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Der Antrag

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14.11.2015
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Der Antrag

Eines Nachmittags ging P. vor die Türe, um den Briefkasten wie an einem gewöhnlichen Tage zu öffnen. Er zog sich also Schuhe an, ging seinen wohlgepflegten Garten entlang, um schließlich das Ziel seiner Reise zu erreichen. Nachdem er sich vor den Kasten gestellt hatte, öffnete er das Tor zur Ungewissheit. Es war ungewöhnlich, denn nicht wie an einem anderen Tage war der Kasten gut gefüllt, sondern er war lediglich mit einem weißen Blatt bestückt. Der Mann wendete dieses Blatt mehrmals, ohne auch nur einen leisen Schimmer zu haben, um was es sich hätte handeln können. Das Blatt war auch nicht mit Hinweisen versehen, man konnte höchstens am oberen Rand "Der Antrag" lesen. So schloss der Mann den Kasten, nahm den Antrag mit, und ohne zu wissen, welchem Zweck er dienen sollte, begann er ihn auszufüllen.

 

Hallo TheIncredibleHolg,
Vielen dank dafür, dass du dir Zeit genommen hast und meine Geschichte ausgewertet hast!
Mit deiner Deutung liegst du sehr nah an meiner, in einer ähnlichen Art habe ich auch meinen Text verstanden.
Und ich möchte es auch hier nochmal betonen: Ich wollte auf keinen Fall arrogant oder patzig in meinen Kommentaren erscheinen und wenn dies so rüberkam, bitte ich um Entschuldigung. Arroganz hat bei mir keinen Platz, da ich sie als eine der schlimmsten Eigenschaften ansehe. Deshalb versuche ich es immer zu vermeiden, jemand anderem gegenüber arrogant zu sein. Dies war auch niemals die Absicht meiner Kommentare!
Ich versuche aber in Zukunft darauf zu achten! Ich freue mich auch über negative Kritiken, denn nur durch die Bewertung anderer kann man auch dazu lernen. :)
Ich akzeptiere natürlich auch, wenn jemand mit meinen Geschichten nichts anfangen kann. Ich finde das dann zwar schade, aber die Geschmäcker sind ja verschieden und ich denke es gibt für jeden die richtige Art von Geschichte in der er aufgeht.
Vielen Dank nochmal, für die ausführliche Kritik und auch die Deutung.
LG

 
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The Incredible Holg schrieb:
gebt doch dem lieben Eddoward eine Chance ... Hier ist ja jetzt eine Menge Kritik auf ihn eingeprasselt, die sich vor allem auf die Zugänglichkeit oder Interpretierbarkeit seiner Geschichte bezieht.
Holg hat natürlich vollkommen recht.
Und weil meine bisherigen Beiträge zu diesem Text außer Sarkasmus nicht viel zu bieten hatten, möchte ich jetzt noch was Konstruktives beitragen.

Wenn ein Text so beginnt:

Eines Nachmittags ging P.
… denke ich als als Leser natürlich automatisch daran:
Jemand mußte Josef K. … bzw. Als Gregor Samsa eines Morgens …
Und wenn dann der Autor als momentane Lektüre obendrein Kafka angibt, gehe ich mit entsprechenden Erwartungen an den Text. Auch entsprechenden Erwartungen bezüglich der Sprache.
Aber gerade an der hapert es hier für mein Gefühl an allen Ecken und Enden. Was du selber, Eddoward, vielleicht als unprätentiösen, lakonischen Stil empfindest, wirkt auf mich großteils nur unpräzise und, sorry, geradezu lieblos hingeschrieben.

Über die Anmerkungen von Asterix hinaus möchte ich dir noch ein paar Stellen zeigen, die (für mein Lese- und Stilempfinden) einfach nicht gut geschrieben sind:

Eines Nachmittags ging P. vor die Türe, um den Briefkasten wie an einem gewöhnlichen Tage zu öffnen. Er zog sich also Schuhe an, ging seinen wohlgepflegten Garten entlang, um schließlich das Ziel seiner Reise zu erreichen. Nachdem er sich vor den Kasten gestellt hatte, öffnete er das Tor zur Ungewissheit. Es war ungewöhnlich, denn nicht wie an einem anderen Tage war der Kasten gut gefüllt, sondern er war lediglich mit einem weißen Blatt bestückt. Der Mann wendete dieses Blatt mehrmals, ohne auch nur einen leisen Schimmer zu haben, um was es sich hätte handeln können. Das Blatt war auch nicht mit Hinweisen versehen, man konnte höchstens am oberen Rand "Der Antrag" lesen. So schloss der Mann den Kasten, nahm den Antrag mit, und ohne zu wissen, welchem Zweck er dienen sollte, begann er ihn auszufüllen.

ging, ging entlang
Ich kann mir nicht vorstellen, dass du dich aufgrund stilistischer Erwägungen für diese Wortwiederholung innerhalb zweier Zeilen entschieden hast. Falls doch, gefällt sie mir trotzdem nicht. Noch dazu, weil das Verb „entlanggehen“ ein anderes Bild in mir hervorruft, als von dir vermutlich beabsichtigt. Wenn P. den Garten entlang geht, sehe ich ihn automatisch außerhalb des Gartens, bzw ganz am Rand gehen. Und die Kürze des Textes verleitet mich natürlich, in jeder auffälligen Formulierung, in jeder auffälligen Wortwahl nach einer zusätzlichen Bedeutungsebene zu suchen.
Hätte ich z.B. das gelesen:
… durchquerte den Garten, um …
hätte ich mir keine weiteren Gedanken darüber gemacht.

Auch die Formulierung „um den Briefkasten zu öffnen“. finde ich als Beschreibung dafür, dass P. (wie jeden Tag) schlicht seine Post holen will, seltsam verklausuliert.
Vergleichbar mit: P. ging wie jeden Morgen ins Badezimmer, um die Zahnpastatube zu öffnen.
Verstehst du, was ich meine?

um schließlich das Ziel seiner Reise zu erreichen.
Auch so eine Formulierung. (Die ja auch andere Komms eigenartig fanden.) Weil sie derart aufgesetzt klingt, suche ich automatisch einen darin verborgenen Hintersinn.

Nachdem er sich vor den Kasten gestellt hatte,
Und das ist einfach nur ein vollkommen unnötiger Satz. Aus dem vorigen Satz weiß ich ja schon, dass P. den Postkasten erreicht hat. Und ich gehe nicht davon aus, dass er vor dem Kasten, was weiß ich, sich hingesetzt hat oder davor herumhampelt.

öffnete er
Schon wieder ein Verb, das ich nur zwei Zeilen weiter oben gerade gelesen habe.
Na ja, und dann kommt innerhalb von nur drei Zeilen das:

Es war ungewöhnlich, … war der Kasten … er war … Das Blatt war
Nö. Das ist nicht stilistisch raffiniert, sondern einfach nur unbedachte, unkreative Wortwahl.

ohne auch nur einen leisen Schimmer zu haben, um was es sich hätte handeln können.
Warum hier diese komplizierte Konjunktivkonstruktion?
P. hat doch eindeutig und definitiv keine Ahnung, worum es sich bei dem Zettel handelt.

man konnte
Warum nicht P.?

Eddoward schrieb:
Ich habe es mir auch gewiss nicht einfach bei der Geschichte gemacht,
[...] ich erarbeite also meine Texte nicht nebenbei, da hinter liegt eine tiefgründige Arbeit.
Ich will dir gerne glauben, Eddoward, dass du dir viele tiefsinnige Gedanken zum Text gemacht hast.
Gleichzeitig unterstelle ich dir aber auch, dass du in die sprachliche Gestaltung einfach zu wenig Arbeit hineingesteckt hast.
Und gerade bei so einer Miniatur halte ich es für eine unabdingbare Voraussetzung, dass wirklich jedes Wort und jede Formulierung passt. Erst dann kann und will ich mich als Leser auf die Suche nach einem eventuellen Subtext machen.


offshore

 

Hallo ernst offshore,
Nachdem erneuten Lesen, unter Einbeziehung deiner Kritikpunkte, sind mir die ständigen Wortwiederholungen auch aufgefallen. Leider habe ich dies nicht berücksichtigt, da hast du vollkommen Recht. Ich werde in den nächsten Geschichten auch darauf achten, dass ich der Sprache mehr Rücksicht widme. Ich habe mich bei diesem Text wahrscheinlich zu sehr auf den Inhalt fokussiert, sodass die Sprache leider ein bisschen auf der Strecke liegen geblieben ist. Aber ich bedanke mich für die konstruktive Kritik, denn nur so weiß man, auf was man bei den nächsten Texten zu achten hat.
LG

 

Hallo Eddoward

Ich hab mir jetzt mal ein paar Gedanken gemacht,um hinter die Interpretation zu kommen. Meine ist folgende: Er ging vor die Tür,heißt,er verläßt sein sicheres Terrain,sein Haus,die Stabile Grundlage. Ein langer Weg durch den gepflegten Garten,der Weg des Lebens,des Alltags,gepflegt,weil er einen bestimmten Tagesrhythmus hat. Der Briefkasten,der Ort für Ereignisse. Tor zur Ungewissheit,man weiß nicht,welche Ereignisse einen wirklich Erwarten. Auf der Arbeit,im Privatleben,im Freundeskreis,oder auch in der Öffentlichkeit. Diesmal aber nur der Antrag,das unvorhersehbare,Autounfall,Kündigung,Stress mit Freunden,Situationen,mit denen man nicht umzugehen weiß. Ein weißes Blatt Papier. Aber man nimmt sich diesem an,füllt den Antrag aus,stellt sich der ungewohnten Situation auf dem Weg des Alltags. Denn am Ende des Weges steht man wieder an der Tür,der Stabilität. Man muß sich eben auch zwischendurch mal mit Dingen auseinandersetzen,mit denen man nicht Alltäglich konfrontiert wird.

Kommt das so ungefähr hin? Oder hab ich jetzt eine ganz neue Tür aufgestoßen?
Schönen Gruß Danny

 

Hallo DannyWest,
Ja du bist in der Tat sehr nah an meiner Deutungsweise des Textes dran. Vorallendingen hast du auch den Alltag mit dem Garten in Verbindung gebracht, was auch zu meinen Ideen gehört! Dein Ansatz mit dem Haus, also der stabilen Grundlage hat mir auch sehr gut gefallen, da ich in diese Richtung garnicht gedacht hatte.
Vielen Dank für deine Auseinandersetzung mit meinem Text und die daraus folgende Interpretation!
LG

 

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