Lieber @Carlo Zwei,
vielen herzlichen Dank für deinen Kommentar, der mich beeindruckt hat und mir viele Sachen zum Nachdenken gibt. Um meine Intention zu verdeutlichen: Ich habe versucht, einen psychischen Prozess zu verschriftlichen. Der Protagonist ist auf einer Reise durch seine innere Landschaft und versucht, seine eigenen, unbewussten Ressourcen zu entdecken. Ziel ist es dabei, dass er sein eigenes inneres Schloss findet, um wieder innere Sicherheit und Vertrauen zu bekommen.
Ich muss das etwas stückeln; nächste Woche erste Prüfung und gleich muss ich noch etwas besorgen. Aber ich will dich auch nicht warten lassen. Deswegen habe ich mir jetzt die ersten zwei Absätze rausgepickt und liefere den Rest + Gesamteindruck nach.
Vielen Dank für deinen Doppel-Kommentar trotz Prüfungsstress. Ich schätze das sehr und wünsche dir viel Erfolg bei deiner Prüfung! :-)
Interessant, dass du dich diesem Klassiker annimmst; versuchst, da Qualitäten draus zu schöpfen. Ein schwieriges Unterfangen. Zumal das kein Zitat, sondern ein Motiv – fast schon eine Version davon ist. Dadurch ist dein Text nicht an der Vorlage zu messen, aber doch in einer Art Vergleichssituation. So weit, finde ich, machst du das aber erst mal gut. Deine Sprache ist klar, die Motive eindeutig, eine Dringlichkeit und Stringenz dieses Vorhabens spürbar.
Hm ja, das stimmt und in gewisser Weise finde ich liegt da ein Reiz drin. Bin gerade dabei mich mit den Klassikern zu befassen und so viel wie möglich zu lernen. Interessanterweise ist mir die Idee des Schlosses allerdings auch bei den Archetypen begegnet als ein Symbol der inneren Sicherheit und Urvertrauens. Das hat mich fasziniert und war ausschlaggebend für die Geschichte.
mir gefällt das. Außerdem kommt es mir vor, als hättest du das Semikolon für dich entdeckt
Das spielt hier eine Rolle. So früh, wie du es hier einsetzt, verspricht es einen aufgeräumten, strukturierten Erzählton.
Ja, das Semikolon habe ich wirklich entdeckt, mir ist aufgefallen, dass ich das selbst total gerne habe, wenn Autor:innen das verwenden. Habe ich für mich dann übernommen.
Immer gut, die Sinne anzusprechen. Vor allem vom Tastsinn liest man ja doch seltener, finde ich, und doch lese ich so etwas immer gerne.
Habe es auch gerne, wenn ein Text die Sinne anspricht. Schön, dass es für dich funktioniert hat.
Die Idee und Beschreibung finde ich eigentlich gut. Ich frage mich noch, ob man das nicht etwas umstrukturieren könnte. Er stößt sich den Kopf, taumelt zurück, tastet blind und dann ...
Ja, das ist eine Schwachstelle. Ich habe in der Überarbeitung da etwas drangeschraubt, denke, dass ich da allerdings immer noch Verbesserungspotential habe.
ja, dann steht er in deiner Version vor einer Gartentür. Aber den gegebenen Hinweisen nach, war die Tür (Holzmaserung) das, was er eben bereits vor sich hatte.
Habe ich angepasst, das war in der alten Version fehlerhaft, bzw. nicht ganz logisch.
Oder aber: er betritt einen Garten und dann findet er ein Haus. Aber der Lichteinfall suggeriert, dass er sich in einem dunklen Raum aufhält.
Hier lohnt sich, denke ich, der Griff zum konkreten Vergleich. Also vielleicht "Architektenklause" oder dergleichen.
Habe mich jetzt für das Wort Werkstätte entschieden, mal schauen, ob das so besser funktioniert. Vielen Dank für deinen Einwand, fand ich ziemlich überzeugend.
Motiv klingt hier sehr informiert. Das entspringt einer bestimmten Sprache und einem Wissen, das hier für mich für diesen Erzähler infrage steht. Es ist auch unsauber formuliert, fast schon Stilblüte, weil das Motiv hier im Satz Agens ist. Wenn du bei "Motiv" bleibst, dann würde ich es gängig formulieren, also nicht reifizierend.
Ich habe noch nicht so ganz verstanden, was du mit "reifizierend" meinst?
viele Satzanfänge mit "Ich" – bei diesem hier hat es mich zum ersten Mal gestört. Richt vielleicht, wenn du hier variierst.
Ja, es sind viele Satzanfänge mit ich, habe da in der Überarbeitung versucht, etwas nachzuschärfen.
wichtiges Komma. Du könntest hier auch probieren, zwei Sätze draus zu machen. Dann wirkt das letzte vielleicht noch mehr wie eine unheimliche Erkenntnis, die es ja auch ist. Pointierter eben.
Ja, das stimmt. Habe jetzt zwei Sätze daraus gemacht, um das klarer voneinander zu trennen.
wieder Komma. Das ist, wenn du einen erklärenden Nebensatz einbaust und das darauffolgende "und" aber wieder an den Hauptsatz anschließt und eben nicht an den Nebensatz. Dann brauchst du das Komma, um das klar zu machen.
Vielen Dank für die Erklärung, das war mir so gar nicht klar!
unschön. Wieder so eine Stilblüte von Reifikation. Dann doch lieber so etwas Langweiliges wie "Ich hielt inne" – aber da fällt dir sicher noch was Besseres ein und ohne "ich"(?) :-)
Die Stelle habe ich umgeschrieben. Was genau meinst du mit "so eine Stilblüte von Reifikation?"
Spannend. Dir gelingt es gut, so eine traumhafte Stimmung zu erzeugen, mir aber zugleich das Gefühl zu geben, dass diese Story nicht wie ein Traum ins Leere oder Willkürliche läuft, sondern ein (denkwürdiges) logisches Ende hat, das über private und für andere meist unzugängliche Traummotive hinausweist. Es beweist, dass dein Schreiben Stringenz hat.
Ja, das war mir wichtig. Finde es schon einmal gut, dass es zumindest bis zu einer bestimmten Stelle funktioniert hat. Für den zweiten Teil habe ich deine Anregungen aufgegriffen, komme ich gleich zu.
Bin gespannt wie es weitergeht – und melde mich, wenn ich wieder Zeit habe (also hoffentlich heute oder die nächsten Tage; im schlimmsten Fall nach den Prüfungen ...).
Vielen Dank noch mal, sehe ich nicht als selbstverständlich an!
da nimmst du eine Abkürzung. Das ist ja so etwas wie ein Szenenwechsel. Aber der ist für mich sprachlich nicht zureichend beschrieben. Da fehlt mir die Sinnlichkeit, genau so etwas wie du es im Beispiel weiter oben hattest
Du legst da den Finger gut in die Wunde. Das hat mir am meisten zu denken gegeben. Ich habe die Stelle überarbeitet und versucht noch etwas mehr Realismus reinzugeben.
dieses "umwinden" ist schon sehr altertümelnd; das beißt sich, finde ich, furchtbar mit den, sagen wir mal, zeitgenössischen Bezügen im Text. Es gibt ja sogar einen Vergleich mit Gollum aus dem Herrn der Ringe. Weiß nicht, ob nur mir das so geht.
Ich habe da den Rotstift angesetzt; es soll sich nicht beißen, sondern viel lieber miteinander harmonieren. Möglicherweise muss ich auch das Golem rausnehmen, da bin ich allerdings noch unentschlossen.
Habe ja gesagt, es entsteht eine Vergleichssituation. Bei Kafka geht es ja um ein ganz konkretes Vorhaben des Landvermessers K. – das ist auch, was Kafka für mich so spannend macht, diese Stringenz und Notwendigkeit, die da überall mitschwing – eben dass das für den Autor auf genau diese Art erzählt werden muss; dass Erzählabsicht und Geschichte sich wunderbar decken.
Bin gerade dabei "das Schloß" von ihm zu lesen und habe auch die Erzählungen von Kafka momentan auf meiner Liste. Schon beeindruckend. Mir ist es an dieser Stelle auf jeden Fall noch einmal wichtig, dass ich mich in keinster Weise mit Kafka "vergleichen" will. Sehe das Schloss vielmehr als ein Archetyp und wollte mich daran ausprobieren. :-)
wieder dieses "umwand". Ab hier fällt es mir schwerer, dem Text zu folgen. Nicht inhaltlich, sondern ästhetisch. Ich finde, er tut hier genau das, was ich ihm unterstellt habe, nicht zu tun: er wird sehr traum- und sprunghaft. Surrealistisch, hat sich mir beim Lesen aufgedrängt.
Ja, dieses traum- und sprunghafte wollte ich unbedingt vermeiden. Ich habe auch lange überlegt, ob ich den Text überhaupt hochladen soll, weil ich befürchtet habe, dass es zu chaotisch ist. Daher habe ich deine Anmerkungen mit dem Nebel aufgenommen und das am Ende gestrichen.
Ich würde versuchen, das Sprunghafte rauszunehmen (also dieses: im ersten Satz ist der Nebel da; im zweiten ist er verschwunden; im dritten wieder da). Das wirkt auf mich nicht natürlich, sondern wie der Versuch, da eine Technik zu etablieren, die dann auf die Unregelmäßigkeit der Zeit hinweist.
Hm, ich habe den Nebel am Ende rausgenommen. Das ist auf jeden Fall eine sehr gute Beobachtung, bei der ich gut mitgehen kann. Am Anfang steht der Nebel in meiner Vorstellung dafür, dass er sein Schloss einfach nicht finden kann und auf dem falschen Weg unterwegs ist.
Und dann würde ich das Barocke, Schwülstige, Zärtliche hier noch mehr betonen. Auch, finde ich, kommst du in Richtung dieses Tonfalls, aber ganz triffst du ihn nicht. Da musst du vielleicht noch mehr in die Richtung lesen: Kunstmärchen vor allem. Goethe, Eichendorff, Tieck, de La Motte Fouqué, Chamisso (Schlehmil). Und dann vor allem E. T. A. Hoffmann (Meister Floh, der goldene Topf, Nussknacker und Mäusekönig, Sandmann).
Oh, vielen Dank für deine Vorschläge, liebe es immer, gute Empfehlungen zu bekommen! Habe mich in letzter Zeit etwas in die Klassiker eingearbeitet und vor allem Goethe hat es mir angetan, auch wenn ich vieles nicht verstehe und es mir da noch an Hintergrundwissen mangelt. E. T. A. Hoffmann habe ich bislang noch nicht gelesen, da bin ich mal gespannt.
Für mich wieder zurück zur Arbeit (lernen popernen)
Drücke dir die Daumen!
Insgesamt finde ich deinen Kommentar sehr wertvoll und ich habe versucht, deine Anmerkungen in der Überarbeitung umzusetzen. Herzlichen Dank!
Beste Grüße
MRG
Liebe @greenwitch,
ich habe mich sehr über deinen Kommentar gefreut, du sprichst viele Punkte an, die noch nicht so optimal sind/waren. Ich habe versucht, das mit in die Überarbeitung einfließen zu lassen:
Moin, moin @MRG, wie schön etwas Neues von Dir zu lesen, ich mag Deine Vielfalt, Du probierst so viel und entwickelst Dich sichtbar weiter - Klasse.
Das ging runter wie Öl, möchte mich dafür herzlich bedanken! :-)
Ich empfand den Einstieg als Märchenhaft. Ja, der Gedanke eines Traumes drängt sich auf, vielleicht durch die Verknüfung von Märchen und Realität.
Reinen Geschmackssache, aber ich möchte es kurz erwähnen: anstelle orangenes Licht würde ich hier entweder das märchenhafte verstärken - goldenes vielleicht? Oder aber einen Kontrast setzen?
Das ist eine wichtige Rückmeldung, ich bin hier ja auf einem schmalen Grat unterwegs, weil die Gefahr besteht, dass man als Leser:in hier schon aussteigt. Die Grundidee war, dass der Prota eine Reise durch sein Unbewusstes unternimmt und am Imaginieren ist.
a, die Semikolons und ihr für mein begrenztes Wissen richtiger Einsatz fiel mir auch auf, aber ich mag vor allem die Doppelpunkte. Es hat soetwas Zusammenführendes, Ordnendes.
Das freut mich zu lesen, muss allerdings dazu sagen, dass ich das wohl kopiert habe, von Autor:innen, die mir gefallen. Über das Lob freue ich mich trotzdem!
Hier hatte ich das Gefühl, dass es sich um den Lebensweg, eine Parabel oder zumindest in die Richtung handelt.
Ja, genau in die Richtung geht es. Der Prota will sein Urvertrauen zurückgewinnen und das Schloss symbolisiert diesen Ort in seinem Unbewussten.
Wenn es stilistisch gewollt ist, ist es natürlich nicht zu diskutieren. Mir waren es manchmal zu kurze Sätze , oft mit gleichem Anfang.
Interessant, dass du das sagst. Mir ist das während des Schreibens gar nicht so aufgefallen. Möglicherweise habe ich diese kurzen Sätze selbst gerne und verwende sie deshalb? Ganz genau kann ich das nicht beantworte, aber ich hatte es nicht im Vorfeld geplant, unbedingt kurze Sätze zu verwenden. Das hat sich einfach so ergeben.
Hier stutze ich über die Verankerung in der Zeit. Ist es gewollt, das ihm bewusst ist, das Schlösser in die Vergangenheit gehören. Soll er nicht in sein Schloss. Für mich ist das Schloss gefühlt sein Leben, sein Weg oder ja eher Ziel. Warum ist es dann früher erbaut?
Vielen Dank für die Anmerkung, die Stelle habe ich in der Überarbeitung angepasst.
Er muss sein Leben gestalten. Sein Schloss bauen und ist zu jung, zu unerfahren, um schon zu wissen, wie es geht? Ich bin sehr gespannt, ob ich völlig falsch liege, auf alle Fälle hat die Geschichte eine sehr inspirierende Wirkung
Mein Grundgedanke war, dass er genau in die falsche Richtung läuft. Denn er ist voller Ungeduld, voller Eile und anstatt darauf zu vertrauen, dass das Schloss schon exisitiert, versucht er es selbst in die Hand zu nehmen. Das war der Grundgedanke dazu.
Warum? Hier fehlt mir ein Anhaltspunkt, was löst den gedanken aus?
Hier wusste ich bei der Überarbeitung noch nicht so recht weiter. Ich hatte mir das so vorgestellt, dass er durch das Schreiben seine Gedanken ordnet und dann auf diese Befürchtung bzw. Ahnung kommt.
Er kommt aus dem Häuschen, steht im Neben (umhüllt, also ringsum). Dann wendet er sich um (zurück zum Gartenhaus?). Ich kriege hier einfach kein glaubwürdiges Bild.
Habe das versucht anzupassen und auch das Gartenhaus gestrichen, das war logisch nicht optimal.
Das fand ich unheimlich schön, wenn ich auch nicht auf die Bedeutung gekommen bin. Ich denke noch ein bisschen weiter ...
Vielen Dank für die Blumen, hat mich sehr gefreut. :-)
Die markante Stimme wurde glaube ich schon angesprochen, zu unkonkret. Aber generell finde ich die Stimme aus dem OFF sehr schön.
Das "markant" habe ich gestrichen, finde es jetzt selbst so besser.
Auch beim zweiten Lesen hab eich es nicht gefunden oder war zu abgelenkt? Warum den Prinzen? Kennt er ihn, soll da ein Prinz sein?
Der Prinz ist ein Teil von ihm und deshalb habe ich ihn als "den Prinzen" eingeführt.
Er hat sich Rat geholt, Hilfe für den weiteren Lebensweg? Die Trennung bezieht sich wohl auf den alten Mann, aber es könnte genausogut ein Ereigniss im Leben davor sein. Bin gespannt, ob es eine Bedeutung hat, mir war es so zu offen.
Ja, ganz genau. Ich habe hier den Vorschlag von
@alexei aufgegriffen und noch mehr Informationen nachgeliefert (und ich habe auch den ersten Satz ins Plusquamperfekt gesetzt, um die Verwirrung zu reduzieren).
Der Lebensweg, die vielen Windungen, eigentlich müssten da noch Abzweigungen rein, zumindest in meiner Interpretation.
Ich hatte es mir so vorgestellt, dass es eine erste Annäherung an das Vertrauen ist. Er geht in gewisser Weise dieses Risiko ein und folgt dem Prinzen, obwohl sein rationaler Verstand damit überhaupt nicht okay geht.
Hier hatte ich auf eine Hinweis gewartet, was außer Schwerelosigkeit beimVerlassen des vorbestimmten, des normalen sich anders anfühlt.
Sehr guter Hinweis, hier bin ich mir allerdings noch nicht sicher gewesen, wie ich das zufriedenstellen umsetzen kann. Da bin ich noch dran.
Das fand ich dann doch nicht so geschickt, aber im Zwiefelsfall würde es als Gedankenwiederholung durchgehen.
Habe ich jetzt bei der Lücke gestrichen.
Den Nebel hätte man doch von der anderen Brückenseite sehen müssen, hätte er ihn nicht weitblickend schon erwähnt?
Gutes Argument, habe ich auch rausgenommen. Der Nebel taucht jetzt am Ende gar nicht mehr auf.
Ich bin zufrieden, das es ein "Happy End" gibt. Mich überfordert die Deutung, aber es fordert mich und das mag ich sehr. Nun noch ein offenes Ende oder gar ein tragisches wäre aber zuviel.
Ein wirklich interessanter Text, ich werde die Diskussion serh aufmerksam verfolgen.
Schön, dass es dir gefallen hat. Habe mich wirklich sehr über deinen Kommentar gefreut.
Wünsche dir einen guten Start in die Woche.
Beste Grüße
MRG