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Date 1 - 15

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07.08.2002
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Date 1 - 15

Wir werden uns wieder sehen, ganz sicher! Ich hatte ihr gefallen. Sie mir auch, noch mehr sogar, sehr!
Sie mag mich. Sie hatte es mir gesagt, ganz deutlich. Sie hob ihre Tasse, nippte kurz, schaute mich an, lächelte ein wenig verlegen, räusperte sich vorher, als wollte sie sich von einer inneren Spannung befreien und sprach es aus. Worte, Tonfall, alles noch in meinem Gedächtnis, so als würde sie es mir jetzt, in diesem Moment zuflüstern. Richtig! Sie flüsterte es mir zu, schonend.

„Ich möchte dich gerne wiedersehen!“
Sie, Alexandra, hatte es nicht einfach daher geplappert, es fiel auch nicht in einem Nebensatz, war keine beiläufige Bemerkung. Ganz gezielt, völlig bewusst, sprach sie es aus. Ihre Stimme hatte Sanftes, eine Gabe der Natur.
Kurzes rotes Haar, Sommersprossen, ein Stupsnäschen, Augen in tiefblau, ach... ist es nicht egal? Ist für mich nicht das Wesentliche!
Sie saß in einem Café, wartete auf mich und schien mit ihren Gedanken zu spielen. Ihr Habitus verriet es mir. In sich gekehrt, ein Lächeln, sofort zurück zur ernsteren Mine, Konzentration. So erlebte ich sie in den Sekunden, bevor ich an ihrer Seite Platz nahm. Ein Date! Ich mag diesen Ausdruck nicht, klingt geschäftlich.

Es war nicht meine erste Verabredung, doch mit Sicherheit die Schönste und ich hoffe die Letzte.
„Wie geht es Dir?“ fragte Alexandra mich und es klang ehrlich. Nichts Mechanisches, keine Spur von Routine, eher schüchtern und zaghaft.
„Gut, danke!“ Zu mehr war ich nicht imstande.
„Ich bin aufgeregt!“
Diese Worte kamen ihr schwer über die Lippen, so als würde sie befürchten, ich würde einen Makel darin sehen! Ich?
Ihre Augen!
Ihre Augen,…sie waren mit Leben gefüllt...Glanz, der Lebensfrohsinn verriet.
Auch ich fühlte Leben, hörte Melodien, die keine Quelle haben.
Alexandra stellte kaum Fragen, erzählte von sich, gab mir damit die Möglichkeit, mich auch ein wenig zu öffnen. Sie erzählte von ihren Schwächen, dieses Talent haben nur wenige.
Zwei Stunden lang hatten wir uns unterhalten, nichts Erzwungenes, nichts Aufgesetztes, das faszinierte mich. Sie würde fröhlich ausschauen, wenn sie fröhlich wäre, zornig sein, wenn es einen Anlass gäbe, weinen, empfände sie einen Schmerz.
Ich erlaubte mir nicht, ihre Hände zu berühren, wagte nur, sie meine Blicke spüren zu lassen, ja das durfte ich, wohl dosiert! Sie ließ es zu, wich ihnen nicht aus.
Nach einer Weile, die doch so kurz war, verabschiedeten wir uns voneinander. Alexandra fragte nicht nach meiner Telefonnummer, aber ich tat es, zögernd, mit einem Tremor in der Stimme, aus Furcht vor einem „Nein“. Ein Lächeln gäbe mir keinen Trost!

Zuhause komme ich zur Ruhe. Lasse mich auf ein mein Sofa fallen und denke mit dem Herzen. Ein paar Stunden ist es her, schon träume ich, sehe die Zukunft. Ein einzigartiges Gefühl, selten gehabt, kaum erlebt!
Soll ich Alexandra noch einmal anrufen? Ein Abendessen, gleich Morgen! Oder ihr nur sagen, wie sehr mir die Stunden mit ihr gefallen haben? …Es ihr zuflüstern! Ich fühle mich…gut? Nein, ich fühle mich, als tanzte ich auf einem Regenbogen, ja auf einem Regenbogen, heute allein, morgen mit ihr! Liebend gerne möchte ich noch einmal mit ihr sprechen, sie reden hören, ihre Stimme, das Weiche in ihr, nur für einen Moment! Sie wird sich sicher freuen! Was tun?

Ich lasse meine Blicke durch den Raum wandern. Sie treffen Van Goghs „Boats at Saint Maries“, streifen meine Zimmerpflanzen, flüchtig nur, verharren einen Moment an der kahlen weißen Decke. Was suche ich? Ich überlege… Gedanken überschlagen sich. Vergangenes holt mich zurück, wandelt sich in Bewusstseinselemente, ungefärbt, wird lebendig…will bleiben.
Es ist die Fotografie im Vitrinenschrank.
Das Lächeln aus tiefen dunklen Augen, heute noch näher und lebendiger, denn je!

Ich greife zum Hörer.
„Tut mir leid, wir können uns nicht wieder sehen Alexandra!“

 

Lieber Archetyp!

Neiiin, schade. Er ist noch nicht so weit. Hoffentlich wirft er jetzt die Telefonnummer nicht gleich weg. Denn eines Tages, fast unvermittelt wird er mit einer ganz anderen Stimmung den farbenfrohen Regenbogen betreten wollen, wird er innerlich bereit sein dazu. Dann wird er eine Gefährtin suchen und nicht mehr auf eine Retterin seiner verletzten Seele hoffen, eine Aufgabe die ein noch fremder Mensch nicht erfüllen kann.

Du hast die Atmosphäre des Menschen, der eine interessante Frau kennenlernt, sich in die Gedanken verliert, seinen Blick schweifen lässt und letztlich in der Vergangenheit hängen bleibt sehr schön gezeichnet. Mir gefallen sehr viele deiner Geschichten, aber wenn du in so zärtliche Stimmungen verfällst scheint es mehr aus dem Inneren zu kommen. Die gefallen mir besonders gut.

Lieben Gruß an dich - schnee.eule

 

hallo archetyp

hach ich hab so mitempfunden, und ich war ärgerlich. warum macht er so was!! so dumm, so dumm wie ich. die geschichte erzählt eine situation in der ich mich befand, deswegen geht es mir nahe.
guter text, sehr schön erzählt.ein ende mit dem man nicht rechnet aber es versteht.

gruß

toxinchen

 

Hi Arche , ich schließe mich den andern an.
Ein sehr gefühlvoll erzahlete Geschichte über Liebe und Zwänge.
Zwar ist das Ende für meinen Geist nicht ganz nachvollziebar, aber da ist jeder wohl verschieden, oder es liegt vieleicht daran das ich eine solche Entscheidung noch nie treffen musste.

ach ein problem habe ich mit der Geschichte, und zwar den Titel.
Warum " Date 1-15" ? In der geschichte beschreibst du nur ein Date , gut du willst vieleicht damit ausdrücken, dasd dies immer und immer wieder passiert, weil er die Frau aus seiner Vergangenheit nicht vergessen kann aber dennoch finde ich den Titel etwas ungünstig gewählt, da er nur verwirrt.

 

Hi Stefan,

was Eva zart angedeutet hat, sage ich deutlicher. So gefällst du mir besser. Aus dem einfachen Grund, weil diese Geschichte Tiefe hat, sie ist voller Gefühl, sie zeigt menschliches. Und viele werden sich, wie Toxi, mit dem Protagonisten identifizieren können. Ja Stefan, sehr schön, sehr schön.

Zwei Dinge, die ich nachfragen will: Deutet die Überschrift darauf hin, dass das Date mit Alex eines von vielen nach dieser langen Beziehung ist?
Und außerdem überlege ich, ob man nicht mehr auf den Grund für die Absage an die Frau hätte eingehen müssen. So bleibst du doch noch deinen Ätsch-Bätsch-Enden treu.

LG

Jan

 

Hi Arche!

Ich kann nur schon Gesagtes unterstreichen! Eine wunderbar gefühlvolle Geschichte, die sich erst sehr romantisch liest, dann aber den Schmerz des Verlassenwordenseins und die Unfähigkeit, sich danach auf Neues einzulassen sehr gut mitfühlen läßt.

Ich finde nicht, daß Du den Grund für die Absage näher erläutern mußt. Mit

Vergangenes holt mich zurück, wandelt sich in Bewusstseinselemente, ungefärbt, wird lebendig…will bleiben.
Es ist die Fotografie im Vitrinenschrank.
Das Lächeln aus tiefen dunklen Augen, heute noch näher und lebendiger, denn je!
ist in meinen Augen genug über den Grund gesagt. ;) Man muß nur aufmerksamer lesen...

Den Satz würde ich etwas umstellen:

wagte nur, meine Blicke sie spüren zu lassen,
z.B. sie meine Blicke spüren zu lassen,...

Und

fühle mich, als tanze ich auf einem Regenbogen
müßte glaub ich "tanzte" heißen, er tanzt ja nicht wirklich

Alles liebe
Susi

 

Hallo, Archetyp!

Wunderschön. Diese Geschichte wirkt noch lange nach. Die Gefühle, die Dein Protagonist durchlebt, hast Du perfekt in Worte gefasst. Auch die Anspannung, unter der er leidet wird deutlich gemacht.

Ich erlaubte mir nicht, ihre Hände zu berühren..
Werde mich jetzt auf das Sofa setzen, Musik hören und Deinen Text auf mich wirken lassen.

Wie Häferl, finde ich nicht, dass Du den Grund für die Absage näher erläutern mußt.

Eins noch: der Titel irritiert auch mich.


Ciao
Antonia

 

Hallo Archetyp,

hätte ich das gewusst, dann hätte ich die Geschicht gar nicht ausgedruckt!
Ich habe wohl an 0-24 Stunden gedacht. Als ich Date 1-15 gelesen habe.

Das ist nun doch eindeutig zu sentimental. Es ist unecht und wirkt auf mich teilweise unfreiwillig komisch. Dein Held erkennt, dass sie weint, wenn sie Schmerzen hat. Da gehört nicht viel zu. Wirklich Arche, es ist total schmalzig. Ich weiss ja dass du auch so schreibst, ist ja auch schön, aber es sollte auch Grenzen haben. Zudem halte ich es auch noch für unlogisch. Er trifft sich immer, hat immer ganz viele Verabredungen und wenn er dann zuhause ist, dann grinst ihn die Eule mit den dunklen Augen im Vitrinenschrank an. Jeder vernünftige realistische Mensch dreht das Bild um, oder packt es weg! Nichts für ungut Arche, aber so nicht, sonst kommen mir noch die Tränchen vor Lachen!

Antonia, mache dir nichts vor. Kein Mensch lässt fremde Geschichten auf sich einwirken. Die Kritik hört sich ja genau wie Archetyps Geschichte an!

Nicht böse sein, aber ich wollte das einmal loswerden!

Lukasch

 

Hallo Arche,

aus der Sicht von Alexandra gesehen, ist Dein P. ein Schuft. Sie geht auf ihn zu, er signalisiert Einverständnis und dann...
Hoffentlich erklärt er sich am Telefon wenigstens. (Sorry - bin wieder `mal in Querdenker- Stimmung).
Deine Geschichte zeigt eine oft vernachlässigte Tatsache sehr schön: Wir sind halt keine nur hormongesteuerten, rationalen Wesen. Deshalb hat Alexandra vielleicht trotzdem eine Chance, wenn sie diese noch als solche empfinden kann.

Liebe Grüße,

tschüß... Siegbert

 

Deshalb hat Alexandra vielleicht trotzdem eine Chance
Sehr richtig, guter Gedanke! Wenn sie ihn liebt, wird sie für seine Situation Verständnis haben und die nötige Geduld aufbringen. :thumbsup:

 

Hallo!

Dass der Protagonist Alexandra gegenüber moralisch nicht einwandfrei handelt, sehe ich genauso. Trotzdem finde ich, hat Arche die innere Zerrissenheit des Mannes, der einfach nicht über seinen Schatten springen kann, gut dargestellt.
Hoffnungen weckt er nicht nur in Alexandra, sondern auch in sich selbst und ich halte ihm zugute, dass er die Sache beendet, bevor mehr verletzt wird, als ein Gefühl (so schlimm das auch sein mag).

@ Lukasch:
Dass kein Mensch fremde Geschichten auf sich einwirken läßt, wage ich zu bezweifeln. Außer mir gibt es sicher auch noch andere Personen, die Texte der vermittelten Gefühle, Gedanken und Erkenntnisse wegen lesen und nicht nur, um ihren Wortschatz zu überprüfen und gegebenenfalls zu erweitern.
Dein Hinweis, meine Kritik höre sich genau wie Arches Geschichte an, bescheinigt mir eine unglaubliche Flexibilität. Danke.

Ciao
Antonia

 

Dein Hinweis, meine Kritik höre sich genau wie Arches Geschichte an, bescheinigt mir eine unglaubliche Flexibilität. Danke.
:thumbsup:

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Arche,

ich klick mich in diese Geschichte und finde mich in einer deiner besten wieder. Ja, Arche, das passt alles felsenfest. Die Zerrissenheit des Typen, das Foto in der Vitrine, der Ausgang der Geschichte, der Alexandra nicht wirklich eine nachträgliche Chance gab - das ist nicht komponiert. Arche, das ist der ALLTAG, ja!
Ich erhebe diese Story zu deinem absoluten Meilenstein, den ich viel zu spät entdeckt habe.

Grandiose Story!!!! Gefällt mir noch besser als deine ebenfalls tolle Story ,Sie'. Die wird jetzt zur Nummer zwei für mich, bleibt aber weiter ein Ferrari.
Ich verbeuge mich mit Demut.

Aqua

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Lukasch,

also du kannst hier nicht für alle sprechen, wenn du sagst jeder vernünftige, realistische mensch würde so ein bild umdrehen. scheinst noch nie in so einer situation gewesen zu sein. Bist wohl eher der harte typ!

gruß

toxi

 

@Toxinchen

Ich bin kein harter Bursche. Ich bin eher butterweich, genaus wie der Schreiber. Allerdings ist es so, dass ich durch die Geschichte an etwas erinnert wurde. Ich weiss selbst, was ich von ihr halten soll. Ich war recht sauer, dass er so mit ihr rumspringt! Und ausserdem, geht das wirklich ganz schön ins Gesäusel! Ich schwanke, weil er erst in Höchsten Tönen von ihr spricht, und dann dieser Rückzug, ganz trocken! Warum stellt der Darsteller das Foto nicht weg, wenn er sich mit der anderen Frau trifft, um sie wenigstens ein wenig zu vergessen. Und warum heisst diese Geschichte Date 1 - 15?

Lukasch

 

Hallo Archetyp,

nach diesen ganzen Kritiken ob gut oder schlecht fällt mir eigentlich nur noch eins ein. Ich wünsche Deinem Protagonisten das er es irgendwann schafft, das Foto in einen Schrank ohne Glastüren zu stellen.

Liebe Grüße

Season

 

hey lukasch,

wollt dich nicht angreifen, aber dachte du stehst nicht auf so eine richtung.
sorry!
warum des nu so heisst, weiss ich auch nicht.

????????????

gruss

toxi

 

Hallo alle, ich möchte nicht jeden jetzt persönlich ansprechen, aber ich möchte eine Frage beanworten.
Warum Date 1 - 15?

Der Darsteller fühlt sich so, als sei es völlig egal, wen er wann und wo trifft. Mit jeder Frau ginge es ihr so. Ob es stimmt ist eine andere Frage, er denkt jedenfalls so.

Schnee.eule erwähnte es. Er ist noch nicht so weit. Deswegen auch der Titel. Der Titel kennzeichnet seine Situation.

Wollte die Geschichte so durchlaufen lassen, denn alles spricht für sich. Naja ist eben die Sucht des Schreibers sich zu äußern.

Danke Arche

 

Hi Arche, wäre in diesem Fall der Titel : "Date0815" nicht besser?
Das mit dem 1-15 wirkt für mich etwas eingrenzend.

 

Hätte ich auch machen können Marot, aber ich wollte auch zum Ausdruck bringen, das bei aller Faszination momentan, nichts geht, und es sind ja nicht alle Dates so schön gewesen.

Danke Arche

 

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