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- 11.12.2003
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Der Antihund
Pfarrer Humbolt war 57 Jahre alt und Pfarrer von Beruf. Zufälligerweise lautete auch sein Vorname Pfarrer. Pfarrer hatte einen Hund, einen Dalmatiner. Auch hatte er eine Frau namens Pfunda. Pfunda war ein wenig übergewichtig, doch Pfarrer störte das nicht, er war kein oberflächlicher Mensch. Pfarrer suchte bereits sein ganzes Leben lang nach Gott. Für ihn war, nachdem er den Film "Davinci-Code" gesehen hatte, Wissenschafft und Gott kein Widerspruch mehr, sondern vielmehr ein- und dasselbe. So besass er in seinem Keller ein kleines Chemie-Labor, das er einmal in einem Spielwarengeschäft gekauft und mittlerweile sogar noch etwas aufgerüstet hatte. Er hatte eine Art Teilchenbeschleuniger mit einfachsten Mitteln gebastelt. Ein altes Staubsaugerrohr diente als Umlaufbahn. Ausserdem hatte er eine ausgeklügeltes Beschleunigungssystem für Lichtgeschwindigkeit: Eine Mag-Lite Taschenlampe, die er an einen 50'000 Volt Generator angeschlossen hatte. Getestet hatte er seine Apparatur noch nie, da er wusste, dass er möglichweise nur einen einzigen Versuch hatte. Sein Vorhaben war gleichermassen genial wie idiotisch: Einerseits konnte er Anti-Materie erzeugen, anderseits wusste er, dass Opus-Dei ihn bereits überwachten. Vor einigen Tag geschah nämlich folgendes als Pfunda auf das Klingelgeräusch die Türe der Pfarrerei öffnete. Draussen standen zwei Männer in dunklen Kutten und der Grössere meinte: "Haben Sie Interesse an einem neuen Staubsauger?"
Pfunda erwiederte: "Erst einmal einen wunderschönen guten Morgen, die Herren. Sei Gott mit euch."
"Ähm, ebenfalls, danke gleichfalls", sagte der Mann. "Und, möchten sie den Sauger?"
Pfunda darauf weise: "Steht in der Bibel nicht geschrieben: 'Öffne stets jedem Fremden deine Tür und lasse ihn herein, sodass er sich mit deinem Brot verpflege, deinen Wein trinke und mit deinem Eheparnter vergnüge'?"
"Ja, das... äh, stimmt gewiss.", erwiederte der Mann etwas verwirrt.
"FALSCH!", schrie darauf Pfunda. "So etwas würde Jesus niemals in die Bibel schreiben! Alkohol ist Teufelswerk, das wüssten Sie, wenn Sie gläubig wären! Ich lasse nur gottesfürchtige Männer in mein Haus!" Mit diesen Worten schlug sie die Tür zu und begab sich aufgebracht zu ihrem Ehegatten Pfarrer, der vor dem Fernseher leise schnarchte, während hinter der Mattscheibe James Bond einen Neger in die Luft gehen liess.
Zurück im Keller an einem windigen Sonntagmorgen. Pfarrer hatte alle Vorbereitung getroffen, um sein Teilchenbeschleuniger in Gang zu setzen, noch vor der Messe wollte er mit Hilfe eines Behältnisses Antimaterie einfangen, um diese der Kirchengemeinde auf der Kanzel zu präsentieren!
Er rief jetzt seinen Hund Pfupf: "Pfupf, komm her alter Junge, ich muss dir was zeigen"
Der Hund kam sogleich angesprungen und sagte "Wau, wau!", was in Hundesprache soviel hiess wie "Wow, wow!"
"Ich möchte, dass du dich in diesen Behälter dort begibst. Ich werde dann anhand deines DNA-Musters einen Antihund, quasi aus Antimaterie, erschaffen."
Der Hund verstand nur Bahnhof, da er nur einen Hauptschulabschluss besass und mit dem Wort "Antimaterie" nichts anfangen konnte. Trotzdem leistete er der Aufforderung Folge und begab sich in den ca. 80 x 80 x 60 cm grossen Blechbehälter.
"Gut so.", sagte Pfarrer. "Ich schliesse nun den Deckel "
"Woff, Woff, waf maf Wua", bellte Pupf, was soviel heisst wie: "Okey, okey, mach mal du Penntröte"
Er schloss den Blechbehälter mittels eines USB-Kabels an den Teilchenbeschleuniger an.
Dann startete Pfarrer seinen Generator. Plötzlich rüttelte der ganze Keller, ein grausiges Zischen beherrschte den Raum. Pfupf dachte sich nur: "Wau, wau!"
Auf einmal erschien ein heller Blitz, und Pfarrer war für kurze Zeit blind. Einige Sekunden vergingen, bevor er wieder etwas sah, da es vorher so grell war wie eine Blendgranate. "Mein Gott, was war das?", fragte er sich. Da ertönte ein lauter Knall, und der Behälter mit Pfupf drin verschwand. Pfarrer traute seinen geröteten Augen nicht: Der Behälter blitzte kurz auf und war dann einfach verschwunden.
Doch nun schaute auf seine Uhr, es war Zeit für die Sonntagemesse! Aufgebracht lief er in die erste Etage und zog seinen katholisch Kittel an, dann rannte er rüber in die Kirche, die Gläubigen haben bereits Platz genommen und einer der Messdiener wartete ungeduldig am Eingang der Kirche: "Herr Pfarrer, wo blieben Sie denn so lange?"
Pfarrer: "Ich musste noch etwas erledigen. Nur soviel: Antihund"
"Anti... hund? Versteh ich nicht."
"Das erwartet auch keiner von Ihnen."
Pfarrer bestieg den Altar und fing an zu predigen. Nach einer Stunde war der Spuk vorbei und er verliess aufgebracht und leicht gestresst die Kirche.
Er wollte gerade die Kirche verschliessen, als er noch einen letzten Blick in das dunkle Gebäude richtete, da sah er zwei rot-glänzende Augen im Dunkeln. Pfarrers Herz blieb stehen und er starrte mit zitterndem Körper hinein, doch nun waren die Augen nicht mehr da. Was sollte er tun??
Zuhause angekommen merkte er, dass seine Frau Pfunda verschwunden war. Auch klingelte auf einmal das Telefon und eine krasse Stimme sagte "In sieben Tagen bist du tot." Erschrocken knallte Pfarrer den Hörer in die Gabel. Als ob das nicht schlimm genug wäre, läutete es dreimal an der Tür - dreimal bedeutete in Kirchenjargon "Grosses Unheil wird über dich hereinbrechen!". Pfarrer brach geschockt zusammen und zitterte am ganzen Körper. Hatte Gott ihn verlassen? "Darauf kannst du deinen Arsch verwetten, Schweinebacke.", antwortete da eine tiefe Stimme von oben. Erschrocken drehte Pfarrer seinen Kopf gen Himmel und sah etwas unglaubliches. Sein Sohn Pfiff hatte seine Zimmertür offengelassen und sich heimlich einen Bruce Willis Film angesehen, selbstverständlich mit den Kopfhörern, da seine Eltern solche Brutalo-Filme nicht erlaubten. Versehentlich war er bei einer Actionszene so mittendrin, dass er wild mit den Armen herumfuchtelte und die Faustschläge von Bruce Willis nachmachen wollte. Dabei zerrte er versehentlich das Kopfhörerkabel aus, und als Willis im Film sagte "Darauf kannst du deinen Arsch verwetten, Schweinebacke", war dies plötzlich sehr laut über seine Dolby-Surround Anlage zu hören. Pfarrer war erleichtert. Als sich auch noch herausstellte, dass eine Bande Jugendlicher im ganzen Dorf an verschiedenen Haustüren dreimal geläutet hatte, um sich einen Scherz daraus zu machen, fühlte er sich schon fast wieder sicher. Wäre da nur nicht der mysteriöse Anrufer gewesen. Doch auch hier konnte kurz daruauf Entwarnung gegeben werden, als Pfunda vom Einkaufen nach Hause kam und sagte: "Hast du schon von der neuen Werbekampagne vom Film "The Ring 3" gehört? Die rufen einfach Leute an und sagen, dass sie in 7 Tagen tot seien, mit dem kurz darauffolgenden Kommentar, dass man dem Tod nur entgehen konnte, wenn man sich den neuen Ring-Movie ansieht. Genial, oder mein Herzilein?" Pfarrer wähnte sich nun wieder in Sicherheit und schlich sich in den Keller, um an seiner Maschine weiterzutüfteln. Er schloss die Tür hinter sich und stieg die Treppe hinab, als ihm plötzlich etwas mulmig wurde. Irgendjemand oder etwas war im Raum, er konnte es spüren. Als er das Licht anknippste, schrie er laut auf. Vor ihm stand niemand anders als sein Hund Pfupf, allerdings war er pechschwarz und schien in sich das Licht zu reflektieren. Pfarrer realisierte plötzlich: Er hatte den Antihund geschaffen. Die beiden standen sich schweigend gegenüber. Da sagte Pfupf mit einer menschlichen Stimme: "Chaos regiert".
Ende