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Chaosfahrt

Monster-WG
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07.01.2018
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Chaosfahrt

Die Buchseiten rochen muffig. Über mir erblickte ich nichts als die gelbbraunen Seiten. Es tat gut, einmal nicht den Gestank nach Käsefüßen und altem Schweiß in der Nase zu haben, nicht die hässlich gemusterten Bezüge der Sitze anzusehen, nicht die Hinterköpfe der Fahrgäste, die ich schon seit drei Tagen beobachtete.
Drei Tage hatte ich ungenutzt verstreichen lassen. Mir blieb noch ein Tag, um meine Mission erfolgreich abzuschließen.
Eine Weile starrte ich die altersfleckigen Seiten direkt vor meinen Augen an, sog den papiernen Duft in mich auf. Schließlich wappnete ich mich innerlich und hob das Buch von meinem Gesicht.
Ich saß hinten im Bus, von wo aus ich die anderen vier Fahrgäste und den Busfahrer im Auge behalten konnte. Eine Reihe schräg vor mir saß Jako. Ihn hasste ich von allen am meisten. Er war ein sommersprossiger Mann mit rostrotem Haar. Ständig versuchte er, mich in ein Gespräch zu verwickeln. Ich wusste, dass er dies mit anderen Fahrgästen auch tat, trotzdem fühlte ich mich durch ihn bedroht. Es kam mir so vor, als versuchte er, etwas über mich herauszufinden. Als wollte er mich aushorchen.
Er blickte von der abgetragenen Jeans auf, das auf seinem Schoß lag. Er war dabei gewesen, einige Löcher am Saum provisorisch zuzunähen, ließ nun jedoch die Nadel sinken. Sie kam mir kam zwischen seinen Fingern wie eine unausgesprochene Drohung vor. „Ausgeschlafen?“, fragte er freundlich.
„Ich schlafe nicht“, antwortete ich, was der Wahrheit entsprach. Ich hatte die letzten drei Tage kein Auge zugetan.
Er nickte, als wüsste er genau, wovon ich sprach. „Ich kann im Bus auch nicht schlafen. Es ist nicht besonders gemütlich.“
Ich wünschte, der Komfort wäre mein einziges Problem. Tatsächlich hatte ich Angst, dass jemand meine Träume ausspionierte, die Wahrheit über mich erkannte, und ich nicht erwachen würde. Der Puppenspieler war an Bord dieses Busses. Vielleicht las er in diesem Augenblick meine Gedanken. Ich fühlte mich nicht nur von Jako ausspioniert. Ich hatte das Gefühl, dass jeder meiner Gedanken nach etwas Verdächtigem durchstöbert wurde.
Ich grunzte, was gleichermaßen Zustimmung oder Ablehnung ausdrücken könnte, und ließ meinen Blick weiterschweifen. Die Geschwister Luca und Lisa flüsterten miteinander. Ihr ständiges Getuschel machte mich wahnsinnig. Ich hatte das unbestimmte Gefühl, dass sie über mich sprachen. In diesem Moment blickte Luca über die Schulter in meine Richtung. Ich glaubte, Häme auf seinem blassen Gesicht zu sehen.
Ich ballte in meinem Schoß die Hand zur Faust, versuchte, mich durch den aufblühenden Schmerz vom Wispern der Geschwister abzulenken. Sie redeten bestimmt nicht über mich.
Umständlich stopfte ich das Buch in die vordere Hülle meiner schweren Reisetasche, in der ich alles aufbewahrte, was ich für eine Austreibung brauchte. Trotz meiner peniblen Vorbereitung fühlte ich mich ausgeliefert. Am liebsten hätte ich meine Waffen immer griffbereit getragen. So könnte ich nur eine Pistole, die ich im Schulterholster verborgen unter meiner Lederjacke trug, sofort ziehen. Ich fühlte mich albern ohne meinen Mantel und die Schutzweste. Die Lederjacke konnte mich nicht auf die gleiche Weise schützen. Trotzdem trug ich Leder und Schwarz, die Zeichen der Austreiber. Schließlich besaß ich kaum andere Kleidungsstücke. Plötzlich hatte ich das Gefühl, dass jeder an Bord mich längst durchschaut hatte. Ich saß hier in meiner affigen Maskerade wie auf dem Präsentierteller. Am liebsten hätte ich mich unter dem Sitz verkrochen.
Ich warf Jako einen verstohlenen Blick zu, doch er hatte seine Näharbeiten wieder aufgenommen und beachtete mich gar nicht.
Meine eigene Paranoia würde mich noch in den Wahnsinn treiben. Eigentlich hatte ich Nerven wie Drahtseile und eine eiserne Selbstdisziplin. Sechzehn Austreibungen hatte ich erfolgreich abgeschlossen. Doch so wie während dieser Fahrt hatte ich mich noch nie gefühlt. Ich war seit Tagen extrem angespannt, und der winzigste Lufthauch ließ mich aufschrecken.
Direkt hinter dem Busfahrer saß eine ungefähr fünfzigjährige Frau. Ihr Name war Bine. Sie machte sich seit Tagen wichtig, indem sie dem Busfahrer bei jeder Kreuzung die richtige Abzweigung zurief. Dabei war ich mir sicher, dass Sem den Weg genau kannte. Der magere Mann mit den tätowierten Armen ließ die Belehrungen jedoch wortlos über sich ergehen.
Vor Bine fürchtete ich mich. Ihren regelmäßigen Streitigkeiten mit Luca hatte ich entnommen, dass sie eine glühende Unterstützerin des Puppenspielers und eine erbitterte Gegnerin der Austreiber war. Anfeindungen wie diese hatte ich in Jurnengand schon am eigenen Leib erfahren. Viele Jurnengander hassten die Austreiber. Obwohl Bine nicht wissen konnte, dass ich eine Austreiberin war, fühlte ich mich von ihr bedroht. Als sie sich auf ihrem Sitz umdrehte und einen Blick über die Schulter warf, war ich mir beinahe sicher, dass sie dabei nur mich ansah.
Ich hatte die vergangenen drei Monate in Jurnengand verbracht. Meine Austreiber-Gemeinschaft, die Gemeinschaft der Neuen Menschen, brauchte jeden Mann und jede Frau für die Jagd auf den Puppenspieler, den selbsternannten Herrscher der Stadt. Jurnengand war seitdem ein Schlachtfeld. Meine Handflächen prickelten, wenn ich an das Blutbad in dem Klub dachte, wo sich der Puppenspieler versteckt gehalten hatte. Ich hatte im Eifer des Gefechts Unschuldige getötet. Ich war schuldig. Ich konnte verstehen, warum viele Städter wollten, dass wir aus Jurnengand verschwanden. Aber der Puppenspieler musste eliminiert werden. Er war ein Achan, ein widerlicher Parasit, der seine Macht aus der Lebensenergie anderer Menschen zog.
Ich versuchte, den Gedanken an den Puppenspieler aus meinem Kopf zu verbannen. Juri, unser Spion im Netzwerk der Achanen, hatte mir während der Vorbereitung auf diese Mission eingebläut, wie wichtig Gelassenheit war. Wenn ich allzeit gelassen blieb, dann würde mein Bewusstsein dem Puppenspieler verschlossen bleiben. Wenn ich mich aufregte, könnte er in mir lesen wie in einem offenen Buch. Mit jedem Tag fiel es mir schwerer, diese Instruktionen umzusetzen.
Der Puppenspieler war an Bord dieses Busses. Dadurch, dass Juri dies erst letzte Woche in Erfahrung gebracht hatte, war meine Vorbereitungszeit denkbar knapp ausgefallen. Doch die Mission ehrte mich. Im Sinne meiner Brüder und Schwestern – und im Sinne der gesamten Menschheit – musste ich dafür sorgen, dass der Puppenspieler niemals am Ziel, in der Festung, ankäme.
Zwei von fünfen waren meine Zielpersonen. Der Puppenspieler und sein Partner, mit dem er mental verbunden war. Ich musste sie identifizieren und eliminieren, bevor sie mich entdeckten. Mein Vorteil war, dass sie nicht mit mir rechneten. Ich wiederum wusste, dass sie hier waren.
Ich hatte die Ermordung aller meiner Mitreisenden im Kopf schon durchgespielt. Luca war ein schlaksiger Mann. Groß, aber nicht sonderlich wehrhaft. Er hatte etwas Verschlagenes an sich mit den kleinen Augen hinter den dicken Brillengläsern. Seine Schwester Lisa war kräftiger und sportlicher. Ihre Wehrhaftigkeit konnte ich nicht genau abschätzen. Ich musste sie überraschen, um sie risikolos ausschalten zu können. Sem war ein ähnliches Kaliber wie Luca. Allerdings war er mir sympathisch mit seiner gelassenen Art und seinen klaren, blauen Augen, was es schwerer machen würde, ihn zu töten. Ich durfte kein Mitleid haben.
Um Bine machte ich mir keine Gedanken. Sie war älter als die anderen Fahrgäste. Da das achanische Paar jedoch immer in einem Alter war, konnte ich sie ausschließen.
Jako war derjenige, der mich beschäftigte. Er schien immer hellwach zu sein. Ich hatte ihn während der ganzen Fahrt nicht schlafen sehen. Er trug eine schwere Lederjacke, die er niemals ablegte, doch ich konnte seinen kräftigen Körperbau darunter erahnen. Er bewegte sich durch den Gang des Busses wie ein Mann, der seinen Körper gut kannte – wie ein Krieger. Wenn ich einem brutalen Kampf entgehen wollte, musste ich ihn innerhalb eines Augenblicks ausschalten. Eine zweite Chance würde er mir nicht geben.
Falls wir die Festung erreichen sollten, bevor ich den Puppenspieler und seinen Partner identifiziert hatte, würde ich alle vier Verdächtigen töten. In dem Wissen, zwei Unschuldige zu ermorden. Ich hatte jeden Schritt dieser Austreibung bereits geplant. Erst würde ich Jako von hinten in den Kopf schießen. Er wäre tot, noch bevor er überhaupt wusste, wie ihm geschah. Danach würde ich durch den Gang laufen. An Luca vorbei aus nächster Nähe auf Lisa schießen, Luca eventuell mit einem Arm abwehren. Ihn danach töten. Anschließend nach vorne laufen, Bine beiseite schubsen, falls sie aufgesprungen sein sollte. Sie konnte weiterleben. Wenn alles glatt liefe, würden vielleicht zwanzig Sekunden vom ersten Schuss bis zu dem Moment vergehen, in dem ich vorne ankäme. Sem hätte Zeit, den Bus zu stoppen und zu fliehen. Am besten begann ich die Austreibung auf einem freien Feld, wo ich freies Schussfeld auf Flüchtige hätte.
Obwohl ich mir nichts mehr wünschte, als diese Austreibung zu einem schnellen Ende zu bringen, musste ich die verbleibende Zeit nutzen. Die Eliminierung aller Passagiere war die letzte Möglichkeit, die ich ergreifen durfte. Wir hatten einen schlechten Ruf in Jurnengand, weil wir bereits einige Unschuldige auf dem Gewissen hatten. Nach der Beseitigung des Puppenspielers mussten wir jedoch noch die Austreibung der restlichen Achanen in der Stadt zum Abschluss bringen. Bisher stellten sich die Städter oft unseren Jagden in den Weg, versteckten sogar Achanen und taten alles, um uns aus Jurnengand zu vertreiben. Es würde schlimmer werden, wenn ich alle Insassen des Busses zur Festung tötete.
Ich musste für eine Weile in Gedanken versunken gewesen sein. Als Bine sich plötzlich von ihrem Sitz erhob, schrak ich zusammen.
Sie postierte sich vorne im Gang, die Hände in die Hüften gestemmt, und reckte energisch das Kinn. „Hört mal zu! Ich muss euch etwas sagen“, rief sie den Bus hinunter.
Ich wechselte einen Blick mit Jako, der seine Näharbeit sofort aus der Hand legte. In seinen hellen Augen glitzerte ein Anflug von Beunruhigung. Die Geschwister setzten sich aufrechter hin. Ich ahnte, dass sogar Sem einen Blick in den Rückspiegel auf Bine warf.
„Ich habe herausgefunden, dass Austreiber an Bord dieses Busses sind“, verkündete Bine. Sie machte eine kunstvolle Pause. Ich glaubte, ein Zucken von Ärger in ihrem Gesicht zu sehen, dass keiner bei ihren Worten entrüstet aufsprang.
Mit zittrigen Fingern zog ich den Reißverschluss meiner Jacke ein Stück weit nach unten und tastete nach meiner Pistole. Ich versuchte, nur an die gelben Buchseiten und ihren muffigen Geruch zu denken, als könnte ich auf diese Weise die Furcht aussperren. Ich war enttarnt. Ich musste mich zusammenreißen, musste in jedem Falle gelassen bleiben. Ich zwang mein Herz zur Ruhe, erstickte die Angst wie eine Kerzenflamme zwischen Daumen und Zeigefinger.
„Sie glauben wohl, dass der Puppenspieler an Bord ist“, fuhr Bine fort. „Wenn er wirklich hier sein sollte, habe ich eine Information für ihn. Sie sind hier. Sie wollen dich töten. Du musst sie zuerst töten.“
„Was redest du da?“, mischte Luca sich plötzlich ein. Er sprang von seinem Sitz auf und stellte sich Bine entgegen. „Wenn er hier wäre und wenn Austreiber hier wären, dann wüsste er es doch längst!“
Jako erhob sich ebenfalls. „Niemand wird irgendwen töten“, sagte er laut. „Ja, ich bin ein Austreiber. Aber ich bin ein Mensch wie ihr. Ich fahre über die Feiertage in die Festung. Ich habe Ferien wie ihr.“
Ich starrte ihn an. Er versuchte sichtlich, gelassen zu wirken, doch aus der Nähe konnte ich sein Augenlid zucken sehen. Sein Blick schoss im Bus herum. Natürlich. Ich atmete auf. Er trug eine Lederjacke und schwere Stiefel wie ich. Er war ein Kämpfer wie ich. Eine andere Gemeinschaft musste über ähnliche Informationen verfügen wie die Neuen Menschen. Ich war nicht die einzige Austreiberin, die entsandt worden war.
Das schränkte den Kreis der Verdächtigen auf drei Leute ein. Und ich war nicht mehr alleine. Die beklemmende Angst, die ich seit Tagen verspürt hatte, erhob sich federleicht von meinem Herzen, wich Erleichterung.
„Wer’s glaubt, wird selig“, schnaubte Bine. „Ich frage mich, wieso ihr nicht einfach eine Bombe in den Bus geworfen habt. Zwei Unschuldige getötet, aber auch der Puppenspieler und sein Partner. Wäre doch eine gute Bilanz für Verbrecher wie euch. So sieht’s nämlich aus, Luca“, setzte sie verächtlich hinzu. „Das Leben von Gewöhnlichen ist denen nichts wert.“ Sie machte einen Schritt auf Luca zu.
„Fass meinen Bruder nicht an!“, brüllte Lisa auf einmal. Sie stürmte durch den Gang auf Bine zu, baute sich neben ihrem Bruder auf. Ich sah etwas Schweres in ihrer Hand und sprang ebenfalls von meinem Sitz auf.
Bine lachte, als Lisa mit der Pistole, die sie in den Händen hielt, auf sie zielte. „Ihr seid Mörder genau wie die Austreiber“, zischte sie. „Der Puppenspieler würde das nicht zulassen!“ Sie streckte blitzartig die Hand nach der Waffe aus.
Der Puppenspieler eilte ihr nicht zur Hilfe.
Etwas explodierte. Blut sprenkelte die Sitze und spritzte auf die Windschutzscheibe. Der Bus machte einen Satz zur Seite, der mich von den Beinen riss. Ich hörte ein Splittern, ein Kreischen wie von einem verwundeten Tier, als der Bus an einer Felswand entlangschrammte und endlich zum Stehen kam.
Als ich mich aufsetzte und meine Pistole zog, hatte ich einen metallischen Geschmack im Mund. Trotzdem war ich blitzschnell vorne angelangt, schob mich gewaltsam an Jako vorbei. Lisa lag noch auf dem Boden. Ich trat die Pistole aus ihren Händen und unter einen Sitz aus ihrer Reichweite.
„Was hast du getan?“, herrschte ich sie an, doch die Frau schluchzte nur.
Jako rappelte sich auf. Anders als ich hatte er keine Waffe gezogen. Er sah unverletzt aus, und er fiel neben der ersten Reihe auf die Knie, zog einen blutüberströmten Körper in seine Arme. Luca kämpfte sich hinter Lisa auf die Beine, Blut sickerte aus seinem dunkelblonden Haar. Der Bus stand auf der Serpentinenstraße an eine Felswand gelehnt, und die Windschutzscheibe wies zahlreiche Risse auf. Sem beugte sich aus seinem Sitz, während seine schlanken Finger vergeblich versuchten, den Sicherheitsgurt zu lösen.
„Scheiße“, rief Jako mit zittriger Stimme, als er an Bines Hals herumtastete. Ihr Gesicht sah seltsam aus, und Jakos Hände waren rot von Blut.
„Jako, steh auf!“, herrschte ich ihn an, ohne die Pistole auf ihn zu richten. „Alle stehen jetzt auf!“, rief ich. „Jeder hält die Hände so, dass ich sie sehen kann.“
Ich drehte mich um, um Lisa mit meiner Waffe zu bedrohen, die sich ebenfalls aufrappelte. Ihr Blick war benommen. Es schnappte, als Sem den Sicherheitsgurt löste. Er erhob sich und streckte die Hände von sich, Handflächen nach oben.
Jakos Miene war schrecklich verzerrt. „Das hätte nicht passieren dürfen“, stellte er fest. „Das hätten wir verhindern müssen.“
Einen Moment war ich versucht, ihm beizupflichten. Dass eine Mitreisende die einzige Person erschoss, die ich als Achanin ausschließen konnten, war furchtbar. Doch dann stutzte ich. Etwas an seinen Worten stimmte nicht. Etwas an seinen Worten ließ mich instinktiv aufschrecken.
Er hatte nicht mit mir gesprochen. Er hatte nicht sich und mich gemeint. Ich hatte diese Pluralform schon gehört. Es war derart charakteristisch, dass ich beinahe gelacht hätte. So wie alle Achanen, die einige Jahre im Denken und Fühlen mit einem Partner verbunden waren, sprach Jako im Plural von sich selbst.
Er war kein Austreiber. Er hatte sich bloß Zeit verschafft, um die echte Austreiberin an Bord zu identifizieren. Beinahe wäre ich darauf hereingefallen.
„Nun ist es passiert“, sagte ich und hoffte, dass niemand mein Zögern bemerken würden. Mir blieben wahrscheinlich nur noch Augenblicke, bis der Puppenspieler mich enttarnte. Ich musste kühlen Kopf bewahren.
Ich zwang mich, einmal tief durchzuatmen. Noch viel wichtiger war, dass ich sofort erkannte, wer der Puppenspieler war. Ich musste ihn jetzt ausschalten.
Jako wischte sich schaudernd über die Stirn. Genau über die Stelle, an der Luca verletzt worden war. Als könnte er dessen Wunde spüren.
Da wusste ich es.
Er hatte sich mit Bine angelegt. Er hatte seine Schwester dazu gebracht, diese Fahrt zu einer Chaosfahrt werden zu lassen. Chaos war das wichtigste Werkzeug des Puppenspielers. Überall, wo er verschwinden musste, richtete er Chaos an. In all dem aufgewirbelten Staub machte er sich unsichtbar.
Blitzartig richtete ich meine Waffe an Jako vorbei auf Luca. „Du bist der Puppenspieler!“, zischte ich.
Luca riss die Augen auf. „Ich?“
Ich spürte Jakos Atem in meinem Nacken. Ich war schlecht positioniert, und mein Herz raste, als wollte es davonrennen.
„Er?“, fragte Jako verblüfft. „Vera…“ Er holte tief Luft. „Bitte, nimm die Waffe runter. Unseretwegen muss niemand sterben.“
„Wenn du mein Zeuge bist, Austreiber, dann richte ich ihn jetzt hin“, sagte ich und legte den Finger an den Abzug. Es war ein grausamer Scherz – als glaubte ich noch, dass er ein Austreiber war. Als glaubte ich, dass er die Hinrichtung seines Partners bezeugen würde.
„Du hast keine Zeugen, die deine Hinrichtung legitimieren, Vera“, sagte plötzlich Sem mit dunkler Stimme. In seinen Augen schien ein blaues Feuer zu glühen. „Du bist ganz allein.“
Blitzartig ergriff Jako mich von hinten. Eine Hand umfasste meinen Arm, die andere hieb er gegen mein Handgelenk. Ich konnte die Klinge des Springmessers in seiner Faust aufblitzen sehen. Eine Schliere von Rot auf meiner Haut. Als der Schmerz in meinem Handgelenk aufkreischte, musste ich mich konzentrieren, um die Pistole festzuhalten. Ich wollte herumwirbeln, wollte meine Waffe auf Jako richten, doch er hielt meinen Oberkörper umklammert.
Meine Waffe zeigte immer noch auf Sem und Luca. Ich beschloss, wahllos abzudrücken. Einer von den beiden war der Puppenspieler. Vielleicht waren sie sogar beide Achanen.
Mein Finger bog sich um den Abzug. Doch bevor ich abdrücken konnte, fielen plötzlich alle Furcht und aller Schmerz von mir ab. Zuerst hatte ich das Gefühl, als hätte man die Welt um mich unter Wasser getaucht, so gedämpft und undeutlich nahm ich sie mit einem Mal wahr. Dann wurde ich auf die seltsamste aller Arten berührt. Im ersten Augenblick dachte ich, dass eine warme Hand sich auf meinen Hinterkopf legte, doch dort war nichts. Die Berührung fand auf einer mentalen Ebene statt, auf der ich noch nie zuvor einen anderen Menschen gespürt hatte.
Jako ließ mich los, doch ich konnte mich nicht bewegen. Der Puppenspieler tauchte sacht in mein Bewusstsein ein und löste meine Finger. Die Pistole fiel mit einem dumpfen Schlag vor meine Füße.
Ich konnte nicht darauf reagieren. Ich konnte weder Wut noch Furcht spüren. Nicht einmal den Schmerz.
Ich hörte Jakos Worte wie aus weiter Ferne. „Wir haben nie gewollt, dass jemand verletzt wird.“ Seine Stimme zitterte. Ich glaubte ihm sogar. „Vera wusste nicht mit Sicherheit, wer von uns der Puppenspieler ist, aber das ist für sie nicht von Bedeutung. Sie hätte uns alle getötet. Glücklicherweise sind wir keine Mörder, sondern Beschützer. Wir werden jetzt gehen. Macht mit der Austreiberin, was ihr wollt.“
Ich schloss die Augen. Der Puppenspieler musste mich nicht einmal dazu zwingen.
Alles hatte sich so gefügt, wie er es brauchte. Er konnte sich wieder als Held inszenieren. Dabei hatte ich ihm geholfen.

 

Hallo TeddyMaria,

ich hatte die erste Version deiner Geschichte schon mal angefangen und dann abgebrochen, so richtig warm wurde ich damit nicht. Dabei ist Fantasy doch voll mein Ding! Ich habe dann immer mal wieder reingeschaut und gesehn, dass du fleißig überarbeitest. Und heute habe ich es noch einmal versucht. Ich würde sagen, ich bin weiter gekommen. ;)

Es tat gut, einmal nicht den Gestank nach Käsefüßen und altem Schweiß in der Nase zu haben,
Ist vielleicht etwas mimimi von mir, aber die Käsefüße finde ich hier echt eklig! Ich konnte schon Herr der Ringe nicht lesen wegen der haarigen Hobbitfüße. Bah! Können die weg?

Drei Tage hatte ich ungenutzt verstreichen lassen. Mir blieb noch ein Tag, um meine Mission erfolgreich abzuschließen.
Guter Einstieg. Macht neugierig.

Eine Weile starrte ich die altersfleckigen Seiten direkt vor meinen Augen an,
Wenn man ein Buch so nah vor den Augen hat sieht man eigentlich nichts mehr, keine Altersflecken und wahrscheinlich noch nicht mal die Seiten. Man sieht er ein verschwommenes beige.

Ständig versuchte er, mich in ein Gespräch zu verwickeln.
Ohjee, so Leute kenn ich aus der Bahn!

Du fängst viele Sätze mit „er, ich, es oder sie“ an. Vielleicht kannst du deinen Satzbau etwas varieren.

Ich ballte in meinem Schoß die Hand zur Faust, versuchte, mich durch den aufblühenden Schmerz vom Wispern der Geschwister abzulenken.
Warum tut denn eine Faust ballen so weh? Das Komma nach „versuchte“ kann weg.

Der erste Teil zieht sich ziemlich lang und du sagst immer das gleiche:

Ich wusste, dass er dies mit anderen Fahrgästen auch tat, trotzdem fühlte ich mich durch ihn bedroht.
Tatsächlich hatte ich Angst, dass jemand meine Träume ausspionierte,
Ich fühlte mich nicht nur von Jako ausspioniert.
Ich hatte das unbestimmte Gefühl, dass sie über mich sprachen. ... Sie redeten bestimmt nicht über mich.
Plötzlich hatte ich das Gefühl, dass jeder an Bord mich längst durchschaut hatte.
Vor Bine fürchtete ich mich.

Hier habe ich abgebrochen. Ich habe verstanden. Sie fühlt sich bedroht und verdächtigt jeden. Das dauert mir viel zu lang. Bis jetzt ist gar nichts passiert. Keine Handlung. Nur Gedanken und ein kurzes, nichtssagendes Gespräch.

Musst du jeden der Fahrgäste einführen und betonen, dass sie auch vor ihm Angst hat? Kann nicht irgendwas passieren und du führst die Leute ein, wenn sie ihren Einsatz haben? Zuerst reicht es doch zu wissen, dass dort vier Mitfahrer sind.

So weit meine Gedanken dazu, ich hoffe sie helfen dir weiter.

Liebe Grüße,
Nichtgeburtstagskind

 

Hallo TeddyMaria,

Die Buchseiten rochen muffig. Über mir erblickte ich nichts als die gelbbraunen Seiten. Es tat gut, einmal nicht den Gestank nach Käsefüßen und altem Schweiß in der Nase zu haben, nicht die hässlich gemusterten Bezüge der Sitze anzusehen, nicht die Hinterköpfe der Fahrgäste, die ich schon seit drei Tagen beobachtete.

Also den Anfang deiner letzten Version fand ich um Längen besser. Es war gut formuliert und erzeugte eine schöne Atmosphäre. Trotzdem sind wir als Autoren daran gebunden, den Leser zu fesseln. Und ich las in diesem Zusammenhang etwas über „nette Landschaftsbeschreibung“, was es auch war. Aber wenn der Leser nach zwanzig Zeilen nicht fasziniert ist, war es das. Sagen wir so:

„Ich griff in meine Reisetasche und fühlte das kalte Metall der Waffe unter meinen Fingern“. Als Einleitung, zum Beispiel. Hier entsteht beim Leser eine Erwartung, ein Interesse, was denn nun folgen mag. „Die Buchseiten rochen muffig“ ist da nicht unbedingt fesselnd. Ich persönlich fand die Einleitung deines letzten Textes gar nicht schlecht. Die Qualität der Darstellung hat mich dranbleiben lassen. Ein Top-Beginn war es aber nicht, obwohl man die Passage durchaus im Beginn verwenden kann.

Über mir erblickte ich nichts als die gelbbraunen Seiten.

Über ihr? Da kann ich nicht folgen. Liegt sie auf dem Rücken oder hält sie das Buch über den Kopf?

Es tat gut, einmal nicht den Gestank nach Käsefüßen und altem Schweiß in der Nase zu haben, nicht die hässlich gemusterten Bezüge der Sitze anzusehen

Welcher Gestank, welche Bezüge? Dazu gibt es keinen Bezug, dem kann der Leser nicht folgen. Du musst dich fragen, welche Infos benötigt der Leser, um die Situation zu verstehen.
Und was ändert das Lesen eines Buches am Geruch, den sie wahrnimmt? Es kann sie höchstens davon ablenken.
Ich glaube, du solltest dich tiefer in die Situation hineinversetzen, sie dir Sekunde für Sekunde ausmalen und auf logische Zusammenhänge und Abfolgen achten. Ich selbst versuche, eine Situation möglichst in Zeitlupe zu sehen, die Handlungen, die Gestik, die Mimik, das Denken u.a.

Eine Weile starrte ich die altersfleckigen Seiten direkt vor meinen Augen an, sog den papiernen Duft in mich auf.

Der Duft von muffigen Seiten? Hier siehst du gut die Unlogik, wenn man die Situation nicht im Auge behält und den Zusammenhang zu vorherigen Sätzen.

Schließlich wappnete ich mich innerlich und hob das Buch von meinem Gesicht

Sie wappnet sich, wogegen und wie? Sie hob das Buch, ist es nicht über ihr?

Ständig versuchte er, mich in ein Gespräch zu verwickeln. Ich wusste, dass er dies mit anderen Fahrgästen auch tat, trotzdem fühlte ich mich durch ihn bedroht.

Ja, deine sperrigen Sätze. „Ständig versuchte er mich und die Fahrgäste in Gespräche zu verwickeln.“ Das sie es wusste, sollte klar sein, sie sitzt im gleichn Bus. Warum fühlt sie sich bedroht? Weil sie das Gefühl hat, er könnte sie aushorchen?

ließ nun jedoch die Nadel sinken. Sie kam mir kam zwischen seinen Fingern wie eine unausgesprochene Drohung vor

Bedroht von einer Nadel?

Ich grunzte, was gleichermaßen Zustimmung oder Ablehnung ausdrücken könnte, und ließ meinen Blick weiterschweifen.

Hier interpretierst du für den Leser. Sie selbst sollte doch wissen, was es ausdrücken soll.

Ich könnte das nun durch den ganzen Text so weitermachen und bin erst am Anfang. Vielleicht hast du dich von den Kommentaren etwas in die Irre führen lassen. Du musst nicht das wiedergeben, was andere erwarten, da sind ja viele persönliche Meinungen bei. Und die meisten von uns, mich eingeschlossen, sind bessere Amateure. Du musst eine Geschichte logisch und folgerichtig ausarbeiten, dann kommt das Formulieren und Ausmalen.

Der Aufbau der letzten Geschichte war erstmal gut. Auch der Anfang, der schön geschrieben war (Meine Meinung, jemand Anderes könnte etwas anderes behaupten. Ist schwierig, da den Durchblick zu behalten). Ich schreibe einfach mal, wie ich es angehen würde.

Die Umgebungsbeschreibung ist nett, kann man beibehalten, aber etwas Interessantes für den Leser einfügen, damit beim Einsteigen in den Bus eine gespannte Situation entsteht. Z.B. sie fasst unter die Jacke und fühlt das kalte Metall der Waffe, was ihrer Anspannung etwas linderte. Damit hast du eine gute Atmosphäre aufgebaut und dem Leser ist klar, das in dem Bus etwas passieren wird.

Was dann folgte, fand ich grundsätzlich gut und logisch. Sie verschafft sich einen Überblick und versucht, die Personen zu beurteilen. Die Beobachtungen waren ganz nett und gut geschrieben, mal abgesehen davon, das du zum Ausschweifen neigst. Das liegt einerseits an überflüssigen Infos wie zu vielen Details, andererseits daran, das du es noch nicht schaffst, Sätze und Inhalte prägnanter zu gestalten (siehe oben) und der Lesefluss etwas zäh wird.

Hier gehört nun auch etwas über ihre Ziele hin, damit der Leser die Situation versteht. Sagen wir, sie will zur Festung fahren, um dort einen Auftrag auszuführen und befürchtet, jemand ihrer Feinde könnte auch im Bus sein und das zufällig entdecken.
Ab hier aber ist die Logik deiner Geschichte vollkommen verwurschtelt. Wenn das jemand erwartet, wie angmerkt, sprengt er den Bus einfach in die Luft. Wenn sie jemanden erwartet, sprengt sie ihn in die Luft. Der ganze Aufhänger funktioniert nicht. Er ist unlogisch und unrealistisch.

Ich habe das Gefühl, dass du eine Idee hast und schreibst dann los. Dadurch ergibt sich sehr viel Unlogik. Sowohl in den einzelnen Beschreibungen, als auch in der Storyentwicklung. Mal abgesehen davon, dass der Aufhänger schon nicht handfest war. Hier hätte schon das Konzept gründlicher überdacht werden müssen. Du musst dir ein realistischeres und logischeres Bild von deiner Geschichte verschaffen, bevor du loslegst.

Das soll dich nicht demotivieren. Wenn du meine ersten Geschichten liest, und das ist schon eine Weile her, würdest du die Beine in die Hand nehmen. Schreiben ist ein Lehrberuf wie jeder Andere. Sechs-Wochen-Kurse zum Erfolg gibt es nicht, dafür sind die Lerninhalte zu umfassend.

Liebe Grüße

Rainer Hohn

 

Hallo, Nichtgeburtstagskind

Vielen Dank fürs Vorbeischauen. Obwohl ich es selbst auch mache, bin ich immer wieder überrascht, wie viele stille Mitleser doch häufig dabei sind. ;) Freut mich, dass Du es erstmal weiter geschafft hast.

Musst du jeden der Fahrgäste einführen und betonen, dass sie auch vor ihm Angst hat? Kann nicht irgendwas passieren und du führst die Leute ein, wenn sie ihren Einsatz haben?

Inzwischen passiert es mir öfters, dass ich weiß, was für Kommentare kommen werden, bevor ich überhaupt etwas hochgeladen habe. Dass ich nicht direkt in die Handlung eingestiegen bin und es genauso getan habe, wie Du sagst, ärgert mich gerade selbst, weil ich darüber nachgedacht habe. Keine Ahnung, warum ich es gelassen habe. Wahrscheinlich nur Faulheit. :) Das werde ich auf jeden Fall bedenken. Vielen Dank, dass Du das nochmal klar gemacht hast.

Du fängst viele Sätze mit „er, ich, es oder sie“ an. Vielleicht kannst du deinen Satzbau etwas varieren.

Da hast Du mich erwischt. Werde ich auf jeden Fall beachten.

Vielen Dank für Dein Feedback. Es sind einige Sachen dabei, die ich selbst bemerkt habe, weshalb ich mich gerade ärgere, dass ich mich darum nicht vorher gekümmert habe. Deine Anmerkungen kann ich auf jeden Fall umsetzen. Vielleicht möchtest Du es dann ja bis zum Ende lesen.

Viele Grüße,
Maria

Hallo, Rainer Hohn

Oje, das ärgert mich tierisch, dass Dir die letzte Version besser gefallen hat. Allerdings erscheint es mir nicht besonders logisch, wenn ich auf eine Szene kürzen will, das Ende und nicht den Anfang zu streichen, wenn Du verstehst, was ich meine. Deshalb konnte der Anfang natürlich nicht so bleiben, wie er war. Der neue Anfang war ein Experiment, und ich kann Deine Einwände total nachvollziehen.

Aber offenbar sind jetzt noch einige viel gravierendere Dinge aufgetreten, die mich noch viel mehr beschäftigen.

Hier gehört nun auch etwas über ihre Ziele hin, damit der Leser die Situation versteht. Sagen wir, sie will zur Festung fahren, um dort einen Auftrag auszuführen und befürchtet, jemand ihrer Feinde könnte auch im Bus sein und das zufällig entdecken.
Ab hier aber ist die Logik deiner Geschichte vollkommen verwurschtelt. Wenn das jemand erwartet, wie angmerkt, sprengt er den Bus einfach in die Luft. Wenn sie jemanden erwartet, sprengt sie ihn in die Luft. Der ganze Aufhänger funktioniert nicht. Er ist unlogisch und unrealistisch.

Das hier ist das, was mich gerade wirklich beschäftigt. Dass die Geschichte (ein bisschen) abgedreht ist, wurde hier ja schon sehr häufig angemerkt. Doch nun habe ich erstmals das Gefühl, dass hier fundamentale Verständnisschwierigkeiten auftreten. Ist unklar, dass meine Prot ihren Auftrag nicht in der Festung, sondern im Bus selbst hat? Habe ich nicht ausführlich genug betont, wie wichtig es ist, keine Unschuldigen zu töten - was dann die Sache mit dem "in die Luft sprengen" erledigt? Ich verstehe nicht so ganz, wo diese Verständnisprobleme plötzlich herkommen? Habe ich doch zu wild gekürzt? Oder waren die Probleme schon immer da?

Mein Problem ist, dass die Leute immer sagen: Handlung, Handlung, Zeigen, Zeigen. Und dann sagen andere oder die gleichen: Jetzt hätte ich aber gerne eine Erklärung. Und eine Erklärung kann ja keine Handlung sein, oder?

Ich vermute aber fast, dass Du das eigentlich verstanden hast und eher herausstellen möchtest, dass die gesamte Geschichte mäh ist, weil, wie Du sagtest, der Aufhänger total abgefahren ist. Ich weiß, dass ich nicht alles immer tun muss, was andere sagen. Aber da muss ich erstmal ein paar Tage drüber nachdenken. Ist ja eine richtige Sinnkrise. ;)

Ich freue mich auf jeden Fall, dass Du wiedergekommen bist, obwohl das alles so verschwurbelt ist. Meinst Du (ganz ehrlich), ich sollte das hier erstmal liegenlassen und mich an etwas anderem versuchen? Oder lohnt es sich, da noch Arbeit zu investieren?

Viele Grüße,
Maria

 

Hallo Maria mit Teddy,

eine Fantasygeschichte von dir, schön. Die werde ich mir mal zu Gemüte führen.
Kommentare habe ich nicht gelesen, du dürftest ja den Text bereits überarbeitet haben.

Also los geht's:
Gleich beim ersten Absatz bin ich über was gestolpert, worüber ich mir Gedanken machen musste:

Über mir erblickte ich nichts als die gelbbraunen Seiten.
Ich lese also den Absatz zu Ende und denke mir, Ok, liegt der/diejenige? Oder wieso sind die gelbbraunen Seiten über ihm/ihr? Oder ist der ganze Bus vielleicht mit Seiten ausgekleidet? Wer weiß... -noch weiß ich nicht um wen es geht, ist auch wurscht. Ein sehr stimmiger Absatz, meiner Meinung nach. Nur das "Über mir" hat mich gleich am Anfang ein bisschen rausgeworfen.

Schließlich wappnete ich mich innerlich und hob das Buch von meinem Gesicht.
Mensch...muss das ein schlechtes Buch sein...oder Shakespeare? :lol:

Er blickte von der abgetragenen Jeans auf, das auf seinem Schoß lag.

Na, da passt jetzt aber irgendwas nicht, oder? Seine Jeans liegt auf seinem Schoß? Hat er auch was an? :D Egal wie auch immer: Er blickte von der abgetragenen Jeans auf, die auf seinem Schoß lag. -warum auch immer...ah...er näht was. Im Bus? Auch eine Challenge ;)

Sie kam mir kam zwischen seinen Fingern wie eine unausgesprochene Drohung vor.

Er nickte, als wüsste er genau, wovon ich sprach. „Ich kann im Bus auch nicht schlafen. Es ist nicht besonders gemütlich.“
Fahren die schon drei Tage im Bus?

Tatsächlich hatte ich Angst, dass jemand meine Träume ausspionierte, die Wahrheit über mich erkannte, und ich nicht erwachen würde.
Kerstin Gier gelesen?

Am liebsten hätte ich meine Waffen immer griffbereit getragen. So könnte ich nur eine Pistole, die ich im Schulterholster verborgen unter meiner Lederjacke trug, sofort ziehen. Ich fühlte mich albern ohne meinen Mantel und die Schutzweste. Die Lederjacke konnte mich nicht auf die gleiche Weise schützen.
Den Absatz musste ich ein paar mal lesen, bis ich verstanden hatte, was der/die jetzt tatsächlich trägt. Das lag vor allem am 2. Satz und dem Wort "könnte". Ich weiß schon, er "könnte" ziehen, wenn er sie denn brauchen würde. Aber in Verbindung mit dem 1. Satz ist das zunächst verwirrend. Man könnte es nämlich auch so verstehen (wie ich zuerst), dass, wenn er nur alle Waffen bei sich hätte, nur die Pistole ziehen könnte und alles wäre super. Weißt du, was ich meine? Geht aber vielleicht nur mir so und sonst kapiert es eh ein jeder gleich...

Obwohl Bine nicht wissen konnte, dass ich eine Austreiberin war, fühlte ich mich von ihr bedroht.
Nun ja, Bine könnte es auch ahnen, schließlich trägt dein Prot doch die Kluft der Austreiber, wenn auch nicht ganz so offensichtlich mit Mantel. Somit ist die leichte Paranoia vielleicht berechtigt...

Meine Handflächen prickelten, wenn ich an das Blutbad in dem Klub dachte, wo sich der Puppenspieler versteckt gehalten hatte.
Aber dieser Puppenspieler fährt doch mit im Bus oder hab ich da auch was falsch verstanden?

Der Puppenspieler war an Bord dieses Busses.
Na also, wusste ich es doch! Na dann "Rübe ab" -oder? Zu radikal?

Ich wiederum wusste, dass sie hier waren.
Aber er weiß nicht, wer von den Personen der Puppenspieler ist, richtig?

Er trug eine Lederjacke und schwere Stiefel wie ich. Er war ein Kämpfer wie ich.
Ist dies Kluft nicht ein bisschen zu offensichtlich? Oder wissen nur die Austreiber, dass sie so angezogen sind? Eher nicht... der wird nicht der sein, für den er sich ausgibt.

„Der Puppenspieler würde das nicht zulassen!“ Sie streckte blitzartig die Hand nach der Waffe aus.
Wer spricht da jetzt? Bine?

Dann wird es nämlich etwas chaotisch in deiner Geschichte. Zunächst dachte ich, Bine hätte die Waffe weggenommen und irgendwas explodierte...aber ich komme drauf, es ist gar nix explodiert sondern es wurde "nur" geschossen.

„Vera…“
Ah, es ist ein Mädchen.

Hmm... ja bin jetzt beim Ende angelangt. Naja, tatsächlich eine Chaosfahrt, irgendwie, oder? Ich hatte einige Mühe mich in der Geschichte zurecht zu finden. Leider bleiben manche Ereignisse doch irgendwie unlogisch. Wieso fahren sie schon drei Tage in einem Bus? Am Ende, da Jako meinte, er führe in die Ferien, denke ich, ok, sie fahren an irgendeinen anderen Ort? Warum? Warum fährt der Puppenspieler, wenn er so gefährdet ist, mit so einem Bus? Wieso glauben die Austreiber sie wären gut und die sogenannten Aanachen sind es nicht? Es dürfte doch einige von denen geben...
Und, eine unwichtige Frage aber trotzdem beschäftigt sie mich, wieso musste sie drei Tage lang Käsefüße riechen und jetzt nicht mehr? Hätte sie doch schon vorher das muffige Buch zur Nase gehalten. :D:read:
Na, eigentlich kein schlechtes Thema. Es war jetzt auch nicht langweilig oder so. Hab beim Lesen auch nicht das Gefühl gehabt, dass ich nicht weiter lesen möchte. Es haben sich nur unzählige Fragen aufgetan, die leider nicht oder nur unzureichend beantwortet werden.
Vielleicht nimmst du dir wirklich noch mal Satz für Satz vor und überprüfst ob er die Geschichte voran bringt, eine subtilen Hinweis enthält oder ganz einfach notwendig ist. Alles andere würde ich streichen.

Ich hoffe, du kannst damit was anfangen.

Liebe Grüße Sabine

 

Hallo TeddyMaria,

irgendwie fängst Du mir an richtig leid zu tun. Du hast so viel Arbeit in diesen Text investiert und jetzt ist die Geschichte (immer noch) irgendwie wirr oder noch wirrer.

Mir kommt es so vor, als ob Du vom Hölzchen aufs Stöckchen kommst, aber man gar nicht weiß, was Du eigentlich erzählen möchtest. Deswegen gehe ich jetzt auch gar nicht auf der Sprachebene durch Deinen Text (da gäbe es sehr viel zu sagen), sondern gebe Dir folgende Tipps (wenn Du nicht langsam die Nase voll hast, was ich gut verstehen könnte):

Erst einmal überlege Dir, in ein zwei Sätzen, welche Geschichte Du eigentlich erzählen möchtest (Schreibratgeber reiten hier auch immer auf der Prämisse herum, aber das kennst Du sicher alles, deswegen fange ich damit gar nicht erst an).

Dann schreibe Dir ganz kurz die einzelnen Szenen Deines Textes auf oder zeichne Bilder oder vergegenwärtige sie Dir auf eine andere Art und Weise:

Erster Absatz = erste Miniszene (Einleitung):

Die Buchseiten rochen muffig. Über mir erblickte ich nichts als die gelbbraunen Seiten. Es tat gut, einmal nicht den Gestank nach Käsefüßen und altem Schweiß in der Nase zu haben, nicht die hässlich gemusterten Bezüge der Sitze anzusehen, nicht die Hinterköpfe der Fahrgäste, die ich schon seit drei Tagen beobachtete.
Drei Tage hatte ich ungenutzt verstreichen lassen. Mir blieb noch ein Tag, um meine Mission erfolgreich abzuschließen.

Und jetzt überlege Dir, was Du mit diesem Absatz beim Leser erreichen möchtest, was soll er sehen, was soll er spüren, was soll er erfahren?

Und das machst Du für jede Szene.

Und dann überlegst Du Dir, ob die Szenen und das was Du erreichen möchtest zusammenpassen, ob da ein roter Faden ist, dem der Leser folgen kann.

Wenn Du feststellst, dass es diesen roten Faden nicht gibt, dann solltest Du auf dieser Ebene erst einmal arbeiten, bis Du den roten Faden hast.

Und dann, wenn Du den roten Faden hast und weißt, was Du mit jeder einzelnen Szene erreichen möchtest, fängst Du an, den Text entsprechend zu überarbeiten.

Mein Gefühl ist, dass Du durch die vielen Kommentare und Anregungen völlig Deinen Kompass für Deine Geschichte verloren hast.

Ich kenne das übrigens gut. Man stellt einen Text hier rein, bekommt wahnsinnig viel Input, und dann will man das alles umsetzen.

Das hilft Dir aber nicht weiter, denn Du musst für die Geschichte, die DU erzählen möchtest, bei jedem Kommentar und jeder Überarbeitung abwägen, ob es Deiner Geschichte und Deiner Intention dient oder nicht.

Ich hatte Dir zum Beispiel bei meinem letzten Kommentar gezeigt, wo Du Informationen doppelst, wie Du vielleicht das Temp erhöhen kannst. Wenn das also Dein Ziel ist, hilft Dir mein Kommentar weiter, wenn nicht, dann hilft er Dir gar nichts (außer natürlich, dass er Dir hilft, Redundanzen und sprachliche Fehler zu erkennen).

Ich bin gespannt, wie Du jetzt weiter damit umgehst, aber ich habe hier gelernt, dass man sich Zeit lassen sollte für Überarbeitungen, die Eindrücke erst einmal sacken lassen sollte und Abstand zum Text hilft auch immer weiter.

Gruß
Geschichtenwerker

 

Hallo TeddyMaria,

Inzwischen passiert es mir öfters, dass ich weiß, was für Kommentare kommen werden, bevor ich überhaupt etwas hochgeladen habe. Es sind einige Sachen dabei, die ich selbst bemerkt habe, weshalb ich mich gerade ärgere, dass ich mich darum nicht vorher gekümmert habe.

Passiert mir auch und ich weiß nicht, warum ich es früher nicht gleich nachbearbeitet habe, obwohl mir der Mangel, zumindest gefühlt, klar war. Aber damit hast du einen Punkt erreicht, wo du deinen Text skeptisch betrachtest und weißt, das es anders gemacht werden muss. Mir passiert das ständig beim Schreiben und ich weiß dann: das passt logisch nicht, das musst du überdenken und anders ausarbeiten. Für mich war es ein Schritt zu einem etwas besseren Autoren.

das ärgert mich tierisch, dass Dir die letzte Version besser gefallen hat.

Nun ja, ich bin ja nicht weit gekommen mit dem Text. Ich müsste dann wohl besser klarmachen, das ich nur einen Teil des Textes meine. Mir hat die Beschreibung am Anfang sprachlich gefallen und die Betrachtung der Leute im Bus war interessant und in dieser Form machbar, wenn sie nun jemanden kennenlernt und sich auf der Fahrt ans Meer verliebt. Eben Aufbau von Atmosphäre.

In deinem neuen Text ist eine recht nette Passage, wo die Prot sich Gedanken über die „Kampfkraft“ der Passagiere macht. Das hätte man am Anfang der Geschichte mit den Beschreibungen verweben können. Einerseits Atmosphäre, andererseits weiß der Leser, das sie bedroht ist. Darauf müssten dann Hinweise auf die Hintergründe erwähnt werden. Gerne häppchenweise, der Leser muss nicht gleich alles wissen, aber folgen können. Es geht um einen logischen Aufbau und Ablauf. Nicht selten breche ich eine Geschichte ab und denke tagelang über die logische Entwicklung nach.

Auch über einen guten Einstieg sollte man sich Gedanken machen. Bei „der Auftrag“ ist das recht gut gelungen. Eine interessante Aussage vorweg. Andere Möglichkeiten sind mit einem Gespräch anzufangen oder mit Handlung. Jemand macht irgendwas, was mit Umgebungs/Umfeldbeschreibung und Denken verwoben wird, wie es in deiner Geschichte ja auch war. Nur muss da etwas Interessantes mittransportiert werden.
Jemand schrieb, man könnte mit dem Bus anfangen, was mir auch wie ein schnellerer Einstieg vorkommt. Aber wir geben keine Empfehlungen, sondern verweisen auf das Konzept.

Habe ich nicht ausführlich genug betont, wie wichtig es ist, keine Unschuldigen zu töten - was dann die Sache mit dem "in die Luft sprengen" erledigt?

Hier entschuldige ich mich. Ich hatte den neuen Text noch nicht ganz gelesen und mich auf den Alten bezogen. Aber wird nicht gesagt, zur Not lege ich auch alle um. Ich habe den Text noch nicht sehr genau betrachtet, deshalb muss ich vorsichtig sein.

Allerdings erscheint es mir nicht besonders logisch, wenn ich auf eine Szene kürzen will, das Ende und nicht den Anfang zu streichen

Kürzen bedeutet nicht zwangsläufig eine Passage herauszunehmen, sondern Wiederholungen, unnötige Informationen, Füllwörter, Sätze ästhetisch zu optimieren. Das braucht seine Zeit, setz dich nicht unter Druck. Hat Jahre gedauert, bis ich meinen Stil gefunden habe, und er ist noch lange nicht perfekt.

Mein Problem ist, dass die Leute immer sagen: Handlung, Handlung, Zeigen, Zeigen. Und dann sagen andere oder die gleichen: Jetzt hätte ich aber gerne eine Erklärung. Und eine Erklärung kann ja keine Handlung sein, oder?

Handlung: es muss etwas passieren, Dialoge, Aktivitäten, Konflikte, auch im Denken. Endlose Beschreibungen sind für den Leser nicht interessant. Beides sollte Hand in Hand gehen.

Zeigen: der Leser möchte die Personen miterleben anhand ihrer Gestik, Mimik, Körperbewegung, Empfinden, Denken.

Jetzt hätte ich aber gerne eine Erklärung: die Handlung etc muss nachvollziehbar sein. Das ergibt sich einerseites aus Andeutungen in den Gedanken, andererseits aus Dialogen und drittens aus Handlungen.

eher herausstellen möchtest, dass die gesamte Geschichte mäh ist, weil, wie Du sagtest, der Aufhänger total abgefahren ist ]
Die erste Geschichte war mäh, weil logisch nicht viel passte. Sprachlich und szenisch fand ich es ansatzweise nett. Aber auch rein sprachlich finden sich viele Fehler. Das Buch riecht muffig, ich sauge den Duft der Seiten auf. Wo ist da die Logik? Genau diese Ungereimtheiten finden sich auch in der Entwicklung der Geschichte.

Der Tipp von Geschichtenwerker ist nicht schlecht. Schreibe dir die einzelnen Szenen auf und achte auf den roten Faden, überprüfe die Logik des Inhaltes, der Entwicklung, der Zusammenhänge. Mit der Zeit macht man das instinktiv und hat wesentliche Elemente des Schreibens immer im Hinterkopf. Man kratzt Erkenntnis für Erkenntnis zusammen und langsam wird es besser.

Was deine Geschichte angeht, ganz persönliche Ansicht: lass sie fallen. Habe ich auch schon gemacht. „Die thalyanische Pest“, kannst du vergessen. Da hätte ich nur komplett neu schreiben können. Nimm die neuen Erkenntnisse und schreib was Besseres und besser Durchdachtes. Ist doch nur stressig, sich endlos mit einer Geschichte herumzuärgern, die zum Überarbeiten einfach zu viele Mängel hat. Aber wenn du das Thema magst, schreib sie neu.

Liebe Grüße

Rainer Hohn

 

Hallo, Sabine P

Vielen Dank für Dein Feedback.

Hmm... ja bin jetzt beim Ende angelangt. Naja, tatsächlich eine Chaosfahrt, irgendwie, oder? Ich hatte einige Mühe mich in der Geschichte zurecht zu finden. Leider bleiben manche Ereignisse doch irgendwie unlogisch.

Tja, dieser Text wurde extrem heftig seziert. Es ist leider nicht viel Ordnendes übriggeblieben. Ich fürchte, ich bin bei meinen Überarbeitungen übers Ziel hinausgeschossen, bzw. habe es verschlimmbessert. Du bist mit Deiner Ratlosigkeit nicht alleine.

Ich werde das jetzt alles erst einmal eine Weile sacken lassen und vielleicht (vielleicht auch nicht) noch einmal von vorne anfangen. Das zeigt sich dann mit der Zeit. Auf jeden Fall freue ich mich, dass Du wieder vorbeigeschaut und so freundliche Worte gefunden hast. ;) Ich werde mir das auf jeden Fall zu Herzen nehmen und in Zukunft berücksichtigen.

Viele Grüße,
Maria

Hallo, Geschichtenwerker

irgendwie fängst Du mir an richtig leid zu tun. Du hast so viel Arbeit in diesen Text investiert und jetzt ist die Geschichte (immer noch) irgendwie wirr oder noch wirrer.

Ja, ich tue mir selber auch leid. Da habe ich wohl verschlimmbessert. Da ich extrem ehrgeizig bin, ist es aber nicht so schlimm. Rückschläge motivieren mich sehr.

Ich finde es cool, dass Du mir einen generellen Schreibhinweis gegeben hast. Tatsächlich habe ich schon unterschiedliche Methoden zur Textstrukturierung eingesetzt. Am meisten Spaß habe ich jedoch, wenn ich einfach drauf losschreibe - was wahrscheinlich eines meiner vielen Probleme ist. Aber ich werde Deine Methode mal ausprobieren.

Allerdings erst in einiger Zeit. Ich habe mir jetzt eine strenge Schreibpause verordnet, weil mich das Ganze so sehr beschäftigt habe, dass meine Klausurvorbereitung etwas ins Hintertreffen geraten ist. Deshalb bleibt das jetzt erstmal so liegen - ist vielleicht auch besser so.

Vielen Dank für Deine Hilfe und viele Grüße,
Maria

Hallo, Rainer Hohn

Was deine Geschichte angeht, ganz persönliche Ansicht: lass sie fallen. (...) Nimm die neuen Erkenntnisse und schreib was Besseres und besser Durchdachtes. Ist doch nur stressig, sich endlos mit einer Geschichte herumzuärgern, die zum Überarbeiten einfach zu viele Mängel hat. Aber wenn du das Thema magst, schreib sie neu.

Danke, dass Du so ehrlich mit mir bist. Ich bin mir selbst noch nicht sicher, was das angeht. Da ich eigentlich eine Serie schreiben wollte und "Chaosfahrt" da super reinpasst, würde es mir eigentlich nicht gefallen, andererseits nervt es mich langsam wirklich. Ich habe mir jetzt selbst eine Schreibpause bis März verordnet. In der Zeit werde ich mich wohl entscheiden, wie es hier weitergeht.

Auf jeden Fall danke ich Dir sehr, dass Du immer wieder zurückgekommen bist und so ehrlich und fürsorglich warst. Das hilft mir extrem weiter. Ich weiß jetzt auch, dass ich mich selbst nicht allzu extrem verbiegen darf, weil dann nur noch Murks dabei rauskommt. Ich bleibe auf jeden Fall hier aktiv und schaue mir anderer Leute Geschichten an, da werde ich sicher auch noch was lernen.

Viele Grüße,
Maria

 

Hallo TeddyMaria,

das kenne ich auch:

Am meisten Spaß habe ich jedoch, wenn ich einfach drauf losschreibe - was wahrscheinlich eines meiner vielen Probleme ist.

Vor allem, wenn man das Schreiben als Hobby betreibt, neigt man dazu, einfach drauf loszuschreiben. Dagegen ist auch nichts einzuwenden. Ich habe das auch so gemacht und bei kurzen, einfach gestrickten Geschichten funktioniert das auch ganz gut und ich mache das immer noch so.

Die Probleme fangen aber dann an, wenn man seinen Text hier ins Forum stellt. Als unerfahrener Autor, der einfach mal seinen Text drauf losgeschrieben hat, weiß man oftmals nicht, wozu jeder einzelne Satz, jede Szene wirklich dient, denn man hat ja einfach geschrieben, was einem einfiel.

Und dann kommen die Kommentare, die vielen Einwände und Kritikpunkte und dann fängt man an, seinen Text ziellos zu überarbeiten, was dazu führen kann, dass der Text völlig zerfleddert, weil man sich keine Gedanken darüber macht, was die Sätze/Szenen bewirken sollen.

Stelle Dir vor, Du hast einen Eintopf gekocht und fragst 10 Köche (alle mit unterschiedlichen Fähigkeiten und Vorstellungen), was sie davon halten. Du wirst die unterschiedlichsten Tipps bekommen, die für sich genommen teilweise gut sind, teilweise nicht gut. Wehe Du befolgst nun einfach alle Tipps von allen Köchen gleichzeitig, dann kann das nicht gut werden, denn ohne Vorstellung davon, wie Dein Eintopf schmecken soll, welche Textur er haben soll, etc., kannst Du ihn nicht in einer bestimmten Richtung optimieren.

Das heißt nicht, dass Du das entdeckende Schreiben aufgeben sollst oder dass das nicht funktioniert, aber ich glaube es hilft Dir sehr, wenn Du Dir bei Deinem Text im Klaren darüber bist, was er bewirken soll, wie er funktionieren soll, was Du damit möchtest und das dann auch auf einzelne Szenen und einzelne Sätze runterbrichst. Dann weißt Du auch, wie Du mit Kommentaren oder Kritikpunkten umgehen kannst, ob sie Dich Deinem Ziel näher bringen oder nicht, und dann hast Du eine Chance, einzelne Sätze und Szenen und schließlich auch die ganze Geschichte zu verbessern.

Du musst übrigens gar nicht Deine Schreibpause aufgeben, um das zu lernen. Man lernt hier auch viel, indem man kommentiert (was Du fleißig machst) oder einfach nur mal bei guten Geschichten die Entwicklung verfolgt, das ist gerade bei den erfahrenen Autoren hier interessant, das sind die typischerweise diejenigen, deren Geschichten häufiger empfohlen werden. Wenn Du Dich dort umsiehst, wirst Du feststellen, welche exakten Vorstellungen, die von ihren Texten haben.

Rückschläge motivieren mich sehr.

Ich weiß nicht, ob das ein Rückschlag ist. Man sagt das so, aber ich finde dieses Wort bei einem Lernprozess nicht treffend, denn die Erkenntnis, dass etwas nicht funktioniert oder stimmt, ist auch eine Erkenntnis und zwar meist sogar die viel tiefgreifendere und bahnbrechendere als die Erkenntnis, dass etwas "so sein müsse".

Gruß
Geschichtenwerker

 

Hallo, Geschichtenwerker

Vielen Dank für Deine aufmunternden Worte. Das weiß ich sehr zu schätzen, und ich hebe das Köpfchen jetzt wieder. ;)

Wehe Du befolgst nun einfach alle Tipps von allen Köchen gleichzeitig, dann kann das nicht gut werden, denn ohne Vorstellung davon, wie Dein Eintopf schmecken soll, welche Textur er haben soll, etc., kannst Du ihn nicht in einer bestimmten Richtung optimieren.

Du hast recht, viele Köche verderben bekanntlich den Brei. Ich werde in Zukunft deutlich ausführlicher über das Feedback hier nachdenken und gleichzeitig versuchen, immer meine eigene Idee im Hinterkopf zu haben.

einfach nur mal bei guten Geschichten die Entwicklung verfolgt, das ist gerade bei den erfahrenen Autoren hier interessant, das sind die typischerweise diejenigen, deren Geschichten häufiger empfohlen werden. Wenn Du Dich dort umsiehst, wirst Du feststellen, welche exakten Vorstellungen, die von ihren Texten haben.

Das ist ein guter Tipp, werde ich befolgen. Ich schnuppere mal dort vorbei. Durch das Lesen anderer Leute Texte habe ich schon viel gelernt, und darauf werde ich mich erstmal konzentrieren.

Vielen Dank für Deine hilfreichen Hinweise.

Viele Grüße,
Maria

 

Hallo, Bas

Wow, danke für das Lob für diese doch sehr zerfleischte Geschichte, die ich im vergangenen Monat so sehr hassen gelernt habe - leid tut sie mir auch wegen dem, was ich ihr angetan habe. Dein Lob freut mich in diesem Sinne sehr. Die Geschichte liegt mir sehr am Herzen. Leider befindet sie sich in der vierten Überarbeitung. Ich habe so viel gestrichen, dass nicht viel davon übriggeblieben ist, und viele Kommentatoren meinten schon, dass vorherige Versionen besser waren. Ich bin mir momentan noch unsicher, ob ich noch ein weiteres Mal überarbeiten werde, ehrlich gesagt. Ich würde es gerne perfekt machen, habe aber beim letzten Mal alles nur noch schlimmer gemacht.

Inzwischen hatte ich schon das Gefühl, dass diese Geschichte und auch mein Schreiben hoffnungslose Fälle sind. Da muntert es mich sehr auf, dass Du meinen Schreibstil generell lobst. Das gibt mir mehr Kraft - wie auch immer ich mich bezüglich dieser Geschichte und weiteren entscheide.

Dass viel Action häufig beschreibend wird und ich bei Gedanken mit Konjunktiv aufpassen muss, sind nützliche Hinweise. Vielen Dank dafür. Ich werde darauf achten.

Vielleicht würde die Geschichte mit weniger Leuten besser funktioneren. Vielleicht ist das Romanstoff, vielleicht muss ich auch die Fraktionen kennenlernen, die da gegeneinander "kämpfen"

Hier zeigt sich, denke ich, ein generelles Problem der Geschichte, das sich in vielen Hinweisen vieler Kommentatoren manifestiert. Die Welt ist umfangreich ausgedacht. Einige der Figuren sind Protagonisten in 200-seitigen Entwürfen, die bei mir rumfliegen. Das ist, denke ich, das, was es besonders schwer macht: die komplexen Mechanismen einer ganzen Welt, die Beziehungen zwischen unterschiedlichen Parteien und am Ende auch die Beziehungen zwischen Personen derart komprimiert darzustellen, wenn man das alles vollständig im Kopf hat und einem selbst die Zusammenhänge völlig klar sind. In Version 1 stand das hier alles drin, aber das war auch sehr erklärend und hat extrem viel Raum eingenommen. Ich bin sicher, dass es irgendwie möglich ist, die Geschichte zu erzählen, ohne sie mit Erklärungen zu überladen oder ohne den Leser in totale Verwirrung zu stürzen, aber diesen Weg habe ich noch nicht gefunden.

Es fühlt sich nicht gut an, eine so durchdachte und liebevolle Geschichte so auseinanderzunehmen, aber ich hoffe einfach, dass du für die Zukunft ein bisschen was mitnehmen kannst. Und ich freue mich sehr auf deine nächste Geschichte!

Du musst Dich nicht schlecht fühlen. Diese Geschichte hat schon sehr viel Negativeres und noch nie so etwas Positives gehört. Für die Zukunft werde ich daraus auf jeden Fall einiges mitnehmen. Ich überlege mir gerade noch, wie genau es bei mir weitergehen soll. ;) Da hilft mir jedes Feedback weiter, also vielen Dank.

Viele Grüße,
Maria

 

TeddyMaria

Hallo Maria,

du kommentierst fleißig und gescheit. Zu dieser Geschichte hast du selbst schon einige Leseeidrücke erhalten. Da gibt’s trotzdem für mich Ungereimtheiten im Text, die mir beim Lesen quer lagen. Vielleicht wurde das was ich anzumerken habe auch schon geschrieben, habe die Kommentare nicht gelesen, und du hast diese Punkte (für dich) begründet, was natürlich klar geht.

Die Buchseiten rochen muffig. Über mir erblickte ich nichts als die gelbbraunen Seiten. Es tat gut,…
…sog den papiernen Duft in mich auf.
Wenn etwas Muffiges direkt vor meinem Gesicht läge, würde ich es so schnell wie möglich entfernen. Sie genießt es?
Muffig ist einfach nur negativ belegt. Vllt. …rochen Jahrzehnte alt/rochen nach vergangenen Zeiten/rochen nach Sonntagnachmittagen in Vaters Arbeitszimmer?
Oder streiche das Genießerische/Wohltuende.
Die Buchseiten rochen muffig. Über mir erblickte ich nichts als die gelbbraunen Seiten. Allemal besser als ständig den Gestank nach Käsefüßen und altem Schweiß in der Nase zu haben, …


Es kam mir so vor, als versuchte er, etwas über mich herauszufinden. Als wollte er mich aus[zu]horchen.
Fett=entbehrlich

Er blickte von der abgetragenen Jeans auf, das[die]auf seinem Schoß lag.
Hier zäumst du das Pferd von hinten auf. Der Leser sieht erst eine angezogene Jeans vor sich.


Sie kam mir kam zwischen seinen Fingern wie eine unausgesprochene Drohung vor.
Kam zu viel.


Der Puppenspieler war an Bord dieses Busses. Vielleicht las er in diesem Augenblick meine Gedanken. Ich fühlte mich nicht nur von Jako ausspioniert. Ich hatte das Gefühl, dass jeder meiner Gedanken nach etwas Verdächtigem durchstöbert wurde.
Jako würde sie nicht aushorchen, wenn ER der Puppenspieler wäre, der Gedanken lesen kann.

Ich grunzte, was gleichermaßen Zustimmung oder Ablehnung ausdrücken könnte,
Hässliches Verb. Könnte sie nicht „irgendetwas murmeln, was gleichermaßen…“


und ließ meinen Blick weiterschweifen.
Weiterschweifen ist für mich ohne Fokus. Weißt du, was ich meine? Vorschlag: ließ meinen Blick weiterwandern.


Trotzdem trug ich Leder und Schwarz, die Zeichen der Austreiber. Schließlich besaß ich kaum andere Kleidungsstücke.
Das zieht sich durch die Geschichte und hat mich ziemlich gestört: Sie trägt, genau wie Jako, die allerorts bekannte „Berufsbekleidung“, macht aber auf inkognito. Das macht für mich echt gar keinen Sinn. Aber sie scheint es ja schon selbst zu kapieren:
Plötzlich hatte ich das Gefühl, dass jeder an Bord mich längst durchschaut hatte. Ich saß hier in meiner affigen Maskerade wie auf dem Präsentierteller. Am liebsten hätte ich mich unter dem Sitz verkrochen.

Vor Bine fürchtete ich mich.
Obwohl Bine nicht wissen konnte, dass ich eine Austreiberin war[ :Pfeif: ], fühlte ich mich von ihr bedroht.
Doch später:
Um Bine machte ich mir keine Gedanken. Da das achanische Paar jedoch immer in einem Alter war, konnte ich sie ausschließen.
Anschließend nach vorne laufen, Bine beiseite schubsen, falls sie aufgesprungen sein sollte. Sie konnte weiterleben.
Die Überlegung mit dem passenden Paar-Alter könnte sie auch schon früher haben.


Als sie sich auf ihrem Sitz umdrehte und einen Blick über die Schulter warf, war ich mir beinahe sicher, dass sie dabei nur mich ansah.
Jip, das einzuschätzen sollte möglich sein bei vier Fahrgästen, wenn sie nicht kurzsichtig ist.

Ich hatte im Eifer des Gefechts Unschuldige getötet.
Den Eifer kauf ich nicht. Sie ist doch eine totale Memme mit wahnsinnigen Selbstzweifeln.


Ich konnte verstehen, warum viele Städter wollten, dass wir aus Jurnengand verschwanden. Aber der Puppenspieler musste eliminiert werden. Er war ein Achan, ein widerlicher Parasit, der seine Macht aus der Lebensenergie anderer Menschen zog.
Und den Städtern macht das nix aus. Sie verteidigen ihn sogar? Warum? Hier solltest du vllt. einen Hinweis zu seiner Macht bringen: ihre Angst oder Gedankenkontrolle.


Im Sinne meiner Brüder und Schwestern – und im Sinne der gesamten Menschheit – musste ich dafür sorgen, dass der Puppenspieler niemals am Ziel, in der Festung, ankäme.
Ist das Ziel IN der Festung? Wenn ja, was genau ist das Ziel? Oder IST die Festung das Ziel? Dann besser ohne IN.


Zwei von fünfen waren meine Zielpersonen.
Vorschlag: Zwei der Fünf waren….


Ich musste sie identifizieren und eliminieren, bevor sie mich entdeckten.
You know. :Pfeif:


Ich hatte die Ermordung aller meiner Mitreisenden im Kopf schon durchgespielt.
Hier brauchst du mMn den Plural, weil du die Ermordungen im Anschluss auch einzeln schilderst. Im Singular klingt es nach einem großen Knall, bei dem alle gleichzeitig sterben. Du könntest statt Ermordungen auch Tötungen schreiben.


Falls wir die Festung erreichen sollten, bevor ich den Puppenspieler und seinen Partner identifiziert hatte, würde ich alle vier Verdächtigen töten. In dem Wissen, zwei Unschuldige zu ermorden.
Fettes könnte durch ein „müssen“ hinter töten ersetzt werden.

Ich hatte jeden Schritt dieser Austreibung bereits geplant.
Ich verbinde mit Austreibung den bekannten Exorzismus. Deine Planbeschreibung ist eine Jagd und Tötung. Ist der Puppenspieler Parasit in einem Menschen? Wäre der Mensch zu retten?


Eine andere Gemeinschaft musste über ähnliche Informationen verfügen wie die Neuen Menschen.
Der Name der Gemeinschaft besser in kursiv. Den Namen finde ich übrigens überlegenswert.


„Ich frage mich, wieso ihr nicht einfach eine Bombe in den Bus geworfen habt. Zwei Unschuldige getötet, aber auch der Puppenspieler und sein Partner. Wäre doch eine gute Bilanz für Verbrecher wie euch.
Das frage ich mich auch. Wenn es doch um ein so wichtiges Ziel geht und eh manchmal Zivilisten im Eifer draufgehen. Bine hatte sie als zweiten Austreiber noch nicht enttarnt. Das macht rechnerisch drei Unschuldige, oder?


Trotzdem war ich blitzschnell vorne angelangt, schob mich gewaltsam an Jako vorbei.
Warum gewaltsam? Vllt. eher etwas wie mühsam?


„Was hast du getan?“, herrschte ich sie an, doch die Frau schluchzte nur.
„Jako, steh auf!“, herrschte ich ihn an, ohne die Pistole auf ihn zu richten.
Wiederholung.


Doch dann stutzte ich. Etwas an seinen Worten stimmte nicht. Etwas an seinen Worten ließ mich instinktiv aufschrecken.
Aufschrecken kommt plötzlich, in der Situation. Dafür ist schon zu viel Gedanken-Ping-Pong passiert. Vllt. aufhorchen.


Ich zwang mich, einmal tief durchzuatmen. Noch viel wichtiger war, dass ich sofort erkannte, wer der Puppenspieler war. Ich musste ihn jetzt ausschalten.
Hier könntest du das JETZT groß oder kursiv schreiben, um es zu betonen.


Ich schloss die Augen. Der Puppenspieler musste mich nicht einmal dazu zwingen.
Alles hatte sich so gefügt, wie er es brauchte. Er konnte sich wieder als Held inszenieren. Dabei hatte ich ihm geholfen.
Das Fette könnte für mich weg, die beiden voran gegangenen Sätze hätten als Schluss mehr Kraft.
Btw. „Der Puppenspieler“ hätte mir als Titel auch gut gefallen. :shy:

Bis bald. Viele Grüße
wegen

 

Hallo, wegen

Vielen Dank für Deine Mühen. Da ist ja wirklich noch eine Menge dabei. Ich werde mal schauen, ob ich davon noch etwas verwende. Es ist, denke ich, auch noch viel Neues dabei, also wirklich sehr nützlich für mich.

Momentan bin ich mir nicht sicher, ob es sich lohnt, an der Geschichte weiterzuarbeiten. Ich habe mir selbst einen Monat Pause verordnet, um darüber nachzudenken. Momentan tendiere ich eher dazu, dass halt als gescheiterten ersten Versuch stehen zu lassen und mich anderen Aspekten "meiner" Welt zu widmen. ;)

du hast diese Punkte (für dich) begründet, was natürlich klar geht.

In dieser Geschichte geht für mich inzwischen überhaupt nichts mehr klar, so oft habe ich sie überarbeitet. Ich muss mich erstmal selbst wiederfinden, freue mich aber immer noch über alle Hinweise, v.a. zu meiner häufig umständlichen und repetitiven Sprache - da hast Du ja auch noch ein paar Dinge gefunden. ;)

Auf jeden Fall vielen Dank. Ich gehe jetzt mal weiter in mich.

Viele Grüße,
Maria

 

TeddyMaria schrieb:
Momentan bin ich mir nicht sicher, ob es sich lohnt, an der Geschichte weiterzuarbeiten. Ich habe mir selbst einen Monat Pause verordnet, um darüber nachzudenken. Momentan tendiere ich eher dazu, dass halt als gescheiterten ersten Versuch stehen zu lassen und mich anderen Aspekten "meiner" Welt zu widmen.

TeddyMaria schrieb:
In dieser Geschichte geht für mich inzwischen überhaupt nichts mehr klar, so oft habe ich sie überarbeitet.

Liebe TeddyMaria,

vielleicht solltest du bei deiner nächsten Geschichte einen etwas überschaubareren Rahmen wählen. Ich will jetzt nicht in die Einzelheiten deines Textes gehen, aber irgendwie hatte ich beim Lesen das Gefühl, dass du deiner eigenen Konzeption nicht gerecht werden konntest, weil sehr viele Details viel mehr Aufmerksamkeit (und Sorgfalt) verlangt hätten. Das betrifft die Zeichnung der Personen, aber auch das gesamte Handlungsgefüge.

Eine weniger komplexe Geschichte macht es mMn leichter, den Überblick zu behalten und sich nicht immer und immer wieder aufs Neue zu verheddern und an allzu vielen Baustellen des Textes gleichzeitig rumwerkeln zu müssen. Aber darauf bist du ja schon selber gekommen.:D

Ich freue mich auf jeden Fall auf deine nächste Geschichte.

Liebe Grüße
barnhelm

 

Hey TeddyMaria,

Vielen Dank für Deine Mühen. Da ist ja wirklich noch eine Menge dabei. Ich werde mal schauen, ob ich davon noch etwas verwende. Es ist, denke ich, auch noch viel Neues dabei, also wirklich sehr nützlich für mich.

Momentan bin ich mir nicht sicher, ob es sich lohnt, an der Geschichte weiterzuarbeiten.


Hm. Ich glaube, ich lasse das langsam mit den ausführlichen Textarbeit-Kommentaren. Bei den letzten Versuchen, kam wenn überhaupt oft nur ein "Och ja, ich schau vielleicht mal." Ganz ehrlich, deshalb kommentiere ich schon seltener Geschichten neuer Autoren mit wenigen Beiträgen. Das gehört wohl auch zum Lehrprozess hier...:schiel:

Viele Grüße
wegen

 

Hallo, barnhelm

Danke, fürs Reinschauen. Das freut mich wirklich sehr, dass sich hier immer wieder Leute finden, die das Problem noch einmal neu beleuchten. Es scheint immer komplexer zu werden, je mehr Leser ich finde - nicht nur die Geschichte, auch das Problem, das sie hat. ;)

Eine weniger komplexe Geschichte macht es mMn leichter, den Überblick zu behalten und sich nicht immer und immer wieder aufs Neue zu verheddern und an allzu vielen Baustellen des Textes gleichzeitig rumwerkeln zu müssen.

Das ist ein guter Hinweis, vielen Dank. Das sehe ich eigentlich genauso - schaffe es nur meistens nicht, mich wirklich zu beschränken. Theorie und Praxis. ;) Habe bisher auch immer gemerkt, dass, wenn man mit Kleinigkeiten anfängt, die den Aufhänger der Geschichte bilden, meistens besser durchkomme. Allerdings schreibe ich normalerweise eher Romane und bin ganz neu bei den Kurzgeschichten, deshalb fällt mir diese Reduzierung von Komplexität wohl sehr schwer. Da habe ich hier auch wirklich einige Fehler gemacht.

Kürze und Würze ist einfach nicht meine Stärke. Daran arbeite ich und hoffe, dass ich dann bald Geschichten präsentieren kann, die nicht ganz so - oder gar nicht - verworren sind.

Mir wurde auch schon vorgeschlagen, weniger draufloszuschreiben und mehr zu strukturieren. Ich glaube, das in Verbindung mit Deinen Hinweisen werde ich gut umsetzen können. Vielen Dank dafür.

Ich arbeite auf jeden Fall dran.

Hallo, wegen

Ich glaube, ich lasse das langsam mit den ausführlichen Textarbeit-Kommentaren. Bei den letzten Versuchen, kam wenn überhaupt oft nur ein "Och ja, ich schau vielleicht mal.

Oje, ich wollte Dich nicht frustrieren, dabei kenne ich das Gefühl doch auch, wenn man sich so viel Mühe gibt und dann so wenig zurückkommt. Tut mir leid, dass das jetzt von mir auch so rüberkam. Das wollte ich auf keinen Fall.

Das Problem ist, dass ich jetzt hier schon mehrmals geschrieben habe, dass die Arbeit an "Chaosfahrt" erstmal ruhen wird, weil der Text inzwischen völlig zerfleischt ist und ich mich selbst darin gar nicht mehr sehe - mal ganz davon ab, dass ich extrem viel Zeit für die Überarbeitungen brauche, weil ich gewöhnlich auch vor sehr drastischen Überarbeitungen nicht zurückschrecke. Ich verstehe, dass es inzwischen viel Arbeit ist, die Kommentare zu lesen. Leider kann man Kommentare hier ja nicht fixieren, sodass ich ganz oben hinschreiben könnte: "Über generelles, stilistisches Feedback freue ich mich, aber ich mache momentan eine Schaffenspause." (Würde ich gerne tun.) Vielleicht hast Du eine Idee, wie ich darauf aufmerksam machen kann, dass ich in nächster Zeit an meinem Stil, aber eher weniger an "Chaosfahrt" arbeiten werde. Thema schließen lassen? Wäre aber schade, weil ja immer noch Sachen dabei sind, die mir noch mit anderen Texten helfen.

Auf keinen Fall wollte ich Dich vor den Kopf stoßen. Die Arbeit aller Kritiker, auch Deine, ist so wichtig für mich. Ich weiß ja auch, wie viel Arbeit man sich macht. Ich habe immer versucht, auf jeden einzelnen einzugehen, auch auf Dich.

Dabei ist mir wohl aber ein Fehler unterlaufen. Meine Formulierung "ich werde mal schauen, ob ..." war wohl etwas ungünstig. Ich habe meinen Kommentar vor dem Absenden kein zweites Mal gelesen. Natürlich werde ich mir Deine Kritik zu Herzen nehmen.

Ich verfolge eigentlich eine Kritik-annehmen-nachdenken-und-überarbeiten-Politik. Das Annehmen fällt halt meistens kurz aus, weil ich mich niemals rechtfertigen würde, sondern erst Danke sage und dann nachdenke - Psychologie sagt, sonst ist das Annehmen so schwer, weil man Kritik sofort abwehrt. Ich habe mir Deinen Kommentar aber nochmal angeschaut:

Hier zäumst du das Pferd von hinten auf. Der Leser sieht erst eine angezogene Jeans vor sich.

Ah, Mist, solche Fehler mache ich oft. Werde in Zukunft darauf achten, wie ich den Blick des Lesers besser lenken kann.

Den Eifer kauf ich nicht. Sie ist doch eine totale Memme mit wahnsinnigen Selbstzweifeln.

Hui, dabei dachte ich, dass Problem hätte ich ausgemerzt. Verdammt. Da muss ich wohl noch mehr in meinen Charakter investieren. Vera schwankte in jeder Version irgendwo zwischen Memme und super taff. Ich wollte eigentlich kein Extrem bedienen, sondern aus ihr einen Menschen machen. Ist schwieriger, als ich dachte.

Ist das Ziel IN der Festung? Wenn ja, was genau ist das Ziel? Oder IST die Festung das Ziel? Dann besser ohne IN.

Interessant ist, dass die Tatsache, dass das Ziel im Bus ist, irgendwie im Laufe der Überarbeitungen verloren gegangen ist. Ich weiß leider gar nicht genau, an welcher Stelle das vaschütt gegangen ist. Werde mich nochmal damit beschäftigen, um den Fehler zu finden.

Ich hoffe, Du kannst mir verzeihen. Vielleicht hast Du ja einen Ratschlag für mich, was das Aufmerksammachen auf den Status des Texts angeht.

Viele Grüße,
Maria

 

Hi wegen,

ich verstehe deinen Verdruss, aber ich denke hier tust du TeddyMaria unrecht.

Sie hat schon viel Arbeit in diesen Text gesteckt und ich denke, es steht jedem zu - auch wenn er neu im Forum ist - zu sagen, dass eine Geschichte keinen Sinn mehr macht (vielleicht auch nur für einen gewissen Zeitraum).

Liebe Grüße,
NGK

 

TeddyMaria
Hey Marialein,
nimm dir bitte mein Gemecker nicht so zu Herzen. Du bzw. deine Reaktion war nur der Fassüberlaufstropfen.
Frustriert hast du mich damit nicht. :shy:

Bis bald mal wieder, an anderer Stelle!
Viele Grüße
wegen


Hallo Nichtgeburtstagskind,

ich verstehe deinen Verdruss, aber ich denke hier tust du TeddyMaria unrecht.
...weswegen SIE ja einen ausführlichen Kommentar, und noch einen zweiten und jetzt einen dritten, bekommen hat. ;)

ich denke, es steht jedem zu - auch wenn er neu im Forum ist - zu sagen, dass eine Geschichte keinen Sinn mehr macht
Von mir aus schon. Ist bloß doof, wenn man das selbst nach dem Kommentieren mitbekommt. Verstehste doch.
Ich hätte mich durch die vorherigen Kommentare lesen können, um diese Schwingungen aufzunehmen. Meine Ansage war auch ein eher allgemeines Frustgebrabbel gewesen. :drool:

Viele Grüße
wegen

 

Hallo, wegen

Wow, ein Happyend. Wie schön. Freue mich, dass Du mir (anscheinend) nicht langfristig böse bist. Eines Tages bin ich vielleicht auch ein Mitglied mit vielen Geschichten. ;) Aber aus genau Gründen wie diesen lasse ich das langsam angehen - ich möchte mir für jede einzelne Geschichte viel Zeit nehmen.

Dass ich hier momentan eine Pause brauche, heißt ja nicht, dass es nie weitergeht. Ich mag diese Geschichte und v.a. diese Welt eigentlich sehr, werde also vielleicht eines Tages zurückkehren. Und dafür kann ich jeden Kommentar und alle Anmerkungen, Anregungen und Verbesserungsvorschläge sehr gut gebrauchen.

Vielen Dank also nochmal. Schönes Wochenende.

Viele Grüße,
Maria

 

Hallo Maria,

ich antworte, ohne die anderen comments gelesen zu haben, bitte also zu entschuldigen, wenn sich was doppelt.

Beim Lesen war ich irgendwie bei Murakamis IQ84. Die Angst davor, dass Gedanken gelesen werden, die zweifelhafte, beinahe religiöse Killermission, die "Puppe aus Luft"/ der Puppenspieler, die latente Bedrohung.

Nur: Aomame hat deutliche Merkmale: zwei ungleiche Ohren, das Gesicht, das sich zu einer Fratze verzieht, wenn es keiner sieht, etc.
Deine Prot kann ich mir schlecht vorstellen. Sie trägt schwarze Ledersachen und ist eine erfahrene, disziplinierte Austreiberin, mehr erfährt der Leser nicht.
Wie sieht sie aus?

Gut kommen ihre Paranoia und ihre Schuldgefühle rüber.

Drei Tage hatte ich ungenutzt verstreichen lassen.
Wohin fährt man drei Tage lang, ohne den Bus zu verlassen?
Vielleicht sitzen sie im Zugabteil eines Fernzugs?
Oder sind Passagiere auf einem Frachter, wo man auch nicht fliehen kann.

Die Buchseiten rochen muffig
sog den papiernen Duft in mich auf
Duftet das Papier, oder riecht es muffig? Lass das Papier nach etwas riechen: Tinte, Jahrzehnte, Holzregalen der Bibliothek, aus der es stammt.

trotzdem fühlte ich mich durch ihn bedroht
Woher kommt die Bedrohung? Gab es böse Blicke oä?

Ich hatte die vergangenen drei Monate in Jurnengand verbracht
Hat mich total rausgebracht. Warum Jurnengand? Wenn du auf den Namen verzichtest und einfach "die Stadt" schreibst, fühlt sich der Leser näher, weil das Geschehen in jeder Stadt passieren könnte, also auch in seiner und nicht nur in Jurnengand.

Netzwerk der Achanen
dasselbe.
MMn reicht Gemeinschaft der neuen Menschen völlig.

Ich glaubte, ein Zucken von Ärger in ihrem Gesicht zu sehen, dass keiner bei ihren Worten entrüstet aufsprang.
ups, Stolper. Wie wär´s mit: Ärger zuckte durch ihr Gesicht, weil niemand entrüstet aufsprang.

Ich zwang mein Herz zur Ruhe, erstickte die Angst wie eine Kerzenflamme zwischen Daumen und Zeigefinger.
Musste ich zweimal lesen, aber starkes Bild!

Hab zwischendurch Luca und Jako verwechselt, vielleicht einen umbenennen?

Ich fahre über die Feiertage in die Festung
Welche Festung?
"Ich bin über die Feiertage nicht im Dienst ..."?


Er war dabei gewesen, einige Löcher am Saum provisorisch zuzunähen, ließ nun jedoch die Nadel sinken. Sie kam mir kam zwischen seinen Fingern wie eine unausgesprochene Drohung vor. „Ausgeschlafen?“, fragte er freundlich.
Er trug eine Lederjacke und schwere Stiefel wie ich. Er war ein Kämpfer wie ich.
Kommt mir vor wie zwei Personen.

Mein Finger bog sich um den Abzug. Doch bevor ich abdrücken konnte, fielen plötzlich alle Furcht und aller Schmerz von mir ab. Zuerst hatte ich das Gefühl, als hätte man die Welt um mich unter Wasser getaucht, so gedämpft und undeutlich nahm ich sie mit einem Mal wahr. Dann wurde ich auf die seltsamste aller Arten berührt. Im ersten Augenblick dachte ich, dass eine warme Hand sich auf meinen Hinterkopf legte, doch dort war nichts. Die Berührung fand auf einer mentalen Ebene statt, auf der ich noch nie zuvor einen anderen Menschen gespürt hatte.
Schön, bin voll dabei!

Alles hatte sich so gefügt, wie er es brauchte. Er konnte sich wieder als Held inszenieren. Dabei hatte ich ihm geholfen.
Ohne diesen letzten Satz finde ich es stärker, weil offener!

Eine letzte Frage/ Anregung: warum haben alle Namen und kennen sich untereinander? Wäre es nicht besser, bei einer zufällig zusammengewürfelten Truppe mit Beschreibungen zu arbeiten? Der Dicke mit den roten Haaren, der bleiche Jüngling, die blonde Magersüchtige, die alte Schachtel, der tätowierte Busfahrer ... Ohne platt zu werden.

Kennst du Murakami?

Liebe Grüße,
Andreas

 

Heyho, linktofink

Wow, Du machst wirklich Ernst. Vielen Dank fürs Reinschauen, obwohl das Projekt jetzt schon eine Weile her ist.

Praktisch alle Probleme, die Du siehst, resultieren aus einer Tatsache, die es mir momentan unmöglich macht, diese Geschichte noch zu retten - obgleich ich jeden Tag darüber nachdenke, wie es mir doch noch gelingen könnte: Sie ist lediglich ein Ausschnitt aus einer ganzen Welt, die ich mir ausgedacht habe und deren Gesetzmäßigkeiten mir vollkommen klar sind. Im Zuge der Komprimierung auf fünf Seiten ist dabei v.a. eins entstanden: Chaos.

Ich habe außerdem mehrere vollkommene Überarbeitungen vorgenommen und dabei nach und nach vollkommen aus den Augen verloren, was ich eigentlich erreichen wollte. Diese Geschichte ist das Monstrum, vor dem ich Dich gewarnt habe, mein eigens erschaffenes Ungeheuer.

Umso erfreuter bin ich, dass es einige Stellen gab, die Dir gefallen haben. Ich dachte, ich hätte inzwischen alles Gute in dieser Geschichte zerstört. Da muss ich wohl doch noch mal ran. :P Spaß beiseite.

Kennst du Murakami?

Nope. Ich habe mir jetzt den Wikipedia-Artikel zu der Geschichte durchgelesen. Verstehe.

Wie sieht sie aus?

Jetzt zerbreche ich mir wieder den Kopf darüber, wie ich Vera besser ausgestalten könnte. Möglicherweise wäre es einfacher, die Ich-Erzählerin durch eine Sie-Erzählerin zu ersetzen. Aber das kommt mir ein wenig billig vor. Ich neige leider dazu, sehr analytisch vorzugehen, und denke dann: "Ich kann sie jetzt ja nicht beschreiben, schließlich guckt sie sich nicht die ganze Zeit selbst an."

Eine letzte Frage/ Anregung: warum haben alle Namen und kennen sich untereinander? Wäre es nicht besser, bei einer zufällig zusammengewürfelten Truppe mit Beschreibungen zu arbeiten? Der Dicke mit den roten Haaren, der bleiche Jüngling, die blonde Magersüchtige, die alte Schachtel, der tätowierte Busfahrer ... Ohne platt zu werden.

In den ersten drei Versionen der Geschichte habe ich die gesamte Busfahrt über alle drei Tage hinweg (nur dazu: Es handelt sich um eine dystopische Zukunft mit echt schlechter Infrastruktur) geschildert. Da begann es so. Die Leute sitzen seit drei Tagen in diesem Bus und sind nur zu sechst. Sie haben sich eben miteinander bekanntgemacht.

Ist egal. Ich sollte nichts erklären, was die Geschichte nicht erklären kann. Du siehst mich hier erneut resignieren. Was ich aus dem gesamten Vibe hier ziehe, ist, dass diese Geschichte ein vollkommenes Makeover braucht. Kein Satz darf mehr auf dem anderen stehenbleiben. Bestenfalls ändert sie sich vollkommen. Aber das ist ein Projekt, das ich wohl erst mit einem gewissen - inzwischen auch emotionalen - Abstand in Angriff nehmen kann.

Trotzdem danke ich Dir für Dein Feedback. Ich habe diese Geschichte noch nicht völlig abgeschrieben und werde jetzt noch eine Weile darüber grübeln.

Viele Grüße,
Maria

 

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