Was ist neu

Das Pendel der Zeit

Mitglied
Beitritt
23.10.2004
Beiträge
35

Das Pendel der Zeit

Tick-tack. Tick-tack.
Ich sah die Pendeluhr, wie sie vor mir stetig und sauber lief. Ihr Pendel lang und mit einer schweren Kugel, welche ohne Unterlass hin und her geschwungen wurde. Tick-tack, tick-tack. Sekunde um Sekunde verging. Minute um Minute. Stunde um Stunde.
Ich sah, wie das Pendel den kleinen Kreisausschnitt zeichnete und ewig den selben Weg zurücklegte. Einmal in diese Richtung, einmal in die andere. Und die Kugel des Pendels war schwer.

Sie ist schwer bis heute.
Ich schaue mir die Uhr erneut an, und ich merke, dass sich nach all der Zeit nichts verändert hat. Sie pendelt und pendelt, unablässig fortschreitend, immer an der selben Stelle bleibend. Und ich stelle mir eine Frage: Ist die Uhr dumm? Sie zählt die Zeit, zählt sie aber nicht zusammen! Sie macht jeden Tag das gleiche, und während ich einen Tag zu jedem addiere, und weiß, dass keine Sekunde jemals wiederkommt, ist die Uhr einfältig und macht täglich das selbe. Und zwar jeden langen Tag. Wieso? Weil ich sie aufziehe. Ich zwinge die Uhr zu existieren. Wieso?

Das Pendel schwingt, beschreibt eine lockere Sinuswelle. Alle Pendel und ihre Kugeln auf der Welt machen das gleiche, überall. Die Uhr zählt, der Pendel schwingt mit, zeigt der Uhr, was sie zeigen soll.
Wie kommen die Menschen zurecht, die keine Uhr besitzen? Wie kommen die Menschen zurecht, die keine Zeit kennen? Sie sind frei von zeitlichen Schranken. Mir fallen nicht viele ein, denn es sind meist jene, die sich von der Uhrenzivilisation abgesondert haben, und kein Gewicht des Pendels sein wollen.

Ich sehe die Uhr an. Sehe, wie die schwere Kugel am Ende des Pendels hin und her geschwungen wird.
Ich frage mich, ob ich nicht doch dümmer als die Uhr bin.
Tick tack. Tick tack.

 

Hallo theShire!

Ich finde manche Sätze in Deiner kleinen Geschichte noch recht holprig.
Mal ein Beispiel:

Sie ist schwer bis heute
Üblich wäre es zu sagen: Sie ist bis heute schwer. Ich denke, Du hast diese Satzstellung bewusst gewählt. Dann würde ich sie aber noch stärker unterstreichen z.B. Sie ist schwer - bis heute.

Aber ich will gar nicht weiter auf diese Nebensächlichkeit eingehen. Du schreibst:

Wie kommen die Menschen zurecht, die keine Uhr besitzen? Wie kommen die Menschen zurecht, die keine Zeit kennen?
Das ist ja wohl ein zentraler Satz Deines Textes - und sie ist mir zu weit gefasst. Du stellst zwei Fragen, die nicht einmal miteinander zusammenhängen:
1. Wie kommen Menschen zurecht, die keine Uhr besitzen? Diese Frage kann ich Dir relativ leicht beantworten: Recht gut. Ich habe zwar Uhren, trage aber seit Jahrzehnten keine Armbanduhr o.ä. und lasse mich möglichst auch nicht vom Wecker wecken, sondern richt mein leben möglichst nach meiner inneren Uhr aus. Das ist schon ein umfangreiches Thema, aber nicht so sehr philosophisch, sondern eher geschellschaftlich relevant.
2. Wie kommen Menschen zurecht, die keine Zeit kennen? Ausgehend von der Pendeluhr meinst Du wohl die Zeit, die natürliche Ablaüfe (Tag/Nacht) in willkürliche gleiche Einheiten zerlegt. Bevor es mechanische Uhren gab, kamen die Menschen eigentlich ganz gut zurecht. Allerdings war die Erfindung der reproduzierbar darstellbaren Zeit auch die Geburtsstunde des Kapitalismus. Da kommt philosophische Brisanz ins Spiel, aber sie geht gleich wieder unter, von dem Pendel Deiner Uhr erbarmungslos niedergetickt.

Vielleicht kannst Du ja noch mehr zu Deiner Grundidee schreiben.

Lieben Gruß

Jo

 

Hallo theShire,
jetzt hattest du mal Zeit genug, die Pendelbewegungen deiner Uhr zu verfolgen und philosophische Gedanken niederzuschreiben, und dann hörst du mit deiner Geschichte auf, bevor sie richtig anfängt:
Zitat:
Wie kommen die Menschen zurecht, die keine Uhr besitzen? Wie kommen die Menschen zurecht, die keine Zeit kennen? Sie sind frei von zeitlichen Schranken. (...) Ich frage mich, ob ich nicht doch dümmer als die Uhr bin.

Wo bleibt die Konsequenz deiner Gedanken? Und: Frei von zeitlichen Schranken sind Menschen wohl weder im kapitalistischen System noch in einem sozialistischen - Sollpläne und Termine prägen hier wie dort den Tagesablauf. Vielleicht sind die Buschleute im Kongo frei von zeitlichen Schranken...

Liebe Grüße
Vizande

 

Wie kommen die Menschen zurecht, die keine Uhr besitzen? Wie kommen die Menschen zurecht, die keine Zeit kennen? Sie sind frei von zeitlichen Schranken.
Der Text suggeriert, dass dem heutigen Menschen der Begriff Zeit in erster Linie über die Vergegenständlichung dieser in Form diverser, passender Messgeräte bewusst ist, hier einer (Stand-?)uhr mit integriertem Pendel. Das lenkt von der Tatsache ab, dass jeder geistig gesunde Mensch einen Begriff der Zeit hat - vom Zivilisationsmenschen mit Armbanduhr am Handgelenk bis hin zu den erwähnten "Buschleuten im Kongo". Der persönliche Körper eines jeden Menschen beispielsweise kann bereits als eine Art Uhrwerk aufgefasst werden. Zum einen, da dieser, wie jeder biologische Organismus, im Laufe der Zeit älter wird, andererseits kennt wohl jeder von uns mehr oder weniger seine persönliche, innere Uhr - so, wie das oben schon erwähnt wurde.

Die Frage nach den Menschen, die keine Uhr besitzen, ist also unsinnig, da man dafür (weiter gefasst) einerseits schon unsterblich sein müsste oder (enger gefasst) andererseits in einer Gegend wohnen müsste, in der die Sonne niemals unter- oder aufgeht. Erster Fall ist bis heute unbekannt, für den zweiten Fall kommen gerade mal die Polarkreise oder vielleicht fremde Planeten in Frage. Und zuletzt brauche ich eine Uhr im herkömmlichen Sinne noch nicht einmal zu besitzen - ich kann sie mir schließlich auch einfach ausgeliehen haben.

Mir fallen nicht viele ein, denn es sind meist jene, die sich von der Uhrenzivilisation abgesondert haben, und kein Gewicht des Pendels sein wollen.
Umgekehrt: Die "Uhrenzivilisation" hat sich von den früheren Lebensverhältnissen gelöst. Nur, da wir selbst in eben genannter Zivilisation leben, stellen wir nicht den Mittelpunkt der Welt dar. Das ist naive Egozentrik.

Interessant finde ich den Text in der Hinsicht, wie man zwei Begriffe (die Uhr und die Zeit) in einen Kontext stellen kann, der für uns zunächst so selbstverständlich erscheint, das wir diesen Text ohne weiteres verstehen können. Klar: Zum Begriff Zeit gehört in erster Linie so etwas wie eine Uhr! Der Text geht ja sogar soweit, dass es uns als geradezu absonderlich erscheinen muss, einem Menschen in unserem Umfeld zu begegnen, der keine Uhr besitzt.

Man stelle sich vor: Gesetzt den Fall, es wäre für uns aus irgendeinem Grund ebenso wichtig, den Raum wie die Zeit zu vermessen - müssten wir dann nicht zwangsläufig alle wie selbstverständlich mit Zollstöcken und Peilgeräten am Handgelenk oder in der Hosentasche in der Gegend rumlaufen? Würden dann manche von uns ebenso davon ausgehen, irgendwie unvollständig zu sein, sollten sie solche Geräte zur Raumvermessung nicht in ihrem Besitz wissen?

 

Nun, meine vorrangige Absicht ging von folgender "Inspiration" aus.

In "Der Papalagi" (ahm... bibliografische Angaben reiche ich notfalls nach *g*) fällt sinngemäß folgender Satz:

Der zivilisierte Mensch feiert seinen Geburtstag. Warum? So merkt er jedes Jahr wie alt er schon ist. Doch mit welchem Zweck?
Wir [ein Stamm, vergleichbar mit den kongolesischen Buschmännern] messen die Zeit nicht, wir wissen nicht, wie alt wir sind. Wieso muss bei euch ein 60jähriger Mann weniger agil sein als ein 40jähriger Mann?

Ok, die Kritik mit der Egozentrik, uns (zivilisierte Menschen) als eigentliche/ursprüngliche Form der Menschlichkeit darzustellen, kann ich nachvollziehen.

Auf die Frage, wo die Konsequenz der Geschichte bleibt, so kann ich nur sagen, dass ich Kurzgeschichten nur dann für sinnig, bzw. lehrreich halte, wenn sie zu eigenen Fragen und Gedanken anregen. Das heißt nicht automatisch, dass Kurzgeschichten unvollendet sein müssen. Allerdings gibt die Frage "Bin ich vielleicht dümmer als die Uhr?" ja schon die Richtung für eigene Fragen vor.

Ich fürchte, ich habe mich bei der Geschichte ein wenig zu stark von meinem Grundgedanken leiten zu lassen. *g* Sie zu verbessern wird schwierig, ich werd mal sehen, ob ich sie anders neu schreiben kann.


Danke Euch für die Kommentare!!! *g*

 

Den Absatz aus dem erwähnten Schriftstück finde ich nicht besonders sinnig. Wer feiert denn Geburtstag, um zu merken, wie alt er schon ist? Wenn er das nicht ohnehin schon wüsste, könnte er ja gar nicht erst auch nur einen einzigen Geburtstag feiern, da er nicht wüsste, wann der richtige Zeitpunkt dafür gekommen ist!

Die Leute feiern wohl eher um des Feierns willen, nicht um eines bestimmten Zeitpunktes wegen. Dieser ist nur hinreichendes Mittel zum Zweck.

Auch aus der Behauptung, die Mitglieder eines Stammes "kongolesischer Buschmänner" wüssten nicht, wie alt sie sind (der ganze Stamm oder die jeweils einzelne Person?) spricht doch eher einfach nur blanke Unkenntnis über für uns fremde Kulturen. Diese haben nämlich ganz einfach nur ein anderes Verständnis von Zeit als wir sie in der Regel haben. Das ist etwas anderes, als gar kein Verständnis oder meinetwegen Wissen von Zeit zu haben, wie es einem dieser Absatz vorzumachen gedenkt.

Außerdem widerspricht sich der Absatz selbst: Einerseits gibt er vor, nicht zu wissen wie alt "wir" sind (dh. aus der Sicht der "Buschmänner"), andererseits impliziert der letzte Satz ein Verständnis davon, was ein "60jähriger Mann" und ein "40jähriger Mann" bedeuten oder was zumindest den Unterschied zwischen diesen beiden ausmacht. Sobald ich aber diese Unterscheidung zu treffen vermag muss ich bereits ein Verständnis von Zeit haben und eine entsprechende Messung vorgenommen haben (eben den vollzogenen Vergleich). Der Sprecher geht ja zB. nicht etwa davon aus, dass der 60jährige jünger als der 40jährige ist. Das legt ein Verständnis von Zeit nahe und damit ist die Behauptung kein Verständnis von Zeit zu haben offensichtlich falsch.

 

Die philosophische Ratte schrieb:
Den Absatz aus dem erwähnten Schriftstück finde ich nicht besonders sinnig. Wer feiert denn Geburtstag, um zu merken, wie alt er schon ist? Wenn er das nicht ohnehin schon wüsste, könnte er ja gar nicht erst auch nur einen einzigen Geburtstag feiern, da er nicht wüsste, wann der richtige Zeitpunkt dafür gekommen ist!

Außerdem widerspricht sich der Absatz selbst: Einerseits gibt er vor, nicht zu wissen wie alt "wir" sind (dh. aus der Sicht der "Buschmänner"), andererseits impliziert der letzte Satz ein Verständnis davon, was ein "60jähriger Mann" und ein "40jähriger Mann" bedeuten oder was zumindest den Unterschied zwischen diesen beiden ausmacht. Sobald ich aber diese Unterscheidung zu treffen vermag muss ich bereits ein Verständnis von Zeit haben und eine entsprechende Messung vorgenommen haben (eben den vollzogenen Vergleich). Der Sprecher geht ja zB. nicht etwa davon aus, dass der 60jährige jünger als der 40jährige ist. Das legt ein Verständnis von Zeit nahe und damit ist die Behauptung kein Verständnis von Zeit zu haben offensichtlich falsch.


Nun, Widerspruch (wenn auch etwas verspätet *g*):

Ich stimme dir insoweit zu, dass ich in meiner Geschichte nicht hätte sagen dürfen, dass diese Menschen keine Zeit kennen.
Doch nun zu der zitierten Textstelle von mir:
Der Verfasser dieser Zeilen ist ein Stammeshäuptling eines Eingeborenen-Stammes in Polynesien gewesen. Er wurde ausgeschickt um die Welt zu erkunden, und strandete bei den Europäern (dem Papalagi). Er befreundete sich mit einem solchen Europäer, und so lernte er die Sprache kennen (afaik Deutsch). Da er auch die Kultur des Europäers kennenlernte, begriff er natürlich auch unser Zeitverständnis, deshalb war er in der Lage einen solchen Vergleich zwischen einem 60jährigen und einem 40jährigen Mann aufzustellen.

Des weiteren:
Mit "Geburtstag feiern" ist nicht die Feier gemeint *g*. Viel mehr ist das Zählen der Jahre gemeint. Diese Anhäufung von gemessenen Zeitabschnitten ist übrigens auch in meiner Geschichte der Kritikpunkt gewesen.

Falls Interesse besteht, und es ist wirklich interessant *g*:
http://people.freenet.de/Bruno-Groening/papalagi.html

Runterscrollen bis
Der Papalagi hat keine Zeit

 

Ich denke nicht, dass der Geschichte eine Konsequenz fehlt: Der Sinn einer (philosophischen) Kurzgeschichte muss ja nicht sein, dass der Autor seinem Leser seine Sicht der Dinge aufzwingt, es genügt meist, eine Frage zu stellen. Das ist hier gelungen.

Die Schwäche der Geschichte liegt meiner Meinung nach eher in der durchschimmernden, etwas naiven Sicht, dass der Gegensatz hier zwischen Menschen bestehe, die Zeit kennen gegenüber solchen, die keine kennen (zumal es so etwas - wie die philosophische Ratte ausführte - nicht geben kann). Ich lese aus der Geschichte eher das Dilemma einer von seinem natürlichen Zeitrhytmus entfremdeten (durchaus im Marxschen Sinne!) Person, also den Gegensatz zwischen natürlicher Zeitmessung mittels der Sonne und technischer Zeitmessung mittels Uhren.

Nebenbei bemerkt ist dies nur eines der vielfältigen Themen rund um die Zeit. Einiges mehr findet sich in Christopher Wilkins hervorragendem Roman "Der Zeitmesser", dem ich auch die Inspiration zu meiner Geschichte "Die zwei Uhren" verdanke.

 

@Naut

Ich lese aus der Geschichte eher das Dilemma einer von seinem natürlichen Zeitrhytmus entfremdeten (durchaus im Marxschen Sinne!) Person, also den Gegensatz zwischen natürlicher Zeitmessung mittels der Sonne und technischer Zeitmessung mittels Uhren.
Das ist kein Gegensatz, sondern lediglich ein gradueller Unterschied.

Außerdem kann die Zeit u.a. über Sonnenuhren auch verhältnismäßig genau gemessen werden. Und die gibt es schon seit mindestens zweieinhalbtausend Jahren. Oder Wasser- und Sanduhren sind seit den alten Ägyptern bekannt. Nur die mechanische Zeitmessung gibt es "erst" seit rund siebenhundert Jahren.

Wie ich schon einmal oben erwähnte: Die hier diskutierte Geschichte (wie im Übrigen auch der oben verlinkte Textausschnitt, den ich gerade gelesen habe) gibt vor, dass die Ursache einer gewissen Entfremdung des Menschen der sog. Natur gegenüber in der Zeitmessung liegt. Ich dagegen bin eher der Ansicht, dass letztere lediglich eine Bedingung darstellt um unseren heutigen, modernen Lebenswandel vernünftig organisieren zu können.

Es handelt sich hier also um einen kulturell-soziologischen Unterschied und nicht um einen im Wesentlichen technischen. Das heißt, wir würden heute auch ganz ohne Gerätschaften zur Messung von Zeit nicht viel anders leben als jetzt auch, nur könnten wir dann nicht mehr so effizient arbeiten oder uns zB. verabreden und dergleichen mehr.

Dass wir insbesondere unsere Lebenszeit zählen hat u.a. soziologische Ursachen. In einer so hochorganisierten und differenzierten Gesellschaft wie der unseren (Eigenschaften, die gering entwickelten, in Stämmen organisierten Völkern nicht zukommen) ist es wichtig, die Menschen auch dann voneinander unterscheiden zu können, wenn man diese nicht persönlich kennt. Und zwar in diesem Fall weniger anhand ihres wertfreien Namens, sondern zB. anhand ihrer Anzahl an Lebensjahren. Nach diesen richtet sich etwa die passende Zeit für eine Einschulung, für den Führerschein, die Midlife-Crisis sowie die Rente bzw. Pension.

Das sag ich jetzt deshalb noch, da dieser polynesische Stammeshäuptling diese Verhältnisse in seinem Bericht an seine Untergebenen ganz außen vor lässt. Insofern zeigt er sich als ein so dürftig verständiger Ethnologe wie diejenigen unserer Breitengrade von vor rund hundert Jahren, als man noch alle Schwarzen für irgendwie unterentwickelt und daher per se für missionierungsbedürftig hielt.

 

Philo,

natürlich hast Du recht, wie könnte ich mich auch mit Deinem umfassenden Wissen messen.

Was ich meinte war eher folgendes: Die Erfindung der mechanischen Uhr markiert den Übergang zur Industrialisierung. Wie so oft in sozialwissenschaftlichen Bereichen sind hier Ursache und Wirkung nicht unterscheidbar, man kann nicht sagen, ob die Industrialisierung die mechanische Uhr bewirkte oder umgekehrt (wahrscheinlich eher beides).
Entscheidend ist, dass damit ein Prozess der Loslösung von der Umwelt einen ersten Höhepunkt fand, der mit der Entdeckung des Feuers begonnen hat: Nachdem sich der Mensch von den vorher naturgegebenen Dingen Obdach (Hüttenbau), Nahrung (Ackerbau und Viehzucht) und Beleuchtung (Feuer) "emanzipiert" hatte, war er nun von der Sonne unabhängig, um die Zeit zu bestimmen. Die Sache hatte nur einen Haken: Vielleicht mehr noch als bei den vorgenannten Dingen war der Mensch hier biologisch an einen Rhythmus angepasst, der sich nicht so einfach abschaffen ließ. Die mechanische Zeitmessung unterscheidet sich aber in einem wesentlichen Punkt von der Messung z.B. mittels Sonnenuhren: Der Sonnentag hat so gut wie nie exakt 12/24 Stunden, der mechanische Tag immer. (Wasseruhren gab es natürlich auch, die waren aber aufgrund ihrer umständlichen Handhabung längst nicht so gebräuchlich wie Sonnenuhren oder später mechanische Uhren.) Hieraus resultiert ein "herumpendeln" des Industriemenschen um den Sonnentag, mal steht er zu früh auf, dann wieder zu spät. Die Nahrungsaufnahme wird nicht nach Hungergefühl, sondern nach der Zeitmessung organisiert.

Ich denke, das ist der Aspekt, den ich in dem Text gesehen habe.

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom