Was ist neu

Der einsame Wanderer

Mitglied
Beitritt
23.10.2011
Beiträge
2

Der einsame Wanderer

Es war Samstagnacht. 1.25 Uhr. Der einsame Wanderer ging durch die Strassen der Stadt auf dem Weg zum Nachtkiosk an der Kreuzung 500m von seiner Wohnung entfernt. Er war alleine, wie immer.

Seit seine Freundin ihn verlassen hatte war er allein gewesen. Wann sie ihn verlassen hatte wusste er nicht mehr, es hatte keinen Sinn die Tage zu zählen.

Zuerst hatte er sie gezählt, die Tage der Einsamkeit, genau wie die Stunden, Minuten und Sekunden. Es war unerträglich gewesen.

Sie hatte ihn verlassen, weil er krank gewesen war, Depressionen. Er machte sich keine Illusionen darüber, dass sie ihn deswegen verlassen hatte, obwohl sie etwas von sich auseinander gelebt haben, gesagt hatte. Es sei einfach nicht mehr dasselbe. Er hatte kein Wort davon geglaubt und es war ihm damals auch egal gewesen. Mittlerweile war es ihm auch gleichgültig, aber für die lange, qualvolle Zeit zwischen den Phasen der Gleichgültigkeit hatte es wehgetan. Sehr weh.

Freunde hatte er auch keine mehr, sie waren schon viel früher abgesprungen.

Niemand konnte mit ihm umgehen. Niemand konnte ihn verstehen. Alle hatten das gleiche gesagt.

Er sollte sich zusammennehmen, wenn nicht für ihn, dann für Maria, seine Freundin. Es würde vorübergehen er sollte nur weiter zu den Therapiesitzungen gehen.

Sie wussten nichts. Aber das war auch nicht mehr wichtig. Er brauchte sie nicht. Er brauchte niemanden.

Seine Tage waren nach und nach immer gleichförmiger geworden. Die Anrufe seiner Eltern seltener.

Er ging jeden Tag zur Arbeit, kam nach Hause, sah Fernsehen, aß, schlief.
An einem Samstagabend wie diesem verspürte er die Lust einen Spaziergang zu machen. Erst zum Kiosk an der Kreuzung, Zigaretten kaufen.

Am Kiosk angekommen kaufte er eine Packung und ein Feuerzeug und stellte sich an die Kreuzung.

Er zündete sich eine Zigarette an und sah sich um. Es war reger Betrieb auf der Straße, Menschen kamen und gingen von der Straßenbahn- oder Bushaltestelle. Eine Gruppe junger Männer stieg gerade aus der Bahn, grölend, in Fußballtrikots gekleidet. Er beobachtete sie eine Weile während sie die Strasse hinunter zu einer Bar gingen. Aus Richtung der Bushaltestelle kamen zwei Frauen und zwei Männer. Sie musste ca. Mitte zwanzig sein schätzte er. Als sie an ihm vorbeikamen schnappte er Fetzen ihres Gespräches auf. Offensichtlich waren es zwei Paare.
„…und dann hat er gesagt, dass sie sich verpissen soll! Kannst du dir das vorstellen? Was für ein Arschloch!“, sagte eine der Frauen sichtlich wütend. „Nicht dein Ernst! Du verarschst mich.“, sagte die andere.
Er beschloss ihnen eine Weile zu folgen, das Gespräch klang interessant.

Er ging hinter ihnen her und hielt einen unauffälligen Abstand in dem er trotzdem noch hören konnte was gesagt wurde.

„Ich versteh echt nicht wie man jemanden so behandeln kann, klar, aber ist es nicht auch irgendwie ihre Schuld, ich mein, sie ist ja fremdgegangen.“, warf einer der Männer ein. „Hey, ernsthaft, dass kann man auch auf andere Art und Weise ausdiskutieren!“, erwiderte die wütende Frau.

Der einsame Wanderer lauschte noch eine Weile, es amüsierte ihn sehr die Probleme anderer Leute zu hören. Es half ihm seine eigenen zu vergessen.

Als die Paare anfingen über ihren jeweiligen Arbeitstag zu reden, hörte er auf ihnen zu folgen, das war langweilig. Er zündete eine weitere Zigarette an und ging in eine Seitenstraße in der, obwohl es spät war noch in vielen Wohnungen Licht zu sehen war.

Es war eine laue Sommernacht und die meisten Fenster standen offen. Aus vielen tönten Fernsehprogramme oder Filme. Aus anderen Musik oder Gespräche.

Nichts besonders interessantes bis jetzt dachte er.

In der nächsten Seitenstraße brannte nur in einer Wohnung im Erdgeschoss Licht. Neugierig kam der einsame Wanderer näher.

Er hörte laute Frauenstimmen, das versprach interessant zu werden, ein Hühnerabend. Frauen sprachen über alles.

Nachdem er sicher war, dass niemand anders auf der Strasse war, stellte er sich direkt unter das geöffnete Fenster.
„Der Typ war un-glaub-lich! Ich sag’s dir, so was hast du noch nicht erlebt! Ich mein, er war total sexy als ich ihn in der Bar gesehen hab. Super Body, das charmanteste Lächeln, das du je gesehen hast und, naja, das er gut ausgestattet ist, hab ich gleich gewusst. Ich hab den Kennerblick, weißt du ja.“

Herrlich, dachte der einsame Wanderer, sie erzählten offensichtlich Sexgeschichten.

„Naja, ich hab ihn angelächelt, er hat zurückgelächelt und so weiter, kennst du ja.“

„Ja, war genauso bei mir mit Mark.“, kam es von einer anderen Frau.

„Jaja, jedenfalls haben wir getanzt und du weißt ja wie ich rangehe wenn ich erstmal tanze.“ Die erste Sprecherin war offensichtlich die dominante Person im Raum und mochte es nicht unterbrochen zu werden. Sie pausierte gelegentlich und er war sicher, das sie rauchte, denn ihr Sprachfluss wurde regelmäßig plötzlich unterbrochen und dann meinte er sie den Rauch auspusten zu hören. Er zündete sich eine weitere Zigarette an.

„Jedenfalls sind wir dann zu mir und haben erstmal so rumgemacht.“

Der einsame Wanderer lauschte gespannt, es wurde immer besser. Er spürte eine leichte Erregung und schürzte seine Lippen.

„Ich hab ja schon viel erlebt“, setzte die erste Sprecherin fort „aber darauf war ich nicht gefasst!“

Sie machte eine spielerische Pause, gerade lang genug um ihrer Freundin Gelegenheit zu geben sie mit einer Frage zum weiter sprechen aufzufordern.

„Und? Was ist passiert? War er gut? Hat er irgendwas Besonderes gemacht?“

Der einsame Wanderer war ebenfalls gespannt und auch mehr erregt, es machte ihn an Frauen so sprechen zu hören. Sie konnten so pervers sein. Auch etwas was er bei seiner Freundin vermisst hatte als sie noch Sex gehabt hatten.

Das war natürlich bevor er diese Pillen nehmen mussten, danach war tote Hose. Im wortwörtlichen Sinn.

„Der Typ ist so was von abgegangen. Ich mein, er war ja behangen wie ein Stier und…“

Wieder eine spielerische Pause.

„Und er hat gefickt wie ein Pferd auf Koks!“

Der einsame Wanderer lachte laut auf und begriff erst im nächsten Moment das sie ihn sehr deutlich hören können mussten. In aller Hast zog er sein Handy aus der Tasche und ging los. Er konnte noch hören wie Stühle verrückt wurden und er jemand zum Fenster kam.

Er begann in sein Handy zu sprechen.

„Das ist nicht dein Ernst!“, rief er laut und zwang sich ein falsches Lachen ab. Er hörte wie das Fenster weit geöffnet wurde. Er setzte das Gespräch mit seinem imaginären Gegenüber am Telefon fort, während er immer schneller die Straße hinunter ging.

Als er hörte wie jemand sagte: „Ist nur ein Typ der telefoniert. Gott! Ich dachte schon jemand…“ Der Rest war nicht mehr zu hören, da das Fenster geschlossen wurde.

Der einsame Wanderer atmete erleichtert auf. Das funktionierte jedes Mal.

Er machte sich auf den Weg nach Hause.

Als er in seiner Wohnung ankam schlug ihm der ekelhafte Geruch aus der Küche entgegen. Es war Zeit das Geschirr abzuwaschen, aber das würde er morgen machen. Es war schließlich Samstag.

Sein Schlafzimmer war wie üblich das schiere Chaos und das schwere Aroma ungewaschener Wäsche hing in der Luft. Morgen hatte die Wäscherei geschlossen. Am Montag, nahm er sich vor, würde er Wäsche waschen gehen.

Er zündete sich eine weitere Zigarette an nachdem er sich umgezogen hatte und ging ins Badezimmer um seine Pillen zu holen.

Der Schimmelfleck in der Dusche war mittlerweile bedenklich groß geworden. Morgen, dachte er, alles morgen. Er ging wieder in die Küche und holte ein Bier aus dem Kühlschrank. Das hatte er sich verdient nach der Aufregung, außerdem war es ja Samstag.

Er spülte das Schlafmittel und die Antidepressionsmedizin mit dem Bier hinunter, das er in einem Zug leer trank.

Dann legte er sich aufs Bett und wartete bis die Wirkung einsetzte und er seinen üblichen Traumlosen Schlaf hinüber glitt.


Ende

 

Hallo Darwidt

Die Geschichte befriedigt mich wie dargestellt als Leser nicht. Vorab mal der Titel, unter Wanderer habe ich eine andere Vorstellung. Hier wäre mir der nächtliche Spaziergänger treffender erschienen. Inhaltlich ist es ungelenk und abgehackt geschrieben, die ständigen Zeilenschaltungen verstärken dies noch, als ob du einen lyrischen Text hättest präsentieren wollen.

Im Inhalt fehlt mir die Verdichtung eines spannenden Geschehens, eine Geschichte, die mich als Leser mitreisst, neugierig macht oder einfach für kurze Zeit in eine andere Welt entführt. Das Bild deines Protagonisten ist für mich so auch nicht stimmig. Du bezeichnest ihn als depressiv, er ist in Behandlung. Aufgrund der Beschreibung seines Verhaltens hätte ich dies schon im ersten Teil nicht so direkt angenommen. Missmutig, bedrückt, lebensunlustig kann man auch ohne eigentliches Krankheitssymptom sein, dass seine Freundin ihn verlassen hat, zudem ein verstärkendes Moment. An diesem Bild wird dann arg gekratzt, als er sich dem Leser als Voyeur outet, der durchaus lustvoll andere belauscht und sich darüber amüsiert. Nein als Lichtblick in einer Depression nehme ich das dir nicht ab. Die Handlung setzt sich wie zufällig zusammen, als ob du ein Gedanke hattest und zu schreiben begannst, dann aber sprunghaft andern Eingebungen gefolgt bist.

Er spülte das Schlafmittel und die Antidepressionsmedizin mit dem Bier hinunter, das er in einem Zug leer trank.

Dieser Satz als Beispiel, wie er mir überzeugender wäre: Er spülte ein Schlafmittel und ein Antidepressivum mit einem Glas Bier in einem Zug hinunter.

Aus dem Text könntest du mehr herausholen, ihn an wesentlichen Stellen verdichten und vertiefen, Unwichtiges weglassen, damit es eine Handlung gibt, die sich in einem Zug liest. Beispiele für zügige und auch spannende Geschichten liegen hier ja viele vor, lies mal, wie dort die Worte fliessen und es aufgebaut ist. Wenn du Freude am Schreiben hast, nimm dir die Zeit die Geschichte zu entwickeln, schau sie dir selbst kritisch an und konzentriere dich auf das Wesentliche. Viel Glück.

Schöne Grüsse

Anakreon

 

Erst einmal zur Lesbarkeit: Die ständigen Zeilensprünge unterbrechen den Lesefluss! Nicht genug, dass es eine Menge Sprünge in den erzählten Orten gibt. Die einzigen zwei Bilder, die ich bis zu den letzten paar Absätzen im Kopf habe, sind ein Kiosk, ein Fenster und ein bus. Aber nichts drumherum. Auch könntest du versuchen, vielleicht manche Sätze zusammenzunehmen, mir persönlich missfällt einfach die bloße Aneinanderrehung von Hauptsätzen.

Zum Inhalt: Um was geht es? Einen depressiven, der voyeuristische Züge hat? Wenn ja...dann ist das allein reichlich unspannend.
1. Keines der beiden Dinge zieht mich in deiner Geschichte mit.
2. Es gibt eigentlich kein wirkliches Spannungsfeld zwischen diesen beiden Tatsachen. Beides wäre ohne das andere immer noch genau inetressant/belanglos.
3. Die Ausarbeitung bleibt flach. Weder die Depression noch der Voyeurismus sind interessant oder erschreckend oder packend ausgearbeitet, bieten einen neuen Blickwinkel oder ähnliches, um mitreissend zu sein.

Du erzeugst am Anfang (wenn auch nicht sehr originell) eine depressive Stimmung, in dem du erzählst, dass der Protagonist alleine ist, richst dann diese Stimmung indem du erzählst, dass der Protagonist "Lust auf einen Spaziergang" beschreibst. Das erweckt ein viel zu positives Bild für die Stimmung. Da hat man immer ein fröhliches Lied im Kopf.

Zu allererst würde ich überlegen, ob dein Ansatz genug ist, um eine Geschichte daraus zu spinnen, was dein Knackpunkt sein soll in der Geschichte. Danach: Ein weißes Blatt Papier nehmen und loslegen.

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom