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Das Attentat

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15.10.2015
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Das Attentat

„Steuerungsfunktionen in Betrieb, alle Vitalparameter im Normbereich. Wir haben volle Kontrolle über das Objekt.“
„Hervorragend! Mission fortsetzen wie geplant.“
„Jawohl, Oberer!“
„Ich erwarte höchste Konzentration, Steuerer. Die Mutter verlässt sich auf uns.“

Paul Levasseur saß an seinem üblichen Tisch in der hintersten Ecke. Die Offiziersmesse war nur spärlich besucht. Das lag nicht allein an der Tageszeit; die Besatzung der Raumstation hatte sich nach den Verlusten der letzten zehn Monate fast halbiert. Die Gespräche der wenigen Anwesenden waren so gedämpft wie die Stimmung, die auf der ganzen Basis lastete. Paul hatte sich in seinem Stuhl zurückgelehnt und blickte nachdenklich an die Decke. Vielleicht saßen sie schon dort, und er konnte sie nicht einmal sehen? Unsinn, die Station gehörte zu den am besten geschützten im ganzen Sonnensystem. Und doch ... was war in diesen Tagen noch sicher?
Er schreckte aus seiner Grübelei auf, als er Ellen aus dem Augenwinkel sah. Sie durchquerte den Saal mit schnellen, präzisen Schritten. Paul sprang auf, um sie zu begrüßen. Ellen wirkte reserviert, fast fügte sie sich mehr in die Umarmung, als dass sie sie erwiderte. Rascher als beabsichtigt ließ Paul sie wieder los. Hatte sie die Neuigkeiten schon gehört?
„Schön, dich heil wiederzusehen“, sagte er. „Setz dich doch.“ Mit steifem Rücken nahm Ellen ihm gegenüber Platz. Paul wusste nicht recht, wie er sein Anliegen vorbringen sollte. Eins nach dem anderen. „Wie lief der Einsatz?“
„Wir waren erfolgreich. Der Angriff wurde zurückgeschlagen“, antwortete Ellen.
„Singh sagt, es sei sehr knapp gewesen. Ein Schwarm Fleas hätte dein Schiff infiltriert und ihr hättet sie im Nahkampf abwehren müssen? Siebzehn Tote?“ Paul sah sie besorgt an. „Verdammt, Ellen, das hätte auch anders ausgehen können! Ich bin bloß froh, dass du in einem Stück zurückgekommen bist.“
„Wir waren erfolgreich“, wiederholte Ellen. Dann fügte sie hinzu: „Unter bedauerlichen Verlusten.“
Paul runzelte die Stirn. Normalerweise sagte Ellen Dinge wie: „Wir haben ihnen in die kleinen Flohärsche getreten“, wenn es gut lief. Oder: „Scheiße, wir wären fast draufgegangen“, wenn es so lief wie heute. Doch er hatte so etwas schon mehrfach gesehen – Soldaten, die einmal zu oft nur knapp mit dem Leben davonkamen. Denen schließlich sogar ihr Sarkasmus abhandenkam. Die sich in ihrer Erschütterung an Floskeln und Regularien festklammerten, um noch irgendwie zu funktionieren. Dennoch weigerte er sich zu glauben, dass auch Ellen schon an diesem Punkt angelangt sein sollte.
Die Bedienung durchbrach seine Gedanken. „Was darf ich Ihnen bringen?“, fragte die synthetische Stimme des dreirädrigen Automaten.
„Ellen?“ Als sie nicht sofort antwortete, bestellte Paul für beide. „Bitte zwei Starlight Supreme. Auf Eis.“ Der Roboter wandte sich ab, und Paul sah Ellens forschenden Blick. „Ja, ich weiß. Alkohol im Dienst? Verdammt, heute brauche ich wirklich etwas Unterstützung. Außerdem ...“ Er grinste schief. „Wer sollte mich deswegen maßregeln? Ich bin nun mal der ranghöchste Offizier auf der Station.“

„Steuerer, bereite die Ausführung des Vorhabens vor. Letzte Funktionsprüfung aller Systeme!“
„Alle Systeme im Normbereich, Oberer.“
„Kortikalverbindung?“
„Volle Signalstärke, Oberer.“
„Sehr gut. Wir werden der Mutter Ehre bereiten.“

„Ich muss dir etwas sagen“, begann Paul. „Ich weiß nicht, ob du schon die neuesten Meldungen kennst?“
Ellen zögerte mit der Antwort. „Ich ... komme gerade erst aus der Sanitätsstation. Dekontamination und Wundversorgung.“
„Natürlich.“ Paul holte tief Luft. „Heute haben sich die Ereignisse überschlagen. Während ihr raus in die Schlacht musstet, kamen immer neue Nachrichten herein. Anschläge auf unsere wichtigsten Kommandeure. Admiral Mulgrew, Commodore Honda, Minister Yelchin – sie sind alle tot. Insgesamt acht unserer fähigsten Anführer. Dazu Dutzende weitere, unbeteiligte Opfer. Wie es genau ablief, weiß man noch nicht, es gab Explosionen, vielleicht auch, um Spuren zu verwischen. Aber niemand zweifelt daran, dass die Fleas dahinter stecken. Die Biester müssen neue Wege gefunden haben, durch unsere Detektoren zu kommen.“

„Hörst du das, Steuerer? Maximiere das Audiosignal. Wir müssen unbedingt aufzeichnen, welche Informationen der Gegner über unser Vorgehen gesammelt hat!“

„Aber hey, alles hat auch sein Gutes. Schau mal!“, rief Paul. Er hob die Hände und drehte sie hin und her. Ellen blickte ihn verständnislos an. Paul wies auf seine Uniformärmel und lachte höhnisch auf. „Vier Streifen!“ Noch immer blieb Ellens Blick leer. Paul seufzte. „Sie haben mich befördert. Zum Admiral. Um die Ränge wieder aufzufüllen. Die Truppen dürfen ja nicht führungslos bleiben, das wäre doch genau das, was der Feind erreichen will.“
„Meinen herzlichen Glückwunsch“, sagte Ellen.
„Glückwunsch? Ist das dein Ernst? Ist dir nicht klar, was das bedeutet?“
„Was ... meinst du?“
Paul raufte sich die Haare. Er wusste selbst nicht, ob es die ausweglose Situation war, die ihn so frustrierte, oder Ellens Begriffsstutzigkeit. Ach, ich bin einfach nur angespannt. Kein Wunder. „Das bedeutet, Ellen, dass ich der Nächste sein kann. Sein werde. Sobald die Fleas mitbekommen, wie weit oben ich jetzt in der Hierarchie stehe, bin ich ein weiteres Ziel für sie! Falls sie nicht ohnehin schon so weit vorausgeplant haben.“

„Steuerer, stelle eine Direktverbindung her und übertrage dieses Gespräch ans Mutterschiff.“
„Aber Oberer, müssen wir nicht Funkstille halten?“
„Diese Informationen könnten wertvoll sein. Befehl ausführen!“

Der Bedienroboter kam zurück und servierte die Drinks. Während die Maschine umständlich zwei Untersetzer aus ihrem Staufach holte, musterte Paul sein Gegenüber. Die militärisch kurzen blonden Haare, die schmale Nase, der drahtige, fast knabenhafte Körper – all das war ihm wohlvertraut. Doch das maskenhaft unbewegte Gesicht mit den glanzlosen Augen erschreckte ihn. Seit wann hatte der Krieg auch Ellen so zugesetzt?
Dabei waren es gerade ihre Augen gewesen, in die er sich vor gut einem Jahr verliebt hatte. Diese wachen graublauen Augen und die lebhaften Gesichtszüge zeugten von Optimismus und Humor, die Ellen sich bewahrt hatte, obwohl sie wie jeder in den planetaren Streitkräften täglich mit Tod und Zerstörung konfrontiert war.
Als Paul ihre Einheit auf der Kirkwood-Raumstation empfangen hatte, war er noch im Rang eines Captains, hatte aber bereits das Kommando über die Station. Nach seiner Begrüßungsrede, in der er wie üblich die Bedeutung des Flea-Krieges für das Überleben der Menschheit hervorgehoben hatte, war Commander Ellen Søderberg vorgetreten und hatte vor versammelter Mannschaft gesagt: „Wenn Sie erlauben, Sir – meine Schwadron wird gegen jeden Feind bestehen, egal wie groß oder klein er auch sein mag. Ob nun Läuse, Flöhe oder Kakerlaken – die Kammerjäger sind da, Sir!“ Und während ihre Soldaten zustimmend grölten, hatten diese Augen ihn siegessicher angeblitzt.
Natürlich waren Beziehungen mit Untergebenen verboten, doch inmitten des Krieges hatte die Militärverwaltung Wichtigeres zu tun, als sich mit nichtigen Regelverstößen zu befassen. Und während Paul immer mehr Verantwortung aufgeladen wurde, war er dankbar für den Halt, den Ellen ihm gab. Wann hatte sie ihren eigenen Halt verloren? Und warum hatte er es nicht gemerkt?

„Wir haben die Freigabe für den Angriff erhalten. Programmiere die Angriffssequenz, Steuerer.“
„Steuerung programmiert, Oberer.“

„Ich wollte dich nicht nur sprechen, um mit meinen neuen Abzeichen zu prahlen“, sagte Paul. Er griff nach Ellens Händen, die sie auf der Tischplatte gefaltet hatte. Sie waren kalt, und Ellens Finger blieben verkrampft, statt den seinen wie sonst entgegenzukommen. Fast erleichtert ließ er los, als sein Kommunikator summte und das Bild seines Adjutanten vor seinem Gesicht erschien. Dieser setzte zum Sprechen an, doch der Admiral ließ ihn nicht zu Wort kommen. „Nicht jetzt, Singh!“ Mit einer verärgerten Handbewegung wischte er das Hologramm zur Seite. Wenigstens mal fünf Minuten Ruhe!
„Was wolltest du mir dann sagen?“, fragte Ellen vorsichtig.
Paul sah ihr wieder in die Augen. „Ellen ... du weißt, was ich für dich empfinde. Aber dieser Krieg ... ach, verdammt!“ Frustriert schlug er mit der Faust auf den Tisch, sein Gesicht nahm einen grimmigen Ausdruck an. „Wir können uns bis auf Weiteres nicht mehr sehen. Ein Anschlag auf mich würde dich in tödliche Gefahr bringen, so ein Risiko werde ich nicht eingehen.“ Er wartete vergeblich auf eine Reaktion von Ellen, dann fuhr er fort. „Außerdem habe ich mit dem neuen Rang auch neue Aufgaben bekommen. Ich werde die Offensive am Neptun kommandieren, in zwei Stunden muss ich aufbrechen. Und so, wie die Dinge stehen – weiß ich nicht, ob ich lebend zurückkomme.“ Jetzt ist es raus. Erleichtert atmete er aus.

„Optimiere das Kontrollsignal, Steuerer.“
„Signalstärke auf Maximum, Oberer. Bereit zur Auslösung des Angriffs!“
„Gut gemacht! Auslösen auf mein Kommando ...“

„Ich verstehe“, sagte Ellen. Ihre Augenbrauen zogen sich zusammen.
„Du verstehst? Ist das alles?“ Paul war fassungslos. „Was ist mit ‚mir scheißegal, sollen sie doch kommen‘ oder ‚ich fliege mit, ich lasse dich nicht allein da raus‘? Ellen, ich erkenne dich gar nicht wieder!“
„Paul ...“, sagte Ellen und kniff die Augen zusammen. Ihr linker Mundwinkel zuckte. „Du musst ...“ Ihre Stimme klang rau.
Paul sah sie zweifelnd an, als sich sein Kommunikator erneut meldete, diesmal mit dem hohen Alarmton. Singh rief: „Sir, es ist höchst dringend! Wir haben ein Flea-Kommunikationssignal aufgefangen. Der Inhalt ist noch nicht entschlüsselt, aber die Quelle ist in Ihrer unmittelbaren Nähe. Ein Sicherheitsteam ist schon auf dem Weg. Sie müssen da weg, das könnte der Anschlag sein, den wir befürchtet haben!“

„Auslösen, sofort!“
„Jawohl, Oberer – ausgelöst!“

Paul setzte zu einer Antwort an, doch sein Mund blieb offen stehen, als er durch Singhs Hologramm hindurch auf Ellen sah. Sie war aufgestanden und hatte ihren Partikelstrahler gezogen. Jetzt hob sie langsam die Hand und richtete die Waffe auf Paul.
„Ellen? Was soll das?“ Paul hob beschwörend die Hände, während er langsam seinen Stuhl zurückschob und ebenfalls aufstand. „Was ist los mit dir?“
„Ich ... weiß nicht ... kann nicht ...“ Ellens Stimme klang gepresst. Ihr Blick flackerte durch den Raum, zu Paul, zu ihrer Hand mit der Waffe. Die Hand begann zu zittern, während sich ihr Zeigefinger allmählich um den Abzug krümmte. „Ich will ... das nicht ...“ Ellens Kinn bebte, ihre Zähne schlugen aufeinander. Eine Träne löste sich aus ihrem rechten Augenwinkel und lief die Wange hinab.
Paul stand wie festgefroren. Seine militärische Ausbildung war hier nutzlos. Er konnte Feinde bekämpfen, die ihm in Raumschiffen entgegenflogen oder mit Artillerie auf ihn schossen. Sogar die winzigen Fleas in ihren millimeterkleinen Vehikeln waren ein Gegner, auf den er sich einstellen konnte. Doch dass seine Geliebte, seine Ellen, eine Waffe auf ihn richtete, war ein Umstand, mit dem sein Gehirn nichts anzufangen wusste.
Ellens Gesicht verkrampfte sich zu einem Ausdruck höchster Anstrengung, sie fletschte die Zähne, Schweiß trat aus ihren Poren und vermischte sich mit den Tränen. Ein leises Wimmern entstieg ihrer Kehle. Die zitternde Hand mit dem Strahler hob sich weiter, der rot leuchtende Zielpunkt tänzelte von Pauls Bauch über seine Brust bis zu seinem Kopf, dann darüber hinaus.

„Oberer, das Objekt richtet die Waffe nicht korrekt aus!“
„Wie kann das sein?“
„Ich weiß es nicht! Alle Steuerleitungen sind intakt, aber unser Signal bleibt wirkungslos!“
„Wie groß ist die Richtungsabweichung? Können wir das Ziel noch treffen?“
„Nein, nicht annähernd. Der Winkel verringert sich immer weiter. Die Waffe zeigt jetzt auf … auf …“
„Rede!“
„Sie zeigt auf … uns!“

Mit Entsetzen sah Paul, wie Ellen ihren Arm weiter beugte, bis die Waffe auf ihren eigenen Kopf gerichtet war. Die Tränen strömten jetzt ungehemmt ihre Wangen hinab. Doch das Zittern ihrer Hand hörte auf. „Liebst du … mich auch, wenn ...“ Dann betätigte sie den Abzug.
„Nein!“ Paul stürzte auf Ellen zu, die noch zwei Sekunden lang aufrecht dastand, bevor sie mit blutüberströmtem Kopf zu Boden sackte. Paul fing sie auf. Jetzt endlich setzten seine Schlachtfeldreflexe ein, er wurde schlagartig ruhig und analysierte die Situation. Auf sein Handzeichen hin verständigte der erste der hereinstürmenden Wachoffiziere ein Sanitätsteam, die übrigen drei sicherten in alle Richtungen.
Ellen war nicht tot, sie war sogar noch bei Bewusstsein, trotz einer klaffenden, stark blutenden Wunde an der rechten Kopfseite. Die Anspannung war aus ihrem Gesicht gewichen, sie wirkte seltsam entspannt, fast friedlich. Dabei musste sie furchtbare Schmerzen haben. Der Schock?
„Mein Ohr ...“, krächzte Ellen, „die Fleas ... ich musste ...“ Ein mattes Lächeln erschien auf ihrem Gesicht, ein Glitzern war in ihre Augen zurückgekehrt, sie blickte Paul in die seinen. „Liebst du mich auch … wenn ich nur noch ein Ohr habe?“

„Mutter, Vorhaben 6237/9 scheint fehlgeschlagen zu sein. Wir haben den Kontakt verloren.“
„Was ist passiert?“
„Die letzten Übertragungen deuten auf eine ungenügende Kalkulation in Bezug auf die neurochemischen Charakteristika der Indigenen dieses Sternensystems hin.“
„Dann haben die für den Fehler Verantwortlichen ihr gerechtes Ende gefunden. Wertet die Daten aus, die bei diesem Einsatz gesammelt wurden. Die nächste Konfrontation muss besser vorbereitet sein ...“

 

Hallo Isegrims,

wird jetzt weniger konkrete Textkritik, der Text sprachlich gut, Spannungsaufbau passt und ich fand ihn angenehm zu lesen
Das ist schon mal nicht ganz selbstverständlich. Vor allem der Spannungsbogen war mir wichtig.

Und auch dein Resümee klingt für mich gut:

Gute Unterhaltung auf tausendmal beschrittenen Bahnen. :thumbsup:

Mehr wollte und konnte diese Geschichte nicht werden, zumal du ja sogar den Daumen nach oben streckst. Innovation höchstens in Winzigkeiten. (Bitte stöhnen Sie jetzt über das schlechte Wortspiel ...)

Aber ich merke, du wünschst dir mehr von mir! An einer Ikone wie Lem gemessen zu werden, ist Ehre und Bürde in einem (ist das nicht immer so?), an den kann ich natürlich nicht heranreichen.

Was, wenn Ellen ein Roboter wäre, der liebesfähig ist? Was, wenn es eine friedliche Zukunft und eine Existenz gemeinsam mit den kleinen Wesen gäbe? Was, wenn ich verstünde, auf welche Weise die Ellen kontrollieren?
Ja, was dann? Dann hätte ich eine ganz andere Geschichte geschrieben. Dann hätte ich vielleicht einen Roman daraus machen müssen. Dann hätte ich vielleicht den Lem oder den auch in diesem Thread wieder mehrfach genannten, von mir sehr verehrten PK Dick kopiert (Blade Runner, Impostor) statt ... hm ... jede zweite SF-Geschichte.

Aber natürlich hast du Recht, da geht mehr. Und ich bin froh, dass du mir das zutraust! In diesem Genre noch etwas wirklich Neues zu (er)finden, ist äußerst schwer, aber etwas einfallsreicher darf es schon sein. Ich werde weiter an mir arbeiten - müssen. :shy:

Liebe Isegrims, ich danke dir fürs Kopfzurechtrücken! ;)

Grüße vom Holg ...

 

Hallo Holg!

Da dir der Spannungsaufbau wichtig war, die Geschichte mit Spannung getaggt ist und fast alle anderen Leser die Geschichte spannend fanden - wollte ich dir kurz meine Meinung dalassen: Ich fand die Geschichte von Anfang an so unspannend, dass ich mich zum Weiterlesen förmlich zwingen musste. Sorry.

Also, warum fand ich sie nicht spannend?

Die Flea-Einschübe sind so weit in Ordunug, weil der Leser sieht, dass da eine zweite Ebene in der Geschichte ist. Darauf gehe ich nicht weiter ein.

Ich komme zum Haupttext:

Da sitzen zwei Leute rum und reden, trinken was, falten mal ihre Hände, machen mal 'nen Rückblick usw. Geht es unspannender? Im Hintergrund soll da ein Krieg toben, aber was lese ich? Paul fährt sich mit den Händen durchs Haar. Der Bedienroboter kehrt zurück. Usw. All so belangloses Zeug. Spannungskiller.

Da PK Dick und sein "Imposter" erwähnt wurde, nehme ich den mal kurz als Vergleich, okay? Die Geschichte beginnt zwar am Frühstückstisch, aber sie bewegt sich vorwärts. Projekt und Outspacers werden sofort eingeführt und Olham handelt. Auch, wenn er sich erstmal nur auf den Weg zur Arbeit macht. Dick nimmt diesen Weg zur Arbeit, um die Geschichte voranzutreiben. Sofort taucht ein neuer Mann auf, da ist ein Konflikt ...

Deine Geschichte hingegen bewegt sich nicht voran. Paul und Ellen sitzen da rum und reden, und dem Leser wird nebenbei erklärt, was da im Hintergrund an Kriegsgeschehen läuft. Der gesamte Dialog ist Tell, der Show-Anteil der Geschichte beläuft sich darauf, zu zeigen, wie die da rumsitzen und in der Nase bohren (bildlich gesprochen).

So, ich hoffe, du nimmst mir meine Meingsäußerung nicht übel. Das war mein unverfälscher Leseeindruck.

Grüße,
Chris

 

Hallo Chris Stone,

vielen Dank für deine Eindrücke zu meiner Story. Schade, dass du nicht zufrieden bist.

Du findest die Geschichte nicht spannend und machst das vor allem an der äußeren Handlung in dem Teil mit Paul und Ellen fest. Ich denke, dabei fallen zwei Aspekte unter den Tisch:

Zum einen schaust du nur auf das, was sich bewegt, und das ist bei so einem Gespräch tatsächlich nicht viel. Aber es gibt ja auch den Inhalt des Gesprächs: Das ist zunächst nur der Krieg als Background, aber von da aus wird es ja (vielleicht zu langsam?) konkreter, über die anstehenden Aufgaben für Paul und die damit verbundenen Gefahren bis hin zu der unmittelbar drohenden Anschlagsgefahr. Paul versucht Ellen etwas Wichtiges zu sagen, und ich hoffe natürlich, dass es auch den Leser interessiert, was das wohl ist. Jedenfalls ist ein Großteils des Drumherums auch dazu gedacht, entsprechendes Interesse zu wecken, und Spannung hat ja viel mit Interesse zu tun. Aber anscheinend haben genau diese Elemente bei dir eher als Spannungskiller gewirkt.

Zum anderen betrachtest du diese Hälfte der Story isoliert. Die Wirkung des Textes - soweit es denn eine gibt - soll und kann aber nur aus dem Zusammenspiel beider Teile entstehen, die sich aufeinander beziehen und sich gegenseitig voranbringen. Da sollen auch Fragen entstehen, die (hoffentlich) spannungsfördernd wirken: Wer spricht da im Hintergrund? Was haben die mit Paul und Ellen - und dem, worüber Paul spricht - zu tun? Wer steuert da wen oder was, zu welchem Zweck, und wohin führt das?

So jedenfalls meine Intentionen. Das Ganze kann man natürlich gut oder schlecht umsetzen. Ich könnte mich jetzt darauf zurückziehen, dass es bei den meisten anderen Lesern (oder zumindest bei den meisten anderen Kommentatoren) anscheinend funktioniert hat, aber so leicht will ich es mir gar nicht machen. Ich unterstelle mal, dass du nicht von Anfang an mit dem Seziermesser an die Geschichte herangegangen bist, um sie in ihre oben genannten Einzelteile zu zerlegen, sondern dass du sie mehr oder weniger offen und vorbehaltlos als ein Ganzes gelesen hast. Und dann hat die Geschichte bei dir - auch im Zusammenspiel aller Teile, siehe oben - offenbar keine Spannung erzeugen können. Also fehlt (dir) da etwas. Aber was?

Der Verweis auf Impostor in den früheren Komms war nur auf die Kernidee eines fremdgesteuerten Attentäters in vertrauter "Hülle" bezogen. Die tatsächliche Handlung ist dort natürlich eine völlig andere. Unter anderem habe ich hier mal versucht, eine "echte" Kurzgeschichte zu schreiben, die sich auch inhaltlich auf einen sehr kurzen Zeitraum, eine Szene von wenigen Minuten Dauer beschränkt. Da ist der Vergleich mit der Geschichte von Dick für mich nur beschränkt hilfreich, weil er mir nur verrät, wie ich auf komplett andere Weise Spannung erzeugen könnte als auf die, die ich angestrebt habe.

Und so bin ich weiterhin etwas ratlos, wie ich diese Geschichte für dich spannender machen könnte. Deine Aussagen wie

Im Hintergrund soll da ein Krieg toben, aber was lese ich? Paul fährt sich mit den Händen durchs Haar.
bringen mich immer wieder auf den Gedanken zurück, dass du vielleicht einfach eine andere Leseerwartung hattest, die mein Text nicht erfüllen konnte. So etwa in der Form (sehr, sehr stark vereinfacht): Wenn da Krieg sein soll, dann will ich auch Krieg sehen.

Kommt mir immer noch zu einfach vor.

So, ich hoffe, du nimmst mir meine Meingsäußerung nicht übel. Das war mein unverfälscher Leseeindruck.
Wie könnte ich, dafür bin ich doch hier. Ich werde sicher noch ein wenig darüber nachgrübeln.

Grüße vom Holg ...

 
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Lieber Holg

Also fehlt (dir) da etwas. Aber was?

Dieser Frage nachzugehen finde ich ziemlich spannend, mir ist es nämlich sehr ähnlich gegangen wie Chris Stone, auf der anderen Seite fand ich auch deine Ausführungen stimmig. Darum habe ich mir das nochmal angeschaut und mir ist aufgefallen, dass Ellen in diesem ganzen Gespräch genau ein Wort sagt ("Paul") - bis sie dann aufsteht und zur Waffe greift. Vielleicht ist das der Grund, weshalb ich das ebenfalls nicht so spannend fand, es liest sich ein wenig, als erzählst nicht du die Geschichte, sondern Paul, das wirkt dann wie aus zweiter Hand und weil Ellen die ganze Zeit schweigt, kommt das Gefühl auf, der Adressat von Pauls Rede sei nicht sie, sondern der Leser. Zumindest ging es mir so. Zwar wird der Monolog von Paul aufgelockert, aber oftmals nicht durch relevante Zeilen, sondern, wie im Fall des Kellnerroboters, durch Passagen, die vielleicht retardierende und dadurch spannungserhöhende Funktion haben könnten, in diesem Fall aber nicht haben, weil noch nicht genügend Spannung erzeugt wurde.

Was wäre, wenn du Ellen mehr sprechen liessest? Vielleicht auch was Fleagesteuertes, was den Leser und Paul irritiert und durch die zusätzliche Frage: "Was ist denn mit der los?" Spannung generiert? Nur so als Idee.

Lieber Gruss
Peeperkorn

 

Hallo Holg!

"Du findest die Geschichte nicht spannend und machst das vor allem an der äußeren Handlung in dem Teil mit Paul und Ellen fest. Ich denke, dabei fallen zwei Aspekte unter den Tisch"
=> Kurz dazu (und falls das irgendwie nach Vorwurf klingt, so ist das nicht gemeint, ich möchte nur erklären, wie ich Kommentare schreibe):
=> Den Textanfang (hier: äußere Handlung, Paul und Ellen) kommentiere ich intensiv, weil das der Teil ist, der entscheidet, ob ich eine Geschichte weiter lese oder nicht.
=> Und dass dabei Aspekte unter den Tisch fallen, ist mir bewusst und sogar beabsichtigt. Zum Einen, weil Kommentare irre lang werden würden, wenn man alle Aspekte berücksichtigt (aber ich habe nichts gegen Dialoge zwischen Autor und Leser, Nachfragen und Rückantworten), zum Anderen, und das ist mit wichtiger, weil mir die "anderen Aspekte" eigentlich ziemlich egal sind. Idee, Intention des Autors usw. kann ich meist nachvollziehen, aber mich interessiert nur das Ergebnis, die fertige Geschichte.

Zu deinem ersten Punkt: Da geht's mir hauptsächlich um den Stil. Du schreibst (im Dialog versteckten) reinen Tell. Show ist (meiner Meinung nach) so gut wie immer interessanter, spannender. Peeperkorn hat zu diesem Punkt ein paar kluge Sachen gesagt, finde ich.

Zum zweiten Punkt: Da könnte ich auf das verweisen, was ich oben schon gesagt habe: Wenn der Textanfang mich schon nicht interessiert, ist irrelevant, was in der zweiten Hälfte des Textes kommt, weil ich gar nicht bis dahin lese.
=> Aber ich gebe dir dazu auch noch einen Eindruck, weil ich nämlich etwas über deine Geschichte (und warum sie für mich nicht funktioniert) nachgedacht habe:

"Die Wirkung des Textes - soweit es denn eine gibt - soll und kann aber nur aus dem Zusammenspiel beider Teile entstehen, die sich aufeinander beziehen und sich gegenseitig voranbringen."
=> Diese Intention ist mir auch von Anfang an klar gewesen. Das Problem sehe ich in dem "soll". Das klingt, als wolltest du bewusst verhindern, dass die einzelnen Teile, jeder für sich, Spannung erzeugen.

"Also fehlt (dir) da etwas. Aber was?"

"So etwa in der Form (sehr, sehr stark vereinfacht): Wenn da Krieg sein soll, dann will ich auch Krieg sehen."
=> Sozusagen.

=> Ist natürlich schwer zu erklären. Okay, nehme ich mal das Gesamtereignis deiner Geschichte, was passiert da?
=> Die Fleas wollen ein Attentat verüben. Mit solchen Attentaten haben sie bereits die "fähigsten Anführer" der Menschen ausgelöscht. Paul ist nur ein weiterer Name auf der Liste, ein Irgendwer, nicht weiter bedeutend. Was würde es für die Fleas bedeuten, wenn das Attentat scheitert? Nicht viel. Die fähigsten Anführer sind bereits tot und die Fleas können einfach weitere Attentate begehen. (Dazu kommt auch noch der Aspekt, dass die Fleas offensichtlich ohne Probleme alles infiltrieren können, ohne entdeckt zu werden. Sie sind also hundertprozentig überlegen. Ein absoluter Spannungskiller.)
(Siehe dazu auch das Ende deiner Geschichte. Das Attentat ist gescheitert, und was bedeutet es für die Fleas? Nichts.)

=> Die Geschichte wäre sehr viel spannender, wenn Paul nicht nur ein Irgendwer wäre, der da rumsitzt und redet, sondern wenn er zum Bespiel bereits bei seiner Gegenoffensive wäre, wenn er mit seiner Flotte unmittelbar vor dem letzten, entscheidenen Sieg gegen die Fleas stehen würde, es eben auf den totalen Höhepunkt hinauslaufen würde. Alles oder nichts.
=> Und damit im Hinterkopf könnte man beide Teile der Geschichte spannend aufbauen.
Paul und seine Flotte auf dem Weg zum entscheidenden Sieg. Konflikt auf Konflikt hin zum Höhepunkt.
Dazu der Flea-Teil. Sie wissen, dass sie Schlacht um Schlacht verlieren, aber nun kommen sie mit ihrer Geheimwaffe. (Was das ist, sollte dem Leser nur in Andeutungen verraten werden.)
Am Ende knallen beide Teile aufeinander. Spannung pur. Wer wird gewinnen?

So viel von mir.

Grüße,
Chris

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Peeperkorn,

vielen Dank für deine Analyse und für deinen sehr konkreten Verbesserungsvorschlag. Der gefällt mir vor allem deshalb gut, weil er sehr nah an der Geschichte bleibt, die ich erzählen wollte. Das heißt noch nicht, dass er leicht umzusetzen ist, denn nach meiner Vorstellung (und versuchten Darstellung im Text) ist die Steuerung Ellens durch die Fleas alles andere als perfekt, was sich u.a. durch steife Bewegungen sowie wenig oder keine Sprache zeigen sollte - und nicht zuletzt durch das grundsätzliche Versagen (aus Flea-Sicht) am Ende. Auch eine Notwendigkeit zu sprechen gibt es für Ellens "Passagiere" eigentlich nicht, sie müssen Paul ja nur nahe kommen.

Wenn sich das aber als problematisch erweist, weil es zu einem reinen Monolog von Paul führt - und das finde ich plausibel -, dann hänge ich nicht zu sehr an dieser Idee, um sie über Bord zu werfen. Dass Paul sich dann über gewisse Merkwürdigkeiten wundert, wäre eine gute Lösung, es darf nur nicht zu weit abschweifen ... vielleicht, wenn ich dafür den Serviceroboter abschaffe ... Du merkst, du hast da einige Gedanken bei mir in Gang gesetzt. :)

Zwar wird der Monolog von Paul aufgelockert
Das erschien mir dringend notwendig, geht aber auch auf andere Weise (s.o.).

Passagen, die vielleicht retardierende und dadurch spannungserhöhende Funktion haben könnten, in diesem Fall aber nicht haben, weil noch nicht genügend Spannung erzeugt wurde
Sehr aufschlussreich! Genau diese Wirkung habe ich mir nämlich erhofft, aber womöglich waren tatsächlich die Voraussetzungen nicht gegeben.

Also nochmals danke, das bringt mich wirklich weiter. :thumbsup:



Hallo noch mal, Chris Stone,

danke für deinen nochmaligen Kommentar und die Erklärungen zu deiner Vorgehensweise. Ich find's immer schön, wenn Kommentare nicht nur nach der "Fire & forget"-Methode erfolgen, sondern man auch noch mal Rückfragen ausdiskutieren kann.

dass dabei Aspekte unter den Tisch fallen, ist mir bewusst und sogar beabsichtigt. (...) weil mir die "anderen Aspekte" eigentlich ziemlich egal sind. Idee, Intention des Autors usw. kann ich meist nachvollziehen, aber mich interessiert nur das Ergebnis, die fertige Geschichte.
Na ja, die "anderen Aspekte", die ich meinte, waren schon Bestandteil des Textes, also Teil der fertigen Geschichte. Ich habe zwar nebenbei meine Intentionen erläutert, aber nicht weil du sie hättest kennen und berücksichtigen müssen.

Zum zweiten Punkt: Da könnte ich auf das verweisen, was ich oben schon gesagt habe: Wenn der Textanfang mich schon nicht interessiert, ist irrelevant, was in der zweiten Hälfte des Textes kommt, weil ich gar nicht bis dahin lese.
Ich weiß nicht, ob ich hier eine Formulierung überbewerte oder ob wir uns ernsthaft missverstanden haben ... die zwei Hälften, die ich meinte, waren nicht Anfang und Ende, sondern der kursive "Flea-Teil" und der normalschriftliche "Menschen-Teil". Davon hast du den ersteren als okay bewertet und beiseite gelegt, um anschließend den letzteren zu zerlegen. Mir geht es darum, dass diese Trennung nicht zielführend ist, um die Wirkung des Textes - sowohl die intendierte als auch die tatsächliche - einzuschätzen.

"Die Wirkung des Textes - soweit es denn eine gibt - soll und kann aber nur aus dem Zusammenspiel beider Teile entstehen, die sich aufeinander beziehen und sich gegenseitig voranbringen."
=> Diese Intention ist mir auch von Anfang an klar gewesen. Das Problem sehe ich in dem "soll". Das klingt, als wolltest du bewusst verhindern, dass die einzelnen Teile, jeder für sich, Spannung erzeugen.
Ich denke, da liest du etwas in meine Aussage hinein. Ich habe natürlich überhaupt nichts dagegen, wenn jeder Teil allein irgendetwas schafft. Ich habe nur nicht aktiv darauf hingearbeitet, zwei eigenständig lebensfähige Teilgeschichten zu erschaffen.
Das ist wie in einer Geschichte, in der sich jemand besäuft und anschließend eine Kugel durch den Kopf jagt, und in Rückblenden bekommst du die Geschichte erzählt, die ihn dahin getrieben hat. Der Suizid alleine würde nur ein Achselzucken hervorrufen, und der Vorgeschichte alleine könnte man vielleicht auch nicht viel abgewinnen. Zusammen ist es dann ein oscarwürdiges Drama.

"So etwa in der Form (sehr, sehr stark vereinfacht): Wenn da Krieg sein soll, dann will ich auch Krieg sehen."
=> Sozusagen.
Lustig, da hätte ich jetzt eher ein Dementi erwartet. Gut, dass wir das ausdiskutieren.

=> Ist natürlich schwer zu erklären. Okay, nehme ich mal das Gesamtereignis deiner Geschichte, was passiert da?
=> Die Fleas wollen ein Attentat verüben. Mit solchen Attentaten haben sie bereits die "fähigsten Anführer" der Menschen ausgelöscht. Paul ist nur ein weiterer Name auf der Liste, ein Irgendwer, nicht weiter bedeutend.
Kann man auch anders sehen (so wie ich logischerweise): Paul ist jetzt der Nächste in der Kette, die Verantwortung lastet auf ihm, er wird zur Schlüsselfigur auf Seiten der Menschen. Warum sonst würden sich die Fleas die Mühe mit ihm machen?

Was würde es für die Fleas bedeuten, wenn das Attentat scheitert? Nicht viel. Die fähigsten Anführer sind bereits tot
Aber noch sind die Menschen in der Lage, sie zu ersetzen. Ziel der Fleas muss es sein, so viele Führungspersonen wie möglich zu beseitigen, bis die Menschen wirklich kopflos sind.

und die Fleas können einfach weitere Attentate begehen. (Dazu kommt auch noch der Aspekt, dass die Fleas offensichtlich ohne Probleme alles infiltrieren können, ohne entdeckt zu werden. Sie sind also hundertprozentig überlegen. Ein absoluter Spannungskiller.)
Gerade die Episode in dieser Geschichte zeigt ja, dass ihre Infiltrationsmethoden nicht unfehlbar sind und ihre Überlegenheit nicht hundertprozentig ist.

(Siehe dazu auch das Ende deiner Geschichte. Das Attentat ist gescheitert, und was bedeutet es für die Fleas? Nichts.)
Der Trick, mit dem die Fleas die Kommandeure der Menschen ermordet haben, ist den Menschen jetzt bekannt, so dass diese sich Gegenmaßnahmen überlegen können. Ein Hoffnungsschimmer für die Menschheit gegen einen bisher übermächtig erscheinenden Gegner!

Die letzten Punkte sehen jetzt nach Rechtfertigung aus, aber so meine ich das nicht. Ich denke nur, dass es nicht diese Fakten in der Geschichte sind, die die Spannung verhindern, sondern dass der Fehler eher in der Erzählweise liegen muss. Entsprechend ordne ich deinen Alternativvorschlag ein:

=> Die Geschichte wäre sehr viel spannender, wenn Paul nicht nur ein Irgendwer wäre, der da rumsitzt und redet, sondern wenn er zum Bespiel bereits bei seiner Gegenoffensive wäre, wenn er mit seiner Flotte unmittelbar vor dem letzten, entscheidenen Sieg gegen die Fleas stehen würde, es eben auf den totalen Höhepunkt hinauslaufen würde. Alles oder nichts.
=> Und damit im Hinterkopf könnte man beide Teile der Geschichte spannend aufbauen.
Paul und seine Flotte auf dem Weg zum entscheidenden Sieg. Konflikt auf Konflikt hin zum Höhepunkt.
Dazu der Flea-Teil. Sie wissen, dass sie Schlacht um Schlacht verlieren, aber nun kommen sie mit ihrer Geheimwaffe. (Was das ist, sollte dem Leser nur in Andeutungen verraten werden.)
Am Ende knallen beide Teile aufeinander. Spannung pur. Wer wird gewinnen?

Klar, auch so eine Geschichte kann man erzählen. Mir käme das allerdings ein bisschen konventionell vor. (Und das will was heißen, denn ein Mangel an Klischees ist nichts, was man mir häufig vorwirft. :D) Ich finde es etwas ermüdend, dass es in Actionfilmen (in Büchern nur graduell weniger ausgeprägt) immer gleich um die ganze Menschheit oder besser noch um die Erde oder das Universum geht. Einzelpersonen sind da oft nur das Mittel zum Zweck, und die Spannung entsteht nicht aus der Verzwicktheit der Lage, sondern nur aus der Höhe des Einsatzes. Ich frage mich sogar, ob ich nicht selbst zu weit in diese Richtung gehe, obwohl meine Absicht eher umgekehrt war: das große Kriegsgeschehen als Hintergrund, um das Drama des Einzelnen zu intensivieren. Kann sein, dass ich damit falsche Erwartungen geweckt habe. Ich sollte vielleicht überlegen, ob ich das abbauen kann.

Aus diesen Gründen kann ich mit Peeperkorns Vorschlägen offen gesagt mehr anfangen. Ich bin überzeugt, dass es möglich sein muss, auch in einem fast reinen Dialog Spannung zu erzeugen. (Dabei kann es helfen, erst mal aus dem Mono- einen Dialog zu machen ... :D) Nichtsdestotrotz war es interessant und hilfreich, Deine Sichtweise erklärt zu bekommen, denn bestimmt werde ich auch mal wieder etwas Actionreicheres schreiben, wobei ich das berücksichtigen kann.

Deshalb noch mal vielen Dank, Chris!



Damit habe ich jetzt einiges zu verarbeiten, was wohl zu einem größeren Umbau dieses Textes führen wird. Und dabei habe ich auch noch meine "Schrittfehler"-Geschichte zum Umschreiben liegen, gar nicht zu reden von den neuen Texten in unterschiedlichen Stadien der Fertigstellung. Oje ...

Soll heißen: Umbau kommt, wird aber etwas dauern!

Grüße vom Holg ...

 

Hallo, ihr Lieben!

Hier ist endlich die überarbeitete Fassung meiner kleinen Geschichte. Es hat ein bisschen gedauert, weil ich größere Teile komplett neu geschrieben habe; andere Teile finden sich in neuer Stellung wieder, weil ich den alten Text als Steinbruch genutzt habe.
Ich habe ein paar Aspekte der Story reduziert, u.a. Pauls „Wehleidigkeit“ mit ständigem Händeringen und Augenverdrehen sowie das Alter der beiden und auch ein bisschen schlichtes Blabla. Die Handlung schreitet damit nach meinem Empfinden etwas zügiger voran, und es gibt weniger Tell-Stellen, weil es einfach nicht mehr so viel zu tellen gibt. :) Ich glaube, der Text ist auch insgesamt noch ein bisschen kürzer geworden, aber ich habe die Wörter nicht gezählt. Ein wenig trauere ich um die Wand aus geschäumtem Polyfulleren, aber die hat jetzt nirgends mehr richtig hingepasst. :(
Hinzugekommen ist, dass Ellen gerade aus einem Einsatz zurückkommt, während dessen sie die jüngsten Ereignisse verpasst hat, die Paul ihr nun berichten muss/kann, und – wichtiger – bei dem sie sich möglicherweise durch Flea-Kontakt „infiziert“ hat. Da hatte zwar keiner eine Erklärung angemahnt, aber mir selbst hatte sie gefehlt. Denn bisher sah es ja tatsächlich so aus, als kämen die Fleas überall rein, und dann wäre die Menschheit vermutlich schon längst am A...nderen Ende der Galaxis ... ;)
Die Eingangsszene auf der Raumstation habe ich jetzt mit Paul statt mit Ellen begonnen, das schien mir passender, weil er ja im Grunde die Hauptperson ist. Vielleicht wird dann auch ein bisschen langsamer klar, dass Ellen die Attentäterin ist, weil auch Paul in Betracht kommt? Wäre ein angenehmer Nebeneffekt, entscheidend ist das aber nicht.
Peeperkorn: Ellen spricht jetzt mehr und zwar, wie du es vorgeschlagen hast, in einer Weise, über die Paul sich wundern muss. Dabei ist sie nicht mehr so hölzern wie vorher, aber ihr (d.h. den Fleas) fehlt einfach Wissen, u.a. über ihre Beziehung zu Paul, deshalb sagt sie leicht unpassende Dinge. Ich find's gut so, war ein prima Tipp!
Ich hoffe, mit der geänderten Reihenfolge baue ich mehr Spannung auf, die durch die Unterbrechungen gehalten oder im besten Falle gesteigert werden kann. Die Unterbrechungen sind auch weniger, weil ich den Bedienroboter und den Adjutanten je einmal seltener auftreten lasse. War ohnehin etwas nervig und nicht komplett plausibel.
Chris Stone: Damit der „Menschen-Teil“ auch ohne den „Flea-Teil“ aus einem Guss ist, habe ich beides nacheinander verfasst; ich hoffe, man merkt einen Unterschied. Der Flea-Teil alleine ist trotzdem nicht sehr ergiebig, schon allein mangels Masse, aber das ist hoffentlich weniger tragisch.
Ich habe entgegen deinem Gusto nicht mehr Kriegsgeschehen in die Geschichte gebracht, sondern eher etwas herausgenommen. Die Schlacht am Neptun steht nicht mehr als kriegsentscheidend da, Paul ist eher noch weniger als vorher der entscheidende Player auf Seiten der Menschen und definitiv nicht mehr der letzte. Statt dessen habe ich versucht, noch mehr auf Paul und Ellen zu reduzieren und damit hoffentlich zu fokussieren. Keine Ahnung, ob dir das gefällt. Die letzte Flea-Szene habe ich leicht abgeändert, damit es nicht mehr ganz so egal aussieht, ob die Menschen nun ihren Infiltrations-Trick kennen.
Isegrims: Leider immer noch keine friedliche Koexistenz zwischen Menschen und Fleas, und auch Ellen bleibt im Wesentlichen ein Kampfschwein, das habe ich nur ein klein wenig runtergefahren. (Letzteres hatte auch Ella Fitz moniert. Zumindest in der Kennenlernszene sagt Ellen jetzt ein bisschen was anderes. Aber, Kanji: kleine Flohärsche kommen immer noch vor. :D) Aber ich arbeite gerade an einer anderen Geschichte, in der es eine ... nun ja, nicht unbedingt friedliche ... aber doch eine Koexistenz zwischen Menschen und Aliens gibt. Stay tuned.

Vielen Dank euch allen (auch den nicht namentlich Genannten) für eure hilfreichen Hinweise!

Ich würde mich über ein vergleichendes Feedback freuen und bin weiterhin für Verbesserungsvorschläge offen, auch wenn ich nicht unbedingt noch mal so eine Generalüberholung vornehmen will, wenn sich's vermeiden lässt ... ;)

Grüße vom Holg ...

 

Hej The Incredible Holg,

dadurch, dass es nun mehr persönliche Empfindungen und Austausch gibt, komme auch ich klar und bin betroffen genug, um mitzuempfinden. Mit Beiden. Sowohl mit ihm, als auch mit Ellen. Ich kann zwar nicht nachempfinden, welche Kraft sie aufzubringen hat, um sich gegen diese Fremdsteuerung aufzubegehren. Aber das kann vermutlich niemand. :hmm:

Ich habe sie jetzt lieber gelesen. Falls das auch ein Option sein kann. :lol:

Bitte zwei Starlight Supreme. Auf Eis.“

Hast du jetzt einen neuen Cocktail erfunden? Was'n da drin? :shy:

Er hob die Hände und drehte sie hin und her. Ellen blickte ihn verständnislos an. Paul wies auf seine Uniformärmel und lachte höhnisch auf. „Vier Streifen!“

Darf das komisch wirken? Mir gefällt's.

Wann hatte der Krieg begonnen, auch an Ellen so zu nagen?

Das nagt. Sorge klingt anders. ;)

Ihr Blick flackerte durch den Raum, zu Paul, zu ihrer Hand mit der Waffe.

Flackert, find ich gut.

Schön, dass du so intensiv weiter gearbeitet hast.

Lieber Gruß, Kanji

 

Hallo Holg,

was so ein Ortswechsel ausmacht ...

Denn jetzt kommt mir das Gespräch der beiden viel natürlicher vor, nicht mehr auf Exposition abzielend, er trifft sie scheinbar zufällig in der Kantine und erzählt nur noch, was sie aus seiner Sicht tatsächlich nicht wissen kann, und dass die Begegnung kein Zufall ist, ist Teil des Plots, der sich erst später enthüllt.

Eine winzige Sache nur noch, die mir jetzt, wo mir alles andere gefällt, noch aufstößt: die Geschichte sollte nicht kursiv enden, also mit der Kommunikation der Fleas. Dafür ist die Frage "liebst du mich auch, wenn ich nur noch ein Ohr habe?" einfach ein zu schöner Schlusssatz.

Was hältst du davon, den letzten Flea-Teil vor diesen Absatz zu packen:

Ellen war nicht tot, sie war sogar noch bei Bewusstsein, trotz einer klaffenden, stark blutenden Wunde an der rechten Kopfseite. Die Anspannung war aus ihrem Gesicht gewichen, sie wirkte seltsam entspannt, fast friedlich. Dabei musste sie furchtbare Schmerzen haben. Der Schock?
„Mein Ohr ...“, krächzte Ellen, „die Fleas ... ich musste ...“ Ein mattes Lächeln erschien auf ihrem Gesicht, ein Glitzern war in ihre Augen zurückgekehrt, sie blickte Paul in die seinen. „Liebst du mich auch … wenn ich nur noch ein Ohr habe?“
?
Hätte auch den Charme, dass noch ein bisschen länger die Spannung, ob Ellen nun tot ist, gehalten würde.
Wenn du nichts davon hältst, verzeih die Einmischung.

Grüße von Ella Fitz

 

Lieber Holg,

deutlich besser geworden. Die Beziehung zwischen Ellen und Paul wird viel klarer und das Gespräch der beiden entwickelt sich zwischen den Zeilen. Super gemacht :)

Paar Textstellen:

Ellen wirkte reserviert, fast fügte sie sich mehr in die Umarmung, als dass sie sie erwiderte. Befremdet ließ Paul sie wieder los. Hatte sie die Neuigkeiten schon gehört?
das ist mir zu viel innerer Monolog... wie bemerkt er das? Woran?

„Wir haben ihnen in die kleinen Flohärsche getreten“, wenn es gut lief. Oder: „Scheiße, wir wären fast draufgegangen“, wenn es so lief wie heute.
:D

fragte die synthetische Stimme des dreirädrigen Automaten.
mm, wenn du anfängst diese Automaten zu beschreiben, dann genauer, dreirädrig ist dann zu wenig...
Hatten wir nicht was von Lem und so besprochen :)

Er wusste selbst nicht, ob es die ausweglose Situation war, die ihn so frustrierte, oder Ellens Begriffsstutzigkeit.
den braucht es nicht unbedingt, er sagt doch gleich, was er meint...

. Doch das maskenhaft unbewegte Gesicht mit den glanzlosen Augen erschreckte ihn. Seit wann war das so? Wann hatte der Krieg begonnen, auch an Ellen so zu nagen?
der erste Satz ist top... den zweiten kapiere ich nicht... wie lange haben sie sich nicht gesehen?

Gefällt mir richtig gut :Pfeif:
viele Grüße
Isegrims

 

Hallo Holg,

da hast du ja ordentlich dran gearbeitet. Mit Erfolg, wie ich finde, obwohl ich mit deiner ersten Fassun gut leben konnte, weil mir die Grundidee gefallen hat. Und du kannst ja formulieren, da muss man nur an Kleinigkeiten basteln. Ich weiß ja, dass du ein Perfektionist bist und jede Kritik sorgfältigst prüfst, ob sie der Optimierung dient. Und du gibst ja wiederum ganz viel Impulse ins Forum hinein. Gut, dass es dich gibt,
Aber, mein Lieber, ich warte auf die versprochene Romantikgeschichte. Vielleicht kann ich dann mal die Verreißmaschine anwerfen:D.

Herzlichst
wieselmaus

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Holg

Eigentlich bin ich grad in Urlaub, aber da ich sehr gespannt auf deine Überarbeitung war und ich da ja auch was angeregt hatte, will ich mich gerne noch dazu äussern.

Grundsätzlich liest sich der Dialog für mich nun dynamischer, abwechslungsreicher und die Geschichte insgesamt spannender, so weit, so gut.

Ein Problem habe ich allerdings noch mit dem seltsamen Verhalten von Ellen, bzw. Pauls Reaktion darauf. Da sind vier Stellen, bei denen das subtil daherkommt:

Mit steifem Rücken nahm Ellen ihm gegenüber Platz.

Ellen zögerte mit der Antwort. „Ich ... komme gerade erst aus der Sanitätsstation. Dekontamination und Wundversorgung.“
„Natürlich.“ Paul holte tief Luft.

Ellen blickte ihn verständnislos an. Paul wies auf seine Uniformärmel und lachte höhnisch auf. „Vier Streifen!“ Noch immer blieb Ellens Blick leer. Paul seufzte. „Sie haben mich befördert.

„Paul ...“, sagte Ellen und kniff die Augen zusammen. Ihr linker Mundwinkel zuckte. „Du musst ...“ Ihre Stimme klang rau.

Vor allem die zweite Stelle scheint mir gut gelungen, es wird klar, dass Ellen etwas sagt, von dem sie wissen müsste, dass Paul das bereits weiss. Den Rest überlässt du dem Leser.

Du ahnst, was kommt? Da sind sieben Stellen, wo du das eher weniger subtil gestaltet hast.

Paul sprang auf, um sie zu begrüßen. Ellen wirkte reserviert, fast fügte sie sich mehr in die Umarmung, als dass sie sie erwiderte. Befremdet ließ Paul sie wieder los.

„Wir waren erfolgreich“, wiederholte Ellen. Dann fügte sie hinzu: „Unter bedauerlichen Verlusten.“
Paul runzelte die Stirn. So förmlich kannte er Ellen nicht.

„Meinen herzlichen Glückwunsch“, sagte Ellen.
Nun war es Paul, der nichts mehr verstand. „Glückwunsch? Ist das dein Ernst? Ist dir nicht klar, was das bedeutet?“

Er wusste selbst nicht, ob es die ausweglose Situation war, die ihn so frustrierte, oder Ellens Begriffsstutzigkeit. Was zum Teufel war los mit ihr?

Doch das maskenhaft unbewegte Gesicht mit den glanzlosen Augen erschreckte ihn. Seit wann war das so?

„Du verstehst? Ist das alles?“ Paul war fassungslos. „Was ist mit ‚mir scheißegal, sollen sie doch kommen‘ oder ‚ich fliege mit, ich lasse dich nicht allein da raus‘? Ellen, ich erkenne dich gar nicht wieder! Was ist los mit dir?

„Ellen? Was soll das?“ Paul hob beschwörend die Hände, während er langsam seinen Stuhl zurückschob und ebenfalls aufstand. „Was ist los mit dir?“

Einige dieser Stellen brauchst du, das ist klar. Aber ich bin mir ziemlich sicher, dass du das zurückfahren kannst, ohne die Leser dadurch zu verlieren. Vor allem das dreifache „Was ist los mit (ihr) dir?“ würde ich vermeiden. Vielleicht schaust du dir die Stellen noch mal an und überlegst, wie du das Schema: Ellen sagt was – Paul ist irritiert – Paul sagt, dass er irritiert ist, durchbrechen, auch mal ein Missverständnis stehen lassen kannst, ohne es durch Paul gleich kommentieren zu lassen.

Schön zu sehen, wie du an deinen Geschichten arbeitest und wie sich das sichtlich lohnt.

Lieber Gruss
Peeperkorn

 

Hallo Holg,

das ist eine feine kleine Geschichte für zwischendurch.
Jedes Mal beim Lesen bin ich über den Steuerer gestolpert. Finde das Wort wirklich grässlich. Aber wie wir schon bei deiner letzten Geschichte herausgefunden haben - vielleicht stimmt da was mit meinem Ohr nicht ;)

Als erfahrener Leser riecht man den Braten recht schnell. Dein Ansatz ist ja schon gut, mit dem Preis des Krieges, aber mir war das etwas zu wenig, um das den ganzen Text lang zu schlucken. Vielleicht gab es vorher einen Streit und er schiebt ihr seltsame Verhalten darauf? Ich denke, das könnte sinnvoll zur Verschleierung beitragen.

Joa, ansonsten ein feines Kammerspiel in space (die opera deutest du zum Glück nur an. War an die Serie Space 2063 erinnert [nur meine Assoziation?]. Hach, die juten 90er :D )

Bitte zwei Starlight Supreme. Auf Eis
:lol:

grüßlichst
weltenläufer

 

Hallo ihr Lieben,

das war ja wieder seeehr clever von mir: um eure Kommentare bitten und dann fünf Tage abtauchen! Das war anders geplant. Zu den Dingen, die mich die letzten Tage in Anspruch genommen haben, gehörte ironischerweise eine Schulung zum Thema Zeitmanagement.

...........................................................................................................................
(bitte hier passenden blöden Spruch einsetzen)​



Liebe Kanji,

das freut mich besonders, dass auch du als Nicht-SF-affine Leserin jetzt etwas mit der Geschichte anfangen kannst. Gute SF sollte sich ja nicht allein auf das Technisch-Wissenschaftliche verlassen, sondern auch auf der menschlichen Ebene funktionieren. Schön, dass ich diesem Ziel etwas näher gekommen bin.

Hast du jetzt einen neuen Cocktail erfunden? Was'n da drin?
Zumindest hat meine Suchmaschine kein Rezept dafür ausgespuckt, also kann ich den Namen wohl für mich beanspruchen. Was drin ist, verrät dir der dreirädrige Barkeeper leider nicht. Aber wenn es der Lieblingsdrink zweier harter Weltraumsoldaten ist, dröhnt er wohl ordentlich. ;)

Darf das komisch wirken? Mir gefällt's.
Ja, darf es. Mit gefällt's, wenn das ein bisschen comic relief bringt.

Das nagt. Sorge klingt anders.
Du meinst, die Formulierung nagt an dir, weil du sie nicht passend findest?
Die Stelle ist jetzt umformuliert, auch weil du sie nicht als Einzige moniert hast:
Doch das maskenhaft unbewegte Gesicht mit den glanzlosen Augen erschreckte ihn. Seit wann hatte der Krieg auch Ellen so zugesetzt?

Etwas konventionell vielleicht, aber dafür eindeutig.



Liebe Ella Fitz,

super, dass die Dialoge jetzt natürlicher wirken, das war ja das Hauptproblem und daher Hauptziel meiner Umbauarbeiten.

Eine winzige Sache nur noch, die mir jetzt, wo mir alles andere gefällt, noch aufstößt: die Geschichte sollte nicht kursiv enden, also mit der Kommunikation der Fleas. Dafür ist die Frage "liebst du mich auch, wenn ich nur noch ein Ohr habe?" einfach ein zu schöner Schlusssatz.
Was hältst du davon, den letzten Flea-Teil vor diesen Absatz zu packen:
(...)
Hätte auch den Charme, dass noch ein bisschen länger die Spannung, ob Ellen nun tot ist, gehalten würde.
Wenn du nichts davon hältst, verzeih die Einmischung.
Kurz vorweg: Wenn ich schon nach Meinungen frage, werde ich mich wohl kaum an "Einmischung" stören. :shy:

Zur Sache: Da legst du den Finger auf einen wunden Punkt, denn über diese Schlussszene habe ich lange nachgedacht. Allerdings hatte ich eher erwogen, sie ganz zu streichen, weil sie ziemlich dröge rüberkommt. Aber ohne sie fehlte mir so ein bisschen der Abschluss auf der Flea-Seite. Zwar haben der Obere und sein Steuerer verständlicherweise nichts mehr zu sagen, aber die Fleas sind ja so ein bisschen Schwarmwesen, da schien mir irgendeine Reaktion auf diesen Fehlschlag erforderlich. Außerdem habe ich dann stilistisch eine Klammer, die den ganzen Text mit Flea-Dialogen beginnen und enden lässt.

Das an die von dir vorgeschlagene Stelle zu verschieben, ist mir gar nicht eingefallen, und ich habe jetzt mal damit herumgespielt. Ich habe mich aber dagegen entschieden, weil ich die entsprechende Szene auf der Raumstation nicht so unterbrechen will. Die ist schon so kurz und soll ja der spannende Höhepunkt sein, das wollte ich nicht auseinanderreißen. (Das fühlt sich ein bisschen so an wie eine Werbepause mitten im Showdown des Films.) Dabei hätte es unbestreitbar Vorteile, mit dem "Ohr" zu enden.

Ein Dilemma. Ich lasse es erst mal so, wie es ist, aber die Anregung war trotzdem klasse!



Liebe Isegrims,

(In anderen Threads wurde ja gerade dein "geschlechtsloses" Profil diskutiert. Ich habe irgendwann den Eindruck gewonnen, du seist weiblich, also rede ich dich einfach so an. Falls ich falsch liege, nimm es als Kompliment dafür, wie viel Frauenverständnis du so ausstrahlst. :D)

toll, dass auch du jetzt mit den Dialogen zufriedener bist. Drei der Textstellen, die du angestrichen hast, habe ich geändert (wenn auch vielleicht nicht haargenau in der Weise, die du meintest); da decken sich deine Einwände auch stark mit denen von Peeperkorn.

der erste Satz ist top... den zweiten kapiere ich nicht... wie lange haben sie sich nicht gesehen?
Diese Stelle sollte nicht besagen, dass sie sich länger nicht gesehen hätten, sondern dass Paul sich fragt, was er wohl übersehen hat. Das ist ja oft so, dass man allmähliche Veränderungen an nahestehenden Personen nicht so wahrnimmt, gerade weil man sie täglich sieht.
Das war aber so ein bisschen ein Überbleibsel aus der ersten Textfassung, in der ich Paul noch deutlich gestresster, um nicht zu sagen ziemlich überfordert darstellen wollte. Daher ergab das jetzt nicht mehr ganz so viel Sinn und ist eine von den besagten drei Stellen, die ich noch mal geändert habe, zumal neben Peeperkorn auch Kanji diesen Absatz nicht so gut fand.
Allerdings steht dort immer noch ein "seit wann".

wenn du anfängst diese Automaten zu beschreiben, dann genauer, dreirädrig ist dann zu wenig...
Hatten wir nicht was von Lem und so besprochen
...und hatte ich nicht gesagt, dass ich mich mit dem Lem-Vergleich schwertue? :D
Im Ernst: Ich hatte nicht die Absicht, den Automaten näher zu beschreiben. Aber ohne das Wort "dreirädrig" fehlt mir hier eine wichtige Information, damit sich der Leser die Szene vorstellen kann, nämlich dass dieser Roboter beweglich ist, zum Tisch kommt und wieder weggeht/-fährt. Und das kann ich ja kaum beiläufiger einflechten als mit einem einzigen Adjektiv.



Liebe wieselmaus,

vielen Dank für das Lob zu meiner "Arbeitsethik" und auch zur Urfassung dieses Textes. Ja, die Kleinigkeiten machen immer am meisten Arbeit, in der oben erwähnten Schulung wurde wieder mal an das Pareto-Prinzip erinnert ... aber anders als auf der Arbeit sind (mir) hier auch die letzten paar Prozent echt wichtig, also nehme ich den Aufwand gerne auf mich.

Aber, mein Lieber, ich warte auf die versprochene Romantikgeschichte. Vielleicht kann ich dann mal die Verreißmaschine anwerfen
Oha, die Geschichte kommt leider (oder sollte ich in Erwartung deines Verrisses sagen: zum Glück? ;)) ziemlich schleppend voran. Sagt wohl auch einiges über mich groben Klotz aus, dass ich mich mit der Romantik schwertue ... :lol:



Lieber Peeperkorn,

einen besonderen Dank dafür, dass du dir sogar im Urlaub die Zeit für meine bescheidenen Bemühungen nimmst!

Grundsätzlich liest sich der Dialog für mich nun dynamischer, abwechslungsreicher und die Geschichte insgesamt spannender, so weit, so gut.
Das kündigt ja noch einiges an ... :eek:

Ein Problem habe ich allerdings noch mit dem seltsamen Verhalten von Ellen, bzw. Pauls Reaktion darauf.
4:7 - kein Topergebnis! Aber du hast natürlich Recht, ich bin da übers Ziel hinausgeschossen und habe zu oft betont, wie sich Paul über Ellen wundert. Klassisches Problem: nicht genug Vertrauen in den Leser, dass er die richtigen Zusammenhänge herstellt.

Deshalb bin ich deinem Rat gefolgt und habe das zurückgefahren. Von den sieben Stellen habe ich vier gestrichen, zwei umformuliert und nur eine stehengelassen. Das fühlt sich jetzt auch für mich selbst viel wenig holzhammerartig an.



Lieber weltenläufer,

dein Ohr arbeitet diesmal einwandfrei. ;) Der "Steuerer" (und m.E. auch der "Obere") klingen seltsam und sollen das auch tun. Das soll schon am Klang erkennen lassen, dass da andere Leute sprechen als die Menschen auf der Raumstation. Die gewählten Titel sollen auch die Fleas ein bisschen charakterisieren, in diesem Fall als sehr sachlich und pragmatisch: die Bezeichnungen entsprechen eben ihrer Funktion und fertig.

Als erfahrener Leser riecht man den Braten recht schnell. Dein Ansatz ist ja schon gut, mit dem Preis des Krieges, aber mir war das etwas zu wenig, um das den ganzen Text lang zu schlucken.
Diesen schicksalhaften Leidensaspekt (Preis des Krieges) habe ich bei der Überarbeitung sogar runtergefahren, der schien mir in der ersten Fassung überstrapaziert und - wie du auch sagst - nicht tragfähig als Leitmotiv für den ganzen Text. Deshalb habe ich im Grunde aufgegeben, dem Ganzen irgendeine Tiefsinnigkeit verleihen zu wollen. Ein bisschen Spannung und zwei Personen, mit denen man hinreichend mitempfinden kann, im Finale etwas Action, das war dann die verbliebene Absicht.

Vielleicht gab es vorher einen Streit und er schiebt ihr seltsame Verhalten darauf? Ich denke, das könnte sinnvoll zur Verschleierung beitragen.
Hm, das wäre noch mal ein Aspekt mehr. Da hätte ich so auf den ersten Eindruck die Befürchtung, mich entweder zu verzetteln oder aber etwas anzureißen, was dann zu sehr offen bleibt. Ich habe ohnehin nicht wirklich angestrebt, die Steuerung Ellens durch die Fleas vor dem Leser zu verbergen, immerhin lasse ich die Fleas ja die ganze Zeit vor sich hin brabbeln, und irgendwann wird jeder Leser merken, was das zu bedeuten hat. Ich bin da zufrieden, wenn Paul glaubhafterweise nicht rafft, dass Ellen fremdgesteuert ist, und hoffe, dass das zumindest klappt.

ansonsten ein feines Kammerspiel in space (die opera deutest du zum Glück nur an
"Kammerspiel" trifft genau meine Absicht, auch wenn es um einiges anspruchsvoller klingt als das, was ich wirklich liefern kann.

War an die Serie Space 2063 erinnert
Die kenne ich leider nur von Titel her. Hab ich da was verpasst?



Einen ganz herzlichen Dank an euch alle für das erneute Feedback, ihr seid eine Wahnsinns-Unterstützung!

Grüße vom Holg ...

 

Hallo Holg,
Eine feine Geschichte, die ich gerne auch nach längerer Zeit nochmals kommentieren will:
Die Idee fand ich gut, einmal eine Abweichung von den Standardmonstern. Bei mir setzte die Erkenntnis, wer die Attentäterin ist, genau zum richtigen Zeitpunkt ein - kurz bevor Paul es raffte. Dabei waren beim zweiten Lesen die Hinweise ja klar, aber so geht das nun mal in manchen Beziehungen ;)
Paul war mir am Anfang etwas zu blass. Ich hätte gerne etwas mehr von ihm gewusst, um ihn mir besser vorstellen zu können.

lg
Bernhard

 

Hallo Bernhard,

zum zweiten Mal in wenigen Tagen vielen Dank für dein Lob!

Mal andere Aliens zu erschaffen war mir mit der wichtigste Aspekt an der Story. Das Timing für gewisse Erkenntnisse hingegen ist ja immer echt schwierig und nie für alle Leser gleich, deshalb habe ich "vorsichtshalber" noch den zweiten Twist eingebaut, dass Ellen sich nur das Ohr wegschießt, in dem die Fleas sitzen. Wer das eine frühzeitig errät, kann sich immer noch von dem anderen überraschen lassen, so meine Überlegung. Ich glaube, das hat ganz gut geklappt.

Dass Paul etwas blass bleibt, stimmt wohl. In der ersten Fassung (hab gerade noch mal nachgesehen) war sein Zögern und Zweifeln stärker ausgearbeitet, aber das war mehr nervend als charakterzeichnend, darum habe ich da - wie so oft - zugunsten des Tempos einiges gestrichen. Ebenfalls aus Tempogründen hätte ich jetzt Hemmungen, das wieder nennenswert auszubauen. Aber ich schaue bei Gelegenheit noch mal, ob sich vielleicht mit wenigen Worten ein paar sinnvolle Farbtupfer setzen lassen. Das ist eine Kunst, die ich noch nicht sooo gut beherrsche.

Grüße vom Holg ...

 

Guten Abend Namensvetter!

Gleich bei den ersten Sätzen habe ich Otto Waalkes im Ohr:
"Großhirn an Blutduck, steigen!"
"Blutdruck an Großhirn, Blutdruck an Großhirn, in Ordnung, gestiegen!"
"Leber an Großhirn, Leber an Großhirn, wo bleibt denn der Alkohol,
ich krieg ja überhaupt nichts zu tun hieeer!?"

Schöne Geschichte, habe ich gerne gelesen. Dass Ellen fremdbestimmt ist, wurde mir zwar auch relativ schnell klar, war aber durchaus gespannt, wie die Geschichte endet. Aber dass die Flöhe im Ort sitzen? Die sollen wirklich sooo klein sein? Das hat mich etwas irritiert. Aber OK, warum nicht.

Danke für die unterhaltsamen Leseminuten.

Viele Grüße
Holger

 

Hallo Holger HoWoA,

das ist ja schön, dass diese Geschichte nach einem halben Jahr noch einmal hervorgeholt wird! :)

Gleich bei den ersten Sätzen habe ich Otto Waalkes im Ohr:
Und ich hatte gehofft, daran erinnert sich außer mir keiner mehr ... :shy:
Also, diese Assoziation hatte ich selber auch, aber sie war natürlich in keiner Weise beabsichtigt. Ich habe das auch nicht als so problematisch angesehen, dass ich es ändern müsste.
In der Sache gibt es eh keine wirkliche Ähnlichkeit, aber der Sprachduktus weckt schon seltsame Erinnerungen ...

Schöne Geschichte, habe ich gerne gelesen.
Vielen Dank!

Dass Ellen fremdbestimmt ist, wurde mir zwar auch relativ schnell klar, war aber durchaus gespannt, wie die Geschichte endet.
Ja, mir war bewusst, dass die meisten das schnell erkennen würden. Deshalb habe ich versucht, nicht die ganze Geschichte von dieser Erkenntnis abhängig zu machen. Schön, wenn es geklappt hat!

Aber dass die Flöhe im Ort sitzen? Die sollen wirklich sooo klein sein? Das hat mich etwas irritiert. Aber OK, warum nicht.
Na, dann war ja doch auch auf dieser Ebene noch ein kleiner Überraschungseffekt drin. Umso besser! :D
Ja, die Fleas sollten wirklich extrem klein sein. Deswegen sind sie ja so ein schwieriger Gegner. :teach: In einer späteren Geschichte habe ich dafür dann umso größere Aliens beschrieben.

Das Ohr gilt ja manchen Alternativmedizinern als Organ, das mit allen anderen Körperteilen verbunden ist, so dass man von dort aus Krankheiten im ganzen Körper diagnostizieren und behandeln kann, z.B. durch Akupunktur. Vielleicht haben die Fleas gelernt, genau diese Mechanismen für sich auszunutzen? Andererseits gibt es ähnliche Theorien auch zu anderen Organen, z.B. den Augen oder sogar zum Hinterteil. Ich fand es aber unsexy, wenn Ellen sich ein Auge oder eine Backe weggeschossen hätte ... :lol:

Vielen Dank fürs Vorbeischauen!

Grüße vom Holg ...

 

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