Chuck – Bear`s den
Schließlich hatte ich genug von der versifften Bande mit der ich herumzog und beschloss einen kleinen Abstecher in meine alte Blockhütte am Yukon zu machen. Ich warf den Kirscheiskaugummi von Jacky B. in weitem Bogen von mir und den Rasierer für Donna Klara`s Beine gleich hinterher. Die 45er vom Franzosen behielt ich, sollte er sich doch eine neue Knarre kaufen, dieser Penner, den ich in einem Anflug von Sentimentalität fast geheiratet hätte. Aber nein, das Miststück musste ja nach dem Arsch von Dark X schielen. „Liz-Babe, du brauchst Abwechslung“, sagte ich mir und schnürte mein Bündel. „´S kann ja nich´ sein, dass du mit diesen Hottentotten tagein tagaus rumziehst. Die können sich Santa Monica sonst wo hin stecken.“ Ich machte einen Abflug, Jacky B. und Donna Klara bekamen es nicht mit, weil sie gerade damit beschäftigt waren, sich gegenseitig die Zunge in den Hals zu hängen und angekaute Kirscheis-Kaugummis auszutauschen. Gute Kumpels, keine Frage, aber viel zu fixiert auf dieses Scheiß-Kaff Santa Monica.
Also knackte ich einen Jeep und fuhr nach Whitehourse. Dort klaute ich ein Wasserflugzeug und zog mit Pauken und Trompeten in meine alte Hütte ein. Das Blut von dem damaligen Gemetzel klebte noch an den Wänden und Billy`s gevierteilter Leichnam schaukelte sanft im Wind. Ich bastelte mir aus den Knochen eine Wasserpfeife. Den Rest des Tages verbrachte ich damit, die Bude sauberzumachen und danach setzte ich mich auf meinen Schaukelstuhl in die Nachmittagssonne und genoss die ganze Friedlichkeit und Ruhe. Am nächsten Tag ging ich Lachse angeln. Ich fing ein ordentliches Prachtexemplar und haute es in die Pfanne. Das war ein Leben, Teufel auch! Aber es gab noch einiges zu organisieren und so flog ich mit meinem Wasserflugzeug in`s nächste Kaff um den Supermarkt leer zu räumen und Sprit zu besorgen. Am Nachmittag legte ich einen kleinen Gemüsegarten an und hoffte, dass die Karotten, der Hanf und die Kartoffeln aufs beste gediehen. Dann musste ich noch den Schnaps ansetzen, das Zeug wurde höllisch gut und ätzte einem fast die Speiseröhre weg.
So verbrachte ich einige friedliche Tage und war sehr zufrieden mit mir und der Welt. Eines Morgens trat ich aus der Hütte und da saß er. Ein ausgewachsener Grizzly-Bär. Er fauchte mich an und ich fauchte zurück. Somit waren die Fronten geklärt und der Bär kam auf die Veranda getrabt und luchste mir einen frisch gefangenen Lachs ab. War o.k., der Grizzly, wie ich fand und ich nannte ihn Benny. Ich verstand mich gut mit Benny – er hielt wenigstens die Klappe und sülzte nicht rum – dafür konnte ich um so mehr sülzen - und außerdem war er ein Experte im Fischfang. Abends verschwand Benny im Dickicht des Waldes, aber schon am nächsten Tag war er wieder da und ich sang im Lieder vor und erzählte ihm vom Leben auf der Straße, während ich seinen dichten Pelz kraulte.
„Weißt du, Benny“, pflegte ich zu sagen, „`s schon ´n geiles Leben, aber der ständige Straßenstaub und die Ballereien ziehen einem auf Dauer die löchrigen Socken aus. Und dieses scheiß Kaff Santa Monica! Keine Dame die was auf sich hält, will dort hin. `S ´n Drecksloch, ganz einfach.“ Benny gähnte laut, aber ich glaub, das war von der Hitze und nicht von meinen Erzählungen.
Dann laberte ich Benny voll von den Kumpels, von Donna Klara mit dem Sheriff-Stern auf dem Häubchen und dem Drang nach diesen verdammten Eislutschern, von Jacky B. und seiner hyperaktiven Königskobra, vom Franzosen und Dark X die auf der Matratze gelandet waren und sich gegenseitig zum Mond hin und retour fickten und letzt endlich von Chuck.
Benny gähnte noch lauter und suchte das Weite.
Ich beschloss den Rest des Tages damit zu verbringen, den Yukon auf- und abzupaddeln und ein ordentliches Stew zuzubereiten. Wurde ziemlich genießbar, obwohl ich bei Gott keine gute Köchin bin, und als ich mich hungrig an den Küchentisch setzte, kratzte Benny pünktlich zur Essenszeit an die Tür.
So vergehen die Tage, Folks!
Yukon-Liz