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Das Kind lächelt

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07.08.2002
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Das Kind lächelt

Das Kind lächelt! Warum tut es mir das an?
Will mit mir spielen, wirft mir seinen bunten Ball zu, ich mag nicht!
Fühle mich wohler, hier an meinem Baumstamm, trauriger Rest einer Kastanie, gefällt im Morgengrauen.
Eine Rosskastanie, sie blühte im Mai, verlor ihr braunes Blätterkleid im Herbst! Ich trage ihren Duft im Herzen. Dichtbelaubte Kronen und die Zweisamkeit im kühlen Schatten sind Erinnerungen vergangener Zeiten. Wenigstens starb sie schnell! Nichts denken, nichts fühlen, das wünsch´ ich mir. Nur den Wind als Empfindung. Er darf mir durch das Haar fahren, Haut und Nacken leicht berühren!

Ein Pärchen, schlendert Hand in Hand, er küsst ihren Hals, ihre Wangen. Sie lächelt, ziert sich ein wenig, der Hauch einer Abwehr, nur angedeutet, sie lässt es geschehen.
Das Spiel der Verliebten.
Warum tun sie mir das an?
Ein Mädchen spielt am Bach, der sich durch den Stadtpark schlängelt, wirft einen Stein, nimmt einen zweiten, einen dritten..., einige tanzen auf der Wasseroberfläche, finden ihr Ziel am gegenüberliegenden Ufer, andere versinken, sterben! Nein,...Unbeseeltes stirbt nicht.
Sie freut sich, jauchzt, lebt sich aus, atmet!
Ein älterer Herr hastet an mir vorbei, schenkt mir einen Blick, überwindet sich zu einem "Guten Tag" und zieht ein freundliches Gesicht. Soziale Norm erfüllt, geheuchelte Wertschätzung!

Kinderlächeln aus blauen Kinderaugen, es berührt mich nicht!
"Spiel doch mit mir!"
Es kommt zu mir, fasst meine Hand, zieht ganz sanft, so schwach, so vorsichtig.
Warum quält es mich?
Der Junge verlangt nur Aufmerksamkeit, keine Liebe. Ich fühle Erleichterung. Er möchte nur spielen, will keine Nähe.
"Warum weinst du?"
Dieses Kind! Es sticht sofort zu, ansatzlos, ohne Rücksicht.
Aber...es lächelt! Warum nur?


 

Hi Arche,
ich mußte die kleine Geschichte zweimal gelesen. Sie hat mich sehr berührt. Ich hoffe nur, daß sie Fiktion ist und Du nicht gerade eine ähnliche Erfahrung machen mußtest....

Du zeigst sehr gut, wie das Leben der anderen, der Kinder, der Verliebten unbekümmert weiter geht, obwohl für Dich alles still stehen muß.....

Und außerdem finde ich faszinierend, daß Du genau das thematisierst, was ich in meinem Leben schon häufig erlebt habe: Wenn es einem Menschen sehr schlecht geht und es aussieht, als könnte keiner mehr Zugang zu ihm finden, dann gelingt dies am ehesten den Kindern.

Die einzige Person, deren Aufgabe mir nicht klar wurde, ist der ältere Herr. Was symbolisiert er? Oder ist er nur zufällig in Deine Geschichte spaziert (das kenne ich ganz gut)?

Hier noch zwei Kleinigkeiten:
"unbeseeltes stirbt nicht." Unbeseeltes groß!

"Der Junge verlangt nur Aufmerksamkeit, keine Liebe. Ich fühle Erleichterung. Es möchte nur spielen, " hier würde ich "Er möchte ..." schreiben.

Liebe Grüße
Barbara

 

Hallo Arche!
Eine wunderschöne, sensible Geschichte, die mich noch einen ganze Weile beschäftigt hat....
Die Stimmung des seelisch verletzten Protagonisten, seinen Gefühle und Gedanken sind mit wenigen Worten sehr eindringlich gemacht.
Ich denke, der alte Herr passt gut dazu, geheuchelte Freundlichkeit wird einem in einer solchen Situation erst richtig bewusst...

schöne Grüße, Anne

 

Hallo Al-dente, es hat dir gefallen! Schön. Ob Fiktion oder Wirklichkeit...wollen wir es dahingestellt lassen, oder soll ich noch ne Pm schreiben?
Der Mann mit dem Aktenkoffer grüsst freundlich. Der Darsteller interpretiert alles negativ. Verletztungen und Angriffe auf ihn, mehr sieht er nicht. Vielen dank für die Verbesserungsvorschläge, war gut so!

Danke, al dente

Hallo Maus, auch du fandest sie gut, schön. Die kurzen sind für mich echt n wenig schwieriger. Achja und herzlich Willkommen auf KG

Liebe Grüsse Stefan

 

Lieber Archetyp!

Deine Geschichte hat so viel Tiefe, dass ich sie, ehrlich gesagt, zweimal lesen musste um bis an den Grund vorzudringen. Diese Geschichte ist nicht für Oberflächenschwimmer gedacht, man muss eintauchen.
Das Empfinden des Schmerzes welches beim Hinsehen auf die Lebensfreude anderer fühlbar wird, scheint sie doch für ihn selbst verloren. Der Sarkasmus den er beim Gruß des Mannes empfindet. Gefühllos sein möchte er, nichts mehr spüren müssen. Und da ist dieses Kind, störend fast in seiner Unbefangenheit. Ob er sich noch einmal einfühlen wird in dieses Lächeln - hoffentlich.

Ganz wunderbar Arche, fast wie Jahreszeiten der Gefühle.

Einen herzlichen Gruß an dich - Eva

 

Hallo Schnee.eule, dass hab ich mir gedacht, dass sie auch dir gefällt. Du schreibst immer so schöne Kritiken, die übertreffen mein kleines Geschichtlein.
Ich hab für diese kleine Story verhältnismässig lange gebraucht, und bin mir sicher, dass nicht alle sie so toll verstehen werden wie du?

Jahreszeiten der Gefühle kenne ich gar nicht, Ist mir da was entgangen?

Liebe grüsse Arche

 

Servus Archetyp!

Dir ist da nichts entgangen !!! Im Gegenteil, du selbst hast diese Jahreszeiten in der Geschichte kreiert und so konnte ich sie entdecken -

den dunklen Winter der Trauer,
die bunte Leichtigkeit des Frühlings,
die Hoffnung auf einen neuen Sommer nach dem
Groll der zum Rückzug verleitete im kalten Herbst.

Alles Gute für dich - Eva

 
Zuletzt bearbeitet:

hallo arche.

das Kind sticht ansatzlos zu- hat mir besonders gefallen. du schreibst sehr gefühlvoll, man mag dir nach dem Lesen sofort über den Kopf streicheln. mehr bitte.
liebe Grüße, alex.

 

Schnee.eule da kannst mal sehen, ich weiss gar nicht was ich da mit meiner story anrichte, kenne sie anscheinend gar nicht so richtig.

alexandra, ich schreibe nur solche Geschichten, wenn du weiter so eine Kritik schreibst, "Kopf streicheln"

Liebe grüsse Stefan

 

Hallo Arche,
„Nichts denken, nichts fühlen, das wünsch´ ich mir“ deshalb bin ich mir nicht sicher, ob Dein Protagonist schon so in seinem `Blues´verfangen ist, daß er die Aufmerksamkeit des Kindes nicht als Liebe auffassen will /kann. Zweimal kommt sterben vor, einmal bei einem lebenden Objekt (Baum), hier wird das Sterben bedauert („wenigstens starb sie schnell“), dann bei einem toten Objekt (Stein). Ich befürchte, der P. weiß nicht so recht, welcher Klasse von Objekten er (noch) zugehörig ist.
Das Ganze hat mir gut gefallen, die Menschen hast Du prima beobachtet, auf die Idee so ein Kinderlächeln in so einen Zusammenhang zu stellen, muß man erst einmal kommen!

Liebe Grüße,

tschüß... Siegbert

 

Hallo Stefan,

du hast mein Schubladendenken mal wieder ad absurdum geführt. Da wohlte ich schon wieder glauben, du hättest dich der leichten, amüsanten Unterhaltung verschworen, und Date 1-15 war einfach ein Ausrutscher, da kommst du schon wieder mit einer einfühlsamen und tiefen Geschichte. Pfui! Verdammt schön!

Der Mann der die Welt durch eine triste, graue Brille sieht, voller Schmerz und Zynismus. Von einem schlimmen Leben gezeichnet? Und im Gegensatz dazu Kinder, die noch am Anfang ihres Lebens stehen und so viel Liebe in sich tragen... schöner Gegensatz.

Liebe Grüße

Jan

 

Hallo Wolto, weiss auch nicht ob der Prot schon so einen, wie du sagst Blues draufhat. Aber hauptsache, es hat dich ein wenig beeindruckt,danke

Hei Peter, was Date 1 - 15 eine Eintagsfliege, nunja habe mal was anderes geschrieben, Danke für die Kritiken von euch beiden

arche

 

Hallo Archetyp!

Jetzt bin ich ratlos. Ich sehe erst nichts und dann sehe ich in fast jedem Satz eine Metapher. Baum=Frau, oder nicht? (Date 1-15).

Eigenlich steht da nichts! Ist wohl zu hoch für mich!

Unbeseeltes stirbt nicht! Ist das eine Metapher?

Lukasch

 

Nein Lukasch, ich denke Baum nicht gleich Frau, sondern der Protagonist fühlt sich deshalb so sehr mit dem traurigen Rest einer Kastanie verbunden, weil es diesem Baum wie ihm geht. Er ist der Baum oder könnte es sein. Anfänglich imposant und im vollen Blattkleide, dann entstellt, zerstört, gestutzt.

Aber und darin liegt neben dem Kinderlächeln, welches ihn zumindestens ja als störend erreicht das Positive, der Baum gibt ihm noch Halt. Er lehnt sich an, sucht bei ihm Schutz und Deckung.
Übrigens, lieber Stefan, gerade eine Kastanie zu wählen empfand ich als sehr treffend, weil wohl jeder mit einer Kastanie etwas Majästetisches, Würdevolles verbindet.
Ich hatte die ganze Zeit während ich deinen Text las, das Gefühl, da schreit eine Seele ununterbrochen, "helft mir", während der Protagonist deutlich "ach laßt mich doch alle in Ruhe" zu sagen scheint.
Dieser Konflikt in dem man sich in einer Krise oftmals befindet und den Woltochinon wunderbar mit dem Blues beschreibt, wird von dir mit knappen und eindringlichen Sätzen dargestellt. Sehr gelungen!

Lieben Gruß
Elvira

 

Ja, einiges kann man reininterpretieren, aber ich denke, derjenige der genau liest, weiss den Inhalt genau richtig einzuschätzen. Ich möchte mich einmal mehr bedanken. Lakita, man kann eine story lesen, und man kann sie leben, bzw. in ihr sein, wie auch immer!

Danke Archetyp

 

Ein glaubhafte Geschichte, die ein wohlbekanntes Gefühl gut rüberbringt.

 

Hallo Bezeh, dieser eine Satz reicht, um zu vermitteln, dass die story verstanden worden ist.

Liebe grüsse stefan

 

Hallo, Stefan!

Auch ich möchte mich kurz fassen.

Warum tun sie mir das an?
Es sticht sofort zu, ansatzlos, ohne Rücksicht.
Leben und Tod, Liebe und Schmerz.
Schattenseiten.


Liebe Grüße
Antonia

 

Hallo Antonia, solche kurzen Antworten, und wenn ich weiss von wem sie kommen, sagen mir, dass dem nichts zuzufügen ist, und sie so verstanden worden sind, wie ich sie andere verstehen lassen wollte( wat für n beknackter Satz)

Liebe Grüsse Stefan

 

Hallo Arche,

da fühlt man ja richtig mit und fängt selber bald an zu heulen. Wo Schatten ist, ist auch Licht. Auch wenn es abgedroschen klingt!

Von Rixta

 

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