Hallo zusammen,
gebt doch dem lieben Eddoward eine Chance ... Hier ist ja jetzt eine Menge Kritik auf ihn eingeprasselt, die sich vor allem auf die Zugänglichkeit oder Interpretierbarkeit seiner Geschichte bezieht. Mir scheint, die Tatsache, dass er Kafka als seine aktuelle Lektüre angibt, ist ein deutlicher Hinweis auf seine Intentionen. Mir jedenfalls kam beim Lesen schon das Adjektiv "kafkaesk" in den Sinn, bevor ich den Hinweis auf sein aktuelles Buch gesehen habe. Ich finde, auch solche Geschichten sollten hier ihren Platz haben dürfen. Ich frage mich, was passiert wäre, wenn Kafka selbst hier gepostet hätte ...
Jedenfalls ist es mir gelungen, ohne allzu großen gedanklichen Aufwand eine Interpretation der Geschichte zu finden, die mir sinnvoll erscheint: M.E. haben wir es hier mit einem obrigkeitshörigen Spießbürger zu tun, der jeden Antrag und jedes Formular brav ausfüllt, egal ob das für ihn Sinn ergibt oder nicht. Er fragt einfach nicht danach. Ob das die Deutung ist, die der Autor im Sinn hatte, weiß ich natürlich nicht.
Aber, Eddoward, und jetzt kommt die Kritik - ich werde das Gefühl nicht los, dass es einfach Glück und/oder eine zufällig geeignete Stimmung an diesem trüben Nachmittag waren, die es mir ermöglicht haben, einen Zugang zu Deiner Geschichte zu finden. An einem anderen Tag hätte ich wahrscheinlich genau so ratlos davor gesessen wie die meisten der obigen Kommentatoren. Mit dem Unterschied, dass ich wohl einfach weitergeklickt hätte, statt mir die Mühe eines Kommentars zu machen.
Und deshalb, Eddoward, solltest Du darauf achten, in Deinen Antworten nicht allzu patzig oder arrogant zu wirken. Dass Du den Kern Deiner Geschichte nicht ändern magst, ist verständlich, und keiner wird von Dir verlangen, eine komplett andere Geschichte zu schreiben. Aber Du solltest akzeptieren, dass dieses Offene und Rätselhafte (Kafkaeske?) nicht jedermanns Sache ist. Die meisten Geschichten haben ja eine klarere Handlung und Erzählabsicht, und es gibt unter den Lesern hier schon eine gewisse Erwartungshaltung dahingehend. Da wirkt es schon reichlich überheblich, wenn man sinngemäß sagt: Die Geschichte bedeutet halt für jeden etwas anderes, das soll so sein, und dass sie nicht verständlich ist, ist Absicht.
Ich persönlich kann so überhaupt nichts anfangen mit dieser Art von Kunst, bei der der Maler eine weiße Leinwand aufhängt und den Betrachter dessen eigenes Inneres dort hineinprojizieren lässt. Das wirkt faul, das wirkt getrickst, das wirkt blasiert. Wenn Du eine Geschichte von solcher Art hier veröffentlichst bzw. Deine Geschichte auf solch einer Schiene verkaufst, brauchst Du Dich über negative Reaktionen nicht zu wundern. Ich denke aber - und Du sagst es ja auch selbst -, dass Du Dir beim Schreiben sehr wohl selbst etwas gedacht hast. Na dann: zeig es uns, lass uns daran teilhaben! Es muss ja nicht zu offensichtlich sein, aber ein bisschen mehr als die leere Leinwand sollte es schon sein. Du siehst Deine Arbeit als "tiefgründig", aber wenn man diesen tiefen Grund nicht sieht, ist es genauso, als wenn er nicht da wäre.
Mann, jetzt habe ich aber mal so richtig den Diplomaten raushängen lassen!
Grüße vom Holg ...