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Serie Chrissy (1): Das Judenhaus

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CoK

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24.08.2020
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Anmerkungen zum Text

weiterer Teil zur Serie: Der Keller des Judenhauses

Chrissy (1): Das Judenhaus

„Mama, Melli hat mich gefragt, ob ich heute Nachmittag zu ihr nach Hause käme. Ich hab jetzt eine Freundin!“
Mama war es egal.
Melli hat keine Mutter und keinen Vater, nur eine Großmutter. Ihr Opa war Bahnwärter, ist aber seit dem Winter tot. Der Alte hat gesoffen, ist im Schnee eingeschlafen und dann erfroren.
„Warum sagst du zu deinem Opa Alter?“, fragte ich sie.
„Der heißt so. Meine Oma sagt, wir können froh sein, dass der Alte nicht mehr da ist. Hat nur Dreck gemacht.“
Angestrengt dachte ich darüber nach, ob mein Opa auch Dreck machte. „Mein Opa macht keinen Dreck“, erklärte ich Melli. Und dann zählte ich auf, wer alles bei uns wohnt. Nämlich Opa und Oma, Mama, Papa, meine drei kleinen Schwestern, Tante Isa und Onkel Uwe und deren zwei Kinder.
„So viele“, hatte sie gestaunt. „Heute spielen wir bei mir und das nächste Mal bei dir.“
Doch sofort hatte sich Mama in meinem Kopf gemeldet: „Bringt mir ja niemand ins Haus. Vier Bälger reichen, ihr könnt draußen spielen.“ Ich überlegte, ob ich es Melli sagen sollte, aber vielleicht durfte ich dann nicht zu ihr kommen. Also lieber nicht.
Ich lief los und erreichte eine große Steintreppe. Das Haus, in dem Melli lebte, war riesig. Es war aus gelben Mauersteinen gebaut, vom Schmutz vorbeifahrender Züge überzogen. Die dunklen Fensterläden gaben dem Haus etwas Düsteres, was die doppelflüglige, fast schwarze Eichentür noch verstärkte. Ich fühlte Neugier, Furcht und Vorfreude, als ich den Klingelknopf drückte. Nach kurzer Zeit öffnete sich die Tür. Vor mir stand eine ältere, kleine Frau mit einer schmutzigen Schürze. Neugierig blickte ich auf ihre Füße. Sie trug Holzpantoffeln.
„Was willst du?“, fuhr mich die Alte böse an. Ich erkannte einen vertrauten, ekelig scharfen Geruch.
„Ich möchte zu Melli. Wir wollen zusammen spielen.“
„Nix da, hier wird nicht gespielt. Hau ab, du Flüchtlingskind.
Geh heim in dein Judenhaus!“ Jetzt schaute ich der alten Frau zum ersten Mal ins Gesicht. Es war voller Falten, dunkle Augen blickten mich zornig an. Ihr schmaler Mund war fest zusammengepresst. Sie erinnerte mich an die Hexe von Hänsel und Gretel.
Melli schrie im Hintergrund: „Lass sie rein, lass sie rein! Das ist doch meine Freundin!“
„Der Flüchtling aus dem Judenhaus bleibt draußen!" Mit einem dunklen Krachen flog die schwere Tür zu.
Warum war diese Frau so böse auf mich? Nur weg, ganz schnell weg. Ich wusste nicht, was ein Flüchtling war oder ein Judenhaus. Es musste etwas Schlimmes sein, wenn sie mich aussperrte. Ich weinte vor Angst und Enttäuschung.
„Mama, was ist ein Flüchtling?“
Mit diesen Worten stürmte ich ins Haus. Mama hatte keine Zeit.
Ich ging zu Oma, die in der Küche stand und Einmachgläser mit Gurken füllte. Sie sah so ganz anders aus als die von Melli. Meine Oma war groß und ziemlich mollig. Ihre grauen Haare hatte sie immer zu einem Knoten gebunden. Oma trug dunkle, bodenlange Röcke. Wenn sie sich mal über jemanden ärgerte, dann war es Opa. Er war der Einzige, der es schaffte, Oma wütend zu machen. Wütend war sie in einer anderen Sprache. Opa schimpfte dann auch mit fremden Wörtern zurück. „Oma, was ist ein Flüchtling?“
„Jesus, Maria, wie kommst du denn da drauf?“
Ich wusste nicht so genau, warum sie immer den Herrn Jesus und seine Mutter mit ansprach?
„Die Oma von der Melli hat gesagt, ich wär ein Flüchtlingskind und ich soll abhauen in mein Judenhaus.“
„Komm her!“ Schwer ließ sich meine Oma auf den einzigen Hocker in der kleinen Küche fallen. Dann zog sie mich auf ihren Schoß. „Du weißt doch, dass der Opa, ich und deine Mama aus Ungarn kommen. Wir hatten dort einen kleinen Bauernhof und einen Weinberg. Dann haben die Deutschen den Krieg angefangen und viele Ungarn wurden umgebracht. Weil wir Deutsche sind, waren die Ungarn sehr wütend auf uns und deshalb haben sie uns alles weggenommen. Wir mussten nach Deutschland fliehen.“
Ich sah, wie Tränen über die faltigen Wangen meiner Oma liefen. „Oma du weinst ja!“
„Ach was“, kam es barsch zurück, und mit einer heftigen Bewegung fuhr sie sich mit dem Handrücken übers Gesicht. „Dein Papa musste aus Schlesien fliehen.“ Ein tiefer Seufzer begleitete ihre Worte. „Darum hat sie dich Flüchtlingskind genannt.“
„Sie hat aber noch Judenhaus gesagt“, ergänzte ich.
„Ja, weil das Haus, in dem wir jetzt wohnen, früher Juden gehörte, einer Familie mit einem Kind. Und jetzt muss ich weiter machen." Energisch schob sie mich von ihrem Schoß und wandte sich wieder ihrer Arbeit zu.
Ich hatte jedoch noch mehr Fragen: „Was waren Juden?", und: „Warum schimpfte Mellis Oma so, weil ich ein Flüchtlingskind war?"
Beim Abendessen, Papa war wie immer nicht da, fragte ich Mama: „Was waren das für Juden, die früher hier in dem Haus gewohnt haben?“
Mama beantwortete die Frage nicht, sie hatte wieder keine Zeit.
Als ich abends im Bett lag, konnte ich lange nicht einschlafen. Ich hörte, wie meine beiden kleinen Schwestern herumalberten, bevor es ruhig wurde. Sie teilten sich das untere Bett. Ich schlief im oberen allein. Meine kleinste Schwester, die in ihrem Gitterbettchen neben dem Bett von Mama und Papa lag, hörte ich an ihrem Fläschchen saugen.
Ich dachte an Melli und daran, dass wir in Zukunft draußen spielen mussten.
Mit diesem Gedanken schlief ich ein. Plötzlich hörte ich Mama schreien und wurde wach. Gedämpftes Licht drang durch die Milchglasscheibe der Schlafzimmertür. Ich stieg die kleine Leiter des Stockbettes hinunter und versuchte die Tür zu öffnen. Das ging nicht. Wenn Papa spät nach Hause kam, verriegelte sie meine Mutter.
Ein lautes Klatschen und ein dumpfes, polterndes Geräusch, dann das Weinen von Mama. Ich hatte Angst, dass etwas Schlimmes passiert war. Ich nahm den Stuhl, auf dem unsere Kleider lagen, und schob ihn ganz nah an die Tür, stieg hinauf und öffnete den Riegel des Türfensters. Um durchzusteigen, musste ich auf die Lehne klettern. Der Stuhl wippte hin und her, und ich befürchtete, meine Schwestern könnten davon aufwachen. Es gelang mir, zuerst das eine Bein durch das Fenster zu schieben und dann das andere. Langsam ließ ich mich nach unten gleiten und umklammerte mit den Händen den Fensterrahmen. Ich hatte Angst loszulassen, bis der Schmerz in den Fingern zu heftig wurde und ich mit einem Plumps im Wohnzimmer landete. Der Lärm musste wohl groß gewesen sein, denn auf einmal stand mein Vater neben mir, umgeben von diesem ekligen Geruch nach Bier und Schnaps. Ohne ein Wort hielt er mich am Hals fest, mit der andern Hand macht er das Fenster zu. Jetzt weinte ich auch wie Mama. Papa kniete sich hin, aber nur mit einem Bein. Dann zog er mich über das andere Knie. Ich hatte Angst und wimmerte leise. Ich durfte nicht laut weinen und nicht strampeln. Wenn meine Schwestern aufwachen, wird Papa mich in den Keller sperren, wußte ich aus Erfahrung.
Er holte aus und schlug mit der Hand auf meinen nackten Po. Es tat so weh! Papa, flüstere ich, Papa bitte, bitte hör auf! Papa holte wieder aus.
Er schlug zu. Ich presste die Lippen zusammen. Ich schrie innerlich, ganz tief in meinem Kopf. Ich versuchte meine Hand auf meinen Po zu schieben, damit es nicht mehr so weh tat. Papa schlug neben meine Hand. Jetzt schmerzte mein Rücken schrecklich und ich bekam keine Luft mehr. Ich weinte und schluchzte ganz leise, der Rotz lief mir aus der Nase und tropfte vor Papas Knie auf den Boden. Ich zog meine Hand wieder weg. Papa traf noch ein Mal, dann stand er auf. Ich fürchtete mich. „Bitte nicht in den Keller!" Ich war still. Doch ohne ein Wort nahm er mich auf den Arm, öffnete die Tür und warf mich zurück auf mein Bett. Ich machte mich ganz klein und rollte mich zusammen. Mein Rücken und mein Hintern brannten. Mama hatte aufgehört zu weinen. Ich hörte nur noch die Autos, die auf der Bundesstraße vor dem Haus durch die Nacht fuhren und dachte daran, wie schön es wäre, wenn ein Auto anhalten, ein nettes Ehepaar aussteigen und mich mitnehmen würde.
Ich öffnete die Augen und konnte nicht verstehen, was ich sah. An meinem Bett standen drei dunkle Gestalten. Panisch vor Angst schlüpfte ich unter meine Decke. Es waren Riesen, größer als mein Stockbett. Ich hatte gehört, wie Papa die Türe wieder abgeschlossen hatte und auch das Fenster war zu. Wie waren die reingekommen? Und warum waren sie so groß? Bitte, bitte geht weg, bat ich und hob vorsichtig die Zudecke. Sie waren noch da, dunkle Gestalten, die vor meinem Bett auf- und abliefen. Schnell zog ich das Federbett wieder über den Kopf. Hatte Mama nicht gesagt, wenn ich nicht brav wäre, würde mich der schwarze Mann holen? War er jetzt gekommen? Natürlich hatte ich gewusst, dass ich nicht durch das Fenster kriechen durfte, aber ich hatte solche Angst wegen Mama.
Würden sie mich mitnehmen? Mein kleines Herz raste, meine Hände wurden feucht und die Angst drückte auf meine Brust, so dass die Luft unter der Zudecke nicht mehr reichte. Ich hatte das Gefühl, ersticken zu müssen. Hysterisch begann ich nach Luft zu schnappen, davon wurde mir übel. Mit einem Ruck riss ich die Decke fort, die Augen fest zugepresst. Es geschah nichts. Niemand fasste mich an, keiner zog mich aus dem Bett und nahm mich mit. Ganz langsam öffnete ich die Augen. Die Umrisse der drei bewegten sich vor meinem Bett, gingen weiter auf und ab. Es war nichts zu erkennen als dunkle Schatten. Ich starrte sie an, versuchte sie zu sehen, aber es blieben dunkle Schatten. Irgendwann schlief ich ein.
Von nun an waren sie da, wenn ich in der Nacht aufwachte. Es war seltsam, aber mit der Zeit vermittelten sie mir das Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit.
Irgendwann erzählte ich meinen Eltern von den Schatten. Mein Vater meinte: „Noch einmal einen solchen Blödsinn und du kannst im Keller darüber nachdenken, was für eine Scheiße du erzählst."
Einen großen Teil meiner Kindheit lang blieben die Schatten meine nächtlichen Begleiter.

 

Moin CoK!

deine Geschichte gefällt mir wirklich richtig gut! :)
Ich war von Anfang an gebannt und wollte wissen, wie es weitergeht. Du erzählst das Ganze mit einer einfachen Sprache, die die Erzählerin authentisch wiedergibt. Außerdem lernt man alle Informationen durch die Handlung, nicht durch erzählerische Passagen, was ich super finde.

Was ich auch mag ist, dass die Untaten der Menschheit, die sie ja leider immer wieder begeht, aus der Sicht des Kindes so objektiv begutachtet werden. Beziehungsweise einfach nur reflektiert werden...somit hast du keine moralpredigenden Aspekte, sondern die Kritik wird durch das Kindesauge ganz natürlich klar! Ein verdammt wichtiges Thema....

Hier noch meine Verbesserungsvorschläge:

Das Haus in dem Melli lebte, war riesig.
Das Komma kann weg, würde ich sagen.

Ich fühlte, Neugier, Furcht und Vorfreude, als ich den Klingelknopf drückte.
Das erste Komma weg, das letzte eigentlich auch.

Vor mir stand eine ältere, kleine Frau, mit einer schmutzigen Schürze.
Das zweite Komma weg.

Jetzt schaute ich der alten Frau zum ersten Mal ins Gesicht.
Ich finde es hier eher unrealistisch, dass sie der Frau vorher nicht ins Gesicht geschaut hat... Was ich realistischer fände wäre, dass sie ihr das erste Mal richtig ins Gesicht schaute.

Wütend war sie, in einer anderen Sprache.
Das Komma sollte weg, das irritiert. Ohne Komma funktioniert der Satz für mich gut und gefällt mir!

Ich wusste nicht so genau, warum sie immer den Herrn Jesus und seine Mutter mit ansprach?
Hier würde ich das Fragezeichen durch einen Punkt ersetzen - ist ja in dem Sinne keine Frage, sondern eine Feststellung.

Schwer lies sich meine Oma auf den einzigen Hocker in der kleinen Küche fallen.
ließ

„Sie hat aber noch Judenhaus gesagt“ ergänzte ich.
Das Komma nach der wörtlichen Rede fehlt.

Beim Abendessen, Papa war wie immer nicht da, fragte ich Mama:
Ich würde die Kommas durch — ersetzen; oder stattdessen schreiben "..., bei dem Papa wie immer nicht da war, ...".

Ich lies mich langsam nach unten.
ließ

, aber ich hatte solche Angst wegen Mama.
"..., aber ich hatte solche Angst gehabt wegen Mama."
Es sei denn du meinst hier ihre generelle, ständige Angst...

Mein Vater meinte: „Noch einmal einen solchen Blödsinn und ich könnte im Keller darüber nachdenken, was für eine Scheiße ich da erzählte.“
Also hier entweder wirklich das schreiben, was der Vater gesagt hat ("Noch einmal einen solchen Blödsinn und du kannst im Keller darüber nachdenken...") oder das Ganze in den Konjunktiv umformen ("Mein Vater meinte ich könne.....").


Coole Geschichte! Ich bin zwar noch nicht so ganz dahinter gekommen, warum es genau drei Schatten sind, die die Protagonistin sieht, aber vielleicht denke ich nochmal drüber nach... :)

Übrigens bekommt man auch Lust, weiterzulesen, also ich finde es gibt durchaus Potenzial noch etwas Längeres draus zu machen!

Viele Grüße,
rainsen

 

Hallo@raisen

Danke ,das du meine Geschichte gelesen und dir die Zeit genommen
hast sie zu korrigieren. Ich habe Schwierigkeiten, mit der Interpunktion und Rechtschreibung. Es ist wohl so : Was Hänschen (in meinem Fall Gretel) nicht lernt... da tut sich Hans (Gretel) schwer.

Ich finde es hier eher unrealistisch, dass sie der Frau vorher nicht ins Gesicht geschaut hat... Was ich realistischer fände wäre, dass sie ihr das erste Mal richtig ins Gesicht schaute.
"..., aber ich hatte solche Angst gehabt wegen Mama."
Es sei denn du meinst hier ihre generelle, ständige Angst...

Es ist in beiden Fällen die Angst der Kindheit vor und um die Erwachsenen.
Ich bin zwar noch nicht so ganz dahinter gekommen, warum es genau drei Schatten sind,
Ich denke du wirst noch dahinter kommen.

Ich habe mich sehr gefreut, dass dir die Geschichte gefallen hat.

Lieber Gruß CoK

 

Hallo @CoK

ich finde die Geschichte nicht sehr ansprechemd. Das liegt unter anderem an der kindischen Erzählweise, aber auch am Fehlen der Prämisse. Eingangs werden die Leser mit Belanglosiskeiten zugeplätschert bis ein erster Konflikt angedeutet wird. Leider verstehe zu diesem Zeitpunkt weder Zeit noch Ort der Handlung, ganz zu schweigen vom gesellschaftlichen Umfeld. Das wird dann schulmeisterlich von der Oma erklärt. Danach läuft der Konflikt ins Leere und eine neue Geschichte beginnt. Der Protagonist stolpert durch eine Handlung, die ich nicht verstehe.
Wer mit Kindern zu tun hat, kennt die Situation, wenn Anna Lena in die Stube stürzt und begeistert von ihren Abenteuern im Kindergarten erzählt. Pädagogisch wertvolle Erwachsene täuschen dann Interesse vor und werfen an entscheidenden Stellen ein "Oh!" und "Aha!" ein, obwohl die Erzählung von Prämisse zu Prämisse springt, und die einzelnen Fäden ins Nichts führen und die Zuhörer am liebsten schreiend wegliefen. Das tun Erwachsene, um den Kindern zu zeigen, dass sie ihnen wichtig sind.
Das gilt aber nicht beim Genuss von Literatur.

Ich denke du wirst noch dahinter kommen
Die Aufgabe der Autoren ist es, verständliche Geschichten zu schreiben. Niemand liest Unterhaltungsliteratur, um Rätsel zu raten.
Mein Vorschlag zur Verbesserung: Die Perspektive des Erzählers auf eine erwachsene oder zumindest jugendliche Person ändern, die in der Lage ist, selbst zu reflektieren, was um sie geschieht und das verständlich zu formulieren. Und dann solltest Du Dich entscheiden, welche Geschichte du erzählen willst; Das Leben als Nachkriegsflüchtlinge in der BRD oder das mysteriöse Familiendrama. Und dann einer klaren Struktur folgen: Konflikt setzen, Spannung aufbauen und zu einem Höhepunkt führen.

Schönen Gruß!
Kellerkind

 

Hallo Kellerkind

Wie erzählt man eine Geschichte besser, als so wie sie sich ereignet hat?
Genau so, wie man sie als Kind empfunden hat?
Ich weiß nicht ob es mir gelingen würde, dass aus einer anderen Perspektive zu schreiben,
Weißt du warum sollte ich mich entscheiden ein Familiendrama zu schreiben oder eine Nachkriegsflüchtlingsgeschichte?
Ich habe einen Tag aus meiner Kindheit aufgeschrieben.

Danke fürs Lesen und deinen Kommentar
Lieber Gruß CoK

 

Hallo CoK,

danke für Deine Antwort!

Wie erzählt man eine Geschichte besser, als so wie sie sich ereignet hat?
Indem man ihr eine Struktur verleiht, der die Leser besser folgen können, die Figuren ein wenig ausschmückt, damit sie interessanter werden und den Konflikt dramatisch zuspitzt, auch wenn die Realität das nicht unbedingt hergibt.
Aber Deine Frage zeigt ein grundsätzliches Missverständnis: Eine Geschichte wird nie so erzählt, wie sie sich ereignet hat. Das typische Beispiel sind extrem voneinander abweichenden Augenzeugenberichte. Im Übrigen wäre dieses Forum ohnehin nicht der richtige Ort für einen Bericht.

Ich weiß nicht ob es mir gelingen würde, dass aus einer anderen Perspektive zu schreiben
Deine reale Perspektive ist die eines älteren Menschen. Ich bin mir sicher, dass es leichter wäre, rückblickend aus dieser Perspektive zu schreiben, als sich nach Jahrzehnten auf die intellektuelle Stufe eines Kindes zu begeben. Aus der erwachsenen Perspektive zu schreiben, bedeutet doch nicht, dass die damaligen Gefühle und Gedanken nicht beschrieben werden können. Aber eben nicht so, als ob ein Kind sie erzählt. Ich bin mir sicher, wenn Du Freunden oder Verwandten etwas von damals erzählst, dann geschieht das auch rückblickend. (Übrigens würde das auch dem Titel gerecht werden)
Weißt du warum sollte ich mich entscheiden ein Familiendrama zu schreiben oder eine Nachkriegsflüchtlingsgeschichte?
Das wäre überhaupt kein Problem, wenn Du die eine Handlung vor der Kulisse der Lebensumstände darstellen würdest und das miteinander verwebtest. Du erzählst aber zwei abgeschlossene Themen hintereinander.
Als ich abends im Bett lag, konnte ich lange nicht einschlafen.
Ab hier beginnt die zweite Story, die keinen Bezug zur ersten hat.


Mein stärkster Kritikpunkt bleibt, dass die Handlung unverständlich bleibt. Was ist da überhaupt geschehen? Was hatte der Vater für einen "Scheiß" gesagt? Was für Schatten laufen durch sein Zimmer? Und wieso macht der Vater das:

Ohne ein Wort legte er mich über sein Knie
? Hat er ihm den Hintern versohlt? Dann sollte das erzählt werden. Schließlich sollen die Leser die Ereignisse so sehen:
Genau so, wie man sie als Kind empfunden hat?

Schönen Gruß!
Kellerkind

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Kellerkind

Danke für deine Erklärung.
Ich habe verstanden was du meinst.
Vielleicht ist es leichter, die Geschichte aus der Sicht eines es Erwachsenen zu erzählen. Nur ich fühle sie heute noch mit dem Herzen eines Kindes.
Ja ,es wird so sein, wie du es schreibst, dann wird dieser Bericht nicht mehr in dieses Forum passen. Ich bin hier um zu lernen und ich werde versuchen deine Ratschläge umzusetzen.

Mein stärkster Kritikpunkt bleibt, dass die Handlung unverständlich bleibt. Was ist da überhaupt geschehen? Was hatte der Vater für einen "Scheiß" gesagt? Was für Schatten laufen durch sein Zimmer? Und wieso macht der Vater das:
Ich weiß bis heute nicht was damals geschehen ist.
Meine Vermutung, ich hatte irgendwann aufgeschnappt, dass die drei Juden, die in dem Haus gelebt haben abgeholt wurden.
Vielleicht, hat mein kindliches Gehirn sie als meine Beschützer hingestellt.


Nicht mein Vater hat diesen „ Scheiß"gesagt, das war ich.

. Mein Vater meinte: „Noch einmal einen solchen Blödsinn und ich könnte im Keller darüber nachdenken, was für eine Scheiße ich da erzählte.“
Einen großen Teil meiner Kindheit lang blieben die Schatten meine nächtlichen Begleiter.

Die Umrisse der drei bewegten sich vor meinem Bett, gingen weiter auf und ab.
Sie liefen nicht durchs Zimmer, sie waren nur an meinem Bett.

Danke und ich wünsche dir einen schönen Tag
CoK

 

Hallo Kellerkind/CoK,

ich hatte ja nun schon oben geschrieben, dass mir die Geschichte sehr gut gefallen hat.
Nach deinem Kommentar, Kellerkind, habe ich das Gefühl, ich muss nochmal meine Sicht betonen.
Denn offensichtlich ist deine Empfindung, Kellerkind, eine sehr subjektive--zumindest meiner Meinung nach. Du magst es scheinbar, wenn die komplette Handlung und alle Umstände ausführlich vom Erzähler umschrieben und dargestellt werden.
Ich im Gegensatz finde es grade spannend, dass nicht direkt alles eingeleitet und beschrieben wird, sondern dass man direkt in die Handlung taucht und erst nach und nach klar wird, was hier los ist, in welcher Situation sich die Protagonistin befindet. Wenn dann die Oma die Geschichte erklärt, finde ich das persönlich auch passend - ganz einfach, weil es für mich natürlich wirkt und nicht konstruiert. Mag auch Geschmackssache sein, keine Frage!

Genauso finde ich es super, dass die Geschichte aus der Perspektive eines Kindes erzählt wird - warum auch nicht? Es ist ja nun kein 3-jähriges Kind, das überhaupt nichts versteht, sondern ein Kind in einem Alter, in dem es vielleicht naiv sein mag (eine Naivität, von der wir Erwachsenen uns alle eine Scheibe abschneiden sollten, meiner Meinung nach, denn viele unserer Ansichten sind einfach viel zu festgefahren und kategorisiert!), es aber schon einige Dinge versteht.
Es ist ja eben genau diese Sicht und Erzählweise, die den Konflikt in der Familie so eindrucksvoll macht.
Das ist hier also vielleicht auch Geschmackssache, Kellerkind, und es liegt meiner Meinung nicht daran, dass die Geschichte nicht gut geschrieben oder erzählt ist.

Mein stärkster Kritikpunkt bleibt, dass die Handlung unverständlich bleibt. Was ist da überhaupt geschehen? Was hatte der Vater für einen "Scheiß" gesagt? Was für Schatten laufen durch sein Zimmer? Und wieso macht der Vater das:
Scheinbar hast du hier einfach die Handlung nicht verstanden, Kellerkind, denn für mich sind diese Punkte verständlich.
Und warum muss denn immer alles bis ins letzte Detail erklärt werden - also z.B. dass der Vater das Kind bestraft? Offensichtlich ist die Familie in einer schweren Situation, geflüchtet, und der Vater hat ein Alkoholproblem (habe ich jedenfalls so interpretiert), lässt seine Verzweiflung an den falschen aus...

Außerdem verstehe ich deinen Kritikpunkt nicht bzgl. Familiendrama und Nachkriegsgeschichte: findest du es spannender, Nachkriegsgeschichte in einem Geschichtsbuch zu lesen, mit Fakten und Daten? Die Realität sieht allerdings anders aus, denn es sind nunmal Menschen, die Kriege führen und auch Menschen, die mit den Folgen von Krieg klarkommen müssen. Und es sind genau solche Geschichten wie die von CoK, die das persönliche, individuelle Schicksal solcher Folgen zeigen....was für mich super wichtig ist, denn erst solche Geschichten zeigen, wie scheiße Kriege sind, und das was sie mit den Menschen machen, die einfach nur ihr Leben leben wollen!
Also auch diesem Punkt kann ich kein Stück zustimmen -- Nachkriegsgeschichten SIND Familiendramen... (unter anderem).

Ich finde in der Literatur sollte generell genug Platz für die Fantasie des Lesers bleiben...wenn alles haargenau erklärt wird, ist es ein Bericht.

Aber wie gesagt, meiner Meinung nach sind dies Dinge, die subjektiv unterschiedlich wahrgenommen werden, und dass wir hier wohl einfach verschiedene Geschmäcker haben, Kellerkind...

Wäre interessant, eine 3. Meinung zu hören :)

Viele Grüße,
Rainer

 

Denn offensichtlich ist deine Empfindung, Kellerkind, eine sehr subjektive--zumindest meiner Meinung nach. Du magst es scheinbar, wenn die komplette Handlung und alle Umstände ausführlich vom Erzähler umschrieben und dargestellt werden.
Scheinbar hast du hier einfach die Handlung nicht verstanden, Kellerkind, denn für mich sind diese Punkte verständlich.

rainsen, ist ein bißchen anmaßend, Kommentare anderer Foristen zu kommentieren, vor allem in diesem überheblichen Ton: Du hast das nicht verstanden. Man könnte sich die Mühe machen, und mal die Qualität der restlichen Kommentare des Foristen anschauen, dann kommt man sicherlich schnell dahinter, dass der dreimal sieben ist und auch geradeaus denken kann. Meint: Der/die weiß schon, was sie schreibt, der/die ist nicht dumm wie Brot.

Und was Kellerkind hier aufzeigt, ist eben nicht subjektiv, sondern ein Kriterium von Literatur an sich - wie ist ein Text aufgebaut, welche Struktur besitzt er, welche Prämisse, aus welchen Zutaten setzt er sich zusammen, was macht eine Geschichte überhaupt zu einer Geschichte? Ist jeder Text, der irgendwie irgendwas erzählt oder von einem Ereignis berichtet, auch gleich eine echte Geschichte? Ist das, was der Besoffene mir kurz vor der Sperrstunde ins Ohr faselt, auch eine Geschichte? Kellerkind hat ja auch gleich im ersten Absatz sehr deutlich erklärt, was sie alles vermisst, und da steht nicht, dass für sie alles auserzählt werden muss, in jedem kleinsten Detail, sondern dass Charaktere und Handlung überhaupt erst als solche erkennbar werden - das sind ja Codes, an die sich ein rezipierender Leser hält.

Wie dem auch sei, ist ein wenig ein vergifteter Kommentar, das rettet auch dein Smiley und der Verweis auf unterschiedliche Geschmäcker nicht mehr so wirklich.

Gruss, Jimmy

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo @CoK

Ich fange mal an, Kommentare zu kommentieren :)

Wie erzählt man eine Geschichte besser, als so wie sie sich ereignet hat?
Also oft sind die Erlebnisse natürlich es wert, dass sie erzählt werden. Aber oft ist der exakte Handlungsablauf schlechter geeignet, als Geschichte erzählt zu werden. Jeder Erzähler wählt aus den Ereignissen Elemente heraus, die er betont, andere Ereignisse lässt man weg. Das ist normal.
Daher ist eher die Frage, was der Anspruch an den Text ist. Soll er als Kurgeschichte durchgehen? oder eher ein Erlebnisbericht sein? <- Und das liegt voll in deinem Ermessen als Autor :)
Deshalb heißt es in Filmen eben nicht "Eine wahre Begebenheit", sondern: "Nach wahren Begebenheiten" - da die Autoren sich im Film auf Aspekte fokusieren, und manche Tatsachen sogar verdrehen, um diese Aspekte besser für den Konsumenten aufzuarbeiten. Das ärgert mich bei z.B. bei "Bohamian Rapsody" - ich weiß, dass da manche Dinge real anders abgelaufen sind. Aber für die "Dramatik" des Films, damit das in 2 Stunden gepackt werden kann, hat man halt manche Tatsachen (für den Film) "vereinfacht". Das gleiche macht man auch bei Roman-Verfilmungen. Da passieren im Film manchmal auch andere Sachen als im Text. Man passt also die Umgebung an das Medium, welches man wählt, an, und fokussiert sich auf den Kern, den man vermitteln möchte.
Dieses Prinzip würde ich beim Erzählen von wahren Begebenheiten in einer Kurzgeschichte auch anwenden. D.h. Was möchtest Du vermitteln? Mit diesem Gedanken kommt in die Ereignisse ein roter Faden, damit kommt Struktur in die Sache und es wird für den Leser runder.

Ein Beispiel aus Deinem Text dazu:

Melli hat mich gefragt, ob ich zu ihr nach Hause komme, heute Nachmittag.
„Mama, ich hab jetzt eine Freundin!“
Mama war es egal.
Ok - Der Protagonist ist zu Hause, Mama ignoriert ihn. passt.
Ich lief los.
Gut - und weg von Zu Hause
„Warum sagst du zu deinem Opa Alter?“, fragte ich sie.
Ah - Bei Melli angekommen - es werden schwere Themen diskutiert. Passt.
Ich erreichte eine große Steintreppe.
Hä? Dachte der Prot ist bei Melli. Wenn beide unterwegs sind, wieso kommen nicht beide an, nur "ich". --> hier vermutte ich, dass ewas nicht passt.

„Was willst du?“, fuhr mich die Frau böse an. Ich erkannte diesen vertrauten, ekelig scharfen Geruch.
„Ich möchte zu Melli. Wir wollen zusammen spielen.“
Hä? Was war dann das Gespräch mit Melli vorher? Dachte das wäre danach? --> passt nicht.

^^das ist für mich ein Beispiel, wo die Struktur nicht passt. Das bringt einen als Leser raus, bzw. verleitet es dazu, die Struktur im Text nicht mehr ernst zu nehmen.


Wäre interessant, eine 3. Meinung zu hören :)
Ok. meine (dritte :D) Meinung:
ich formulier es mal Positiv: Ich gebe @rainsen in dem Punkt recht, dass es auch die kindliche Sprache sein kann, und dass man in einer Kurzgeschichte durchaus Punkte zum Interpretieren offen lassen kann.

Allerdings sehe ich vieles auch wie @Kellerkind . An meinem Besipiel sieht man, wo die Logik hakt (es ist nicht die Logik der wahren begebenheit, aber eben die, wie es erzählt wird) Und im zweiten Teil spielt Melli keine Rolle mehr, obwohl sie im ersten Teil so intensiv eingeführt wurde. Da würde es helfen, wenn man beim Erzählen den Kern, den man vermitteln möchte, fokussiert. damit fallen Dinge raus, die den Kern verwaschen, und die Geschichte wird für den Leser verständlicher.
Beispiel: Wenn Melli nur der Aufhänger zum Nachdenken war, dann kann man als Autor überlegen, ob man sie etwas "flacher" einführt - warum sollte die Hintergrundgeschichte von Melli dabei wichtig sein? Oder verwirrt das nur den Leser?
Insofern sehe ich hier schon viel Optimierungspotential, welche die Geschichte als solche besser machen kann.

Gruß
pantoholli

PS: Nachtrag: Es gibt eine Stelle, wo die Mutter sogar antwortet. Diese Antwort würde ich rausnehmen, Dann ist das eine Art running Gag, dass die Mutter nie antwortet und immer beschäftigt ist. Ich fand das super, dass sich das immer wieder in der Geschichte wiederfand, dass die Mutte rnicht antwortet.

 

Lieber @rainsen und natürlich @all,

ich bin zwar kein Genre-Mod., aber da ich gerade online bin. Bitte keine Diskussionen untereinander starten, sondern immer beim Text bleiben und den Autor ansprechen.
Es ist zwar okay, wenn man sich auf einen Kommentar bezieht und darstellt, dass man etwas anders sieht, interpretiert, aber am Ende muss der Autor/die Autorin mit Euren Kommentaren arbeiten.
Unterschiedliche Meinungen sind dabei eher die Regel, nicht die Ausnahme. Der Autor muss entscheiden, welche Kritik er annimmt und welche nicht.
Diskussionen untereinander daher bitte per PN, wenn Ihr die denn für nötig haltet.

Liebe Grüße
Mae

 

Hey @CoK,

ich will auch was sagen :)

Ich habe den Text gern gelesen und ich fand auch nicht, dass Du hier zwei zusammenhanglose Fäden rumhängen hast.

Und dann zählte ich auf, wer alles bei uns wohnt. Nämlich Opa und Oma, Mama, Papa, meine drei kleinen Schwestern, Tante Isa und Onkel Uwe und deren zwei Kinder.

Und dagegen:

Ich erreichte eine große Steintreppe. Das Haus in dem Melli lebte, war riesig. Es war aus gelben Mauersteinen gebaut, vom Schmutz jahrelang vorbeifahrender Züge überzogen. Die dunklen Fensterläden gaben dem Haus etwas düsteres, was die doppelflüglige, fast schwarze Eichentür noch verstärkte.

Das fand ich schon hart, dass die einen einen großes Haus zu zweit bewohnen und andere auf engstem Raum zusammenleben. Aber so war es eben damals, ich kenne das auch von den Erzählungen meiner Großmutter, die ebenfalls eines dieser Flüchtlingskinder war. Das führte natürlich zu Spannungen.
„Nix da, hier wird nicht gespielt. Hau ab, du Flüchtlingskind. Geh heim in dein Judenhaus.“
Hart.

Melli schrie im Hintergrund: „Lass sie rein, lass sie rein! Das ist doch meine Freundin.“
„Der Flüchtling aus dem Judenhaus bleibt draußen.“ Mit einem dunklen Krachen flog die schwere Tür zu.
Und hier zeigt sich einmal mehr schön, wie Kindern Vorurteile anerzogen werden. Ein bisschen mehr Kind, täte der Welt von heute auch noch gut.

„Was waren das für Juden, die früher hier in dem Haus gewohnt haben?“
„Es war eine Familie mit einem Kind“, antwortete meine Mutter.
Die Umrisse der drei bewegten sich vor meinem Bett, gingen weiter auf und ab. Es war nichts zu erkennen als dunkle Schatten. ... Es war seltsam, aber mit der Zeit vermittelten sie mir das Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit.

Das war für mich der Knackpunkt. Du hast es nun schon selbst in einem der Kommentare erwähnt, aber ich hatte das genau so gelesen. Diese drei dunklen Gestalten wurden irgendwann zu etwas Vertrautem, etwas, vor dem sie keine Angst haben musste (im Gegensatz zu ihrem Vater, und auch von der Mutter kam ja relativ wenig Liebe), sie fühlte sich von ihnen beschützt. Und ja, ich habe in ihnen die drei Juden gesehen, die einst in dem Haus wohnten.
Und das finde ich einen guten Punkt. Diese Gestalten kamen ja erst, nachdem ihr die Oma etwas über sich selbst, über ihre Wurzeln erzählt hatte. Die Juden mussten ihr Haus verlassen, Oma und Papa ebenfalls ihre Heimat. Das Mädchen gehört zu den Außenseitern, endlich hat sie eine Freundin gefunden!, damit fängt es an und im Laufe der Geschichte wird auch klar, warum es bis dahin nicht der Fall war. Und kam hat sie sie gefunden, nimmt man sie ihr wieder fort. Sie dürfen nicht zusammen spielen, weil ... dieses weil erzählt die Oma und das ist schon eine ganze Menge, was auf das Mädchen an Erkenntnissen an einem Tag einprasselt. Imaginäre Freunde sind keine Seltenheit bei Kindern. Hilfsfreunde. Soweit würde ich jetzt nicht gehen, aber ihr Traum ist halt letztendlich auch eine Form der Verarbeitung.
Das die drei Fremden vor ihrem Bett mit der Zeit ihre Bedrohlichkeit verlieren, ist doch eine Tatsache. Das Fremde ist fremd und macht Angst, lernt man es kennen, schwinden die Ängste, sofern man ihnen überhaupt eine Chance dazu gibt. Galt damals, gilt heute. Von daher finde ich die Geschichte auch heute noch aktuell. Wir haben die Flüchtlingsheime (leben auf engstem Raum) und die Leute in den Häusern drumrum. Und das nicht jedes Flüchtlingsheim im Umfeld sozial akzeptiert wird, die Menschen eben nicht gleich behandelt, zeigen viele traurige Zeitungsmeldungen. Und sicher wird so manchem Kind verboten, mit den Kindern von dort zu spielen. Da bin ich mir ganz sicher.

Für mich hat das einen roten Fanden. Ein Ereignis führt zum nächsten. Und ob das jetzt eine persönlich, reale Geschichte ist, oder eine fiktive, ist mir in diesem Fall völlig egal. Sie erzählt mir ein wenig aus der Geschichte und am Ende muss ich erkennen, verändert hat sich bis heute recht wenig. Traurige Erkenntnis das.

So viel von mir und zu meiner Lesart.
Beste Grüße, Fliege

 

An dieser Stelle möchte ich mich kurz bei Kellerkind entschuldigen, da war ich vielleicht ein wenig überheblich - sorry für die unfairen Kommentare, das war nicht so gemeint!

Danke an jimmysalaryman für den Hinweis - bin noch neu hier und muss wohl noch ein paar Regeln lernen... In Zukunft halte ich mich daran!

 
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Hallo @CoK
ich verstehe Deine Motivation, diese Perspektive zu wählen und es gibt auch Beispiele in der Literatur, wo das gut gelingt. Das prominenteste dürfte "Die Blechtrommel" sein.
Bei mir weckte die kindliche Erzählweise leider kaum Empathie, aber wie Du siehst gibt es meist unterschiedliche Sichtweisen der Leser. Denn natürlich ist jede Kritik subjektiv. Schließlich ist der Kritiker das aktive Subjekt.
Tatsächlich kann man den ersten Teil der Geschichte auch als Einleitung lesen, in der der Protagonist und die Situation vorgestellt werden. Wenn das für andere Leser funktioniert, dann kannst Du meine Meinung als Ausnahmefall registrieren und musst sie nicht weiter beachten.

Nur ein Punkt noch, denn das ist definitiv falsch formuliert:

Zitat: "Mein Vater meinte: „Noch einmal einen solchen Blödsinn und ich könnte im Keller darüber nachdenken, was für eine Scheiße ich da erzählte.“

Da der Satz die wörtliche Rede des Vaters abbildet, müsstest Du ihn sagen lassen "... und du kannst im Keller darüber nachdenken, was du da erzählst"
Und noch ein Tipp: wenn du die indirekte Rede bevorzugst, dann Konjunktiv 1 : ... ich könne im Keller ... was ich da erzähle.

Korrektur: beim zweiten Verb dann doch Konjunktiv 2: "erzählte", da Konjunktiv 1 dem Präsens gleicht.

Schönen Gruß
Kellerkind

 
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Hallo @Kellerkind

Ich bin mir durchaus bewußt, dass du von Literatur, wie alle hier, wesentlich mehr verstehen als ich.
Du hast mir mit deiner Kritik und mit deinen Anregungen sehr geholfen, weil ich vieles einfach nicht wusste.
Ich hatte die Geschichte auch schon begonnen umzuschreiben, jetzt hast du mich aber verunsichert.

„Vielleicht“ lasse ich die Geschichte einfach mal stehen und nehme mir deine Hilfe und Anregungen, Ratschläge, Leitfäden für meine nächste Geschichten mit.

Vielen Dank CoK

Hallo @pantoholli

Danke für deinen Kommentar und deine Anregungen. Ich hoffe, es ist jetzt verständlicher.

Danke @Fliege und @rainsen für euren Kommentar.
Alle lieben Dank, das ihr euch die Zeit genommen habt meine Geschichte zu lesen.

Liebe Grüße CoK

 

Hallo @CoK

dass nicht alle Mittel, die Diu verwendest ausgereift sind, versteht sich von alleine, gilt ja für uns alle, schließlich geht's darum das eigene Schreiben - egal auf welchem Niveau man glaubt angekommen zu sein - weiter zu verbessern. Einige der Kommentare haben dir gezeigt, an was du arbeiten kannst.

Was ich aber hervorheben möchte und was mir an dem Text am meisten gefallen hat: du bist mutig genug, in einer Geschichte, die aus der Sicht eines Kindes geschrieben ist, gesellschaftliche Themen anzusprechen, die Urbrut des Rassismus, den wir gerade jetzt wieder erleben. Ich finde die Themenwahl insgesamt wichtig. Man kann nette, herzzerreißende Geschichten schreiben, Unterhaltung, was auch immer, alles in Ordnung, alles berechtigt. Trotzdem glaube ich an Relevanz, an Themen, über die man schreiben sollte. Ich würde mich freuen, wenn du diesen Weg weitergehst und aus den Kommentaren Lehren ziehst. Tja, das wollte ich dir mitgeben.

Und noch was: der Titel. Kindheitserinnerung erweckt bei mir keine besondere Neugier. Da darfst du ruhig konkreter werden, wenn du die Prämisse des Textes anklingen lässt, beispielsweise. das Jundenhaus, dann bist du viel näher dran mMn.

viele Grüße und viel Erfolg bei deiner Entwicklung
Isegrims

 

Hallo @Isegrims

ist angekommen, vielen Dank.

Ja, ich war mit meiner Wahl auch nicht so ganz einverstanden.
Da ich nun deinen Vorschlag habe, werde ich die Geschichte umtiteln.

Ich habe mich gefreut, dass du meine Geschichte gelesen hast und danke für deinen Kommentar

Liebe Grüße CoK

Hallo @Fliege

Es ist mir noch wichtig, dir zu schreiben das ich es schön finde, dass dich meine Geschichte angesprochen hat und ich habe mich verstanden gefühlt.

Wir haben die Flüchtlingsheime (leben auf engstem Raum) und die Leute in den Häusern drumrum. Und das nicht jedes Flüchtlingsheim im Umfeld sozial akzeptiert wird, die Menschen eben nicht gleich behandelt, zeigen viele traurige Zeitungsmeldungen.

Ich denke genau das war auch der Grund warum mir diese Kindheitserinnerung wieder eingefallen ist. Bei uns gibt es ein Flüchtlingsheim und immer wenn etwas kriminelles passiert, waren es die Flüchtlinge.

Vielen lieben Dank für deinen ausführlichen Kommentar.

Allen einen schönen Herbsttag
Liebe Grüße CoK

 

Großer Gott – vor einiger Zeit wurde im Zeitmagazin (frage mich keiner nach Jahr und Nummer) die Ursache der schwärzesten aller schwarzen Pädagogikratgeber „ausgegraben“, quasi ein Antipode des Alexander Sutherland Neill: Die Ärztin Johanna Haarer erklärte unterm NS-Regime in Ratgebern, wie man Kinder „für“ den Führer erziehe – entweder zu gutem Kanonenfutter oder doch wenigstens zu Mitläufern und denen, die von nix gewusst haben. Bis in die 1960er Jahre hinein fanden sich diese „Bestseller“ in deutschen Regalen – was kein Grund wäre, „wir wollen unsern alten Kaiser Wilhelm wieder haben“ zu singen – Preußens Glanz und Gloria gründete schon auf Zucht und Ordnung mit der Züchtigung als erzieherischem Mittel – wollen wir hoffen, dass dergleichen nicht wieder aufkommt!, aber im Wort „Erziehung“ steckt ja schon die „Zucht“. Schon im gotischen (also den ersten schriftlichen Zeugnissen germanistischer Zunge) bedeutet „thioan“ (th ausgesprochen wie's tea-aitsch und schon ist sogar der althochdeutsche Klang da) zugleich „führen“ -

und damit erst einmal herzlich willkommen hierorts,

coK!,

keine Bange, ich schreib nur, wovon ich auch Ahnung hab und zumeist auch autobiografisch – allerdings bis zur Unkenntlichkeit entstellt - und es ist notwendig, sich auch an dunkle Zeiten zu erinnern – und sei‘s als Warnung, dass sich dergleichen niemals wiederholen darf. Was mir nun beim ersten Lesen aufgefallen ist, ist die Vermischung von alter und neuer Rechtschreibung, aber auch Dinge - wie hier das hintere KOmma

Melli hat mich gefragt, ob ich zu ihr nach Hause komme, heute Nachmittag.
das weder alten noch neueren Regeln folgt. Also: Weg mit ihm!
Als Kleistverehrer (und auch Bekannschaft mit Theaterleuten) weiß ich, dass es möglicherweise eine (Atem-)Pause anzeigen soll. Da eignet sich aber besser ein Gedankenstrich, zB.

Der nächste Abschnitt

Sie erzählte, dass ihr Opa Bahnwärter war und sie deshalb in dem großen Haus wohnen. Der sei aber seit dem Winter tot. Der Alte hatte gesoffen und war im Schnee eingeschlafen. Dann war er erfroren.
pendelt zwischen Indikativ und Konjunktiv I („sei“). Nach dem "dass" willstu indirekte Rede (Konjunktiv I) verwenden, was Dir erst ,it dem zwoten Satz ("Der sei ...") gelingt. Da jetzt nachzuhaken wird etwas dauern (selbst, wenn der Enkel gerade wieder auf dem Weg in die Berge ist).

Also, schön, Dich kennengelernt zu haben und zunächst mal bis bald. Morgen, vielleicht, aber garantiert übermorgen!

Tschüss und bis bald

Friedel

 

Hallo @CoK

nur ganz kurz, da ich erst jetzt realisiert habe, dass mein Kommentar nicht deutlich machte, wieso ich die Formulierung, übers Knie legen, unpassend finde. Natürlich wissen die meisten Leser, was gemeint ist. Aber wenn Du die Gefühle des Protagonisten erlebbar darstellen möchtest, ist die verharmlosende Formulierung nicht geeignet. Im Grunde handelt es sich um eine Phrase, die entstand, weil prügelnde Autoritäten vor sich selbst und anderen nicht eingestehen wollten, dass es sich, um ein menschenverachtende Erziehungsmaßnahme handelte die lediglich dem Triebabbau der Prügelnden diente.
Die Situation wäre gut geeignet, die Angst und Hilflosigkeit des Kindes zu verdeutlichen, indem es so drastisch geschildert würde, wie das Kind es auch erlebte. Es ist doch Deine Intention, aus der Sicht des Kindes zu erzählen -- dann tu das auch!

Schönen Gruß!
Kellerkind

 

Hallo @Friedrichard

keine Bange, ich schreib nur, wovon ich auch Ahnung hab und zumeist auch autobiografisch –
hab ich nicht.
Komma rauß und das mit dem Konjunktiv hat sich auch erledigt.

Danke, dass du meine Geschichte gelesen hast und für deinen Kommentar.

Tschüss und gerne bald wieder
CoK

Hallo @Morphin

Ach, Möglichkeiten gäbe es einige. Als schon etwas älter, genügt mir die Phrase "übers Knie legen", um zu wissen, was damit gemeint ist. Aber die Zeiten ändern sich. Gottseidank. Ist heute nicht mehr ganz so üblich, schätze ich, und damit löst sich auch diese Phrase in Wohlgefallen auf.
Ich werde das übers Knie legen noch erklären.
aber als Einstieg finde ich den Text schon wirklich gut.
Danke.

Es freut mich, dass du meine Geschichte gelesen hast.

Liebe Grüße
CoK -weiblicher CoK

Hallo @Kellerkind

Ich werde diese Phrase erklärend beschreiben.
Du hast natürlich Recht.
Danke für den Hinweis.


Lieber Gruß CoK

 

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