Was ist neu

Das Bild des Tigers

Wortkrieger-Globals
Wortkrieger-Team
Seniors
Beitritt
24.01.2009
Beiträge
4.123
Zuletzt bearbeitet:

Das Bild des Tigers

„Warum bringen wir Paul nicht ins Bett? Wir warten, bis er eingeschlafen ist und machen uns eine Flasche Wein auf. Unten am See. Auf der Halbinsel, wo uns niemand sehen kann.“ Während ich die Worte an Mark richte, beobachte ich Paul; den Fünfjährigen, dessen dicke Beine in Gummistiefeln stecken und der mit einem Stock auf den See einschlägt. Mark steht auf, umrundet das Picknickensemble, das man uns Hüttenbewohnern vor die Tür getischlert hat, setzt sich hinter mich, schlingt die Arme um meine Taille und ich spüre seine Wärme in meinen Rücken kriechen. Da sitzen wir zwei, wie auf einem Motorrad. Er küsst mich, den Nacken, die Schultern, gräbt seine Hände unter meinen Pullover und ich schließe die Augen, höre, wie Paul das Wasser aufpeitscht; spüre Marks wachsende Erregung.
„Ich will es doch auch“, flüstert er und klammert, drückt mich so fest, dass es fast weh tut. „Aber du weißt, dass ich den Jungen nicht allein lasse.“

Vor einem halben Jahr, als Paul das erste Mal bei uns über Nacht blieb, träumte Mark, sein Sohn würde am Morgen als erwachsener Mann aufstehen. Kindheit, Jugend, alles hatte er verschlafen. Den Rest der Nacht hat Mark vor Pauls Bett verbracht und darüber gewacht, dass der Junge nicht wuchs.

Ich höre Pauls Gummistiefel auf uns zuschmatzen. Höre, wie der Schmadder in seiner Nase blubbert. Mark rutscht fort von mir, zieht den Jungen auf seinen Schoß und sucht ein Taschentuch. Väterliche Hände wärmen Kinderbeine und Arme. Pauls Augen fallen zu und werden wieder aufgerissen, um uns zu demonstrieren, wie wach sie doch sind. Mir wird kühl. Mark steht auf, er will den Jungen ins Bett bringen. Ich suche im Gepäck nach meinem Springseil, nehme mir 600 Durchschläge vor.
143 - 44 - 45 Die beiden sind im Waschhaus. Paul wird sich die Zähne putzen und Mark das Geschirr spülen. Zum Abendessen gab es Nudeln und Tomatensoße.
„Das schmeckt nicht“, hat Paul gesagt und den Teller von sich geschoben.
„Aber du hast dir doch Nudeln gewünscht.“
„Nicht die von Ronja. Ronjas Essen schmeckt nicht.“
Wenn das Kind meinen Namen ausspricht, könnt ich kotzen. Nicht genug, dass ich den Namen nicht mag, meine Mutter benannte mich tatsächlich nach der Räubertochter. Paul zieht das "O" so stark: Roohnja. Am liebsten würde ich einen Korken in seinen Mund stopfen, wenn seine Lippen das "O" formen.
467 - 68 Die beiden kommen zurück. Mark mit der orangefarbenen Plastikschüssel, darin unser Geschirr, Paul mit Gummistiefeln und im Schlafanzug.
„Gute Nacht, Paul“, keuche ich, als die beiden an mir vorbeimarschieren.
„Nacht, Roohnja“, antwortet er, ohne mich anzuschauen.
499 - 500 Der Urlaub hier war eine Scheißidee!
„Paul und du. Das ist doch eine gute Gelegenheit, dass ihr euch näher kommt. Der Junge gewöhnt sich schon an dich.“
Eine Scheißidee war es. Und ich wusste es. Ich wollte nicht mit in dieses verdammte Schweden, das aus Felsen, Seen und Bäumen besteht. In das man ab und an ein braunes oder gelbes Haus gesetzt hat, um Zivilisation vorzutäuschen.
578 - 79 Mark liest Paul die Trollgeschichte vor. Wir haben das Buch in einem Souvenirladen gekauft. Das heißt, ich. Ich habe es gekauft.
„Papa soll es lesen“, war Pauls Kommentar, als ich ihm daraus vorlas. Ich stell mir vor, wie Pauls Kopf auf Marks Schoß liegt, wie eine Hand den Kopf des Jungen streichelt, während die andere die Seiten umschlägt. So nah bei Mark würde ich auch gern einschlafen, seine Hände spüren. Aber ich schlafe über Mark. In jeder Campinghütte Doppelstockbetten, so schmal, dass man schon allein darin Platzangst bekommt. Ich immer oben, die Männer unten, falls der Kleine mal schlecht träumt. Wenn ich im Bett liege, schaue ich auf ein Bild, das einen durchs Gras schleichenden Tiger zeigt. Kurz vor dem Sprung. Jemand hat es neben der Tür aufgehängt und ich frage mich jedes Mal: Wieso einen Tiger und nicht irgendwas Schwedisches. Ein Schaf oder so.
Durchgeschwitzt lasse ich mich auf die Bank fallen, strecke die Beine aus und schaue auf die Berge, die sich auf der anderen Seite des Sees erheben. Oben drauf die Hochebene. Ein markierter Fleck auf unserer Schwedenkarte.

„Da will ich mit dir und Paul wandern“, hat Mark gesagt und ein Kreuz eingezeichnet. „Wir übernachten in den Wanderhütten, halten Würste ins Feuer und trinken Flusswasser. Ein richtiges Abenteuer. Wenn Paul schläft und wir allein sind, dann -“ Weiter sprach Mark nicht. Er zog mich an sich, streichelte mich aus unserem Wohnzimmer über die Baumgrenze, in eine Landschaft aus Moosen und Flechten im Schein eines Feuers. Fluss und Wind im Rauschduell. Ich denke hier oft an diese Nacht.

Die Berge gegenüber beginnen zu dampfen, als würden sie in kalte Wintertage atmen. Meine Augen hängen an den Wolken, die das Felsmassiv mit trübem Weiß bedecken.
Einmal waren wir dort. Mit Schlafsäcken, Isomatten, Alugeschirr. Als wir den Aufstieg vom Parkplatz hinter uns hatten, ningelte Paul, ihm täten die Beine weh. Kein Rücken frei für den Jungen, der zeterte und bockte. Mark gab alle Überredung auf, als Paul sein Frühstück auf meine Schuhe kotzte. Wir fuhren zurück zum Zeltplatz und bezogen wieder unsere Doppelstockbett-Hütte.
Mark kommt heraus. Ich ziehe meine Beine von der Bank, mache ihm Platz, aber er setzt sich nicht.
„Ich glaub, ich brüte was aus. Besser, ich leg mich hin“, sagt er und drückt mir einen Kuss auf die Stirn.
Während er sich drin auszieht, greife ich nach Handtuch und Duschmünzen. Eine Münze nach der anderen fällt in den Schlitz des Automaten, der mir fünf Minuten heißes Wasser dafür freigibt. Krebsrot trockne ich meinen Körper, streichle Creme über meine Haut und verlasse die feuchtwarme Höhle.

Alle vier Wochen bringt Pauls Mutter am Freitag den Jungen und holt ihn am Sonntag wieder ab. Es sind Paul-Wochenenden, an denen ich mich überflüssig fühle.
Gestern war Sonntag. Wir saßen auf der Veranda, haben 'Mensch ärgere dich nicht' gespielt und dem Regen zugeschaut. Ich habe mich nach dem grünen Cabrio gesehnt, das vor unserer Hütte hält und später mit Paul wegfährt.
Mein Handtuch hänge ich über die Schnur, die uns als Wäscheleine dient. Überlege, ob ich Wein oder Bier trinke. Vom Kühlschrank aus sehe ich das Tigerbild. Komm doch! Spring!, denke ich. Marks Atem rasselt und fast wünschte ich dem Tiger, es wäre ihm möglich, das Bild zu verlassen, um die Beute zu reißen, die er vor Augen hat. Ich spüre, wie sich meine Muskeln und Sehnen anspannen, wie der Puls hochjagt. Mein Kopf ist leer. Nur diese Anspannung. Sie löst sich, als ich Schlafsack, Wein und Kekse in den Rucksack stopfe, die Isomatte festzerre, das Auto starte und das Camp verlasse.

Der Fußweg nach oben erscheint mir länger und steiler als an jenem Tag mit Mark und Paul. Das Gewicht des Rucksacks drückt auf die Knie. Kleine Schritte! Ruhig, mahne ich mich. Zwischen den Felssteinen ist überall Schlamm, auf dem die Schuhe nicht greifen wollen, wegrutschen und mein Gleichgewicht beunruhigen. Die Adern auf meinen Handrücken sind prall mit Blut gefüllt. Ich sehe sie platzen, dunkles Rot tropft über meine Finger zu Boden, bis ich leer bin. Meine Hülle liegt zusammengesackt am Wegesrand. Ameisen tragen mich in Kleinstteilen davon.
An der Baumgrenze wird mir wohler. Der Anstieg ist nicht mehr so steil, die Sicht weiter. Unter mir im Tal sammeln sich Wolken, decken die Schlafenden zu. Hier oben riecht es nach Frühling. Verrückt, denke ich, es ist Ende Juli und es riecht nach Frühling. Schritt für Schritt gibt der Berg nach, bis sich die Ebene vor mir öffnet. Horizont in allen Himmelsrichtungen. Dazwischen Grün, Rot, Gelb, Silber. Ich kann die Schutzhütte sehen, den Rauch, der von dort aufsteigt.

Am Feuer sitzt Peer. Er hilft mir, die Weinflasche zu öffnen. Ein Däne mit halblangem Haar und wettergegerbtem Gesicht. Mein Englisch bröckelt in Wortfetzen, die er geduldig zusammenfügt. Wir teilen seine Tütensuppe und meinen Wein. Seit drei Tagen ist er unterwegs. Stolz erzählt er von den Schwarzbären, die er beobachtet hat.
„Bären? Hier gibt es Bären?“ Ich will das nicht glauben.
„Sicher.“ Aus seinem Munde klingt es so normal, als würden wir über Mäuse reden.
„Hast du keine Angst?“
„Mach Lärm, wenn du das Gefühl hast, sie kommen dir zu nahe. Aber man braucht schon viel Glück, sie überhaupt zu sehen. Sie meiden die Menschen.“
„Aha“, nicke ich und bin bereit, auf das Bärenglück zu verzichten.
Wir sitzen am Feuer, meistens still. Ich schaue mich ständig um. Peer ist die Ruhe selbst. Legt Holz nach, trinkt Wein, dreht sich Zigaretten. Irgendwann steht er auf. „Mach das Feuer aus, wenn du schlafen gehst“, sagt er.
Ich hab noch Wein in der Flasche und bin überhaupt nicht müde. Von mir aus hätten wir die ganze Nacht hier sitzen können, so nebeneinander, schweigend, darauf wartend, dass der Morgen kommt. Aber Peer ist drin. Ich lausche seinen Schritten auf den Dielen, höre den Schlafsack rascheln. Mit einem Stock stochere ich die Glut auseinander, kippe den restlichen Wein in das blinzelnde Holz. Wie kommt es eigentlich hier her, das Holz?, frage ich mich.
In der Hütte ist es düster und ein leicht muffiger Geruch füllt den Raum, der größer ist als das Familien-Quartier im Tal. Ich stoße mit dem Fuß gegen den Ofen, der in der Mitte steht. „Scheiße“, fluche ich und beiße mir vor Schmerz auf die Lippen. Peers Taschenlampe leuchtet auf, ich halte mir die Zehen und schwanke auf einem Bein. Von Peer erkenne ich nur Umrisse. In Gedanken füge ich seinem Schatten den Drei-Tage-Bart hinzu. Die kurzen Fingernägel mit den weißen Halbmonden, die widerspenstige Strähne, die ihm ins Gesicht fällt und die er wiederholt geduldig hinters Ohr streicht.
Ich wähle nicht den zweiten Schlafplatz. Ich gehe zu Peer. Zwei mal zwei Meter, genügend Platz für uns beide. Schweigend rückt er zur Seite. Mein Herz hämmert und mir ist, als könne er es hören. Alles so still, bis auf mein Herz. Nicht einmal der Wind legt ein Rauschen darüber. Das Geräusch meines Reißverschlusses vom Schlafsack hat etwas Beruhigendes. Vertrautes. Hier, neben Peer, riecht es nach Mango. Wieder ein Streich meines Hirns, aber ich rieche Mango von seiner Seite, während ich nach Räucherware stinke. Ich will mehr von seinem Duft und rücke näher. Mein Atem spielt in seinen Haaren. Ich küsse ihn, einfach so, meine Lippen an seinem Hals. Dann seine Hände an meinem Kopf. Sie schieben mich fort, ein Stück nur. Ich höre seine Stimme von irgendwoher: „Bist du dir sicher?“
„Ja“, sage ich. Natürlich bin ich mir nicht sicher, aber es fühlt sich gut an. Ich befreie mich aus meinem Schlafkokon, ziehe das Shirt aus, die Unterwäsche. Peer wühlt in seinem Rucksack und holt ein Kondom heraus. Er hat ein Kondom dabei. Er schleppt Gummis durch die Pampa … Wie oft sind ihm schon solche Momente begegnet? Laufen die Mädels in Schweden scharenweise fort und treffen auf einen Peer? Weiter komme ich nicht mit meinen Gedanken. Seine Hand ist zwischen meinen Beinen. Keine Ouvertüre, kein Antasten. Er berührt mich und ich bin nur noch Geschlecht. Mein Becken stemmt sich ihm fordernd entgegen. Sein Daumen, seine Finger, sein Penis in mir. Ich spüre die Kraft seiner Arme, die mich stützen, drehen, ziehen, tragen. Wir rammeln durch die Hütte, keuchend, schwitzend, stöhnend. Ich verspüre Lust ihm wehzutun. Berausche mich an der Vorstellung und jage ihm meine Zähne in den Oberarm. Peer zieht mich an den Haaren fort. Der Schmerz holt mich zurück und ich schäme mich. Es war gemein. Ich habe es kaputt gemacht. Es macht mich rasend, ihn nicht mehr zu spüren. Seine Hand bleibt in meinem Haar, hält meinen Kopf auf Abstand, als er eindringt und kommt. Er reißt mich mit und ich schreie, bis nichts mehr da ist, was nach draußen drängt.

Am nächsten Morgen wache ich allein auf. Peer ist fort. Kein Rucksack, keine Sachen, kein Kondom. Kein Eintrag ins Hüttenbuch. Kein Mangogeruch. Ich suche nach den Keksen und setze mich zu der Asche, die das Feuer gelassen hat. Ich sehe den Holzstapel an der Wand, eine Axt, eine Säge. Jemand muss es hier hergebracht haben. Der Gedanke rührt mich und ich streiche über den Stapel und flüstere ein „Danke“.

Als ich das Auto auf dem Campingplatz parke, sitzt Paul auf der kleinen Veranda und spielt Karten.
„Papa! Roohnja ist da“, ruft er ins Innere der Hütte.
„Hey Paul“, grüße ich ihn, als ich vorbeigehe.
Mark liegt im Bett. Ich erkenne das Fieber in seinen Augen, sehe das Zittern der Lippen. Kein Vorwurf, keine Erleichterung in dem blassen Gesicht. Er tut mir leid.
„Willst du, dass wir nach Hause fahren?“, frage ich.
„Nein. Warten wir ab.“
Ich nicke. „Soll ich mit Paul runter zum See gehen, damit du schlafen kannst?“
Mark dreht sich zur Wand. „Wenn es dir nichts ausmacht“, flüstert er so leise, dass ich Schwierigkeiten habe, seine Worte einzufangen.

Paul und ich sitzen im Ruderboot. Unsere Füße planschen im Wasser. Ich lese ihm die Trollgeschichte vor, Paul hört mir zu. Erst gegen Ende unterbricht er mich. „Wo warst du?“, fragt er.
Ich zeige auf die Berge. „Da oben.“
Paul nickt, als verstünde er. „Gehst du wieder hin?“
„Nein“, sage ich. „Nicht allein.“ Ich schaue sie mir an, die Berge. Sie wirken heute höher, als wären sie gewachsen.
„Hat es dir dort gefallen?“
Ich nicke. „Ja, Paul. Das hat es.“

 

Hej Fliege,

mir hat es (auch) gefallen. Schön, wie das Bild vom Tiger ihre Situation spiegelt. Besonders gut gelungen finde ich wie dieser Aufhänger, die Rahmenhandlung und ihr Techtelmechtel ineinander greift. Auf mich wirkt das sehr ausgewogen.

Ein paar Kleinigkeiten gibt es, die mir aufgefallen sind:

Wir machen uns eine Flasche Wein auf, warten bis der Junge eingeschlafen ist, l
Klingt in meinen Ohren eher altmodisch, oder steif als distanziert.

Ich ziehe es vor, dem sinnlosen Treiben des Jungen zu folgen
hier auch. Dass sie nicht gut auf Paul zu sprechen ist, merkt man auch anders (und "Ich ziehe es vor seinem sinnlosen Treiben zu folgen" liest sich besser).

Mark mein Sozios,
Sozius

Ich höre Pauls Gummistiefel auf uns zuschmatzen. Höre, wie der Schmadder in seiner Nase blubbert.
Das find ich gut!

143-44-45, die beiden sind im Waschhaus.
Hier habe ich eine Weile überlegt, was da jetzt 'ne Telefonnummer soll, bis ich verstanden habe, dass es ums Springseil geht. Vielleicht liegt's an mir, aber ausgeschrieben wäre es vielleicht weniger missverständlich.
Oder ... 143 - 144 - 145 ... ?

Paul zieht das - O - so stark
"O"

„Paul und du. Das ist doch eine gute Gelegenheit, dass ihr Euch näher kommt. Der Junge gewöhnt sich schon an dich.“
Könnte man kursiv setzen, obwohl auch so klar wird, dass es eine Rückblende ist.

„Papa soll es lesen“, war Pauls Kommentar, als ich ihm daraus vorlas.
Toll, wie Du das Kind (und damit auch den Vater, indirekt) beschrieben hast, diese für die Erzählerin nervenaufreibende und andererseits so einfache, weil kindliche Ablehnung.

dass man allein darin schon Platzangst bekommt.
Würde ich umstellen: dass man schon allein Platzangst darin bekommt.

das einen Tiger durchs Gras schleichen zeigt.
hier auch: das einen durchs Gras schleichenden Tiger zeigt.

800, durchgeschwitzt lasse ich mich auf die Bank fallen
Ich finde nach der 800 gehört ein Punkt dahin. Sie hört auf und ist fertig, irgendwie kann man das auch spüren.

"Wir übernachten in den Wanderhütten,
Könnte auch wieder kursiv, weil hier nicht gleich klar ist, wann Mark das gesagt hat.

Peer ist 35. Zwölf Jahre älter als ich, fünf Jahre älter als Mark.
Das hat mich gestört. Was spielt das für eine Rolle?

Wir rammeln durch die Hütte, keuchend, schwitzend, stöhnend.
Das ist ein ungenaues Bild, das gleichzeitig mehr als nur eine "Einstellung" ("durch die Hütte") vom Leser verlangt. In Gedanken packe ich sie z.B. auf den Tisch, auf ein Fensterbrett, vor die Tür, die ganze Zeit rammelnd, das hat dann etwas Albernes.

Ein perfektes Ende.

Lg
Ane

 

Hallo Fliege!

Unterhaltsame Geschichte, die du da lieferst. Schön, wie Ronja so gar keine Gewissensbisse hat. Ich hatte schon befürchtet, danach geht’s los, aber nix da. Nicht mal Mitleid mit dem kranken Freund. Gefällt mir irgendwo. Der hat es auch nicht besser verdient, wenn er sich nur um seinen Sohn kümmert. ;)

Mein Englisch bröckelt in Wortfetzen
Warum lässt du die beiden dann Deutsch reden? Ich fände es ganz nett, da ein paar gebröckelte Wortfetzen Englisch drin zu haben. So viel reden die ja nicht, dass man die in arge Bedrängnis käme, wenn man kein Englisch kann.
meine Lippe an seinem Hals
Wirklich Singular?
Hier, neben Peer, riecht es nach Mango
Ach so, das wollen Frauen also: Fruchtig duftende Männer?! Na da wird mir einiges klar … Ne, mal im Ernst: Kann sie sich nicht irgendwie sowas wie Moschus erriechen? Ich meine, der Peer ist ja schon so ein Klischee von Mann, und dann die Sache mit dem Bären … wenn der nach Mango riecht … dann hört sich das so wie vom andren Ufer an, auch wenns nur ein eingebildeter Geruch ist.
„Bist du dir sicher?“
Oh je, das ist doch Klischee! Kann da nicht was andres gefragt werden?
Ein Däne mit halblangen Haar
Ein Däne womit? Halblangem Haar. Ist doch Dativ, oder?
Ich weiß, das die verlorene Paulzeit ihn quält.
Ich weiß, dass
Was mir fehlt, ist ein nochmaliges Eingehen auf das Tigermotiv am Ende. Steht doch für ihre sexuelle Spannung? Dann müsste sie noch mal einen Blick auf ihn werfen, und ihn jetzt nur noch schleichend und etwas entspannter finden. Nicht mehr aufm Sprung und keine gespannten Muskeln und Sehnen mehr.

Gern gelesen.

Bis dann: Timo

 

Liebe Fliege,

die Tonlage, in der die Geschichte erzählt wird, gefällt mir sehr gut. Der Konflikt, in dem die Neue lebt, wird gut dargestellt. Mir fehlt noch die Info, ob Paul nur in den Ferien beim Papa ist oder immer. Entsprechend könnte ich die Protagonistin besser einschätzen, was ihre Leidensfähigkeit betrifft ;).

Diese One-Night-Geschichte mit Peer ist zwar grenzwertig von der Idee her (welche Frau stellt sich so was mal nicht vor: man sieht sich, vögelt wie besessen miteinander und geht wieder auseinander) und da vermisse ich auch etwas die Tiefe in der Erzählung, die ich im ersten Teil so genossen habe. Mir erscheint der Teil ab dieser Idee, den Berg hoch zuwandern bis zum Ende nicht mehr so durchgearbeitet und kommt auch etwas abrupt. Die Sexszenen finde ich zwar sehr interessant und ansprechend, also alles andere als klischeehaft beschrieben, aber ich vermisse die so intensive Anwesenheit der Erzählerin anfangs der Geschichte in dem Part etwas.

Eigentlich ist der erste Teil der KG in Gesellschaft hervorragend aufgehoben, die Hütte macht daraus natürlich eine für die Rubrik R/E. Irgendwie, wenn ich länger darüber nachdenke, hätte ich die KG lieber ohne den Sex in Gesellschaft gelesen, weil das der stärkere Teil der Erzählung ist. Aber das ist nun Kritisieren auf hohem Niveau. Du hast dich sehr gesteigert, wenn ich an die ersten Texte von dir denke.

Formale Fehler sind fehlende Kommas, von denen ich ein paar entdeckt habe. Heute reicht mir das nicht mehr, die rauszusuchen, vielleicht erbarmt sich jemand anders. Ansonsten werde ich mich die nächsten Tage noch einmal damit beschäftigen.

Unterm Strich eine starke Geschichte, an der du noch hie und da etas feilen kannst, die aber in großen Teilen schon sehr gut aufgebaut ist. Mal sehen, was die anderen dazu meinen.

Liebe Grüße
bernadette

 
Zuletzt bearbeitet:

Hey Fliege!

„Eine halbe Stunde. Er wird gar nicht merken, dass wir fort sind“, bettelt das Kribbeln, welches seine Hände in meinem Bauch erzeugen.
Also, ehrlich, Fliege, liest du hier die Kritken nicht, Quinn und Makita machen sich jedes Mal über die Leute entweder lustig oder schnauzen sie an, wenn sie diese komische inquit-Formel so benutzen. Das Kribbeln kann natürlich nicht reden, erst recht nicht betteln und das ist sowieso ein eher unfreiwillig komisches Bild als ein Passendes. Natürlich weiß man, was gemeint ist, nichtsdestotrotz wirkt es sehr amateurhaft auf mich.
„Wenn ich den Jungen habe, dann will keine Minute verschenken. Auch nicht, wenn er schläft. Was, wenn ihn ein Traum quält?“
Als Paul an einem Wochenende bei uns schlief, habe ich Mark am nächsten Morgen vor seinem Bett gefunden. In der Nacht träumte Mark, Paul würde am Morgen als erwachsener Mann aufstehen. Kindheit, Jugend, alles verschlafen. Deshalb saß er die ganze Nacht auf dem Fußboden vor Pauls Bett und hat ihn beobachtet.
Tja, da hat die Frau ja den Richtigen gefunden, der ist so sehr mit dem Vatersein beschäftigt, dass er die Rolle des Liebhabers völlig vergisst und damit auch seine Freundin vernachlässigt.
Bei dieser Szene denkt man sich, der Typ hat als Kind nicht die gleiche Aufmerksamkeit oder gar keine bekommen und versucht das fälschlicherweise bei seinem Kind gut zu machen. Und weil man durch die Ich-Perspektive gezwungen ist hinter der Frau zu stehen, erscheint er als überfürsorglicher Vater, der nicht mehr das Kind schützt, sondern einfach nur noch die anderen mit seinem Vatergetue nervt. Und das Kind ist natürlich auch fett und unsympathisch, spricht den Namen der Prota. anders aus, als sie es will, hat Sonderwünsche, bekommt Extrawürste, usw. Du machst es dem Leser einfach, scheinbar. Aber irgendwie kann ich mich mit der Prota. nicht so richtig anfreunden, irgendwie bleibt sie mir distanziert, ich kann kein richtiges Mitleid für sie aufbringen, vielleicht weil sie selbst Schuld ist an dieser ganzen Sache.
Höre, wie der Schmadder in seiner Nase blubbert.
Boah! :)
Pauls Augen fallen zu und schlagen wieder auf, um uns zu demonstrieren wie wach sie doch sind
da fehlt n komma
Gute Nacht Paul“, keuche ich, als die beiden an mir vorbeimarschieren.
„Nacht Roohnja“, ant
Ich glaub, da fehlen auch Kommata.
Gelegenheit, dass ihr Euch näher kommt.
klein geschrieben
Wir haben das Bauch in einem S
So nah bei Mark, würde ich auch gern einschlafen, seine Hände spüren. Aber ich schlafe über Mark
Es ist schon komisch, dass die Frau auf den kleinen Jungen eifersüchtig ist - er ist ja eigentlich kein Konkurrent, wenn es dann um Aufmerksamkeit geht, dann schon. Das ganze bekommt aber eine ganz andere Dimension, als man die Alter von ihnen erfährt, also sie ist nach meiner Rechnung 23 und Mark 30. Das ist schon eine interessante Konstellation, find ich. 30jährige mit fünfjährigen Söhnen sind selten, und 23jährige Frauen mit alleinstehenden Vätern sind vielleicht seltener, keine Ahnung. Ich bin gerade 23 und wenn ich mich in solch eine Situation hineindenke ... hmm, ich wäre da zu egoistisch für, ich würd die beiden sitzen lassen und abhauen, obwohl, die macht das ja auch. :D Bleiben wir bei deiner Geschichte.
Mir fehlt die Auseinandersetzung der Figuren miteinander, die Konfrontation, der Konflikt ist da, die Spannung wird schön aufgebaut, es muss alles nur noch irgendwie ausbrechen.
Sie ist der Tiger, der sich anschleicht, aber nicht genug Mut aufbringt, anzugreifen. Mark zu sagen, dass 1)er seinen Sohn bemuttert, über-bemuttert, 2) dass Paul dadurch völlig verzogen ist, 3) ihm auch mal ihre Wünsche sagt und was sie sich von der Beziehung erhofft, 4)dass ihr die Situation stinkt und der ganze Urlaub ne Kackidee war.
Das alles bleibt leider aus, sie greift den falschen an, diesen Peer, der da plötzlich auftaucht und die Freiheit in Person präsentiert, und DEN greift sie ironischerweise an. :)
Hmm, natürlich ist das schon interessant, aber warum wird hier das Potential an Konflikten und Problemen nicht ausgeschöpft bzw. überhaupt nicht angepackt? Das ist so brav gehalten, irgendwie arrangiert sie sich damit, fährt wieder zurück und es hat fast ein versöhnliches Ende, auch mit dem Balg da, trotz ihres Blickes auf die Berge, die dem Leser suggerieren sollen, es bleibt nicht bei dem einzigen "Fluchtversuch".

Vielleicht ist das aber auch ganz gut so. Weiß nicht, muss mal die Geschichte in ein paar Wochen wieder lesen. Gefallen hat sie mir schon, ich fand nur, wie gesagt, Probleme nicht angepackt, da liegen gelassen und die Geschichte lauwarm enden lassen. Vielleicht wie im echten Leben.

Mal sehen, was die anderen dazu sagen.

JoBlack


edit: Alter, wie schnell seid ihr denn alle? :)

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Fliege!

Wenn ich den Jungen habe, dann will ich keine Minute verschenken. Auch nicht, wenn er schläft. Was, wenn ihn ein Traum quält?“
da fehlt das, was ich eingefügt habe.

Wenn das Kind meinen Namen ausspricht, dann könnt ich kotzen.
Da kam zum ersten mal rüber, dass sich sogar die Sprache der Erzählerin ändert, wenn es um Paul geht. Sie wird gröber.

678-79, Mark liest Paul die Trollgeschichte vor. Wir haben das Bauch in einem Souvenirladen gekauft. Das heißt, ich. Ich habe es gekauft.
Da ist ein a reingerutscht.

Wieso einen Tiger und nicht irgendwas schwedisches. Ein Schaf oder so.
Wird schwedisches nicht groß geschrieben?

„Da will ich mit dir und Paul wandern“, hat Mark gesagt und ein Kreuz eingezeichnet. Wir übernachten in den Wanderhütten, halten Würste ins Feuer und trinken Flusswasser. Ein richtiges Abenteuer. Wenn Paul schläft, massiere ich dir die Füße, die tapferen, die dich und den Rucksack den ganzen Tag getragen haben.“
die tapferen Füße... das finde ich echt nicht passend, weil es wörtliche Rede ist.

Die Berge gegenüber beginnen zu dampfen. Als würden sie in kalte Wintertage atmen. Meine Augen hängen an den Wolken, die das Felsmassiv mit trüben Weiß bedecken
sehr schön. Aber es müsste trübem Weiß heißen.

Ameisen tragen ich mich in Kleinstteilen davon.
hä?

Hier oben riecht es nach Frühling. Verrückt, denke ich, es ist Ende Juli und es riecht nach Frühling.
Einer der sehr vielen guten Sätze.

Ein Däne mit halblangen Haar und
halblangem

und wettergegerbten Gesicht
.wettergegerbtem..oder bin ich zu besoffen?

die widerspenstige Strähne die ihm ins Gesicht fällt
Komma vor die.

Peer ist 35. Zwölf Jahre älter als ich, fünf Jahre älter als Mark. Keine Kinder.
Das ist überflüssig

Ich küsse ihn, einfach so, meine Lippe an seinem Hals.
Lippen wäre besser

Seine Hände an meinen Kopf
meinem Kopf

Wir rammeln durch die Hütte, keuchend, schwitzend, stöhnend.
passt mir nicht zum Ton (rammeln) Außerdem fände ich es besser, würdest du schreiben: keuchen, schwiten, stöhnen.

Am nächsten Morgen wache ich allein auf. Peer ist fort. Kein Rucksack, keine Sachen, kein Kondom. Kein Eintrag ins Hüttenbuch. Kein Mangogeruch. Ich suche nach den Keksen, setze mich zu der Asche die das Feuer gelassen hat. Ich sehe den Holzstapel an der Wand. Eine Axt, ein Säge. Jemand muss es hier rauf gebracht haben. Der Gedanke rührt mich und ich streiche über den Stapel und flüster ein „Danke“.
sehr gute Stelle

„Willst du, das wir nach Hause fahren?“
dass

Ich weiß, das die verlorene Paulzeit ihn quält.
dass


Also: Sprache ist wie immer sehr eingängig, ich lese sowas einfach sehr gern.. Mir gefällt die Geschichte ziemlich gut. Es war mir ein wenig zu glatt am Ende. Die vielen schönen Formuliereungen will ich heute nicht raussuchen. Nochmal: Es ist eine wirklich gute Geschichte. Was mir fehlt: der letzte Tropfen Herzblut, um das Ganze völlig rund zu machen. Ja, das ist sicher keine große Hilfe, ich weiß. Ich hatte aber wirklich meine Freude an der Geschichte. Ich hab gesehen, dass Fliege eine neue Geschichte eingestellt hat und mich richtig darauf gefreut. Das passiert nur bei ganz wenigen Mitgliedern hier...Und ich wurde keineswegs enttäuscht. Nur der Mann war zu Charakterlos. Er bevorzugt den Sohn, ja, aber sonst? Egal es war mir eine Freude und ich mag einfach deine Formulierungen unglaublich gerne...


Gruß Lollek

 

Hallo Fliege

Zusammenfassend suchte ich nach dem Wort, welchen Eindruck die Geschichte bei mir auslöste. Nüchtern, das ist es, spontan auftretend ohne Alternativen. Ich finde es stimmig erzählt, die Worte und Szenen abgewogen. Es kommt meiner Vorstellung entgegen, wie Schweden in seinen kaum zivilisierten Gegenden sein mag. Die unterkühlte Stimmung zwischen Ronja, Paul und Mark ist fühlbar gezeichnet, auch Peer fügt sich dem ein. Insofern scheint sie mir treffend als eher düstere Erotikgeschichte. In gegebener Konstellation aber realitätsnah.

Ein paar Worte sind mir aufgefallen, die wohl dem Dialekt zuzurechnen sind, doch las ich leicht darüber hinweg, sie assoziativ deutend. Bei den zwei nachfolgenden Worten dürfte es aber Tippfehler sein:

Da sitzen wir zwei, wie auf einem Motorrad, Mark mein Sozios,

Sozius

Wir haben das Bauch in einem Souvenirladen gekauft.

Buch

Meine Hülle liegt zusammengesackt am Wegesrand, Ameisen tragen ich mich in Kleinstteilen davon.

Ich überflüssig.

Ich fand es leicht zu lesen, und von den üblichen Geschichten dieses Genres sich abhebend.

Schöne Grüsse

Anakreon

 

Boah seid Ihr alle schnell! Vielen Dank fürs Lesen und Eure Gedanken! Und es berührt mich schon wieder peinlich, wenn ich so die Fehler anschaue. Mann, Mann, Mann! Vielen Dank fürs auflisten. Ich habe auch andere Formulierungs- und Schreibesachen übernommen, mag jetzt aber im Einzelnen nicht darauf eingehen.

Hej Ane,

Besonders gut gelungen finde ich wie dieser Aufhänger, die Rahmenhandlung und ihr Techtelmechtel ineinander greift. Auf mich wirkt das sehr ausgewogen.

Das freut mich ja zu hören. Das ineinander greifen und ausgewogen besonders. Man fragt sich ja immer, ob man auch genug erzählt hat.

Klingt in meinen Ohren eher altmodisch, oder steif als distanziert.

Mich stört es jetzt gar nicht so, empfinde es auch nicht so, würde es zu Gunsten der vielen Wiederholungen auch erst mal belassen. Wenn es aber noch mehr als steif und altmodisch empfinden, dann tut es mir sicher auch nicht weh, den Namen einzusetzen.

Hier habe ich eine Weile überlegt, was da jetzt 'ne Telefonnummer soll, ...

Hehe, gekauft!

Peer ist 35. Zwölf Jahre älter als ich, fünf Jahre älter als Mark. Keine Kinder.
Das hat mich gestört. Was spielt das für eine Rolle?

Wird ja nochmals bemängelt. Aber - ich finde das schon wichtig. Ich will es behalten.

Ein perfektes Ende.

Andere finden es ja einvernehmlich. Ich jetzt nicht so. Ich empfinde es eher als einen Kompromiss. Wie lange er andauert, wer weiß das schon. Insofern mag ich es und wie auch immer Du es empfunden hat, freut mich, wenns gefällt.


Hallo TimoKatze,

Unterhaltsame Geschichte, die du da lieferst. Schön, wie Ronja so gar keine Gewissensbisse hat. Ich hatte schon befürchtet, danach geht’s los, aber nix da.

Das wäre ja auch der Tod der Geschichte. Damit würde ich ja alles zuvor geschriebene als Lüge bezichtigen. Freut mich, dass es gefallen konnte.

Nicht mal Mitleid mit dem kranken Freund. Gefällt mir irgendwo. Der hat es auch nicht besser verdient, wenn er sich nur um seinen Sohn kümmert. ;)

Naja, ein bisschen ja schon. Sie sagt ja: "Er tut mir leid." Ob er es nicht besser verdient hat - weiß nicht. Ich schreibe ihr Weglaufen ihrem Alter zu. Das überlesen hier aber viele - das Mark ja in einer ziemlich blöden Situation steckt. Er hat das Kind an manchen Wochenenden und eben hier, in diesem Urlaub. Der Traum, dass er er die Kindheit und Jugend seines Sohnes verschläft - ich finde seine Ängste - nämlich dass er seinen Sohn liebt und an den zeitlichen Trennungen von ihm leidet, schon sehr menschlich. Vielleicht sollte ich da nochmal nachlegen. Aber eigentlich, steht da auch schon alles, irgendwie. So aus meiner Sicht ...

Warum lässt du die beiden dann Deutsch reden?

Hatte ich erst. So Englischeinschübe. Mochte ich dann aber doch nicht.

Ach so, das wollen Frauen also: Fruchtig duftende Männer?!

:D Glaub ja nicht!

Ne, mal im Ernst: Kann sie sich nicht irgendwie sowas wie Moschus erriechen?

Auf gar keinen Fall. Er muss nach etwas riechen, was kaum Eigengeruch hat. Etwas, was nur sie in diesem Augenblick riecht. Mango kam halt irgendwie und ist weniger abgedroschen als der Apfel ;), zudem exotischer ...

Was mir fehlt, ist ein nochmaliges Eingehen auf das Tigermotiv am Ende.

Hatte ich auch dran gedacht, war mir aber zu viel Tiger. Hat seine Funktion erfüllt, hat sich erledigt - so mein Nachdenken darüber.


Liebe bernadette,

Mir fehlt noch die Info, ob Paul nur in den Ferien beim Papa ist oder immer.

„Wenn ich den Jungen habe ...", antwortet Mark, "dann will ich keine Minute verschenken.

Als Paul an einem Wochenende bei uns schlief, ...

Ich weiß, dass die verlorene Paulzeit ihn quält.

Hoffte eigentlich es deutlich gemacht zu haben.

... und da vermisse ich auch etwas die Tiefe in der Erzählung, die ich im ersten Teil so genossen habe. Mir erscheint der Teil ab dieser Idee, den Berg hoch zuwandern bis zum Ende nicht mehr so durchgearbeitet und kommt auch etwas abrupt.

Echt? Das ist nicht gut, wenn es so ankommt, als wollte ich mal eben über Sex schreiben. Ich habe mir da schon was bei gedacht. Wenn man das aber nicht rauslesen kann, ist es Mist, ganz großer und Dein Einwand mehr als berechtigt.

Die Sexszenen finde ich zwar sehr interessant und ansprechend, also alles andere als klischeehaft beschrieben, ...

Das freut mich ungemein.

Eigentlich ist der erste Teil der KG in Gesellschaft hervorragend aufgehoben, die Hütte macht daraus natürlich eine für die Rubrik R/E. Irgendwie, wenn ich länger darüber nachdenke, hätte ich die KG lieber ohne den Sex in Gesellschaft gelesen, weil das der stärkere Teil der Erzählung ist.

Hatte ich auch erst so angedacht. Also, dass war die Grundidee. Aber je weiter ich drüber nachdachte, ja wichtiger erschien mir, das Pardon reinzunehmen, um sie ganzheitlich zu erzählen.

Unterm Strich eine starke Geschichte, an der du noch hie und da etas feilen kannst, die aber in großen Teilen schon sehr gut aufgebaut ist.

Danke. Ich würde gern noch etwas abwarten und sammeln - und dann feilen was das Zeug hält.


Hey JoBlack,

Also, ehrlich, Fliege, liest du hier die Kritken nicht, Quinn und Makita machen sich jedes Mal über die Leute entweder lustig oder schnauzen sie an, wenn sie diese komische inquit-Formel so benutzen.

:D - Ja, dann ist das sicher schon passiert. Trotzdem Danke für die Warnung. Wenn ich mir nur alles merken könnte, was die beiden so von sich geben, ich würde glatt nen Roman beginnen. Kann ich aber nicht. Hab immer so Kinderdings in den Geschichten.

Tja, da hat die Frau ja den Richtigen gefunden, der ist so sehr mit dem Vatersein beschäftigt, dass er die Rolle des Liebhabers völlig vergisst und damit auch seine Freundin vernachlässigt.

Du auch. Erst Timo und jetzt Du. Das ist so schwarz weiß. Hab ich das wirklich so geschrieben, dass der Leser das so empfindet? Dann will ich mich gleich in die Ecke stellen und mich dolle schämen. Das ist viel schlimmer, als ne inquit-Formel.

Und weil man durch die Ich-Perspektive gezwungen ist hinter der Frau zu stehen, erscheint er als überfürsorglicher Vater, der nicht mehr das Kind schützt, sondern einfach nur noch die anderen mit seinem Vatergetue nervt.

Nein, man kann sich von ihr distanzieren. Tust Du ja. Es ist frei am Leser. Aber sie empfindet das genau so, also wäre es Betrug an der Ich-form es neutraler zu beschreiben.

Aber irgendwie kann ich mich mit der Prota. nicht so richtig anfreunden, irgendwie bleibt sie mir distanziert, ich kann kein richtiges Mitleid für sie aufbringen, vielleicht weil sie selbst Schuld ist an dieser ganzen Sache.

Ach komm, welche Möglichkeit hat sie denn, wenn man mal davon ausgeht, das sie Mark wirklich gern hat? Wasn das für ein ungleicher Kampf; wie sollte, könnte sie je mit einem Kind konkurrieren? Ich denke, dass wird ihr erst hier bewusst. Weil der Raum so eng ist. Das Springseilspringen und am Ufer hocken, das beschreibt ihre Situation schon ganz gut, denke ich, sie flüchtet halt, sie zieht sich zurück. Zu Hause hat sie dafür natürlich weit aus mehr Gelegenheiten und wahrscheinlich auch bessere. Und zu Hause geht Paul nach zwei Tagen zurück zu Mutti, die Situation entspannt sich, sie hat Mark für sich. Da kann sie halt auch großzüger sein. Ist sie ja auch, immerhin kommen die beiden ja als Paar in Schweden an.

Das ganze bekommt aber eine ganz andere Dimension, als man die Alter von ihnen erfährt, also sie ist nach meiner Rechnung 23 und Mark 30. Das ist schon eine interessante Konstellation, find ich.

Hier geh ich voll und ganz mit Dir.

hmm, ich wäre da zu egoistisch für, ich würd die beiden sitzen lassen und abhauen, obwohl, die macht das ja auch.

Die ganze Geschichte handelt über Egoismus! Da gibt es keine Figur, die davon frei bleibt.

Mir fehlt die Auseinandersetzung der Figuren miteinander, die Konfrontation, der Konflikt ist da, die Spannung wird schön aufgebaut, es muss alles nur noch irgendwie ausbrechen.

Okay. Versteh ich. Aber wer will das Lesen - wer erwartet nicht genau das - los, brüllt Euch doch alle an. Und dann? Wenn sie es getan haben? Was verändert sich dadurch an der Situation? Vielleicht bleiben sie zusammen, vielleicht trennen sie sich. So doch auch.

Das alles bleibt leider aus, sie greift den falschen an, diesen Peer, der da plötzlich auftaucht und die Freiheit in Person präsentiert, und DEN greift sie ironischerweise an. :)

Jaa - sehr schön, Frau Black! Das freut mich sehr. Da hat sie halt am wenigsten zu verlieren bei ;).

Gefallen hat sie mir schon, ich fand nur, wie gesagt, Probleme nicht angepackt, da liegen gelassen und die Geschichte lauwarm enden lassen. Vielleicht wie im echten Leben.

Mag sein. Ich muss das auch erst mal sacken lassen, von wegen, dass es nicht auserzählt ist. Und im Augenblick weigere ich mich innerlich, es dahingehend zu beenden, dass es explodiert. Für mein Empfinden, würde die Geschichte dadurch verlieren. Mag aber auch im Unrecht sein.


Hallo herrlollek,

Da kam zum ersten mal rüber, dass sich sogar die Sprache der Erzählerin ändert, wenn es um Paul geht. Sie wird gröber.

Freut mich!

die tapferen Füße... das finde ich echt nicht passend, weil es wörtliche Rede ist.

Hehe. Genau aus dem Grund, finde ich sie passend :).

Also: Sprache ist wie immer sehr eingängig, ich lese sowas einfach sehr gern. Mir gefällt die Geschichte ziemlich gut. Es war mir ein wenig zu glatt am Ende.

Dein Lob freut mich natürlich. Das das Ende als so glatt durchgeht, ärgert mich eigentlich. Mal sehen. Ich denke, ich brauch aber erst Mal Abstand.

Nur der Mann war zu Charakterlos. Er bevorzugt den Sohn, ja, aber sonst?

Der Ärmste. Sein Dilemma geht völlig unter. Ich habe ihm Unrecht getan. Noch so ein Ding, für nach den Abstand.


Hallo Anakreon,

Ich finde es stimmig erzählt, die Worte und Szenen abgewogen. Es kommt meiner Vorstellung entgegen, wie Schweden in seinen kaum zivilisierten Gegenden sein mag.

Irgendwie beruhigt mich das ungemein :).

Insofern scheint sie mir treffend als eher düstere Erotikgeschichte. In gegebener Konstellation aber realitätsnah ... und von den üblichen Geschichten dieses Genres sich abhebend.

Vielen tausend Dank!

Allen ein ganz großes dickes Dankeschön!

Liebe Grüße Fliege

 

Liebe Fliege,

deine Geschichte hat einen sehr angenehmen Ton. Aber bevor es hier jetzt nichtssagende Sätze sprudelt, möchte ich gleich auf zwei Punkte genauer eingehen.

1. Der fürsorgliche Vater
Ein Vater, der seinen eigenen Sohn nur selten sieht, genießt diese Zeit, kümmert sich um sein Kind. So sehr und im Glauben, die verpasste Zeit einholen zu können. So weit, so gut. Das hast du deinem Protagonist angezogen. Leider erkennt der Leser nicht viel mehr als einen fürsorglichen Vater, der sein Kind über alles liebt. Ein paar Eigenheiten, die ihn von dem Musterbild eines perfekten Vaters unterscheiden, würde der Geschichte sicherlich nicht schaden.

2. Allein auf den Berg
Die Beweggründe des Tigers. Irgendwie ist da eine geheimnisvolle Kraft, die Ronja nach oben treibt. Wenn ich deine Geschichte lese und Ronja beim Besteigen des Berges (des echten Berges =) ) zusehe, dann frage ich mich: Warum tut sie das? Sicherlich lieferst du ein paar Gründe, aber so ganz nachvollziehbar mag mir das nicht erscheinen.

Ein paar Anmerkungen:
(Sollte ich etwas wiederholt haben - einfach ignorieren)

Den Fünfjährigen, dessen dicke Beine in Gummistiefeln stecken und der mit einem Stock auf den See einschlägt.
Schönes Bild.

„Wenn ich den Jungen habe ...", antwortet Mark, "dann will ich keine Minute verschenken. Auch nicht, wenn er schläft. Was, wenn ihn ein Traum quält?“
Den letzten Satz finde ich übertrieben. Das macht die Aussage etwas unglaubwürdig. Wenns eine Frau sagen würde, okay. Aber ein Mann? Vor allem beißt sich das irgendwie mit der ausgesprochen schönen Erzählung von Marks Albtraum.

In das man ab und an ein braunes oder gelbes Haus gesetzt hat, damit es Zivilisation vortäuscht.
Gut, aber vielleicht: In das man ab und an ein braunes oder gelbes Haus gesetzt hat, um Zivilisation vorzutäuschen.

durchs Gras schleichen Tiger zeigt
durchs Gras schleichenden Tiger zeigt

Fluss und Wind im Rauschduell
Daumen hoch, Hut ab.

Krebsrot trockne ich meinen Körper, streichle Creme über meine Haut und verlasse meine feuchtwarme Höhle nur ungern.
Das nachgestellte "nur ungern" scheint mir hier nicht so gut in die Satzkonstruktion zu passen. Ich kann es nicht erklären. Passt irgendwie nicht. Vielleicht irre ich.

als ich den Motor starte und vom Camp auf die Straße biege.

Der Weg nach oben erscheint mir länger und steiler, als an jenem Tag mit Mark und Paul. Das Gewicht des Rucksacks drückt auf die Knie. Kleine Schritte! Kleine Absätze!

Erst im Auto, dann zu Fuß. Also fährt sie mit dem Auto zum Bergweg, oder verstehe ich das falsch.

Nein! Nein, Glück ist was anderes. Glück ist, wenn man sie nicht sieht!
Da gibst du dem Leser zu viel. Warum lässt du den letzten Satz nicht einfach weg?

Ich hab noch Wein in der Flasche und bin überhaupt nicht müde. Von mir aus hätten wir die ganze Nacht hier sitzen können, so nebeneinander, schweigend, darauf wartend das der Morgen kommt.
darauf wartend, dass der Morgen kommt

In der Hütte ist es duster
düster?

In Gedanken füge ich seinem Schatten den Drei-Tage-Bart hinzu.*
Verdammt stark.

Also: Ich finde deine Geschichte gut. Anakreons Nüchternheit habe ich aber auch gespürt. Ronja und Mark scheinen von Anfang an meilenweit voneinander entfernt zu sein. Bisschen Fußmassage und hin und wieder ein Küsschen kann daran auch nichts ändern. Jedenfalls finde ich die Szene mit Peer sehr gelungen, vor allem weil bei mir der Eindruck entsteht, als hätte sie das alles nur geträumt. Als existiere Peer gar nicht. Peer als Symbol für die sexuelle Vernachlässigung durch Mark und überhaupt. Das Ende finde ich auch richtig stark. Locker und flockig: Ja, es hat mir gefallen. =)

Beste Grüße
markus.

 

Lieber Markus,

Danke fürs Lesen und Picken von gelungen und weniger gelungen.

Leider erkennt der Leser nicht viel mehr als einen fürsorglichen Vater, der sein Kind über alles liebt.

Oha. Ja, dann werde ich wohl müssen und seinen Zwiespalt etwas deutlicher hervorheben.

Warum tut sie das? Sicherlich lieferst du ein paar Gründe, aber so ganz nachvollziehbar mag mir das nicht erscheinen.

Während JoBlack sich z.B. fragt, warum sie sich Vater und Sohn antut, warum sie nicht abhaut, stellt sich Dir die Frage also genau in entgegengesetzter Richtung. Das ist jetzt schwierig für mich abzuwiegen. Zu viel Drama da unten, oder zu wenig.

Den letzten Satz finde ich übertrieben. Das macht die Aussage etwas unglaubwürdig.

Ist weg.

Erst im Auto, dann zu Fuß. Also fährt sie mit dem Auto zum Bergweg, oder verstehe ich das falsch.

Verstehst Du genau richtig.

Ronja und Mark scheinen von Anfang an meilenweit voneinander entfernt zu sein. Bisschen Fußmassage und hin und wieder ein Küsschen kann daran auch nichts ändern.

Das ist der Punkt in Deinem Komm, der mich aufhorchen lässt. Du bist ja auch der Erste, der überhaupt darauf eingeht. Da muss ich was machen, ganz dringend. Es ist zu wichtig, um so nüchtern und wertlos daherzukommen.

Das Lob in den Zeilen hat mich natürlich gefreut.

Vielen Dank und lieben Gruß Fliege

 

Hallo Fliege,

du scheinst an deiner Geschichte schon ein bisschen rumgefeilt zu haben. Und in der jetzigen Form gefällt sie mir ausgesprochen gut. Für mich braucht es da nicht mehr, alles durchaus nachvollziehbar. Ist ganz schön mataphorisch dicht aufgeladen, der Text (Ronja, der Tiger, der Berg/Gipfel, der Bär ...), aber du schaffst es, das nicht im Kitsch zu ersaufen.
Will da jetz auch gar nicht viel rumdeuteln, ich habe den Text sehr gern gelesen. Nicht zuletzt, weil das Ende in meiner Lesart ein angenehm hoffnungsvolles ist.

grüßlichst
weltenläufer

 

Hallo weltenläufer,

du scheinst an deiner Geschichte schon ein bisschen rumgefeilt zu haben. Und in der jetzigen Form gefällt sie mir ausgesprochen gut. Für mich braucht es da nicht mehr, alles durchaus nachvollziehbar.

Um ehrlich zu sein, naja, jedenfalls nicht am Inhalt. Weil es da ja auch so Leser wie Dich gibt, denen es rund erscheint und ich im Vorfeld mir wirklich viele Gedanken gemacht habe über meine Figuren, ihr Handeln und ihre Motivation. Und weil es eben keinen Punkt gibt, wo bisher alle gesagt haben, da, das versteh ich nicht.

Ist ganz schön mataphorisch dicht aufgeladen, der Text (Ronja, der Tiger, der Berg/Gipfel, der Bär ...), aber du schaffst es, das nicht im Kitsch zu ersaufen.

Hehe. Ich hatte da letztens eine ziemlich intensive Übungseinheit bei der letzten Kopierspielrunde zum Thema Methaphorik. Ist wohl was hängengeblieben :).

ich habe den Text sehr gern gelesen. Nicht zuletzt, weil das Ende in meiner Lesart ein angenehm hoffnungsvolles ist.

Freut mich. Und das Ende - klar, ist ne Chance für die beiden. Auf der anderen Seite haben sie ja auch keine andere Wahl.

Lieben Dank für die sehr aufbauenden Wort.
Beste Grüße Fliege

 
Zuletzt bearbeitet:

Hey maria,

also mich hat Dein Kommentar gefreut, auch wenn Dir die Geschichte zum Teil nicht gefallen hat. Ich fand das sogar spannend, wie sehr Du Dich mit den Anwesenden auseinandergesetzt hast und sie eben mochtest oder auch nicht. Das ist ja schon sehr emotional, wie Du da eingestiegen bist und das freut mich natürlich :).

da fühlt man richtig mit und mir tat sie voll leid deshalb ... Andererseits dachte ich mir auch, warum gönnt diese arrogante Schlampe ihm die Zeit mit dem Sohn nicht :D

Also, ich mag deine Lesart. Die ist so hübsch bunt.

Irgendwie kam es mir so vor, als würde Mark sie nicht richtig lieben. Ich meine, du hast den Typen wirklich kalt gezeichnet. SIe kamen mir wie ein altes Ehepaar vor, die sich gegenseitig langweilen. Da kribbelt und krisselt nix.

Du also auch. Okay, registriert.

Und dann dieser Peer, Gott!, dafür hasse ich dich Fliege.

:lol:

Die macht es, um sich für einen Moment glücklich zu fühlen, aber es kam mir so falsch vor.

Wie mich das freut!

Vor allem, dass sie dem Typen danach beide Eier mit einem saftigen Tritt zerquetscht hätte, aber das gönnst du mir ja nicht. Wieso Fliege, wieso? Was habe ich dir denn getan :'(

:D
Jetzt wirst Du aber ungerecht Maria. Der Peer da, ich weiß nicht, die benutzen sich doch gegenseitig. Wollen wir mal festhalten, dass sie ihn angräbt, nicht er sie. Okay, er ist kein Unschuldslamm, aber genau das spielt ihr doch zu. Auch wenn sie sich selbst dabei vielleicht nicht ganz so wohl fühlt. Aber das ist eben der Preis. Wer das eine will ...

Ich habe es ganz ehrlich gerne gelesen. Gut, bis zu dem Seitensprung habe ich es gerne gelesen! Zufrieden? :D

Ja!

Würde ich deinen ruhigen Stil nicht beneiden, dann würde ich sicherlich deine Geschichte mehr loben ^^

Verdammt!

Ich mochte Deinen Kommentar, echt hat mich gefreut, alles.

LG Fliege

Nachtrag: Habe den Anfang geändert und hoffe, dass die beiden jetzt nicht mehr wie ein altes Ehepaar wirken und auch Marks Problem sich deutlicher herausliest.

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Fliege,

Das ist eine traurige Geschichte. Da ist wieder dieser resignierter Ton drin, dieses Passive, da willst du keinen Konflikt provozieren, das geht man aus dem Weg, Autor und Charaktere machen das ... die Situation ist, was sie ist. Mark hat ein Kind. Das wird sich auch nicht ändern. Das wird sich nie ändern. Da findet man sich damit ab, wenn man kann, und wenn nicht, dann schläft man halt mit Peer. Weil der halt da ist, den hat man nicht unbedingt gesucht, nicht wirklich, nicht aktiv, nicht bewusst, aber jetzt ist er halt da ...
Und dann ist man schon wieder passiv, als Frau jedenfalls ist man das, das lässt man mehr oder weniger einfach geschehen. Da fährt man auf der Autobahn und man weiß das auch, und nach und nach verpasst man jede Ausfahrt und bleibt einfach sitzen.
Das ist schon wieder so ein Punkt, wo ich mich fast drüber aufregen könnte, auch über Frauen, dieses ewige Passive, und dann das grenzenlose Verständnis dafür.
Ich kann im Urlaub doch keine Bergwanderin ficken und dann sagen: Na ja.. sie roch halt gut. Ich war einsam und die Freundin wollte nicht, hat sich schon wieder um ihr Kind gekümmert, die blöde Kuh... War halt der Tiger in mir ..
Das wäre für die allermeisten einfach ein Text über einen Arschloch, und sonst gar nichts. Und dann noch mit dem letzten Satz: Ja.. es gefiel mir.
Und dann noch das Selbstmitleid! Das ist schon auch drin, das die Frau sich selbst bemitleidet, das spüre ich irgendwie, die bemitleiden sich selbst und gehen dann fremd und dann sind sie traurig über die böse Welt und das sie sie nicht ändern können. Da fehlt ihnen die Kraft und sie sind passiv und sie weinen. O Mann ... also ganz genau so sind Frauen. :)
Das ist auch so ein gesellschaftliches Ding .. den Text hätte man natürlich vor 50 Jahren ganz anders gelesen. Aber das hat natürlich alles gar nichts mit deinem Text zu tun, eher mit den Kommentaren, das finde ich halt interessant.
Also den Text finde ich schon gut, weil ich denke, genau so ist das in der Realität. Da will ich schon auch die Charaktere anschubsen, aber so ist das halt, so wie du das schilderst, so ist das wirklich, und wenn nicht, dann ist das eine andere Geschichte. Die Frau will ich jetzt auch nicht verdammen ... ich will sie halt nicht als Freundin. Lieber bin ich ein Bergwanderer.
Und natürlich bereut sie das mit Peer. Das kaufe ich ihr nicht ab bei dem Ton, dass sie das toll findet. Jeder Fick ist toll, wenn man gerade am Ficken ist .. und dann kommt der morgen.
Ja, schon traurig. Das ist fast derselbe Ton von Bresenheim. Bresenheim hat mich auch ein wenig zu Salz der Erde inspiriert übrigens. Die Zeit und so .. der Alte, die Jungen.. der Ton irgendwie.
Das sieht man vielleicht gar nicht, bei mir ist das schon anders, vom Stil her sowieso (nicht so schön und elegant, ich hab immer das Gefühl, du streichelst, das ist schon beneidenswert. Ich schlage eher .. aber zum Teil will ich das auch), aber für mich ist da schon was Ähnliches drin. Da wird auch geschwiegen.

Gern gelesen.

MfG,

JuJu

 

Hallo,

die Sexualität in der Geschichte ist ein Ausdruck des Wunsches nach Intimität. Man sieht das schon in der ersten Szene, wie sie möchte, dass Mark mit ihr zusammen ist.

setzt sich hinter mich, schlingt die Arme um meine Taille, stützt das Kinn auf meine Schulter und ich spüre seine Wärme in meinen Rücken kriechen. Da sitzen wir zwei, wie auf einem Motorrad. Er küsst mich, den Nacken, die Schultern, gräbt seine Hände unter meinen Pullover und ich schließe die Augen, höre wie Paul das Wasser aufpeitscht; spüre zwischen meinen Händen Marks wachsende Erregung.
„Ich will es doch auch“, flüstert er und klammert, drückt mich so fest, dass es fast weh tut.
Die Frau möchte in den anderen reinkriechen. Das ist kein anonymer Porno-Sex, das ist keine reine Geilheit, die die Frau hier antreibt, sondern es ist das Bedürfnis nach Nähe und Wärme – natürlich auch mit sexueller Komponente.
Und diese Körperlichkeit, dieser Wunsch nach Nähe, wird im ersten Teil der Geschichte ständig zusammengezwängt mit unangenehmen Folgen der Körperlichkeit. Mit dem Kind und seinen Leiden. Schmodder, die Geräusche, wenn er sich beschwert, und die er macht und seine ganze Präsenz, das alles lenkt von ihr ab. Zähneputzen, Geschirr spülen, pinkeln. Das ist eben die negative Seite von Intimität. Wenn man jemandem ganz nahe ist. Wenn man so aufeinanderhockt.
Es ist schon eine Eifersucht da, dass sie zu wenig von Mark abbekommt, dass diese Aufmerksamkeit von ihr weggeht auf den Sohn.

Also in der ersten Szene, da ist sie ja grade dabei den Penis ihres Freundes zu bearbeiten und das endet mit:

Platsch! Pauls Rute im Wasser.

Und eine zweite Komponente spielt mit rein, die Erzählerin wird als Frau abgelehnt, in ihrer Sexualität. Sie ist nicht heiß genug, um den Mann so zu betören, dass er den Sohn vergisst. Und das stinkt ihr tierisch. Dann trainiert sie manisch, 800 Seilsprünge, das ist schon ein „an sich arbeiten“, nach der Logik: Wenn er mich nicht will, dann liegt es vielleicht daran, dass ich noch nicht fit oder schlank genug bin.
Und als sie dann fertig ist, hat sie wieder diesen Sohn am Hals und der Mann ist krank, und dann kommt dieses fast schon zwanghafte Reinigungsritual hat und der Aufbruch.

Eine nach der anderen stopfe ich in den Schlitz des Automaten, der mir fünf Minuten heißes Wasser dafür freigibt. Krebsrot trockne ich meinen Körper, streichle Creme über meine Haut und verlasse meine feuchtwarme Höhle.
Da ist ja fast wie eine Häutung. Und an der Stelle ist auch ein Motiv, das sich durch die Geschichte zieht für mich: Die Höhle.
Die Erzählerin redet zwar immer von Tigern, aber es zieht sie ja nicht in die Freiheit der Prärie, sondern ihr Traum ist es ja, in einer dunklen Höhle mit einem anderen zu sein und dann nur sie zwei auf ewig verschlungen. Es treibt sie immer in die Intimität hinein. Sie baut sich Höhlen.
Deshalb ist das für sie so schwer zu ertragen, dass sie in einem Etagenbett liegen muss, mit ihrem Freund und seinem Sohn unter sich. Das ist keine Höhle, da hat sie die Distanz.
Und wenn sie dann in der Berghütte ist, dann geht es wieder um Höhlenbau.

Zwei mal zwei Meter, genügend Platz für uns beide. Schweigend rückt er zur Seite. Mein Herz hämmert und mir ist, als könne er es hören. Alles so still, bis auf mein Herz. Nicht einmal der Wind legt ein Rauschen darüber. Das Geräusch meines Reißverschlusses vom Schlafsack hat etwas beruhigendes. Vertrautes. Hier, neben Peer, riecht es nach Mango.
Das ist eigentlich der Gegensatz in der Geschichte. Mit Mark hat sie eine innere Intimität und äußerlich sind sie distanziert (durch das Etagenbett), mit Peer hat sie eine äußere Intimität (man kann sich nicht näher sein als in einem gemeinsamen Schlafsack), aber emotional verbindet sie nichts.
Und die Geschichte schafft es dann in dieser Sex-Szene tatsächlich Handlung zu bringen. Denn es ist nur so lange schön („Wir rammelten durch die Hütte“), bis es dann intim wird. Hier:

Ich verspüre Lust ihm wehzutun. Berausche mich an der Vorstellung und jage ihm meine Zähne in den Oberarm. Peer zieht mich an den Haaren fort. Der Schmerz holt mich zurück und ich schäme mich. Es war gemein. Ich habe es kaputt gemacht. Es macht mich rasend, ihn nicht mehr zu spüren. Seine Hand bleibt in meinem Haar, hält mich auf Abstand, als er eindringt und kommt.
Das ist ein Missverständnis hier. Sie beißt ihn, weil sie ihm nahe sein will, weil diese Frau in einen anderen Menschen reinkriechen möchte. Und Peer, der sich mit ihr gar nicht verständigen kann und im Bett schon gar nicht, interpretiert das komplett anders, der denkt: Okay, sie will es hart, kann sie haben. Und antwortet mit Dominanzverhalten, das dann eben Distanz schafft. Er hält sich sie und ihre Zähne vom Leib. Es heißt ja immer, was bringen denn Sexszenen einer Geschichte. Und dann sagen Leute: Ja, die sind für den Plot wichtig!
Und dir gelingt hier tatsächlich mal ein Beispiel. Das ist keine Sexszene um der Sexszene willen, weil Leute das gerne lesen, sondern das Relevante dieses ganzen zweiten Abschnitts, ist in dieser Sex-Szene drin, am Ende hin zu. Was sie da haben, was sie da erleben, das hätte man auch in einem 3 Seiten Dialog ausquatschen können.
Und das ist klar, wenn dann maria sagt, ja, sie stehe ja sonst auf Sex-Szenen, nur die findet sie doof: Klar. Das hier ist keine Sex-Szene als Wunschvorstellungserfüllung. Guck mal, liebe Leser, wie schön die jetzt rammeln, das könntest du sein! Sondern das ist relevant.

Das ist eigentlich eine Geschichte über die Unmöglichkeit von reinem Glück. Die Frau denkt: Wenn ich mit Mark zusammen bin und ganz allein und intim, dann passt das schon, dann regelt sich alles von selbst. Aber sie bekommt die negativen Seite von Intimität ab. Dass sie diesem Jungen so nahe ist, von dem sie gar nichts will. Und wenn sie mit Mark intim sein möchte, dann muss sie diesen Jungen in ihr Leben lassen und das geht halt nicht. Das ist am Ende auch nur so ein Angebot, es mal zu versuchen. Aber diese reine Glückseligkeit, die gibt es da nicht.
Und dann probiert sie den anderen Gegensatz aus und zwingt jemandem Intimität auf, sie spult da vor und dann geht das aber auch nicht, weil es nichts Echtes ist. Sie spielt da etwas. Und am nächsten Morgen ist das weggespült. Da bleibt nichts über. Es ist keine Beständigkeit, das ist die Idee eines One-Night-Stands als Dosis menschlicher Nähe.
Sie hat das ausprobiert, und es ist auch nichts, aber es hat sie wohl weitergebracht, vielleicht hat sie in dem Moment, als sie Peer gebissen hat, wirklich etwas gelernt. Das ist eine vogelwilde Szene mit dem Sex gegen Ende. Vielleicht hat sie da gelernt, dass man nur Leute beißen sollte, die man kennt. Und dass man sich beim Sex nur gehen lassen kann, wenn man dem anderen vertraut. Dass diese äußerliche Intimität und die innere, die emotionale, zusammenhängen. Das ist etwas Banales. Nur weil man mit jemandem schläft, ist man noch nicht mit ihm vertraut. Und nur weil man in einer Berghütte zusammengepfercht ist und in den Schlafsack des anderen kriecht, ist man noch nicht nahe. Sie sagt da ja: Oh! Jetzt hab ich’s verdorben. Jetzt war ich gemein! Als hätte sie da Spielregeln verletzt, als sei sie aus der Rolle gefallen. Das ist nichts Natürliches, sich für so einen Impuls dann zu schämen. Mich wundert da der letzte Satz „Er reißt mich mit“, dass sie wohl doch noch weitermachen kann, weil sie da schon so weg vom Sex wirkt.

Was ich an der Geschichte mochte, waren die natürlichen Metaphern und die Psychologie dieser Frau, die Themen. Das Bett, der Schlafsack, die Körperlichkeit der Frau und die unangenehme des Kindes, das hat mir wirklich gut gefallen.
Was ich nicht mochte bzw. was man ausbauen könnte: Mark. Es ist nicht klar, warum sie so eng mit ihm ist, weil sie in den Szenen, die man sieht, ja kaum zusammenpassen. Also er muss ja schon vorher mal mit ihr geschlafen haben oder bedeutsame Momente gehabt haben, hier in dieser Geschichte sieht man das nicht, sondern muss es nur annehmen.
Und er ist da ja schon wie Jesus, also eine hübsche, junge Frau in dieser Verliebtsheits-Phase noch, bei der man schon die Hände an den Brüsten hat und dann in der Situation aufzustehen und zu sagen: Ich will es ja auch, aber … Paul. Also … sagen wir mal einem anderen Mann würde der Gedanke „Es dauert ja nur 3 Minuten und danach gibt sie Ruhe“ durch den Kopf schießen. Das ist klar, dass das die Eitelkeit der Erzählerin und ihr Ego so sehr verletzt, dass die Geschichte erst ins Rollen kommt. Das mögen Frauen gar nicht.
Und dieses Bild des Tigers, die Metaphern, die die Figur da selbst für sich sieht, wird mir dem Leser zu stark aufgedrängt. Ich finde da die anderen stärker.
Ja … und letzlich das Alter, 23. Ich hatte da bis zu dem Punkt eine komplett andere Situation im Kopf. Ich dachte, sie sei eben in Marks Alter, also irgendwie in den 30ern, hätte sich selbst gegen ein Kind entschieden und wäre nun damit zwangskonfrontiert, weil ich mir nur so erklären konnte, wie stark sie den Sohn ablehnt. Ich dachte die Idee wäre da wirklich: Scheiße! Jetzt hab ich ja doch ein Kind in meinem Leben.

Es ist eine gute Geschichte. Es ist Gott sei Dank nicht so eine verklärte Frauen-Romantik-Geschichte, weil ich bei denen durch die Emotionen und rosa Wölkchen und Befindlichkeiten nie was Relevantes sehen kann. Hier ist viel Fleisch dran, hier sind starke Bilder, starke Gesten, die Etagenbetten, das Duschen, das Seilspringen. Dann hat man noch diesen Konflikt mit den zwei Städtern und ihren Neurosen (Mark ist ja mit Sicherheit irgendwie traumatisiert, ob er da Witwer ist oder nicht, weiß man nicht, aber man vermutet es sicher stark) und der einzige, der wohl mit sich im Reinen ist, ist Peer dort. Maria wirft ihm vor, er sei so ein typischer Macho. Er macht ja gar nichts. Er macht ein bisschen small-talk, geht schlafen und sie legt sich zu ihm und beißt ihn? Wie ist denn da das moralisch korrekte Verhalten? :) Nee, lass mal, ich schlafe in Berghütten nie mit heißen, neurotischen Frauen!
Und die Erzählerin die geht halt ihren Bedürfnisse nach. Wenn sie zu Hause geblieben wäre, hätte den Mann gepflegt, dem Kind, das sie anekelt, den Popo abgewischt und jedes Mal, wenn sie geil wird, hätte sie 800 Seilsprünge gemacht: Was würden wir denn dann über sie sagen? :) Dann würde man auch sagen: Die Frau macht sich kaputt, die steuert auf ein furchtbar unglückliches Leben zu.
So hat sie sich „die Hörner abgestoßen“ und da ihre Erfahrung gemacht, und wir als Leser haben eine wesentlich buntere Geschichte bekommen, mit mehr Facetten.

Gruß
Quinn

 

Hallo JuJu,

Das ist eine traurige Geschichte.

Ja, das finde ich auch.

Da findet man sich damit ab, wenn man kann, und wenn nicht, dann schläft man halt mit Peer ...
Und dann ist man schon wieder passiv, als Frau jedenfalls ist man das, das lässt man mehr oder weniger einfach geschehen.

Also, ich mag mich jetzt nicht in Deine Lesart einmischen, aber ich muss hier mal kurz meine Prot. in Schutz nehmen. Sie lässt es nicht mit sich geschehen, sie macht es geschehen. Sie baggert ihn an, nicht umgekehrt.
Aber im Grunde hast Du schon recht, weil sie da unten nicht weiter weiß, läuft sie erst mal weg. Das ist schon eine Form, den Problemen aus dem Weg zu gehen. Oder eine Form von Selbstschutz, weil man sich ja schließlich nicht immer nur wie das dritte Rad fühlen mag.

Da fährt man auf der Autobahn und man weiß das auch, und nach und nach verpasst man jede Ausfahrt und bleibt einfach sitzen.

Hehe. Das gefällt mir, wenn ich mal eine Prot. habe, die das gut beschreibt, ich schwöre, ich verbastel das :D.

Ich kann im Urlaub doch keine Bergwanderin ficken und dann sagen: Na ja.. sie roch halt gut. Ich war einsam und die Freundin wollte nicht, hat sich schon wieder um ihr Kind gekümmert, die blöde Kuh... War halt der Tiger in mir ..

:lol: Ja, Du kannst das nicht. Das stimmt. Du kannst auch nicht mit einem Mann duschen gehen oder in einem Bett schlafen, ohne dass Du gleich schwul bist. Aber Frauen dürfen das.

Da fehlt ihnen die Kraft und sie sind passiv und sie weinen. O Mann ... also ganz genau so sind Frauen. :)

So so. :)

Also, welche Gedanken die Geschichte in Dir auslöst, dass ist schon spannend. Auch die Frage, wie man die Geschichte vor 50 Jahren gelesen hätte.

Ja, schon traurig. Das ist fast derselbe Ton von Bresenheim. Bresenheim hat mich auch ein wenig zu Salz der Erde inspiriert übrigens.
Oh. Das hätte ich jetzt nicht gedacht. Aber stimmt, da hast Du einen sehr viel ruhigeren Ton, als in den anderen Geschichten, die ich von Dir gelesen habe. Und es heißt Bresenhain, weil sich das nämlich auf Besenrein reimt :).

Gern gelesen.

Freut mich natürlich.


Hallo Quinn,

die Sexualität in der Geschichte ist ein Ausdruck des Wunsches nach Intimität.

Ja. Und es ist schön, dass hier die beiden Worte mal nicht als Synonyme angesehen werden.

Und diese Körperlichkeit, dieser Wunsch nach Nähe, wird im ersten Teil der Geschichte ständig zusammengezwängt mit unangenehmen Folgen der Körperlichkeit. Mit dem Kind und seinen Leiden. Schmodder, die Geräusche, wenn er sich beschwert, und die er macht und seine ganze Präsenz, das alles lenkt von ihr ab. Zähneputzen, Geschirr spülen, pinkeln. Das ist eben die negative Seite von Intimität. Wenn man jemandem ganz nahe ist. Wenn man so aufeinanderhockt.

Das freut mich, wenn das so ankommt.

Und eine zweite Komponente spielt mit rein, die Erzählerin wird als Frau abgelehnt, in ihrer Sexualität. Sie ist nicht heiß genug, um den Mann so zu betören, dass er den Sohn vergisst. Und das stinkt ihr tierisch. Dann trainiert sie manisch, 800 Seilsprünge, das ist schon ein „an sich arbeiten“, nach der Logik: Wenn er mich nicht will, dann liegt es vielleicht daran, dass ich noch nicht fit oder schlank genug bin.

Diese Lesart, kann ich durchaus nachvollziehen, auch wenn ich sie selber gar nicht so empfinde. Also, dass der Schwerpunkt schon sehr eindeutig auf Körper gerichtet ist, dass schon, aber für mich ist es eher ein Rückzug. Sport ist ja immer gut um Aggressionen abzubauen.

... und dann kommt dieses fast schon zwanghafte Reinigungsritual hat und der Aufbruch.
Da ist ja fast wie eine Häutung.

Ja. Sie wechselt ja auch vom Passiv ins Aktiv. Ab diesem Zeitpunkt lässt sie ja nicht mehr mit sich geschehen, sondern macht es geschehen.

Und an der Stelle ist auch ein Motiv, das sich durch die Geschichte zieht für mich: Die Höhle.

Freut mich, so wie es da steht.

Deshalb ist das für sie so schwer zu ertragen, dass sie in einem Etagenbett liegen muss, mit ihrem Freund und seinem Sohn unter sich. Das ist keine Höhle, da hat sie die Distanz.
Und wenn sie dann in der Berghütte ist, dann geht es wieder um Höhlenbau.

:)

Das ist eigentlich der Gegensatz in der Geschichte. Mit Mark hat sie eine innere Intimität und äußerlich sind sie distanziert (durch das Etagenbett), mit Peer hat sie eine äußere Intimität (man kann sich nicht näher sein als in einem gemeinsamen Schlafsack), aber emotional verbindet sie nichts.

Daaaanke! Deshalb konnte die Geschichte auch nicht nur da unten im Tal spielen. Deshalb musste sie aufbrechen und Peer treffen. Deshalb dachte ich, um es ganzheitlich zu erzählen, muss es in der Geschichte Sex geben.

Und die Geschichte schafft es dann in dieser Sex-Szene tatsächlich Handlung zu bringen. Denn es ist nur so lange schön („Wir rammelten durch die Hütte“), bis es dann intim wird.

Es ist schön, wenn sich jemand die Zeit nimmt, sich damit so intensiv auseinanderzusetzen. Ich will das ja gar nicht im Allgemeinen verlangen. Man kann die Peer-Szene natürlich auch einfach so lesen. Aber für mich als Autor ist es natürlich toll, wenn da so Sätze stehen.

Deine Lesart, was den Verlauf betrifft, die freut mich schon. Also auch, dass sie da erkennen muss, Scheiße, das läuft hier ganz anders, als damals im Wohnzimmer. Wo sie sich das romantisch verklärt hatte. Wo sie beim Sex träumen konnte. Hier ist sie ja nicht mehr ganz sie selbst. Hier wird sie auf einen Teil von sich dezimiert. Sagt sie ja, nur noch Geschlecht. Und ich hab das als Antrieb genommen, das sie ihn beißt und damit natürlich eine Grenze überschreitet.

Wie auch immer. Als ich jedenfalls fertig war und die Szene später nochmal gelesen habe, da dachte ich, boah - im Prinzip wird hier ja in Kurzform der Verlauf einer Beziehung geschildert. Erst dieses Kribbeln, dann kommt man sich näher, irgendwann verletzt man sich, macht aber erst mal nix, macht man weiter, nur schon etwas distanzierter und irgendwann brüllt man, und dann ist es zu Ende. Aber, dass spielt jetzt nicht wirklich eine Rolle für meine Prot. oder meine Geschichte.

Das ist keine Sexszene um der Sexszene willen, weil Leute das gerne lesen, sondern das Relevante dieses ganzen zweiten Abschnitts, ist in dieser Sex-Szene drin, am Ende hin zu.

Da nagel ich mir jetzt an die Wand.

Das ist eigentlich eine Geschichte über die Unmöglichkeit von reinem Glück. Die Frau denkt: Wenn ich mit Mark zusammen bin und ganz allein und intim, dann passt das schon, dann regelt sich alles von selbst. Aber sie bekommt die negativen Seite von Intimität ab. Dass sie diesem Jungen so nahe ist, von dem sie gar nichts will. Und wenn sie mit Mark intim sein möchte, dann muss sie diesen Jungen in ihr Leben lassen und das geht halt nicht. Das ist am Ende auch nur so ein Angebot, es mal zu versuchen. Aber diese reine Glückseligkeit, die gibt es da nicht.
Und dann probiert sie den anderen Gegensatz aus und zwingt jemandem Intimität auf, sie spult da vor und dann geht das aber auch nicht, weil es nichts Echtes ist.

Wenn der Text das zu transportieren vermag, bin ich schon sehr glücklich.

Was ich nicht mochte bzw. was man ausbauen könnte: Mark. Es ist nicht klar, warum sie so eng mit ihm ist, weil sie in den Szenen, die man sieht, ja kaum zusammenpassen. Also er muss ja schon vorher mal mit ihr geschlafen haben oder bedeutsame Momente gehabt haben, hier in dieser Geschichte sieht man das nicht, sondern muss es nur annehmen.

Ja, da bist Du ja auch nicht der Erste. Da sollte ich wirklich langsam in die Puschen kommen und nachreichen.

Ja … und letzlich das Alter, 23. Ich hatte da bis zu dem Punkt eine komplett andere Situation im Kopf. Ich dachte, sie sei eben in Marks Alter, also irgendwie in den 30ern, hätte sich selbst gegen ein Kind entschieden und wäre nun damit zwangskonfrontiert, weil ich mir nur so erklären konnte, wie stark sie den Sohn ablehnt. Ich dachte die Idee wäre da wirklich: Scheiße! Jetzt hab ich ja doch ein Kind in meinem Leben.

Okay. Ich hatte für mich diese Lesart komplett ausgeschlossen, weil ich dachte, sie muss so jung sein, um sich diesen Urlaub überhaupt anzutun. Eine 35jährige wäre da nie mitgefahren (aus meinem Verständnis). Die hätte gesagt, macht ihr mal, ich nehme dich dann wieder, wenn Du den Jungen bei seiner Mutter ablieferst.
Aber wenn die Erwähnung des Alters eine so schöne Lesart kaputt macht, die ja für Dich funktioniert hätte, dann nehme ich es doch raus. Dann schadet es der Geschichte ja.

Es ist eine gute Geschichte ... Hier ist viel Fleisch dran, hier sind starke Bilder, starke Gesten, die Etagenbetten, das Duschen, das Seilspringen.

:)

... und der einzige, der wohl mit sich im Reinen ist, ist Peer dort.

Mag sein. Vielleicht wandert er aber auch deshalb einsam durch die Landschaft, weil er einsam ist. Aber das ist zuviel der Mutmaßungen.

Und die Erzählerin die geht halt ihren Bedürfnisse nach. Wenn sie zu Hause geblieben wäre, hätte den Mann gepflegt, dem Kind, das sie anekelt, den Popo abgewischt und jedes Mal, wenn sie geil wird, hätte sie 800 Seilsprünge gemacht: Was würden wir denn dann über sie sagen? :)

Deshalb macht ihr hier wahrscheinlich auch keiner wirklich einen Vorwurf.

Dann würde man auch sagen: Die Frau macht sich kaputt, die steuert auf ein furchtbar unglückliches Leben zu.
So hat sie sich „die Hörner abgestoßen“ und da ihre Erfahrung gemacht, und wir als Leser haben eine wesentlich buntere Geschichte bekommen, mit mehr Facetten.

Danke für dieses Fazit.

Euch beiden vielen Dank fürs Lesen und Eure Gedanken. Ich hab mich wirklich gefreut. Und ich finde es ungemein spannend, wie unterschiedlich hier die Befindlichkeiten ausfallen.

Beste Grüße Fliege

 

Moin Fliege.
Eine authentische Geschichte, die sich einprägsam und ohne Stockungen lesen ließ. Du hast alles plastisch beschrieben ohne in unnütze Klischees abzudriften.
Da Zieht der Lord doch gerne seinen Hut... vor allem, weil die erotische Szene ohne Übertreibung, ohne "schmutzige, entwertende" Formulierungen auskommt, und so das atemlos schöne Sehnen und Erfüllen, aber auch Verwirren gut und glaubhaft rüberkommt.
(Der Hunger hinter dem Schweigen)
Hab es sehr gerne gelesen!

Gruß Lord

 

Hi Fliege,

ich finde, dass es keine schlechte Geschichte ist. Aber richtig mitgerissen hat sie mich auch nicht. Der Titel und die dazugehörige Symbolik sind toll. Auch der Konflikt mit diesem störenden Kind, das die Vater-Sohn-Familie gegen Erweiterungen verteidigt. Das ist sowieso immer sehr spannend, wie kompatibel eine Elternteil-Kind-Beziehung mit einer Liebesbeziehung ist. Und dann halt auf der einen Seite Liebe, aber eben auch Verantwortung (durch die Krankheit dann unterstrichen) und auf der anderen Freiheit, aber eben nichts, das bleibt. Also inhaltlich hat es was. Formal hatte ich nur das Gefühl, mich in diesem langen Seilabsatz zu verstricken. Eigentlich im ganzen Teil vor Peer. Da wird so jede kleine Handlung, jedes Detail aufgezählt, dass irgendwie alles zäh wird.

Mark steht auf, umrundet das Picknickensemble, welches man uns Campbewohnern vor die Tür getischlert hat, setzt sich hinter mich, schlingt die Arme um meine Taille, stützt das Kinn auf meine Schulter und ich spüre seine Wärme in meinen Rücken kriechen.
Sowas zum Beispiel. Das kann ich mir zwar alles sehr gut und genau vorstellen, aber Stimmung kommt bei mir keine an. Solche Sätze haben was von Arbeit. Vllt. auch weil ich weiß, wie schwer räumliche Darstellung ist. :)

Mir ist schon auch klar, dass in der Passage der Kontext geschaffen wird. In Gesten, Wörtern, Gedanken wird die Dreieckbeziehung gezeichnet. Trotzdem frage ich mich, ob ein paar leichte Striche nicht gereicht hätten.

Gruß
Kasimir

 

Moin Lord Arion,

das war ja ein schöner Besuch den Du meiner Geschichte abgestattet hast.
Da biete ich Dir doch gleich ne Tasse Tee an :). Oder was trinken Lords heutzutage so?

Da Zieht der Lord doch gerne seinen Hut... vor allem, weil die erotische Szene ohne Übertreibung, ohne "schmutzige, entwertende" Formulierungen auskommt, und so das atemlos schöne Sehnen und Erfüllen, aber auch Verwirren gut und glaubhaft rüberkommt.

So was freut mich natürlich ungemein.

Hey Kasimir,

welch Freude Dich hier zu treffen :)

Also inhaltlich hat es was. Formal hatte ich nur das Gefühl, mich in diesem langen Seilabsatz zu verstricken. Eigentlich im ganzen Teil vor Peer. Da wird so jede kleine Handlung, jedes Detail aufgezählt, dass irgendwie alles zäh wird.

Oh. Jetzt habe ich gerade die Details für mich entdeckt und da kommst Du und sagst, kill your darlings. Ich werde mir das noch mal anschauen, versprechen mag ich im Augenblick jedoch nichts. Aber "zäh" klingt echt nicht gut.

Mir ist schon auch klar, dass in der Passage der Kontext geschaffen wird. In Gesten, Wörtern, Gedanken wird die Dreieckbeziehung gezeichnet. Trotzdem frage ich mich, ob ein paar leichte Striche nicht gereicht hätten.

Es ist immer so verdammt schwierig abzuwägen, wer wie viel braucht und wo da die goldene Mitte liegt. Deshalb ist auch schön, wenn wer schreibt - mir ist das zu viel. Genauso, wie es bei Mark im Gegenzug zu wenig erscheint. Und anderen wiederum alles rund erscheint. So, nu mach Fliege ... also, ich hab Dir gern zugehört und werde das mal beliebäugeln im Text.

Lieben Dank Euch beiden!
Beste Grüße Fliege

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom