- Zuletzt bearbeitet:
- Kommentare: 25
Date 1 - 15
Wir werden uns wieder sehen, ganz sicher! Ich hatte ihr gefallen. Sie mir auch, noch mehr sogar, sehr!
Sie mag mich. Sie hatte es mir gesagt, ganz deutlich. Sie hob ihre Tasse, nippte kurz, schaute mich an, lächelte ein wenig verlegen, räusperte sich vorher, als wollte sie sich von einer inneren Spannung befreien und sprach es aus. Worte, Tonfall, alles noch in meinem Gedächtnis, so als würde sie es mir jetzt, in diesem Moment zuflüstern. Richtig! Sie flüsterte es mir zu, schonend.
„Ich möchte dich gerne wiedersehen!“
Sie, Alexandra, hatte es nicht einfach daher geplappert, es fiel auch nicht in einem Nebensatz, war keine beiläufige Bemerkung. Ganz gezielt, völlig bewusst, sprach sie es aus. Ihre Stimme hatte Sanftes, eine Gabe der Natur.
Kurzes rotes Haar, Sommersprossen, ein Stupsnäschen, Augen in tiefblau, ach... ist es nicht egal? Ist für mich nicht das Wesentliche!
Sie saß in einem Café, wartete auf mich und schien mit ihren Gedanken zu spielen. Ihr Habitus verriet es mir. In sich gekehrt, ein Lächeln, sofort zurück zur ernsteren Mine, Konzentration. So erlebte ich sie in den Sekunden, bevor ich an ihrer Seite Platz nahm. Ein Date! Ich mag diesen Ausdruck nicht, klingt geschäftlich.
Es war nicht meine erste Verabredung, doch mit Sicherheit die Schönste und ich hoffe die Letzte.
„Wie geht es Dir?“ fragte Alexandra mich und es klang ehrlich. Nichts Mechanisches, keine Spur von Routine, eher schüchtern und zaghaft.
„Gut, danke!“ Zu mehr war ich nicht imstande.
„Ich bin aufgeregt!“
Diese Worte kamen ihr schwer über die Lippen, so als würde sie befürchten, ich würde einen Makel darin sehen! Ich?
Ihre Augen!
Ihre Augen,…sie waren mit Leben gefüllt...Glanz, der Lebensfrohsinn verriet.
Auch ich fühlte Leben, hörte Melodien, die keine Quelle haben.
Alexandra stellte kaum Fragen, erzählte von sich, gab mir damit die Möglichkeit, mich auch ein wenig zu öffnen. Sie erzählte von ihren Schwächen, dieses Talent haben nur wenige.
Zwei Stunden lang hatten wir uns unterhalten, nichts Erzwungenes, nichts Aufgesetztes, das faszinierte mich. Sie würde fröhlich ausschauen, wenn sie fröhlich wäre, zornig sein, wenn es einen Anlass gäbe, weinen, empfände sie einen Schmerz.
Ich erlaubte mir nicht, ihre Hände zu berühren, wagte nur, sie meine Blicke spüren zu lassen, ja das durfte ich, wohl dosiert! Sie ließ es zu, wich ihnen nicht aus.
Nach einer Weile, die doch so kurz war, verabschiedeten wir uns voneinander. Alexandra fragte nicht nach meiner Telefonnummer, aber ich tat es, zögernd, mit einem Tremor in der Stimme, aus Furcht vor einem „Nein“. Ein Lächeln gäbe mir keinen Trost!
Zuhause komme ich zur Ruhe. Lasse mich auf ein mein Sofa fallen und denke mit dem Herzen. Ein paar Stunden ist es her, schon träume ich, sehe die Zukunft. Ein einzigartiges Gefühl, selten gehabt, kaum erlebt!
Soll ich Alexandra noch einmal anrufen? Ein Abendessen, gleich Morgen! Oder ihr nur sagen, wie sehr mir die Stunden mit ihr gefallen haben? …Es ihr zuflüstern! Ich fühle mich…gut? Nein, ich fühle mich, als tanzte ich auf einem Regenbogen, ja auf einem Regenbogen, heute allein, morgen mit ihr! Liebend gerne möchte ich noch einmal mit ihr sprechen, sie reden hören, ihre Stimme, das Weiche in ihr, nur für einen Moment! Sie wird sich sicher freuen! Was tun?
Ich lasse meine Blicke durch den Raum wandern. Sie treffen Van Goghs „Boats at Saint Maries“, streifen meine Zimmerpflanzen, flüchtig nur, verharren einen Moment an der kahlen weißen Decke. Was suche ich? Ich überlege… Gedanken überschlagen sich. Vergangenes holt mich zurück, wandelt sich in Bewusstseinselemente, ungefärbt, wird lebendig…will bleiben.
Es ist die Fotografie im Vitrinenschrank.
Das Lächeln aus tiefen dunklen Augen, heute noch näher und lebendiger, denn je!
Ich greife zum Hörer.
„Tut mir leid, wir können uns nicht wieder sehen Alexandra!“