man es bei den Namen?) auf andere Art und Weise als aus Funk und Fernsehen bekannt, möcht ich meinen.
Es sind polnische Namen. Und mit Bedacht ausgewählt.
Die Bedeutung des Namens des Kindes wird im Text schon wortwörtlich erwähnt. Die des Prot. und des Auftraggebers sagen auch Einiges aus.
Ich mag so etwas.
Schön, dass der Prot. laut deiner Meinung nicht dem bekannten Bild aus Funk und Fernsehen entspricht.

Und doch gefällt mir die Geschichte, weil sie die grundlegende Prämisse eines jeden Täters, dass die Tat nicht aufgeklärt werde, auf den Kopf stellt.
Das freut mich sehr ;)

Danke für deine Zeit und deinen Kommentar, den ich sehr gerne gelesen habe.

Dir auch noch ein schönes Restwochenende.

Liebe Grüße,
GoMusic

Hallo Holg The Incredible Holg,

Schön, dass du nochmals drübergeschaut hast.

Ich bin froh, dass das mit dem “Job” (bzgl. kriminelle Laufbahn) und dem “käuflichen Arzt” nun verständlich geworden ist.

ich möchte trotzdem sagen, dass ich diese Ergänzung gut finde. Weniger von wegen "Dinge schön finden" als einfach die Tatsache, dass seine Gedanken selbst dann immer wieder zu seinem Sohn zurückfinden, wenn er eigentlich über so handfeste Dinge wie Fluchtwege nachdenkt. Das stärkt abermals die Charakterisierung, passt einfach super.
Puh. Sehr gut. :)

Noch ein letztes Mal meinerseits zu Fall (Mord) oder Fall (Desaster):

Also wenn Du möchtest, dass die Leser (auch) auf die erstere Interpretation kommen, habe ich einfach große Zweifel, dass das eintritt, wegen der Konnotationen des Begriffs "Fall". Das war es, was ich ausdrücken wollte.
Eigentlich möchte ich ja keine Deutung vorweg nehmen oder den Leser bei dieser Frage steuern. Wie auch immer. Die erste Interpretation hält, wenn überhaupt, sowieso nur ein paar Minuten, bis man am Ende der Kurzgeschichte angelangt ist.
Ach, ich weiß jetzt im Moment auch nicht mehr ...
Bin wohl noch zu sehr im Freudentaumel, du weißt. :Pfeif:

Danke auch für deine Interpretation des kalten Schweißes. Ich hätte es nicht besser erklären können. :thumbsup:

Liebe Grüße,
GoMusic

 

Hallo GoMusic,

ich kann dir nur gratulieren. Spannung, eine gute Geschichte und gut erzählt. Du hast deinen Text nach den Kommentaren bereits geändert, mir fällt nichts mehr auf, das nicht gepasst hätte.
Hat mir super gefallen!

Schönen Gruß
khnebel

 

Hallo khnebel,

Danke für deine Zeit und deinen Kommentar.
Ich freue mich sehr über dein Lob.

Super. Danke. :thumbsup:

Wünsche dir noch einen schönen Rest-Sonntag.

Liebe Grüße,
GoMusic

 

Hallo GoMusic,

deine Geschichte, zum Thema des Monats, habe ich mit Interesse gelesen. Du hast diese Gangstergeschichte mit viel Feingefühl getextet. Sie ist spannend geschrieben und das Thema ist getroffen. Mit voller Wucht und einer letzten Kugel in der Kanone. Tolle Idee! Hat mir ganz ausgezeichnet gut gefallen!

Liebe Grüße!
Amelie

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo GoMusic

Ich spüre, wie kalter Schweiß meinen Nacken herunterläuft, wie er mein T-Shirt durchtränkt. Mein Herz pocht noch stärker.

Genau so - oder so ähnlich - muss eine Geschichte beginnen, die mit dem Tag "Spannung" versehen ist. Das macht auf jeden Fall Spaß auf mehr. Das "hin" oder "her" wurde ja an anderer Stelle schon diskutiert - ich denke, hier müsste es "hinunterläuft" heißen (ernst offshore, was meinst du? :D) aber um ehrlich zu sein, ich bin darüber erst beim zweiten, intensiveren Lesen gestolpert, beim ersten Mal ist mir das nicht aufgefallen.

Hass*sei der beste Ansporn.

Das zieht sich ja durch den ganzen Text, dieses Motiv. Ich muss die Zielperson hassen, obwohl ich sie nicht kenne. Es macht für mich keinen Sinn. Zum einen hat er bereits einen Ansporn (das Leben seines Sohnes zu retten, einen besseren Ansporn kann es nicht geben), zum anderen braucht eine solche Operation einen kühlen Kopf, planerisches Geschick, überlegtes Vorgehen. All das passt nicht zu Hass - Hass verleitet zu unüberlegtem Handeln, zu einer Tat im Affekt. Eigentlich müsste der korrekte Ratschlag genau gegenteilig sein - blende jede Emotion aus, betrachte es als bloßen Job, sei professionell. Dieser Jaroslaw muss ja ein Interesse daran haben, dass Ludomir diesen Job vernünftig erledigt, würde man doch sonst auch eine Spur zu ihm zurückverfolgen können. Würde er ihm da echt einen solchen Rat geben?

Übrigens, der Name Ludomir taucht nur 1x auf im Text, braucht es den? Du hast ihn zwar noch an einer zweiten Stelle:

Ludomir hat Recht. Ich muss mir einreden, den Kerl zu hassen,

Da bist du aber glaub selbst etwas durcheinander gekommen - das müsste Jaroslaw sein hier, Ludomir ist ja der Erzähler.

Ich nicke mit dem Kopf.

Womit sonst?

Was bleibt mir auch anderes übrig? Diebstahl und Bruch ist schon lange nicht mehr, das machen jetzt die Kids. Überfall bringt zwar mehr, habe ich aber nie gerne gemacht. Zu brutal. Diese schnelle Sache, aus dem Hintergrund, alleine ... ich muss es tun.

Diebstahl, Bruch und Überfall fallen wohl allein schon deshalb weg, weil sie nicht die erforderliche Menge an Geld bringen. Ich würde das als Grund erwähnen, und nur das. Die anderen Gründe wirken nicht schlüssig auf mich, vor allem Überall - zu brutal? Und was ist es, jemanden aus dem Hinterhalt zu erschießen?

Auf einen Zettel habe ich Jaroslaw schließlich geschrieben, wem er das Geld geben sollte. Nur für den Fall der Fälle.

Und dann kann er sich auch darauf verlassen, dass Jaroslaw das so macht? Warum schreibt er den Namen eigentlich auf einen Zettel und sagt ihm das nicht persönlich?

Also das Intro ist extrem verkürzt - zu sehr für meinen Geschmack. Du hast ja ein starkes Motiv, mir gefällt auch das Bild, wie der Prot. auf dem Bett seines Sohnes sitzt und weint - aber die ganze Geschichte dahinter wirkt sehr glatt.

Als ich schließlich die richtige Person fand, die Einfluss auf die Warteliste hat, hielt ich Bogdans Hand und versprach ihm, dass er bald gesund werde.

Weil man einfach mal so jemanden findet, der darauf Einfluss hat? Schade auch, dass du dieses Gespräch ausgeblendet hast, wie er den Kerl findet und dieser dann mehr Geld verlangt, als der Prot. zahlen kann. Wie er ihn vielleicht anfleht, das Geld in Raten abzustottern, und wie er abgewiesen wird. Es hätte einen schönen Spannungsbogen geben können.
Klar, du kannst jetzt sagen, es ging dir um die Szene des Attentats, die eine Szene, aus der deine Geschichte besteht. Diese eine Szene wird umso stärker, je lebendiger und realistischer dein Erzähler wirkt. Versteh mich nicht falsch - du hast wirklich vieles richtig gemacht. Auch wenn es verkürzt dargestellt ist, man spürt den Schmerz. Ich denke aber, eine etwas ausführlichere Vorgeschichte wäre ein Gewinn für den ganzen Text.

Edler Boss-Zwirn, Lackschuhe, Armani-Brille. Single. Keiner wird den armen Teufel vermissen.

Beim letzten Satz war mich nicht klar, wie er auf diese Aussage kommt. Sagt er das selbst zu sich, um die Tat weniger schlimm erscheinen zu lassen? Momentan wirkt es wie eine logische Folge - ihn wird keiner vermissen, weil er Single ist, was ja Quatsch ist. Evtl. würde ich das streichen.

Das Attentat ist spannend geschrieben. Du benutzt ein beliebtes und oft verwendetes Schema - zunächst geht der Prot. in Gedanken durch, wie der Plan ablaufen soll. Und natürlich weiß man hier schon als Leser - so wird es nicht funktionieren, das geht schief. Ich mag dieses Schema, und du machst das auch gut hier. Die Details sind gut dosiert, mir gefällt vor allem, wie er seinen Rosenkranz und das Kreuz um seinen Hals versteckt. Fand ich wirklich gut.

Die entscheidende Sekunde, wenn er fröhlich pfeifend die Tür von innen aufschließt und seinen lächelnden Blick in die menschenleere Gasse wirft.

Da hab ich gestutzt; ich hab die bisherigen Kommentare nur überflogen und glaube du hast hier auch schon etwas umgeschrieben. Also, er fährt mit seinem Auto in die Garage, kommt dann in den Laden, schließt die Tür auf - und schaut dann in die menschenleere Gasse? Warum tut er das?

Auch im letzten Teil war mir das Bild nicht ganz klar - er sitzt bei laufendem Motor im Auto und schießt dann aus dem Auto heraus? Da muss er ja einige Meter überbrücken, vor allem ist das doch auch ein ungünstiger Winkel, oder? Ich kenn mich da echt nicht aus, aber er muss sich ja drehen und vermutlich leicht nach oben schießen, oder? Dann hast du diese Stelle drin:

Meine Hand zittert, der Strumpf scheuert an meinen Wimpern.

Und dennoch trifft er sofort, mit dem ersten Schuss?

Ich lasse den Kopf hängen und heule. Brülle aus Wut, wimmere vor Angst. Lache vor Glück. Mein Job ist getan, Bogdan gerettet.*
Plötschke hat mir zwei Kugeln ins Magazin gesteckt.
Für den Fall der Fälle.

Ja, ich weiß nicht. Einfach mal so beschließen, sich selbst umzubringen? Und was wird dann aus seinem Jungen, an dem er so hängt? Warum dann nicht ins Gefängnis gehen? Er kann sich doch überhaupt nicht sicher sein, dass sein Sohn gerettet wird. Wenn dieser Jaroslaw jetzt das Geld einfach behält? Im Gegenteil, er müsste am Leben bleiben, damit Jaroslaw Angst haben müsste, verpfiffen zu werden - dann könnte der Prot. sicher sein, dass er das Geld auch dem anderen Typen gibt, der die Wartelisten manipuliert.

Was mir aber gefällt: Obwohl da ein Schalldämpfer auf der Waffe ist, wird der Schuss gehört. Das ist nicht in allen Texten der Fall, manche denken, das ploppt dann einfach nur wie eine Sektflasche, weil es in vielen Filmen so dargestellt wird. Dem ist aber mitnichten so. Ich hab das auch mal für einen Text recherchiert.

Also, GoMusic, was ist nun das Fazit? Ich bin etwas gespalten, was den Text angeht. Auf der einen Seite kannst du spannend schreiben. Mich hat das unterhalten, und auch wenn der Schluss etwas absehbar ist, hat das dem Lesevergnügen keinen Abbruch getan. Die Verzweiflung deines Protagonisten hast du gut eingefangen, und ja, so ähnlich könnte ein solches Vorhaben tatsächlich ablaufen - bis zum (angedeuteten) Selbstmord eben. Den nehme ich deiner Figur nicht ab, auch wenn du natürlich offen lässt, was jetzt weiter geschieht. Ich denke, eine überhastete Flucht wäre jedoch wahrscheinlicher.

Was mir fehlt, sind Details zu den ganzen Verstrickungen im Hintergrund. Die sind nur angedeutet, für mich ist das zu knapp, ich hätte mir da mehr gewünscht. Vielleicht ist deshalb auch für mich nicht jeder Schritt nachvollziehbar. So eine Geschichte darf für mich - besonders, weil sie gut geschrieben ist - auch ruhig die dreifache Länge haben. Dann kannst du auch mehr von der Verzweiflung deines Prot. zeigen, kannst sie vor allem auch steigern, was wirklich einen schönen Spannungsbogen ergibt. Hier bist du ja quasi von Beginn an gleich beim Maximum.

Nichtsdestotrotz, ich habs gern gelesen!

Grüsse,
Schwups

 

Hallo Schwups,

danke, dass du dich so intensiv mit dem Text auseinandergesetzt hast. :)

Ich spüre, wie kalter Schweiß meinen Nacken herunterläuft, wie er mein T-Shirt durchtränkt. Mein Herz pocht noch stärker.
Genau so - oder so ähnlich - muss eine Geschichte beginnen, die mit dem Tag "Spannung" versehen ist. Das macht auf jeden Fall Spaß auf mehr.
Danke. Ein guter Anfang/Einstieg ist schon mal wichtig. Schön, dass du ihn so empfindest.

Hass*sei der beste Ansporn.
Das zieht sich ja durch den ganzen Text, dieses Motiv. Ich muss die Zielperson hassen, obwohl ich sie nicht kenne. Es macht für mich keinen Sinn. Zum einen hat er bereits einen Ansporn (das Leben seines Sohnes zu retten, einen besseren Ansporn kann es nicht geben), zum anderen braucht eine solche Operation einen kühlen Kopf, planerisches Geschick, überlegtes Vorgehen.
Ein sehr guter Hinweis. Diese Überlegung hatte ich so gar nicht. Es leuchtet ein, dass dies Ansporn genug ist. Habe es geändert:
Ich kralle meine Hände ins Lenkrad. Die Adern treten hervor. Jaroslaws hat kein Recht. Ich muss mir nicht einreden, den Kerl zu hassen, damit es einfacher ist. Eigentlich ist mir egal, was er getan hat. Ich tue es nur für meinen Jungen, mein Gottesgeschenk.

Übrigens, der Name Ludomir taucht nur 1x auf im Text, braucht es den?
Zum einen sollte es zu den beiden anderen polnischen/slawischen Namen passen und zum anderen gefällt mir seine deutsche Bedeutung ("Der berühmte Friedliche") genau so sehr wie die des Clanchefs Jaroslaw ("Kühner, starker Slawe") und des Sohns Bogdan ("Gottesgeschenk"). ;)

Diebstahl, Bruch und Überfall fallen wohl allein schon deshalb weg, weil sie nicht die erforderliche Menge an Geld bringen. Ich würde das als Grund erwähnen, und nur das. Die anderen Gründe wirken nicht schlüssig auf mich, vor allem Überall - zu brutal? Und was ist es, jemanden aus dem Hinterhalt zu erschießen?
Eigentlich sollte es bedeuten, dass er sich mit der Sache aus dem Hinterhalt ja nicht die Hände schmutzig macht (im wortwörtlichen Sinne). Scheint nicht gut zu funktionieren.
Ich habe das zum Anlass genommen, anzupassen. Mir gefällt es so besser und so wird auch das Verhältnis der beiden (so genannte „Familie“) angesprochen, was danach nochmals auftaucht (im Sinne von Vertrauen; gerade auch, dass Jaroslaw das Geld auch weiter gibt):

Nur vage erinnere ich mich an Jaroslaws Worte. Maximales Risiko, maximale Bezahlung. Hass sei der beste Ansporn. „Eigentlich `ne viel zu große Nummer für dich. Aber du bist wie ein Sohn für mich, Ludomir … Und ich konnte mich immer auf dich verlassen ...“ Ich nicke. Was bleibt mir auch anderes übrig? Diebstahl, Bruch und Überfall mache ich zwar lieber, aber es bleibt nie genug für mich. Diese eine, schnelle Sache, … ohne mit jemanden teilen zu müssen. Die Zeit läuft ab. Sonst hätte ich nicht so sehr darum gekämpft.

Als ich schließlich die richtige Person fand, die Einfluss auf die Warteliste hat, hielt ich Bogdans Hand und versprach ihm, dass er bald gesund werde.
Weil man einfach mal so jemanden findet, der darauf Einfluss hat? Schade auch, dass du dieses Gespräch ausgeblendet hast, wie er den Kerl findet und dieser dann mehr Geld verlangt, als der Prot. zahlen kann. Wie er ihn vielleicht anfleht, das Geld in Raten abzustottern, und wie er abgewiesen wird. Es hätte einen schönen Spannungsbogen geben können.
Klar, du kannst jetzt sagen, es ging dir um die Szene des Attentats, die eine Szene, aus der deine Geschichte besteht. Diese eine Szene wird umso stärker, je lebendiger und realistischer dein Erzähler wirkt. Versteh mich nicht falsch - du hast wirklich vieles richtig gemacht. Auch wenn es verkürzt dargestellt ist, man spürt den Schmerz. Ich denke aber, eine etwas ausführlichere Vorgeschichte wäre ein Gewinn für den ganzen Text.
Zunächst ein Ja: Es geht hautsächlich um die Attentatsszene.
Und dann noch ganz viele Zustimmungen zu deinen anderen Ausführungen.
So einfach, einen zu finden, ist es nicht.
Es ausführlicher zu machen, ist wirklich ein Gewinn für die Story. Das tut der Attentatsszene ja keinen Abbruch.
Ich habe es mal versucht:

Der Arzt gab meinem Jungen noch drei Monate. Maximal. Wenn er kein Spenderorgan bekommen würde. Ich informierte mich, sprach mit vielen Leuten. Man wies mich ab. Ich bettelte, flehte nahezu. Sie ließen sich nicht erweichen. Dann ging ich die Sache anders an. Ich ergründete das System, grub ganz tief, begab mich ich die Höhle des Löwen. Dem ersten zahlte ich Zweitausend. Der nächste verlangte noch mehr. Es kostete mich schließlich meinen letzten Rest Geld, bis ich überhaupt die richtige Person fand, die Einfluss auf die Warteliste hat. Ich versuchte, das Geld in Raten abzustottern. Keine Chance. Entweder Vorkasse, oder gar nicht. Ich musste mir was einfallen lassen. Krumme Dinge auf eigene Rechnung waren keine Alternative. Jaroslaw ist immer wie ein Vater für mich, aber wenn er davon Wind bekäme, wäre ich erledigt. Bis ich schließlich von dem Job hörte.
Ich hielt Bogdans Hand und versprach ihm, dass er bald gesund werde.

Edler Boss-Zwirn, Lackschuhe, Armani-Brille. Single. Keiner wird den armen Teufel vermissen.
Beim letzten Satz war mich nicht klar, wie er auf diese Aussage kommt. Sagt er das selbst zu sich, um die Tat weniger schlimm erscheinen zu lassen? Momentan wirkt es wie eine logische Folge - ihn wird keiner vermissen, weil er Single ist, was ja Quatsch ist. Evtl. würde ich das streichen.
Ja, es sollte so sein, dass er sich die Tat weniger schlimm einredet. Aber gerade auch wegen den Textänderungen in Bezug auf „Hass“ ist das nun überflüssig; gestrichen. :thumbsup:

Die entscheidende Sekunde, wenn er fröhlich pfeifend die Tür von innen aufschließt und seinen lächelnden Blick in die menschenleere Gasse wirft.
Da hab ich gestutzt; ich hab die bisherigen Kommentare nur überflogen und glaube du hast hier auch schon etwas umgeschrieben. Also, er fährt mit seinem Auto in die Garage, kommt dann in den Laden, schließt die Tür auf - und schaut dann in die menschenleere Gasse? Warum tut er das?
Eine Textstelle, mit der ich auch nicht ganz zufrieden war. Habe ich angepasst:

Etwas, wofür ich keine Verwendung habe.
Dann mein Moment.
Die entscheidende Sekunde, wenn er fröhlich pfeifend von innen aufschließt, die Tür bis zum Anschlag auf macht und sie offen stehen lässt.

Was mir fehlt, sind Details zu den ganzen Verstrickungen im Hintergrund. Die sind nur angedeutet, für mich ist das zu knapp, ich hätte mir da mehr gewünscht. Vielleicht ist deshalb auch für mich nicht jeder Schritt nachvollziehbar. So eine Geschichte darf für mich - besonders, weil sie gut geschrieben ist - auch ruhig die dreifache Länge haben. Dann kannst du auch mehr von der Verzweiflung deines Prot. zeigen, kannst sie vor allem auch steigern, was wirklich einen schönen Spannungsbogen ergibt. Hier bist du ja quasi von Beginn an gleich beim Maximum.
Ich hoffe, die Änderungen tragen dazu bei, die Verstrickungen besser aufzuzeigen.
Und dass die Verzweiflung beim Suchen der Person (jetzt sind es ja mehrere) bzgl. der Warteliste so besser rüberkommt.

Würde mich sehr freuen, wenn du nochmals Gelegenheit hättest, dir die Änderungen anzuschauen.

Besten Dank für deinen Kommentar. Er hat mir sehr geholfen. :)

Liebe Grüße,
GoMusic


Liebe AmelieS,

über deinen Kommentar habe ich mich auch sehr gefreut.

Das tut gut. Wunderbar. :):thumbsup:

Liebe Grüße,
GoMusic

 

Schwups schrieb:
Ich spüre, wie kalter Schweiß meinen Nacken herunterläuft, wie er mein T-Shirt durchtränkt. Mein Herz pocht noch stärker.
[...] Das "hin" oder "her" wurde ja an anderer Stelle schon diskutiert - ich denke, hier müsste es "hinunterläuft" heißen (@ernst offshore, was meinst du? )

Erst barnhelm, jetzt du, Schwups. Schön langsam komm ich mir wie der offizielle hin oder her-Beauftragte hier vor. :D
Na ja, kann ich aber leben damit.

Du hast recht, Schwups, in diesem Fall ist hinunter richtig. Warum? Weil die Schweißtropfen im Nacken aus Sicht des Ich-Erzählers wahrgenommen werden. Und wir sind uns wohl darüber einig, dass das Wahrnehmungszentrum des Menschen, überhaupt sein ganzes Ich-Sein, im Gehirn sitzt. (Diverse esoterische Auffasssungen z.B. der Art, dass die Seele der Sitz der Persönlichkeit ist und die Seele wiederum im Herz usw. … wollen wir mal beiseitelassen. Hier geht’s um Grammatik und nicht um Weltanschauungen.)
Jetzt fallen zwar Regentropfen auf den Kopf des Erzählers herunter, an seinem Körper allerdings können sie nur hinunterlaufen, wie überhaupt alles, was sich vom Kopf entfernt, ein hin und kein her ist. Weder kann mir das Handy herunterfallen, noch kann ich einen Bissen herunterschlucken.
Capisce?


offshore

 

Hallo ernst offshore,

vielen Dank für deine Erklärung und die Beispiele.
Werde ich mir auf Karteikärtchen schreiben :thumbsup:

„der offizielle hin oder her-Beauftragte“ gefällt mir auch sehr gut.

Einen schönen Tag noch und liebe Grüße,
GoMusic

 

Eigentlich `ne viel zu große Nummer für dich. Aber du bist wie ein Sohn für mich, Ludomir …

Sicher bedarf es des Namens Ludomir, wäre ich sonst nochmals aufgetaucht?

Ich hoffe, ich komm nicht ungelegen, bevor ich auf einige Tage in den Harz fahr und mich hier einstweilen, wie überhaupt aus dem WeltWeitengeWerbe ausklink, dass ich ausgerechnet bei Dir noch mal reinschau, schon allein wegen der Bemerkung zu den Namen (welche die Vermutung „Russenmafia“ in mir aufkeimen ließen). Aber auch zwo Vorschläge werd ich noch anbringen, wie etwa hier

Was bleibt mir auch anderes übrig? Diebstahl, Bruch und Überfall mache ich zwar lieber, aber es bleibt nie genug für mich,
wobei es nur den ersten Satz betrifft, der doch durch seine Form als Fragesatz anzeigt,dass Ludomir – der Icherzähler – an der scheinbaren Auswegslosigkeit (Muttis Standard will ich da nicht verwenden) sich eine Alternative wünscht und bei seinem mutmaßlich kleinkrimenellen Handwerk, das er wohl besser beherrscht, als einen Mord, bei dem sich nun die Verhältnisse umkehren: Nicht er ist Herr der anstehenden Tat, sondern die Tat als Ziel der Auftrag beherrscht ihn.

Okay, ihn wird es einen Scheiß interessieren, besonders in realen Sprechakten (vllt. spricht er Ruhrlatein, das ja selbst mancher aus Bredeney versteht), ob Indikativ oder Möglichkeitsform. Aber seinen Erzeuger und Schriftführer auch?

Ähnlich hier

Niemand wird da nach mir suchen. Aber ich will mein Gesicht nicht als Phantombild in der WAZ wiedererkennen, falls mich doch jemand sieht.
diesmal aber am Ende, falls es jemand sähe.

Und – geben wir's doch zu – das Ende der Geschichte zeigt doch, dass Ludomir den Konjunktiv beherrscht ...

Und dann doch etwas nach den kann-Vorschlägen, was unbedingt korrigiert werden muss

Ich muss im richtigen Moment ab[...]drücken.
was ich nicht fehlzudeuten bitte, als wäre da was auseinanderzuschreiben.

Ja, die Namen, wobei mich der Ludomir richtig überrascht hat, wird doch im Internet ein Zusammenhang zwischen diesem slawischen Namen (etwa der Bedeutung „Friedensmann“) und seiner ersten Silben das ahd. „hlut“ bemüht, was sogar – sehr theoretisch – mit der Ostbesiedlung , die mit Heinrich dem Löwen begann - hätte möglich sein können (selbst wenn im mhd. der h-Laut schon abgeschliffen war). Der Artikel behauptet, hlut wäre identisch mit unserem heutigen laut/Laut. Tatsächlich bedeutete es nicht Lärm oder dergleichen, sondern einfach alles, was man hört, also auch das, was leise daherkommt. Man darf halt nicht alles glauben, was da steht - im Internet.

Bogdan – das Geschenk Gottes, Theodor wär zB ein Variante dazu – wird ja eigentlich schon im Text verraten, man müsste nur drauf kommen.

Jaroslaw, der Name des Auftraggebers, ist vieldeutig durch den „jaro“ von eifrig bis zornig, heftig und mutig, und slaw rühmt ihn, womit der Zorn des Auftraggebers, aber auch sein Mut, sich durchzusetzen, bekannt und – ich füg's mal hinzu - gefürchtet ist, dass Ludomir gar nicht anders kann ab dem Augenblick, da er den Auftrag angenommen hat.

Der gläubige Mann des Friedens in der Zwickmühle und sein Gott schaut zu …

Aktueller geht’s nimmer!,
meint der

Friedel

 

Hallo GoMusic,

dir gelingt es, Spannung aufzubauen und diese zu halten. Das ist dir gut gelungen.
Du setzt den Fokus auf das Attentat, die Figuren bleiben insgesamt eher blass, das Motiv ist nachvollziehbar, allerdings hättest du (für meinen Geschmack) auch da gerne tiefer gehen dürfen, was die Vater-Sohn-Beziehung, ja, insgesamt die Vorgeschichte anbelangt. Im Großen und Ganzen stört mich das aber nicht weiter. Kurzweilige Unterhaltung - mehr aber nicht.

Ein paar Dinge, die mir aufgefallen sind:

Ich spüre, wie kalter Schweiß meinen Nacken hinunterläuft, wie er mein T-Shirt durchtränkt. Mein Herz pocht noch stärker.
Nur vage erinnere ich mich an Jaroslaws Worte. Maximales Risiko, maximale Bezahlung. Hass sei der beste Ansporn. „Eigentlich `ne viel zu große Nummer für dich. Aber du bist wie ein Sohn für mich, Ludomir … Und ich konnte mich immer auf dich verlassen ...“ Ich nicke. Was bliebe mir auch anderes übrig? Diebstahl, Bruch und Überfall mache ich zwar lieber, aber es bleibt nie genug für mich.

Viele Wiederholungen - ziehen sich durch den gesamten Text -, Pronomen ließen sich durch Artikel ersetzen. Insgesamt könntest du weiter verdichten, finde ich. Kannst ja mal schauen, ob du da was machen möchtest, mehr Arbeit investieren willst.
Nur mal so zum Beispiel ...
Ich spüre, wie kalter Schweiß den Nacken hinunterläuft, wie er das T-Shirt durchtränkt. Das Herz pocht [noch] stärker.
[Nur] vage erinnere ich mich an Jaroslaws Worte. Maximales Risiko, maximale Bezahlung. Hass sei der beste Ansporn. „Eigentlich `ne viel zu große Nummer für dich. Aber du bist mir wie ein Sohn , Ludomir … Und ich konnte immer auf dich bauen ...“ Ich nicke. Was bliebe mir auch anderes übrig? Diebstahl, Bruch und Überfall mache ich zwar lieber, aber es bleibt nie genug.

… ohne mit jemande[m] teilen zu müssen

Dem [E]rsten zahlte ich Zweitausend. Der [N]ächste verlangte noch mehr.

Ich versuchte, das Geld in Raten abzustottern. Keine Chance. Entweder Vorkasse, oder gar nicht.

Du meintest wohl, "Ich schlug vor, das Geld ...". Wäre klarer dann.
Der letzte Satz ließ sich streichen, mehr Information bedarf es nicht.


Bis ich schließlich von dem Job hörte.
Ich hielt Bogdans Hand und versprach ihm, dass er bald gesund werde.

Also, dass er einfach so von diesem Job hört ... Ich weiß nicht. Immerhin handelt es sich um einen Auftragsmord.
Zudem würde ich einen Absatz setzen.


Dass wir Drachen steigen ließen, ins Stadion gingen, dass ich ihm Bigos kochen würde. Was immer er mochte.

Klingt irgendwie schräg. Ich würde schreiben: Dass wir Drachen steigen lassen, ins Stadion gehen, Bigos kochen würden ...


Jaroslaw hat kein Recht.

Du meintest, nicht recht, oder? Da du aber auch viele nichts im Text hast, evtl. Jaroslav hatte Unrecht oder so.

Ich tue es nur für meinen Jungen, mein Gottesgeschenk.

Ich fand das erst zu viel, das religiöse Anhängsel, aber gut, du erwähnst später den Rosenkranz, willst also deinem Prot. dadurch ein wenig Farbe geben. Ich finde es allerdings entbehrlich.

Es sei denn, du baust seine Religiosität noch weiter aus, z.B. in dem du deinen Prot. stille Gebete führen lässt - für seinen Sohn, um Beistand ... whatever -, um den inneren Konflikt zu vergrößern. Da er aber bereits krumme Dinger gedreht hat ... hm ... Ich würde das weglassen.


Edler Boss-Zwirn, Lackschuhe, Armani-Brille. In Gedanken gehe ich [wieder] die Abläufe zum wiederholten Male durch. Wie der [schicke] Benz mit den getönten Scheiben anrauscht. Wie es klappert, wenn die Räder über den Gullideckel rollen, das Tor der Tiefgarage geräuschlos hochgleitet.

Das Opfer ist sehr klischeehaft beschrieben, finde ich. Lass' ihn doch normaler, sympathischer wirken - das würde dem Täter noch mehr zu schaffen machen.
[Ein paar Adjektive im Text dürften gerne weg.]
Das Klappern beim Überrollen bezog sich für mich unpassenderweise auf den Benz. Lass es doch tönen oder so.


Wie dann kurz darauf das gedämpfte Licht in seinem Laden aufflackert.

Du verwendest sehr oft das Wort dann, das sich zudem wiederholt. Meist entbehrlich und ersatzlos zu streichen.


Dekomaterialien, Wohnaccessoires, Geschenkartikel. Dinge, die jede Wohnung in ein behagliches Heim verwandeln. Etwas, wofür ich keine Verwendung habe. Dann mein Moment.

Ich finde manches unpräzise. Geschenkartikel, die eine Wohnung in ein behagliches Heim verwandeln? Und warum hat er dafür keine Verwendung? Hat er kein behagliches Heim? Will er das nicht?
Und wieder das Dann.


Von links hätte jetzt der Schulbus vorbeifahren müssen. Vollbesetzt mit Kindern der Reichen aus Bredeney. Deren Eltern müssen sich keine Sorgen machen.

Ist er es nicht? Warum nicht? Zudem das schwache Verb. Vielleicht eher: Von links müsste jetzt der Schulbus vorbeifahren.
Das "Bredeney" ließ mich stocken, würde ich streichen (ich dachte auch erst an Ausland), und die Elternsache - klar, ich weiß, was du damit bezweckst - würde ich auch rausnehmen.


Verscheuche die Gedanken an das Krankenhaus, die Apparate und die Schläuche. Sehe immer noch den schlaffen Körper vor mir.

Ja, vieles wirkt einfach unpräzise auf mich, GoMusic. Bestenfalls versucht er die Gedanken zu verscheuchen, es gelingt ihm aber doch offensichtlich nicht.


Das Nummernschild ist gestohlen, drei Ecken weiter steige ich in ein anderes Auto. Verwische alle Spuren und lege den Rest zu Fuß zurück. Mische mich unter die Gäste des Zoos. Da hat es Bogdan früher so gut gefallen. Das Ticket habe ich schon. Niemand wird da nach mir suchen. Aber ich will mein Gesicht nicht als Phantombild in der WAZ wiedererkennen, falls mich doch jemand sähe. Ich will dabei sein, wenn Bogdan nach der OP wieder aufwacht. Ich will erleben, wie Bogdan mich anlächelt. Wie sehr ich mich danach sehne.

Ich kapiere das nicht so recht. Er steht in einem anderen (geklauten?) Wagen da, dann fährt er drei Ecken weiter, steigt in einen anderen (seinen Golf?). Dann geht er in den Zoo? Warum macht er das alles und wie bekomme ich das chronologisch jetzt zusammen, mit dem was folgt (kann natürlich sein, dass ich irgendwie auf dem Schlauch stehe gerade). Er geht den Fluchtplan durch, oder? Hab das erst nicht verstanden.
Die WAZ kenne ich nicht (hat mich auch verwirrt, wegen "Bredeney", ich dachte das spiele alles im Ausland). Wieso nicht einfach in der Zeitung.


Tagelang habe ich diese Gegend beobachtet, alles studiert. Am Ende den passenden Zeitrahmen und den richtigen Moment gefunden. Alles wieder und wieder durchgespielt. Ich weiß genau, wann die [alleinstehende] Frau von gegenüber ihren [süßen] Mischling ausführt, wann der [bärtige Früh]rentner das Schlafzimmerfenster öffnet und [heimlich] eine [erste] Zigarette raucht. Kenne die Zeiten des Postboten, des Zeitungsjungen, des Milchmannes. Alles in Betracht gezogen. Jede Bewegung, jeden Luftzug, alle Einzelheiten habe ich aufgesaugt, abgespeichert. Eventualitäten berücksichtigt. Es ist der perfekte Plan.

Das ist an sich eine gute Passage, die ich aber eindampfen würde, um sie noch prägnanter zu machen. Adjektive dürften auch weg. Kannst ja mal darüber nachdenken.

Sie liegt zwar schön schwer in der Hand, dennoch gibt sie mir keine Sicherheit oder ein Gefühl von Macht – sondern genau das Gegenteil.

Ist irgendwie zu kompliziert, unelegant.
Warum nicht einfach: Sie liegt zwar schwer in der Hand, schenkt jedoch keine Sicherheit (den Rest kann man sich denken). Oder so ähnlich. Kannst du bestimmt besser.


Heißer Atem lähmt jeden rebellierenden Gedanken, jeden Zweifel.

Tut er das, klingt irgendwie schräg für mich.


Mir wird übel, ich bekomme kaum Luft. Hastig reiße ich den Strumpf vom Kopf und lasse alles heraus, übergebe mich.

Das mit dem Strumpf und dem Übergeben würde ich weglassen, ist too much, finde ich.


Was habe ich getan? Ich hätte es einfach wissen müssen, es nicht tun dürfen.

Würde ich auch streichen. Dass er sich die Frage stellt, reicht schon als Info.


Ich würge den Wagen ab, er macht einen Satz nach vorne. Zuerst ein stumpfes Geräusch, als zwei Stoßstangen gegeneinander treffen. Dann halte ich mir die Ohren zu, als die Alarmanlage des vorderen Autos einen Höllenlärm macht.

Dass er erschrickt, Panik bekommt, okay, aber dass er sich die Ohren zuhält ... hm.


Aus dem Augenwinkel sehe ich noch den bärtigen Alten aus dem Fenster gaffen, während ich nur stumm die Waffe betrachte.

Der Frührentner? Das ist mir zu detailliert hier, bringt mich raus, da ich überlege, wer das noch mal war.
Und dass er jetzt stumm die Waffe betrachtet ... Erst kotzt er, hält sich die Ohren zu, dann betrachtet er stumm die Waffe, während sich alles in ein Tollhaus verwandelt? Hm.


So viel mal von mir, GoMusic.

Alles ist natürlich rein subjektiv und manches mag schon angemerkt worden sein. Ich lese gleich die anderen Kommentare durch.
Ich muss zugeben, da ich hier schon lange nicht mehr aktiv war, dass ich deinen Text benutzt habe, um meine Sinne wieder zu schärfen, reinzukommen, weshalb vieles kleinlich wirken mag und vieles davon auch ist. Nimm' dir, was du gebrauchen kannst, den Rest vergiss einfach.

Insgesamt soll die viele Kritik nicht darüber hinwegtäuschen, dass ich deinen Text flüssig geschrieben und sehr spannend empfunden habe. Ich habe ihn in einem Rutsch durchgelesen, bin selten hängengeblieben.

Ich glaube, wenn du noch mehr Arbeit investieren (Wortwiederholungen vermeiden, präziser Schreiben, verdichten ...), wenn du den Figuren noch mehr Farbe geben, etwas ausbauen würdest, gewänne deine gute Geschichte. Spannung kannst du aufbauen - das ist dir wirklich bei mir gelungen.


Vielen Dank fürs Hochladen


hell

 

Lieber hell,

Ich muss zugeben, da ich hier schon lange nicht mehr aktiv war, dass ich deinen Text benutzt habe, um meine Sinne wieder zu schärfen, reinzukommen, weshalb vieles kleinlich wirken mag und vieles davon auch ist.
Da bin ich ja froh, dass du wieder da bist. :thumbsup:
Wir kannten uns zwar noch nicht, aber du hast mit deinem wertvollen Kommentar gezeigt, dass du es noch drauf hast und eine Bereicherung bist. :)

weshalb vieles kleinlich wirken mag und vieles davon auch ist. Nimm' dir, was du gebrauchen kannst, den Rest vergiss einfach.
Ich habe vieles deiner Anmerkungen umgesetzt.
Die Kürzungen, das Verdichten und das Ersetzen vieler Pronomen machen die Aussagen tatsächlich prägnanter.

Ich freue mich, dass dir meine Story gefallen hat.

Im Einzelnen:

Bis ich schließlich von dem Job hörte.
Ich hielt Bogdans Hand und versprach ihm, dass er bald gesund werde.
Also, dass er einfach so von diesem Job hört ... Ich weiß nicht. Immerhin handelt es sich um einen Auftragsmord.
Guter Hinweis. Habe versucht, das zu erklären und auch sofort schon den “Profi” Plötschke eingeführt:
Bis mir Plötschke von dem Job erzählte, den er wegen eines Augenleiden nicht ausführen konnte.

Ich tue es nur für meinen Jungen, mein Gottesgeschenk.
Ich fand das erst zu viel, das religiöse Anhängsel, aber gut, du erwähnst später den Rosenkranz, willst also deinem Prot. dadurch ein wenig Farbe geben. Ich finde es allerdings entbehrlich.
Dieser leichte, religiösem gläubige Hintergrund sollte schon sein. „Gottesgeschenk“ ist gezielt gewählt, weil das die deutsche Bedeutung für den Namen seines Sohnes ist. (Nur ein kleines Gimmick.)

Dekomaterialien, Wohnaccessoires, Geschenkartikel. Dinge, die jede Wohnung in ein behagliches Heim verwandeln. Etwas, wofür ich keine Verwendung habe. Dann mein Moment.
Ich finde manches unpräzise. Geschenkartikel, die eine Wohnung in ein behagliches Heim verwandeln? Und warum hat er dafür keine Verwendung? Hat er kein behagliches Heim? Will er das nicht?
Und wieder das Dann.
„Dann“ ist raus.
Er hat für solche Sachen keinen Sinn, solange sein Sohn krank ist.
Gelingt es mir so besser, es rüber zu bringen?

Dekomaterialien, Wohnaccessoires; Dinge, die jede Wohnung ausschmücken und in ein behagliches Heim verwandeln. Etwas, wofür ich keine Verwendung habe, an das ich mich nicht erfreuen kann.

Bzgl. lokaler Hintergrund (Bredeney, WAZ):
Da haben sich auch andere daran gestört. Da es auch ohne geht, habe ich es verallgemeinert.

Verscheuche die Gedanken an das Krankenhaus, die Apparate und die Schläuche. Sehe immer noch den schlaffen Körper vor mir.
Ja, vieles wirkt einfach unpräzise auf mich, GoMusic. Bestenfalls versucht er die Gedanken zu verscheuchen, es gelingt ihm aber doch offensichtlich nicht.
Habe versucht, es genauer zu machen:

Ich schüttle den Kopf und versuche, die inneren Bilder zu vertreiben, die Gedanken an das Krankenhaus, die Apparate und die Schläuche.
Es will mir nicht gelingen. Noch immer sehe ich
den schlaffen Körper vor mir. Bogdans traurige Augen.

Dann geht er in den Zoo? Warum macht er das alles und wie bekomme ich das chronologisch jetzt zusammen, mit dem was folgt
Zum chronologischen Ablauf: ja, er geht in dem Moment den Fluchtplan durch. Habe es durch einen kleinen Zwischensatz genauer gemacht:

Ich bin gut vorbereitet. Das Nummernschild ist gestohlen, drei Ecken weiter steige ich in ein anderes Auto. Verwische …

Sie liegt zwar schön schwer in der Hand, dennoch gibt sie mir keine Sicherheit oder ein Gefühl von Macht – sondern genau das Gegenteil.
Ist irgendwie zu kompliziert, unelegant.
Hast Recht. Habe ich geändert. :thumbsup:

Ich würge den Wagen ab, er macht einen Satz nach vorne. Zuerst ein stumpfes Geräusch, als zwei Stoßstangen gegeneinander treffen. Dann halte ich mir die Ohren zu, als die Alarmanlage des vorderen Autos einen Höllenlärm macht.
Dass er erschrickt, Panik bekommt, okay, aber dass er sich die Ohren zuhält ... hm.
Dein Hinweis hat mich auf eine Idee gebracht:

Dann halte ich mir die Ohren zu, als die Alarmanlage des vorderen Autos anspringt. Leidige Erinnerungen an das Tönen der Krankenhausapparate.
Ich müsste längst weg sein. Geräuschlos, unerkannt.

Der Frührentner? Das ist mir zu detailliert
Es sind extra ein bärtiger Frührentner, eine alleinstehende Frau mit einem süßen Hund etc.
Das soll zeigen, wie detailliert er vorher alles ausgekundschaftet hat.
Zu übertrieben?

Ich glaube, wenn du noch mehr Arbeit investieren (Wortwiederholungen vermeiden, präziser Schreiben, verdichten ...), wenn du den Figuren noch mehr Farbe geben, etwas ausbauen würdest, gewänne deine gute Geschichte. Spannung kannst du aufbauen - das ist dir wirklich bei mir gelungen.
Die “Arbeit” habe ich mir gerne gemacht. :)
Vielleicht hast du noch Gelegenheit für einen weiteren Besuch.

Du hast mir sehr geholfen. Vielen Dank dafür.

Liebe Grüße,
GoMusic


Lieber Friedel Friedrichard,

Ich hoffe, ich komm nicht ungelegen
Also Friedel, ich bitte dich …
Du bist immer ein willkommener Gast! :)

Deine zwei Vorschläge (und der Fehler) sind gebont.
Sicher ist es dem kriminellen Ruhrpottgangster egal, aber dem Schriftführer, der wieder mal seine Herkunft nicht verbergen konnte oder es immer noch nicht abgelegt hat, natürlich nicht.

womit der Zorn des Auftraggebers, aber auch sein Mut, sich durchzusetzen, bekannt und – ich füg's mal hinzu - gefürchtet ist, dass Ludomir gar nicht anders kann ab dem Augenblick, da er den Auftrag angenommen hat.
Genau! Diesen Hintergedanken hatte ich auch bei der Namensvergabe der Personen. :thumbsup:

Der gläubige Mann des Friedens in der Zwickmühle und sein Gott schaut zu …
Aktueller geht’s nimmer!,
Das hätte ich nicht schöner sagen können. :thumbsup:

Wünsche dir ein paar schöne Tage drüben.

Liebe Grüße,
GoMusic

 

Hallo GoMusic,

ich hab beim Schreiben mitgetippt. Am Anfang ist es viel, dann hab ich mehr vom text mitreißen lassen und habe weniger rausgetippt dabei. Immer ein gutes Zeichen, in meinen Augen, wenn man weniger formal sieht, weil einen die Story stärker einnimmt.
Bin nicht zu gekommen, die vorherigen Beiträge zu lesen, also vielleicht doppelt sich was.

Hass sei der beste
warum ist das Kursiv? erschließt sich mir nicht. Hass ist schon so ein mächtiges Wort, es braucht hier die Betonung nicht
Eigentlich `ne viel
Das ist ein Akzent, den Apostroph findest du über der Raute
Ich verstehe es auch so. Dieser Job noch, dann höre ich auf.
unnötig, wer versteht diese Geste nicht ;) Würde ich streichen
Ich bettelte, flehte nahezu.
nahezu? Längt, macht behäbig, bringt keinen Mehrwert, kann also raus. Außerdem glaube ich, dass er wirklich gebettelt hat. Also wenn er das nicht mal getan hat, dann wird er sich wohl kaum für einen Mord entscheiden. Ist ja der letzte Ausweg, oder?
Es kostete mich schließlich meinen letzten Rest Geld
klingt unschön. schließlich letzten Rest - too much.
all mein, mein ganzes, alles, was ich habe
Krumme Dinge auf eigene Rechnung waren keine Alternative.
Dinge? Wohl eher Dinger, oder?
Habe seine Kleidung an meine Wange geschmiegt.
geschmiegt kippt aus seinem Ton, du willst ja eigentlich eine einfache Sprache forcieren. Das klappt nicht die ganze zeit über, das Wort kickt aber richtig raus. Also, wer würde denn auch so sprechen?
Sie liegt zwar schwer in der Hand, schenkt jedoch keine Sicherheit.
Erschließt sich mir nicht. Weil etwas schwer in der Hand liegt, gibt es Sicherheit?
Plötschke hat mir zwei Kugeln ins Magazin gesteckt.
Für den Fall der Fälle.
toller Schluss, der den Titel der kg noch mal wunderbar nach vorne holt.

Von der Idee her nichts Neues, aber den größten Teil über flott geschrieben und dabei sehr spannend. Ich war mir zumindest nicht sicher, wie die kg ausgehen wird. Alles war offen. Sowas mag ich. Der halbe SoC, das fand ich zu großen Teil auch klasse. Manchmal etwas hakelig.
Du sprichst häufiger von dem Mann, den ich nicht kenne etc - so ganz stimmt das ja nicht - hat er ihn doch eine Lange zeit observiert, da wird einem doch jemand durchaus bekannt. Vll wäre es auch krasser, wenn du ihn den Organspender nennst, oder nur den Spender, vll auch als Hilfe fr deinen Port, damit er sein Opfer als das sehen kann, als was er ihn sehen will ...

Wie auch immer.
Gern gelesen

grüßlichst
weltenläufer

 

Hallo GoMusic,

diese Stichworte gehören normalerweise zu denen, die ich nicht lese. Nun ja, für die Challenge mache ich da natürlich für alle Rubriken eine Ausnahme ;).
Ich habe einen Teil der Kommentare durchgesehen, aber das sind ja soviele, da geht der halbe Vormittag nur schon dafür drauf, deswegen habe ich mittendrin abgebrochen und weiß nun nicht, ob ich Dinge wiederhole. Aber das soll dann auch nicht schlimm sein, mehrfach erwähnt muss den Autor dazu bringen, was zu ändern.

Ich spüre, wie kalter Schweiß den Nacken hinunterläuft, wie er das T-Shirt durchtränkt. Das Herz pocht stärker.
Vage erinnere ich mich an Jaroslaws Worte. Maximales Risiko, maximale Bezahlung. Hass sei der beste Ansporn. „Eigentlich `ne viel zu große Nummer für dich. Aber du bist wie ein Sohn, Ludomir … Und ich konnte mich immer auf dich verlassen ...“ Ich nicke.
Was bliebe mir auch anderes übrig? Diebstahl, Bruch und Überfall mache ich zwar lieber, aber es bleibt nie genug. Diese eine, schnelle Sache, … ohne mit jemandem teilen zu müssen. Die Zeit läuft ab. Sonst hätte ich nicht so sehr darum gekämpft. Dann verfinstert sich Jaroslaws Blick, während seine fleischige Hand an seiner Kehle entlangfährt. „Wenn es schief geht, mein Freund, dann ...“ Ich verstehe es auch so. Dieser Job noch, dann höre ich auf.
Ich komme mit dem chronologischen Ablauf nicht klar und ich frage mich auch nach dem dritten Mal lesen, wie ich mir das vorstellen muss. Was mich rausbringt, ist:
Vage erinnere ich mich an Jaroslaws Worte
Das ist doch etwas, was in der Vergangenheit passiert sein musste und dann:
ich nicke
Wenn er kein Spenderorgan bekommen würde.
Das ist kein kompletter Satz.

Ich ergründete das System, grub ganz tief, begab mich ich die Höhle des Löwen.
das ist für mich zweimal das gleiche


meinen letzten Rest Geld
sagt man sowas? Ich kenne nur: mein letztes Geld

Ich hielt Bogdans Hand und versprach ihm, dass er bald gesund werde. Dass wir Drachen steigen lassen, ins Stadion gehen, Bigos kochen würden.
Was sind denn Bigos? (habs auch gegoogelt und nichts gefunden)

Habe seine Kleidung an meine Wange geschmiegt. Sachen, die für ihn schon viel zu klein geworden sind.
Hat das eine Bewandnis mit den zu kleinen Kleidungsstücken? Soll das zeigen, dass er schon ewig im Krankenhaus ist? Falls nicht, lieber streichen.

Auf einen Zettel habe ich Jaroslaw schließlich geschrieben, wem er das Geld geben sollte. Nur für den Fall der Fälle.
Die Person würde mich auch interessieren. Auch das Verhältnis zur Mutter von Bogdan. Ein Satz reicht. Aber da soviel von Bogdan gesprochen wird, wäre das für mich schon eine Frage, wieso die nie auftaucht.

Wie der Benz mit den getönten Scheiben anrauscht. Wie es tönt, wenn die Räder über den Gullideckel rollen, das Tor der Tiefgarage geräuschlos hochgleitet.
unglückliche Doppelung, zudem kann ja nichts tönen, wenn es geräuschlos ist :D

Wie kurz darauf das gedämpfte Licht in seinem Laden aufflackert. Wie die schönen Sachen im Schaufenster angestrahlt werden.
schön finde ich nicht so passend, vielleicht eher: ansprechenden

Die entscheidende Sekunde, wenn er fröhlich pfeifend von innen aufschließt, die Tür bis zum Anschlag auf macht und sie offen stehen lässt.
aufmacht

Noch fünf Minuten. Von links müsste jetzt der Schulbus vorbeifahren. Vollbesetzt mit Kindern der Reichen aus dem Süden der Stadt. Deren Eltern müssen sich keine Sorgen machen.
Genau, weil man sich mit Reichtum Sorgenfreiheit kaufen kann. :hmm:

Mische mich unter die Gäste des Zoos.
:lol: Wollen Sie bei der Affenfütterung auch eine Banane? Oder lieber einen toten Fisch bei den Ottern?
Im Zoo ist man Besucher ;)

Aber ich will mein Gesicht nicht als Phantombild in der Zeitung wiedererkennen, falls mich doch jemand sähe.
Verstehe ich in dem Kontext nicht.

Ich weiß genau, wann die alleinstehende Frau von gegenüber ihren süßen Mischling ausführt, wann der bärtige Frührentner das Schlafzimmerfenster öffnet und heimlich eine erste Zigarette raucht. Kenne die Zeiten des Postboten, des Zeitungsjungen, des Milchmannes. Jede Bewegung, jeden Luftzug, alle Einzelheiten habe ich aufgesaugt. Es ist der perfekte Plan.
Das ist alles andere als perfekt, da ja nie immer alles in den gleichen Zeitabständen passieren wird.
Zudem würde ich dem Zeitungsjungen mal den Marsch blasen, wenn ich erst um die Zeit die Zeitung bekommen würde, die wird normalerweise zwischen 4 und 6 ausgetragen.

Der silberne SLK. Er ist pünktlich, auf ihn ist Verlass.
Auf das Auto ist Verlass? Falscher Bezug.

Ich lehne mich zurück, ziehe meinen Kopf ein, mache mich ganz klein.
redundant
Schnell stecke ich noch den Kreuzanhänger meiner Kette unter das T-Shirt.
Gottesgeschenk, Rosenkranz, Kreuzanhänger. Das ist ja der reinste Kreuzritter :D

Atme feste aus.
fest

Lege den ersten Gang ein und spiele mit Gas und Kupplung. Beinahe hätte ich vergessen, die Handbremse zu lösen. Meine Füße sind ungeduldig, rutschen fast vom Pedal. Während ich versuche, meine verkrampften Schultern zu lockern, rollt das Auto ein Stück den Hang herunter. Schnell trete ich auf die Bremse. Glück gehabt!
irgendwie alles Murphy
Erneut greife ich ins Handschuhfach und hole diesmal das kalte Eisen heraus.
keine Handschuhe?

Wie in Zeitlupe öffnet sich die Tür. Nur einen kleinen Spalt breit. Mein Finger bleibt gekrümmt, ich kneife die Augen zusammen. Die Tür bewegt sich nicht weiter. Lächelnd bleibt er im Rahmen stehen, tritt nicht heraus. Meine Hand wird noch feuchter, mein Atem stockt. Er dreht sich leicht zur Seite. Ich muss es jetzt tun. Solange er noch in meinem Schussfeld ist. Es gibt kein Zurück.
Ich zögere. Nun beugt er sich ganz langsam herunter.
Ich hasse ihn! Jetzt!
Dann sehe ich einen kleinen Jungen. Zu spät ...
Mein Finger hat bereits abgedrückt. Das Geschoss freigegeben.
Ein unterdrückter Knall, ein kräftiger Rückstoß. Dann ein kurzer, stummer Aufschrei. Ein dumpfes Geräusch, als der Körper zu Boden sackt. Blut strömt auf den Bürgersteig.
Absolute Stille.
ein guter Absatz. Ich würde nur aus dem kleinen Jungen einen kleinen Jungen machen.
Hastig reiße ich den Strumpf vom Kopf und lasse alles heraus, übergebe mich.
ICh frage mich, was der Protagonist heraus lässt, bevor er sich übergibt? Für mich wäre kotzen in dem Moment passender.


Irgendwer ruft irgendetwas.
Ich höre Rufe.

Ich lasse den Kopf hängen und heule. Brülle aus Wut, wimmere vor Angst. Lache vor Glück. Mein Job ist getan, Bogdan gerettet.
Plötschke hat mir zwei Kugeln ins Magazin gesteckt.
Für den Fall der Fälle.
Starkes Ende.

Es war gar nicht schlimm, einen Krimi zu lesen ;). Mir hat sehr gut das Verwobene der Gedanken von Job und Bogdan gefallen. Spannend war es auf alle Fälle auch.
Einige Details sind für mich nicht logisch, die habe ich ja angemerkt.
Für mich wäre es auf jeden Fall hilfreich, wenn der erste Absatz noch so geändert werden würde, dass die Zuordnung der Handlungsabläufe eindeutiger wird.

Liebe Grüße
bernadette

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo weltenläufer,

danke für deinen wertvollen Kommentar.

Die textlichen Fehler habe ich korrigiert.
Auch die Kürzungsvorschläge habe ich soweit übernommen.

Habe seine Kleidung an meine Wange geschmiegt.
geschmiegt kippt aus seinem Ton, du willst ja eigentlich eine einfache Sprache forcieren. Das klappt nicht die ganze zeit über, das Wort kickt aber richtig raus. Also, wer würde denn auch so sprechen?
Guter Hinweis. Habe ich geändert in:
Zuhause habe ich mich auf sein kaltes Bett gesetzt und geheult. Habe mir die Fotos von seinem ersten Tag im Kindergarten angeschaut - die letzten Aufnahmen einer glücklichen Familie. Wer hätte ahnen können, wie krank Bogdan tatsächlich ist, dass seine Mutter so plötzlich von uns ging? Dann habe ich seinen Lieblingspulli genommen und an ihn gerochen. Der Pulli, der ihm viel zu klein geworden war, an dem schon lange nicht mehr Bogdans Duft haftete.
Lange habe ich überlegt, ob ich das Richtige tue.

Sie liegt zwar schwer in der Hand, schenkt jedoch keine Sicherheit.
Erschließt sich mir nicht. Weil etwas schwer in der Hand liegt, gibt es Sicherheit?
Ein verzwickter Text, an dem ich schon oft hantiert habe. Es heißt nun:
Sie liegt schwer in der Hand und sollte mir eigentlich Sicherheit schenken.

toller Schluss, der den Titel der kg noch mal wunderbar nach vorne holt.
Danke, das freut mich. :)

Von der Idee her nichts Neues, aber den größten Teil über flott geschrieben und dabei sehr spannend. Ich war mir zumindest nicht sicher, wie die kg ausgehen wird. Alles war offen. Sowas mag ich. Der halbe SoC, das fand ich zu großen Teil auch klasse. Manchmal etwas hakelig.
Danke dafür.
Äh, SoC kenne ich nur aus der Sprache der Informatik ... Helf' mir Mal bitte.

Du sprichst häufiger von dem Mann, den ich nicht kenne etc - so ganz stimmt das ja nicht - hat er ihn doch eine Lange zeit observiert, da wird einem doch jemand durchaus bekannt. Vll wäre es auch krasser, wenn du ihn den Organspender nennst, oder nur den Spender, vll auch als Hilfe für deinen Port, damit er sein Opfer als das sehen kann, als was er ihn sehen will ...
Auf die Idee kam ich ja noch gar nicht. Gefällt mir.
Der Mann, den ich nicht wirklich kenne. Edler Boss-Zwirn, Lackschuhe, Armani-Brille. Sportlich, gesund. Sicher ein guter Organspender.

Vielen Dank nochmals und einen schönen Tag noch.

Jetzt ruft wieder die Pflicht. Danke auch schon Mal an Bernadette. Hierzu komme ich später.

Liebe Grüße,
GoMusic

---wird fortgesetzt ---

 

Hallo GoMusic!

Ich kommentiere die Version vom 9.12.

Hast du nicht gerade die Überpünktlichkeit meiner Protagonistin angesprochen?
"Kenne die Zeiten des Postboten, des Zeitungsjungen, des Milchmannes."
=> Wo spielt deine Geschichte? Kann man dort ernsthaft nach dem Postboten die Uhr stellen?

"Beinahe hätte ich vergessen, die Handbremse zu lösen. Meine Füße sind ungeduldig, rutschen fast vom Pedal."
=> Interessant finde ich, dass dein Schreibstil das gar nicht widerspiegelt. Da kommt ein nüchterner Satz nach dem andern, die Nervosität überträgt sich nicht auf den Leser, jedenfalls nicht auf mich. Finde ich schade.

"Plötschke hat mir alles erklärt, zwei Patronen hineingetan."
=> Ernsthaft? Ganze zwei? Trägt Plötschke den Titel "der größte Geizkragen des Jahrtausends"?
=> Ja, ich sehe, du brauchst das für die Pointe, aber ab dieser Stelle kaufe ich dir die Geschichte nicht mehr ab.
"Aber Herr Plötschke, wenn ich nun zuerst vorbeischieße?"
"Dafür hast du ja die zweite Patrone."
"Aber wenn der Typ dann die Tür hinter sich zugeworfen und abgesperrt hat?"
"Dann schießt du mit der zweiten Patrone die Tür auf, stürmst rein und erwürgst den Typen mit bloßen Händen. Zwei Patronen reichen in jedem Fall und jetzt schwirr ab!"

So, das war's schon.

Grüße,
Chris

 
Zuletzt bearbeitet:

Liebe bernadette,

danke für deine Zeit und deine Kommentare.
Habe mich sehr darüber gefreut. :)

Ich habe die Doppelungen rausgenommen und den nicht vollständigen Satz ergänzt.
Mein letzter Rest Geld ist auch geändert.
Danke für die Hinweise.

Ich komme mit dem chronologischen Ablauf nicht klar und ich frage mich auch nach dem dritten Mal lesen, wie ich mir das vorstellen muss.
Ich habe die Zeit des zweiten Absatzes komplett in die Vergangenheit geändert. Hoffe, so wird es klarer.

Habe seine Kleidung an meine Wange geschmiegt. Sachen, die für ihn schon viel zu klein geworden sind.
Hat das eine Bewandnis mit den zu kleinen Kleidungsstücken? Soll das zeigen, dass er schon ewig im Krankenhaus ist? Falls nicht, lieber streichen.
Ja, es soll heißen, dass er schon lange im Krankenhaus ist.
Habe dies erweitert (siehe einen Punkt weiter unten).

Auf einen Zettel habe ich Jaroslaw schließlich geschrieben, wem er das Geld geben sollte. Nur für den Fall der Fälle.
Die Person würde mich auch interessieren. Auch das Verhältnis zur Mutter von Bogdan. Ein Satz reicht. Aber da soviel von Bogdan gesprochen wird, wäre das für mich schon eine Frage, wieso die nie auftaucht.

Zu Jaroslaw: Er redet von “wie ein Sohn”, vertraut Ludomir und Ludomir weiß, dass er das Geld entsprechend weitergibt. Eine größere Rolle sollte Jaroslaw bisher nicht einnehmen.
Ich denke aber nochmals darüber nach.
Zur Mutter: Sie wurde nun eingebaut (und das mit der Kleidung detailliert):

Zuhause habe ich mich auf sein kaltes Bett gesetzt und geheult. Habe mir die Fotos von seinem ersten Tag im Kindergarten angeschaut - die letzten Aufnahmen einer glücklichen Familie. Wer hätte ahnen können, wie krank Bogdan tatsächlich ist, dass seine Mutter so plötzlich von uns ging? Dann habe ich seinen Lieblingspulli genommen und an ihn gerochen. Der Pulli, der ihm viel zu klein geworden war, an dem schon lange nicht mehr Bogdans Duft haftete.
Lange habe ich überlegt, ob ich das Richtige tue.

Wie die schönen Sachen im Schaufenster angestrahlt werden.
schön finde ich nicht so passend, vielleicht eher: ansprechenden
Ja, du hast Recht, "schön" passt nicht ganz so gut. Es heißt nun „die geschmackvollen Sachen“.

Noch fünf Minuten. Von links müsste jetzt der Schulbus vorbeifahren. Vollbesetzt mit Kindern der Reichen aus dem Süden der Stadt. Deren Eltern müssen sich keine Sorgen machen.
Genau, weil man sich mit Reichtum Sorgenfreiheit kaufen kann.
Ja, so ungefähr. :Pfeif:
Ist nun etwas detaillierter; es klingt auch etwas Hass heraus:
Deren Eltern müssen sich keine Sorgen machen. Mit ihrem Geld könnten sie sich alles leisten, jede Behandlung bezahlen, mühelos die Ärzte bestechen.

Im Zoo ist man Besucher
Hehe, stimmt. Ich würde die Banane nehmen :lol:

Aber ich will mein Gesicht nicht als Phantombild in der Zeitung wiedererkennen, falls mich doch jemand sähe.
Verstehe ich in dem Kontext nicht.
Habe das nun nach oben verschoben, wo er den Strumpf herausholt.
Da passt es wesentlich besser:

Ich öffne das Handschuhfach, lege meinen Rosenkranz hinein, greife nach dem Strumpf. Ich will mein Gesicht nicht als Phantombild in der Zeitung wiedererkennen, falls mich doch jemand sähe.
Ich bin gut vorbereitet.

Ich weiß genau, wann die alleinstehende Frau von gegenüber ihren süßen Mischling ausführt, wann der bärtige Frührentner das Schlafzimmerfenster öffnet und heimlich eine erste Zigarette raucht. Kenne die Zeiten des Postboten, des Zeitungsjungen, des Milchmannes. Jede Bewegung, jeden Luftzug, alle Einzelheiten habe ich aufgesaugt. Es ist der perfekte Plan.
Das ist alles andere als perfekt, da ja nie immer alles in den gleichen Zeitabständen passieren wird.
Zudem würde ich dem Zeitungsjungen mal den Marsch blasen, wenn ich erst um die Zeit die Zeitung bekommen würde, die wird normalerweise zwischen 4 und 6 ausgetragen.
Der Zeitungsjunge wurde gestrichen. :D
Es sollte eigentlich gar nicht so klingen, dass das alles genau so in der Reihenfolge passiert.
Vielleicht gelingt mir es so ja besser, bernadette?

Tagelang habe ich diese Gegend beobachtet. Am Ende den passenden Zeitrahmen und den richtigen Moment gefunden. Habe berücksichtigt, wann die alleinstehende Frau von gegenüber ihren süßen Mischling ausführt, ...

Der silberne SLK. Er ist pünktlich, auf ihn ist Verlass.
Auf das Auto ist Verlass? Falscher Bezug.
Nein, natürlich nicht auf das Auto.:hmm:
Der silberne SLK. Er ist pünktlich, auf den Mann ist Verlass.

Erneut greife ich ins Handschuhfach und hole diesmal das kalte Eisen heraus.
keine Handschuhe?
Ja, keine Handschuhe. Er ist halt kein Profi und vermasselt alles ... Murphy ... :)

… Dann sehe ich einen kleinen Jungen. Zu spät ...
ein guter Absatz. Ich würde nur aus dem kleinen Jungen einen kleinen Jungen machen.
Hier stehe ich auf den Schlauch. Was meinst du?

Hastig reiße ich den Strumpf vom Kopf und lasse alles heraus, übergebe mich.
ICh frage mich, was der Protagonist heraus lässt, bevor er sich übergibt? Für mich wäre kotzen in dem Moment passender.
Stimmt. “Lasse alles heraus” habe ich herausgelassen :lol:

Irgendwer ruft irgendetwas.
Ich höre Rufe.
Ist gebont.

Starkes Ende.
Es war gar nicht schlimm, einen Krimi zu lesen . Mir hat sehr gut das Verwobene der Gedanken von Job und Bogdan gefallen. Spannend war es auf alle Fälle auch.
Danke dafür, freut mich sehr.

Einige Details sind für mich nicht logisch, die habe ich ja angemerkt.
Habe ich versucht zu ändern; siehe oben.

Für mich wäre es auf jeden Fall hilfreich, wenn der erste Absatz noch so geändert werden würde, dass die Zuordnung der Handlungsabläufe eindeutiger wird.
Das habe ich auch versucht. Hier die richtige Zeit zu finden, war/ist für mich die größte Baustelle.

Vielen Dank nochmals.

Deine Tipps waren sehr hilfreich.

Liebe Grüße,
GoMusic

EDIT: Ach ja, Bigos: Polnisches Nationalgericht, Krauteintopf aus gedünstetem Sauerkraut mit verschiedenen Fleisch- und Wurstsorten. Lecker ...


Liebe Chris Stone,

Vorab schon Mal, worüber ich mir die nächste Zeit Gedanken machen werde:

"Beinahe hätte ich vergessen, die Handbremse zu lösen. Meine Füße sind ungeduldig, rutschen fast vom Pedal."
⇨ Interessant finde ich, dass dein Schreibstil das gar nicht widerspiegelt. Da kommt ein nüchterner Satz nach dem andern, die Nervosität überträgt sich nicht auf den Leser, jedenfalls nicht auf mich. Finde ich schade.


Ein sehr guter Einwand! :thumbsup:
Bis später.

Euch beiden noch einen schönen Abend.

-- wird fortgesetzt --

 

Hallo Chris Stone,

danke für deine Zeit und deinen Kommentar, über den ich mich sehr gefreut und mich bei der Patronensache sehr müsiert habe. :lol:

... "Kenne die Zeiten des Postboten, des Zeitungsjungen, des Milchmannes."
=> Wo spielt deine Geschichte? Kann man dort ernsthaft nach dem Postboten die Uhr stellen?
Diese Stelle wurde mehrmals moniert, da sie so rüber kam, als wenn alles genau so in dieser Reihenfolge geschähe. Was natürlich Quatsch ist.
In der Version, die du kommentiert hast, war die Änderung (wichtigsten Teil habe ich fett markiert) noch nicht drin:

Tagelang habe ich diese Gegend beobachtet. Am Ende den passenden Zeitrahmen und den richtigen Moment gefunden. Habe berücksichtigt, wann die alleinstehende Frau von gegenüber ihren süßen Mischling ausführt, wann der bärtige Frührentner das Schlafzimmerfenster öffnet und heimlich eine erste Zigarette raucht. Kenne die Zeiten des Postboten und des Milchmannes. Jede Bewegung, jeden Luftzug, alle Einzelheiten habe ich aufgesaugt. Es ist der perfekte Plan.

"Beinahe hätte ich vergessen, die Handbremse zu lösen. Meine Füße sind ungeduldig, rutschen fast vom Pedal."
=> Interessant finde ich, dass dein Schreibstil das gar nicht widerspiegelt. Da kommt ein nüchterner Satz nach dem andern, die Nervosität überträgt sich nicht auf den Leser, jedenfalls nicht auf mich. Finde ich schade.
Ich gebe dir Recht: Die Sätze sind „nüchtern“ und übertragen nicht unbedingt Nervosität auf den Leser. War auch nicht vorgesehen.
Die Sätze, die du herausgepickt hast, beginnen und enden jeweils mit den Hinweisen, dass sich der Prot. nicht aus der Ruhe bringen lässt (bzw. nicht lassen will) und er sich ermahnt, jetzt nichts falsch zu machen, dass er alle Sinne kontrollieren will und besser aufpassen muss.
Es geschehen zwar dumme Dinge, aber er bleibt ganz ruhig dabei, ist nicht nervös.

Jetzt nicht aus der Ruhe bringen lassen.
Ich kurble das Seitenfenster herunter und brauche zwei Anläufe, um meinen Golf zu starten. Atme fest aus. Lege den ersten Gang ein und spiele mit Gas und Kupplung. Beinahe hätte ich vergessen, die Handbremse zu lösen. Meine Füße sind ungeduldig, rutschen fast vom Pedal. Während ich versuche, meine verkrampften Schultern zu lockern, rollt das Auto ein Stück den Hang herunter. Schnell trete ich auf die Bremse. Glück gehabt! Ich merke, wie der Schweiß in meine Augen läuft. Jetzt nichts falsch machen, alle Sinne kontrollieren! Beim Wegfahren auf den Wagen vor mir achten.

Vielen Dank nochmals du einen schönen Tag.

Liebe Grüße,
GoMusic

 

Hallo GoMusic!

Freut mich, dass ich dich amüsieren konnte. Aber eigentlich wollte ich ganz ernsthaft wissen, was du dir dabei gedacht hast, einem Auftragskiller (Neuling, ohne jegliche Erfahrung) nicht mehr als zwei Patronen mitzugeben.

Fragende Grüße,
Chris

 

stream of consciousness meinte ich damit. So ein bisschen machst du das ja in deinem Text

Grüßlichst
Weltenläufer

 

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