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Das Bild des Tigers

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24.01.2009
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Das Bild des Tigers

„Warum bringen wir Paul nicht ins Bett? Wir warten, bis er eingeschlafen ist und machen uns eine Flasche Wein auf. Unten am See. Auf der Halbinsel, wo uns niemand sehen kann.“ Während ich die Worte an Mark richte, beobachte ich Paul; den Fünfjährigen, dessen dicke Beine in Gummistiefeln stecken und der mit einem Stock auf den See einschlägt. Mark steht auf, umrundet das Picknickensemble, das man uns Hüttenbewohnern vor die Tür getischlert hat, setzt sich hinter mich, schlingt die Arme um meine Taille und ich spüre seine Wärme in meinen Rücken kriechen. Da sitzen wir zwei, wie auf einem Motorrad. Er küsst mich, den Nacken, die Schultern, gräbt seine Hände unter meinen Pullover und ich schließe die Augen, höre, wie Paul das Wasser aufpeitscht; spüre Marks wachsende Erregung.
„Ich will es doch auch“, flüstert er und klammert, drückt mich so fest, dass es fast weh tut. „Aber du weißt, dass ich den Jungen nicht allein lasse.“

Vor einem halben Jahr, als Paul das erste Mal bei uns über Nacht blieb, träumte Mark, sein Sohn würde am Morgen als erwachsener Mann aufstehen. Kindheit, Jugend, alles hatte er verschlafen. Den Rest der Nacht hat Mark vor Pauls Bett verbracht und darüber gewacht, dass der Junge nicht wuchs.

Ich höre Pauls Gummistiefel auf uns zuschmatzen. Höre, wie der Schmadder in seiner Nase blubbert. Mark rutscht fort von mir, zieht den Jungen auf seinen Schoß und sucht ein Taschentuch. Väterliche Hände wärmen Kinderbeine und Arme. Pauls Augen fallen zu und werden wieder aufgerissen, um uns zu demonstrieren, wie wach sie doch sind. Mir wird kühl. Mark steht auf, er will den Jungen ins Bett bringen. Ich suche im Gepäck nach meinem Springseil, nehme mir 600 Durchschläge vor.
143 - 44 - 45 Die beiden sind im Waschhaus. Paul wird sich die Zähne putzen und Mark das Geschirr spülen. Zum Abendessen gab es Nudeln und Tomatensoße.
„Das schmeckt nicht“, hat Paul gesagt und den Teller von sich geschoben.
„Aber du hast dir doch Nudeln gewünscht.“
„Nicht die von Ronja. Ronjas Essen schmeckt nicht.“
Wenn das Kind meinen Namen ausspricht, könnt ich kotzen. Nicht genug, dass ich den Namen nicht mag, meine Mutter benannte mich tatsächlich nach der Räubertochter. Paul zieht das "O" so stark: Roohnja. Am liebsten würde ich einen Korken in seinen Mund stopfen, wenn seine Lippen das "O" formen.
467 - 68 Die beiden kommen zurück. Mark mit der orangefarbenen Plastikschüssel, darin unser Geschirr, Paul mit Gummistiefeln und im Schlafanzug.
„Gute Nacht, Paul“, keuche ich, als die beiden an mir vorbeimarschieren.
„Nacht, Roohnja“, antwortet er, ohne mich anzuschauen.
499 - 500 Der Urlaub hier war eine Scheißidee!
„Paul und du. Das ist doch eine gute Gelegenheit, dass ihr euch näher kommt. Der Junge gewöhnt sich schon an dich.“
Eine Scheißidee war es. Und ich wusste es. Ich wollte nicht mit in dieses verdammte Schweden, das aus Felsen, Seen und Bäumen besteht. In das man ab und an ein braunes oder gelbes Haus gesetzt hat, um Zivilisation vorzutäuschen.
578 - 79 Mark liest Paul die Trollgeschichte vor. Wir haben das Buch in einem Souvenirladen gekauft. Das heißt, ich. Ich habe es gekauft.
„Papa soll es lesen“, war Pauls Kommentar, als ich ihm daraus vorlas. Ich stell mir vor, wie Pauls Kopf auf Marks Schoß liegt, wie eine Hand den Kopf des Jungen streichelt, während die andere die Seiten umschlägt. So nah bei Mark würde ich auch gern einschlafen, seine Hände spüren. Aber ich schlafe über Mark. In jeder Campinghütte Doppelstockbetten, so schmal, dass man schon allein darin Platzangst bekommt. Ich immer oben, die Männer unten, falls der Kleine mal schlecht träumt. Wenn ich im Bett liege, schaue ich auf ein Bild, das einen durchs Gras schleichenden Tiger zeigt. Kurz vor dem Sprung. Jemand hat es neben der Tür aufgehängt und ich frage mich jedes Mal: Wieso einen Tiger und nicht irgendwas Schwedisches. Ein Schaf oder so.
Durchgeschwitzt lasse ich mich auf die Bank fallen, strecke die Beine aus und schaue auf die Berge, die sich auf der anderen Seite des Sees erheben. Oben drauf die Hochebene. Ein markierter Fleck auf unserer Schwedenkarte.

„Da will ich mit dir und Paul wandern“, hat Mark gesagt und ein Kreuz eingezeichnet. „Wir übernachten in den Wanderhütten, halten Würste ins Feuer und trinken Flusswasser. Ein richtiges Abenteuer. Wenn Paul schläft und wir allein sind, dann -“ Weiter sprach Mark nicht. Er zog mich an sich, streichelte mich aus unserem Wohnzimmer über die Baumgrenze, in eine Landschaft aus Moosen und Flechten im Schein eines Feuers. Fluss und Wind im Rauschduell. Ich denke hier oft an diese Nacht.

Die Berge gegenüber beginnen zu dampfen, als würden sie in kalte Wintertage atmen. Meine Augen hängen an den Wolken, die das Felsmassiv mit trübem Weiß bedecken.
Einmal waren wir dort. Mit Schlafsäcken, Isomatten, Alugeschirr. Als wir den Aufstieg vom Parkplatz hinter uns hatten, ningelte Paul, ihm täten die Beine weh. Kein Rücken frei für den Jungen, der zeterte und bockte. Mark gab alle Überredung auf, als Paul sein Frühstück auf meine Schuhe kotzte. Wir fuhren zurück zum Zeltplatz und bezogen wieder unsere Doppelstockbett-Hütte.
Mark kommt heraus. Ich ziehe meine Beine von der Bank, mache ihm Platz, aber er setzt sich nicht.
„Ich glaub, ich brüte was aus. Besser, ich leg mich hin“, sagt er und drückt mir einen Kuss auf die Stirn.
Während er sich drin auszieht, greife ich nach Handtuch und Duschmünzen. Eine Münze nach der anderen fällt in den Schlitz des Automaten, der mir fünf Minuten heißes Wasser dafür freigibt. Krebsrot trockne ich meinen Körper, streichle Creme über meine Haut und verlasse die feuchtwarme Höhle.

Alle vier Wochen bringt Pauls Mutter am Freitag den Jungen und holt ihn am Sonntag wieder ab. Es sind Paul-Wochenenden, an denen ich mich überflüssig fühle.
Gestern war Sonntag. Wir saßen auf der Veranda, haben 'Mensch ärgere dich nicht' gespielt und dem Regen zugeschaut. Ich habe mich nach dem grünen Cabrio gesehnt, das vor unserer Hütte hält und später mit Paul wegfährt.
Mein Handtuch hänge ich über die Schnur, die uns als Wäscheleine dient. Überlege, ob ich Wein oder Bier trinke. Vom Kühlschrank aus sehe ich das Tigerbild. Komm doch! Spring!, denke ich. Marks Atem rasselt und fast wünschte ich dem Tiger, es wäre ihm möglich, das Bild zu verlassen, um die Beute zu reißen, die er vor Augen hat. Ich spüre, wie sich meine Muskeln und Sehnen anspannen, wie der Puls hochjagt. Mein Kopf ist leer. Nur diese Anspannung. Sie löst sich, als ich Schlafsack, Wein und Kekse in den Rucksack stopfe, die Isomatte festzerre, das Auto starte und das Camp verlasse.

Der Fußweg nach oben erscheint mir länger und steiler als an jenem Tag mit Mark und Paul. Das Gewicht des Rucksacks drückt auf die Knie. Kleine Schritte! Ruhig, mahne ich mich. Zwischen den Felssteinen ist überall Schlamm, auf dem die Schuhe nicht greifen wollen, wegrutschen und mein Gleichgewicht beunruhigen. Die Adern auf meinen Handrücken sind prall mit Blut gefüllt. Ich sehe sie platzen, dunkles Rot tropft über meine Finger zu Boden, bis ich leer bin. Meine Hülle liegt zusammengesackt am Wegesrand. Ameisen tragen mich in Kleinstteilen davon.
An der Baumgrenze wird mir wohler. Der Anstieg ist nicht mehr so steil, die Sicht weiter. Unter mir im Tal sammeln sich Wolken, decken die Schlafenden zu. Hier oben riecht es nach Frühling. Verrückt, denke ich, es ist Ende Juli und es riecht nach Frühling. Schritt für Schritt gibt der Berg nach, bis sich die Ebene vor mir öffnet. Horizont in allen Himmelsrichtungen. Dazwischen Grün, Rot, Gelb, Silber. Ich kann die Schutzhütte sehen, den Rauch, der von dort aufsteigt.

Am Feuer sitzt Peer. Er hilft mir, die Weinflasche zu öffnen. Ein Däne mit halblangem Haar und wettergegerbtem Gesicht. Mein Englisch bröckelt in Wortfetzen, die er geduldig zusammenfügt. Wir teilen seine Tütensuppe und meinen Wein. Seit drei Tagen ist er unterwegs. Stolz erzählt er von den Schwarzbären, die er beobachtet hat.
„Bären? Hier gibt es Bären?“ Ich will das nicht glauben.
„Sicher.“ Aus seinem Munde klingt es so normal, als würden wir über Mäuse reden.
„Hast du keine Angst?“
„Mach Lärm, wenn du das Gefühl hast, sie kommen dir zu nahe. Aber man braucht schon viel Glück, sie überhaupt zu sehen. Sie meiden die Menschen.“
„Aha“, nicke ich und bin bereit, auf das Bärenglück zu verzichten.
Wir sitzen am Feuer, meistens still. Ich schaue mich ständig um. Peer ist die Ruhe selbst. Legt Holz nach, trinkt Wein, dreht sich Zigaretten. Irgendwann steht er auf. „Mach das Feuer aus, wenn du schlafen gehst“, sagt er.
Ich hab noch Wein in der Flasche und bin überhaupt nicht müde. Von mir aus hätten wir die ganze Nacht hier sitzen können, so nebeneinander, schweigend, darauf wartend, dass der Morgen kommt. Aber Peer ist drin. Ich lausche seinen Schritten auf den Dielen, höre den Schlafsack rascheln. Mit einem Stock stochere ich die Glut auseinander, kippe den restlichen Wein in das blinzelnde Holz. Wie kommt es eigentlich hier her, das Holz?, frage ich mich.
In der Hütte ist es düster und ein leicht muffiger Geruch füllt den Raum, der größer ist als das Familien-Quartier im Tal. Ich stoße mit dem Fuß gegen den Ofen, der in der Mitte steht. „Scheiße“, fluche ich und beiße mir vor Schmerz auf die Lippen. Peers Taschenlampe leuchtet auf, ich halte mir die Zehen und schwanke auf einem Bein. Von Peer erkenne ich nur Umrisse. In Gedanken füge ich seinem Schatten den Drei-Tage-Bart hinzu. Die kurzen Fingernägel mit den weißen Halbmonden, die widerspenstige Strähne, die ihm ins Gesicht fällt und die er wiederholt geduldig hinters Ohr streicht.
Ich wähle nicht den zweiten Schlafplatz. Ich gehe zu Peer. Zwei mal zwei Meter, genügend Platz für uns beide. Schweigend rückt er zur Seite. Mein Herz hämmert und mir ist, als könne er es hören. Alles so still, bis auf mein Herz. Nicht einmal der Wind legt ein Rauschen darüber. Das Geräusch meines Reißverschlusses vom Schlafsack hat etwas Beruhigendes. Vertrautes. Hier, neben Peer, riecht es nach Mango. Wieder ein Streich meines Hirns, aber ich rieche Mango von seiner Seite, während ich nach Räucherware stinke. Ich will mehr von seinem Duft und rücke näher. Mein Atem spielt in seinen Haaren. Ich küsse ihn, einfach so, meine Lippen an seinem Hals. Dann seine Hände an meinem Kopf. Sie schieben mich fort, ein Stück nur. Ich höre seine Stimme von irgendwoher: „Bist du dir sicher?“
„Ja“, sage ich. Natürlich bin ich mir nicht sicher, aber es fühlt sich gut an. Ich befreie mich aus meinem Schlafkokon, ziehe das Shirt aus, die Unterwäsche. Peer wühlt in seinem Rucksack und holt ein Kondom heraus. Er hat ein Kondom dabei. Er schleppt Gummis durch die Pampa … Wie oft sind ihm schon solche Momente begegnet? Laufen die Mädels in Schweden scharenweise fort und treffen auf einen Peer? Weiter komme ich nicht mit meinen Gedanken. Seine Hand ist zwischen meinen Beinen. Keine Ouvertüre, kein Antasten. Er berührt mich und ich bin nur noch Geschlecht. Mein Becken stemmt sich ihm fordernd entgegen. Sein Daumen, seine Finger, sein Penis in mir. Ich spüre die Kraft seiner Arme, die mich stützen, drehen, ziehen, tragen. Wir rammeln durch die Hütte, keuchend, schwitzend, stöhnend. Ich verspüre Lust ihm wehzutun. Berausche mich an der Vorstellung und jage ihm meine Zähne in den Oberarm. Peer zieht mich an den Haaren fort. Der Schmerz holt mich zurück und ich schäme mich. Es war gemein. Ich habe es kaputt gemacht. Es macht mich rasend, ihn nicht mehr zu spüren. Seine Hand bleibt in meinem Haar, hält meinen Kopf auf Abstand, als er eindringt und kommt. Er reißt mich mit und ich schreie, bis nichts mehr da ist, was nach draußen drängt.

Am nächsten Morgen wache ich allein auf. Peer ist fort. Kein Rucksack, keine Sachen, kein Kondom. Kein Eintrag ins Hüttenbuch. Kein Mangogeruch. Ich suche nach den Keksen und setze mich zu der Asche, die das Feuer gelassen hat. Ich sehe den Holzstapel an der Wand, eine Axt, eine Säge. Jemand muss es hier hergebracht haben. Der Gedanke rührt mich und ich streiche über den Stapel und flüstere ein „Danke“.

Als ich das Auto auf dem Campingplatz parke, sitzt Paul auf der kleinen Veranda und spielt Karten.
„Papa! Roohnja ist da“, ruft er ins Innere der Hütte.
„Hey Paul“, grüße ich ihn, als ich vorbeigehe.
Mark liegt im Bett. Ich erkenne das Fieber in seinen Augen, sehe das Zittern der Lippen. Kein Vorwurf, keine Erleichterung in dem blassen Gesicht. Er tut mir leid.
„Willst du, dass wir nach Hause fahren?“, frage ich.
„Nein. Warten wir ab.“
Ich nicke. „Soll ich mit Paul runter zum See gehen, damit du schlafen kannst?“
Mark dreht sich zur Wand. „Wenn es dir nichts ausmacht“, flüstert er so leise, dass ich Schwierigkeiten habe, seine Worte einzufangen.

Paul und ich sitzen im Ruderboot. Unsere Füße planschen im Wasser. Ich lese ihm die Trollgeschichte vor, Paul hört mir zu. Erst gegen Ende unterbricht er mich. „Wo warst du?“, fragt er.
Ich zeige auf die Berge. „Da oben.“
Paul nickt, als verstünde er. „Gehst du wieder hin?“
„Nein“, sage ich. „Nicht allein.“ Ich schaue sie mir an, die Berge. Sie wirken heute höher, als wären sie gewachsen.
„Hat es dir dort gefallen?“
Ich nicke. „Ja, Paul. Das hat es.“

 
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Hey Fliege,

ist eine grässliche Vorstellung, dass sie die Brut einer anderen mögen können soll, vor allem bei so einem garstigen Kleinen. Wie Kinder halt so sind. Dazu ein Vater, der eigentlich dafür sorgen müsste, Platz im Zweierkreis zu schaffen oder wenigstens für ein paar Momente erwachsener Zweisamkeit, der aber von überfürsorglicher Ängstlichkeit daran gehindert wird. Alles spielt an einem hübschen Arsch der Welt, von wo aus man nicht mal eben so wegkommt. Da haste deiner Protagonistin eine fiese Falle gebaut, diese Bedingungen machen ihren Wunsch nach Ausbruch aber auch absolut nachvollziehbar. Die Situation kommt mir jetzt auch nicht so konstruiert vor, dass sie unglaubwürdig wäre.

Der einzige Stolperstein ist die Motivation der beiden, diesen Urlaub gemeinsam zu verbringen. So wie sie sich das an der einen Stelle ("zutschte später an meinen Zehen, während ich mich aus unserem Wohnzimmer über die Baumgrenze träumte,") vorstellt, wirkt es, als kennte sie sich selbst nicht.
Ich meine sich so einen Urlaub im Vorhinein schönzuträumen ist wahrscheinlich üblich, aber in dieses vorgestellte Idyll hätte der Familientroll Paul eindringen müssen. Kurzer katastrophischer Auftritt und sie wiegelt innerlich sofort ab, das wird schon werden / wird schon schön ..... So eine Ergänzung wäre ja eine schnellgeschriebene Kleinigkeit - ein oder zwei Zeilen reichten -, die ihre Vorstellung in meinen Augen sinnvoll abrunden würde.

Von seiner Seite aus könntest du durchschimmern lassen, dass er sich eine Ersatzmuddi für seinen Sohn wünscht, weil es ja so komisch ist, dass da niemand ist. Weil die anderen Kinder im Kindergarten fragen, wo denn Pauls Muddi ist - etwas in der Richtung. Das würde deinen Mark umzeichnen und ihn noch einmal schlechter aussehen lassen in Bezug auf Ronja, aber so ein Antrieb passte mE zu dem, was wir von Mark erfahren. Diese lütten Motivationen würden das Setting ergänzen.

Und unbedingt einen kleinen Teil der Sexszene umschreiben, eine Formulierung sticht da hervor. Denn eigentlich war die okay, nein gut. Unokay aber finde ich "rammelte durch die Hütte" - das klingt so dümmlich-pubertär, sorry. An der Stelle wäre das gute alte ficken more schickie.

Die Geschichte machte insgesamt richtig Spaß, erinnert mich ein bisschen an die Story mit dem Kind, das ein kleines Geschwisterkind bekommt. Das war ja auch so eine Konkurrenzsituation, in beiden Fällen geht es um eine Protagonistin, die mit ihrer Rolle innerhalb der Familie sehr unzufrieden ist. Diese Wutphantasie damals war ja ein Ausbruch wenigstens im Imaginären; in dieser Geschichte bricht sie tatsächlich aus in Leidenschaft und Lust und erlebt die Fantasie, Sex mit einem schweigsamen Fremden zu haben. Finde ich sehr schick - meine Vorstellung von Fliege als Schreiberin wandert aus dem sehr ruhigen Rahmen des Stimmungsbilds auf abenteuerlichere Wege.

Thumbs up!

Das hier ist viel runder als das Ding damals. Ich weiß noch, wie aufgepfropft mir der Schluss der anderen Geschichte vorkam. Aber den Peer hier hält die Geschichte locker aus, das hat schon was magisches, der Tiger als beseelender Geist und ein einsamer Weg zu der Hütte, wo sie sich holt, was sie woanders nicht kriegt.
Da von höheren Mächten zu schreiben mag erlaubt sein, allein aus der Alltagserfahrung ist die Szene für mich nicht vorstellbar. Sie ist der am eindeutigsten konstruierte Teil der Geschichte, aber wie geschrieben, das stört hier nicht.

Sehr gut gefiel mir, dass sie über verschiedene Illusionen Bescheid weiß, ohne sie zu killen. Ist ja eigentlich witzig, dass das geht, diese Doppelbödigkeit. Dass man auf beiden Böden stehen kann. Der Mango-Geruch bspw.

Mark steht auf, umrundet das Picknickensemble, welches man uns Campbewohnern vor die Tür getischlert hat, setzt sich hinter mich, schlingt die Arme um meine Taille,

da geh ich mit Kasimir, den Satz unbedingt nochmal umschreiben. anstelle von welches einfach das. Wortwiederholung in Kauf nehmen, welches klingt immer so unglaublich behäbig.

Pauls Augen fallen zu und schlagen wieder auf, um uns zu demonstrieren wie wach sie doch sind.

gut gesehen

Am liebsten würde ich einen Korken in seinen Mund stopfen, wenn seine Lippen das "O" formen.

hehe, klasse!

Mark mit der orangen Plastikschüssel

orangenen

Wir übernachten in den Wanderhütten, halten Würste ins Feuer und trinken Flusswasser.

Gänsefüßchen am Satzbeginn.

Neben uns holperte ein Fluss über Steine seinen Weg entlang,

holperte passt nicht zu der fließenden Bewegung des Wassers. Das ist eher ein Wort für die Bewegungen von Menschen oder Maschinen: eine Kutsche holpert über Kopfsteinpflaster. Wasser holpert nie. seinen Weg entlang komplett streichen, wolang sonst?

Mark in mir.

wirkt an der Stelle sehr verloren

streichle Creme über meine Haut

streiche auf, ne? klar hat das hier diese sinnliche Komponente, ist aber zu sehr zurechtgebogen. du hast ja auch ansonsten genug Hinweise in die Richtung ;)

Fast wünschte ich dem Tiger, es wäre ihm möglich das Bild zu verlassen und die Beute zu reißen, die er vor Augen hat.

Gefällt mir sehr. Ich mag den Gedanken von Bildpersonal, das die Welten wechselt, in unsere Realität hinein.

wie mein Puls hochjagdt

d weg

als ich den Motor starte und vom Camp auf die Straße biege

als ich
kann hier weg

Zwischen den Felssteinen Schlamm auf dem die Schuhe nicht greifen wollen

Komma vor auf

mein Gleichgewicht beunruhigen

Gleichgewicht kann strenggenommen nicht beunruhigt werden, man gerät aus dem Gleichgewicht, das ist ja ein Sinn. Augen könnten beispielsweise auch nicht beunruhigt werden, man sieht vielleicht etwas irritierendes, eventuelle Beunruhigung findet im Geist statt.

wenn du das Gefühl hast, sie kommen dir zu Nahe

nahe, sehe keinen Grund für Substantivierung

Das ist wirklich eine gut geschriebene Sexszene. Bravo! Natürlich beinhaltet rammeln das animalisch-triebhafte, das du hier passenderweise und vielseitig ausdrückst. Aber in meinen Ohren klingt es auch albern, allein wie der Rammler auf dem Kaninchen aussieht. Für härteren, schnellen Sex mit Beißen und ohne Vorspiel würde ich einfach ficken schreiben.

Sehe das bebende Zittern der Lippen.

bebend oder Zittern, beides ist hier zuviel

Paul und ich sitzen im Ruderboot. Unsere Füße planschen im Wasser. Ich lese die Trollgeschichte, Paul hört zu. Erst gegen Ende unterbricht er mich. „Wo warst du?“, fragt er.
Ich zeige auf die Berge. „Da oben.“
Paul nickt, als verstünde er. „Gehst du wieder hin?“
„Nein“, sage ich. „Nicht allein.“ Ich schaue hinauf zum Gipfel. Die Berge sind gewachsen. Sie wirken heute höher.
„Hat es dir dort gefallen?“
Ich nicke. „Ja, Paul. Das hat es.“

Sehr guter Schlussabsatz! Passt alles.

Kubus

 

Hallo Fliege,

du hast ja schon am Jahresanfang davon gesprochen, diese Geschichte über eine Frau, die mit einem Sechsjährigen konkurriert, zu schreiben. Und hier ist sie also. :) Ich wollte ja schon vor Wochen etwas dazu sagen. Das Wetter hat es leider vereitelt.

Mein erster Eindruck war: widerliches Kind! Es scheint ja Konvention zu sein, dass man Kinder mögen muss, will man als nett gelten. Und da ist dieses kleine Ekel und macht lauter idiotische Dinge (z. B mit dem Stock aufs Wasser hauen). Natürlich ist es für den Jungen ein Schlag, dass die Eltern sich getrennt haben und es ist verständlich, dass er die neue Frau damit in Verbindung bringt und sie nicht leiden kann. Du hast diese wechselseitige Abneigung sehr schön eingefangen. Man merkt richtig, wie es der Frau alles zusammenzieht, wenn der Kleine "Rooohnja" sagt. Und der Junge mag natürlich das Essen nicht, wenn es von Roohnja kommt.

Dass Mark sich so an den Jungen klammert, wirkt komplett irrational. Genau das macht die Geschichte so glaubhaft: Viele Leute benehmen sich so, wenn es um ihre Kinder geht. Der Junge selbst wird sicher nicht wollen, dass sein Vater immer an ihm klebt. Last, but not least, gibt es noch Peer, der sich über Wein und unkomplizierten Sex freut und der Ronja die Aufmerksamkeit gibt, die sie so dringend nötig hat.

Beim Lesen und danach habe ich an diese vier Menschen und ihre Motive gedacht, nicht an die Sprache, die in gewohnt Fliegescher Manier Geräusche und Bewegung und Körperliches und Gefühl transportiert.

Doch, das ist dir gut gelungen! :)

Ich bin schon gespannt auf die Geschichte von den in die Bibliothek geschmuggelten Büchern - falls du die ebenfalls schreibst.

Beste Grüße,

Berg

 

Hey Kubus,

oh je, er ist gewachsen, der Kommentar. Da war ich gerade wegen was inhaltlichem dran und nun muss ich gleich wieder :) Danke, dafür!

Alles spielt an einem hübschen Arsch der Welt, von wo aus man nicht mal eben so wegkommt. Da haste deiner Protagonistin eine fiese Falle gebaut, diese Bedingungen machen ihren Wunsch nach Ausbruch aber auch absolut nachvollziehbar. Die Situation kommt mir jetzt auch nicht so konstruiert vor, dass sie unglaubwürdig wäre.

Ja, fies, ich weiß. Aber Urlaub und eben so aufeinanderzuhocken sind eben auch sehr speziell. Da bekommen die alltäglichen Nervigkeiten doppeltes Gewicht.

Der einzige Stolperstein ist die Motivation der beiden, diesen Urlaub gemeinsam zu verbringen. So wie sie sich das an der einen Stelle ("zutschte später an meinen Zehen, während ich mich aus unserem Wohnzimmer über die Baumgrenze träumte,") vorstellt, wirkt es, als kennte sie sich selbst nicht.

Naja. Da fällt Dir zu Last, was Du vorher (wie andere auch) überlesen hast, dass Paul sehr wohl eine Mutter hat und nur manchmal zu Besuch ist. Ich hab das jetzt expliziter mit reingenommen. Sie hat keine Erfahrung mit 14 Tage Paul, nur mit 48 Stunden und die ertragen sich bei mehr Platz auch wesentlich einfacher. Deshalb war mir ja auch das Alter wichtig. Das sie eben naiv und unerfahren genug ist, sich darauf einzulassen.

Die Geschichte machte insgesamt richtig Spaß, erinnert mich ein bisschen an die Story mit dem Kind, das ein kleines Geschwisterkind bekommt. Das war ja auch so eine Konkurrenzsituation, ...

Hehe. Stimmt. Auch was Du da sagst, höre ich gern ;).

Sie ist der am eindeutigsten konstruierte Teil der Geschichte, aber wie geschrieben, das stört hier nicht.

Phuu

holperte passt nicht zu der fließenden Bewegung des Wassers. Das ist eher ein Wort für die Bewegungen von Menschen oder Maschinen: eine Kutsche holpert über Kopfsteinpflaster.

Aber genau der Gedanke kam mir, als ich im Sommer so einem Fluss zugeschaut habe. Wie eine Kutsche über Kopfsteinpflaster. Deshalb hab ich auch das Wort gewählt, weil man ihn sich dabei eben über Steine hopsend vor sich sieht. Ich will es behalten ... bitte!

streiche auf, ne? klar hat das hier diese sinnliche Komponente, ist aber zu sehr zurechtgebogen.

Ich mein schon streichle. Jeden Tag zwei Minuten Streicheleinheiten hat mal wer zu mir gesagt, als sie sich nach dem duschen eingecremt hat. Fand ich nett. Sie war Single.

Gleichgewicht kann strenggenommen nicht beunruhigt werden, man gerät aus dem Gleichgewicht, das ist ja ein Sinn.

Ich weiß. Du bist aber auch sehr streng heut :). Nimmst mir all meine Lieblinge. Also,e s mag ein Anfängerfehler sein, aber dann mach ich sie halt noch. Da steck ich noch voll in der Pubertät.

Das ist wirklich eine gut geschriebene Sexszene. Bravo! Natürlich beinhaltet rammeln das animalisch-triebhafte, das du hier passenderweise und vielseitig ausdrückst.

Und genau deswegen habe ich das rammeln, statt des fickens gewählt. Jetzt hört doch mal auf, mir diesen Bruch auszureden. Aber albern ist echt Scheiße ... Dilemma!

Sehr guter Schlussabsatz! Passt alles.

Mag ich auch. Lass ich mir auch nicht ausreden. Freut mich zu hören, weil es dazu ja auch Gegenstimmen gab.

Um den Rest kümmere ich mich noch, hast ja bei vielen sachen auch soo Recht.


Hallo Berg,

Ich wollte ja schon vor Wochen etwas dazu sagen. Das Wetter hat es leider vereitelt.

Hehe. Na gut. Ich verzeihe Dir :).

Mein erster Eindruck war: widerliches Kind! Es scheint ja Konvention zu sein, dass man Kinder mögen muss, will man als nett gelten ... Natürlich ist es für den Jungen ein Schlag, dass die Eltern sich getrennt haben und es ist verständlich, dass er die neue Frau damit in Verbindung bringt und sie nicht leiden kann. Du hast diese wechselseitige Abneigung sehr schön eingefangen. Man merkt richtig, wie es der Frau alles zusammenzieht, wenn der Kleine "Rooohnja" sagt. Und der Junge mag natürlich das Essen nicht, wenn es von Roohnja kommt.

Das hab ich gern gelesen.

Dass Mark sich so an den Jungen klammert, wirkt komplett irrational. Genau das macht die Geschichte so glaubhaft: Viele Leute benehmen sich so, wenn es um ihre Kinder geht.

Und wie schön, dass sich auch mal jemand Mark annimmt.

Beim Lesen und danach habe ich an diese vier Menschen und ihre Motive gedacht, nicht an die Sprache, die in gewohnt Fliegescher Manier Geräusche und Bewegung und Körperliches und Gefühl transportiert.

So, so. Aber schön!

Doch, das ist dir gut gelungen! :)

Freu.

Ich bin schon gespannt auf die Geschichte von den in die Bibliothek geschmuggelten Büchern - falls du die ebenfalls schreibst.

Ich glaub, die muss im Augenblick warten. Gäbe ja auch Stoff für einen ganzen Jugendroman her, je länger ich drüber nachdenke. Aber ich und Roman - naja. Das wird doch nix.

Vielen Dank Euch für das viel Positive und auch das andere ;). Es war mir ein Vergnügen.

Beste Grüße Fliege

 

Hallo Fliege!

Ich werde nicht recht warm mit der Geschichte. Das hat mehrere Gründe.

1. Alle Figuren außer der Heldin sind Stereotype, keine lebendigen Figuren. Mark hat nur die Besonderheit, dass er seinem Kind möglichst nah sein will und darüber seine Partnerin vernachlässigt, ansonsten hat er keine besonderen Eigenschaften, das zeigt sich vor allem in dem, was er redet: "Ich will es doch auch." zum Beispiel. Ich erfahre überhaupt nicht, wie er aussieht, in einer Erotik-Geschichte will ich aber wissen, welch körperliche Anziehungskraft die Protagonisten haben. Peer ist der einsame Wolf, der Abenteuertyp im Norwegerpullover schlechthin, glücklicherweise nach Mangos riecht, ein weiblicher Wunschtraum eher, potent, stark, sexuell geübt, zwar "wettergegerbt", aber trotzdem gepflegte Fingernägel. Wenn die Heldin ihn braucht, ist er einfach da, und sobald er "benutzt" wurde, haut er dankenswerterweise auch schon wieder ab.

2. Man merkt, dass du die Geschichte aus dem Konflikt (Frau in Konkurrenz zu dem Sohn ihres Liebhabers) heraus entwickelt hast und nicht aus den Figuren heraus. Die männlichen Figuren stehen da wie Pappkameraden herum und agieren nicht eigenständig, sie setzen der Protagonistin nichts entgegen, und so kann, das hat Jo richtig gesehen, der Konflikt gar nicht richtig ausbrechen.

3. Die Aggressivität der Heldin wird gut vermittelt, aber etwas anderes spüre ich nicht: Keine Verzweiflung (die Fantasie mit dem Ausbluten nehm ich ihr nicht ab), keine Liebe (man erkennt nicht, was sie eigentlich an den Mann bindet), es gibt keine Nebenspuren oder Nebentöne, der Leser wird zu sehr auf eine einzige Spur gezwängt, alles liegt gut sichtbar da, greift passend ineinander. Es gibt nicht wirklich etwas zu entdecken in der Geschichte.

Ich habe lange darüber nachgedacht, was mich an der Geschichte stört: Sie will kunstvoll sein (das Bild mit dem Tiger als Symbol für die unterdrückte Aggressivität und Kraft der Frau, die viele starken, sprechenden Verben - "ningeln", die mich manchmal stören, weil sie gewollt wirken), und es passt auch alles gut zusammen, nichts durchkreuzt oder widerspricht der Stoßrichtung der Geschichte, trotzdem gelingt es ihr nicht, sich über das Faktische zu erheben, sie strahlt eine kalte Nüchternheit aus.

Aber eins ist klar, wenn es eine schlechte Geschichte wäre, hätt ich mich sicher nicht so damit auseinandergesetzt.


warten bis er eingeschlafen ist und laufen den See entlang
Komma: warten, bis ...
bis zu der kleinen Halbinsel und vielleicht sind wir dort allein
das schreit auch nach einem Komma: Halbinsel, und ...
um uns zu demonstrieren wie wach sie doch sind
Komma: demonstrieren, wie ...
wie Pauls Kopf auf Marks Schoss liegt
Schoß
So nah bei Mark, würde ich auch gern einschlafen
ohne Komma
Jemand hat es neben der Tür aufgehangen
aufgehängt
Dabei hat er meine Beine auf seinen Schoss gezogen
Schoß
Wenn Pauls Mutter zuhause den Jungen aller vier Wochen am Freitag zu uns bringt,
alle
Wenn er sonntags wieder abholt wird
abgeholt
Kein grünes Cabrio hielt vor unsere Tür.
unserer
Ich spüre wie Muskeln und Sehnen sich spannen
Komma: spüre, wie
dunkles Rot tropft über meine Finger zu Boden bis ich leer bin
Boden, bis ...
Rauch der von dort aufsteigt
Komma: Rauch, der
der größer ist, als unser Quartier im Tal
ohne Komma
Das Geräusch meines Reißverschlusses vom Schlafsack hat etwas beruhigendes
groß: Beruhigendes
Keine Overtüre, kein Antasten
Ouvertüre
setze mich zu der Asche die das Feuer gelassen hat.
Komma: Asche, die ...
und flüster ein „Danke“.
flüstere
als ich an ihm vorbei gehe.
zusammen: vorbeigehe

Gruß
Andrea

 

Hallo Andrea H.,

Ich werde nicht recht warm mit der Geschichte. Das hat mehrere Gründe.

Ich weiß jetzt gar nicht, ob ich glücklich oder unglücklich darüber bin, dass Du Dir so viele Gedanken gemacht hast und die "Probleme" definieren konntest. Wahrscheinlich bin ich tief in meinem Inneren froh, aber lesen tut sich das erst Mal ...

1. Alle Figuren außer der Heldin sind Stereotype, keine lebendigen Figuren.

Du bist aber auch streng! Aber weißte, was ich mir so gedacht hab, wahrscheinlich sollte man eine Geschichte so oft schreiben, wie Figuren drin vorkommen, und immer aus der jeweiligen Sicht. Dann ist man nicht so auf den Prot. fixiert. Also, dass nehme ich mit. Ich glaub, dass ist sehr brauchbar. In der Theorie klingt das gerade für mich sehr logisch :D. Immerhin habe ich es diesmal geschafft, jeder Figur ein Motiv für sein Handeln zu geben. Kannst du das bitte mal lobend erwähnen.

Peer ist der einsame Wolf, der Abenteuertyp im Norwegerpullover schlechthin, glücklicherweise nach Mangos riecht, ein weiblicher Wunschtraum eher, potent, stark, sexuell geübt, zwar "wettergegerbt", aber trotzdem gepflegte Fingernägel. Wenn die Heldin ihn braucht, ist er einfach da, und sobald er "benutzt" wurde, haut er dankenswerterweise auch schon wieder ab.

Bei Mark gehe ich auch noch voll mit, aber Peer - bitte - seine Aufgabe ist es eben da zu sein und dann wieder weg, mehr soll er doch gar nicht. Ich finde Deine Beschreibung erfüllt seinen Zweck in der Geschichte vollkommen.

2. Man merkt, dass du die Geschichte aus dem Konflikt (Frau in Konkurrenz zu dem Sohn ihres Liebhabers) heraus entwickelt hast und nicht aus den Figuren heraus.

Da kann ich jetzt gar nix abstreiten.

3. Die Aggressivität der Heldin wird gut vermittelt, aber etwas anderes spüre ich nicht:

Was denn für eine Aggressivität? In ihren Gedanken an den Jungen - mag sein - aber sie ist doch nicht aggressiv als Person. Sie hat Bedürfnisse und sie nimmt diese wichtig. Was ist denn daran aggressiv?

Keine Verzweiflung (die Fantasie mit dem Ausbluten nehm ich ihr nicht ab),

Das muss ich Dir ja glauben, aber schade finde ich das schon. Also, schade für mich und die Geschichte jetzt.

Ich habe lange darüber nachgedacht, was mich an der Geschichte stört: Sie will kunstvoll sein ...

Mmmmh. Also, ich hab mich jetzt nicht hingesetzt und mir gedacht, jetzt schreibste Kunst. Ich hab einfach geschrieben. Das wäre furchtbar, wenn meine Texte jetzt immer so daherkämen. Also in ihrer Wirkung. Das ist, glaub ich, der Satz an dem ich am meisten schlucke. Er macht mir Angst!

Aber eins ist klar, wenn es eine schlechte Geschichte wäre, hätt ich mich sicher nicht so damit auseinandergesetzt.

Das macht aus dem Totalverriss ein Fast-Totalverriss :). Der Satz macht mir wieder Mut.

Deine Kritik jetzt im Text umzusetzen, da denke ich, kommt am Ende eine ganz andere Geschichte bei rum. Wahrscheinlich werde ich das für mich auch irgendwann tun. Also, da bin ich mir eigentlich sicher, dass ich es tue. Nur im Augenblick bin ich noch sehr befangen.

Tja, Danke. Was ich noch so zu lernen hab ...
Und die Liste - ich höre gar nicht mehr auf, mich zu schämen und zu bedanken.

Lieben Gruß Fliege

 

Bei Peer stört mich, dass er wie ein Traummann aus einem Frauen-Trivialroman daherkommt, er ist makellos, obwohl Abenteuertyp, ist er gepflegt.

Was die Aggressivität der Heldin betrifft, entschuldige, aber du hast doch das Bild des Tigers als Symbol für ihren Zustand benutzt, ein Tiger auf dem Sprung, kurz davor, die Beute zu reißen.

Am Kühlschrank bleibt mein Blick am Tigerbild hängen. Komm doch! Spring! Wir glotzen uns an. Marks Atem rasselt. Fast wünschte ich dem Tiger, es wäre ihm möglich das Bild zu verlassen und die Beute zu reißen, die er vor Augen hat. Ich spüre, wie Muskeln und Sehnen sich spannen, wie mein Puls hochjagt, wie die Luft nicht mehr meine Lungen erreicht. Mein Kopf ist leer. Nur diese Anspannung

Nicht aggressiv? Kann schon sein, dass sie als charakterlich nicht aggressiv ist, aber die Situation macht sie so, sie lässt es aber an Peer aus, sie beißt ihn, hat aber gleichzeitig Angst, dass sie etwas kaputtmacht. Hier wird die Situation im Kleinen nachprobiert, was ist, wenn ich richtig wütend werde, meinen Gefühlen freien Lauf lasse, dann wird alles kaputt - wenn sie sich gegen die Situation auflehnen würde, gegenüber Mark aggressiv werden würde, wenn sie sagen würde, was sie sich denkt, was sie sich ja nicht erlaubt, dann wär wahrscheinlich ihre Beziehung kaputt und davor hat sie Angst. Deswegen die Flucht in die Berge, und statt Mark mal ordentlich die Meinung zu sagen, beißt sie Peer, er kriegt es ab, verkürzt gesagt.

Also, die ganze Geschichte bekommt ihre Farbe eigentlich durch die innere Wut der Heldin.

 
Zuletzt bearbeitet:

Hey Fliege!

Ich schreib Dir einfach Stück für Stück alles auf, was mir in den Sinn kam: Kommafehler und Interpretationen und Drumrum. In der Reihenfolge, in der es mir in den Sinn kam.

warten, bis er eingeschlafen ist
ich schließe die Augen, höre, wie Paul das Wasser aufpeitscht
An einem Wochenende, als Paul bei uns schlief, träumte Mark, Paul würde am Morgen als erwachsener Mann aufstehen. Kindheit, Jugend, alles verschlafen.
Von allem, was Du so über Mark erzählst, finde ich diese Passage am deutlichsten, denn es zeigt, daß der gute Mann Schuldgefühle haben muß. Er träumt nicht nur sowas, das wär ja noch normal, sondern er setzt sich dann tatsächlich vor das Kinderbett, um da zu wachen. Nur, damit er gewacht hat statt geschlafen! Das ist wie ein Ritual, um einen abwesenden, aber kritischen Beobachter von seinen guten Absichten, seiner richtigen Einstellung und Gefühlslage zu überzeugen, notfalls durch eine ganz irrationale Tat, fast eine Selbstkasteiung. Mark muß das Gefühl haben, Vorwürfe bezüglich seiner väterlichen Anwesenheit zu verdienen oder in der Vergangenheit verdient zu haben.
Pauls Augen fallen zu und schlagen wieder auf
Augen schlagen auf? Das klingt kraus. Könntest Du entkrausen, indem Du etwa schreibst: werden wieder aufgeschlagen /-gerissen
„Das schmeckt nicht“, hat Paul gesagt und den Teller von sich geschoben.
„Aber du hast dir Nudeln gewünscht“, versucht Mark einzulenken.
Da sind in der Redebegleitung zwei verschiedene Zeiten. Klingt, als läge die Beschwerde weiter zurück, während Mark immer noch einzulenken versucht, aber die sind ja jetzt im Waschhaus. Warum streichst Du nicht den zweiten Redebegleitsatz? Dann hast Du damit zero problemo, und der restliche Dialog haut besser rein.
„Nicht die von Ronja. Ronjas Essen schmeckt nicht.“
Ha! Das ist auch sehr interessant. Weil das Kind da Dinge ablehnt, die es technischerweise sicher in diesem Alter nicht aus Prinzip ablehnen würde. Ronjas Essen! Nudeln mit Tomatensauce!
Beim Essen sind Kinder pragmatisch. Wenn Essen aus persönlichen Gründen verweigert oder bemängelt wird, dann steckt da schon Strategie dahinter oder Loyalität gegenüber einer abwesenden Mutter, von der man annimmt, es gefiele ihr nicht, wenn man das Essen der anderen gern äße. Meist sind Kinder ja nicht gegen eine neue Person, weil sie generell eifersüchtig sind. Kindliche Eifersucht hat viel greifbarere Gründe als Erwachsene, kommt viel öfter aus äußeren Umständen als aus innerer Unsicherheit und kompliziertem Egokrempel und muß sich auch gegen Neugier durchsetzen, die neue Menschen spannend macht.
In Deiner Geschichte zeigt Mark dem Sohn dauernd, dass er wichtiger sei als die neue Frau. Wenn der Fünfjährige trotzdem so reagiert und sich von konkreten Dingen nicht vom Abstrakten, Allgemeinen abbringen lässt, dann entweder, weil er merkt, daß er den Vater damit fest am Bändel hat oder weil er fühlt, daß der Vater nicht seinetwegen so handelt, sondern aus dubiosen Motiven, die sich dem Kind nur bedingt erschließen (Gewissensbisse etc). Oder natürlich, weil er merkt, daß die Frau ihn nicht mag. Jedenfalls spielt das Kind hier Macht und Einfluß auf eine Weise aus, die auf verzwickte, dem Alter eigentlich unangemessene Motivsuppe hindeutet.
Wenn das Kind meinen Namen ausspricht, dann könnt ich kotzen. Nicht genug, dass ich den Namen nicht mag, meine Mutter benannte mich tatsächlich nach der Räubertochter, Paul zieht das "O" so stark: Roohnja. Am liebsten würde ich einen Korken in seinen Mund stopfen, wenn seine Lippen das "O" formen.
Und sie ist auch nicht viel geschickter in ihrer Motivwahl. Hat sicher noch nie versucht, dem Jungen mal zu sagen: Hey, ich heiß nicht Roohnja, sondern Ronnja! Und der VAter hilft ihr auch gar nicht. Ach, ich könnte manchmal verzweifeln, wenn sich Leute in Geschichten so hilflos benehmen wie ... äh ... im Leben. :D
567 - 68 ..., die beiden kommen zurück.
Ich tät ja all diese Zahlensätze ohne das Komma machen, so:

567 - 68 ... Die beiden kommen zurück.
599 - 600 ... Der Urlaub hier war eine Scheißidee!

Aber das ist eine Geschmacksfrage.

„Paul und du. Das ist doch eine gute Gelegenheit, dass ihr euch näherkommt. Der Junge gewöhnt sich schon an dich.“
Dächte er: Meine Neue soll sich an das Kind gewöhnen! (und nicht umgekehrt), dann hätte er viel mehr Möglichkeiten. Einladung statt Erwartung oder so.
Ich wollte nicht mit in dieses verdammte Schweden, das aus Felsen, Seen und Bäumen besteht. In das man ab und an ein braunes oder gelbes Haus gesetzt hat, um Zivilisation vorzutäuschen.
Sie hat also gemerkt, dass sie zur Prüfung mitgenommen worden ist. Allein mit den Prüfern in einem extraleeren Land!
„Papa soll es lesen“, war Pauls Kommentar, als ich ihm daraus vorlas.
Und Papa akzeptiert das. Ohne nachzufragen, ohne weitere Versuche. Ha! Papa will heimlich gar nicht, daß Paul und Ronja sich verstehen, denn Papa hat ein seltsames Papabild, mit dem er sich auch als Mann zu bestätigen versucht (muß schiefgehen). Papa denkt ganz heimlich: Ha, mein Sohn! Wählerisch, der Kleine! Bin ich vielleicht nicht wählerisch genug?
So nah bei Mark würde ich auch gern einschlafen, seine Hände spüren.
Ronja fühlt, daß Marks Vaterliebe aus trüben Quellen gespeist wird. Sie merkt, daß er sich und ihr den Mark vorspielt, der sein zu müssen er glaubt. Und sie darf nichts fordern, sondern muß mitspielen, Rücksicht nehmen. Väterliche Gefühle will sie ja nicht, also ist sie hier bestimmt nicht eifersüchtig oder neidisch, aber sie bekommt so komische Signale, daß das, was sie von Mark gern hätte oder was sie ihm geben möchte, dadurch dem Kind abgenommen würde.
„Ich glaub, ich brüte was aus. Besser, ich leg mich hin“
Wenn Pauls Mutter zuhause den Jungen alle vier Wochen am Freitag zu uns bringt, dann setzt Mark sich eine imaginäre Paul-Brille auf. Wenn er sonntags wieder abgeholt wird, nehme ich Mark die Brille ab und verlege sie irgendwo in der Wohnung. Gestern war Sonntag. Wir saßen auf der Veranda, haben 'Mensch ärgere dich nicht' gespielt und dem Regen zugeschaut. Kein grünes Cabrio hielt vor unserer Tür.
Aha, da haben wir's ja. :D
Fast wünschte ich dem Tiger, es wäre ihm möglich, das Bild zu verlassen
länger und steiler kein Komma als an jenem Tag
dunkles Rot tropft über meine Finger zu Boden, bis ich leer bin. Meine Hülle liegt zusammengesackt am Wegesrand, Ameisen tragen mich in Kleinstteilen davon.
Boah, Psycho in Knallfarben!
Dazwischen grün, rot, gelb, silber.
DA würd ich die Farben großschreiben.
Peer sitzt am Feuer und hilft mir, die Flasche zu öffnen.
Laufen die Mädels scharenweise fort und treffen einen Peer?
:lol:
Weiter komme ich nicht mit meinen Gedanken.
Ich lese die Sexszene so: Nachdem sie nach Schweden mitgegangen ist, obwohl sie sich nicht wohl dabei fühlte, nachdem sie schon im Vorfeld darauf verzichtet hat, als Geliebte mitzugehen, mit Körper und Rechten, ist sie auch als Ersatzmutter nicht gefragt, sondern nur wie eine Statistin vorhanden. Damit Mark denken kann, er mache alles richtig, verzichte sogar auf seine sexuellen Bedürfnisse bzw. stelle sie hintenan! Dabei wirft Mark nur alles durcheinander, versucht sich in einer Weise aufzuteilen, die Männern gottseidank nicht hormonell gegeben ist. Benutzt sie und das Kind, um eine Rolle zu spielen, die ihn vor sich selbst rechtfertigen soll. Erst hat sie sich räumlich davon befreit, dann emotional (die Hüllensache), und jetzt reinigt sie sich von all dem Wischiwaschi und schafft klare Tatsachen.
eine Axt, eine Säge. Jemand muss es hier her gebracht haben.
hier hergebracht oder hierher gebracht oder hierhergebracht.
Der Gedanke rührt mich und ich streiche über den Stapel und flüstere ein „Danke“.
Tatsachen wie die da. Ohne Gedöns. :)
keine Erleichterung in dem blassen Gesicht.
Er tut mir leid.
„Willst du, dass wir nach Hause fahren?“, frage ich.
„Nein … Warten wir es noch ab.“
Ich nicke. „Soll ich mit Paul zum See gehen, damit du schlafen kannst?“
Mark dreht sich zur Wand. Ich weiß, dass die verlorene Paulzeit ihn quält.
„Wenn es dir nichts ausmacht“, flüstert er
Jetzt ist der Mann krank und auch auf simple Tatsachen zurückgeworfen. Er wird merken, daß seine Überpräsenz bei dem Jungen Ronja ausgegrenzt hat. Jetzt kann er nicht mehr verhindern, daß es tatsächlich mal um einzelne Menschen und simple Handlungen geht und was Vernünftiges angemessen geplant wird: Die Frau geht mit dem Jungen raus, denn der Vater muß schlafen. Sie werden ohne ihn zurechtkommen, und das wird nicht zu seinem Schaden sein. Er wird quasi zu seinem Glück gezwungen.
Unsere Füße planschen im Wasser. Ich lese die Trollgeschichte, Paul hört zu.
Das ist glaubwürdig. Alle folgen brav den situationsgegebenen, logischen Handlungsvorgaben und machen zum ersten Mal alles richtig.

Ich fand vor allem den Schluß erstaunlich. Ich meine: Du hattest ja da keinen konkreten zwischenmenschlichen Konflikt, den man hätte lösen können. Der Vater paddelt in seinem obergärigen, verschleppten Schuld-und-Sühne-Kompott, dann sind da noch irgendwelche alten Konflikte zwischen ihm und der Cabriomama, die aber nicht dabei ist. Ronja und Paul sind mitgegangen-mitgefangen, aber die Situation ist nicht geeignet zur Konfliktlösung. Da könnte doch keiner seine Motive oder Bedürfnisse klar formulieren, außerdem ist ja nicht Psychokram gefragt, sondern es muss ein Urlaub mit Kind gut verbracht werden.
Als ich die Situation erfasst hatte, dachte ich: Das schaffen sie nicht, die Frau wird abhauen. Die wird denken: Das muss ich mir nicht geben.
Aber Du, aalglatt, bringst den Deus ex machina in Form von Grippe, stellst damit den Mann ruhig und den Druck ab. Damit es einfacher werden kann. Und die Einfachheit heilt dann zumindest die Situation. Das ist nicht nur schlau, sondern auch liebevoll gegenüber Deinen Helden. Und es ist typisch für Dich. Bei Dir denk ich oft, am liebsten würdest Du alle geheilt entlassen. :D

Lieben Gruß!
Makita.

 

Hey Andrea H.,

und Danke für die nachgereichten Erklärungen.

Bei Peer stört mich, dass er wie ein Traummann aus einem Frauen-Trivialroman daherkommt, er ist makellos, obwohl Abenteuertyp, ist er gepflegt.

Verdammt! Aber Käsefüße sind so verdammt unsexy :). Nee, ich versteh was Du meinst. Ich hab das jetzt auf dem Schirm.

- wenn sie sich gegen die Situation auflehnen würde, gegenüber Mark aggressiv werden würde, wenn sie sagen würde, was sie sich denkt, was sie sich ja nicht erlaubt, dann wär wahrscheinlich ihre Beziehung kaputt und davor hat sie Angst.

Genau. Also, Angst die Beziehung zu gefährden. Nach dem Urlaub ist Paul wieder weg und ihre Welt in Ordnung, das weiß sie. Bis zum nächsten Urlaub, klar. Und dass das allgemein schief ist, weiß sie auch, aber sie hat sich damit arrangiert. Sie duldet die Paul-Brille, aber wenn er wieder abgeholt wird, hat diese zu verschwinden.

Deswegen die Flucht in die Berge, und statt Mark mal ordentlich die Meinung zu sagen, beißt sie Peer, er kriegt es ab, verkürzt gesagt.

Ja, weil sie ihr Schutzschild nicht mehr aufrecht halten kann. Ihr Duldsamkeitsfaden ist gerissen.

Also, die ganze Geschichte bekommt ihre Farbe eigentlich durch die innere Wut der Heldin.

Da gehe ich sofort mit. Und wenn innere Wut und Aggression eins sind, dann auch damit.
Also, ich hab Hausaufgaben :).

Uhha Makita,

ich hab mich so gefreut! Als ich Deine Zeilen so gelesen hab, da dachte ich immer, Makita sitzt in meinem Kopf. Das war so schön zu lesen, dass es funktionieren kann. Sogar Mark! Auch wenn ich die Kritik nachvollziehen kann, dass er echt schwer zu lieben sein muss, weil ich ihn so einseitig gezeichnet habe. Aber, ja :bounce:
Da bin ich gleich ganz froh, die Capriomama reingenommen zu haben.

Wenn Essen aus persönlichen Gründen verweigert oder bemängelt wird, dann steckt da schon Strategie dahinter oder Loyalität gegenüber einer abwesenden Mutter, von der man annimmt,
es gefiele ihr nicht, wenn man das Essen der anderen gern äße.

Ich bin für ein bisschen von beiden.

Jedenfalls spielt das Kind hier Macht und Einfluß auf eine Weise aus, die auf verzwickte, dem Alter eigentlich unangemessene Motivsuppe hindeutet.

Motivsuppe halt.

Ach, ich könnte manchmal verzweifeln, wenn sich Leute in Geschichten so hilflos benehmen wie ... äh ... im Leben. :D

:lol:

Ich fand vor allem den Schluß erstaunlich. Ich meine: Du hattest ja da keinen konkreten zwischenmenschlichen Konflikt, den man hätte lösen können. Der Vater paddelt in seinem obergärigen, verschleppten Schuld-und-Sühne-Kompott, dann sind da noch irgendwelche alten Konflikte zwischen ihm und der Cabriomama, die aber nicht dabei ist. Ronja und Paul sind mitgegangen-mitgefangen, aber die Situation ist nicht geeignet zur Konfliktlösung. Da könnte doch keiner seine Motive oder Bedürfnisse klar formulieren, außerdem ist ja nicht Psychokram gefragt, sondern es muss ein Urlaub mit Kind gut verbracht werden.

Daaanke!

Aber Du, aalglatt, bringst den Deus ex machina in Form von Grippe, stellst damit den Mann ruhig und den Druck ab. Damit es einfacher werden kann. Und die Einfachheit heilt dann zumindest die Situation. Das ist nicht nur schlau, sondern auch liebevoll gegenüber Deinen Helden.

:)

Und es ist typisch für Dich. Bei Dir denk ich oft, am liebsten würdest Du alle geheilt entlassen.

Geh raus aus meinem Kopf! :D

Ich mach mir jetzt ganz glückelich ein Bier auf!
Und die Liste kauf ich.

Lieben Gruß an Euch beide!

 
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Hallo Fliege,

endlich habe ich es geschafft, Deine "Tigergeschichte" zu lesen, um festzustellen, dass das Ganze in Schweden spielt ;).

Eigentlich ein klassischer Konflikt, den Du da aufgreifst, jedenfalls in der heutigen Zeit, in der "Patchwork-Familien" immer häufiger werden und sich manche Frau oder Mann mit den Kindern des neuen Partners auseinandersetzen muss.

Ich finde, Du hast die Bedürfnisse Deiner Ich-Erzählerin gut getroffen und sie in die toll beschriebene Schwedenlandschaft integriert, was sie natürlich als "Kackidee" empfinden muss, weil sie ja zu kurz kommt neben dem Kind. Gegen die Vaterliebe kommt sie nicht an, das ist der Konflikt der Geschichte. Nun hatte ich am Anfang erwartet, dass die beiden sich zoffen, dass der Konflikt auch offen ausbricht und die Fetzen fliegen.
Ich hatte mich soooo darauf gefreut.
Aber nein, Ronja geht in die schwedischen Berge, trifft einen anderen Mann und kuschelt mit dem.

Ich habe mich gefragt, warum. Will sie Mark nur eins auswischen? Oder einfach mal die eigenen Gefühle befriedigen und den eigenen Körper spüren? Das wurde mir leider nicht ganz klar. Und bei alldem und Deiner ganzen tollen Sprache und Deinen schönen Landschaftsbeschreibungen, die mir Schweden und Ronjas Gefühle näher bringen, fehlt mir einfach dieser Konflikt. Mir fehlt der Ausbruch von Ronjas Gefühlen, dass sie es an irgendeinem Punkt einfach nicht mehr aushält mit dem Jungen, der das O in ihrem Namen in die Länge zieht, weil er wahrscheinlich genau merkt, dass sie das nicht mag.

Ansonsten gefällt mir die Stimmung der Geschichte. Das kannst Du inzwischen fast perfekt. Ich fühle mich immer mitgenommen in Deinen Geschichten, als würde ich neben Deinen Prots stehen und zuschauen. Das gefällt mir gut, immer wieder.
Aber echt, wenn sie sich wenigstens am Ende noch ein bisschen gezofft hätten ;). Aber nein, dann hat Mark Fieber und Ronja geht mit Paul im Boot raus aufs Wasser und liest Geschichten vor.
Und Giraffe denkt: Schade.

Ganz liebe Grüße und sonniges Wochenende,
Giraffe.

 

Hallo Giraffe,

endlich habe ich es geschafft, ...

Schön :gelb:

... dass der Konflikt auch offen ausbricht und die Fetzen fliegen.
Ich hatte mich soooo darauf gefreut.

Das tut mir leid. Aber ich dachte, ich schreib mal was, was nicht vorhersehbar ist :).

Ich habe mich gefragt, warum. Will sie Mark nur eins auswischen? Oder einfach mal die eigenen Gefühle befriedigen und den eigenen Körper spüren? Das wurde mir leider nicht ganz klar.

Als sie losging, hat sie von Peer nix gewusst. Also, den eignen Körper spüren - das kann nicht das Motiv zum Aufbruch gewesen sein. Mark hatte versprochen, da mit ihr da hochzugehen, das hat er nicht eingehalten und da ist sie eben allein los. Außerdem glaub ich, tut weglaufen und sich Wind um die Ohren blasen lassen, manchmal ganz gut. Sie wollte da eben mal raus, aus der Campinghütte mit all dem Schlamassel. Ich finde das sehr menschlich.

Mir fehlt der Ausbruch von Ronjas Gefühlen, dass sie es an irgendeinem Punkt einfach nicht mehr aushält mit dem Jungen, der das O in ihrem Namen in die Länge zieht, weil er wahrscheinlich genau merkt, dass sie das nicht mag.

Das wäre klassisch und vorhersehbar. Auch der Ausgang. Mark hätte sich in seiner verquerten Vaterrolle mißverstanden gefühlt. Sie auf zu Hause vertröstet. Den Jungen anzuschreinen - das hätte wohl auch nicht Pauls Sympathie eingebracht - sie wäre abgereist, die Beziehung kaputt, der Urlaub versaut. Das liegt klar auf der Hand und ich bin weniger ein Freund von Geschichten, wo ich ab der Hälfte weiß, wie es weitergeht.

Ich freue mich natürlich über das viele Lob, was in Deinen Zeilen steht. Dass das Ende bei Dir nicht punkten konnte - okay - damit muss ich jetzt wohl leben ;). Ein ganz liebes Dankeschön für Deine Gedanken.

Lieben Grüße Fliege

 

Hey ho Summi,

ich weiß nicht, warum du befürchtet hast, dass mir die hier nicht gefällt. Ich fand sie schön.

Das ist eine sehr einsame Geschichte, vor allem deshalb, weil Ronja sich so einsam fühlt und das ihre Wahrnehmung einfärbt. Und das schlägt so ein Ei über all die Figuren, auch wenn es ein bitteres Ei ist, weil sie sich im Grunde alle nicht sonderlich nahe sind, weil sie alle in ihren Rollen gefangen sind und daraus nicht ausbrechen können.

Paul akzeptiert Ronja nicht.

„Paul und du. Das ist doch eine gute Gelegenheit, dass ihr euch näherkommt. Der Junge gewöhnt sich schon an dich.“

Ronja hingegen empfindet Paul als Störenfried und als Konkurrenten.

Mark hat ein Problem damit, dass Ronja und Paul nicht klarkommen. Das ist die Kluft zwischen beiden. Und Ronja möchte Abenteuer, fühlt sich jedoch von Mark und seinem Sohn eingesperrt.

Und irgendwo ist Peer, und er ist doch nicht da. Ich weiß nicht, ob es wirklich passiert ist, dort oben auf dem Berg, oder ob die Szene nur einer von Ronjas Träumen war.

Am Ende wird die Einsamkeit nicht getröstet. Niemand bricht aus seiner Rolle aus, der Tiger bleibt eingesperrt - an einem für ihn fremden Ort. Nur der Ausflug, nur der Seitensprung verspricht Hoffnung, ein Silberstreifen am Bergrücken. Aber das ist nichts für immer.

Ich möchte Ronja sagen, sie soll Mark verlassen. Ich möchte Mark sagen, er soll sich eine häusliche Frau suchen. Und ich möchte Paul sagen: Du kannst nichts dafür. Es ist nicht deine Schuld, dass alle um dich herum unglücklich sind.

Textkrittelei:

Mark steht auf, umrundet das Picknickensemble, das man uns Campbewohnern vor die Tür getischlert hat, setzt sich hinter mich, schlingt die Arme um meine Taille und ich spüre seine Wärme in meinen Rücken kriechen.

Wenn etwas kriecht, denke ich an Schneckenschleim, an Horror, an etwas Unterschwelliges, an etwas, das langsam, aber gefährlich ist, und das gibt Mark eine eklige Note. So was Kriecherisches. Ist das Absicht?

Da sitzen wir zwei wie auf einem Motorrad.

Das Bild ist unfertig, es hängt so rum. Du könntest es fortführen: "... sitzen wir wie auf einem Motorrad, aber der Starter ist kaputt", oder so - aber nur das klingt zu einfach.

Neben uns holperte ein Fluss über Steine, Fluss und Wind im Rauschduell.

So wie ein Zug über Schienen? Holpern ist hier, wo ich wohne, etwas Unrundes, das macht ein Karren mit Holzrädern über Kopfsteinpflaster.

Gestern war Sonntag. Wenn Pauls Mutter zuhause den Jungen alle vier Wochen am Freitag zu uns bringt, dann setzt Mark sich eine imaginäre Paul-Brille auf. Wenn er sonntags wieder abgeholt wird, nehme ich Mark die Brille ab und verlege sie irgendwo in der Wohnung. Gestern war Sonntag.

Aus seinem Munde klingt es so normal, als würden wir über Mäuse reden.

Also bei mir sind Mäuse fast so selten wie Bären, auf jeden Fall aber nicht normal.

Bis bald, bis bald,

yours

 

Hey yours,

Ich fand sie schön.

Wie schön :gelb:

Ich freue mich auch über Deine Lesart und das Du sie für mich aufgeschrieben hast.

Ich möchte Ronja sagen, sie soll Mark verlassen. Ich möchte Mark sagen, er soll sich eine häusliche Frau suchen. Und ich möchte Paul sagen: Du kannst nichts dafür. Es ist nicht deine Schuld, dass alle um dich herum unglücklich sind.

:)

Textkrittelei:

Darum kümmere ich mich morgen. Bis auf das:

So wie ein Zug über Schienen? Holpern ist hier, wo ich wohne, etwas Unrundes, das macht ein Karren mit Holzrädern über Kopfsteinpflaster.

Du bist ja nicht der Erste der drüber stolpert. Aber, wenn da so ganz viel Gestein drin liegt, dann holpert das Wasser eben da drüber - wie ein Karren über Kopfsteinpflaster. Flüsse fließen ja nicht immer so sanft daher.
Wahrscheinlich sollte ich es Liebe zum Leser ändern, aber ich mag das und deshalb behalte ich das auch.

Lieben Dank fürs Vorbeischauen. Ein wirklich netter Besuch war das.
Beste Grüße Fliege

 

Hallo Fliege!


Die Geschichte ist sehr gut erzählt, ich bin in einer Blockhütte in Schweden, ich bin Ronja, ich bin Mark, ich bin Paul und am Ende frage ich mich, wer von denen ist hier der Antagonist.
Keiner ist böse oder will dem anderen Böses antun.
Aber: Das Fehlen eines Widersachers schadet dieser Geschichte nicht, im Gegenteil, sie zeigt so auf direkte und interessante Weise etwas sehr Wichtiges, nämlich dass Menschen eine gewisse Zeit und Entwicklung brauchen, um zueinanderzufinden.

Auch das Fehlen von Handlungsspannung (längs der Zeitachse), denn ich erwarte und erhoffe keinen bestimmten Ausgang dieser Geschichte, schadet der Geschichte nicht, da hier ein transversaler Spannungsbogen (quer zur Zeitachse) vorliegt.
Dieser ist sehr schön aufgebaut und beginnt gleich im ersten Satz: „Warum bringen wir Paul nicht ins Bett? […] und vielleicht sind wir dort allein.“
Dann wird sofort der Gegenpol vorgestellt: „Ich will es doch auch“ [..] „Aber du weißt, dass ich den Jungen nicht allein lassen kann ...“

So geht es dann im Prinzip weiter, wie gesagt ohne Bösewicht und ohne Handlungsspannung, aber doch spannend durch interessante und nachempfindbare Charaktere. Kurz gesagt: Ein kleines Stück guter Literatur, was du hier abgeliefert hast.

Die Spannung (zwischen den Polen) findet ihren Höhepunkt im Abenteuer mit dem Gummis-durch-die-Pampa-schleppenden Dänen, worauf sofort mit „setze mich zu der Asche, die das Feuer gelassen hat“ der erste Schritt in die Gegenrichtung, hin zur Spannungsminderung vollzogen wird. Der zweite Schritt siehe: Wo kommt es eigentlich her, das Holz?
Und:
Ich sehe den Holzstapel […] Jemand muss es hier hergebracht haben […] und flüstere ein „Danke“.
Was für mich soviel bedeutet wie: Sie erkennt sich in Peer wieder, als jemanden, der Dinge und Menschen benutzt, ohne sich um die näheren Umstände zu kümmern. So jemand will Ronja nun nicht mehr sein. Sie will nun Mark nicht mehr bloß benutzen, sie will Verständnis für ihn und seine Situation haben, sie will nicht nur ein kurzes Feuer und dann einen Haufen kalter Asche hinterlassen, sondern sich auch um das Brennholz kümmern.
Ihr Blick auf die Mark-Paul-Einheit hat sich geändert.

Am Ende wird ein Bild geboten, das die Spannung vollständig auflöst.
Mark ist krank und kann sich nicht um Paul kümmern. Ronja versteht inzwischen, warum ihn die verlorene Paulzeit quält.
Nun klappt es auch mit Paul. Sie nimmt das Buch, diesmal nicht aus lästigem Pflichtgefühl, sondern aus Überzeugung, liest vor und Paul hört diesmal zu (denn Kinder merken diese feinen Unterschiede).
Das Ende der Geschichte ist die Geburt der R-M-P-Einheit.

Schöne Geschichte, vielen Dank dafür,

lieben Gruß

Asterix

 

Hallo Asterix,

Die Geschichte ist sehr gut erzählt, ich bin in einer Blockhütte in Schweden, ich bin Ronja, ich bin Mark, ich bin Paul ...

Das ist schön!

... und am Ende frage ich mich, wer von denen ist hier der Antagonist. Keiner ist böse oder will dem anderen Böses antun.

Ja das stimmt, den gibt es in dieser Geschichte nicht. Denn ich wollte auch eine Geschichte über Bedürfnisse schreiben, die dann der Handlungsmotivation zugrunde liegen und alle sollten sie ihre Berechtigung haben und eben "menschliches" wiederspiegeln.

Auch das Fehlen von Handlungsspannung (längs der Zeitachse), denn ich erwarte und erhoffe keinen bestimmten Ausgang dieser Geschichte, schadet der Geschichte nicht, da hier ein transversaler Spannungsbogen (quer zur Zeitachse) vorliegt.

transversaler Spannungsbogen - boah, was für ein schönes Wort und ich habe so was in meiner Geschichte ... cool! Und wieder hab ich was lernen dürfen. Danke!

So geht es dann im Prinzip weiter, wie gesagt ohne Bösewicht und ohne Handlungsspannung, aber doch spannend durch interessante und nachempfindbare Charaktere.

Ich habe vor ein paar Wochen Christorph Hein hören sagen: Das Drama überlasse ich den Dramatikern, das ist nicht meins. Ich verstehe mich als Chronist. Und da wusste ich, warum ich diesen Mann so gern lese - wir haben was gemeinsam, auch, wenn er natürlich viel professioneller ist.

Kurz gesagt: Ein kleines Stück guter Literatur, was du hier abgeliefert hast.

Das hefte ich mir an die Brust!

Das mit dem Holz und der Asche ist eine schöne Lesart. Gefällt mir. Auch wenn ich da jetzt ein bisschen anders drüber denke. Aber das macht nix, im Gegenteil, es freut mich, dass es da mehrere Ansätze zum Verständnis gibt und sie funktionieren. Es freut mich nicht nur, es macht mich sogar ein bisschen stolz :shy:.

Vielen Dank fürs Lesen und den schönen und lehrreichen Kommentar.
Lieben Gruß Fliege

 

Hi Fliege,

ich glaube, das war damals die erste Geschichte, die ich überhaupt von dir gelesen hab. Mein Lieblingsdetail, was ich mitgenommen hab, war das Springseil der Prota. :D

Ich finde, diese Geschichte ist ein grandioses Beispiel für Figureninteraktion. Hier hat jeder seine Vorgeschichte, eine absolut nachvollziehbare Motivation und handelt entsprechend, und leider kracht es dann gegeneinander.
Ich versteh jeden einzelnen, Mark, der mit seiner neuen Freundin glücklich werden will aber sein Sohn ist auf der Prioritätenliste ein Stückchen weiter oben, weil er von seinem Sohn getrennt lebt und die Zeit mit ihm so kostbar ist. Paul, der keine Lust auf die neue Frau hat. Die Erzählerin, die mit ihrem Freund zusammensein will, eifersüchtig ist auf das Kind und das aber nicht zeigen kann, weil sich sowas ja "nicht gehört" und weil es alles noch schlimmer machen würde. Vermutlich würde Mark ihr dann sogar den Laufpass geben.

Rein instinktiv bin ich bei sowas übrigens auf der Seite des Kindes :D
Ich fand das niedlich, wie sich da am Ende so eine Art Versöhnung zwischen Paul und der Prota andeutet. Die dümpeln da gemütlich im See und sie darf ihm vorlesen. Bisschen vertragen sie sich ja doch. Da muss die Prota auch gar nicht mehr kotzen.
Ronja musste einfach nur mal Dampf ablassen, wie's aussieht ;)

 

Hey Möchtegern,

ich glaube, das war damals die erste Geschichte, die ich überhaupt von dir gelesen hab.

Echt? Da haben wir uns erst getroffen? Kommt mir vor, als würde ich dich schon viel länger kennen.

Mein Lieblingsdetail, was ich mitgenommen hab, war das Springseil der Prota. :D

Ja, die Frauen das Springseil und die Männer die Skihütte, die keine Skihütte ist, sondern eine Wanderhütte. Aber es geht ja bei diesem Detail auch nicht wirklich um die Hütte :D.

Hier hat jeder seine Vorgeschichte, eine absolut nachvollziehbare Motivation und handelt entsprechend, und leider kracht es dann gegeneinander.

Irgendwie habe ich noch in Erinnerung, dass es nicht jedem Leser so ging, aber freut mich natürlich, wenn es so funktioniert. Ich glaube, vielen hat es damals zu wenig gekracht.

Rein instinktiv bin ich bei sowas übrigens auf der Seite des Kindes :D

Die sind ja auch klein und niedlich :D.

Ronja musste einfach nur mal Dampf ablassen, wie's aussieht ;)

Glaub ich auch.

Vielen Dank fürs ausbuddeln. Ich habe die Geschichte gleich auch nochmal gelesen und im Gegensatz zu anderen, mag ich die immernoch besonders gern.

Liebe Grüße, Fliege

 
Zuletzt bearbeitet:

Wieso einen Tiger und nicht irgendwas Schwedisches.

Schöne Geschichte, in der man sogar das Alter der aufs Splitting verzichtenden Icherzählerin erraten kann - wenn man denn will (Lindgrens Räubertochter kam 1981 zur Welt) - und gleichzeitig mal wieder zwei bis dato unbekannte Wörter meinem Sprachschätzken zuführen konnte („Schmadder“ [= Schmuddel(?) im Pott = Schmutz], „schmaddern“ [sudeln/kleckern]), wenn der „ningelnde“ Paul unterm Vorbehalt der eigenen Interpretation „quängelt“, Grund genug bei Dir,

Fliege,

mal wieder vorbeizuschauen. Aber zwo Flusen mein’ ich noch vom Boden aufzulesen – das kompliziertere zuerst:

Mark mit der orangenen Plastikschüssel, …
So spricht vllt. der ein oder die andere im Ruhrpottlatein (oder sollt es schon durch Auswanderer in andere Landschaften eingewandet sein?).
Aber lässt sich ein Farbadjektiv überhaupt in der Schriftsprache beugen – nicht einmal im Oranje Ländle, das den oranjeappel mitsamt Farbbezeichnung aus dem welschen Sprachschatz (pomme d’orange) hier einführte. Wie befremdlich klänge eine „orangerotene“ Plastikschüssel. Lass das auslaufende –ne(n) weg, wie die rote reicht die „orange Plastikschüssel“.

& hier ist das Komma eher entbehrlich

Da sitzen wir zwei, wie auf einem Motorrad.

Gern gelesen vom

Friedel,
der die Eingangsfrage

… und ich frage mich jedes Mal: Wieso einen Tiger und nicht irgendwas Schwedisches. Ein Schaf oder so
gern mit der Gegenfrage im Ruhrlateinischen beantwortet:

„Hi Ronja!,
könntze dich’n Tiger im Schaffspeltz vo’stell’n?

Nee, ne ...

Der Kater und'e Katz a’beit’n von’ne Morg'ndämm’rung bis in’n Abenddämmer und lieg'n dann auf’e faule Haut. Beim Wolf mit sein Fähe iss’et mitte A’beitszeit umgekäh’t.
Und, Mädche', hazze dich ma’n Wolf zwischen d’e Beine geholt? Da wärze aba nich’ mehr vom Berch runnergekomm’n.
Kannze mich glauben. Lass dich dat vonnem alten Mann jesacht sein!“
Getz is’ aba ma’ jut …

 

Hallo Friedrichard,

das freut mich ja, dass Du hier vorbeigeschaut hast. Und noch mehr freut mich, dass ich Dir zwei Wörter schenken konnte.

... wenn der „ningelnde“ Paul unterm Vorbehalt der eigenen Interpretation „quängelt“,

Dat macht er wohl, der Jung :).

Aber zwo Flusen mein’ ich noch vom Boden aufzulesen

Ich bin sofort mit dem Flusenaufhebgerät losgerannt ...

Und, Mädche', hazze dich ma’n Wolf zwischen d’e Beine geholt? Da wärze aba nich’ mehr vom Berch runnergekomm’n.
Kannze mich glauben. Lass dich dat vonnem alten Mann jesacht sein!“

Nee, nee. Den Wolf woll'n wa ihr mal nich noch uffbürden. Da müsst ick ja dat janze Ende neu :)

Lieben Gruß, Fliege

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Fliege,

ich habe keinen anderen Kommentar gelesen, deshalb weiß ich nicht, ob meine Gedanken schon vorher von einem anderen Kommentator geäußert wurden.

Die Stärke dieser KG ist - außer, dass du einen tollen Schreibstil hast (ich werde ja nicht müde, das immer wieder festzustellen) - dass da

a. nicht die rührselige Süße-Kinder-Story erzählt wird, die es auch hätte werden können
b. deine Protagonistin sich schließlich in der Wildnis von einem dänischen Wanderburschen den Frust aus Leib und Seele vögeln lässt.

Das sind zwei eher ungewöhnliche Ansätze für ein solches Thema.

Ich habe mir die Wirkung der KG vorzustellen versucht, wenn du die Rollen getauscht hättest, praktisch in das klassische Rollenverhalten:

Auf der einen Seite die liebende Mutter mit ihrem Sohn Paul, auf der anderen Seite der frustrierte Mann, dem Paul auf die Eier geht und der seine sexuelle Frustration in einer Wanderung abzubauen versucht, um schließlich in einer Hütte mit einer flotten Dänin zu vögeln.

Mit der Frau in der Hauptrolle funktioniert die KG wunderbar, hat Tiefe und Anspruch und ist ein Thema für ARTE. Mit einem Mann in der Hauptrolle könnte es ein flotter Softporno werden und die Kritik würde wohl ungefähr lauten: na ja, so sind sie eben, diese unsensiblen Typen, haben immer nur das Eine im Kopf, satt mal die Chance zu nutzen, einer Mutter und ihrem Sohn näher zu kommen. Stattdessen hintergehen sie die liebenswerte und aufopferungsvolle Mutter und bumsen in einer Wanderhütte die nächstbester dänische Wanderin, die ihnen über den Weg läuft.

Also mir hat es gefallen. Ich fand deine Protagonistin angenehm klischeefrei wie überhaupt der gesamte Geschichtenansatz. Ich habe richtig Lust aufs Wandern bekommen und endlich mal verstanden, warum es Wandervögel heißt ;-)

Ich kenne übrigens ein Pärchen mit genau diesem Problem. Der Übervater und seine Neue, die an den Sohn (der allerdings schon etwas älter ist als Paul) nicht herankommt und auch nicht herankommen will. Der verwöhnte Junge macht einen auf Kronprinz, der Vater überschlägt sich in seiner Vaterrolle und sie quält sih, weil sie mit Kindern noch nie viel am Hut hatte, den Mann aber ernsthaft liebt. Ist der Junge dabei (und das ist oft, und oft auch im Urlaub der Fall), dann brennt die Luft. Das ist übel. Und lädt eine solche Beziehung emotional noch viel extremer auf, als du es in deiner Geschichte beschreibst. Dein Text ist zurückgenommen und subtil, dass verstärkt die Grautöne. Tolles, interessantes Thema.

Mir hat es sehr gut gefallen!

Rick

 

Hallo Rick,

es gibt tatsächlich noch eine Geschichte die Du nicht schon kommentiert hast? Ich war wirklich überrascht. Erfreut überrascht!

Die Stärke dieser KG ist - außer, dass du einen tollen Schreibstil hast (ich werde ja nicht müde, das immer wieder festzustellen) -

Das ist schön, wie wir beide uns da so am Stil des anderen erfreuen :). Ich gebe das gern zurück. Also ich behalte das, ist klar, kann aber gleiches von Dir behaupten.

Ich habe mir die Wirkung der KG vorzustellen versucht, wenn du die Rollen getauscht hättest, ...

Ja, dass wäre dann eine eher "normale" Geschichte geworden. Also "normal" jetzt unter dem vorherrschenden Geschlechterbild. Überhaut, glaub ich, kann man gut Geschichten schreiben, wenn so ein Verhaltenskodex gebrochen wird und man die gängigen Erwartungen des Geschlechterbildes bricht. Z.B. Eine Frau, die Mann und Kinder(!) verlässt, fiele mir spontan ein. Gibt sicher mehrere Themen, die sich anbieten, aber man muss sich beeilen, weil das ja alles aufweicht und sich vermischt mehr und mehr :).

Ich habe richtig Lust aufs Wandern bekommen und endlich mal verstanden, warum es Wandervögel heißt ;-)

:lol: Na dann man zu!

Ich kenne übrigens ein Pärchen mit genau diesem Problem.

Da hast Du mir was voraus. Ich glaube auch, da steckt unheimlich viel Potential für Konflikte in einer solchen Beziehung.

Das ist übel. Und lädt eine solche Beziehung emotional noch viel extremer auf, als du es in deiner Geschichte beschreibst.

Glaub ich sofort.

Mir hat es sehr gut gefallen!

Das freut mich!

Lieben Dank für das Lob und deine Gedanken drumrum.
Lieben Gruß, Fliege

 

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