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Das Testament meines Bruders

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24.01.2015
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Das Testament meines Bruders

Das Leben war schwierig geworden, seit die Terrorgruppe in der Stadt aufgetaucht war. Hanna getraute sich kaum mehr aus dem Haus. Einige ihrer Bekannten und Freunde waren geflohen und Emmely, ihre beste Freundin, spurlos verschwunden.
Hanna hatte man mit dem Tod gedroht, sollte sie nicht zum Islam konvertieren oder Schutzgeld bezahlen.
Wie hatte es nur so weit kommen können? Seit Generationen lebten Moslem und Christen in ihrem Viertel friedlich zusammen. Man hatte sich respektiert und nun das! Gegenseitiges Misstrauen war gewachsen. Jeder hatte Angst um sein Leben.
Hanna schaute sich in ihrer Wohnung um. Manche Gegenstände und Fotos erinnerten an glücklichere Tage. Sollte sie das alles aufgeben und auch weggehen? Ein Feigling war sie noch nie gewesen; aber jetzt hatte sie Angst.
In einer Stunde fand wieder das Treffen mit den wenigen Christen statt, die es im Ort noch gab. Das Risiko hinzugehen, wurde von Mal zu Mal grösser.
Hanna öffnete den Kleiderschrank und nahm den langen Rock und das Kopftuch heraus. So kleideten sich die Moslem-Frauen. Ob sie damit ihren Glauben verleugnete? Aber hatte nicht Jesus einmal gesagt, man solle klug sein wie die Schlangen und ohne Falsch wie die Tauben?

Bevor sie die Kellertreppe hinab stieg, warf sie nochmals einen Blick zurück. Vielleicht war es das letzte Mal.
Vom muffigen Geruch im Keller wurde ihr übel. Seit Tagen hatte hier niemand mehr gelüftet. Sie zwängte sich durch das schmale Fenster, das in den Hinterhof hinaus ging. Kein Mensch war zu sehen. Hanna atmete tief durch und ging mit gesenktem Kopf und raschen Schritten zur Strasse.
Der Weg zum Treffpunkt hatte sie schon tausendmal zurückgelegt; aber heute erschien er endlos. Die Strasse war Menschen leer. Nur eine Katze lief an ihr vorbei und verschwand hinter der nächsten Häuserecke.
Bei der Brücke stellten sich ihr plötzlich zwei bewaffnete Männer in den Weg. "Wohin gehst Du? Was hast Du vor?" Misstrauische Blicke massen sie von oben bis unten. Hanna durchfuhr es heiss. Sie schaute kurz nach rechts und nach links. Es war niemand da, der ihr helfen konnte. Und sie wusste, sie sass in der Falle. Was sollte sie antworten? Ihr Kopf war leer. "Jesus, hilf mir", seufzte sie im Stillen. Und plötzlich hörte sie sich sagen: "Mein Bruder ist gestorben und heute wird sein Testament verlesen. Ich gehe hin, um zu erfahren, ob er mir etwas hinterlassen hat."
Einen Augenblick lang sagte keiner ein Wort. Hanna kam es vor wie eine Ewigkeit. Sie fühlte, wie ihre Beine zitterten. Ihr Herz klopfte zum Zerspringen.
Endlich sagte eine raue Stimme: "Geh!"
Hanna war zu überrascht, um sofort reagieren zu können. Alles kam ihr vor wie ein Traum.
"So geh endlich", rief der Mann nochmals.
Hanna schaffte es bis zu einer Bank, die ausser Sichtweite der Männer war. Ihre Beine gaben nach und sie musste sich setzen. Und dann sass sie einfach nur da und staunte vor sich hin. Langsam hörte das Zittern auf.

Als sie später beim Versammlungsort ankam und ihren Freunden erzählte, was sie erlebt hatte, war die Freude gross. Sie hatten bereits mit dem Schlimmsten gerechnet, als Hanna nicht zur festgesetzten Zeit da war. Plötzlich stimmte einer das alte Lutherlied an:

Ein feste Burg ist unser Gott, ein gute Wehr und Waffen.
Er hilft uns frei aus aller Not, die uns jetzt hat betroffen.

Sie fassten sich bei den Händen und bildeten einen Kreis. Hanna schaute sich um. Ihr Blick wanderte von einem zum andern und blieb an Jakob und Klara hängen. Die Terroristen hatten vor kurzem ihr Haus angezündet. Zum Glück fanden sie bei Freunden Unterschlupf. Und dann war dort Paul, der Gemischtwarenhändler. Sein Sohn wurde vor seinen Augen erschossen, weil er kein Schutzgeld zahlen wollte. Seiner Frau Rosa, die neben ihm stand, liefen die Tränen über die Wangen und doch versuchte sie mitzusingen:

Mit unserer Macht ist nichts getan, wir sind gar bald verloren.
Es streit' für uns der rechte Mann, den Gott hat selbst erkoren.
Fragst du, wer der ist? Er heisst Jesus Christ, der Herr Zebaoth,
und ist kein andrer Gott; das Feld muss er behalten.

Auch Hanna stiegen die Tränen in die Augen. Ein warmes Gefühl der Zusammengehörigkeit erfasste sie und die Angst fiel von ihr ab.

 
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Liebe Marai,

eine leider sehr aktuelle Geschichte, die du da erzählst. Eine junge Frau, die ihren Glauben verstecken muss, um den Terroristen (IS?) zu entgehen, aber gleichzeitig Hoffnung aus dem Glauben schöpft. Das ist auch ein wenig der Mythos und die Faszination des Christentums, dass ja immer dann am glaubwürdigsten und überzeugendsten war, wenn es in der Defensive stand, wenn die Christen das Kreuz auf sich nahmen.

Wenn ich deine Geschichte lese, dann denke ich an Mossul, das Zeichen des Nazarener, mit dem der IS christliche Häuser gekennzeichnet hat, und das zu einem Zeichen der Solidarität geworden ist. Ich denke auch an die 21 Kopten, die jüngst abgeschlachtet wurden. Nicht geköpft, wie so oft geschrieben wird, das finde ich verharmlosend, diesen Menschen wird mit einem Messer der Kopf abgesäbelt. Ich bin fassungslos ob dieser Bilder. Und es ist schwer, das zu verarbeiten und in Worte zu packen. Du wagst diesen Versuch und lässt deine Protagonistin Trost in einem bekannten Kirchenlied finden.

Solche Geschichten sind immer hart, gerade, wenn sie zeitlich so nahe liegen. Ich weiß nicht, ob ich das so schreiben würde, jetzt, ohne Distanz. Oder vielleicht muss man gerade jetzt sowas schreiben. Du lässt offen, in welchem Land die Geschichte spielt, aber es wird klar, dass es nicht der Nahe Osten ist. Ist es eine fiktive Zukunft, in der der IS seine Drohung wahr gemacht und ein weltweites Kalifat errichtet hat?

Stilistisch ist das solide, aber ich finde, dass man das Thema mehr ausbauen, etwas mehr dran feilen könnte. Irgendwie wirkt die Geschichte noch unfertig auf mich, ich weiß aber auch nicht, was man anders machen könnte.

Bleibt nur zu sagen (weil ich das Zitat so passend wie tröstend finde):

Was nützt es einem Menschen, wenn er die ganze Welt gewinnt, dabei aber sich selbst verliert und Schaden nimmt? Denn wer sein Leben retten will, wird es verlieren; wer aber sein Leben um meinetwillen verliert, der wird es retten. Lk 9, 23-26

Lieben Gruß

Exilfranke :)

 

Hallo Marai,

Ein nette Geschichte. Vor allem sauber geschrieben. Auch ich bin der Meinung, dass man hier viel mehr reinpacken könnte. Du beleuchtet sehr den religiösen Aspekt und nimmst damit viel an Kraft aus der Geschichte, die zweifellos vorhanden wäre.
Stilistisch find ich nichts auszusetzen. Ein Text der nicht polarisiert, sondern einfach gelesen wird ;-)

LG
BRM

 

Hallo Marai,

Willkommen hierorts!
Das ist gut geschrieben, keine Frage, ich habe mir nur etwas mehr erhofft. Die Geschichte ist für das große Thema, das du hier anschneidest, vielleicht einfach zu kurz. Ein paar Details haben mir gefehlt. Normalerweise bin ich ein Verfechter von "Weniger ist mehr", hier aber müsste man die bedrohliche Atmosphäre ausbauen, denke ich. Ein genaueres Bild der Umgebung, der leeren Straßen und der Soldaten.
Die Szene auf der Bühne ging mir etwas zu schnell über die Brücke ... äh ... anders herum. Hier liegt die Spannung, und die hättest du noch etwas dehnen können, indem die Soldaten nachhaken: "Wie heißt Ihr Bruder?" Oder so was in der Art.
Sehr gelungen waren aber die folgenden Beschreibungen, wie sie sich erschöpft hinsetzen muss, weil ihre Beine nachgeben. Erst hier wird klar, wie ernst die Sache überhaupt war.

Hat Hanna denn einen Bruder? Man erfährt einiges über die Schicksale der anderen Christen, aber wenig über ihres.

Einige ihrer Bekannten und Freunde waren geflohen. Und Emmely, ihre beste Freundin, war spurlos verschwunden.
Les dir den Text mal laut vor. Du schreibst schon flüssig, deshalb solltest du auf solche Feinheiten achten. Einige ihrer Bekannten waren geflohen und Emmely, ihre beste Freundin, spurlos verschwunden. Schon ist der Flow besser, oder?
Bekannte und Freunde ist überflüssig, weil Freunde ja Bekannte sind und Bekannte teilweise Freunde.

Jahrelang lebte man friedlich zusammen. Man hatte sich respektiert und nun das!
Man? Wenn es geht, vermeide das. Werde doch gleich konkret und schreib "die Christen im Viertel".

Hanna atmete tief durch und ging mit gesenktem Kopf und mit raschen Schritten zur Strasse.
Auch hier nur eine Nuance. Aber mit nur einem "mit" klingt das einfach schöner.

Sie fühlte eine Schwäche in den Beinen und musste sich setzen.
Eine Schwäche fühlen ... hm, keine gelungene Formulierung. Vielleicht Taubheit, aber wenn man die Wahl zwischen Verb und Nomen hat, dann bevorzugt man in der Regel das Verb. Ihre Beine gaben nach. Was Besseres fällt mir gerade auch nicht ein. Aber dir bestimmt, wenn du ein bisschen darüber grübelst. ;)

Schöne Grüße

Hacke

 

Hmmmmmm!

Die Geschichte ist mir zu politisch einseitig, eindimensional, oberflächlich, grenzt fast an religlöse Propaganda. Ich sehe hier auch keine wirkliche Geschichte, nur die fette Message: im Nahosten werden Christen verfolgt und getötet. Was sagt die Geschichte noch? Nichts. Mich würde interessieren, was deine Absicht war die Geschichte zu schreiben?

Fazit: ich kann die Geschichte aus Prinzip nicht gut finden, Literatur für politische Zwecke zu missbrauchen, ist der falsche Ansatz, ein wichtiges Thema zu behandeln.

 

Lieber Exilfranke,

Als ich Deinen Kommentar las, stiegen mir die Tränen in die Augen. Ich danke Dir ganz herzlich für deine Worte.
Mir geht die ganze Sache an die Nieren und ich sehe, dass es auch Dich nicht kalt lässt.

Noch nie in der Geschichte wurden so viele Christen verfolgt wie heute. Und das nicht nur durch die IS. Ich bin der Überzeugung, dass man dazu nicht einfach schweigen darf und in der Öffentlichkeit dazu Stellung nehmen muss.

Wie ich das Thema noch mehr ausbauen könnte, weiss ich im Moment nicht. Vielleicht hat irgend jemand eine Idee.

Jedenfalls danke ich Dir auch für das tröstende Zitat aus Lukas 9, 23- 26.

Liebe Grüsse
Marai

 
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Hmmmmmm!

Die Geschichte ist mir zu politisch einseitig, eindimensional, oberflächlich, grenzt fast an religlöse Propaganda. Ich sehe hier auch keine wirkliche Geschichte, nur die fette Message: im Nahosten werden Christen verfolgt und getötet. Was sagt die Geschichte noch? Nichts. Mich würde interessieren, was deine Absicht war die Geschichte zu schreiben?

Fazit: ich kann die Geschichte aus Prinzip nicht gut finden, Literatur für politische Zwecke zu missbrauchen, ist der falsche Ansatz, ein wichtiges Thema zu behandeln.


Komm mal klar, Kollege. Viele Autoren verarbeiten in ihren Geschichten das, was sie bewegt. Und wenn Marai dieses Thema bewegt, dann kann sie dazu schreiben was sie will. Es ist ja offensichtlich, dass sie das Thema emotional betrifft. Du musst das ja nicht gut finden (aus welchen Gründen auch immer), aber ihr "religiöse Propaganda" zu unterstellen, finde ich ziemlich gehässig und unverschämt. Dein Kommentar sagt mehr über deine "politischen Absichten" aus, als über Marais.

Just sayin'.

 

Aber, "Kollege", mich interessiert nicht deine Meinung, sondern die von Marai. Und wenn sie schreibt, dass noch nie so viele Christen wie heute verfolgt wurden, ist das historisch falsch. Mich interessiert ihre Absicht, wenns die ist, Christen als Opfer von IS darzustellen, dann ist das auch falsch, denn isis tötet jeden, der ihnen widerspricht, da ist die religiöse Gesinnung ziemlich wurscht.

 

Aber, "Kollege", mich interessiert nicht deine Meinung, sondern die von Marai. Und wenn sie schreibt, dass noch nie so viele Christen wie heute verfolgt wurden, ist das historisch falsch. Mich interessiert ihre Absicht, wenns die ist, Christen als Opfer von IS darzustellen, dann ist das auch falsch, denn isis tötet jeden, der ihnen widerspricht, da ist die religiöse Gesinnung ziemlich wurscht.

Aber Christen sind eben AUCH Opfer von ISIS, und Marai hat sich nun eben dazu entschieden, eine Geschichte aus dieser Perspektive zu schreiben, das ist völlig in Ordnung. Ich verstehe dein Problem nicht, es sei denn, du hegst eine Abneigung gegenüber Christen und lebst hier grad deinen antichristlichen Beissreflex aus. Whatever floats your boat.

 
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BRM schrieb:
Ein Text der nicht polarisiert,
Also ich kann mir schon vorstellen, dass der Text polarisiert. Sollte ihn z.B. ein Mensch lesen, dem jegliche Form von Religiosität genau so anachronistisch und absurd erscheint wie, was weiß ich, der Glaube an Astrologie oder sonstigen esoterischen Hokuspokus, und der das unermessliche Leid, das seit Jahrtausenden immer wieder aufgrund dieses vollkommen irrationalen Verhaltens so vieler Menschen entsteht, entsprechend resigniert betrachtet, dann wird er diesem Text kaum etwas Tröstliches entnehmen oder ihn gar als gelungene Geschichte sehen können, sondern ihn allerhöchstens mit einem angemessen verächtlichen Achselzucken quittieren.
Kann ich mir vorstellen.

offshore

 

Hey Marai!

Mich spricht der Text nicht an. Keine Ahnung, was du damit erzählen willst ... Also außer, dass Menschen wegen ihres Glaubens verfolgt und getötet werden. Das ist ja nichts Neues. Und ich habe auch das Gefühl, dass der Text aus dem Motiv heraus geschrieben wurde, die eine Religion besser darzustellen als die andere, was mich ziemlich nervt, weil das millionen Menschen schon seit tausenden Jahren versuchen und wenn man das wirklich als Kern einer Erzählung nimmt, den Trost, den einem die Religion in der Not geben kann, dann muss da schon mehr kommen als dieser kurze Text und Bibelzitate. Mich würde es ja interessieren, du kämpfst ja für deine Religion, das ist ja nicht dein erster Text in dieser Richtung, aber mich würde es interessieren, einen Text von dir zu lesen, der auch mal Kritik am Christentum zulässt und der sich ernsthaft mit dem Thema beschäftigt. Alles einseitig darzustellen, ja, das nervt mich persönlich einfach.


Lollek

 
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Hallo Marai,

ich muss sagen, mich konnte dein Text auch nicht überzeugen. Ich möchte das aber gar nicht an seiner Aussage festmachen, die mich ehrlich gesagt nur so allgemein berührt, wie, wie offshore schon schrieb

das unermessliche Leid, das seit Jahrtausenden immer wieder aufgrund dieses vollkommen irrationalen Verhaltens so vieler Menschen entsteht
einen eben berührt. Das liegt weniger daran, dass ich ein kalter Klotz bin, als vielmehr, dass meine Diskurse auf anderen Schlachtfelder dieser Welt stattfinden.

Daher möchte ich zu deinem Text sprachlich einige Anmerkungen machen, weshalb er mich nicht überzeugen konnte:

Das Leben war schwierig geworden, seit die Terrorgruppe in der Stadt aufgetaucht war.
Diesen Einstieg finde ich ganz furchtbar misslungen, mir ist sogar richtig schlecht beim Lesen geworden, so schlimm finde ich ihn, sorry. Wie kann man denn eine Formulierung wie „das Leben ist schwierig geworden“ mit dem Wort „Terrorgruppe“ eine einen Satz packen? Das Leben wird schwierig, wenn man vielleicht gerade Liebeskummer hat. Oder die Spritpreise gestiegen sind. Oder schlimmstenfalls ist man in einem Sozialstaat arbeitslos geworden. Aber der Begriff „Terrorgruppe“ impliziert Gewalt, Mord und Totschlag. Dass ist dann nicht „schweig“, das ist lebensbedrohlich, unsagbar grausam und unerträglich leidvoll!
Deine nächsten Sätze nähern sich dem ja an: Menschen sind geflohen, verschwunden – nichts davon ist einfach nur „schwierig“, das trifft es einfach nicht, meiner Meinung nach, und pervertiert daher dein Anliegen eher, als dass es etwas transportiert.

Hier würde ich es genauso sehen:

Hanna hatte man mit dem Tod gedroht, sollte sie nicht zum Islam konvertieren, oder Schutzgeld bezahlen.
Wie hatte es nur soweit kommen können?
Eine Todesdrohung und dann: Wie hatte es nur soweit kommen können?? Das klingt eher wie: „Jetzt hat Peter tatsächlich Schluss gemacht!“ oder „Jetzt mussten wir die Katze wirklich einschläfern lassen!“ Da denkt man: Wie hatte es nur soweit kommen können, aber bei einer Todesdrohung? Sorry, funktioniert für mich überhaupt nicht.

Im Folgenden kommt bei mir auch keine Spannung oder Furcht oder sonst ein intensives Gefühl auf, was dem beschriebenen Szenario wohl gerecht werden würde. Das haben ja auch schon einige meiner Vorkommentator/innen bemängelt. Das geschieht durch Sätze wie:

Sie schaute kurz nach rechts und nach links.
Ihr Herz klopfte zum Zerspringen.
Und dann sass sie einfach nur da und staunte vor sich hin.
Als sie später beim Versammlungsort ankam und ihren Freunden erzählte was sie erlebt hatte, war die Freude gross.
Das sind leider alles motivische Plattitüden, die einfach nur aufgereiht gar nichts bewirken. Ich meine damit nicht, dass es irgednwie pathetische oder blumiger werden muss. Sondern diese Art von Sätzen müssten anders platziert und feiner, viel sorgfältiger konzipiert werden, nach meinem Dafürhalten.

Mein Fazit ist das, was auch schon gesagt wurde: Starker Stoff aber für den harten Tobak viel zu schwach umgesetzt.

Es grüßt
die heiterbiswolkig

 

Aber Christen sind eben AUCH Opfer von ISIS, und Marai hat sich nun eben dazu entschieden, eine Geschichte aus dieser Perspektive zu schreiben, das ist völlig in Ordnung. Ich verstehe dein Problem nicht, es sei denn, du hegst eine Abneigung gegenüber Christen und lebst hier grad deinen antichristlichen Beissreflex aus. Whatever floats your boat.
Die Autorin missbraucht eine momentan krasse Situation um Promotion fürs Christentum zu machen, so sehe ich das, die Ideologie ist austauschbar, mein Beißreflex dagegen nicht, also, ich bin dafür, du blaffst mich nicht mehr von der Seite an und lässt mal Marai zur Wort kommen.
Deine Versuche mich in eine politische Schublade zu stecken scheitern kläglich daran, dass du mich seit zwei Kommentaren kennst, also lass gut sein jetzt.

 
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Hallo Marai.
Mich mach die Geschichte auch komplett aggressiv. Erstens ist es so eine billige Propaganda-Assimilations Klischeekiste, die ich eh hasse wie Bauchschmerzen. Und dann noch die tollen Christen. Ich lebe hier in klein Pietkong, da hab ich eh immer eine latent geladen und entsicherte Knarre in der Hosentasche.

Für mich geht es also überhaupt nicht.
Grüße von der Gretha, mit Geifer am Kinn.

So, ich habe sie gerade noch einmal gelesen und muss einsehen, dass ich zu flüchtig war. Ich habe sie falsch verstanden. Ich editiere das oben jetzt aber nicht, ich bin ja nicht feige und stehe dazu, mir schneller ein Feindbild geschaffen hatte im Text, bevor ich ihn überhaupt sorgfältig gelesen und verstanden habe, was Du wirklich meintest. Mein Fehler.

 

Die Autorin missbraucht eine momentan krasse Situation um Promotion fürs Christentum zu machen, so sehe ich das, die Ideologie ist austauschbar, mein Beißreflex dagegen nicht, also, ich bin dafür, du blaffst mich nicht mehr von der Seite an und lässt mal Marai zur Wort kommen.
Deine Versuche mich in eine politische Schublade zu stecken scheitern kläglich daran, dass du mich seit zwei Kommentaren kennst, also lass gut sein jetzt.

Ich seh schon, wenn es gegen Christen geht, scheint es hier keine Grenze des guten Geschmacks zu geben. Keine Sorge, ich habe gesagt, was ich zu sagen hatte. Viel Spaß noch.

 
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Hey, was ist denn zur Zeit bei den Wortkriegern los? Ihr seid WORTkrieger, und nicht nur KRIEGER!
Also bleibt mal hübsch bei der Geschichte und unterstellt euch nicht wechselseitig das Schlimmste. Wischt den Geifer vom Kinn und esst lieber ein leckeres Nusszipferl statt Beißreflexe zu trainieren und an den Grenzen des guten Geschmacks zu verzweifeln.
Und ab jetzt bitte nur noch zu Geschichte und nicht mehr übereinander herziehen.
Zur Beruhigung schließ ich mal, und jetzt geht doch erst mal eine Runde leckeren Cappu trinken oder sonstwie chillen.

 

Komm mal klar, Kollege. Viele Autoren verarbeiten in ihren Geschichten das, was sie bewegt. Und wenn Marai dieses Thema bewegt, dann kann sie dazu schreiben was sie will. Es ist ja offensichtlich, dass sie das Thema emotional betrifft. Du musst das ja nicht gut finden (aus welchen Gründen auch immer), aber ihr "religiöse Propaganda" zu unterstellen, finde ich ziemlich gehässig und unverschämt. Dein Kommentar sagt mehr über deine "politischen Absichten" aus, als über Marais.

Just sayin'.

Was ist das überhaupt für ein Ton? "Komm mal klar, Kollege?" So willst du dich hier unterhalten? Wirklich?

"Dein Kommentar sagt mehr über deine politischen Absichten als über Marais" - ehm ... hast du mal Texte von Jo gelesen? Würde ich dir mal empfehlen. Die ist nicht seit gestern im Forum.

Ein bisschen mehr Respekt bitte.

 
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Lieber Hacke,

Danke für den Kommentar. Du schreibst: die bedrohliche Atmosphäre ausbauen; ein genaues Bild der Umgebung zeigen; die Begegnung mit den Soldaten spannender machen.
Ich danke Dir für diese Anregungen. Ich werde darüber nachdenken.

Die Frage, hat Hanna einen Bruder, möchte ich so erklären: Der Bruder hier in der Geschichte ist Jesus Christus. Jesus sagte einmal: "Wer an mich glaubt, ist mein Bruder und meine Schwester." Und beim Testament handelt es sich um das Neue Testament der Bibel. Nach dem Gebetsseufzer bekam Hanna diese Eingebung.
Und dazu muss ich noch sagen, diese Begegnung mit den Soldaten, ist in der Realität tatsächlich so passiert.

Danke auch für die anderen Hinweise. Ich werde diese Feinheiten korrigieren.
Vielleicht noch etwas zum Satz: Jahrelang lebte man friedlich zusammen. Hier werde ich schreiben: Jahrelang lebten Moslem und Christen friedlich zusammen.

Alles Gute wünscht Dir
Marai

 
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Hallo Marai,

erst einmal möchte ich sagen, dass ich es gut finde, dass du dich mit einem solchen Thema beschäftigst. Schade finde ich auch, dass dein Text dieses Thema nicht befriedigt. Ich empfinde es auch zu einseitig und als Verteidigung des Christentums. Wenn das Christentum verteidigt werden muss, dann von deinen Figuren und deren Handlungen. Sonst ist es eine Widerspiegelung deiner Meinung. Und die darf in einem Text nie zu erkennen sein.

Ich widerspreche hier der Auffassung von JoBlack.

Fazit: ich kann die Geschichte aus Prinzip nicht gut finden, Literatur für politische Zwecke zu missbrauchen, ist der falsche Ansatz, ein wichtiges Thema zu behandeln.

Was ist ein Missbrauch der Literatur für politische Zwecke? Doch nur, wenn oben gesagtes zutrifft, wenn die eigene Meinung des Autors sich ins Bewusstsein des Lesers zwängen kann. Wenn sich aber Literatur nicht mit politischen Themen befassen darf, dann müsste als Schlussfolgerung eine Bücherverbrennung stattfinden. Jede Form der zwischenmenschlichen Kommunikation ist Politik. Sogar das zarte Geflüster im Liebesnest. Es bestimmt nämlich die Beziehung, in der die Liebenden zusammenleben möchten.

Jetzt wieder zu deiner Geschichte.

Jahrelang lebte man friedlich zusammen.

Das sagt mir zu wenig. Würdest du schreiben, dass man seit Generationen friedlich zusammenlebte, dann würde das einen Zeitraum vermitteln. Jahrelang kann schon eine kurze Zeit von weniger als zehn Jahren sein. Und den Leser würde es doch interessieren, wie das Zusammenleben in dieser Gemeinschaft gestört wurde durch den Terrorismus. Die Muslime, mit denen die Christen zusammengelebt haben, sind doch nicht plötzlich alle Terroristen geworden. Zeige doch die Angst oder auch den Hass auf beiden Seiten. Ich würde dir raten, wenn du ein solch hochaktuelles Thema behandelst, auch den Koran zu lesen, um beurteilen zu können, was Islam und Islamismus überhaupt bedeuten und auch die Wurzeln der Religionen zu erkennen. Und natürlich musst du auch die Bibel lesen.

Die Stelle mit den bewaffneten Männern ist mir auch zu lasch behandelt. Das Lutherlied kann Bestandteil deiner Geschichte sein, aber es muss anders in die Handlung eingebunden sein.

Liebe Grüße
khnebel

 
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*

„Und wenn die welt voll Teuffel wer
und wolt uns gar verschlingen,
So fürchten wir uns nicht so sehr,
Es sol uns doch gelingen.
Der Fürst dieser welt,
wie saur er sich stelt,
thut er uns doch nicht,
das macht er ist gericht,
Ein wörtlein kann jn fellen.“​

Diese Geschichte muss polarisieren, sie wird entzweien und tut es selbst hierorts, denn es ist eine uralte Geschichte, die immer neu aufgelegt wird, in immer neuem technischen Gewand - ob bei Staatsgründungen – ich erinnere an den Unabhängigkeitskrieg und Terror der Tugend Ende des 18. Jh.– oder zu Beginn des Monotheismus, man lese Exodus oder, weltlicher gewendet, den Moses Roman des Sigmund Freud. Ob nun die Abschlachtung der Erstgeburt als Akt der Befreiung oder als Terroranschlag anzusehen sei ergibt sich aus der Perspektive der Ägypter oder der Hebräer. Ägypten ist voll des Wehklagens von Pharao bis hinab zur niedrigsten Frau. Und als Mose mit den Gesetzestafeln hinab vom Sinai stieg und „sah, dass das Volk zuchtlos geworden war - [Aaron, Bruder des Mose, hatte ein Goldenes Kalb errichten lassen] -, trat er in das Tor des Lagers und rief: Her zu mir, wer dem HERRN angehört! Da sammelten sich zu ihm alle Söhne Levi. Und er sprach zu ihnen: So spricht der HERR, der Gott Israels: Ein jeder gürte sein Schwert um die Lenden und gehe durch das Lager hin und her von einem Tor zum andern und erschlage seinen Bruder, Freund und Nächsten. Die Söhne Levi taten, wie ihnen Mose gesagt hatte; …“ Exodus 32,25 ff. So kann man es auch als ein "die Leviten lesen" ansehn.

Ähnlich wird es Luther mehr als zweitausend Jahre später in den Massenaufständen der Bauern und der durch den Hochadel entmachteten Ritterschaft gehen. Mit Beelzebub den Teufel austreiben ...

Und selbst der, der die hebräische Stammesordnung (deren Kern in zehn Geboten zusammengefasst ist) auf alle anwenden will mit der Bergpredigt, ist nicht so friedlich, wie er sich gibt: Nicht Frieden, sondern das Schwert bringe er, entzweie den Bruder mit der Schwester, die Eltern mit den Kindern. „Und des Menschen Feinde werden seine eigenen Hausgenossen sein“, wer nicht das Kreuz auf sich nehme und folge ihm nach, „der ist meiner nicht wert. Wer sein Leben findet, der wird's verlieren; und wer sein Leben verliert um meinetwillen, der wird's finden.“ Matthäus 10, 34 ff. (Da ist doch meine Kryptik durchschaubar wie ein Bilderbuch!)

Terror ist allgegenwärtig, von der Einschüchterung und Disziplinierung des Mündels durch den Vormund, im Verborgenen des stillen Kämmerleins und auf den lauten Straßen bis zu den wirrtuellen Ergüssen der Videotie, von den Reservaten und Gettos, hinter Werksmauern in die Arbeits- und Todeslager hinein. Da zählt kein Einzelschicksal – höchstens, wenn man davonkommt. Die Zahl von mehr als sechs Millionen industriemäßig getöteten Juden, Roma und Sinti ist nicht zu fassen, Anne Frank hingegen schrieb einen Long- und Bestseller. Eugen Kogons SS-Staat bleibt etwas für intellektuelle Kreise, weil er die Maschinerie beschreibt. Die jederzeit wieder hier oder anderswo errichtet werden kann.

Denn obwohl die Nationalsozialisten den Sozialismus im Maule führten, waren es tragende Säulen des Kapitalismus. Und wie Taliban, Al Quaida (sinnigerweise heißt das „die Basis“!) sich auf den Koran berufen und IS den Islam nicht nur im Maule führt, sondern gleich den selbsternannten Kalifen liefert, geht es allein um Macht über andere und die Gruppen treten in einen seltsamen Wettbewerb, verwirklichen Marktwirtschaft at its badest, wer denn nun der bessere, erfolgreichere Terrorist sei.

Da hab ich schon einen kuriosen Vergleich vernommen: In welchem Jh. der Islam (dessen Zeitrechnung ja in unserem 7. Jh. beginnt) denn heute sei und was wir da in unserm 14. Jh. gemacht hätten … Hus ist schon im 15. verbrannt worden. Hexen bis ins 18., und - geben wir's doch zu - wir schauen zwar keiner öffentlichen Hinrichtung mehr zu, aber erfreuen uns doch am wohligen Schauer des Horrors hollywoodschen Zuschnitts oder auch an Dschihhad John. In The Good, The Bad And The Ugly fragte ich mich immer, wer denn da was sei ...

Umso schlimmer trifft es einen, wenn es direkt nebenan, sagen wir eben bei Hanna und Emmely passiert. Da ist es gut, dass Hanna zwei Teufeln was erzählen kann, und ihre kleine Macht mit einer kleinen List (die andere Seite nennt’s dann Lüge) verstärkt.

„Der alt böse feind
Mit ernst ers jtzt meint,
gros macht und viel list
sein grausam rüstung ist,
auff erd ist nicht seins gleichen.“​

Hanna ist übrigens ein Name hebräischen Ursprungs und der Name ist weder Schall noch Rauch: er meint „Er ist gnädig“ und Er ist der, von dem wir uns kein Bildnis machen sollen und den wir nicht ungestraft nennen können.

Es kann sich niemand der Politik entziehen. Wer sich ihr entziehen will, kann nur’s Garstige in diesem Lied verstärken. Die Geschichte,

liebe Marai,
ist in der schlichten und naiven Weise, wie sie von Dir vorgetragen wird, näher bei Anne Frank als bei Eugen Kogon, was aber alles andere als ein Makel ist (und umgekehrt auch nicht wäre).


Darum werd ich auch im

Trivialeren
nur auf offensichtliche Schnitzer hinweisen (selbst da hab ich mich zunächst gefragt, ob ich das dürfe).

Hier ist das Komma entbehrlich und wird angemessen durch die Konjunktion oder ersetzt

…, sollte sie nicht zum Islam konvertieren[…] oder Schutzgeld bezahlen.
Wie hatte es nur so[…]weit kommen können?

…; aber heute schien er endlos [zu sein].
oder alternativ
…; aber heute [er]schien er endlos.

"Jesus, hilf mir", seufzte sie im Stillen.
Hört sich nach mehr als einer Aussage an!
Ich gehe hin[,] um zu erfahren, ob er mir etwas hinterlassen hat."
Hanna war zu überrascht[,] um sofort reagieren zu können.
Als sie später beim Versammlungsort ankam und ihren Freunden erzählte[,] was sie erlebt hatte, …

Gern gelesen vom

Friedel

 

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