Was ist neu

Das letzte Wort des Belzebub

Mitglied
Beitritt
27.10.2002
Beiträge
8
Zuletzt bearbeitet:

Das letzte Wort des Belzebub

Mit belehrender Miene stand der hagere Mann vor seinem Opfer. Die Brauen zusammengezogen und die Augen zu zwei Schlitzen zusammen gekniffen, war es dem Opfer unmöglich einen tieferen Einblick in die Gedankenwelt seines Henkers zu erlangen.
In seiner Rechten hielt der Vollstrecker eine silberne Sichel - in der Linken eine Kornähre.
In das lange Schweigen trat schließlich die Stimme des letzten Wortes.
"Wissen Sie, warum Hass entsteht?"
"Nein."
Wissen Sie, was der Grundgedanke von Hass ist?"
"Nein."
"Leisten Sie Widerstand gegen sich selbst?"
"Nein."
"Träumen Sie nachts vom Tag und tags von Schlaf?"
"Nein."
"Kennen Sie den Einzelnen, ohne dessen Einsamkeit?"
"Nein."
Sein Blick schrie vor Gier. Die Augen waren nun so weit geöffnet, dass seine Pupillen im Weiß seiner Augen zu schwimmen schienen.
"So spreche ich nun zu Ihnen, wie Ihr zu Denen sprechen werdet."
Bei diesem Satz löste sich seine rechte Hand aus der Schwärze der Nacht und zeigte gen Himmel.
"Je stärker der Glaube ist, und umso tiefer er in die Persönlichkeit des Gläubigen verankert ist, umso kontrollierter und gefährlicher wird die Gewalt.
Durch die Macht des Glaubens schlägst Du.
Durch die Kraft des Glaubens lenkst Du.
Und durch die Seele des Gläubigen verantwortest Du."
Bei diesen Worten legte der Lehrende die Sichel um den Nacken des Schülers und drückte Ihm die Ähre gegen das Herz.
Ein letztes Mal erhob er das Wort.
"Liebst Du es?"
"Ja."
Ein trunkener Schrei und ein mattsiberner Blitz durchfuhen die Nacht.Gebt Acht, es ist Walpurgisnacht.

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Runfried,

ich bin mir, ehrlich gesagt, etwas unschlüssig bei deiner Geschichte. Ich hab sie zweimal gelesen, aber ganz verstanden hab ich sie, glaub ich, wohl nicht.

Der Vollstrecker/Henker steht vor seinem Opfer und stellt ihm eine Reihe von Fragen, die für mich nicht in direktem Zusammenhang stehen. Aber es geht irgendwie um den Glauben. Letztlich erfährt man, dass der Vollstrecker eigentlich der Lehrer ist, der zu seinem Schüler spricht.

Die Rubrik ist sicherlich richtig gewählt, allerdings gehe ich davon aus, dass hinter dem ganzen ein tieferer Sinn steckt, den ich leider nicht entschlüsseln konnte. Oder lag es in deiner Absicht, mit dem Text Verwirrung zu stiften?

Vielleicht kann ja ein anderer die Story enträtseln, oder du lieferst selbst eine Auflösung.

Bei der "Miene" im ersten Satz fehlt übrigens das "e", und bei den ersten beiden Fragen fehlt das Komma nach "Wissen Sie".

Viele Grüße

Christian

Nachtrag: Der "silberne Blitz" dürfte die Sichel sein, somit ist er doch wohl eher Henker als Lehrer.

 

Hallo Christian

Erstmal danke für die Korrektur. Das wusste ich nicht mit dem "e".
Nun zu der Geschichte. Die ersten fünf Fragen stehen tatsächlich in direktem Zusammenhang mit dem Glauben, bzw. mit dem fehlendem Glauben. Der Vollstrecker steht seinem Opfer gegenüber und verlangt Rechenschaft.
Die Ignoranz seines Opfers, die durch dessen Unwissenheit über die Abgründe des menschlichen Daseins hervorgehoben werden sollten, erklärt sich durch seinen mangelnden Glauben. Der Glaube, als Anfang und Ende, somit als Kreislauf der menschlichen Natur, der zu fügen sie sich selbst bestimmen muss, fehlt diesem Individuum und entblöst sich vor dem Belzebub. Dieser fordert Wahrhaftigkeit, die das Opfer ihm durch seine ehrliche Antwort "Nein" verschafft.
Das Fordern nach Ehrlichkeit sollte durch die abgeerntete Ähre dargestellt werden, die den Verlorenen mit dem Ende des eben beschriebenen Kreislaufes konfrontiert- mit dem Tod. Nun erkennt der Belzebub diese Schwäche und strahlt vor Vorfreude.
In seiner Bosheit lehrt er seinem Opfer seine Religion. Hierher also rührt die Metapher des Lehrers der seinem Schüler die Weisheit des Boshaften instruiert. Dass er Ihm dabei die tote Ähre gegen das Herz drückt sollte zeigen, dass er den Menschen in seinem Innersten erfasst.
Die folgende Frage, ob er es liebe kann offen bleiben für Interpretationen. Auf jeden Fall gibt Sie dem Henker den ausstehenden Anlass sein Opfer zu töten.
Wem desweiteren der trunkene Schrei gehört überlass ich ebenfalls der Entscheidungsfreiheit des Lesers.
Nur eines noch: Der Satz "So spreche ich nun zu Ihnen wie Ihr zu Denen sprechen werdet" zeigt außerdem, dass es dem Belzebub darum geht einen falschen Glauben zu verbreiten. Wem das jedoch alles zu abgehoben und verworren erscheint, der gebe sich mit dem Schluss(s- mit zwei oder drei "s"?) zufrieden: "Gebt Acht, es ist Walpurgisnacht" und tut diese Geschichte als eine Zumutung von kranken Geistern ab, die nur darauf aus sind die Gedanken des Lesers zu beschimpfen und nicht zu fordern.
Hoffentlich habe ich Dein Bild von der Geschichte ein wenig verändert.
Bis dann, Runfried

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom