Was ist neu

Das Kind lächelt

Mitglied
Beitritt
07.08.2002
Beiträge
896
Zuletzt bearbeitet:

Das Kind lächelt

Das Kind lächelt! Warum tut es mir das an?
Will mit mir spielen, wirft mir seinen bunten Ball zu, ich mag nicht!
Fühle mich wohler, hier an meinem Baumstamm, trauriger Rest einer Kastanie, gefällt im Morgengrauen.
Eine Rosskastanie, sie blühte im Mai, verlor ihr braunes Blätterkleid im Herbst! Ich trage ihren Duft im Herzen. Dichtbelaubte Kronen und die Zweisamkeit im kühlen Schatten sind Erinnerungen vergangener Zeiten. Wenigstens starb sie schnell! Nichts denken, nichts fühlen, das wünsch´ ich mir. Nur den Wind als Empfindung. Er darf mir durch das Haar fahren, Haut und Nacken leicht berühren!

Ein Pärchen, schlendert Hand in Hand, er küsst ihren Hals, ihre Wangen. Sie lächelt, ziert sich ein wenig, der Hauch einer Abwehr, nur angedeutet, sie lässt es geschehen.
Das Spiel der Verliebten.
Warum tun sie mir das an?
Ein Mädchen spielt am Bach, der sich durch den Stadtpark schlängelt, wirft einen Stein, nimmt einen zweiten, einen dritten..., einige tanzen auf der Wasseroberfläche, finden ihr Ziel am gegenüberliegenden Ufer, andere versinken, sterben! Nein,...Unbeseeltes stirbt nicht.
Sie freut sich, jauchzt, lebt sich aus, atmet!
Ein älterer Herr hastet an mir vorbei, schenkt mir einen Blick, überwindet sich zu einem "Guten Tag" und zieht ein freundliches Gesicht. Soziale Norm erfüllt, geheuchelte Wertschätzung!

Kinderlächeln aus blauen Kinderaugen, es berührt mich nicht!
"Spiel doch mit mir!"
Es kommt zu mir, fasst meine Hand, zieht ganz sanft, so schwach, so vorsichtig.
Warum quält es mich?
Der Junge verlangt nur Aufmerksamkeit, keine Liebe. Ich fühle Erleichterung. Er möchte nur spielen, will keine Nähe.
"Warum weinst du?"
Dieses Kind! Es sticht sofort zu, ansatzlos, ohne Rücksicht.
Aber...es lächelt! Warum nur?


 

Lieber Archetyp!

Eine ganze Weile schon hab ich bei Deinen Geschichten nichts mehr von mir hören lassen, was aber keineswegs an Deinen Geschichten lag. Im Gegenteil: Zwangsläufig muß es mich wieder hierherziehen, da Du einfach auf ganz wunderbare Art Gefühle beschreibst. - So, wie bei dieser Geschichte hier. :thumbsup:

Der Schmerz Deines Protagonisten sitzt tief, das kommt besonders bei dieser Stelle gut zum Ausdruck:

Das Spiel der Verliebten.
Warum tun sie mir das an?
Es tut ihm weh, wenn er andere sieht, die ihre Gefühle füreinander so offen zur Schau stellen. - Einerseits eine gute Frage, warum tun sie ihm das an? Wie vielen unglücklichen Menschen tut es eigentlich weh, wenn andere ihre Gefühle füreinander so offen zeigen und sie selbst niemanden haben? - Andererseits ist es ja nicht die Tatsache, daß die beiden sich lieben, die dem Protagonisten weh tut, sondern es ist sein persönlicher Schmerz, den er spürt und die beiden machen es tatsächlich nicht ihm zufleiß. Es ist seine Sehnsucht nach solchem Glück und die ist es auch, die ihn hoffentlich wieder aus dem traurigen Blues, in dem er sich verfangen hat, heraushelfen wird.
Es sticht sofort zu, ansatzlos, ohne Rücksicht.
Aber...es lächelt! Warum nur?
Es ist das Leben, das ihn wiederhaben will, das seine Hand nach ihm ausstreckt und sagt: "Komm, du bist noch nicht tot. Du hast noch eine ganze Menge Leben."

Alles liebe
Susi

 

Hallo Archetyp,
du hast mir da nichts aufgedrängt, deine Story ist voller Zweideutigkeiten und voller Trauer. Ein bittersüßer Text. Heftig und voller Bilder.
Danke für den Tip. Schönen Sonntag noch *******Merlinwolf************

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Susi, ich habe mir gedacht, dass dir die story nur gefallen kann, mir gewünscht, das du mindestens eine Zeile dazu schreibst. Und verstanden hast du wieder alles, interpretiert hast du es richtig.
Toller Satz: "Ich beschreibe auf wunderbare Art Gefühle" Will nicht verschweigen, dass mein Herz dann ein wenig hüpft.

Hey Merlinwolf, da bist du ja wieder auf diesem Wege gratuliere ich dir noch mal für den Schäpper. Danke für das lesen. Hatte mir gedacht, wenn dir das eine so gefllt, dann das hier erst recht.

Danke Rixta, denk dran, nur ne story.

Vielen dank fürs Lesen

 

Hallo Archetyp,
dachte ich es mir: Auch ein Naturfreund.
Konnte die Empfindungen des P. gut nachvollziehen; Du hast die Begegnungen differenziert dargestellt und die Gefühle des P. gut herübergebracht. Das Zustechen des Kindes einfach durch einen offenen Blick - gut ausgedrückt.
Grüße Heidi

 

Danke Heidi, ja ich bin ein Freund der Seele und Natur, solange sie nicht gefällt wird!
Finde ich schön, dass du sie gelesen hast, und auch richtig verstanden hast.

Danke liebe grüsse Stefan

 

Gestern, ich lag mit Fieber im Bett und schaffte es gerade noch die März-Ausgabe von "kurzgeschichten" zu lesen, da stieß ich auf einen alten Bekannten - diese Geschichte. Ich habe mich gefreut, ihr so unverhofft in gedruckter Form zu begegnen.

Liebe, verschnupfte Grüße
Barbara

 

Hei Barbara, ich hoffe, du bist bald wieder auf den Damm!
Ja, ich wollte mal was veröffentlichen; und du hast dich erinnert, schön!

Liebe Grüße an dich und nochmal gute Besserung

Stefan

(dann weißt du ja auch wie ich heiße:D

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom