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Das Leiden des Herrn von Stein

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29.01.2010
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Das Leiden des Herrn von Stein

Im Laufe des Nachmittags spürte Frank Unruhe aufkommen. Er kannte diesen Zustand, den aufzufangen ihm meist nicht gelang. Ein Aktenstoss fiel zu Boden, als er ungeschickt hantierte. Dies verstärkte seine düstere Stimmung noch.
Diese Befindlichkeit war in der Pubertät erstmals aufgetreten. Ein grösserer Junge hatte ihn geneckt, indem er ihm seinen vollen Namen entstellt nachrief. Er sah keinen Bezug darin und seine Erziehung gebot ihm, solch ein Verhalten zu ignorieren. Doch ein anderer Junge klärte ihn über die Bedeutung auf. Sein Name, Frank von Stein, war dem einer schauerlichen Romanfigur angeglichen worden. Er wies diesen Vergleich zwar von sich, doch vergessen konnte er diese Verunglimpfung nicht. Es mochte Zufall sein, aber in der Folge trat ab und zu diese bedrängende Unruhe in ihm auf. Eine Anspannung, die sich vorerst zu Unrast und Wachträumen steigerte. Erst Jahre später wusste er, was sein Grossvater gemeint hatte, als er einst sagte: «Junge, du trägst eine grosse Last.» Ihn hatten auch solche Phasen beherrscht.

Von Erregung getrieben, schritt Frank durch die dunklen Strassen. Er achtete nicht darauf, wohin er eilte. Der Verkehr beruhigte sich, je mehr er sich vom Stadtkern entfernte. Passanten waren nur vereinzelt unterwegs.
Überrascht schaute er auf, sein Schritt verharrte. Unbewusst hatte er dieses Haus anvisiert. Eine seiner Klientinnen wohnte hier. Vor zwei Jahren hatte sie ihn, auf Empfehlung hin, in einer Erbschaftsangelegenheit kontaktiert. Ein nicht sehr komplizierter Vorgang, doch sie fühlte sich nicht sicher und es ging um einen bemerkenswerten Nachlass. Zum Dank hatte sie ihn dann wiederholt zu gesellschaftlichen Abendanlässen eingeladen. Ein gewisses Interesse von ihr an seiner Person war ihm nicht entgangen. Sie war eine attraktive junge Frau, gebildet und aus gutem Haus. Seine Eltern hätten Freude an ihr. Auch in ihm erweckte sie Sympathie, doch wie immer wich er einer vertraulichen Beziehung aus.
Aus zwei Fenstern im Erdgeschoss fiel Licht in den Garten.

Zwanghaft streckte er seine Hand aus und drückte auf den Klingelknopf neben dem Tor.
«Ja, wer ist da?» In der offenen Haustür stand Clothild Schwarnau.
«Ich bin es, von Stein. Entschuldigen Sie bitte die späte Störung.»
«Ah, welche Überraschung, Herr von Stein. Je später der Abend, desto angenehmer die Gäste. Kommen Sie herein!» Sie führte ihn in den Wohnraum.
«Entschuldigen Sie bitte, Frau Schwarnau», äusserte Frank nochmals. Er fühlte sich höchst angespannt. «Es war eine spontane Eingebung, als ich hier vorbeikam und bei Ihnen noch Licht sah.»
«Aber ich bitte Sie, Herr von Stein. Sie sind mir jederzeit willkommen.» Sie freute sich wirklich, wie er merkte.

Er setzte sich in einen Fauteuil. Als sie sich auf der Couch vorbeugte, um ihm ein Glas Wein einzuschenken, hob der Ausschnitt ihres Hauskleids etwas ab, den Ansatz der Rundungen freilegend. Frank senkte den Blick auf das Glas, um nicht dreist zu wirken.
Sie schlug die Beine übereinander. Mit dem Glas in der Hand zurücklehnend, öffnete sich das Hauskleid, ihr rechtes Bein bis über das Knie freilegend. Er bemühte sich, seine Unruhe nicht erkennbar werden zu lassen.
«Ich war in der Gegend, als mir spontan der Gedanke kam, Ihnen eine aussichtsreiche Investitionsmöglichkeit vorzuschlagen.»
«Ich mag keine geschäftlichen Gespräche zu dieser Stunde. Gerne komme ich aber in den nächsten Tagen bei Ihnen vorbei.»
«Aber natürlich, es war nur ein Impuls, es Ihnen sofort zu berichten.»
«Das ist schön, dass Sie an mich dachten und auch persönlich vorsprachen. Gerne würde ich jetzt aber unser Gespräch fortsetzen, das wir letzthin hatten. Sie erinnern sich, das Bild, das Sie erwähnten.»
Lucretia! Frank war klar, dass sie das Gemälde meinte, das seine Familie Tizian zuschrieb. Ein in der Öffentlichkeit unbekannter Entwurf des Künstlers, welcher im Besitz seiner Familie war. Er hatte ihn ihr gegenüber aus einer Laune heraus erwähnt. Sie hatte ein Faible für Kunst, und ein echter Tizian, auch wenn er nicht signiert und kein Attest vorlag, war für jeden Kunstliebhaber eine Besonderheit. Dass er in Privatbesitz ist, machte dies noch interessanter. «Mich hatte die Szene Sextus greift Lucretia an schon als Kind fasziniert, als ich ahnte, was da passiert sein musste.» Tatsächlich war es ihm zum Schlüsselerlebnis geworden. Wenn die ihm typische Unruhe ihn stark ergriff, vergegenwärtigte sich die Szene in seinen Gedanken.
Clothild machte ein gespielt ernstes Gesicht. «Ich hoffe, der Reiz gilt heute mehr dem Künstler als der Tat des Sextus?»
«Natürlich. Damals war es die Verunsicherung des Kindes, das betrachtete, aber nicht verstand.»
«Und heute?»
«Ich bin mir nicht sicher. Die Ehrfurcht vor dem Künstler steht ganz klar vorab. Doch geht mir vom Bild noch ein viel tieferer Ausdruck aus als damals. Es ist, als ob es Böses und Wunderbares in sich vereint, Widersprüchliches, das ich bis heute noch nicht ganz klar erfasse.»
«Aber die Handlung ist doch klar, Sextus vergewaltigt Lucretia.» Clothild sprach dies unbefangen aus.
«So lautet es in der antiken Geschichtsschreibung. Aber ich glaube Tizian wollte hier etwas anderes zum Ausdruck bringen, der Geschichte eine andere Wendung geben. Ich denke, dies wurde zu seiner Zeit nicht akzeptiert, weshalb er es nicht signierte und die Szene nochmals neu malte.»
«Eine höchst interessante Überlegung. Was denken Sie denn, welche Geschichtskorrektur er vornehmen wollte? Etwa, dass Sextus sie ermordete?»
«Ja. Aber das Motiv, welches Tizian Sextus unterlegt, erschliesst sich mir aus dem Bild noch nicht.»
«Ich bin fasziniert. Darf ich mal bei Ihnen vorbeikommen, um mir das Bild anzusehen?»
«In den Jahrhunderten, seit es im Besitz unserer Familie ist, hat es noch nie ein Aussenstehender zu Gesicht bekommen.»
Es machte einen Moment den Eindruck, Clothild gäbe sich geschlagen, doch dann hellte sich ihr Gesicht auf. «Wird es der Frau, die Sie heiraten, dann zugänglich sein?»
Ein kurzes Lachen konnte Frank nicht unterdrücken. «Sicher, sie wäre dann ja ein Familienmitglied.»
Clothild stand auf und kniete sich vor Frank hin. «Darf ich um Ihre Hand anhalten, Frank?»
Der Antrag von Clothild überrumpelte ihn. Es entsprach nicht den gesellschaftlichen Regeln und so ein theatralisches Vorgehen hatte er von ihr nicht erwartet. «Ist das Bild Ihnen denn so viel Wert, Clothild?»
«Ja Frank, als Beigabe schon.»
Sein Blick zog von ihrem fein geschnittenen Gesicht langsam abwärts, bis zum Ansatz der Brüste, welche der Ausschnitt ihres Kleides offenlegte, und wieder aufwärts. Der schmale Hals, die weisse Haut von junger Frische, hielt seinen Blick gefangen. Lucretias Hals sah nicht annähernd so verführerisch aus. Seine Anspannung fiel in sich zusammen. Lust durchwogte ihn. Er streckte behutsam die Hände vor, ihr Gesicht fassend. «Ja, Clothild, sei mein». Die Hände strichen abwärts, während in Clothilds Augen ein Leuchten trat. Seine Finger spreizten sich um ihren Hals, langsam, sehr langsam einen zunehmend stärkeren Druck ausübend. Clothilds Augen, die ein ungläubiges Staunen angenommen hatten, traten stark hervor, plötzlich wurde der Blick matt.
Sanft bettete Frank Clothild auf die Couch, ihr die Augenlider schliessend. «Lucretia», flüsterte er.

Frank spürte ein Frösteln, er stand schweissgebadet und erschöpft vor dem Tor. Aus zwei der Fenster am Haus schien unverändert das Licht. Eben war hinter einem Fenster eine Bewegung zu sehen. Clothild Schwarnau, er meinte einen Moment sie zu sehen, wie sie den Raum durchschritt. Sie lebt? … Wirklich, sie lebt, wenn es nicht ein Trugbild ist! Sein Atem rasselte wie nach einer gewaltigen Anstrengung. Er hatte wiederum eine Frau ermordet, dem Zwang gehorchend – doch sie lebt! Oder doch nicht? Schweren Schrittes entfernte er sich von dem Haus.

Sein Vater stand hinter dem Schreibtisch, in der Haltung die er einnahm, wenn er Wichtiges vorzutragen hatte. In der Familie von Stein achtete man auf würdiges Auftreten. Für die seit sieben Generationen bestehende Anwaltskanzlei Dres. von Stein & Sohn war dies repräsentativ. Der Vater war das Inbild dafür.
Seine Mutter sass auf einem der beiden Besucherstühle, die Hände gefaltet. Es musste ein besonderer Anlass sein, zu dem man ihn hergebeten hatte.
«Frank, wir haben einen Entscheid getroffen, da du offensichtlich nicht in der Lage bist, dein Leben selbst in den Griff zu bekommen.»
«Aber …», er wollte sich mit seiner beruflichen Reputation rechtfertigen, doch sein Vater schnitt ihm mit einer Handbewegung, das Wort ab.
«Es war bei deinem Grossvater so und du bist nicht anders. Er hatte phasenweise eine verwerfliche Gesinnung, eine ambivalente Haltung zu Frauen. Seine Eltern konnten diese Entartung nur durch eine Zwangsheirat in den Griff bekommen, um ihn vor sich selbst zu schützen. Doch es ging auch um die Sicherung der Nachfolge. Unser Stammbaum ist über Jahrhunderte hinweg in bester Gesellschaft etabliert. Solltest du dich gegen unsere Entscheidung sträuben, sähen wir uns veranlasst, so schmerzlich und schmählich es für unsere Familie auch wäre, dein Verhalten auf andere Weise zu unterbinden. Es gibt da mehrere ungeklärte Fälle, die uns keineswegs entgangen sind, ebenso wie seinerzeit bei deinem Grossvater.»
Frank schwieg, er konnte keinen klaren Gedanken fassen, sein Denkvermögen entzog sich ihm.
«Wir haben uns für eine unserer Klientinnen entschieden und mit ihr vertraulich eine entsprechende Vereinbarung getroffen. Du wirst Clothild Schwarnau heiraten. Sie bringt die besten Voraussetzungen mit und ist einer Verbindung mit dir durchaus zugeneigt.»
Der Vater machte die Tür zum Nebenraum auf und Clothild trat ein. Zu einem eleganten schwarzen Kleid trug sie einen weissen Seidenschal mit schwarzen Punkten. Der Schal wirkte ungewöhnlich, da es ein warmer Spätsommertag war.
«Hallo Frank.» Ihre Augen zeigten das Leuchten wie an jenem Abend, als er ihr zuflüsterte: Ja, Clothild, sei mein.

 

Lieber Anakreon,

richtig "Horror" wird eine Geschichte erst gegen Ende. Du schreibst über die Leiden des jungen Stein, über eine Art "Familienfluch" und als Leser fühlt man sich in der Zeit etwas zurück geworfen. Einerseits durch die strikten Familienvorgaben und gesellschaftlichen Vorgaben, die du übrigens sehr konsequent darstellst, und deinem Stil, der eher historisch als zeitgenössisch klingt.

An dieser Stelle möchte ich gleich einige Worte zu deinem Stil sagen. Nehmen wir einen Satz aus deinem Text:

Tatsächlich war es ihm zum Schlüsselerlebnis geworden, wenn die ihm typische Unruhe ihn stark ergriff, sah er die Szene in seinen Gedanken plastisch gegenwärtig.
Bei einer anderen Geschichte habe ich - soweit ich weiß - schon einmal erwähnt, dass dein Stil etwas trocken wirkt - zumindest auf mich. Auf der anderen Seite wählst du deine Worte weise und erzählst dem Leser genau das, was du im Kopf hast, was vor sich geht. Mit anderen Worten: Du bist sehr präzise in deinem Ausdruck. Ich bin jedoch der Meinung, dass dieses Vorgehen dem Lesegenuss und dem Gruselfaktor etwas entgegen wirkt. Nichtsdestortotz hat dein Stil auch seinen Reiz. Dein sachlicher Ton - Emotionen sind größtenteils in Handlungen, manchmal in der wörtlichen Rede zu erkennen - dein sachlicher Ton relativert den Fluch, das Schreckliche an deiner Geschichte und macht es noch fürcherlicher.

Zum Inhalt: Der Familienhintergrund, die Beziehung zwischen Sohn und Eltern, das berufliche Umfeld von Frank stellst du umfassend dar. Wirklich neu ist aber folgendes: es geht um dieses Bild, das seit Jahrhunderten in Familienbesitz ist, es geht um eine Art "Fluch", der nicht nur Frank beeinflusst und das finde ich, hast du gut umgesetzt. Sie reden über dieses Bild. Ich habe danach gegoogelt und genau das gefunden, was du beschrieben hast. Das Bildnis wird real - in der Handlung Franks, spielt sich aber doch nur in seinem Kopf ab. Das kommt überraschend und als er dann auch noch diejenigen heiraten "muss"/ darf/ soll, die er zuvor im Kopf ermodert hatte, ist gruselig. An dieser Stelle vielleicht ein kleiner Verbesserungsvorschlag:

Ein Frösteln schauderte Frank, er stand schweissgebadet und erschöpft vor dem Tor. Aus zwei der Fenster am Haus schien unverändert das Licht. Eben war hinter einem Fenster eine Bewegung zu sehen. Clothild Schwarnau, er sah sie einen Moment, wie sie den Raum durchschritt. Sie lebt? … Wirklich sie lebt, wenn es nicht ein Trugbild ist! Sein Atem rasselte, wie nach einer gewaltigen Anstrengung. Er hatte wiederum eine Frau ermordet, dem Zwang gehorchend – doch sie lebt! Schweren Schrittes entfernte er sich von dem Haus.
Ich würde dem Leser an dieser Stelle noch nicht verraten, dass sie lebt. Umso heftiger ist dann der Schluss. Was meinst du?

Die Idee hat mir gut gefallen - vor allem die Möglichkeit, etwas in den Text hineinzulesen (bsp. angenommen man zerstört das Bild: zerstört man dann auch die Wirkung?). Die Umsetzung hat mir eigentlich auch gefallen, aber ich habe irgendwie ein Problem mit deinem Stil. Ich hoffe, du nimmst es mir nicht übel und ich hoffe auch, dass keine Stelle in meinem Kommentar beleidigend klingt. Das war nicht meine Absicht.


Ein paar Anmerkungen:

Trotz seines Charmes verfiel dieser zeitweise in eigensinnige Phasen, in denen er sich jeglicher Gesellschaft abhold zeigte und sich zurückzog. Frank wies dieselbe Charaktereigenschaft auf, wahrscheinlich genetisch vererbt.
Hier hast du irgendwie den Stil gebrochen. Zunächst konsequent eine eher altertümliche Sprache und dann auf einmal ein Wort wie "genetisch". Das kann man auch einfach weglassen.

Er wusste was dieser Zustand bedeutet, dem er sich nur schwer entziehen konnte.
Er wusste, was ...
Und irgendwie verstehe ich den Satz nicht. Er weiß, was der Zustand bedeutet. Und er kann sich diesem Zustand schwer entziehen, oder wie?

Dies verstärkte seine Stimmung noch mehr.
Hier denke ich an eine postive Stimmung. Dabei soll mit dem Aktenstoß doch auch die Stimmung fallen, oder nicht?

Von Unruhe getrieben schritt Frank durch die dunklen Strassen.
Ich hätte hier ein Komma zwischen "getrieben" und "schritt" gesetzt. Bin mir aber unsicher.

Überrascht schaute er auf, als sein Schritt verharrte.
?

Clothild Schwarnau
Nice!

Kommen Sie herein.
Kommen Sie herein! (Imperativ)

«Entschuldigen Sie bitte, Frau Schwarnau», äusserte Frank nochmals.
Hier ist klar wer spricht. Der Zusatz ist nicht unbedingt notwendig.

Als sie sich auf der Couch vorbeugte, und ihm ein Glas Wein eingoss, hob der Ausschnitt ihres Hauskleids etwas ab, den Ansatz der Rundungen freilegend.
Vorschlag: Als sie sich auf der Couch vorbeugte, um ihm ein Glas Wein einzuschenken, hob der Ausschnitt ihres Hauskleides etwas ab, den Ansatz der Rundungen freilegend.

Das Glas in der Hand sich zurücklehnend, überschlug sie ihre Beine.
Gefällt mir nicht.

Aber ich vermeine Tizian wollte hier etwas anderes zum Ausdruck bringen, der Geschichte eine andere Wendung geben.
Ist vermeinen etwas Ähnliches wie vermuten?

«Wird es der Frau die Sie heiraten, dann zugänglich sein?»
der Frau, die Sie heiraten

«Ist das Bild Ihnen den so viel Wert, Clothild?»
denn so viel Wert

Er hatte Phasenhaft eine verwerfliche Gesinnung
phasenhaft

eine zeitweise auftretend ambivalente Haltung zu Frauen.
Wieder ein Wort, das aus deinem Stil fällt. Dabei könntest du "zwiegespalten" oder "widerstreitend" schreiben.


Beste Grüße
markus.

 
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Hallo Anakreon,

interessant. Mir gefällt erstmal das Setting. Der Stoff des standesgemäßen Heiraten früher wurde und wird ja immer wieder gerne in der Literatur und im Film verwendet. Dazu kommt noch dein älterer Schreibstil, und beides zusammen fand ich passend und glaubhaft.

Die Geschichte an sich hat mir auch gefallen, jedoch hätte ich mir noch ein bisschen mehr Hintergrund gewünscht. Frank ist also ein Frauenmörder. Wie kam es dazu? Genetisch vererbt ist ein Punkt. Dann gibt es noch diesen Hinweis:

Sein Name war dem einer schauerlichen Romanfigur angeglichen worden.
Da weiß ich leider nicht, worauf du anspielst.
EDIT: *HandvornKopphau

Und dann ist da noch das Bild des Tizian, das es ja auch in echt gibt, diese Vergewaltigungsszene. Inwiefern hat das Frank jetzt beeinflusst? Wirklich ein Fluch des Gemäldes? (Was ist dann mit Franks Vater?)

Das Ende ist klasse, einmal, weil die Familie von den Morden ihres Sohnes (und seines Großvaters) weiß, das aber in Kauf nimmt, solange nichts auf die Familie kommt, und das andere Mal natürlich wegen der zurückgekehrten Clothild (über deren Hintergrund du auch gerne mehr hättest schreiben können).

Gefällt mir, was es hier zu entdecken und Knobeln gibt.

Textkram (evtl. doppelt sich was mit dem, was M. Glass rausgesucht hat):

Er wusste was dieser Zustand bedeutet, dem er sich nur schwer entziehen konnte.
wusste, was

In der Pubertät trat diese Befindlichkeit erstmals auf. Ein grösserer Junge hatte ihn geneckt,
Hm, müsste nicht der erste Satz ins Plusquamperfekt? Dann könnte es im Präteritum weitergehen

Ein gewisses Interesse von ihr, an seiner Person, war ihm nicht entgangen.
Kommas weg

doch wie immer, wich er einer vertraulichen Beziehung aus.
Komma weg

«Ah, welche Überraschung, Herr von Stein. Kommen Sie herein.»
«Je später der Abend, desto angenehmer die Gäste», bemerkte Clothild Schwarnau
Da sie das beides sagt, hätt ich da nur einen Absatz in die wörtl. Rede gemacht

«Es war eine spontane Eingebung, als ich hier vorbei kam und

Als ich anschliessend hier vorbei kam, dachte ich

vorbeikam

möchte ich jedoch lieber in den nächsten Tagen bei Ihnen vorbei kommen.
vorbeikommen

und ein echter Tizian, auch wenn es nicht signiert und
Beziehung

Etwa dass Sextus sie ermordete?»
Etwa, dass

Es machte einen Moment den Eindruck, Clothild gebe sich geschlagen, doch
gäbe (Präteritum -> Konjunktiv II)

«Wird es der Frau die Sie heiraten, dann zugänglich sein?»
Frau, die

«Ist das Bild Ihnen den so viel Wert, Clothild?»
denn

Der Hals von Lucretia sah nicht derart verführerisch aus, wie ihrer.
Komma weg

Wirklich sie lebt, wenn es nicht ein Trugbild ist!
Wirklich, sie

da du anscheinend nicht in der Lage bist dein Leben selbst in den Griff zu bekommen.»
bist, dein (ich würde hier offensichtlich besser als anscheinend finden)

Er hatte Phasenhaft eine verwerfliche Gesinnung
phasenhaft (phasenweise(?))

Gern gelesen.

Viele Grüße,
Maeuser

 
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Hallo Anakreon!

Da sind viele klassische Elemente, aber irgendwie vermisse ich einen roten Faden, der mich tröstend durch Deine verzettelten Satzgefüge leitet. Der Sohn mit der altehrwürdigen Familie, der Großvaterfluch, ein schicksalhaftes Gemälde, ein Mord, eine untote Braut ... Ich hab das nicht richtig zusammenbekommen. Irgendwie wird jedes Einzelteil aufgegriffen und wieder fallengelassen. Vor allem das mit dem Bild kapier ich nicht: Er hat früher bei innerer Unruhe die Vergewaltigung angesehen, und sie will unbedingt das Bild und will ihn dafür sogar heiraten, plötzlich werden sie zu Sextus und Lucretia, er bringt sie in Zeitlupe um und muß sie dann später heiraten, obwohl er sie vorher hätte heiraten wollen? Oder hab ich mich im Text verheddert?
Immer mal wieder denke ich, ich könnte lernen, mich an Deinen Stil zu gewöhnen. Der ist ja nicht unfreundlich, eigentlich eher kauzig, liebenswürdig und seltsam verschlungen und verbogen. Aber je länger ich lese, desto irrer und wirrer werde ich davon, sehe nur noch Partizipialkonstrukte, fehlende ß und Bügelfalten und muß jeden Satz dreimal um die Gabel wickeln, nur, damit er mir kurz vor dem Schlucken doch wieder aus dem Kopf fällt. Daraus, daß mir das diesmal wieder genauso gegangen ist, schließe ich, daß ich bis zur Anakreonreife noch einen weiten und steinigen Weg vor mir habe.

Trotzdem sollst Du Autor etwas von mir als Leser haben. Und wenn es nur neunzig Kommata sind! :shy:

nur auf ein zwingendes Arrangement von dessen Eltern hin
Das ist arg verzäunigt. Wäre ... nur wegen/aufgrund/infolge eines zwingenden Arrangements ... nicht kompliziert genug?
Trotz seines Charmes verfiel dieser zeitweise
Da würde ich er statt dieser schreiben, sonst bezieht es sich auf den Charme.
wahrscheinlich genetisch vererbt.
Das könnte komplett weg. Klar erbt man sowas nicht durch die Nachlaßregelung, aber es ist auch nur wahrscheinlich ... Der Satz davor reicht doch.
Er wusste, was dieser Zustand bedeutet,
In der Pubertät trat diese Befindlichkeit erstmals auf.
Plusquamperfekt: ... war ... aufgetreten.
Sein Name war dem einer schauerlichen Romanfigur angeglichen worden.
angeglichen klingt ja kraus. Das will doch meinen, er sei nach einer Romanfigur benannt, der Name sei einem Roman entnommen. So klingt es mir, als sei sein Name die Persiflage oder Pidginversion eines Namens aus einem Roman.
Er wies diesen Vergleich zwar von sich
Wie macht er das denn, wenn er eben denselben Namen trägt wie diese Figur?
Von Unruhe getrieben schritt Frank durch die dunklen Strassen.
Hier könntest Du die Unruhe streichen. Du hast in den letzten Sätzen drölf Unruhen und Unräste erwähnt. :)
Überrascht schaute er auf, als sein Schritt verharrte. Gezielt hatte er anscheinend dieses Haus anvisiert.
Das Schaf meines Leseflusses bleibt in der Dornenhecke dieses Satzes hängen. Da ist irgendwie alles doppelt, und trotzdem hält es nicht. :D
Ein gewisses Interesse von ihr kein Komma an seiner Person da auch nicht war ihm nicht entgangen.
Wie wäre denn: Ihr (gewisses)Interesse (an seiner Person) war ihm ...
Seine Eltern hätten ihre Freude an ihr.
Nur einmal wär besser
Ihm selbst war eine Sympathie ihr gegenüber bewusst, doch wie immer kein Komma wich er einer vertraulichen Beziehung aus.
Der erste Satzteil ist verwurstet. Eine Sympathie jemandem gegenüber war ihm bewusst ... Das ist grammatikalisch halbseiden. Runder wäre: Er war sich seiner Sympathie für sie bewußt.
«Ah, welche Überraschung, Herr von Stein. Kommen Sie herein.»
«Je später der Abend, desto angenehmer die Gäste», bemerkte Clothild Schwarnau
Das sieht nach Sprecherwechsel aus, ist aber keiner. könnte doch zusammen in die Gänsefüßchen, so: «Ah, welche Überraschung, Herr von Stein. Kommen Sie herein. Je später der Abend, desto angenehmer die Gäste» ...
«Entschuldigen Sie bitte, Frau Schwarnau», äusserte Frank nochmals. An sich war er nicht unbeholfen, doch im Moment fühlte er sich höchst angespannt. «Es war eine spontane Eingebung, als ich hier vorbeikam und bei Ihnen noch Licht sah.»
Im Prinzip bräuchtst Du bisher gar keine Redebegleitsätze. Aber der da zieht außerdem noch diesen Rattenschwanz von Erklärung hinter sich her, wozu? Das könnte alles weg, und nichts würde fehlen.
Als sie sich auf der Couch vorbeugte kein Komma und ihm ein Glas Wein eingoss
Seine Empfindungen waren weiblichen Reizen keineswegs abgeneigt
Seine Empfindungen? Wie viele sind das denn? Warum nicht Er?
Das Glas in der Hand, sich zurücklehnend, überschlug sie ihre Beine.
Du bringst schon manchmal hammerharte Formulierungen. Sie schlug die Beine übereinander, würd ich tippen.
ihr rechtes Bein bis über das Knie freilegend. Er bemühte sich, seine sich verstärkende Unruhe
Als Gott bei Deiner Geburt die Hüpfbälle verteilt hat, wolltest Du lieber noch eine Partizipialkonstruktion haben. Ich glaube, es sind tausende davon in jedem Deiner Texte. :)
«Ich hatte einen Termin hier in der Gegend. Als ich anschliessend hier vorbeikam, dachte ich spontan, ich könnte Ihnen von einer aussichtsreichen Investitionsmöglichkeit berichten, die für Sie von Interesse sein könnte
Die Dopplung und das Kursive könnten gut weg.

bei Ihnen vorbei kommen.
vorbeikommen.
Wenn dies Ihnen recht ist.»
«Aber natürlich, es war auch nur ein Impuls, es Ihnen sofort zu berichten
Lies mal ohne das Fette.
Sie erinnern sich, das Bild, das Sie andeuteten.
Er hat ein Bild angedeutet? Hat er da geheimnisvolle Pantomime gemacht? In die Luft gezeichnet? Erwähnt o.ä. würd ich eher kaufen.
Ein in der Öffentlichkeit unbekannter Entwurf des Künstlers, welches im Besitz seiner Familie war. Er hatte es
Falsches Geschlecht.
ein echter Tizian, auch wenn es nicht signiert (Wort fehlt)und kein Attest vorlag
Verheddert. Warum nicht ..., auch unsigniert und ohne Attest, ...
Aber wieso Attest? Heißt das so? Was ist denn das bei einem Bild?
«Mich hatte die Szene Sextus greift Lucretia an kein Komma schon als Kind fasziniert
Tatsächlich war es ihm zum Schlüsselerlebnis geworden (Besser Punkt oder Doppelpunkt statt Komma) wenn die ihm typische Unruhe ihn stark ergriff, sah er die Szene in seinen Gedanken plastisch gegenwärtig.
Clothild machte gespielt ein ernstes Gesicht.
ein ... äh ... gespielt ernstes Gesicht?
mehr dem Künstler, als der Tat von Sextus?»
Das Komma muß weg
des Kindes, das betrachtete, aber nicht verstand.»
ein viel tieferer Ausdruck aus kein Komma als damals.
ich vermeine, Tizian wollte hier
Etwa, dass Sextus sie ermordete?»
um mir das Bild anzusehen.»
Fragezeichen
«Wird es der Frau, die Sie heiraten
«Ist das Bild Ihnen denn so viel Wert, Clothild?»
«Ja, Frank, als Beigabe schon.»
Der schmale Hals, die weisse Haut von junger Frische, hielten seinen Blick gefangen. Der Hals von Lucretia sah nicht derart verführerisch aus kein Komma wie ihrer.
Schöner wär doch: Lucretias Hals war nicht annähernd so verführerisch.
Die Anspannung in ihm, welche eben noch unerträglich war, fiel in sich zusammen. Ein Gefühl von Lust durchwogte ihn. Seine Hände streckten sich behutsam vor, fassten ihr Gesicht.
DAs ist alles so indirekt. Hier siehts doch so aus: Seine Anspannung fiel in sich zusammen. Lust durchwogte ihn. Er streckte die Hände aus.
Ja, Clothild, sei mein»
Seine Finger spreizten sich um ihren Hals, langsam, sehr langsam einen zunehmend stärkeren Druck ausübend. Clothilds Augen, die ein ungläubiges Staunen angenommen hatten, traten stark hervor, plötzlich wurde der Blick matt.
Das ist Erwürgen light! :D
Ein Frösteln schauderte Frank
Das geht nicht. Ein Frösteln kann niemanden schaudern, oder ich will Emma heißen.
Wirklich, sie lebt
Sein Atem rasselte, wie nach einer gewaltigen Anstrengung
Das Komma muß weg
in der Lage bist, dein Leben selbst
«Aber …», er wollte sich mit seiner durchaus sehenswerten beruflichen Reputation rechtfertigen, doch sein Vater schnitt ihm mit einer Handbewegung, die keinen Widerspruch duldete, das Wort ab.
Ungelogen: Das ist der längste überflüssige Redebegleitsatz, den ich seit dem Präkambrium gelesen habe. Und alles für ein Aber!
Er hatte phasenhaft eine verwerfliche Gesinnung, eine zeitweise auftretend ambivalente Haltung zu Frauen.
Wahnsinn! Wenn man sowas hat, dann gute Nacht um halb sieben, aber was bedeutet es unterm Strich? Daß er manchmal unerwünschterweise nicht weiß, wie er hin und wieder zu Frauen steht!
Seine Eltern konnten diese nur durch eine Zwangsheirat in den Griff bekommen, um ihn vor sich selbst zu schützen.
Was? Ich meine: Was? :confused:
einige Hinweise zu geben. Es gibt da einige ungeklärte
Eins kann weg
nur ein Geräusch, wie das Rauschen von Blut, vernahm er in seinen Ohren.
Klar mit den Ohren ... Er hörte sein Blut rauschen, denk ich mal.
«Hallo, Frank».
Und den Punkt in die Gänsefüßchen
Ja, Clothild, sei mein.

Lieben Gruß!
Makita.

 

Meine lieben Kommentatoren

Dies ist erschlagend! :D Heute werde ich vor allem auf die Kommentare eintreten, da ich die Korrekturhinweise insgesamt erst einer differenziert vergleichenden Prüfung unterziehen werde. An einigen Stellen konnte ich bereits während des Lesens der Hinweise zustimmen, bei andern Stellen, insbesondere von Textinterpretationen, waren meine Eindrücke durchmischt. Vorab aber, herzlichen Dank für Eure ausführliche Beschäftigung mit dem Text.

Doch der Reihe nach.

Hallo Markus

richtig "Horror" wird eine Geschichte erst gegen Ende. … und als Leser fühlt man sich in der Zeit etwas zurück geworfen.

Der Text stellt keineswegs das dar, was viele Menschen anscheinend unter Horror erwarten. Allerdings sind Interpretationen, was darunter verstanden werden kann, sehr auseinandergehend. Meine Absicht beim Schreiben derartiger Geschichten sind nicht sich überschlagende Schreckensszenarien, sondern behutsame eingestreute Wahrnehmungstäuschungen, die der Leser sich in seinem normalen Alltag als real vorstellen könnte.
Im vorliegenden Text liess ich gewollt offen, in welcher Zeit es spielt, da es für die Kurzgeschichte nicht wesentlich ist. Im Text gibt es aber eine Stelle, die sich nicht vermeiden liess, aufgrund derer der Leser den Zeitraum sich eingrenzen könnte.

An dieser Stelle möchte ich gleich einige Worte zu deinem Stil sagen. … Dein sachlicher Ton - Emotionen sind größtenteils in Handlungen, manchmal in der wörtlichen Rede zu erkennen - dein sachlicher Ton relativiert den Fluch, das Schreckliche an deiner Geschichte und macht es noch fürcherlicher.

Mit meinem Stil vermittle ich eine analytische Herangehensweise, eine Eigenart, die auf affektorientierte Leser unterkühlt wirken mag. Da ich in meinen Themen aber mehr oder weniger offene Relativierung der Wahrnehmung abhandle, bildet dies m. E. kein Widerspruch. Gerade in der vorliegenden Geschichte erschien mir eine Moralisierung durch den Erzähler nicht angezeigt. Der Leser wird dies selbst vornehmen. Insofern deute ich das fürchterliche direkt als Kompliment. Der Leser wird in Form einer Reizüberflutung erreicht, wenn seine Gewissensbildung dies nicht abwehrt.

Wirklich neu ist aber folgendes: es geht um dieses Bild, das seit Jahrhunderten in Familienbesitz ist, es geht um eine Art "Fluch", der nicht nur Frank beeinflusst und das finde ich, hast du gut umgesetzt.

Schön, wenn die suggestive Erwähnung des Bildes Kopfkino auslöst, dies war beabsichtigt. Im Text steht nirgends, dass das Bild mit einem Fluch behaftet ist. Der Grossvater spricht zwar von einem Fluch, doch welcher Art der ist, liess er unerwähnt. Das suggestive Bild beeindruckt Frank zweifellos, doch ist es nicht vielleicht einfach das Motiv darauf? Ja, das Bild von Tizian existiert wirklich und auch die Geschichte von Lucretia und Sextus wurde in der Antike verfasst. Lucretia brachte sich allerdings selbst um, nachdem sie ihrem Mann von der Vergewaltigung durch Sextus berichtete, der Meinung mit ihrer Aufopferung andere Frauen vor solchen Untaten schützen zu können.

Ich würde dem Leser an dieser Stelle noch nicht verraten, dass sie lebt. Umso heftiger ist dann der Schluss. Was meinst du?

Frank überlegte in diesem Moment: Wirklich sie lebt, wenn es nicht ein Trugbild ist! Fürden Leser wird es nicht transparent, hat er sie nun ermordet oder nicht? Ja, war er überhaupt im Haus? Dieses Ungewisse wird dann noch verstärkt durch den Schal, den Clothild am Schluss trägt, vielleicht Spuren am Hals verdeckend. Ich habe dieses Moment deshalb gewollt eingeflochten.

Die Umsetzung hat mir eigentlich auch gefallen, aber ich habe irgendwie ein Problem mit deinem Stil. Ich hoffe, du nimmst es mir nicht übel und ich hoffe auch, dass keine Stelle in meinem Kommentar beleidigend klingt.

Ich kann durchaus verstehen, wenn sich manch einer an meinen Stil stösst. Diesbezüglich habe ich seit jeher einiges an Pro und Kontra mitgeteilt erhalten. Am treffendsten formulierte es jemand der sagte, ich sollte meinen Stil auf jeden Fall bewahren, aber er eigne sich nicht für alle Formen von Geschichten. Deine Kommentare sind in keiner Weise beleidigend, ich finde sie sachlich und wohlüberlegt formuliert. Nur wenn sich jemand dialektisch unfair äussert, kontere ich dies mit gleicher Methode. Einer sachlichen Diskussion stelle ich mich immer und erachte eine solche für beide Seiten auch einzig als sinnvoll.

Hier hast du irgendwie den Stil gebrochen. Zunächst konsequent eine eher altertümliche Sprache und dann auf einmal ein Wort wie "genetisch". Das kann man auch einfach weglassen.

Die Erbsubstanz beim Menschen wurde seit dem ausgehenden 19. Jahrhundert diskutiert, also durchaus einem historischen Zeitpunkt. Aber ich werde mir dazu nochmals Gedanken machen.

Und irgendwie verstehe ich den Satz nicht. Er weiß, was der Zustand bedeutet. Und er kann sich diesem Zustand schwer entziehen, oder wie?

Die Wirkung der auftretenden Zustände kannte er, doch hatte er kein Mittel sich dagegen zu wehren. Ich werde den Satz nochmals prüfen, ob er wirklich unpräzis ist.

Zitat:
Dies verstärkte seine Stimmung noch mehr.

Hier denke ich an eine postive Stimmung. Dabei soll mit dem Aktenstoß doch auch die Stimmung fallen, oder nicht?

Stimmungen unterliegen Schwankungen, sie können sowohl positiv als auch negativ sein.

Zitat:
Clothild Schwarnau

Nice!

Danke. :D

Zitat:
Als sie sich auf der Couch vorbeugte, und ihm ein Glas Wein eingoss, hob der Ausschnitt ihres Hauskleids etwas ab, den Ansatz der Rundungen freilegend.

Vorschlag: Als sie sich auf der Couch vorbeugte, um ihm ein Glas Wein einzuschenken, hob der Ausschnitt ihres Hauskleides etwas ab, den Ansatz der Rundungen freilegend.

Werde ich übernehmen.

Zitat:
Aber ich vermeine Tizian wollte hier etwas anderes zum Ausdruck bringen, der Geschichte eine andere Wendung geben.

Ist vermeinen etwas Ähnliches wie vermuten?

Vermeinen steht synonym für etwas irrtümlich glauben. Ich werde mir dazu aber noch Gedanken machen.

Wieder ein Wort, das aus deinem Stil fällt. Dabei könntest du "zwiegespalten" oder "widerstreitend" schreiben.

Ambivalenz ist kein neues Wort, wenn du dies meinst. Bereits die alten Lateiner verwandten dafür das Wort ambigo. Doch ich werde in den historischen Wörterbüchern nachforschen, seit wann es im Deutschen üblich war.


Hallo Maeuser

Das freut mich jetzt aber sehr, dass der Geist der Geschichte bei dir angekommen ist. Ich selbst sehe sie im Rahmen von Klassikern des Grusels.

jedoch hätte ich mir noch ein bisschen mehr Hintergrund gewünscht.

Ich habe mich hier bemüht, die Forderung an eine Kurzgeschichte, sie auf das Wesentliche zu beschränken, einzuhalten. Auch habe ich sie strikte nach gewissen Regeln durchgezogen, die das blumige meiner Sprachgewohnheit reduziert.

Zitat:
Sein Name war dem einer schauerlichen Romanfigur angeglichen worden.

Da weiß ich leider nicht, worauf du anspielst.
Und dann ist da noch das Bild des Tizian, das es ja auch in echt gibt, diese Vergewaltigungsszene. Inwiefern hat das Frank jetzt beeinflusst? Wirklich ein Fluch des Gemäldes? (Was ist dann mit Franks Vater?)

Sein Name lautet Frank von Stein. Werden die drei Teile zusammengefasst und das von durch en ersetzt, ergibt es die Romanfigur von Mary Shelley, Frankenstein. Ich erwartete eigentlich den Vorwurf, den Namen einer bekannten Romanfigur einzuflechten, um Aufmerksamkeit zu heischen, deshalb liess ich es vertuschend.
Wie Markus in seinem vorgehenden Kommentar bereits vermerkte, gibt es das Bild von Tizian wirklich, nicht aber den Entwurf. In meiner Antwort dazu habe ich dann auch klargestellt, dass der Fluch des Grossvaters nur durch den Leser in assoziativen Zusammenhang gestellt wird. :D Bestimmte Erbkrankheiten können durchaus eine Generation überspringen, um dann wieder aufzutreten.

Das Ende ist klasse,

Oh, danke.

Hallo Makita

Beim ersten Lesen deines Kommentars hatte ich den Eindruck, eines Moskitohaften Überfalls. :D

Da sind viele klassische Elemente, aber irgendwie vermisse ich einen roten Faden, der mich tröstend durch Deine verzettelten Satzgefüge leitet.

Man mache mich bitte nicht für die optisch getrübte Sinneswahrnehmung einzelner Leser verantwortlich. Aber da sind ja noch die Satzgefüge, die dein Missfallen erregen. Würde ich jetzt nur deinen oder die bisherigen KG-Kommentare hier kennen, wäre ich vielleicht verunsichert. Dem ist aber nicht so.

Oder hab ich mich nur wieder völlig im Text verheddert?

Ich denke schon. Als Leser kann man sich auf einen Text einlassen, ihn erst mal annehmen, wie er ist, und dann seine Meinung bilden. Man kann sich aber auch mit der Einstellung annähern, ich fühle mich als Kritiker und seziere ihn nach meinem Gutdünken. Beides ist legitim, aber die Optik ist dann bereits verschoben.

Immer mal wieder denke ich, ich könnte lernen, mich an Deinen Stil zu gewöhnen. Der ist ja nicht unfreundlich, eigentlich eher kauzig, liebenswürdig und seltsam verschlungen und verbogen. Aber je länger ich lese, desto irrer und wirrer werde ich davon, sehe nur noch Partizipialkonstrukte, fehlende ß und Bügelfalten und muß jeden Satz dreimal um die Gabel wickeln, nur, damit er mir kurz vor dem Schlucken doch wieder aus dem Kopf fällt. Daraus, daß mir das diesmal wieder genauso gegangen ist, schließe ich, daß ich bis zur Anakreonreife noch einen weiten und steinigen Weg vor mir habe.

Ich verstehe nicht ganz, warum du dir dies antun musst! Die Antwort darauf musst du nicht mir, sondern einzig dir selbst erteilen. Ich kenne die vielfältigen Gründe, warum Menschen zu solchen Eskapaden fähig sind. Ein seit Langem bekannter Umstand ist, dass Ereignisse im Leben eines Menschen manchmal zu Persönlichkeitsveränderungen führen. Aber das ein virtuelles Ich sich auch derart verändert, wie ich es bei dir beobachtete, seit du Mod. bist, finde ich schon höchst interessant. Aber vielleicht täusche ich mich und habe der Schattenseite deines virtuellen Ichs bisher keine Aufmerksamkeit geschenkt. Übrigens den DUDEN kennst du noch nicht auswendig, wie ich bereits früher mal bemerkte. Schlag doch mal das doppelte s oder ß dort unter den Ausnahmeregeln nach.

Trotzdem sollst Du Autor etwas von mir als Leser haben. Und wenn es nur neunzig Kommata sind!

Ich werde sie mir exakt vornehmen, und hoffe, in Anbetracht deiner Mühe, die ich übrigens schätze, du hast dich nur in wenigen Fällen geirrt. Abgesehen von der argen Dyskalkulie, wie steht es um die Legasthenie?

Zitat:
nur auf ein zwingendes Arrangement von dessen Eltern hin

Das ist arg verzäunigt. Wäre ... nur wegen/aufgrund/infolge eines zwingenden Arrangements ... nicht kompliziert genug?

Sprachlich ist es keineswegs falsch, doch mit aufgrund lässt es sich noch vertiefen. Wegen oder infolge hingegen, wären hier sinnentstellend.

Zitat:
Trotz seines Charmes verfiel dieser zeitweise

Da würde ich er statt dieser schreiben, sonst bezieht es sich auf den Charme.

Perfekt. Das habe ich bei den Korrekturlesungen wahrlich nicht mehr wahrgenommen.

Zitat:
wahrscheinlich genetisch vererbt.

Das könnte komplett weg. Klar erbt man sowas nicht durch die Nachlaßregelung, aber es ist auch nur wahrscheinlich ... Der Satz davor reicht doch.

Dies werde ich mir noch überlegen. Aber es stimmt schon, der Hinweis auf die analoge Charaktereigenschaft beinhaltet es im Prinzip bereits.

Zitat:
Sein Name war dem einer schauerlichen Romanfigur angeglichen worden.

angeglichen klingt ja kraus. Das will doch meinen, er sei nach einer Romanfigur benannt, der Name sei einem Roman entliehen. So klingt es mir, als sei sein Name die Persiflage oder Pidginversion eines Namens aus einem Roman.

Ich sehe du hast es richtig gelesen, aber den Sinn nicht verstanden. Es ist eine Persiflage seines dreiteiligen Namens, der ihm nachgerufen wurde.

Zitat:
Er wies diesen Vergleich zwar von sich

Wie macht er das denn, wenn er eben denselben Namen trägt wie diese Figur?

Ich hoffe, du hast die simple Lösung inzwischen gefunden. Sein korrekter Name ist Frank von Stein!

Überrascht schaute er auf, als sein Schritt verharrte. Gezielt hatte er anscheinend dieses Haus anvisiert.

Das Schaf meines Leseflusses bleibt in der Dornenhecke dieses Satzes hängen. Da ist irgendwie alles doppelt, und trotzdem hält es nicht.

Ich werde mir überlegen, ob ich es anders formuliere, um das Vorstellungsvermögen einiger Leser nicht zu überstrapazieren.

Zitat:
Ein gewisses Interesse von ihr kein Komma an seiner Person da auch nicht war ihm nicht entgangen.

Wie wäre denn: Ihr (gewisses)Interesse (an seiner Person) war ihm ...

Ich werde mir überlegen, ob dies eine qualitative Verbesserung bringt.

Zitat:
«Ah, welche Überraschung, Herr von Stein. Kommen Sie herein.»
«Je später der Abend, desto angenehmer die Gäste», bemerkte Clothild Schwarnau

Das sieht nach Sprcherwechsel aus, ist aber keiner. könnte doch zusammen in die Gänsefüßchen, so: «Ah, welche Überraschung, Herr von Stein. Kommen Sie herein. Je später der Abend, desto angenehmer die Gäste», bemerkte ...

Richtig, es ist kein Sprecherwechsel. Aber es liegt eine kleine Zeitspanne zwischen dem ersten und dem zweiten Satz. Diesen mit Auslassungspunkten darzustellen finde ich hier nicht geschickt. Aber ich werde mir noch weitere Gedanken dazu machen.

Im Prinzip bräuchtst Du bisher gar keine Redebegleitsätze. Aber der da zieht außerdem noch diesen Rattenschwanz von Erklärung hinter sich her, wozu? Das könnte alles weg, und nichts würde fehlen.

Ich werde mir diese angeführten Stellen nochmals durch den Kopf gehen lassen.

Seine Empfindungen? Wie viele sind das denn? Warum nicht Er?

Ich verstehe, das Zählen von Sinneseindrücken ist eine rechnerische Aufgabe. Hinzu kommt noch die Differenzierung, welche davon hier relevant sein könnten. Zudem gibt es Menschen, bei denen die Sinne verkümmert sind. Bei von Stein waren mehrere aktiv, aber ich verrate nun nicht welche. Etwas zum Nachdenken muss doch auch bleiben. :D Aber um deine Meinung respektabel zu behandeln, man könnte es auch in andere Worte fassen. Ich werde mir mal Gedanken machen, ob es für die Leser so einfacher wäre.

Sie schlug die Beine übereinander, würd ich tippen.

Sie schlug die Beine übereinander, dies scheint mir treffend und werde ich übernehmen. Das würd werde ich aber tunlichst nirgends aufgreifen, sonst bekomme ich mit dem Herrn Duden noch ernsthaft Streit.

Als Gott bei Deiner Geburt die Hüpfbälle verteilt hat, wolltest Du lieber noch eine Partizipialkonstruktion haben. Ich glaube, es sind tausende davon in jedem Deiner Texte.

Du kennst meine Texte so gut! - den blinden Spiegel des Narziss hast du dir sicher unters Kopfkissen gelegt – oder spielt hier einfach die Dyskalkulie? Jetzt bin ich aber echt stolz, dass meine Texte nicht widerspiegeln, dass mir magisches Denken, seit ich es im Übergang aus der frühen Kindheit ablegte, sehr fernsteht. Und glücklicherweise wurde mir schon bei der Geburt die Illusion eines imaginären Gottes ferngehalten. Aber lass dich davon nicht verwirren. Bewahre dir deinen magischen Hüpfball, manche benötigen einen solchen, und es gehört zu den ersten Jahren des Menschen.

Zitat:
Sie erinnern sich, das Bild, das Sie andeuteten.

Er hat ein Bild angedeutet? Hat er da geheimnisvolle Pantomime gemacht? In die Luft gezeichnet? Erwähnt o.ä. würd ich eher kaufen.

Du neigst schon zu Spitzfindigkeiten, die mich manchmal auch schmunzeln lassen. Ich werde mir überlegen, ob ich dir hier den Gefallen einfach tun soll, um deine Mühe zu honorieren.

Aber wieso Attest? Heißt das so? Was ist denn das bei einem Bild?

Oh verzeih, ich meinte, dies dem Allgemeinwissen unterstellen zu können. Bei sehr teuren Kunstwerken ist es üblich, dass eine beglaubigte Echtheitsbescheinigung vorliegt, wenn sie auf den Markt gelangt. Hierfür gibt es verschiedene Bezeichnungen wie Attest, Zertifikat etc. Wesentlich ist der Inhalt des Dokuments. Erinnerst du dich nun an Monsieur Cactus, bei ihm war es auch erwähnt.

DAs ist alles so indirekt. Hier siehts doch so aus: Seine Anspannung fiel in sich zusammen. Lust durchwogte ihn. Er streckte die Hände aus.

Gut, das ist direkter, werde ich übernehmen. Aber der letzte Satz nicht so abgehackt, da es sonst mit dem nachfolgenden Inhalt nicht mehr korrespondieren würde.

Das ist Erwürgen light!

Er ist ja schliesslich kein Sadist, oder vielleicht doch und ich bemerkte es nicht? :D

Das geht nicht. Ein Frösteln kann niemanden schaudern, oder ich will Emma heißen.

Die Emma bleibt dir erspart. Hier habe ich mir eine Kapriole geleistet, die zwei Wörter stehen synonym zueinander. Das Schaudern werde ich ersetzen.

Zitat:
«Aber …», er wollte sich mit seiner durchaus sehenswerten beruflichen Reputation rechtfertigen, doch sein Vater schnitt ihm mit einer Handbewegung, die keinen Widerspruch duldete, das Wort ab.

Ungelogen: Das ist der längste überflüssige Redebegleitsatz, den ich seit dem Präkambrium gelesen habe. Und alles für ein Aber!

Ehrlich so alt bist du, da bin ich ja dagegen nur Jungstein. Dass du in den Runenschriften solche Sätze nicht finden konntest, ist mir verständlich. Deine Aussage hingegen finde ich:zensiert: Aber so manches ist eben eine Frage des Niveaus.

Wahnsinn! Wenn man sowas hat, dann gute Nacht um halb sieben, aber was bedeutet es unterm Strich? Daß er manchmal unerwünschterweise nicht weiß, wie er hin und wieder zu Frauen steht!

Na, vielleicht hat er mal Kommentare von dir gelesen? Übrigens, sowas empfiehlt DUDEN in zwei Worten, aber ich schreibe es manchmal auch in einem.

Zitat:
Seine Eltern konnten diese nur durch eine Zwangsheirat in den Griff bekommen, um ihn vor sich selbst zu schützen.

Was? Ich meine: Was?

Es geht zwar aus dem vorhergehenden Satz hervor, aber ich werde es in diesem Satz noch mit einem Wort ergänzen.


PS: Ich sah jetzt eben [01:52 h], dass du später noch eine Änderung am Text vornahmst. Da ich den Text am vorgehenden Tag herauskopierte, ist diese Änderung, welche ich nicht überprüfte, unberücksichtigt.

Ich habe ja Verständnis für Temperament, aber über Temperamentausbrüche amüsieren sich höchstens unbeteiligte Zuschauer. Daraus folgernd würde es mich freuen, wenn wir uns bei Disputen künftig auf einer kultivierten und respektierlichen Ebene begegnen. Sie wären auch kürzer und präziser.

Schöne Grüsse und nochmals vielen Dank an Alle

Anakreon

 

Hallo nochmal!

Ich wollte Dich weder überfallen noch aufregen. Ich hab beim Schreiben meines Kommentars nicht an Dich gedacht, sondern aufgeschrieben, was und warum zwischen mir und der Geschichte war.
Diese Frage

Ich verstehe nicht ganz, warum du dir dies antun musst!
Könnte ich mit einem Zitat von Dir beantworten:
Du neigst schon zu Spitzfindigkeiten, die mich manchmal auch schmunzeln lassen. Ich werde mir überlegen (...)
Außerdem hat das ja nicht wehgetan oder so!
Man mache mich bitte nicht für die optisch getrübte Sinneswahrnehmung einzelner Leser verantwortlich.
Warum optisch und warum man? Meine getrübte Wahrnehmung nicht genug für Dich? :gelb:
Ich hoffe, du hast die simple Lösung inzwischen gefunden. Sein korrekter Name ist Frank von Stein!
Das ... äh ... quel fou de foudre d'un truc-flic-zut-de-mèrde -
Oh verzeih, ich meinte, dies dem Allgemeinwissen unterstellen zu können.
Voll erwischt, Mann! :crying:
Darf ich das dann bitte verdrängen gehen?
dass du später noch eine Änderung am Text vornahmst
Da waren Tipp- und Zitierfehler drin. Ich bin halt ein Hüpfball-Pedant. :D

Hier muß ich widersprechen:

auf einer kultivierten und respektierlichen Ebene begegnen. Sie wären auch kürzer und präziser.
Wenn Du mir sagst, ich käme daher wie Moskitos und litte an Dyskalkulie, Doofheit, Duden, Spitzfindigkeit und Temperament: Haken dran. Aber despektierlich, niveaulos und unkultiviert laß ich mir nicht anziehn. No, Sir!
Es hat mir aber gefallen, beim Lesen Deiner Antwort mal Dein Temperament zu fühlen. :shy:

Immer gerne,
Makita.

 

Hallo Anakreon

Bereits gestern hab ich deine Geschichte gelesen, bin aber nicht mehr zum Kommentieren gekommen. Jetzt aber möchte ich dir meine Eindrücke nicht vorenthalten.

Zwei Dinge gleich vorneweg - ich glaube, das hab ich dir auch schon bei deinen anderen Geschichten gesagt, entschuldige bitte, wenn ich mich wiederhole - ich mag diese leisen Töne, das Unheimliche, das sich auf leisen Sohlen heranpirscht. Es ist das, was traditionell früher als "Gruselgeschichte" bezeichnet wurde, nicht so sehr der typische, harte Horror, den man heute viel öfter findet. Aber ich finde das, wie gesagt, gut. Und zum anderen - auch mir sind in dem Text zu viele Partizip-Konstrukte.

Das Intro der Geschichte finde ich ein wenig träge. In meinen Augen macht es sich auch nicht so gut, im nächsten Absatz - der ja eigentlich im "Jetzt" spielt - gleich auf Franks Jugend zurückzuspringen - das finde ich etwas verwirrend. Interessanter wäre es, gleich zu Beginn in den Dialog mit den Eltern einzutauchen. Da kannst du gleich vorneweg mehr Spannung generieren - und diesen Dialog könntest du durch eine Rückblende unterbrechen.

Es war Tradition, dass jeweils der älteste Sohn als Senior einmal die Kanzlei übernimmt. Sein einziger Sohn Frank, der bereits die Vierzig überschritt, hatte sich bisher nicht bemüht, eine standesgemässe Bindung einzugehen.

Versteh ich nicht - warum muss er verheiratet sein, um die Kanzlei zu übernehmen?

Die Anspielung auf Frankenstein finde ich sehr umständlich. Das könnte man auch direkt schreiben, ohne den Umweg über die "schauerliche Romanfigur" gehen zu müssen.

Dann aber nimmt die Geschichte an Fahrt auf - die Unterhaltung mit Frau Clothild Schwarnau (wie um alles in der Welt kommst du auf einen solchen Namen ;)) ist zwar etwas gestelzt, passt aber in den Kontext. Und wieder findet sich ein realer Bezug in deinen Geschichten, auch das gefällt mir. Die Idee mit dem Bild und einem unbekannten Vorgänger hat einen gewissen Reiz. Übertrieben wirkt mir dann der Heiratsantrag von Frau Schwarnau - aber nicht deplatziert, wenn man den Kontext und die Situation bedenkt.

Ein Gefühl von Lust durchwogte ihn.

Besser: Lust durchwogte ihn.

«Ja Clothild, sei mein», hauchte er mit stockender Stimme.

Ist mir zu theatralisch.

Überraschend dann der Mord, den du im nächsten Absatz bereits in Frage stellst. Hier ist deine Intention bei mir angekommen: Du lässt den Leser im Dunkeln, was denn nun eigentlich geschehen ist. Hat er das Haus überhaupt betreten? Sieht er einen Geist? Der Schluss gefällt mir auch am Besten, und hier meine ich, könntest du wunderbar an das erste Kapitel anknüpfen, wenn du denn dort direkt mit der Unterhaltung zwischen den Eltern und Frank beginnen würdest. Das Motiv der Eltern erschliesst sich mir nicht ganz - sie wissen, dass er Morde begangen hat, wollen ihn aber nur verraten, wenn er sich weigert zu heiraten - diese Kausalkette verstehe ich nicht. Wenn sie ihn verraten, kann er die elterliche Kanzlei ja erst recht nicht mehr übernehmen - warum dann noch diese "Schande" auf den Familiennamen werfen (denn um die Morde an sich geht es ihnen ja nicht, sonst würden sie in jedem Fall zur Polizei gehen). Toll dann der letzte Auftritt von Clothild, das erinnert an so manche Schlussszene aus den Geschichten aus der Gruft - ich habs so gelesen, dass er sie umgebracht hat und sie als Tote zurückgekehrt ist. Eine entsprechende Unendlichkeit suggeriert dann auch der letzte Satz - Clothild sei [für immer] mein.

Habs gern gelesen und im Groß und Ganzen auch Gefallen daran gehabt - auch wenn der Stil wie gesagt nicht immer mein Fall ist. Das fehlende ß fand ich auch störend, aber in der Schweiz gibts das ja generell nicht, von daher ist es OK. Ich denke aber mit ein wenig Feinarbeit könnte die Geschichte ihre Wirkung noch besser entfalten.

Viele Grüße und bis zum nächsten Mal.

 

Hallo Schwups

ich mag diese leisen Töne, das Unheimliche, das sich auf leisen Sohlen heranpirscht.

Das freut mich, dass dieser Aspekt dich anspricht. Etwas Reisserisches würde mir nicht entsprechen.

Und zum anderen - auch mir sind in dem Text zu viele Partizip-Konstrukte.

Ich hatte vor Veröffentlichung daran gefeilt, doch mehr ändern mochte ich nicht, es wäre nicht mehr der Klang dieser Geschichte. Vielleicht gelingt es mir ja mal, diese sprachliche Ökonomie einzusetzen. Aber dann werde ich wohl aufhören zu schreiben, da es zu nüchtern wirkt bei den sich mir aufdrängenden Themen.

Das Intro der Geschichte finde ich ein wenig träge. In meinen Augen macht es sich auch nicht so gut, im nächsten Absatz - der ja eigentlich im "Jetzt" spielt - gleich auf Franks Jugend zurückzuspringen - das finde ich etwas verwirrend. Interessanter wäre es, gleich zu Beginn in den Dialog mit den Eltern einzutauchen. Da kannst du gleich vorneweg mehr Spannung generieren - und diesen Dialog könntest du durch eine Rückblende unterbrechen.

Es war mir klar, dass das Intro vom Leser etwas Geduld einfordert. Deinen Ansatz fand ich deshalb sehr interessant und habe ihn ernsthaft geprüft. Das Ergebnis erwies sich bei dieser Geschichte aber als unbefriedigend, da sie dafür zu kurz ist und eine spätere Rückblende den Handlungsstrang zerreisst. Der Dialog mit den Eltern vorab würde den Effekt einzig noch auf den Handlungsablauf reduzieren. Dadurch müsste die Geschichte gänzlich neu geschrieben und andere Konstrukte eingesetzt werden. Der Esprit dieser Geschichte wäre dann nicht mehr vorhanden. Deshalb nahm ich davon wieder Abstand.

Dann aber nimmt die Geschichte an Fahrt auf - die Unterhaltung mit Frau Clothild Schwarnau (wie um alles in der Welt kommst du auf einen solchen Namen ) ist zwar etwas gestelzt, passt aber in den Kontext.

Es gibt in Zürich eine Kolumnistin, die einen ähnlich klingenden Namen hat, der mich inspirierte. Mit spitzer Feder karikierte sie lange Zeit hiesigen Jetset. Martin Suter trug mal eine Fehde mit ihr aus, da sie etwas Vertrauliches über ihn ausplauderte. Im vergangenen Juni hörte sie auf, Kolumnen zu schreiben. Für den Vornamen hingegen verdeutschte ich leicht das Französische Clothilde. Phonetisch bleibt es sich gleich, da das e im Französischen nicht ausgesprochen wird, und es klingt so schön altertümlich.

Besser: Lust durchwogte ihn.

Das Gefühl ist dem Zustand bereits gewichen.

Zitat:
«Ja Clothild, sei mein», hauchte er mit stockender Stimme.

Ist mir zu theatralisch.

Der Satz ist aufreizend, aber zugleich bildet er ein wesentliches Element, seiner Besessenheit Ausdruck zu verleihen.

Das Motiv der Eltern erschliesst sich mir nicht ganz - sie wissen, dass er Morde begangen hat, wollen ihn aber nur verraten, wenn er sich weigert zu heiraten - diese Kausalkette verstehe ich nicht.

Der Wahn, das Geschlecht von Stein sowie die familieneigene Kanzlei zu erhalten, hat ihnen allerhöchste Priorität. Die Drohung einer Anzeige ist das äusserste Druckmittel. Obwohl die Ausführung einem kollektiven Suizid gleichkäme, würden sie wohl nicht davor zurückschrecken und so untergehen.

Toll dann der letzte Auftritt von Clothild, das erinnert an so manche Schlussszene aus den Geschichten aus der Gruft - ich habs so gelesen, dass er sie umgebracht hat und sie als Tote zurückgekehrt ist. Eine entsprechende Unendlichkeit suggeriert dann auch der letzte Satz - Clothild sei [für immer] mein.

:D Hier lies ich gewollt dem Leser diesen Interpretationsspielraum, den er nach seinem Geschmack ausfüllen kann.

Habs gern gelesen und im Groß und Ganzen auch Gefallen daran gehabt

Das freut mich.

Ich denke aber mit ein wenig Feinarbeit könnte die Geschichte ihre Wirkung noch besser entfalten.

Punktuelle Überarbeitungen habe ich vorgenommen. Auch wenn ich dem Stilanspruch der Kommentatoren nicht gerecht werde, habe ich doch die beanstandeten Formulierungen und ein paar Sätze darüber hinaus neu aufgesetzt.

Herzlichen Dank für deinen Kommentar, der mich über die bisherige Auseinandersetzung mit dem Stoff, nochmals grundsätzlich darüber nachdenken liess. Vielleicht setze ich mich nach zeitlicher Distanz nochmals daran, um zu prüfen, ob ich eine allgemeiner ansprechende Version daraus entstehen lassen kann.

Schöne Grüsse

Anakreon

 

In der Familie von Stein achtete man auf würdiges Auftreten,

lieber Anakreon,

ist eine Einleitung wie in „Stein“ gehauen für die ("gut"-)bürgerliche Familie, zu deren wortreicheren und um- bzw. beschreibenden Charakterisierungen im "bürgerlichen" Realismus auf tausenden von Seiten Papier Wälder abgeholzt wurden. Aber schon in Deinem eher bescheidenen Satz dagegen stimmt und schwingt alles mit: der innengeleitete Mensch wie ihn der Soziologe David Riesman in der einsamen Masse 1950 definiert hat und die Rollentheorie, wie sie etwa Ralf Dahrendorf in den 1950-er entwickelte: man spielt – wie im Theater - Rollen im Innen- und Außenverhältnis der Familie – und wär’s das Schwarze Schaf, der Sündenbock oder – eben gesteigert – Frankenstein, der man ja auch dank feiner Techniken in der Erziehung werden kann. Da passt wie die Faust aufs Auge Dein Stil mit der Dominanz der Substantive und den Partizipien, Kanzleistil will ich’s mal nennen (so fing Luther auch klein an, um den sächsischen Kanzleistil zum Muster fürs Neuhochdeutsche zu verfeinern).

In diesem ersten Satz wird das richtige Verb getroffen, dessen Substantivierung den Hammer liefert, die Würde, an sich ein Menschenrecht, das jedermann innewohnt, zum Attribut des Auftretens / „Auftritt“ zu zerschlagen in kleine Splitter: Würde des Alters (besonders des Altersunterschiedes) / Amtes / Standes u. v. m.)

Zu alledem gesellt sich das Thema bildender Kunst, wie es sich durch Dein kleines Oeuvre hier vor Ort zieht, und – klassisch gebildet wie’s Bürgertum sich gerne gibt – weiß man um die Geschichte hinterm Tizian

Sextus greift Lucretia

Lucretia, nach der römischen Sage die Frau des Tarquinius Collatinus; von Sextus, dem Sohn des letzten römischen Königs (Tarquinius Superbus), geschändet. Sie beging deshalb Selbstmord und soll dadurch die Vertreibung der altrömischen Könige (510 v. Chr.) veranlasst haben, übrigens auch einer der wenigen Stoffe, die Shakespeare zu einer Erzählung nutzte.

Und der letzte historische Bezug –

Clothild!
Wie hat der ur-fränkische Name (Clovis / Chlodwig = louis / Ludwig, Chlothar usw.) ins Alemannische geschafft? Über Frank ’n’ Stein - noch'n literarischer Bezug. Chlotchildis war übrigens die burgundische Prinzessin (Chrodechilde), die den Katholizismus in die merowingische Königsfamilie brachte, was kein Mitglied davon abhielt, die liebe Verwandtschaft zu metzeln und zu meucheln - komprimiert in all den Sigiberts / Siguuards und Siegfried (schön paradoxwer Name).

Horror genug schon in den Bezügen!

Kleinkrämerseelengeflüster:

Es war Tradition, dass jeweils der älteste Sohn als Senior einmal die Kanzlei übernimmt.
Einmal ist hier entbehrlich, da ein wie auch immer geartetes mehrmal(s) gar nicht vorkommen wird.

…, wenn die ihm typische Unruhe ihn stark ergriff, sah er die Szene in seinen Gedanken plastisch gegenwärtig.
Beim Schluss des Satzes könnte gefahrlos das Adj. plastische wegfallen:
…, sah er die Szene in seinen Gedanken … gegenwärtig,
oder eleganter: …,
[vergegenwärtigte sich ] die Szene in seinen Gedanken […].

«... als der Tat von Sextus?»
Eine gebildete Frau wird den Genetiv nicht umgehen:
… als der Tat des Sextus
wäre da eleganter.

«Natürlich. Damals war es die Verunsicherung des KindesKOMMA das betrachteteKOMMA aber nicht verstand.»

So viel oder wenig für heute!"

Gruß

Friedel

 

Lieber Friedel

Dass sich Ralf Dahrendorf in einer meiner Geschichte reflektieren wird, hätte ich nie in Erwägung zu ziehen getraut. Aber natürlich, seine Rollentheorie, da hatte sich mir wohl eine Schublade im Gedächtnis leicht geöffnet, genug um die Struktur der Familie von Stein zu inspirieren. Ebenso hast du den innegeleiteten Charakter von Riesmann schön aus dem Text interpretiert, nach dessen Theorie Abweichungen von sozialisierten Werten eine tiefe Scham erzeugen.

Da passt wie die Faust aufs Auge Dein Stil mit der Dominanz der Substantive und den Partizipien, Kanzleistil will ich’s mal nennen (so fing Luther auch klein an, um den sächsischen Kanzleistil zum Muster fürs Neuhochdeutsche zu verfeinern).

Dass auch Luther für mich herhalten muss, sei es nur drum eine Gardinenpredigt damit zu verbinden, bringt nun hoffentlich die Gläubigen nicht in Aufruhr. Wenn man mein Porträtbild vergrössert ist unübersehbar, dass zwei diabolische Hörner am Haaransatz hervorragen. Der Vergleich verbirgt aber vielleicht die Hoffnung, mein Sprachgefühl könnte sich beflügeln. Dies im Kontext, das ich kürzlich sinnierte, ein Stilbruch erzeuge mir dann möglicherweise Sprachlosigkeit.

In diesem ersten Satz wird das richtige Verb getroffen, dessen Substantivierung den Hammer liefert, die Würde, an sich ein Menschenrecht, das jedermann innewohnt, zum Attribut des Auftretens / „Auftritt“ zu zerschlagen in kleine Splitter:

Was wäre der denkende Mensch ohne die Würde? Rodin hätte seinen Denker wohl nie erschaffen. Auch dem künstlich geschaffenen Frankenstein kann man sie aufgrund der erfolgten Ich-Bildung nicht absprechen. Erst das Verhalten der Menschen ihm gegenüber führte zu seinen Zweifeln und Verkehrtem handeln.

– klassisch gebildet wie’s Bürgertum sich gerne gibt –

Es wäre der Verfälschung des Gesellschaftsbildes nahe, wäre da nicht ein klassisches Moment eingeflossen.

Chlodwig … Chlotchildis

Das hatte ich erwartet, dass du die historisch verbindenden Namen zu Clothild ausgräbst, wenn du über meine Geschichte stolperst.

Horror genug schon in den Bezügen!

:D

Kleinkrämerseelengeflüster:

Zurückgeflüstert. Ich habe alles übernommen, auch an dieser Stelle:

«Natürlich. Damals war es die Verunsicherung des KindesKOMMA das betrachteteKOMMA aber nicht verstand.»

an der ich mich täuschen liess und der List doch auf den Leim gegangen bin. Nun ist es wieder in die erste Version gesetzt. Mögen sich die Dudenianer darob untereinander ereifern.

Danke dir für deinen deutenden Kommentar, der mich zwischen an- und abschwellender Brust schwanken liess, und deine korrigierenden Hinweise.

Schöne Grüsse

Anakreon

 
Zuletzt bearbeitet:

Nochmal kurz zur Frankenstein-Sache: Frankenstein ist der Name des Wissenschaftlers (Victor), und nicht der des Monsters, das er erschafft (das hat keinen Namen).
Also heißt das in der Geschichte, dass er mit diesem Wissenschaftler verglichen wird.

EDIT:

Ah, interessant, so gut wusste ich über Frankenstein gar nicht Bescheid, danke für die Hintergründe!
Fand es jetzt auch nicht weiter schlimm, wie du's verwendet hast, wollte nur ein bisschen klugscheißen ... :bib: ;)

 

Hallo Maeuser

Im Prinzip stimme ich dir vollkommen zu, dass das Geschöpf von Viktor Frankenstein keinen Namen trägt, darüber war ich vor langem Mal gestolpert. Doch seit den Verfilmungen (1931) mit Boris Karloff wird mit dem Begriff Frankenstein nicht der Schöpfer des Monsters, sondern das Monster selbst assoziiert. In der Allgemeinheit hat sich dies so etabliert, dass wenn jemand sagt, der sieht aus wie Frankenstein, das Monster meint.

Hinzu kommt, dass das Profil von Viktor Frankenstein, wie es Mary Shelley schrieb, differenzialdiagnostisch auf eine schwere Persönlichkeitsstörung hinweist. In psychotherapeutisch-literarischen Deutungen wurde deshalb der Rückschluss gezogen, dass das Monster einzig eine Form seiner schizophrenen Spaltung war und er die Kreatur selbst verkörperte.
Eine gewisse Analogie ergibt sich zu den Romanfiguren Dr. Henry Jekill und Mr. Edward Hyde von Robert Louis Stevenson. Auch wenn sich Dr. Jekyll einer nicht näher bezeichneten Droge bediente, war es bei ihm durchaus seine gespaltene Persönlichkeit, in deren zweiten Identität er Mr. Hyde selbst verkörperte.

Der kleine Einschub in meiner Geschichte, war also nicht einfach willkürlich oder in Verkennung der Originalfigur, sondern unter Berücksichtigung obenerwähnter Fakten. Dass ein Lebewesen den Namen seines Erzeugers erhält, ist ja auch in unserer Gesellschaftsnorm verankert. :D

Danke dir deine kritische Aufmerksamkeit.

Schöne Grüsse

Anakreon

 
Zuletzt bearbeitet:

Das Outing dass Dir,

lieber Anakreon,

zwei diabolische Hörner am Haaransatz hervorragen
sollte noch durch Kontrolle der Füße und etwas unterhalb der Gürtellinie überprüft werden - was dann freilich ein wenig zu weit ginge. Ein vergrößertes Portrait wäre hier nicht Beweis genug, bestenfalls ein Indiz. Was dann aber Frank 'n' Stein eine gewisse und vielverehrte Authentizität verleiht ist weniger die weitverzweigte Familie der vom & zum Stein oder auch der Banksterfamilie als eine Anzeige unter http://okto.tv/frankvonstein/ mit dem kuriosen Wortlaut:

Dr. Frank von Stein in Braunau am Inn
Juni 26th, 2011

Die Wahrheit kommt oft auch in holpriger Sprache daher. Lüge ist immer noch Lüge, auch wenn sie sich glattrasiert und mit Krawatte präsentiert.

Wer die Wirklichkeit nicht wahrhaben will, verdrängt sie. Was ändert sich? – Das Wahrnehmungsvermögen. Die Wirklichkeit wirkt weiter. Wer sie nicht mehr wahrnehmen kann, kann ihr allerdings auch nicht mehr entgegenwirken.

Hinschauen kann Ihre Lebensqualität und die Lebensqualität Ihrer Mitmenschen verbessern.

Dr. Frank von Stein “IN BRAUNAU AM INN” wird erstmalig am

Montag, 4. Juli 2011 um 21:00 Uhr auf OKTO ausgestrahlt.

Auch für Arbeitslose und Berufspolitiker geeignet.


Schad, dass der Tag nach diesem Fundstück schon vergangen. Lebte Karl Valentin noch, ich wüsste, dass sein verlorengegangenes Klappmesser nach getanem Werk sich wieder eingefunden hätt'.

Gruß

Friedel

 

Geschätzte Leser

Ein kleiner Nachtrag.

Da die Mehrheit der Kommentatoren, die Partizipien in meinem Text als Stein des Anstosses wahrnahmen, habe ich mir diese „Malheurs“ näher angesehen und ausgewertet. Die Geschichte umfasst 1‘678 Worte, davon sind 6,79 % Partizipien. Auch prüfte ich an einem Satz mit sechzehn Worten, der drei solcher P. enthielt, wie es sich anders formulieren liesse. Eine einfache Änderung wäre verkrüppelt, einzig eine Umschreibung in mehreren Sätzen würde es gleichwertig darstellen, aber nicht ganz ohne Partizipien. Vielleicht ändere ich aber später noch den einen oder anderen Satz, wenn mir eine schönere Formulierung einfällt.
Nun packte mich jedoch die Neugierde. Ich suchte aus gleicher Rubrik willkürlich eine Geschichte eines oft belobigten Autors und überprüfte die letzten 1‘678 Worte. Das Ergebnis überraschte auch mich, dies hatte ich nicht erwartet: 13,05 % in dessen Textteil.
Die Substantive, welche nebenbei auch angemerkt wurden, liess ich ausser Acht, da diese einen Grossteil des deutschen Sprachschatzes ausmachen.
Was die beiden Texte unterscheidet, sind sicher Ausdrucksformen und Stil.
Ich denke, damit kann sich jeder Leser eine eigene Meinung bilden und seine Prinzipien reiten.

Noch viel Spass beim Lesen.

Anakreon

 

Es wird sicherlich Statistiken zum Gebrauch der einzelnen Wortarten im Deutschen geben, da wett' ich, dass die scheinbare Partizipienreiterei ( wie ich's mal boshaft genannt habe),,

lieber Anakreon,

ganz gut wegkommen. Ich wüsste nun beim besten Willen nicht, was man gegen Partizipien haben könnte. Sollte den Leuten der Gebrauch zu kompliziert sein? Was mag einen daran stören, dass Wortarten sich mit andern „verbrüdern“? Da stört sich doch kein Arsch, perdonen ustedes, Kopf im Falle der Substantivierung dran!

Das deutsche Mittelwort weist doch auf die Stellung zwischen Verb und Adjektiv hin. Es nimmt an beiden Wortarten teil und ist damit gerechter & demokratischer als all die Bemühungen um seine Verbannung. Es erinnert mich ein wenig an die vordem versuchte Vertreibung des m. E. wunderschönen ß (dank der geschwätzigen Handymanie hat sich das Problem wg. Raumersparniss geändert, dass das ß öfter gebraucht wird als vordem) oder den Verdrängungsversuch des Genitivs durch den Dativ.

Warum sollte man sich verbiegen wenn man einen bestimmten Stil verwendet?

Gruß & schönes Wochenende wünscht der

Friedel

 

Das ist mir jetzt aber peinlich,

lieber Friedel,

dass Dr. Frank von Stein bereits eine Figur verkörpert. In Österreich hatte ich nicht nach ihm gefahndet. An sich gehe ich bei Recherchen gründlich vor, um Persönlichkeitsverletzungsklagen von mir fernzuhalten. Solche können sich nur Klatschkolumnisten leisten.
Ob ich ihn wohl umbenennen sollte, in Dr. Franc de Pierre? Doch dann kommt sicher ein Franzose und zieht mir das Fell über die Ohren. Also lass ich es, mein Stein ist von Geburt an Helvetier.
Den Link nahm ich mit Heiterkeit zur Kenntnis.

Auch dein zweiter Kommentar - die ich beide übrigens erst zu dieser Morgenstunde bemerkte - trug zu weiterem Schmunzeln bei. Ich hatte das Partizipthema gestern auch in einem kleinen Kreis diskutiert. Der Schrei, der erfolgte, erinnerte mich direkt an Munchs Bild.
So verbiege ich mich auch vor deiner Meinung, die mich bestärkt, was ich immer dachte, dass Stil nicht einfach Einheitsschreibe sein darf. Ansonsten wäre ein Autor pro Thema und Sprache ausreichend.

Schöne Grüsse

Anakreon

 

Hallo Anakreon!

Und wieder sage ich, was ich schon das letzte Mal zu einer deiner Storys anmerkte: Das Thema ist wieder ein faszinierendes, ob der Vielschichtigkeit und der Details, die es zu entdecken gilt.
Der Stil allerdings, der hier schon einige Schelte abbekommen hat, gefällt auch mir nicht in jedem Falle.

Der erste Absatz, in seiner Gänze, ermüdet in seinem immer gleichen Satzbau: SPO, SPO, SPO.

Das ist - wie gesagt - ermüdend und vor allen Dingen nicht originell.
Das würde ich dir gern als Hauptsache zurufen wollen: Sei originell! Meide ausgetretene Pfade, überrasche mich als Leser!

Ich bin ein Fan von Poe! Weiß nicht, ob man in Verbindung mit Edgar A. von "Fan" reden kann, aber ich bin mit seinen großartigen Kurzgeschichten aufgewachsen. Bierce, Hawthorne, O.Henry, Irving. Ich habe sie geliebt, liebe sie immer noch. Und sie pflegen einen ähnlichen gediegenen Stil wie du ihn anstrebst. Doch zu keiner Zeit bedienen sie sich vorgegebenen Mustern, Matrizen oder Formeln.

Auch scheint mir, dass du hin und wieder Überflüssiges erzählst, nicht Notwendiges für die Erzählung.

Aus zwei Fenstern im Erdgeschoss fiel Lichtschein in den Garten.

Ein einfaches Beispiel, warum muss es nun unbedingt der Lichtschein sein? Reicht hier nicht das simple Licht? Kürzer und prägnanter, das sollte auch für diesen "altmodischen" Stil gelten, wie er zweifellos zu der Geschichte passt.

Seine Empfindungen waren weiblichen Reizen keineswegs abgeneigt, auch wenn er sich zurückhaltend gab.

Du erklärst auch zuviel, finde ich. Der Leser ist nicht doof (na ja, zumindest nicht die meisten:D ), du brauchst ihn nicht an der Hand zu führen, um ihm auseinanderzusetzen, wie dein Prot sich fühlt. Tatsächlich: Show, don't tell!


Die Dialoge, nun ja, du scheinst eine Zeit heraufbeschwören zu wollen, die längst untergegangen ist. Die gute, alte;) Aber ich bin davon überzeugt, dass man auch damals nicht so gesprochen hat:

«Ich hatte einen Termin in der Gegend. Anschliessend dachte ich spontan, ich könnte Ihnen von einer aussichtsreichen Investitionsmöglichkeit berichten, die für Sie von Interesse sein könnte.»
«Das freut mich sehr, dass Sie meine Interessen im Auge behalten. Für ein geschäftliches Gespräch möchte ich jedoch lieber in den nächsten Tagen bei Ihnen vorbeikommen.»

Der Mensch ist faul von Natur aus, er kürzt ab, er spricht knapp und komprimiert.

(Jetzt wollte ich darüberhinaus die Wortwiederholungen ansprechen, die vorkommen. Aber ich sehe, du warst fleißig und hast überarbeitet. Und du hast schön gekillt. Im Gegensatz zu der Rede, die ich mir ausgedruckt hatte [ist schon ein bisschen her], klingt die schon viel besser)
Aber, wie gesagt, abkürzen und verdichten. Lies mal Salems "Teddybären-Traum", egal, wie du zum Inhalt stehst, aber die Dialoge sind erste Klasse!
(Weiß gar nicht, hast du sie gar schon gelesen? Dann gehe doch einfach noch mal drüber, und konzentriere dich auf die wörtliche Rede)

Den Absatz anschließend (Lucretia! Frank war klar, dass sie das Gemälde... fand ich flüssig und interessant geschrieben.


Der Antrag von Clothild brachte ihn aus der Fassung.

Bitte wie, bitte was? Wieso beschreibst du nicht, wie ihn der Antrag aus der Fassung bringt? Und lässt diesen einfachen Buchhalter-Satz weg?

hauchte er mit stockender Stimme

Das ist auch wieder so ein Beispiel der absoluten Überfrachtung: Warum muss es unbedingt zweimal unterstrichen werden, dass es etwas Besonderes ist, was er sagt? Entweder hauchte er oder er sagte es mit stockender Stimme. (Kill your Darlings!) Jedenfalls ist beides zuviel des Guten und nach dem ersten Bild langweilst du den Leser. Ich würde dir sogar empfehlen, beides zu streichen, also zu schreiben:

«Ja, Clothild, sei mein», sagte er.

Was du ausdrücken willst, nämlich dass Frank dies mit brüchiger Stimme sagt, dass er bewegt ist und die Atmosphäre gespannt, bringt alles die wörtliche Rede rüber. "Ja, Clothild, sei mein" sagt man gemeinhin nicht in forschem, befehlendem Ton, auch nicht lachend, glucksend, sondern man haucht es eben. Weiß ich selbst, als Leser, brauchst du mir nicht zu sagen.

mit einer Miene, die nichts Gutes verhiess

Sowas würde ich rausschmeißen, weil es doch schon arg abgenutzt klingt. Stell es vielleicht um, variier dieses Klischee, um damit den Leser zu verblüffen, ein wenig zu überraschen.


Mein lieber Aanakreon, normalerweise schreibe ich nicht so lange Kritiken. Wenn ich mich allerdings in eine Story festbeiße, weiß ich, dass sie das Potential hat. Ich hoffe, ich konnte ein wenig meine Eindrücke vermitteln, ohne zu sehr anzustoßen.

Ich jedenfalls habe wieder mal für mich ein wenig dazu gelernt. Ich danke dir.


Schöne Grüße von meiner Seite!

 

Hallo, zusammen – guten Tag, lieber Anakreon!

Als „Neuling“ bei KG sehe ich mich hier doch genötigt, einige Bemerkungen zu machen.
Zunächst zur Geschichte des Herrn von Stein: Wenn sie auch – wie schon von anderen zur Genüge breitgetreten – bisweilen ein wenig altertümlich daherkommt, so scheint mir gerade das den besonderen Flair auszumachen. Aufbau, Stil, Stimmung, Satzstellung und Thema erinnerten mich an einige Klassiker des Genre-Klassikers Edgar Allen Poe. Allein deshalb schon mein Respekt, Anakreon.
Was mir generell auffällt: Mir scheint, dass sich hier viel zu oft und fast mit diabolischer Lust über Rechtschreib- und Interpunktionsfehler groß und breit ausgelassen wird. Vor allem – und dies sage ich als jemand, der beruflich mit korrekter Rechtschreibung zu tun hat – sind viele, wirklich sehr viele der angeblichen Korrekturen ihrerseits falsch! Doch das nur am Rande bemerkt.
Viel wichtiger fände ich, mehr auf die Geschichten der Autoren einzugehen als auf die leidige Streiterei zwischen s, ss und ß. Und da muss ich es noch einmal sagen: „Das Leiden des Herrn von Stein“ ist eine dichte, von düsterer Spannung durchwobene Geschichte, die an Erzählungen vergangener Zeiten erinnert – und ich mag den Mut, den ein Autor mitbringen muss, wagt er sich an einen solchen Stil heran.
So, genug für heute. Kurz noch ein letztes Wort: Manche Storys sollte man einfach genießen, ohne sie zu zerrupfen; kleingeschnitten und zerrissen wird ihr Geschmack fade …

Liebe Grüße
Raffzahn

 

Hallo Hanniball

Oh, das freut mich aber sehr, dass mit dir auch ein Altmeister des Gruselgenres die Geschichte wahrgenommen und kommentiert hat.

Das Thema ist wieder ein faszinierendes, ob der Vielschichtigkeit und der Details, die es zu entdecken gilt.

Ein schönes Lob, das mir zeigt, dass die Grundgedanken nicht verfehlt sind.

Der Stil allerdings, der hier schon einige Schelte abbekommen hat, gefällt auch mir nicht in jedem Falle.

Ich arbeite an meinem Stil, doch seinen Schatten ohne Selbstverleugnung zu überspringen gelingt nicht so einfach. Ich hoffe aber, da salopp gesagt, die Lernfähigkeit vorwiegend nur durch Demenz oder eine Hirnläsion richtig ausgebremst wird, hierin noch Verbesserungen zu erzielen. Gewisse Eigenarten meines persönlichen Stils werde ich aber bewahren.

Sei originell! Meide ausgetretene Pfade, überrasche mich als Leser!

Ich war mir bewusst, dass der erste Satz entgegen der Regel, gleich mitreissend zu sein, steht. Insofern beinah eine Provokation, ohne böse Absicht. Ich sehe jetzt noch nicht, an welcher Stelle der notwendige Hinweis besser platziert wäre, werde mir aber Gedanken machen.

Ich bin ein Fan von Poe! … Bierce, Hawthorne, O.Henry, Irving. Ich habe sie geliebt, liebe sie immer noch. Und sie pflegen einen ähnlichen gediegenen Stil wie du ihn anstrebst. Doch zu keiner Zeit bedienen sie sich vorgegebenen Mustern, Matrizen oder Formeln.

Es wirkt vielleicht so, aber ich habe kein bewusstes Vorbild, dem ich nacheifere. Poe hatte ich vor Jahrzehnten letztmals gelesen. Vielleicht sollte ich ja die alten Meister dieses Genres mal studieren, um zu erkennen, was sie sprachlich auszeichnet.
Im vorliegenden Text habe ich – nebst dem konservativen Familienbild – einzig durch Vermeidung zeitgemässer Merkmale versucht, es klassisch wirken zu lassen. Die Geschichte selbst könnte auch in der Gegenwart stehen.

Reicht hier nicht das simple Licht? Kürzer und prägnanter, das sollte auch für diesen "altmodischen" Stil gelten, wie er zweifellos zu der Geschichte passt.

Dies ist jetzt ein augenfälliges Beispiel. Gegenüber dem ersten Entwurf hatte ich zwar radikale Kürzungen vorgenommen und es auch mit zeitlicher Distanz mehrfach durchgesehen. Doch ich sehe, in der Selbstbezogenheit als Autor noch zu wenig weitgehend. Ich denke, dies ist nun emotional verankert.

Du erklärst auch zuviel, finde ich. Der Leser ist nicht doof (na ja, zumindest nicht die meisten), du brauchst ihn nicht an der Hand zu führen, um ihm auseinanderzusetzen, wie dein Prot sich fühlt.

Die Grenzziehung zwischen dem, was ich dem Leser an Verständnis zurechnen darf und was der Erläuterung bedarf, fällt mir nicht immer leicht zu entscheiden. Öfters, wenn ich etwas wegliess, kamen Fragen oder Unverständnis auf. Aber du hast recht, es sollte durch die Figur des Prot. zum Ausdruck kommen.

Die Dialoge, nun ja, du scheinst eine Zeit heraufbeschwören zu wollen, die längst untergegangen ist. Die gute, alte Aber ich bin davon überzeugt, dass man auch damals nicht so gesprochen hat:

Der Mensch ist faul von Natur aus, er kürzt ab, er spricht knapp und komprimiert.

Da bin ich über meinen eigenen Kompromiss gestolpert. Einerseits die zeitliche Einbindung zu vertuschen und anderseits die Dialoge nicht darauf abzustellen. Wobei die Sätze, sind wirklich nicht glücklich. Hier muss ich noch sehen, wie ich aus diesem Dilemma wieder herauskomme.

Aber, wie gesagt, abkürzen und verdichten. Lies mal Salems "Teddybären-Traum", egal, wie du zum Inhalt stehst, aber die Dialoge sind erste Klasse!

Ja Salem hat die Dialoge in der Geschichte vorbildlich abgefasst. Ich habe bisher nur wenige Texte gesehen, die schwerpunktmässig auf Dialogen setzten und den Ansprüchen vollauf genügten. Diese Schwierigkeit versuche ich zu umschiffen, indem ich mit der Erzählstimme die Lücken schliesse. Aber es stimmt schon, das Prinzip von abkürzen und verdichten gilt in der Kurzgeschichte unbedingt.

Wieso beschreibst du nicht, wie ihn der Antrag aus der Fassung bringt? Und lässt diesen einfachen Buchhalter-Satz weg?

Ich war weit entfernt von Soll und Haben, aber so formuliert, wird mir dieses Schema wahrlich transparent. Ich werde versuchen, mehr dem Haben oder Sein von Erich Fromm nahezukommen. Das hat mir jetzt doch einen Knick in meinen emotionalen Schlips gedrückt. :D

"Ja, Clothild, sei mein" sagt man gemeinhin nicht in forschem, befehlendem Ton, auch nicht lachend, glucksend, sondern man haucht es eben. Weiß ich selbst, als Leser, brauchst du mir nicht zu sagen.

Schluck. Ich werde dem Leser wieder mehr Mündigkeit zusprechen und diesen Lapsus im Zuge der Überarbeitung eliminieren.

mit einer Miene, die nichts Gutes verhiess

Sowas würde ich rausschmeißen, weil es doch schon arg abgenutzt klingt. Stell es vielleicht um, variier dieses Klischee, um damit den Leser zu verblüffen, ein wenig zu überraschen.

Dies hielt ich eigentlich der Sache für angepasst. Aber ich werde meine Inspiration darauf ansetzen, um eine treffendere Situationsgestaltung zu finden.

Mein lieber Aanakreon, normalerweise schreibe ich nicht so lange Kritiken. Wenn ich mich allerdings in eine Story festbeiße, weiß ich, dass sie das Potential hat. Ich hoffe, ich konnte ein wenig meine Eindrücke vermitteln, ohne zu sehr anzustoßen.

Das ist mir eine Ehre, dass du entgegen deiner Gepflogenheit dich vertiefter mit dem Text auseinandergesetzt hast. Deine Eindrücke schienen mir präzis gesetzt ohne Übertreibungen. So haben sie bei mir auch einiges zum Nachdenken angestossen, ohne sich anstössig zu präsentieren. Hierfür und für deine Mühe danke ich dir herzlich.

Das Augenfälligste werde ich baldmöglichst retuschieren. Für die vertiefte Überarbeitung mir aber die notwendige Zeit nehmen, um den Geist der Geschichte nicht zu zerfleddern.

Hallo Raffzahn

Aufbau, Stil, Stimmung, Satzstellung und Thema erinnerten mich an einige Klassiker des Genre-Klassikers Edgar Allen Poe. Allein deshalb schon mein Respekt, Anakreon.

Es freut mich, dass ein solcher Geist in dieser Geschichte mitschwingt. Obwohl ich es nicht explizit beabsichtigte und erst mit Ausmerzungen von zeitgemässen Merkmalen verstärkte, schien mir es am Schluss an klassischen Schauergeschichten angenähert. Wobei die Einzigen, die ich seit vielen Jahren gelesen hatte, solche von Sheridan Le Fanu sind (siehe Rezensionen). Die andern Klassiker-Autoren, soweit ich sie kenne, liegen sehr weit zurück in meinem Gedächtnis begraben.

Mir scheint, dass sich hier viel zu oft und fast mit diabolischer Lust über Rechtschreib- und Interpunktionsfehler groß und breit ausgelassen wird. Vor allem sind viele, wirklich sehr viele der angeblichen Korrekturen ihrerseits falsch!

Auch wenn du es als Randbemerkung einbringst, finde ich, dass diese Erwähnung ihren Stellenwert verdient!
Vorab, ich schätze es, wenn man mich über Vertipper hinaus auf Grammatik- oder Rechtschreibfehler aufmerksam machen kann. Obwohl ich beruflich zuweilen auch gewichtige Texte abfasste, nehme ich nicht in Anspruch, darin sattelfest zu sein. Doch wie viele sind dies?
Die Literaturwissenschaftlerin Kathryn Sutherland analysierte an der Universität Oxford 1100 Seiten handschriftlich verfasster originaler Texte von Jane Austen, die als „perfekte Stilistin“ galt. Am 23.10.2010 gab die Forscherin das Ergebnis bekannt. Es zeigt auf, dass die Autorin u. a. einen der Grammatik zuwiderlaufenden Stil pflegte, und legt die Vermutung nahe, dass irgendein anderer (Lektor!) sehr stark am Editionsprozess zwischen Manuskript und gedrucktem Buch beteiligt war.

Kurz noch ein letztes Wort: Manche Storys sollte man einfach genießen, …

Ich finde es schön, wenn sich jemand die Fähigkeit bewahren kann, eine Geschichte erst einfach mal wahrzunehmen. Wenn es dann angezeigt ist, lässt sich die Meinung als Leser, Rezensent oder Lektor immer noch einbringen.

Herzlichen Dank für deinen Kommentar.

Schöne Grüsse euch beiden

Anakreon

 

Liebe Leser

So, die Textüberarbeitung ist mit mir sinnvoll wirkenden Kürzungen und Änderungen erfolgt. Dabei bemühte ich mich, den geäusserten Kritikpunkten Rechnung zu tragen. Ich denke, dass dies den Lesegenuss begünstigt, den Esprit der Geschichte bewahrt und den mir eigenen Stil nicht verleugnet.

Im Wesentlichen fiel der einleitende Abschnitt weg. Zwei Sätze davon sind zur Signifikanz des Hintergrunds an passender Stelle im Geschehen eingeordnet.
Um die diskriminierende Namensassoziation verständlicher zu machen, die ihm als Kind widerfahren war, ist der Name Frank von Stein an der entsprechenden Stelle nun ausgeschrieben.
Als markante Änderung ist noch anzumerken, dass der Vater von Frank nicht mehr die Justiz drohend einbringt, sondern in offengelassener Weise seine Forderung untermauert. Es gäbe da verschiedene Möglichkeiten, doch sind diese nun dem Vorstellungsvermögen der Leser anheimgestellt.

Schöne Grüsse

Anakreon

 

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