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Das Märchen von der Weihnachtsschnecke
Es war einmal zur Weihnachtszeit, dass am fernen Nordpol eine kleine Schnecke lebte. Sie wohnte natürlich nicht im Schnee, sondern in einem Fachwerkhaus mit Reetdach und einem Schornstein, aus dem es ordentlich rauchte.
Im Haus gab es einen Kamin und einen Kaffeebaum. Und in diesem Baum saß unsere Schnecke. Das hört sich etwas langweilig an. Aber die Schnecke war glücklich. Die Blätter schmeckten gut und es war wohlig warm. Sie kaute gerne vor sich hin und beobachtete den Mann mit dem langen, weißen Bart und der roten Mütze. Eine solche Mütze wünschte die Schnecke sich auch, besonders den weißen Bommel mochte sie.
Der Mann besaß viel Spielzeug, das er in buntes Papier verpackte. Und die Päckchen bekamen ebenso bunte Schleifchen. Die Schnecke fragte sich, was der Mann mit dem Spielzeug vorhatte. Spielen jedenfalls tat er nicht damit.
Als es draußen richtig kalt wurde, da wurde der alte Mann sehr emsig. Er und seine Rentiere trugen die vielen Päckchen aus dem Haus und packten sie auf einen großen Schlitten. Mit noch größeren Augen und ausgestreckten Fühlern betrachtete die Schnecke das Treiben.
Als der Raum fast leer war, bückte sich der alte Mann und griff unter sein Sofa. »Rudi, warte!«, rief er. »Hier liegt noch eines.« Mit einem roten Päckchen in der Hand wollte der Mann sich aufrichten, hielt aber plötzlich inne. »Aujaujaua!«, schrie er. Rieb sich den Rücken und ließ sich in das Sofa plumpsen. Die Rentiere kamen hineingestürmt. »Was ist geschehen Weihnachtsmann?«, fragte Rudi mit der roten Nase. »Auauau!«, stöhnte der Mann. »Hexenschuss!«
Erschrocken trampelten die Rentiere mit ihren Hufen. »Hexenschuss!«, riefen sie. »Aber es ist Weihnachten! Wer bringt den Kindern jetzt die Geschenke?«
Der Weihnachtsmann versuchte sich aufzurichten, fiel jedochl zurück auf das Sofa. »Ich glaube, Weihnachten muss dieses Mal ausfallen.«
»Oh, nein!«, rief Rudi. »Da muss es doch eine Lösung geben! Vielleicht kann einer von uns die Geschenke verteilen.«
»Aber ihr müsst doch den Schlitten ziehen und ein Rentier mit seinem Geweih, das passt doch gar nicht durch die Schornsteine.«
Die Rentiere schwiegen und sahen sich ratlos an.
»Aber, aber, ich bin doch auch noch da!«, sagte die kleine Schnecke.
»Wer hat da gesprochen?«, fragte Rudi und alle sahen sich im Raum um.
»Ich, hier! Auf dem Kaffeebaum!« Die Schnecke kroch auf das oberste Blatt. »Ich, die Schnecke.«
»Potzblitz, ein blinder Passagier!«, rief der Weihnachtsmann. »Aber das ist vielleicht die Lösung. Die Schnecke passt durch jeden Kamin!«
»Eine Schnecke als Weihnachtsmann?« Rudi rieb sich die rote Nase.
»Warum nicht?«, fragte die Schnecke. »Ihr müsst mir nur sagen, was ich tun muss. Und ich hätte einen Wunsch.«
»Welchen Wunsch denn?«, fragte der Weihnachtsmann.
»Ich hätte auch gerne solch eine rote Mütze mit einem weißen Bommel dran.«
Der Weihnachtsmann lachte. »Die kriegst du!«
So kam es, dass die kleine Schnecke mit einer roten Mütze und einem weißen Bommel zur Weihnachtsschnecke wurde. Und wenn Euch die Zeit bis zur Bescherung einmal wieder besonders lang vorkommt, dann kann es sein, dass der Weihnachtsmann einen Hexenschuss hat und die kleine Schnecke die Geschenke bringt.