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Der Engel ist nur eine Soldatendirne

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18.10.2003
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Der Engel ist nur eine Soldatendirne

So finden wir uns also in den Überresten einer eingenommenen Festund wieder, wobei es sich dabei nicht um eine Festung im herkömmlichen Sinn handelt, sondern um eine militärische.
Mit dieser Bezeichnung könnte also alles gemeint sein, vom Bauernhaus bis hin zum gewaltigen Fabriksgelände.
Ich denke, Letzteres wäre am Geeignetsten für unsere Erzählung.

Nun gut, die Stimmung ist nicht die Beste, zumindest unter den Besiegten. Jenes ist nicht verwunderlich, da keiner von ihnen mehr am Leben ist. Alle dahin gemezelt vom Feinde, ausnahmslos.
Und auch unter den Helden der Schlacht, alle samt stolze Berufssoldaten und Freiwillige, kommt keine rechte Festtagsstimmung auf, da ihnen die ehrenvolle Aufgabe zu Teil wird, die Kadaver der Besiegten weg zu schaffen.
Jenes ist nicht sonderlich angenehm, besonders bei den gegebenen Bedingungen, so ist es zum Beispiel kalt, saukalt, wie manch einer der Uniformierten Herren meint, arschkalt, tönen die Vulgären.
Der Raureif hat alles, was sich nicht mehr bewegen kann mit einer zarten Haut überzogen.
Mit klammen Händen wird in den Taschen der Toten gewühlt, wer weiß was mancher finden mag.
Auf dem morastigen, an manchen Stellen gefrorenen Boden, erheben sich die Ruinen der zerbombten Fabriksgebäude. Aus einigen Resten lodert noch Feuer, aus anderen steigt nurmehr Rauch empor.
Der Geruch des beißenden Rauches, vermischt mit dem Gestank nasser Hunde, liegt schwer in der Luft. Wie Blei drückt sie auf die müden Glieder der Soldaten.
Dank der niedrigen Temperaturen und dem kurzen Zurückliegen der Kampfhandlungen, lässt der Duft der Verwesung noch auf sich warten. Aber er wird bestimmt noch kommen; die Einladung ist gedruckt und an ihn verschickt. Er muss sich erst sammeln, um dann mit voller Wucht über den Schauplatz des Krieges einzubrechen.

Auf einen weitläufigen, freien Fläche werden die Überreste des Feindes zusammen getragen, schließlich will man sich ja vergewissern, ob auch alles, was tot aussieht auch tatsächlich tot ist.
So tritt also ein gewisser Stabsarzt S. von einem Bein auf das andere und wartet geduldig, dass alle Leichen in Reih und Glied zum letzten, grotesken Appell augeschlichtet sind.
"Kalt heute, Herr Doktor."
"Ja. Aüßerst kalt."
"Wir sind bald fertig."
"Das ist zu hoffen."
So und so ähnlich werden belanglose Konversationen geführt.
Der asphaltierte Platz ist bereits übersät mit leblosen Körpern. Allesamt in verdreckte Uniformfetzen gehüllt.
"Wenn Herr Doktor vielleicht in Schicht arbeiten könnten, wir bekommen nicht alle auf einmal in den Hof."
"Meinetwegen."
Wer meint, dass der Herrstabsarzt S. jetzt nur von Totem zu Totem geht und nach kurzem, prüfenden Blick jenen tatsächlich für, leider und vollkommend überraschend, verstorben befindet, irrt, schließlich ist er ein streng disziplinierter Soldat, der Herr Stabsarzt S.. Penibelst begutachtet er jeden Körper, bleibt stehen, beugt sich hinunter, überprüft die Körperfunktionen, die erfahrungsgemäß bei Dahingeschiedenen nicht mehr in Betrieb sind und schreitet weiter.
Neben ihm tippelt die gutherzige, äußerst naive und ebenso junge Feldschwester L.. Brav notiert sie, was der Herr Stabsarzt S. von sich gibt.
" Begutachtung Nr. 462"
Begutachtung Nr. 462, krizelt das Fräulein so eifrig auf ihren Notizblock, dass die brünetten Löckchen nur so tanzen.
"Geschlecht: männlich"
Geschlecht: männlich
"Alter......ca. 23"
Da blickt die Feldschwester L. auf und besieht den Jüngling zu ihren Füßen.
Natürlich nur aus rein medizinischen Gründen, sie ist ja eine keusche Jungfrau.
Ein blasses, schön symmetrisches Gesicht, weiche Züge. Entspannt, wie zur Nachtruhe gebetet, liegt sein schmaler Körper auf dem feuchten Asphalt.
Eine schöne Erscheinung, die nur von der Tatsache gestört wird, dass sein Hinterkopf zur Gänze aufgerissen ist.
"Tot", befindet der HerrStabsarzt S. fachkundig.
So wandeln also diese beiden Lebenden zischen den Toten.

Plötzlich dringt ein gellender Ruf an die Ohren des Herrn Stabsarzt S.
"Ein Wunder!", tönt es dort.
"Die Jungfrau ist wiedergekehrt!", schallt es hier.
Eine neue Jeanne d`Arc lautet die allgemeine Meinung.

Der Herr Stabsarzt S. verlangt barsch nach Auskunft, doch die Aufregung ist groß, das Hirn aller Soldaten klein, keiner gewährt sie ihm.
Folglich kämpft er sich, samt der naiven Feldschwetser L. durch die staunende und gaffende Menge von Soldaten, hin zu einer aufgebrochenen Türe, aus der giftiger Rauch strömt.
Mit seinem blühtenweißen, frisch gestärktem Taschentuch, bestickt mit seinen Initialen, vor dem Mund und Nase haltend, wirft er einen Blick in den dahinterliegenden Raum, der einer Totenkammer gleicht.
Überall liegt der erstickte Feind, zu einem Haufen übereinander, der zweite Hügel Gollgotha.
Niemand rührt sich in dem engen Lagerraum, wie unter Verblichenen nun mal der Brauch ist.

Wirklich nichts?
Doch, tatsächlich, in einer Ecke bewegt sich etwas!
Neugierig tritt nun auch die Feldschwester L. näher und erkennt gekonnt, dass sich ein junges Mädchen in die Dunkelheit drängt.
Große, dunkle Augen blicken fragend in das verdutzte Gesicht des Herrn Stabsarztes S..
Außer sich fragt er, was beim letzten Schützenarsch im Regiment, das zu bedeuten habe.
Sofort bricht ein Wortschwall übber ihn herien, der seinesgleichen kein zweites Mal findet.
Endlich faßt sich ein schneidiger Wehrmann ein Herz und erstattet dem Herrn Stabsarzt S. Meldung.

Gestern, so erzählt er, trieben sein Trupp eine Gruppe von Feinden in jenes Loch, denn etwas anderes ist es im Prinzip ja nicht, und verriegelten die Tür.
Nebenan befand sich ein Lager für allerlei verbotene Substanzen, welches in Flammen aufging. Der giftige Qualm, der sich bildete und empor stieg, strömte in das Gefängnis und raffte alle Insassen dahin, wie sie meinten.
Auf Befehl eines gewissen Herrn Oberst H. mussten sie am nächsten Tag, nach errungenem Sieg, alle Leichen auf den Hof bringen, eben auch die, die dem Rauch zum Opfer gefallen waren.
Als er und seine Kameraden also das Tor aufbrachen, um den dahingesichten Feind herauszuholen, bemerkten sie, dass jenes Mädchen, welches sich jetzt an die Wand drückt, noch atmete, während alle anderen sich nicht mehr rührten.
Nun, meinten sie, sie läge in ihren letzten Zügen, doch einer, ein besonders kluger Soldat, von dem an annahm, dass er maturiert hatte, wies darauf hin, dass das nicht die Atemzüge einer Sterbenden, sondern einer Schlafenden seien.
Bei der darauffolgenden Disskusion sei das Mädchen aufgewacht.
Ein Wunder, wie der Wehrmann seinen Bericht schließt.

Der Herr Stabsarzt begutachtet nun das Mädchen eingehend. Er überlegt, was mit ihr zu tun ist, denn auch wenn sie ein von Gott gesandter Engel ist, wie die einstimmige Meinúng lautet, so trägt sich doch die Feindesuniform.
"Sind Sie sicher, dass die gestern unter den Eingeschlossenen war?"
"Jawohl, Herr Stabsarzt!"
Der Herr Stabsarzt S. geht nervös auf und ab, während die Soldaten dem Mädchen feurige Treueeide entgegen bringen und ihr verischern, sie den Engel des Herrn mit ihrem Leben verteidigen zu wollen.

Da hat der Herr Stabsarzt S. eine Idee; man möge den Herrn Oberst H. holen, der solle über Gedeih oder Verderb der Soldatin entscheiden.

Mit hallendem Schritte nähert sich der Herr Oberst H. sogleich und nach einem abschätzigen Blick auf die Situation, zieht er einen Revolver, packt das Mädchen und jagt ihr eine Kugel in den Kopf.
Das Blut spritzt und einige Tropfen benetzen das bleiche Gesicht der Feldschwester L..

"Rot steht Ihnen", bemerkt der Herr Oberst H. , während er sich, unter dem Beifall aller, entfernt.
"Für wahr, Rot ist eine herrliche Farbe, die steht mir, die steht mir ausgezeichnet!"

Der Herr Stabsarzt S. und die frisch verliebte Feldschwester L. kehren in den Hof zurück, um ihre Arbeit wieder auf zu nehmen.

Enttäuscht ziehen auch die Soldaten von Danen,
Eine Schande, Verschwendung, murmeln sie.
Was hätte man mit dem Mädchen nichtnoch anfangen können.
Ja, die Nächte auf dem Schlachtfeld sind einsam, da fehlt es oft an Unterhaltung.
Es wäre schön gewesen, mit dem frischen, zarten Frauenfleisch.

Von dem Wunder, dass sie alle in Euphorie versetzt hatte, spricht niemand mehr, von den feurigen Treueeiden auch nicht.
Nur von der sinnlosen Verschwendung einer potentiellen, wertvollen Soldatendirne.

Es ist wohl an der Zeit, dass wir die eingenommene Festung wieder verlassen, wobei wir uns in Erinnerung rufen sollten, dass es sich nicht um eine Festung im herkömmlichen Sinne handelt.

 

Tut mir Leid Papyrus, aber so eine Einleitung wirkt auf mich eher wie ein Rausschmeißer:

So finden wir uns also in den Überresten einer eingenommenen Festund wieder, wobei es sich dabei nicht um eine Festung im herkömmlichen Sinn handelt, sondern um eine militärische.
Mit dieser Bezeichnung könnte also alles gemeint sein, vom Bauernhaus bis hin zum gewaltigen Fabriksgelände.
Ich denke, Letzteres wäre am Geeignetsten für unsere Erzählung.

"Festund" -> "Festung"
Wo ist der Unterschied zwischen "herkömmlichen" und "militärischen" Festungen? Wurden diese nicht immer - im Gegensatz zu zivilen Gebäuden (Fabriken, Bauernhöfe) - aus militärischer Notwendigkeit errichtet?


"Fabrikgelände", "am geeignetsten"

Grüße,
...para

 
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Hi!
Die meisten verbinden "Festung" mit einer Burg oder ähnlichem, daher die Erklärung.
Der Anfang ist von mir so gewollt, ich habe versucht den Beginn mal etwas anders zu gestalten.
Was mich aber an deiner "Kritik" stört ist, dass du scheinbar nur den Anfang gelesen hast und dann abgesprungen bist. Wenn du alles gelesen hättest und dann gesagt hättest, gefällt mir nicht weil,....... oder ist katastrophal, aus diesem und jenem Grund, könnte ich daraus lernen und es das nächste Mal besser machen.
Aber mit einem lappidaren der Anfang war schon mies (tut mir leid, aber so habe ich es aufgefasst), fange ich leider nichts an.
Ich kann mit Kritik umgehen, nur sollte sie konstruktiv sein.
Gruß + Grüße
Papyrus

 

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