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Der Apfeldieb

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01.02.2016
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Der Apfeldieb

Auf einem Bauernhof lebte einst ein alter Mann glücklich und zufrieden. In seinem Leben war er stets fleißig und strebsam, weshalb es ihm an nichts fehlte. Von seinem Hofe führte ein schmaler Feldweg hin zu den Getreide- und Gemüsefeldern. Weiter zu den Wiesen, auf denen seine großen Apfelbäume wuchsen.
Jeden Herbst geduldete sich der Bauer, bis die Äpfel auf den Boden fielen, damit er sie auflesen konnte. Dann presste er süßen Saft, buk duftenden Kuchen oder kochte leckere Marmelade. Als die Jahresuhr die Blätter an den Bäumen färbte und alle Früchte auf dem Boden lagen, dachte der Alte: „Morgen liegen sie auch noch. Heute habe ich die Rüben gezogen und die letzten Kartoffeln vom Acker getragen. Ich habe genug vollbracht."

Am nächsten Morgen zog er seine Gummistiefel und die Regenhose an, nahm den Stecken und schritt frohen Mutes zur Lese. Bei der Wiese angekommen, staunte er: „Wo sind die ganzen Äpfel hin?" Da erkannte er in der Ferne eine Gestalt, mit einem großen Korb voller Äpfel, in der Hand. Der Bauer war alt, seine Beine müde und so konnte er dem Dieb nur nachschauen, wie er verschwand. Da hob er den Stecken und rief:
„Apfeldieb du Bösewicht, dieses Jahr bist du mir entwischt.
Doch nächstes Jahr, das sei dir gewiss - da krieg ich dich!"

Im darauffolgenden Jahr, als die Äpfel wieder reif geworden waren, sagte der Bauer: „Diesen Herbst stiehlt mir niemand meine Früchte. Morgen werde ich es wagen. Ich steige auf die Bäume, so wie in Kindertagen und pflücke sie. Der Apfeldieb rechnet sicher nicht damit." Zwar wusste er, dass solche Klettereien nichts für einen alten Mann sind, doch es lassen? Nein, dazu klang das Abenteuer zu verheißungsvoll.

Er stellte am darauffolgenden Tag einen Korb unter den ersten Baum, kletterte hinauf und warf die Äpfel einzeln hinunter. Schnaufend wiederholte sich die mühselige Arbeit und nach einiger Zeit keuchte er: „Gleich habe ich es geschafft. Dann mache ich erst mal eine Pause."
Er kletterte den letzten Stamm empor und pflückte die verbleibenden Äpfel. Nur der letzte hing besonders weit oben, sodass ihm mulmig wurde. Achtsam und vorsichtig wagte er sich auf den höchsten Ast und setzte sich in die Baumkrone. Er biss in die süße Frucht und ließ die Beine baumeln. „Welch schöne Aussicht", begann der Alte zu träumen und blickte in die Ferne.
Ein leises Knacken ließ ihn auf den Boden sehen. Dort schlich eine Gestalt um den Baum, nahm den Korb und rannte hinfort. Der Bauer wollte hinabklettern, doch er war alt, seine Beine müde und so konnte er dem Dieb nur nachschauen, wie er verschwand. Da hob er seine rechte Hand, ballte sie zur Faust und rief:
„Apfeldieb du Bösewicht, dieses Jahr bist du mir entwischt.
Doch nächstes Jahr, das sei dir gewiss - da krieg ich dich!"

Ein Jahr später wollte der Bauer den Dieb fassen. Als die Äpfel reif wurden, spannte er sein Zelt, legte sich Tag und Nacht auf die Lauer und hielt Ausschau. Im Dunkeln entzündete er ein Feuer und sein treuer Freund, der Hahn, gesellte sich zu ihm. Gemeinsam bestaunten sie das knisternde Feuer und der Mann fragte den Gockel: „Wann saß ich zuletzt an einem Lagerfeuer, alter Freund? Ich weiß es nicht, zu lang ist es her. Schön tänzeln die Flammen, nicht?" Zustimmend krächzte das Tier. Am dritten Tag lagen die Äpfel auf dem Boden, doch vom Dieb war nichts zusehen. So sammelte der Bauer die Früchte ein, schaffte sie zu seinem Hof und legte sich schlafen. Spät am Abend erwachte er, und dachte nach. Nach einer Weile holte der Alte seinen Hahn und gemeinsam gingen sie in das Dorf.

Dort angekommen, klingelte er am ersten Haus. Ein junger Mann öffnete die Türe. „Wer stört so spät?"
„Der Bauer. Bist du der Apfeldieb?"
Der Bewohner war verwirrt. „Nein, welch‘ Unverschämtheit. Ich bin kein Apfeldieb."
Beim zweiten, dritten, vierten und fünften Male wiederholte sich das Spiel. Stets fragte der Bauer „Bist du der Apfeldieb?" Die Antworten waren allesamt ähnlich. „Nein, nein." „Niemals." „Ich? Ich stehle keine Äpfel."
Je später es wurde, desto unfreundlicher wurden die Menschen. Irgendwann kam der Bauer zum letzten Haus. Es lag abgelegen. Riesige grüne Pflanzen wuchsen über den verrosteten Zaun, das Gartentor stand offen. Der metallene Briefkasten hatte viele, kleine Löcher. Ein Name war darauf nicht zuerkennen. Der alte Mann lief vorsichtig durch den Garten und erkannte ein einzelnes Fenster, welches mit einem Holzbrett zugenagelt war. Das Glas fehlte. Die mit Edding beschmierte Fassade schimmerte im Mondlicht. Der Bauer kratzte sich am Kopf, schüttelte denselbigen und klopfte an der Haustüre, denn eine Klingel gab es nicht.

Bumm. Niemand öffnete. Er klopfte nochmals.
Bumm, bumm. Niemand öffnete. Ein letzter Versuch.
Bumm, bumm, bumm. Keine Reaktion.
Als der Bauer sich umwandte, um zu gehen, quietschte die Tür. Ein magerer Mann mit Krücken humpelte hinaus: „Was gibt's?"
„Ich suche den Apfeldieb. Bist du der Apfeldieb?"
Da blickte der Mann auf den Boden und erwiderte: „Ja, ich bin der Apfeldieb. Doch dieses Jahr gibt es keine Äpfel für mich. Ich kann mir keine kaufen. Und weil ich mir mein Bein gebrochen habe, kann ich auch keine pflücken."

Der Bauer kehrte wortlos zu seinem Hof zurück. Dort angekommen, nahm er einen kleinen Korb und füllte diesen mit der Hälfte seiner Äpfel. Er schrieb einen Zettel, legte ihn zu den Früchten und ging zurück in die Stadt. Den Korb stellte er vor die Tür des letzten Hauses, klopfte laut und verschwand. Bumm, bumm, bumm. Der Kranke trat hinaus, sah den Korb und las den Zettel:
„Apfeldieb du Bösewicht, dieses Jahr bist du mir entwischt.
Doch nächstes Jahr, das sei dir gewiss - da krieg ich dich!"

 

schwarze Sonne schrieb:

Hallo erstmal. Hier könnt ihr meine erste Kindergeschichte lesen und zugleich die erste, welche ich hier einstelle. Ich hoffe alles richtig gemacht zu haben, und wünsche euch viel Freude beim Lesen. Ich freue mich über Rückmeldung, ob inhaltlicher, handwerklicher oder freier Art. Danke dafür! =)

Dinge, die nicht zur Geschichte gehören, schreibst du demnächst bitte in einen Beitrag unter deinem Text. Dafür haut dir hier niemand auf die Finger. :)

 
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Liebe schwarze sonne (huch!),

mir gefällt dein Märchen – vor allem wegen seiner Schlichtheit und seiner klaren Sprache. Keine Ahnung für welche Altersklasse du es geschrieben hast. Ich glaube, zu Kindergartenkindern würde es sehr gut passen. Sie werden seinen Inhalt sicher leicht erfassen und für sie wird es auch spannend sein zu erfahren, ob es dem Bauern gelingt, den Apfeldieb zu erwischen oder nicht. Und auch das Menschliche wird sie berühren, ebenso wie das Verschmitzte des Schlusses. Das ist im Ansatz natürlich philosophisch, ob dein Märchen allerdings deshalb den Tag verdient, weiß ich nicht so recht. Aber haben nicht viele Märchen etwas Philosophisches?

Ein paar Formalitäten:

Ich glaube, dein ‚Vorwort’ solltest du herausnehmen und in einen zusätzlichen Post setzen.
Und auch bei den Zeichen der wörtlichen Rede bist du sehr uneinheitlich. Da solltest du unbedingt nachbessern.

Und noch ein paar Kleinigkeiten, die mir aufgefallen sind:

Er mistet den Stall aus, schaufelt den Kühen neues Stroh,
hier solltest du vielleicht ein anderes Verb suchen.

gibt er vor Sonnen- auf und -untergang sein krächzendes Konzert.
gibt er vor Sonnenauf und –untergang …

hin zu den Streuobstwiesen.
’Streuobstwiesen’ ist sicher das richtige Wort, aber ich fände ‚Wiesen, auf denen Apfelbäume stehen', passender in einem Märchen.

Jeden Herbst wartet der BauerK bis seine Äpfel auf den Boden fallen,
der Bauer denkt: „morgen liegen sie auch noch.
: „Morgen…

Am nächsten Tag zieht er seine Gummistiefel und (seine/die) Regenhose an.
Er nimmt seinen Stecken, und schreitet frohen Mutes zur Lese.
Kein Komma.

Beim letzten Baum angekommenK ist der Korb schon sehr voll.
da bemerkt er unter sich eine schwarze Gestalt.
Da bemerkt er …

Dann halte ich wache
Wache

Tag und Nacht ist er auf und hält Ausschau.
und Nacht ist er wach/liegt auf der Lauer …

und sein treuer FreundK der HahnK gesellt sich zu ihm.

Umso später es wird, desto unfreundlicher werden die Menschen.
Je später … , desto …

Der Bauer macht sich gerade auf K die Straße zurück zum Hof zulaufen (zu laufen), da öffnet sich die Tür und ein magerer Mann mit Krücken humpelt hinaus.
Da wurde der Mann traurig und erwiderte
Bis jetzt hast du in der Gegenwart geschrieben, deshalb:
Da wird der Mann traurig und erwidert …

Liebe schwarze sonne, ich begrüße dich ganz herzlich bei den Wortkriegern und wünsche dir hier viel Spaß.

Liebe Grüße
barnhelm

 

Hallo barnhelm,

danke für deine Rückmeldung und deine Korrekturen / Anregungen. Ich finde sie wirklich passend.

Sorry für das verwurschteln NwZeD. Ich halte mich in Zukunft daran.

Die Geschichte ist tatsächlich für das Alter ab dem Kindergarteneintritt. Ich habe die Geschichte schon sehr, sehr oft erzählt. Bevor ich sie aufgeschrieben habe. Das ist wirklich nicht einfach und mir fehlt eindeutig Handwerkszeug, vorallem was die Rechtschreibung angeht. Katastrophe ;-)

Philosophisch ist es vielleicht, vielleicht auch nicht. Ich glaube die Geschichte beinhaltet unter Umständen einen aufforderungscharakter, über die Themathik des Stehlens und des Gebens nachzudenken. Natürlich nicht für 30 Jährige, aber vielleicht für Drittklässer im Deutschunterricht. Ob der Hashtag jetzt in Ordnung ist, dürfen aber gerne die Moderatoren entscheiden! =)

Danke für deine Rückmeldung.

Bis auf weiteres,

Julian

 

Hallo und auch von mir ein Herzliches Willkommen :)

Ich habe zuerst die Kommentare überflogen - und mich dann das Märchen gelesen.
und zwar: Weil mich der Titel abgeschreckt hat. Wahrscheinlich weil das Wort "Lebensgeister" mich in Gedanken in eine esotherische Ecke geschoben hat und ich da eher skeptisch werde.

Das Märchen selbst hat mich dann positiv überrascht :)

Schöner Einstand :)

lieben Gruß
pantoholli

 

Hallo pantoholli,

mit dem Titel wollte ich mystische Stimmung schaffen. Vielleicht ist das dämlich.

Danke für dein Lob. Ich versuche meine Kindergeschichten möglichst dynamisch zu gestalten. Werden sie ja vorgelesen und sollen sich nicht unnötig in die Länge ziehen. Widersprüchlich dazu versuche ich aber trotzdem Stimmung zu Erzeugen. Vielleicht geht das ganze aber auch auf Kosten des Schreibstils, oder gar nicht auf.

Danke und Grüße
schwarze sonne

 

Hallo Schwarze Sonne,
es ist eine sehr schöne Geschichte mit einem speziellen Charme und eine, die mich bis zum Schluss gefesselt hat, dass ich jedes Wort las. Aber es ist auch eine, die mich zum Schmunzeln brachte.

Ich danke Dir für ein paar Minuten Kurzweile, die doch so lange nach wirkt, dass sie mir auch tage später im Gedächtnis blieb. So sollen Geschichten sein!

Mit dem Genre "Kinder" habe ich jedoch meine Zweifel, auch ob die Sprache als auch das Thema kingerecht ist. Ich sehe es vielmehr in den Sparten Kurzgeschichten und Märchen für Erwachsene, doch das ist meine persönliche Einschätzung.

Ich freu mich schondarauf, mehr von Dir zu lesen.
LG mej

 

Hallo mej,


schön, dass dir meine Geschichte gefällt und sogar nachhallte =)

Danke für dein Posting und die Einschätzung. Wora n machst du konkret fest, dass es eher für Ältere ist?

Beste Grüsse,

Schwarze Sonne

 

Hallo Schwarze Sonne,
als ich die Geschichte las, versuchte ich mir vorzustellen, ob meiner siebenjährige Enkeltochter das Märchen gefallen und ob es ihr etwas sagen würde. Ich kam zu dem Schluss, dass es so nicht richtig kindgerecht ist und das Märchen eher für Erwachsene ist. Auch zweifel ich daran, ob ein Kindergartenkind wirklich den verschmitzten Schluss versteht.
Aber ich, als Erwachsener, liebe dieses Märchen :D
Liebe Grüsse mej

 

Hej schwarze sonne,

für mich stehen Märchen immer im Präteritum, hast Du die Gegenwartsform aus einem bestimmten Grund gewählt?

Der Bauer vermisst sie, denn sie sehen sich nur noch selten.
Das hattest Du schon erklärt, als Du sagtest, sie seien ihrer eigenen Wege gegangen.

Ich finde die Geschichte schön erzählt und mochte die enthaltene Botschaft.
Vielleicht könntest Du die Überschrift etwas entschlacken, die erschlägt einen irgendwie.

Warum die Söhne überhaupt erwähnt werden, habe ich nicht verstanden, halb hatte ich erwartet, dass sich einer von denen als Apfeldieb entpuppt. Die ganze Einleitung würde ich kürzen.

Gern gelesen. Viel Spaß noch hier.

Gruß
Ane

 

Hi Ane,

ich kann mit meinem Tablet nicht auf die Überschrift zugreifen. Gerne darfst du sie einfach in "Der Apfeldieb" umbennen. Die Söhne werden erwähnt um zu verdeutlichen, dass der Bauer einsam zu sein scheint. Und deswegen auch arbeiten muss, damit er einen Sinn im Leben sieht.

In der Gegenwart habe ich die Geschichte geschrieben, weil ich sie den Kindern (ab vier jahren) immer in der Gegenwart erzähle und es gepasst hat. Kinder leben ja bekanntlich im "Hier und Jetzt."

Danke für deine Anregung, vielleicht finde ich noch einen kürzeren Einstieg.

Beste Grüße,

schwarze sonne

 

Hallo schwarze sonne!

Mir hat dein Märchen auch gefallen, aber ich muss mej zustimmen:

als ich die Geschichte las, versuchte ich mir vorzustellen, ob meiner siebenjährige Enkeltochter das Märchen gefallen und ob es ihr etwas sagen würde. Ich kam zu dem Schluss, dass es so nicht richtig kindgerecht ist und das Märchen eher für Erwachsene ist. Auch zweifel ich daran, ob ein Kindergartenkind wirklich den verschmitzten Schluss versteht.

Ein Bauer, der alt geworden ist, will nicht, dass ein anderer sich seine Äpfel holt und beginnt sie eifersüchtig zu bewachen.

Sind die Äpfel einfach nur Äpfel oder stehen sie symbolisch für etwas anderes?

Mir fällt auf, dass in deiner Erzählung nur Männer vorkommen: der alte Bauer, der Apfeldieb, der Hahn. Was ist denn mit den Frauen? Da gilt für mich: Cherchez la femme!

Die Äpfel sind weibliche Wesen. Da die Äpfel reif werden und sich von den Bäumen lösen, können sie für die Töchter des Bauern stehen: Wenn sie (geschlechts)reif werden, wollen sie den Machtbereich des Vaters verlassen und von einem Mann vernascht werden. Aus der Sicht des eifersüchtigen Vaters ist solch ein Mann natürlich ein Dieb.

Doch Eltern können ihre Kinder nicht ewig an sich ketten, sondern müssen loslassen, was der alte Bauer am Schluss ja auch tut: Er bringt sie dem "Apfeldieb" selbst.

Mej hat recht, es ist ein Märchen eher für Erwachsene. Es lehrt, dass man im Leben immer wieder verzichten muss. der Vater muss seine Kinder flügge werden lassen, sie von den "Lebensgeistern" leiten lassen, sonst geht das Leben nicht weiter.

Grüße
gerthans

 

Hallo gerthans,

vielen lieben Dank für deine Interpretation. Sie hat mir sehr gefallen!

Ich vermute aber, dass es tatsächlich keine weiblichen Figuren gibt. Die Geschichte scheint sich mir nur um einen inneren Konflikt des Älterswerden zu drehen.
Der Bauer ist wohl ein eher wohlhabenderer Landwird, weshalb die "Erziehung" der Töchter auf die Frau zurückgefiel. Neben Nähen, Kochen, Putzen möglicherweise noch die einfachen Arbeiten wie Melken oder so.
Bei einer Vermählung mit anderen Bauernhöfen muss natürlich eine Mitgift gezahlt werden. Hier gefällt mir wiederum der Gedanke, dass es sich in der "mitgift" um die "Äpfel" handelt, welche nicht herausgegeben werden möchten.

In der Bibel wird ja stets von der Frucht des Baum des Lebens gesprochen. Sein Leben hat der Bauer stets gearbeitet, eine Rente gibt es natürlich nicht. Aber die Möglichkeit den Bauernhof zu verkaufen und sich ein schönes Leben zu machen, sehr wohl. Er ist in dem ungaublichen Luxus der damaligen Jahre, nicht mehr arbeiten zu müssen- macht es trotzdem. Vermutlich merkt er bereits, dass die Blüte seines Leben langsam zu verwelken beginnt. Der Hahn stet in Märchen meist für den Verkünder von irgendetwas ( In Frau Holle zum Beispiel) Hier könnte er für das Versiegen des Lebens stehen, so kündet er immer öfter nicht mehr den Start in den Tag (das Leben) an, da er verschläft. Natürlich steht die schwarze Henne (welche es aber nicht gibt, wäre aber eine gute Idee sie noch einzubauen) grundsätzlich auch für den Vorboten des Todes. Grundsätzlich bietet der Hahn aber eine Menge Spielraum an Interpretation. Gilt er im germanischen Glauben als Hüter des Einganges zur Grenzwelt, im christlichen als Symbol für die Wiederkunft Christis und den Sieg des Lichtes über die Dunkelheit.

Eines Tages sind die Früchte des Baum des Lebens plötzlich weg, vielleicht geholt vom Tod persönlich. Möglich wäre es, schließlich gibt es einige künstlicherische Darstellungen des Todes, welche ihn mit einem Apfel in seiner Hand zeigen. In meiner Geschichte werden die Äpfel von einer schwarzen Gestalt geklaut, die gleich einen ganzen Korb voll trägt.

Der Bauer möchte sich nicht kampflos dem Alter hingeben, deswegen durchlebt er nochmals seinen zweiten Frühling. Klettert auf den Baum des Lebens wie in seiner Jugend (und kostet dort oben aus einem höchstenpunkt nochmals von der süßen Frucht der Verführung) und entzündet ein Feuer, während er Zeltet. Feuer steht meist für eine Wandlung, ob vom ungenießbaren zum essbaren Fleisch, der Kälte zur Wärme. Aber auch kann es einfach dafür stehen, dass der Bauer "Feuer und Flamme" für die Jagd nach dem Apfeldieb ist. Seine Lebensgeister sind wieder erwacht. Ich denke in diesem Moment hat der Bauer sein Schicksal angenommen und weisheit erlangt. Er akzeptiert den Tod als Abwesenheit des Lebens ( was vielleicht eine grüne Streuobstwiese ohne Streuobst ganz gut darstellt)

Dass der Apfeldieb ab diesen Moment nicht mehr kommt, ist verständlich. Er muss sich den alten Mann nicht mehr mit aller Gewalt holen, sondern weiß, er kommt bei gegebener Zeit von alleine mit. Das wäre zumindset meine, einfache Interpration des Märchens. Sicherlich fällt euch noch mehr ein, vielleicht liege ich auch falsch. Habe ich die Geschichte ja nicht erlebt, sondern nur niedergeschrieben. ;)

Beste Grüße und Danke für dein Posting gerthans,

schwarze sonne.

 

Hey sonne,

ich mochte das Märchen vom Apfeldieb und finde sie ganz unbedingt für Kinder geeignet, ich glaube schon, dass sie das Ende verstehen, eben auf ihre Art und Weise. Ich würde es einem Kind vorlesen. Und das will hier viel bedeuten.

Womit ich aber überhaupt nichts anfangen kann, ist die ganze Einleitung. Du schreibst:

Die Söhne werden erwähnt um zu verdeutlichen, dass der Bauer einsam zu sein scheint. Und deswegen auch arbeiten muss, damit er einen Sinn im Leben sieht.

Hä? Und, was hat die Info mit dem Apfeldieb zu tun?
Für mich beginnt deine Geschichte hier:

Vom Hof fort führt ein schmaler Feldweg direkt vorbei an den Getreide- und Gemüsefeldern hin zu den Wiesen, auf denen Apfelbäume stehen. Jeden Herbst wartet der Bauer bis seine Äpfel auf den Boden fallen, damit er sie auflesen kann. Dann presst er süßen Apfelsaft, backt duftenden Apfelkuchen und kocht leckere Marmelade.

Den Absatz zu einem richtigen Anfang umgestellt und super :).

Und auch hier:

In der Gegenwart habe ich die Geschichte geschrieben, weil ich sie den Kindern (ab vier jahren) immer in der Gegenwart erzähle und es gepasst hat. Kinder leben ja bekanntlich im "Hier und Jetzt."

Das ist sehr richtig. Und im Allgemeinen werden Kindergeschichten a auch im Präsens verfasst. Aber Märchen werden im Präteritum erzählt und irgendwie habe ich beim Lesen immer alles ins Prät. gesetzt. So von ganz allein. Und irgendwann habe ich das Präsens bemerkt, und dachte so, oh Zeitfehler, und erst da bemerkt, das es a die ganze Zeit im Präsens ist. Ist sicher nicht falsch, sie im Präsens zu erzählen, aber wenn Du diesen Märchentatsch haben willst, dann würde ich das Präteritum bevorzugen. Das ist aber subjektiv von mir empfunden.

Und was ich mich noch gefragte habe, warum jeder Satz eine eigene Zeile benötigt und all diese Absätze. Das zerfranst den Text unglaublich. Ich finde das kontraproduktiv für den Erzählfluß.


Das sind so die Kritikpunkte die ich habe. Aber es ist eine sehr feine Geschichte, eine für mich stimmige Sprache, ich habe es sehr gern gelesen und echt gut gefunden.

Beste Grüße, Fliege

 

Hi Fliege,

danke für deinen Beitrag und deine netten Worte. Das tut gut =)

Ich habe die Geschichte nun nochmals komplett überarbeitet und in die Vergangenheit gesetzt! Ein großer Schritt, vielleicht stelle ich das auch wieder um. Mir gefällt das ganze irgendwie so halb. Schwierige Sache mit der Zeit, wie ich finde. Vielleicht bin ich auch zu Nah am Text dran und habe ein bisschen Betriebsblindheit. Jede Änderung ist schon ein kleiner Einschnitt, irgendwie. =)

Ich bin gespannt wie euch die Geschichte nun gefällt, ich hoffe (noch) besser :)

 
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Hey schwarze sonne

Ich mag diese Geschichte. Der Schluss ist sehr menschlich ohne moralisierend zu sein. Ja, das passt für Kinder, aber auch ich habe die Geschichte gern gelesen. Bei der Übertragung ins Präteritum hast du nicht alles erwischt und auch sonst sind mir noch zwei, drei Dinge aufgefallen. Der Text verdient es, in optimale Form gebracht zu werden und gerne helfe ich mit. Präteritum liest sich gut, würde ich so lassen.

Von seinem Hofe führte ein schmaler Feldweg fort [KOMMA] direkt an den Getreide- und Gemüsefeldern vorbei [UND] hin zu den Wiesen, auf denen seine Apfelbäume standen.
Jeden Herbst wartete der Bauer [KOMMA] bis seine Äpfel auf den Boden fielen, damit er sie auflesen konnte.
Dann presste er süßen Apfelsaft, backte duftenden Apfelkuchen und kochte leckere Marmelade.

Ich glaube, ich würde hier ein „oder“ setzen.

Schnell rannte er hinter ihr her. So schnell er konnte, doch bald merkte er, der Dieb war unerreichbar.
Mir gefiele besser: „Er rannte hinter ihr her, so schnell er konnte. Doch bald merkte er, der Dieb war unerreichbar.“

Im darauffolgenden Jahr, als die Äpfel reif geworden sind, sagte der Bauer sich

waren

„Dieses Jahr stiehlt mir meine Äpfel niemand.

„Stiehlt mir niemand meine Äpfel“ finde ich eleganter.

Der Alte kletterte so schnell wie möglich hinab, doch auch dieses Mal,[KEIN KOMMA] hatte er keine Chance.

Der Bauer sammelte seine Äpfel ein, schafft sie zu seinem Hof und legt sich früh schlafen.

Muss ins Präteritum

Dort angekommen [KOMMA] klingelte der Bauer am ersten Haus.

Der Hausbewohner ist verwirrt.

war verwirrt.

Da wurde der Mann traurig und erwiderte [Doppelpunkt, kein neuer Abschnitt]
„Ja, ich bin der Apfeldieb. Doch dieses Jahr gibt es keine Äpfel für mich. Ich habe mein Bein gebrochen und kann keine Äpfel stehlen."

Dort angekommen [KOMMA] nahm er einen kleinen Korb und füllte diesen mit der Hälfte seiner Äpfel.

Er stellte den Korb vor die Tür und klopfte laut.

BUMM BUMM BUMM. Dann verschwand er schnell.


Ich würde hier keinen Abschnitt machen, es gibt keinen Zeit, Orts- oder sonstigen Wechsel.

Der Kranke öffnete die Tür, sah den Korb und laß den Zettel:

las

Lieber Gruss
Peeperkorn

 

Hallo Peeperkorn ,

danke für dein Lob und deine Hilfe. Ich habe deine Hinweise fix eingearbeitet. Schön, dass dir die Geschichte gefällt. Ich spiele noch mit dem Gedanken, sie mit einer älteren Sprache zu umschreiben. Aber dann wäre es wohl nicht mehr mein Stil, vielleich etwas für den Experimentiertthread.

Beste Grüße,

schwarze sonne

 

Liebe Wortkrieger,

ich habe noch zwei abschließende Fragen:

Einerseits bezüglich des Titels. Ich habe mir überlegt, den Titel der Geschichte in "Ist das Gerecht?" Oder "Was ist Gerecht?" zu ändern. Was meint ihr dazu?

Andererseits zur Sprache. Passt das so, oder soll ich es mal mit einem "altertümlicheren" Deutsch versuchen? Eben der klassischen Märchensprache ...

Ich danke für Eure Hilfe! =)

beste Grüße,

schwarze sonne

 

Hey schwarze sonne,

ich würde den Titel an deiner Stelle nicht ändern, zumal deine beide Ideen auch wieder so Moralschwanger daherkommen. Ich finde den jetzigen auf jeden Fall besser, als die genannten.

Sprachlich, altertümlich ... weiß nicht,ob damit was gewonnen wäre. Den Text, so wie er ist noch einmal stilistisch zu bearbeiten, würde sich aber in jedem Fall lohnen.

Ich mach mal den Anfang ;). Nur Vorschläge, aber schau selbst.


Einst lebte ein alter Mann auf seinem Bauernhof glücklich und zufrieden. In seinem langen Leben ist er stets fleißig und strebsam gewesen, weshalb es ihm an nichts fehlte. Von seinem Hofe führte ein schmaler Feldweg fort, direkt an den Getreide- und Gemüsefeldern vorbei und hin zu den Wiesen, auf denen seine Apfelbäume standen.

Es "sein"t ganz schön. Und der Weg-Felder-Wiesensatz ist für mein Empfinden zu schachtelig für die ganz Kleinen.

Meine Bearbeitung sähe so aus:

Einst lebte ein alter Mann auf seinem Bauernhof glücklich und zufrieden. Ein Leben lang war er stets fleißig und strebsam, weshalb es ihm an nichts fehlte. Von seinem Hofe führte ein schmaler Feldweg, vorbei an den Getreide- und Gemüsefeldern, zu den Wiesen. Dort wuchsen seine wunderbaren Apfelbäume.


Jeden Herbst wartete der Bauer, bis seine Äpfel auf den Boden fielen, damit er sie auflesen konnte. Dann presste er süßen Apfelsaft, backte duftenden Apfelkuchen oder kochte leckere Marmelade.
Eines Tages war es wieder soweit. Alle Äpfel lagen auf dem Boden und der Bauer dachte: „Morgen liegen sie auch noch. Da werde ich meinen großen Korb holen und sie einsammeln. Für heute habe ich genug geschafft."

Eines Tages war es wieder so weit ... das klingt komisch und ist keine schöne Überleitung. Und was hat er heute gemacht, warum hat er keine Zeit, so was wollen Kinder wissen. Und Details statt Erzählerkommentare ;).

Jeden Herbst wartete der Bauer, bis die Äpfel auf den Boden fielen, damit er sie auflesen konnte. Dann presste er süßen Apfelsaft, backte duftenden Apfelkuchen oder kochte leckere Marmelade.
Als der Herbst wieder die Blätter an den Bäumen färbte und alle Äpfel auf dem Boden lagen, dachte der Bauer: „Morgen liegen sie auch noch. Heute habe ich die Kartoffeln vom Acker geholt. Für heute habe ich genug geschafft."


Am nächsten Tag zog er seine Gummistiefel und seine Regenhose an. Er nahm seinen Stecken und schritt frohen Mutes zur Lese.
Als er zur Wiese kam, wurde er blass: „So ein Mist! Wo sind die ganzen Äpfel hin?"
Am Horizont sah der Bauer einen schwarzen Schatten mit einem großen Korb. Trotz seiner trüben Augen erkannte er deutlich, dass die Gestalt seine Äpfel hatte. Er rannte hinter ihr her, so schnell er konnte. Doch bald merkte er, der Dieb war unerreichbar.
Der Bauer hob seinen Stecken und rief laut:
„Apfeldieb du Bösewicht, dieses Jahr bist du entwischt.
Doch nächstes Jahr, das sei gewiss - da krieg ich dich!"

Schon klar, oder?

Am nächsten Morgen zog er Gummistiefel und Regenhose an. Er nahm seinen Stecken und schritt frohen Mutes zur Lese. Als er zur Wiese kam, staunte er: „Wo sind denn die ganzen Äpfel hin?"
Auf der anderen Seite eilte jemand mit einem großen Korb davon. Trotz der trüben Augen erkannte der Bauer, dass der Korb voll mit Äpfeln war. Der Bauer war alt, seine Beine waren müde und so konnte er dem Dieb nur nachschauen, wie er verschwand. Da hob der Bauer den Stecken und rief:
„Apfeldieb du Bösewicht, dieses Jahr bist du mir entwischt.
Doch nächstes Jahr, das sei dir gewiss - da krieg ich dich!"

Bischen Adjektivkill, bisschen sein-kill, bischen Satzbau variieren, so was halt. Aber wie gesagt, nur so Ideen.

Liebe Grüße, Fliege

 

Hey Fliege, danke für deine Hilfe! Ich setzt mich morgen an die Bearbeitung. Ich bin froh, nochmals Feedback zu bekommen. Das mit dem "sein" ist mir gar nicht aufgefallen. Vielleicht doch eine Betriebsblindheit ... Ich melde mich nochmals, wenn ich es bearbeitet habe =)

Danke auch für deine Einschätzung bezüglich meiner Fragen.

Schönen Abend und bis Morgen,

schwarze sonne

 

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