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Das kleine "Ich-kann-das-nicht"
Das kleine „Ich-kann-das-nicht“
Das kleine „Ich-kann-das-nicht“ saß in der Ecke und jammerte. Da kam ein Vogel vorbei geflogen und fragte:
„Warum weinst du?“
Traurig blickte ihn das kleine „Ich-kann-das-nicht“ an und antwortete:
„Weil ich nichts kann! Überhaupt nichts!“ Es begann zu schluchzen. „Ich kann mich nicht selber anziehen, ich kann mir nicht selber die Zähne putzen, ich kann nicht Fahrrad fahren und ich kann nicht einkaufen gehen. Und sonst, sonst kann ich auch nichts. Absolut gar nichts. Verstehst Du?“
Der Vogel guckte ein wenig verwirrt. Dann schüttelte er seinen Kopf und erwiderte:
„Nein! Das verstehe ich nicht. Wenn Du doch überhaupt nichts könntest, dann könntest Du auch nicht in der Ecke sitzen und auch nicht mit mir reden, oder?“
Das kleine „Ich-kann-das-nicht“ hörte auf zu weinen. Ganz still dachte es über die Worte des Vogels nach. Dann wischte es sich die Tränen ab und sagte:
„Vielleicht hast Du Recht. Ich kann ja doch etwas. Zumindest sitzen und reden.“
„Ja, aber Du kannst bestimmt noch viel mehr!“, zwitscherte der Vogel freudig, „Du kannst doch auch gehen und springen und schlafen, oder?“
Da begann das kleine „Ich-kann-das-nicht“ zu grinsen.
„Stimmt, das kann ich auch!“
„Und die anderen Dinge, wie anziehen, Zähne putzen, Fahrrad fahren und einkaufen, “, sprach der Vogel, „die kannst Du vielleicht jetzt noch nicht, aber Du kannst sie genauso gut lernen, wie das Gehen und das Reden!“
Da sprang das kleine „Ich-kann-das-nicht“ auf, klatschte vor Freude in die Hände und beschloss, dem Rat des weisen Vogels zu folgen. Doch bevor es all diese Dinge einfach mal ausprobieren würde, wollte es sich einen neuen Namen suchen. Vielleicht sollte es von nun an ein „Ich-kann-das-noch-nicht“ oder ein „Ich-kann-das-bald“ sein, aber auf keinen Fall wollte es nur einen Tag länger ein kleines, jammerndes „Ich-kann-das-nicht“ bleiben. Schließlich konnte es ja eine ganze Menge Dinge.