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Das weiße Laken

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16.02.2004
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Das weiße Laken

Das weiße Laken

Sein leichter Atem lief mir wie ein Schauer den Rücken hinunter. Da stand ich nun, mit Tränen in den Augen. Ich fühlte mich so alleine in dem großen, kargen Raum, obwohl meine Mutter neben mir stand. Ich blickte in sein blasses Gesicht. Seine Augen waren leer. Er starrte ins Nichts. Ich küsste ihn auf die Stirn und eine Träne fiel auf das weiße Kissen.
„Papa!“, schluchzte ich.
„Er kann dich nicht hören, Liebes.“, sagte meine Mutter leise. Doch ich wollte das nicht wahrhaben.
Dann nahm ich seine Hand. Er zitterte leicht.
Ein Stöhnen riss mich aus meinen Gedanken. Ich spürte einen leichten Händedruck.
„Du darfst nicht gehen, Papa!“, flüsterte ich. Ich brachte keinen richtigen Ton mehr raus, denn ich war zu traurig um meine Stimme zu erheben.
Schweißperlen rannen über sein Gesicht. Er kämpfte, das sah man ihm an. Er war ein willensstarker Mensch, doch die Krankheit war stärker als sein Wille. Sein Herz schlug, aber seine Gedanken waren tot.
Meine Mutter nahm mich in den Arm und versuchte mich zu trösten.
Die Sanitäter kamen. Sie waren genauso so blass wie Papa, aber das lag an ihrer Kleidung. Sie war so weiß wie alles in diesem Raum. Ich spürte die Kälte die in ihm lag.
Ich sah noch ein letztes Mal in sein Gesicht. Schließlich legten die Männer ein weißes Laken über ihn.
Warum er? Ich war doch erst vier Jahre alt!

'beeljata'

 
Zuletzt bearbeitet:

Hi beeljata,

eine kleine sehr traurige Geschichte die du da schreibst.
Man sieht die Szene vor sich.
Trotzdem ist deine KG nicht ganz stimmig.

Die Mutter sagt: Er kann dich nicht hören.
Wenn der Vater stöhnt und die Hand des Mädchens drückt, kann er auch noch hören.
Heute weiß man, das selbst im Koma liegende Menschen, die Ansprache ihrer Lieben wahrnehmen können.

Demzufolge, sind auch die Gedanken des Vaters noch nicht tot gewesen.
Die Schweißperlen rannten nicht, sondern rannen über sein Gesicht.

Dann kommen die Ärzte und legen ein Laken über ihn.
Das geschieht zu plötzlich.
Hier würde ich das Sterben des Vaters noch erzählen.
Letzter Atemzug ...oder so.

Außerdem, bei wörtlicher Rede, wird immer ein Absatz gemacht.

Ansonsten hast du gute bildliche Ansätze und mit ein bisschen mehr Erfahrung, werden deine Geschichten auch runder.
Bleib dran

glg, coleratio

 

hi coleratio,
erstmal danke für deinen kommentar.
du musst wissen, dass ich diese situation selbst erlebt habe. mein vater starb an einem hirntumor. ich habe genau das geschrieben, an was ich mich noch erinnern konnte und meine mutter sagte dass er mich nicht mehr hören oder zumindestens nicht mehr wahrnehmen konnte. vielleicht hatte sie auch unrecht. das mit dem hand drücken hätte ich vielleicht anders schreiben sollen, denn er hatte eher einen krampf. und bei einem hirntot läuft der kreislauf und die atmung weiter, denn das gehirn hat keine kontrolle über die atmung. es ist ein sehr persönlicher text, deshalb will ich nicht alles ändern.
Bis dann,
beeljata

 

Hello beeljata,

das ist aber wirklich eine traurige Abschiedsszene, wenngleich ich mir schwer vorstellen kann, dass eine Vierjährige denkt 'Warum er?'
Aber es kann natürlich sein. Solche Fragen stellen sich natürlich auch Erwachsene, obgleich sie vom Tod eher wissen als ein Kind - sie fragen aber auch nie 'Warum er gerade nicht?'. Ist vielleicht menschlich...

Viele Grüsse vom gox

 

Naja der Pfleger meines Vaters, befreundete sich mit meiner Mutter und ist nun mein Stiefvater. Ich war also nicht lange Halbwaise und hab den besten Stiefvater, den man sich wünschen kann.
Ich war 13, als ich die Geschichte schrieb. Und gestorben ist mein Vater, als ich 4 war.

Danke für deinen Kommentar

'beeljata'

 

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