Das Pendel der Zeit
Tick-tack. Tick-tack.
Ich sah die Pendeluhr, wie sie vor mir stetig und sauber lief. Ihr Pendel lang und mit einer schweren Kugel, welche ohne Unterlass hin und her geschwungen wurde. Tick-tack, tick-tack. Sekunde um Sekunde verging. Minute um Minute. Stunde um Stunde.
Ich sah, wie das Pendel den kleinen Kreisausschnitt zeichnete und ewig den selben Weg zurücklegte. Einmal in diese Richtung, einmal in die andere. Und die Kugel des Pendels war schwer.
Sie ist schwer bis heute.
Ich schaue mir die Uhr erneut an, und ich merke, dass sich nach all der Zeit nichts verändert hat. Sie pendelt und pendelt, unablässig fortschreitend, immer an der selben Stelle bleibend. Und ich stelle mir eine Frage: Ist die Uhr dumm? Sie zählt die Zeit, zählt sie aber nicht zusammen! Sie macht jeden Tag das gleiche, und während ich einen Tag zu jedem addiere, und weiß, dass keine Sekunde jemals wiederkommt, ist die Uhr einfältig und macht täglich das selbe. Und zwar jeden langen Tag. Wieso? Weil ich sie aufziehe. Ich zwinge die Uhr zu existieren. Wieso?
Das Pendel schwingt, beschreibt eine lockere Sinuswelle. Alle Pendel und ihre Kugeln auf der Welt machen das gleiche, überall. Die Uhr zählt, der Pendel schwingt mit, zeigt der Uhr, was sie zeigen soll.
Wie kommen die Menschen zurecht, die keine Uhr besitzen? Wie kommen die Menschen zurecht, die keine Zeit kennen? Sie sind frei von zeitlichen Schranken. Mir fallen nicht viele ein, denn es sind meist jene, die sich von der Uhrenzivilisation abgesondert haben, und kein Gewicht des Pendels sein wollen.
Ich sehe die Uhr an. Sehe, wie die schwere Kugel am Ende des Pendels hin und her geschwungen wird.
Ich frage mich, ob ich nicht doch dümmer als die Uhr bin.
Tick tack. Tick tack.