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Der Bergesfluch

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30.10.2021
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Der Bergesfluch

Einst lebte ein junger Mann, den man Matthäus nannte. In seinem Heimatdorfe war er recht beliebt, ein Jeder kannte ihn und erfreute sich an dessen Gesellschaft. Ebenso wie er unter den jungen Damen des Orts beliebt war, erfreuten sich die zwei Schwestern, Johanna und Kathrina, großer Prominenz und Begierde seitens der Burschen. Alle gemeinsam, der freundliche Matthäus, die hübschen Schwestern, sowie die Eltern lebten in einem schicken Hause, das am Rande des Dorfes zu finden war. Die Familie war bei gutem Besitz, nie fehlte es an etwas. So vergingen allmählich die Jahre.

Schließlich war der Zeitpunkt gekommen, an dem da der Matthäus sprach: „Mutter, Vater, viele Jahr’ sind verstrichen und immerfort sitze ich hier, an meinem Geburtsorte, fest. Nicht einmal habe ich die Außenwelt erblickt. So will ich jetzt doch aufbrechen, und die weite Welt, wie sie mich seit Ewigkeiten lockt, bereisen.“ Das stimmte das liebende Mutter- und Vaterherz recht traurig, dennoch willigten beide, ihrem Sohne zuliebe, ein.

Nur wenige Monde später stand der Matthäus nach einem herzlichen Abschiede am Rande des hübschen Örtchens, in dem er geboren ward. Dann gab er sich einen Ruck, wandte den Blick den unerkundeten Wäldern zu, hinter denen ein spitzes Gebirg’ seine schneebedeckten Gipfel emporstreckte und wanderte drauf zu.

Es vergingen einige Tage, die er dahinstrich, sich bald an kleinen Bächen, bald an weiten Lichtungen erfreuend. Die Nächte verbrachte er oft auf solchen, der Ausblick auf den schier unendlich schön anmutenden Himmel entzückte ihn jedes Mal aufs Neue. Schließlich erreichte er eine Region, in der der Wald an Üppigkeit verlor und sich immer mehr und mehr in eine flache, von Blumen überzogene Ebene verwandelte. Es kostete den Wanderer kaum einen halben Tag, da hatte das Kronenmeer ihn gänzlich freigegeben, sodass er sich fortan an den dutzenden Arten der wunderbarsten Blüten erquicken konnte.

Am meisten entzückte den Jüngling jedoch das Gebirge, das sich jetzt majestätisch vor ihm aufbäumte. Mit großen Schritten wanderte er jenem entgegen, während sich die Spitzen der hohen Berge immer weiter und weiter in den dämmernden Himmel erhoben. Schließlich empfand Matthäus es für irrwitzig, noch weiter zu gehen, die Sonne schien nur noch schwach über die hohen Wipfel, die das Massiv ringsum umschlossen. Wenige Meter vor ihm ward er einen kleinen Teich gewahr, dem sich der Erschöpfte bald näherte. Als das dichte Meer aus Bäumen in der Ferne das Sonnenlicht ganz verschluckte, beschloss er, sofort den Schlaf zu suchen, um morgen mit den ersten Strahlen aufzustehen.

Es dauerte auch nicht lang, da ward Matthäus in Träumen versunken. Sogleich fand er sich auf einer Wiese wieder, die der, auf der er eingeschlafen war, täuschend ähnelte. Sich umblickend bemerkte er jedoch rasch, dass kein Gebirge und kein dichter Wald weit und breit zu sehen waren, es schien, als sei er allein auf einem Ozean aus Blumen. Zögernd erhob er sich, seine Umgebung noch einmal akribisch absuchend. Er hatte geirrt, er war nicht allein. Aus der Ferne sah er eine menschlich anmutende Gestalt auf sich zueilen. Wenige Zeit später hatte sie ihn erreicht, es war Johanna, seine jüngste Schwester. Ein warmes Gefühl der Freude kroch in seinem Inneren empor, es mochten nur einige Tage gewesen sein, seit er dem vertrauten Heimatorte den Rücken zugewandt hatte, dennoch freute er sich ungemein über das Wiedersehen.

Sogleich erkundigte sich der Fortgewanderte, was sie denn an jenem Orte suche. Statt einer Antwort fasste sie ihn bei der Hand und wollte ihn mit sich fortziehen. Erneut und mit Nachdruck stellte Matthäus die Frage, doch wieder blieb sie unbeantwortet. Sie drehte sich nur kurz zu ihm um und lächelte ihm verheißungsvoll zu. Es musste das Lächeln gewesen sein, das den Knoten der Verschlossenheit in dem Reisenden gelockert hatte, denn fortan folgte er der Schwester einfach, ohne weiter auf eine Erklärung zu pochen. So zog sie ihn weiter und weiter weg, der kleine Teich mit seinen hübschen Seerosen verschwand am Horizont. Im Gehen, das fiel ihm erst nach einiger Zeit auf, hatte sie begonnen, ein Liedchen zu summen, das ihm aus seiner Kindheit bekannt war. Ihre Melodie war so wunderbar, dass Matthäus den Eindruck hatte, ein ganzes Orchester würde die Musik fabrizieren, doch da, vor ihm her, lief nur seine jüngste Schwester, ihn immer noch bei der Hand gefasst.

Endlich ging die endlose, flache Flur im Mondschein in eine bergige Landschaft über. Zwischen immer höheren und steileren Bergen wanderten die Beiden hindurch, immer spärlicher wurde das Grün um sie herum. Schließlich blieb Johanna stehen. Vor ihnen war in den kalten Fels ein Gang geschlagen worden, der wohl einst eine Miene gewesen sein musste. Morsche Stämme stützten die Decke des Gewölbes, in dessen Inneren etwas zu in dutzenden Farben zu funkeln schien. Matthäus sah genauer hin, so genau, dass es ihn nicht gewahr wurde als die Schwester seine Hand losließ. Nachdem er so eine Weile gestanden und gestarrt hatte, fand sein Geist zu ihm zurück. Erst jetzt fiel ihm auf, dass Johanna ihn losgelassen hatte und so sehr er seine Umgebung auch nach ihr absuchte, sie war wie vom Erdboden verschluckt.

Genauer musterte er nun seine Umgebung, die ihn auf einmal, anders als im Tageslicht, in dessen Schein ihm das Gebirge so verlockend und herrlich vorgekommen war, regelrecht ängstigte. Hinter den zerklüfteten, scharfen Bergesgipfeln warf der von dunklen Wolken halb verschlungene Mond sein spärliches Licht auf unzählige Ecken und Kanten, von denen jede, wie es sich der Jüngling nun ausmalte, einen heimlichen Beobachter verstecken mochte. So stand er da, verstört und ganz allein in dem scharfen Relief, bald hatte ihn seine Angst übermannt und in die wundersam schimmernde Höhle getrieben. Sie war eng, aber der stramme Bursche hatte keine Schwierigkeiten durch das dunkle Gestein auf das Funkeln zuzugehen. Nach wenigen Metern weitete sich der Schacht zu einem Hohlraum, der über und über mit wundersamen Steinen besetzt war, die alle in einer eigenen Farbe zu leuchten schienen. Am meisten jedoch entzückte ihn ein marmornes Becken, das in der Mitte der Höhle aus dem Fels emporragte. In seinem Inneren wogte sanft eine eigenartige, goldene Flüssigkeit, die wie willkürlich bald im, bald gegen den Uhrzeigersinn in der kreisrunden Einwölbung schwamm.

Matthäus ging darauf zu, wie hypnotisiert streckte er seine Hand aus und gerade als seine Fingerkuppen die eigenartige Flüssigkeit hätten berühren müssen, riss es ihn aus dem Schlafe. Mit einem ähnlich güld’nen Schein griff die Morgensonne nach seinem Gesicht. Verwundert streckte er die Glieder und setzte sich auf. Da war der hübsche kleine Teich, dort der dichte Wald und nur wenige Stunden des Weges thronte vor ihm das Gebirge. Mit einer noch stärkeren, unerklärbaren Kraft zog es ihn nun zu sich hin. Sogleich erhob er sich und begann, der noch schlaftrunken anmutenden Sonne entgegenlächelnd, auf das Massiv zuzuwandern.

In der Tat dauerte es nur eine handvoll Stunden, da fand er sich am Fuße der ersten, nennenswerten Erhebung wieder. Unaufhaltsam wandelte er jetzt drauf los, immer tiefer und tiefer hinein, während die Berge um ihn immer höher und höher wurden. Als die Sonne am höchsten stand, da sah er sich inmitten eines Kessels wieder. Er blickte sich um und zu seinem Erstaunen ward er da, in einen der Berge eingehauen, einen alten Stollen gewahr. Er glich dem, den er im Traume betreten hatte, auf unverkennbare Weise. Die Atmosphäre war jedoch anders, war er doch bei seinem geistigen Besuche diesen Ortes förmlich hineingeflüchtet, zögerte er nun darauf zuzugehen. Doch die Neugier wuchs und wuchs beständig, sodass er dem inneren Verlangen schlussendlich statt gab.

Langsam und vorsichtig trat er hinein, in der Hand eine alte Fackel, die er nahe dem Eingang gefunden hatte. Im Licht der Flamme waren die steinernen Wände des Ganges recht erquickend anzusehen, verschiedenste Gesteinsarten mischten sich da zu einem lustigen Felskuchen, an dem ab und an ein Tröpfchen Wasser herablief. Es dauerte nicht lange, da gelange der Jüngling in einen großen Hohlraum, dessen Inhalt ihn gleichzeitig heftig schockte und begeisterte. Decke und Wände waren übersät von funkelnden Steinchen, allesamt muteten sie an, als hätten sie einen ordentlichen Wert. Alles war genau so, wie es Matthäus in seinem Traum erlebt hatte, selbst das Marmorbecken im Zentrum der Höhle war da, in dem die seltsame goldene Flüssigkeit hypnotisierend ihre Bahnen zog.

Es verzehrte ihn danach, aus dem hübschen Becken zu trinken, ihm war, als müsse ihm das tanzende Gold in dessen Inneren gottgleiche Kräfte verleihen, ihn von jedem Schmerz, jeder Angst und jedem Leid des irdischen Lebens befreien. Mit entschlossenen Schritten trat er darauf zu und wie er bereits im Begriff war, den Kopf herabzusenken, entdeckte er eine Inschrift, die da in das weiß des sauberen Gesteins geschlagen war. Er kniff die Augen zusammen und las, was dort geschrieben stand.​

„O Gold, Magnet der Gier,
Edelstein dort an der Wand,
Edel funkelnder Saphir,
Kostbar feiner Diamant.

Erst geschluckt, geht’s nicht zurück,
Wärmend dir das gier’ge Herz,
Eröffnet’s dir das höchste Glück,
Befreiet dich vom irdisch Schmerz.

Doch bedenke, Mensch,
Gott verurteilt das Bequeme,
Er erfüllt dir jeden Wunsch,
Wenn er in den Himmel käme.“​

Das ließ den jungen Reisenden recht konfus, er wusste nicht, was er diesem Hinweis entnehmen sollte. Was er jedoch deutlich gelesen hatte war, dass diese Flüssigkeit ihm seine Sorgen nehmen sollte, wenn er sie nur trank. Er hielt inne und dachte nach. Hatte er denn Sorgen? Hatte es ihm denn je an etwas gefehlt? Nein. Überhaupt nicht. Er war schon im Begriff zu gehen, da hörte er auf einmal etwas hinter sich klirrend zu Boden fallen. Matthäus wandte sich wieder der Höhle zu und sah dort, direkt vor seinen Füßen, einen wunderbaren Rubin liegen, der ihm feurig rot entgegenschimmerte.

Manchmal genügt ein Funke, um einen Waldbrand auszulösen. Mit einem Male überkam ihn die Habgier, rasch bückte er sich und hob den kostbaren Stein auf. Und wie er sich so umblickte, da leuchteten ihn die Edelsteine von den Wänden nur noch kräftiger, noch schöner, noch mehr den inneren Brand entfachend an. „Irgendwann“, dachte er so bei sich, „wird wohl auch uns das Geld ausgehen. Warum arm sein, wenn all dies hier mich einem König gleich machen kann?“

Und so begann er, Stein um Stein von den Wänden zu lösen, schwerer und schwerer wurden die Taschen, in die er die entzückenden Mineralien steckte, kahler und kahler wurde das graue Gestein der Höhle. Endlich war es vollbracht. Völlig nackt lag nun der Hohlraum, die Taschen und das Bündel waren kurz davor zu zerbersten. So beladen wollte er nun doch gehen, zurück in sein Dorf, in dem er jetzt allein der reichste Mann sein würde. Dann fiel ihm auf, dass da ja noch das flüssige Gold in dem Becken umhertanzte. Warum nicht reich sein und sorgenfrei? In Windeseile war der Beckeninhalt vertilgt und der Bursche durch den Stollen hinfortgegangen.

Mit unermesslichem Reichtum bepackt machte er sich auf den Heimweg. Er ließ die Massive hinter sich, durchschritt die reich bepflanzte Flur der Ebene, durchquerte den dichten Wald und sah nur wenige Monde später den Rauch der Schornsteine seines Geburtsorts aufsteigen. Hastig eilte er darauf zu und fand sich noch vor der Dämmerung auf dessen Straßen wieder. Sofort rannte er ins Elternhaus, wo ihm freudig geöffnet wurde.

Doch wie schnell war die Wiedersehensfreude dahin, als man den wahnsinnigen Ausdruck in den Augen des jungen Matthäus sah. Gülden schienen seine Pupillen zu leuchten und ein tolles Grinsen kräuselte seine Lippen. Voller Zuversicht entleerte er seine Taschen auf den Boden des Hauses. Das Krachen der Kieselsteine war nahezu im ganzen Dorf vernehmbar, viele Bewohner eilten herbei, um zu sehen, wie der Gierige bald den einen, bald den anderen wertlosen Brocken emporhob und von seiner majestätischen Schönheit schwelgte. Mit einem wahnsinnigen Lachen verkündete er, dass er nun sicherlich der reichste Manne weit und breit sein musste, mancher Umstehende schmunzelte darüber, die meisten jedoch waren von höchster Sorge erfüllt.

Nachdem er jeden seiner Schätze einzeln beäugt hatte, begann Matthäus, sie geschwind wieder in die Taschen zu stopfen, der Gedanke, jemand könne ihn dieser berauben, hatte sich in seinem Kopfe breitgemacht. Da versank er plötzlich in ein tiefes Nachdenken. „Was“, dachte er, „was wäre, wenn ich einen übersehen habe? Was, wenn da noch mehr feine Edelsteinchen die kalten Steinwände zieren?“

Sogleich hatte ihn neue Gier befallen, er sprang empor, begann lauthals zu lachen und alles Ziehen und Zerren an dem Tollen hatte keinen Nutzen mehr, niemand vermochte ihn davon abzuhalten, durch die bereits recht dunklen Straßen davonzulaufen. Dörfler, die dicht am Walde wohnten, berichteten später, wie sie den Burschen, immer noch lachend, in dem Wald hatten verschwinden sehen. Von diesem Tage an ward der unglückliche Matthäus nicht mehr gesehen.​

 
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Hallo @Peitzer Fürst ,

ganz herzlich willkommen hier, ich hoffe, du wirst dich bei uns wohlfühlen. :gelb:

Ich hab ein Faible für Gothic Tales und diesen Biedermeierstil und ich finde das durchaus schon gut gelungen (die andere Geschichte gefällt mir da allerdings besser, ich schaue Anfang nächste Woche dort auch mal rein). Diesen Stil versuchen ja einige, und die meisten kommen nicht so weit wie du - und zu diesem Untergenre gehört es ja auch, erstmal etwas zu mäandern und beim Hauptplot / Konflikt nicht gleich alle Karten auf den Tisch zu legen.

Den Plot finde ich in deiner anderen Geschichte - da muss ich @Rob Fs Kritik zustimmen - interessanter, auch wirkt der Text hier ziemlich moralinsauer. Ich fände aber sehr gut, wenn du nicht völlig von diesem Stil abrücken würdest, sondern innerhalb dessen lieber im Detail feilen.

Dieses Untergenre kann man durchaus als kleinen Trend bezeichnen, wenn dich umsehen magst, wie das aktuell sehr schön und professionell gelöst wird, hier ein paar Buchtipps:
Alexander Blumtritt: Die verschwiegene Schlucht, eine ganz wunderbare, unkitischige Novelle, toll illustriert und überhaupt schön aufgemacht. Schon ein perfektes kleines Buch, das mich außerordentlich gefesselt und sehr gut unterhalten hat. (2021)
Tobias Könemann: Das schwarze Holz. Mir gefällt nicht alles, aber es ist angenehm düster-melancholisch und bietet regionalen Folk Horror um fiktive Legenden. (2017)
Flavius Ardelean: Der Heilige mit der roten Schnur (2020 aus dem Rumänischen). Da hab ich durchaus Kritik v.a. gegen Ende, aber es ist ein sehr interessantes Buch.
Mark Samuels: Written in Darkness (wurde von Eddie Angerhuber wunderbar ins Deutsche übertragen, mir ist grad der Titel entfallen), Hier gibt es einen deutlichen urbanen, postmodernen Kontext, aber ich würde diese Sammlung trotzdem listen, denn der Stil und die Erzählhaltung sind ungebrochen altmodisch.
Und last but not least ein grandioses, geniales Prosabooklet mit Lieder-CD:
Wöljager: Van't Liëwen un Stiäwen / Vom Leben und Sterben. (2016)

Der Bergesfluch
Finde ich etwas seltsam und sieht intuitiv falsch aus (ja, es gibt einen Teufelsfluch, aber keinen Hexensfluch, nicht alles da bei den Komposita hat das Zwischen-S). Wie wärs mit Der Fluch des Berges?
Ist dir das zu prosaisch, kann da ruhig ein Adjektiv zu: Der Fluch des dunklen Berges (okay, das ist furchtbar ausgenudelt, nur als Beispiel).
Oder eine Beschreibung im Namen: Der Fluch des Nebelberges (oder so).

Bursche durch den Stollen hinfortgegangen
hinfortgehen ist ein Synonym von sterben, wenn mich nicht alles täuscht. ;) Aber er lebt ja weiter - vllt. eher entschwunden oder so.

Bursche ist hier plötzlich ein extremer Außenblick mit Wertung, das hast du irgendwo noch mal ähnlich und sonst nirgends. Wäre besser durch ein neutrales Wort oder er ausgedrückt.

Sofort rannte er ins Elternhaus, wo ihm freudig geöffnet wurde.
Register. -> eilte
sodass er dem inneren Verlangen schlussendlich statt gab
stattgab, ein Wort
Er blickte sich um und zu seinem Erstaunen ward er da, in einen der Berge eingehauen, einem alten Stollen gewahr.
Auch @Rob F Steht nur im falschen Fall: er ward eines Stollens gewahr.
Gleiches bei dem Teich. Aber vorsicht Bezug: Durch den Einschub sagst du, dass der Prota, nicht der Stollen, in den Berg gehauen worden war.
güld’nen Schein
güldenen Schein (ist ja kein Gedicht und es spricht sich ja eh fast gleich).
die alle in einer eigenen Farbe zu leuchten schienen.
Aber sie tun was tatsächlich?
Scheinen an sich ist okay in diesem Stil, aber es sollte dennoch nicht falsch verwendet sein. Hier ergibt es keinen Sinn, denn das wird so sein wie es aussieht.
Nein. Überhaupt nicht.
Register. Mitnichten z.B.
Er war schon im Begriff zu gehen,
Register: er schickte sich bereits an, zu gehen
mancher Umstehende schmunzelte
manch Umherstehender passte besser.

immer mehr und mehr in eine flache, von Blumen überzogene Ebene verwandelte
immer mehr oder mehr und mehr
Es gibt nur flache Ebenen ;-)

Kannst ja mit etwas Abstand selbst noch mal schauen und bügeln. So ein Stil und noch ein runder Plot mit einem zeitgemässen (oder auch innovativen) Konflikt und dann würde das schon recht gut funktionieren. Das kommt mit der Übung, ich finde, das sieht durchaus vielversprechend aus, zumal wie gesagt die meisten den Ton mit der Erzählstimme und der Haltung nicht ansatzweise durchhalten, und da kommst du schon recht weit.

Viel Spaß auch beim Kommentieren von Fremdtexten - du bekommst nicht nur selbst mehr und detailliertere Rückmeldungen, sondern: Ohne Nehmen und Geben kann das Forum nicht funktionieren.

Herzlichst,
Katla

 

@Peitzer Fürst, Willkommen hier in der Wortkrieger-Textwerkstatt,
ich habe deine Geschichte gerne gelesen, was daran liegt, dass ich die Berge mag und Märchen auch und als solches funktioniert es für mich. Klar ist das alles ein wenig dick, schon auch schwarz-weiß und mit einer deftigen Moral, märchentypisch halt. Was mir besonders gefallen hat, war die Sprache, dieser altertümliche Duktus. An vielen Stellen zeigst du eine sorgfältige Wortwahl und formulierst gut. Beispiel:

Im Gehen, das fiel ihm erst nach einiger Zeit auf, hatte sie begonnen, ein Liedchen zu summen, das ihm aus seiner Kindheit bekannt war. Ihre Melodie war so wunderbar, dass Matthäus den Eindruck hatte, ein ganzes Orchester würde die Musik fabrizieren, doch da, vor ihm her, lief nur seine jüngste Schwester, ihn immer noch bei der Hand gefasst.
Der Text ist noch nicht perfekt, da sind einige Fehlerchen drin, du kannst noch einiges wegpolieren, doch in der Gesamtheit hat mich der Text hier angesprochen, das liest sich rund und gut zusammengefügt. Gut auch die Kombi aus Gier und Verblendung, der Prota kriegt den Hals nicht voll und behütet doch nur Kieselsteine. Manche kapieren es halt nicht. :D
Hab leider keine Zeit zur Fehlerlese, nur mal Exemplarisch:
Es dauerte nicht lange, da gelang(t)e der Jüngling in einen großen Hohlraum, dessen Inhalt ihn gleichzeitig heftig schockte und begeisterte.
Wortwahl. Schockierte wäre schon besser, fällt aber aus dem Duktus, erschreckte oder erschütterte wäre passender.
Weiter so, peace, l2f

 

@Rob F Vielen Dank für dein Feedback.
Zur Motivation meines Protagonisten kann ich sagen, dass ich mich in meiner Schreibart und meinen Leitmotiven gern an der Stilepoche der Romantik orientiere. In romantischen Werken geht es oft um junge Menschen, die sich um des Reisens Willen auf machen, nur in seltenen Fällen gibt es eine konkrete Motivation. Die Sehnsucht nach der Ferne ist es, die sie fortzieht.

In Sachen Schreibfehler stimme ich zu, da haben sich einige eingeschlichen, die, die ich bislang gefunden habe, sind korrigiert. Es sind einige ältere Formulierungen drinnen, wie etwa "sprach da der Matthäus". Das mache ich absichtlich, mir gefällt der romantische Sprachstil ebenso, wie seine Motive, daher schreibe ich nahezu immer so.

Vielen Dank für die konstruktive Kritik,
Peitzer Fürst

@linktofink Vielen Dank für das Feedback.
Ich liebe diesem Sprachstil, besonders in (Kurz)Geschichten, für Hausarbeiten o.ä. bleibe ich dann doch lieber beim modernen Deutsch, aber hier finde ich es einfach schön. Die moralische Seite ist ja gerade das Kernelement, es soll eine Mahung sein, denn auch wenn die Geschichte schon vor einiger Zeit spielt, ist es noch heute ein weit verbreitetes Problem, dass Menschen "den Hals nicht voll" bekommen.

Vielen Dank für die konstruktive Kritik,
Peitzer Fürst

 

@Katla Oh, Verzeihung, ist schon recht voll hier gewesen, muss ich übersehen haben.
Also zuerst einmal, vielen Dank für die zahlreichen Buchempfehlungen.
Der Titel ist ja mehr übertragend gemeint, letzten Endes ist es ja "der Berg", der ihn "verflucht", indem er ihm Reichtümer aufzeigt, denen mein Protagonist verfällt.
Die Verbesserungsvorschläge nehme ich gern zur Kenntnis, aber gerade Pleonasmen, wie die "flache Ebene" behalte ich dann doch lieber, auch die "gül'dnen Strahlen" werde ich so beibehalten. Es ist zwar absolut korrekt, dass der Text im Großen und Granzen kein Gedicht ist, aber ich finde, dass hier die "lyrische" Form, wenn es man so nennen mag, besser zum Lesefluss beiträgt.

Vielen Dank für die vielen Vorschläge,
Peitzer Fürst

 

Hallo @Peitzer Fürst ,

ui … das ist eine nette Geschichte mit einer Message hinten dran. Grundsätzlich schreibst Du ganz gut; es will mir nur das eine oder andere nicht recht gefallen. Das ist jetzt aber wirklich Fine-Tuning.

Zunächst: Für mich ist das nicht wirklich Horror. Du solltest auf jeden Fall noch Märchen taggen, denn das erinnert mich schon sehr an den Grimm’schen Stil.

Die alte Sprache, das kann man machen, muss man aber nicht. Zum Märchen passt es allemal. Du bist aber etwas inkonsequent und es rutschen Dir immer wieder einmal moderne Formulierungen rein, was sich etwas holprig liest. Da hilft m. E. nur üben und viel lesen. Ein paar ausgesuchte Beispiele zeige ich Dir gleich.
Ich bin mir auch nicht sicher, ob Du das Wort “ward” grammatikalisch immer richtig nutzt. Das solltest Du noch einmal nach recherchieren. Manche Sätze kamen mir jedenfalls komisch vor; aber da bin ich kein Märchen-Profi.

Ein paar Flusen:

Kronenmeer
Da dachte ich erst an Kronenverschlüsse und war verwirrt. Hat etwas gebraucht. Vielleicht doch eine gängigere Metapher.
erhoben. Schließlich empfand Matthäus es für unsinnig
Hier ist so ein Beispiel. Ich weiß nicht, ob man früher “unsinnig” geschrieben hätte. Vielleicht “töricht”?
Wenige Meter vor ihm ward er einem kleinen Teich gewahr
Hier ist ein Beispiel für eine Satzkonstruktion, die mir komisch vorkommt. Ich würde daraus eher verstehen, dass der Teich ihn wahrnimmt. Vielleicht eher: Wenige Meter vor ihm nahm er einen kleinen Teich gewahr?
Es dauerte auch nicht lang, da ward Matthäus in Träumen versunken
Hier auch: Ward in Träumen versunken. Recherchiere das noch einmal. Du kannst mich gerne eines Besseren belehren.
das grün
Grün groß
seine Begleiterin
Hier würde ich Johanna sagen; Begleiterin klingt so ohne persönliche Bindung.
regelrecht
Klingt modern.
Das ließ den jungen Reisenden recht verwirrt
Dito, also “verwirrt”.
Manchmal genügt ein Funke, um einen Waldbrand auszulösen
Hier wirst Du sehr erklärend nach dem Motto “Die Moral der Geschichte …” Ich weiß nicht, ob es das braucht.

Ich hoffe, Du kannst mit meinen Flusen etwas anfangen.

Liebe Grüße
Mae

 

@Maedy Vielen Dank erst einmal für die vielen Verbesserungsvorschläge.
Die sprachliche Angelegenheit werde ich mir nochmal anschauen, da kann man sicherlich noch einiges machen.
Den Märchentag füge ich noch hinzu, den Horrortag werde ich aber trotzdem stehen lassen. Grundsätzlich schaut es nicht wirklich danach aus, ich weiß. Meine Idee dahinter ist, dass wir doch alle irgendwo eine gewisse Furcht davor haben, verrückt zu werden oder es vielleicht schon zu sein. Es ist letzten Endes aber ziemlich versteckt, da stimme ich voll und ganz zu.

Vielen lieben Dank für die konstruktive Kritik,
Peitzer Fürst

 
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Hier ist ein Beispiel für eine Satzkonstruktion, die mir komisch vorkommt. Ich würde daraus eher verstehen, dass der Teich ihn wahrnimmt. Vielleicht eher: Wenige Meter vor ihm nahm er einen kleinen Teich gewahr?
Und @Peitzer Fürst
Nein, beides ist falsch. Hab ich ja bereits angemerkt, falls das immer noch nicht klar ist und bevor weiter geraten wird, hier der Duden. Fragt nach: wessen wird man gewahr?

Liebe Maedy, die Wortbedeutung von 'etwas gewahr werden' ist zwar (als Konstruktion) synonym zu 'etwas fällt einem auf / man sieht etwas', aber der Fall ändert sich und da lässt sich nicht die Syntax drumrum beliebig ändern, das muss gesamt erhalten als Phrase verwendet werden. Bei solchem Stil besser etwas neutral sagen, bevor man die antiquierte Form versemmelt, wäre mein unasked-for advice.

(Bei näherem Hinsehen muss ich mein anfängliches Lob doch etwas relativieren, mir sind noch andere solche Unsauberkeiten aufgefallen.)

 

Liebe @Katla ,

danke für den Link. Das Wort liegt außerhalb meines Gebrauchswortschatzes. Du hast natürlich recht, im Stroh rumstochern ist nicht wirklich hilfreich ?. Oder in diesem Fall im Teich.

LG
Mae

 

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