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Das letzte Wort des Belzebub
Mit belehrender Miene stand der hagere Mann vor seinem Opfer. Die Brauen zusammengezogen und die Augen zu zwei Schlitzen zusammen gekniffen, war es dem Opfer unmöglich einen tieferen Einblick in die Gedankenwelt seines Henkers zu erlangen.
In seiner Rechten hielt der Vollstrecker eine silberne Sichel - in der Linken eine Kornähre.
In das lange Schweigen trat schließlich die Stimme des letzten Wortes.
"Wissen Sie, warum Hass entsteht?"
"Nein."
Wissen Sie, was der Grundgedanke von Hass ist?"
"Nein."
"Leisten Sie Widerstand gegen sich selbst?"
"Nein."
"Träumen Sie nachts vom Tag und tags von Schlaf?"
"Nein."
"Kennen Sie den Einzelnen, ohne dessen Einsamkeit?"
"Nein."
Sein Blick schrie vor Gier. Die Augen waren nun so weit geöffnet, dass seine Pupillen im Weiß seiner Augen zu schwimmen schienen.
"So spreche ich nun zu Ihnen, wie Ihr zu Denen sprechen werdet."
Bei diesem Satz löste sich seine rechte Hand aus der Schwärze der Nacht und zeigte gen Himmel.
"Je stärker der Glaube ist, und umso tiefer er in die Persönlichkeit des Gläubigen verankert ist, umso kontrollierter und gefährlicher wird die Gewalt.
Durch die Macht des Glaubens schlägst Du.
Durch die Kraft des Glaubens lenkst Du.
Und durch die Seele des Gläubigen verantwortest Du."
Bei diesen Worten legte der Lehrende die Sichel um den Nacken des Schülers und drückte Ihm die Ähre gegen das Herz.
Ein letztes Mal erhob er das Wort.
"Liebst Du es?"
"Ja."
Ein trunkener Schrei und ein mattsiberner Blitz durchfuhen die Nacht.Gebt Acht, es ist Walpurgisnacht.