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Buonasera

Monster-WG
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10.09.2014
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Buonasera

Wenigstens einmal in der Woche muss ich das hören: Buonasera - dieses schöne Wort. Das gibt mir was.
Toni rauscht mit ausgestreckten Armen heran, die mediterrane Lebensfreude in Person.
„Ah Dottore, buonasera!“, schreit er, völlig aus dem Häuschen. „Clemente, meine Freund!“ Umarmt mich – ich verbitte mir, abgeküsst zu werden, und schäumt beinahe über: „Eh, Caro! Welke Freude! Buonasera, buonasera.“ Ziemlich leise fügt er noch hinzu: “Und sonst – alles okay, altes Haus?“, kneift mich in die Rippen, dass ich ihm eine scheuern möchte und schiebt mich zu meinem Katzentisch an der Säule, dem tragenden Element seines Ristorantes.
Andere tragende Elemente sind eine ordentliche italienische Küche und Tonis unvergleichliche Mischung aus Fröhlichkeit, Charme, Liebenswürdigkeit und Chuzpe.
Mein Italiener! Zehn Jahre waren wir Klassenkameraden hier in Grafenbronn. Schlimme Sachen haben wir zusammen verbrochen – wir waren die Super-Mafiosi, trugen Sonnenbrille auch bei Regen und übersahen, dass dadurch unser grimmiger Blick niemanden einschüchterte.

Tonis Großvater kam aus Catania, Gründer der ersten italienischen Eisdiele Grafenbronns. Tonis Vater machte daraus die erste Pizzeria der Stadt, mit Kerzen auf bauchigen, wachsbetropften Chiantiflaschen und karierten Tischdecken. Und jetzt, seit einigen Jahren, rotiert hier ein italienisches Ristorante jeden Abend auf Hochtouren – mit Scampi, Scaloppini und Osso Buco.

Drei Generationen. Dass bei denen zu Hause immer noch italienisch gesprochen wird, ist Verdienst der Frauen. Zwar hatte Toni in Deutsch bessere Noten als ich, doch liegt bei denen immer ein merkwürdiger Singsang in der Luft – eine schöne Sprache ohne Zisch- und Rachenlaute. Vokale in ihrer reinen Form – prall, optimistisch. Grad so wie das Leben auf italienisch.
Und dann platzt ein Typ mit Maschinenpistole in die Szene, ballert um sich und verändert die Tomatensauce von La Mamma in eine Rezeptur aus roten Blutkörperchen und Panik.
Ist wohl ein Naturgesetz. Liebe und Leid, Pasta und Mafia.
Ich habe Toni schon hundertmal angefleht, diese blöden Bilder mit den Al Capone-Leuten von der Wand zu nehmen – aber keine Chance. Fast glaube ich, dass er damit, mit der anderen Seite Italiens, ein bisschen kokettieren möchte. Passt auf – wir sind zwar die nettesten Leute der Welt, aber notfalls können wir auch anders! Eine zarte, selbstverständlich unausgesprochene Drohung, schwarzgerahmt. Hab schon an rosa Rahmen gedacht, um die Angelegenheit etwas zu entschärfen – besser aber wären Bilder von La Mamma, neben dem Pastatopf, mit den Rezepten ihrer Mutter und deren Großmutter – bis hin zu den Etruskern.
Erbe der Menschheit.
Die Botschaft vom einfachen und guten Essen all’italiano umschlingt den Globus.
Selbst in meine Mensa-Küche ist sie eingedrungen.
Die Uni wurde vergrößert, ich musste mehr Personal einstellen. Und dann betrat Monica Bellucci mein Büro. Mir gingen die Augen über. Diese super bella donna sagte schlicht: Ja, sie sei gelernte Köchin. Leider habe sie in einem italienischen Restaurant gelernt und sei deshalb nicht sehr vertraut mit der deutschen Küche. Mir verrutschte die Brille:
„Sagten Sie ‚leider’? Aber das ist doch fantastisch! Dann kochen Sie italienisch!“
Bei ihrem Aussehen hätte ich ohnehin nichts anderes sagen können.

Die Italisierung unseres Speiseplans war ein durchschlagender Erfolg. Mehr als die Hälfte der Studenten aß fortan „all’italiano“. Nur an Tagen mit ‚Rindsrouladen wie bei Muttern’ verzichteten viele auf Polpette und Lasagne di Melanzane.
Monica Bellucci heißt eigentlich Fiona Bianchi. Ich versuchte, ihre Aufmerksamkeit zu wecken, ohne dass es zu einer dieser deprimierenden Affären zwischen Chef und Angestellter käme. Nur fiel mir nichts ein, bis dann der Zufall nachhalf. Sehr originell war das allerdings nicht. Alle brachen zum Wochenende auf, sie jedoch stand mit verzweifeltem Gesicht neben ihrem Auto.
„Will er nicht?“, fragte ich fachmännisch.
„Ich glaube, es liegt an etwas anderem“, sagte sie. „Ist nur blöd, dass ich noch einen Termin habe.“
„Aber das ist doch kein Problem – ich fahre Sie gern hin.“
Fiona zierte sich nicht, stieg ein und los ging’s. Die Kupplung kam etwas zu schnell, Fionas Kopf wurde jäh gegen die Nackenstütze gepresst. „Oh, Verzeihung“, sagte ich, „je schöner die Beifahrerin, desto nervöser der Chauffeur.“
Was für ein Blödsinn! Da half nur Ehrlichkeit: “Nein, wirklich – ich bin aufgeregt, weil Sie neben mir sitzen. Das ist so ein wunderbares Gefühl, als ob ... ach, ich kann’s gar nicht beschreiben.“

Die Werkstatt schaffte es nicht, Fionas Auto so schnell fit zu kriegen, wie sie hoffte; ich wiederum schwelgte in der Vorstellung, dass wir am Sonntag eine wunderbare Zeit zusammen verleben würden – schließlich stand in ihrer Personalakte ‚ledig’. Meine Fantasie schoss wie eine Billardkugel gegen die Bande – hin und her, kreuz und quer, vermutlich gegen die Regeln der Physik, oder, auf die Situation bezogen, gegen den gesunden Menschenverstand. Nach einer gescheiterten Ehe endlich die Frau, die perfekt zu mir passte.
Jedenfalls genoss ich meinen inneren Tumult. Da waren plötzlich südamerikanische Rhythmen in einem Raum, dessen Möbel seit Jahren mit Tüchern gegen Spinnweben und Staub verhangen waren. Ich war in sie verknallt. Und das bin ich immer noch.

Am Sonntag rief ich sie an, mit rasendem Puls, voller Erwartung, ob ich noch etwas für sie tun könne.
„Oh, Clemens“, sagte Fiona, „das ist wirklich sehr nett von Ihnen. Vielen Dank, aber ich werde gleich abgeholt.“
Höfliche, grässliche Worte. Ein dicker Schlauch saugte mir das Hirn aus dem Kopf. Ein Vakuum, das ich spüren konnte.
Mein Waterloo-Tag.
Hoffentlich würde mich morgen die Arbeit von meiner unendlichen Enttäuschung ablenken. Immer schon hatte ich mich für irgendwas viel zu schnell begeistert. Sah mich nach einem Malkurs schon als berühmten Maler, nach einem Tauchkurs als zweiten Jacques Cousteau. Hätte auch dieses kleine Weingut in Pomerol kaufen und eines Tages den begehrtesten Wein der Welt präsentieren oder mit Fiona dieses einmalige Restaurant eröffnen können. „Porto Fino“ sollte es heißen.
Morgen würde ich ihr begegnen, und ich wusste nicht, wie ich, ob ich ... Was für ein Dilemma. Einen Grappa hatte ich frei.

Es wurden einige.
Mit blödem Schädel sitze ich am Laptop und vermeide den direkten Kontakt zu ihr. Nach dem mittäglichen Durcheinander steht sie in der halbgeöffneten Tür:
“Clemens, haben Sie eine Sekunde?“
‚Lieber ein ganzes Leben!’, denke ich und sage: „Aber selbstverständlich.“
Sie lehnt sich ans Geländer, mit einer unvorstellbaren Grazie. Ich muss die Augen schließen.
„Clemens, hören Sie, bitte. Sie haben mir geholfen und ich danke Ihnen dafür. Doch denken Sie nicht diese Gedanken. Das kann nicht sein.“
Ich konzentriere mich und schaue sie an: „Das haben Sie gespürt?“
„Ja“, sagt sie.
„Ich kann nichts dagegen tun. Es ist ... Sie sind ...“ In meiner Verzweiflung haue ich mit beiden Fäusten auf den Tisch. Ich bin ein verdammter Idiot. Komm’ jedes Mal auf den falschen Kurs. Denk gerade noch ‚wie wunderbar’ und falle schon wieder auf die Schnauze. Fehlt nur noch, dass ich losheule.

Aber ich sage: „Fiona, es tut mir aufrichtig leid, ich wollte Sie nicht bedrängen. Ich hatte wirklich gedacht, ich könnte Sie am Sonntag begleiten. Sie faszinieren mich, ich bin wehrlos. Sie sind eine ganz wunderbare Frau."
Fiona redet beruhigend auf mich ein, sagt, dass ich doch ein ganz stattlicher Mann sei, sie sich aber in einer Situation befände, in der sie nicht nach links oder rechts schauen dürfe.
Mein Kopf klart auf. Ich sehe sie an: „Wieso das?“
„Ach, ich befürchte, dass ich Ihnen mit dieser Geschichte die Zeit stehle; Sie ...“
„Fiona, das möchte ich unbedingt wissen“, unterbreche ich sie. „Bitte, erzählen Sie’s mir.“
„Na, ganz kurz: Meine Familie stammt aus Palermo, und hier in Grafenbronn trifft sie dann auf eine andere sizilianische Familie – die Ormandos. Begeisterung auf beiden Seiten. Sie versprechen sich, dass sie sich immer unterstützen werden und dass sich einer auf den anderen verlassen kann.
Clemens, wir sind keine Deutschen – bei uns laufen die Dinge etwas anders. Ein Sohn der Ormandos hat um meine Hand angehalten. Meine Familie – und ich natürlich auch – haben ihr Einverständnis erklärt. Das fügt die Familien fester zusammen, und der Toni ist ganz in Ordnung.“
„Toni Ormando?“
„Ja“, sagt sie, „Sie kennen ihn?“
„Und ob! In- und auswendig, manchmal besser als mich. Hat mir von einer unglaublich schönen Frau erzählt, aber ihren Namen hat er nicht genannt.“
Jedenfalls bin ich ziemlich geknickt.
„Ach, Clemens!“, sagt Fiona, „Ich kann Sie ja verstehen; aber es gibt so viele tolle Frauen – das dürfte doch nicht so schwer sein.“ Ihr Blick fällt auf den Laptop. „Übrigens: Ich habe eine neue Idee: Wir machen ‚Verdure tonnato’!“
Ich bin froh, dass unser Gespräch diese Wendung nimmt. „E come?“, frage ich in reinstem Italienisch.
„Ganz einfach: die Thunfischsauce wie immer, gekochte Eier und alle Gemüse, die der Markt hergibt. Können wir gut vorbereiten, ist zeitgemäß, preiswert, gesund, super Optik ...“

Fiona hat mir einen Einblick in ihr Leben gewährt. Besser geht es mir dadurch nicht. Ich versuche, an anderes zu denken, will die Mensa neu gestalten. Eine eigene Metzgerei – und bald backen wir auch Baguette, Croissants und Ciabatta selbst.
An besonders einsamen Tagen gehe ich ins Bordell, doch komme ich meist noch frustrierter zurück.
Ich bin jetzt fünfunddreißig. Das Leben ohne Partnerin macht mich mürbe. Allein ist alles sinnlos. Habe schon Dutzende Dates gehabt, im Internet gesurft, doch ich komme nicht voran.
Fiona ist nicht mehr da. Immerhin hat sie bewiesen, dass sie sehr gut für sich selbst sorgen kann. Dass Toni Ormando nicht länger warten wollte, kann ich trotz meiner Herzschmerzen gut verstehen; an seiner Stelle hätte ich ihr schon beim ersten Kennenlernen den Ehering angesteckt.
Als er das dann endlich tut, bin ich selbstverständlich eingeladen.
Mit Fiona trinke ich Prosecco. Wir stoßen an auf das ‚Du’ und ich tanze mit ihr, bis ich nur noch bunte Bänder sehe und meine, dass ich es bin, dem sie ihr Herz schenkt. Doch wird es keine ‚opera del popolo’ – alle sind bester Laune, niemand ist betrunken. Toni und Fiona beweisen ihre Klasse, indem sie gegen zwei zum letzten Tanz bitten und ihren unvergesslichen Tag in einem völlig unitalienischen, hauchzarten Feuerwerk ausklingen lassen, nur in Silber, Weiß und Gold. Der getrunkene Wein fließt wie Quellwasser aus allen Augen.

Ich treffe Toni häufig auf dem Großmarkt.
Sein Prachtschlitten glänzt in diesem Graugrau. Ich finde es schrill, wenn er Italiens schönstes Auto mit Nudeln, Tomaten und Schinken belädt, aber auch verblüffend, wie viel Zeugs er darin unterkriegt. Meist nehmen wir noch einen Espresso zusammen, und dann qualmen seine Reifen. Er trägt zwar noch Sonnenbrille, doch sein geschäftlicher Erfolg hat ihm nicht den Kopf verdreht.
Was Toni sagt, klingt nach. Ja, er hat einen harten Job – eigentlich ist er Gastro-Psychologe. Geht wie jeder andere Künstler völlig auf in seiner Rolle. Der sonnige Italiener!
Kein Mensch fragt, wie es ihm geht. Ja, wie soll es einem fröhlichen Italiener denn anders gehen als besonders gut? Toni weiß, dass seine Kundschaft diesen Auftritt erwartet. Zuverlässig heiter, besorgt um sie, und charmant – er gibt ihnen etwas, was sie andernorts nicht bekommen. Dort bleiben sie unbeachtet. Hier sind sie wer. Toni erinnert sich an ihre Namen, an ihren Urlaub in Antalya, an den Schwimmkurs der Enkel, an die Meeresfrüchte-Allergie der Signora.
Aber Toni muss weiter, zu den anderen, hereinströmenden Gästen, die ihn schon ungeduldig erwarten. Und jedes Mal entzückt er sie mit seinem Überschwang an guter Laune und seinem südlichen Charme, ist ein großer Entertainer, redet laut genug, um das ganze Lokal zu unterhalten. Kurz vor dem völligen Zusammenbruch muss er die letzten Energien mobilisieren, noch eine Arie herausschmettern – im Zentrum, neben der Säule, steht hinter mir und krallt seine hektischen Finger in meine Schultern. Je nach Weinkonsum assistiere ich mit rollenden Augen und bewegten Lippen. Oh, mein wundervolles Italien!
Fiona ist allgegenwärtig mit stiller Freundlichkeit und Umsicht, dirigiert die Kellner, umsorgt die Gäste und erklärt die Gerichte.
Tonis Restaurant floriert beeindruckend. Ständig volles Haus, jeden Abend Show-Time. Ich halte ihm weiterhin die Treue – schließlich hat er mir nicht die Frau ausgespannt, auch unsere Freundschaft hat er nicht strapaziert. Es ist wieder mal nicht zu meinen Gunsten gelaufen, das ist alles.
Auf einem speziellen Gebiet läuft es auch bei Toni nicht gut.
Er redet lange drumherum, rührt nervös in seinem Kaffee, die Stirn ist gefurcht. Zuerst denke ich, er hätte Probleme mit der Steuer, oder mit der Gesundheit – aber nein, es ist viel ärger. Endlich kommt er auf den Punkt: Es klappt nicht mit dem Kinderkriegen, obwohl sie schon alles Mögliche versucht hätten.

Wir kennen uns seit dreißig Jahren, ein so ernstes Problem hatten wir noch nie. Ich grüble, wie ich ihm helfen könnte.
Da wäre noch ein Weg.
Mein Gott, ich spinne total – wie so oft. Aber dieser Gedanke klebt jetzt an mir.

Einige Wochen später treffe ich Fiona in einem Schuhgeschäft. Sie hat gerade gezahlt und will gehen. „Oh, hallo!“, sage ich, „Na, große Shopping-Tour? Du siehst wieder sensationell gut aus.“
„Ah, Clemens!“, freut sie sich, „Du hast dich auch toll in Schale geworfen. Ich muss immer mal an die Mensa denken – das haben wir doch ganz gut hingekriegt mit der italienischen Küche.“
Wir wollen einen Kaffee trinken. Nach Belanglosigkeiten nehme ich meinen Mut zusammen, erzähle von meinen Gesprächen mit Toni und streife das heikle Thema. Zu meiner Überraschung entzündet sich Fiona wie der Magnesiumblitz eines altmodischen Photographen.
Wir werden das durchziehen.

Die Zeit galoppiert dahin. Toni und ich kommen in besinnlichen Momenten zu dem Schluss, dass wir die Jahreszeiten mehr über unsere Einkäufe und Speisepläne erleben als in der Natur. Seit er Vater geworden ist, neigt er zu philosophischen Betrachtungen.
Meine Stirn ist höher geworden, ich versuche das mit einem Vollbart auszugleichen. In Tonis Schwarzhaar gibt es neuerdings Silberfäden; Arien singt er nur noch, wenn ihn Gäste darum bitten. Seine Statur ist noch immer respektabel schlank, meine Taille geht langsam dahin. Ich sollte die Finger von Marzipan und Whisky-Trüffel lassen; Tonis Küche hat daran keine Schuld.

Die letzten Blätter segeln im Herbstwind. Der bläst kräftig, für November ist es ungewöhnlich kalt.
Gegen meine sonstige Gewohnheit bin ich einer der ersten Gäste; nach langer Fahrt von Bremerhaven habe ich einen Bärenhunger. Es gibt deftige, wärmende Sachen wie Wildschweinskeule mit Maronen und in Speck geschmortem Radicchio, Risotto mit Steinpilzen und Salsiccia, Wachteln in Barolo mit Nusspolenta. Allein, wie ich immer noch bin, tröstet mich Tonis Küche, besonders die Desserts.
‚Halbgefrorenes’ hätte ich gern. Ein deutsches Wort, hart wie ‚Kartoffelernte’. Ich sag’s lieber auf italienisch: ‚Semifreddo’. Das klingt elegant, wie Musik. Und dazu Feigen in Limoncello – mehr geht nicht.
Mit einem Mal höre ich Kinderstimmen. Fiona hat ihre Töchter an der Hand, Chiara und Gaia. Seit ihrer Taufe habe ich die beiden nicht gesehen – auf Tonis Display zwar schon tausendmal, aber eben nicht wirklich.
Sie verzichtet darauf, ihre Mädchen wie sonst bei Zwillingen üblich gleich zu kleiden.
„Hallo, ihr beiden!“, sage ich etwas unbeholfen. „Wie geht’s euch?“
Fiona schiebt die zwei ein bisschen zu mir: „Sagt mal ‚Hallo’!“.
Wie durch den Sucher einer alten Kamera blicke ich auf die beiden. Weitwinkel, Großaufnahme, der kleine Leberfleck am Ohr, die wachen Augen und dunklen Locken ihrer Mutter.
„Hallo“, sagt die mit dem Pferdeschwänzchen, das ist Chiara, das weiß ich – und streckt die Hand aus. Ich drücke sie vorsichtig. Ein unbeschreiblicher Augenblick, mir wird ganz komisch.
Gaia schaut mich nur an. Ich reiche ihr meine Hand, doch die will sie nicht. Ein Hauch von Eigensinn. Etwas würgt in meinem Hals. Mir fällt nur ein: „Wie alt seid ihr denn?“
Chiara sagt: “Drei Jahre“. Ich muss einen Schluck trinken, es kratzt fürchterlich. Es steigt in die Augen.
„Und du, Gaia? Wie alt bist du?“ Sie sagt noch immer nichts, zeigt mir aber zwei Finger.
‚Nur zwei?’ will ich fragen, habe keine Zeit, ein Taschentuch zu ziehen, halte blitzschnell die Serviette vors Gesicht und huste und niese, was das Zeug hält, um den Tränenschwall zu kaschieren. Toni ist zur Stelle und klopft mir fürsorglich auf den Rücken. Er denkt, dass ich mich verschluckt habe.
Das kam zu schnell über mich.
Fiona hat ihre Töchter wieder an die Hand genommen und sagt: „So, jetzt gehen wir noch in die Küche und dann geht’s nach Hause. Ihr seht euch noch öfter – dann bis zum nächsten Mal.“
Auf der Toilette mache ich mich frisch. Das kalte Wasser strafft mein Gesicht und ich bekomme klare Augen. Bin ziemlich durcheinander. Wieder am Tisch, nehme ich einen kräftigen Schluck. Der Alkohol durchströmt mich wohlig und schmeichelnd. Das sind zwei Hübsche – unsere Töchter! Ich hätte nicht gedacht, dass es mich so beuteln würde. Plötzlich erscheint alles, was ich über die beiden weiß, wie eine seelenlose Information – als sie vor mir stehen, wunderbar und ergreifend, in dieser Wahrhaftigkeit gar nicht zu fassen.
Ein großer Tag, ich bin dankbar.
Und glücklich? Ich weiß nicht. Denke aber, diese Frage kann unbeantwortet bleiben. Ein bisschen verrückt bin ich auf jeden Fall.
Ich schaue mich um; beobachte, wer kommt, wer geht.
Toni erzählt seinen Gästen ganz im Vertrauen, dass die italienischen Lieferanten, mit denen er selbstverständlich per du ist, schon seine Eltern beliefert hätten, stets nur allererste Qualität. Da muss man heute lange suchen! Und natürlich hat das seinen Preis.
Er kennt die Tomatenbauern persönlich, sein Onkel presst das Olivenöl aus eigenem Anbau – Bio, versteht sich; ein Vetter betreibt Salinen am Golf von Siracusa, denn die Basis einer guten Küche ist das richtige Salz. Und der Wein stammt von seinem Cousin, einem der besten Winzer Siziliens.
Ja, sie machen alles selbst, in mühseliger Handarbeit. All die Ravioli, Canneloni, Tagliatelle und Penne. Auch die Suppen, die Pesti und Sughi, die drei Stunden langsam vor sich hinköcheln müssen. Ein Hoch auf die alten Rezepte! Eine Heidenarbeit, doch nur so ist Qualität zu erreichen.

Aber deswegen sitze ich heute Abend nicht schon wieder hier. Ich sehe ja, was Toni einkauft. Hausgemachte Pasta? Da müsste er neun Schwiegermütter haben, die Tag und Nacht im Hintergrund kneten, walzen, formen und schneiden – und deshalb würde er mir diese Märchen auch nicht auftischen. Mir geht es um das Klima dieses Ortes. Hier sprühen Ätna und Vesuv als Wunderkerzen auf der grün-weiß-roten Eisbombe, duften Rosmarin und frisch geriebener Parmesan, rieselt Lebensfreude wie Konfetti. Heiter und turbulent geht es zu, ein gut trainierter Zirkus gibt seine Vorstellung, mit einer Menge freundlicher Worte, freundlicher Blicke und Gesten.
Über die Zeit habe ich gelernt, mich darauf einzulassen – und habe gemerkt, dass ich davon profitiere. Bei jedem Besuch in Tonis Ristorante geht es mir gut. Man lässt mich spüren, dass ich existiere, dass man mich mag.
Toni nimmt Kurs auf mein Tischchen. Er wird wissen wollen, wie mir seine Töchter gefallen.
Kann ich ihm in die Augen schauen oder muss ich seinem Blick ausweichen?
Nein, muss ich nicht. Ich werde ihm sagen, dass die beiden Mädchen bildhübsch sind und seine klugen Augen haben. Und das mit der gleichen Selbstverständlichkeit, mit der er seinen Gästen versichert, dass alles, alles hausgemacht ist.

 
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Hej josefelipe,

es ist immer schwer für mich, eine Geschichte zu kommentieren, die so warmherzig und leicht geschrieben ist. Denn alles was, ich heraussuchen würde, um sie zu verändern, muss ich sehr gut durchdenken und eigentlich darf sie genau so sein, wie sie ist. Das hilft dir aber nicht, sie zu verbessern.
So schreibe ich dir meine Empfindungen, weil es an Kompetenz mangelt.
Ich liebe deine Protagonisten, vor allem die männlichen. Sie sind leidenschaftlich und warm, nicht fehlerlos und manchmal impulsiv. Wie hier. Du lässt mich teilhaben an seinem Gefühlschaos und was daraus folgt.

Wenn mir etwas fehlt, dann die Interaktion mit seiner "Monica" in der Folge. Wie leben sie weiter und du lässt mich aussenvor, obwohl ich so tief mit drin steckte. Schon gemein.
Aber ich respektiere das und wünsche mir, Clemens wäre glücklicher.

Du hast mich berührt und ich danke dir für diese hübsche Liebesstory (die ich mir zur Nacht gegönnt habe;)).

Ein wundervolles Spätsommerwochenende und lieber Gruß, Kanji

 

Hallo @josefelipe

… mit Kerzen auf bauchigen, wachsbetropften Chiantiflaschen und karierten Tischdecken.

da sah ich doch Klein-Tintenfass an der Hand von Mama und Papa durch Bibione schlendern. Auf dem Kopf das neue Sonnenhütchen, im Visier das Ristorante - wie von dir beschrieben, mit den rot-weiß-karierten Tischdecken, den Kerzen in Chianti-Flaschen und zum Knabbern dicke Salzstängel in Gläser gesteckt. Ja, Bella Italia. Meine schönsten Urlaube habe ich in diesem Land verbracht, in dem die Menschen herzlich zu Fremden sind und eine Sprache sprechen, die in meinen Ohren wie Musik klingt. Ich habe diese Leute in deiner Beschreibung wiedergefunden.

Das Thema ist heikel und sorgt für Diskussionen. Eine ähnliche führte ich mal vor zig Jahren mit einer Freundin, die es in Erwägung gezogen hat, für ihre Schwester ein Kind auszutragen. Da gibts für mich kein Richtig oder Falsch.
In deiner Geschichte kommt der sexuelle Aspekt des Protagonisten hinzu. Gefehlt hat mir hier seine innere Auseinandersetzung. Schließlich schläft er mit der Frau seines Kumpels, jubelt ihm sein Kind/seine Kinder unter.

Zwar hatte Toni in Deutsch bessere Noten als ich, doch liegt bei denen immer ein merkwürdiger Singsang in der Luft – eine schöne Sprache ohne Zisch- und Rachenlaute.

hört sich für mich an, als würde bei den Noten ein merkwürdiger Singsang in der Luft liegen. Ich weiß aber, was gemeint ist.

Und dann platzt ein Typ mit Maschinenpistole in die Szene, ballert um sich und verändert die Tomatensauce von La Mamma in eine Rezeptur aus roten Blutkörperchen und Panik.
Ist wohl ein Naturgesetz. Liebe und Leid, Pasta und Mafia.

José, ich habe nicht verstanden, inwieweit diese Information wichtig für die Geschichte ist. Auch nicht, wann der Anschlag war. Zu Großvaters oder Vaters Zeiten? Oder bei Toni? Ich hoffe, ich habe da mal nichts übersehen.

Immer schon hatte ich mich für irgendwas viel zu schnell begeistert. Sah mich nach einem Malkurs schon als berühmten Maler, nach einem Tauchkurs als zweiten Jacques Cousteau. Hätte auch dieses kleine Weingut in Pomerol kaufen und eines Tages den begehrtesten Wein der Welt präsentieren oder mit Fiona dieses einmalige Restaurant eröffnen können. „Porto Fino“ sollte es heißen.

Diese Selbsteinschätzung gefällt mir gut. Schön, wie du hier einen Teil seines Wesens beschreibst.

Aber ich sage: „Fiona, es tut mir aufrichtig leid, ich wollte Sie nicht bedrängen. Ich hatte wirklich gedacht, ich könnte Sie am Sonntag begleiten. Sie faszinieren mich, ich bin wehrlos. Sie sind eine ganz wunderbare Frau“.

auch das finde ich schön an Clemens. Gehört ne Menge Mut dazu, seine Gefühle zu offenbaren.

„Und ob! In- und auswendig, manchmal besser als mich. Hat mir von einer unglaublich schönen Frau erzählt, aber ihren Namen hat er nicht genannt.“

Das muss ihn doch treffen, wie ein Schlag in den Magen. Das …

Jedenfalls bin ich ziemlich geknickt.

… finde ich daher untertrieben.

Ich treffe Toni häufig auf dem Großmarkt.

Hier kann ich Clemens noch folgen. Er trifft Toni auf dem Großmarkt, trinkt Espresso mit ihm, hört zu, wenn er von seinem Leben, seinem Beruf erzählt. Dann qualmen die Reifen, Toni fährt weiter und Clemens resümiert. Doch dann geht es weiter mit:

Aber Toni muss weiter, zu den anderen, hereinströmenden Gästen, die ihn schon ungeduldig erwarten.

Sind sie jetzt wieder in Tonis Lokal – wie gleich zu Anfang?

Zu meiner Überraschung entzündet sich Fiona wie der Magnesiumblitz eines altmodischen Photographen.

Da ist der Kinderwunsch bei Fiona schon sehr groß … Oder doch etwas anderes?

… habe keine Zeit, ein Taschentuch zu ziehen, halte blitzschnell die Serviette vors Gesicht und huste und niese, was das Zeug hält, um den Tränenschwall zu kaschieren. Toni ist zur Stelle und klopft mir fürsorglich auf den Rücken. Er denkt, dass ich mich verschluckt habe.
Das kam zu schnell über mich.

Ich könnt gleich mitheulen.

Er hat meine Sympathie, der Clemens. Ist ehrlich und freundlich. Hat leider nur das Pech, sich in die falsche Frau zu verlieben. Hier fängt meine Kritik an ihm an. Ich sehe kein schlechtes Gewissen dem Freund gegenüber. Muss doch für ihn eine unangenehme Situation sein. Was für Konflikte trägt er da mit sich, wenn er den Kumpel besucht? Da hätte ich mir gewünscht, mehr darüber zu erfahren

Ich hatte immer wieder Probleme, wie oben schon erwähnt, dem Clemens zu folgen. Auch am Schluss

Aber deswegen sitze ich heute Abend nicht schon wieder hier.

Ist das jetzt ein anderer Tag, als der am Anfang?

Von diesen Problemchen abgesehen, hat mir deine Geschichte gut gefallen. Wieder bildgewaltig und wortstark. A la José eben.

Lieber Gruß
Tintenfass

 
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Lieber josefelipe,

bella italia in Grafenbronn, habe ich das richtig verstanden? Und zwei Jugendfreunde, ein deutscher und ein italienischer, die allerhand Blödsinn miteinander ausgeheckt haben. So was verbindet. Dazu gleicher Beruf, aber dann doch etwas unterschiedliche Erfolgsgeschichten. Toni setzt ganz und mit Erfolg auf die Italienschwärmerei des deutschen Publikums. Alles ist echt, hausgemacht, alle glauben es.

Nur die eine, die so wichtige Sache, Bambini aus eigener Produktion, klappt nicht so recht. Warum nicht, habe ich nicht recht erkennen können. Es muss aber ein grundsätzlicher Mangel bei Toni vorliegen, sonst hätte sich Fiona wohl kaum so blitzartig auf den Deal eingelassen. Vielleicht ( ich glaube, nein, wahrscheinlich hat sie mit Toni diesen Plan ausgeheckt.:D und auf die ewige Freundschaft spekuliert.) Aber nicht wahr, es ist eine Win-Win-Situation, alle haben was davon. Wenn ich es mir recht überlege, hat Fiona ein bisschen mehr davon.

Besonders moralisch verhalten sich die drei nicht, aber auf eine Weise pfiffig. Wenn man mal die Rechte der Zwillinge außen vorlässt. Und zunächst kommt ja niemand zu Schaden. Ich glaube nicht, dass das Trio dafür in die Hölle käme.

Ja, José, du kennst die Männer und die Frauen und deren elementare Bedürfnisse. Was mir gefällt an deinen Protagonisten, du lässt sie zwar in traditionellen Geschlechterrollen leben und leiden, aber immer in Augenhöhe. Und ein kleines Bisschen dürfen deine weiblichen Figuren triumphieren, etwas Romantik muss schließlich sein.

Einen Vorschlag hätte ich noch. Clemens sollte keine Kinder aus seiner gescheiterten Ehe haben. Dann träfe ihn die Begegnung mit seinen Zwillingen noch viel gewaltiger.

Außerdem habe ich mich gefragt, wie es ihm ginge, wenn es zwei Knaben gewesen wären.
Aber das ist eine andere Geschichte.

Wie immer gern gelesen und wie immer hat dein Text Tiefgang, wenn man es möchte. Und an deinem unverwechselbaren Sound will ich nichts kritisieren.

Herzliche Grüße aus dem heißen Südwesten Deutschlands in den ebenfalls heißen Südwesten Ungarns.

wieselmaus

 

Hallo José,

Und dann betrat Monica Bellucci mein Büro.
An diesem Punkt hast du mich mit deiner Geschichte eingefangen! :D

Ja, ich muss es leider zugeben, da schaue ich reflexhaft genauer hin, genau wie Clemens. Du verstehst es, männliche Ur-Instinkte anzusprechen, sei es mit Essen oder mit Frauen. Wobei mein Essensgeschmack wohl nicht dasselbe Niveau erreicht ...

Andere Kommentatoren haben es schon auf den Punkt gebracht, was dein Clemens für ein sympathischer Kerl ist, man hat direkt Mitleid mit ihm; und wer kennt nicht das Gefühl enttäuschter Liebe? Dass man die dann regelmäßig an der Seite des besten Freundes vorgezeigt bekommt, ist natürlich besonders fies vom Schicksal. Das alles schilderst du sehr warmherzig und mitfühlend, man könnte befürchten, es sei selbst erlebt.

Zu Beginn deines Textes habe ich ein wenig mit den Italiener-Klischees gehadert. Ich habe fast das Gefühl, das war dein Ziel, denn du wickelst mich in diese Stereotypen ein, bevor du sie dann plötzlich herumdrehst: der Restaurantbesitzer, der mit eben diesen Klischees sein Publikum bedient wie ein Entertainer, egal, wie es ihn ihm wirklich aussehen mag. Der Clown, der Clown ... war immer lustig anzuschau'n ... Und dann muss der Erzähler die gleiche Show vor Toni aufführen, ein ergreifendes Spiegelbild, fast möchte man mit ihm weinen. Wirklich sehr gut gemacht!

An ein paar Stellen hatte ich leichte Schwierigkeiten, der Handlung bzw. dem Zeitverlauf zu folgen (siehe unten), aber gravierend war das nicht. Weniger mysteriös jedenfalls, als deine Fenouillade-Geschichte zu Beginn auf mich gewirkt hat (was aber wohl auch schon zu großen Teilen an mir lag).

Ich geh mal durch den Text:

Und dann platzt ein Typ mit Maschinenpistole in die Szene, ballert um sich und verändert die Tomatensauce von La Mamma in eine Rezeptur aus roten Blutkörperchen und Panik.
Das ist so eine Stelle, die ich nicht verstanden habe. Ist das wirklich passiert? Wenn ja, dann weiß ich nicht, wann und wo oder welche Bedeutung es für die Geschichte hat. Oder bezieht sich das bloß auf die Bilder an der Wand, die nachfolgend erwähnt werden? Oder ist es eine erfundene Räuberpistole, die Toni seinen Gästen erzählt?

Monica Bellucchi heißt eigentlich Fiona Bianchi.
Bellucci

Da waren plötzlich südamerikanische Rhythmen in einem Raum, dessen Möbel seit Jahren mit Tüchern gegen Spinnweben und Staub verhangen waren.
Ein schönes Bild, nur dass südamerikanische Rhythmen sich ein wenig mit Italien beißen. Vielleicht eine Tarantella oder so? Ich hab's leider nicht so mit den Tänzen ...

Ich hatte mich in sie verknallt. Und das bin ich immer noch.
Das "bin" passt nicht gut zum "hatte" im vorigen Satz. Vielleicht, wenn der erste Satz hieße: Ich war in sie verknallt.

„Oh, Clemens“, sagte FionaKomma „das ist wirklich sehr nett von Ihnen.

Dieser Tag war ramponiert.
Ein arges Understatement.

Einen Grappa hatte ich frei.
Schöne Formulierung. :D

Sie sind eine ganz wunderbare Frau“.
Punkt und Anführungsstriche vertauscht

„Ja“, sagt siePunkt „Sie kennen ihn?“

Jedenfalls bin ich ziemlich geknickt.
Eine weitere Untertreibung.

„Ach, Clemens!“, sagt FionaPunkt „Ich kann Sie ja verstehen;

Fiona ist nicht mehr da. Immerhin hat sie bewiesen, dass sie sehr gut für sich selbst sorgen kann. Dass Toni Ormando nicht länger warten wollte, kann ich trotz meiner Herzschmerzen gut verstehen; an seiner Stelle hätte ich ihr schon beim ersten Kennenlernen den Ehering angesteckt.
Als er das dann endlich tut, bin ich selbstverständlich eingeladen.
Hier durchschaue ich die Zeitlinie und den Ablauf nicht. Fiona ist nicht mehr da - wo ist sie hin? Offenbar allein, wenn sie für sich selbst sorgt, also nicht bei Toni? Er wollte nicht mehr warten, aber was hat er daraufhin getan - anscheinend nicht den Heiratsantrag oder dessen Vollzug, denn sonst wäre Fiona ja bei ihm? Und dann ist plötzlich die Hochzeit.

Questa é l’Italia!
Ich komme mir ja komisch vor, wenn ich Sprachen korrigiere, die ich gar nicht spreche, aber ich glaube, hier ist der Akzent verrutscht: è wäre richtig.

„Oh, hallo!“, sage ichPunkt „Na, große Shopping-Tour?

„Ah, Clemens!“, freut sie sichPunkt „Du hast dich auch toll in Schale geworfen.

Die Zeit galoppiert dahin. (...)
Meine Stirn ist höher geworden, dafür schmückt mich ein Vollbart, der allerdings schon einen Grauschimmer bekommt. Auch in Tonis Schwarzhaar gibt es Silberfäden
Das klingt, als seien Jahrzehnte vergangen. Aber später treten die Mädchen auf, die gerade mal drei Jahre alt sind. Plus Schwangerschaft runden wir auf vier - da scheinen mir die Veränderungen etwas zu stark.

Sie verzichtet darauf, ihre Mädchen wie sonst bei Zwillingen üblich, gleich zu kleiden.
Der Einschub "wie sonst bei Zwillingen üblich" braucht Kommas entweder auf beiden Seiten oder gar nicht.

die Pesti und Sugi
Der Duden schlägt "Sugo" oder "Sugos" als Plural vor, das Italienisch-Wörterbuch sagt "sughi". (Muss ja auch, wegen der Aussprache.)

Hier sprühen Aetna und Vesuv
Deutsch "Ätna", italienisch "Etna" - eines von beiden.

All dem nickligen Kleinkram zum Trotze:

Sehr gern gelesen!

Grüße vom Holg ...

 

Hola Kanji,

ich danke Dir für Deinen Post. Da bin ich ja noch glimpflich davon gekommen, denn mangelnde Kompetenz ist sicherlich nicht Dein Problem, auch wenn Du behauptest:

So schreibe ich dir meine Empfindungen, weil es an Kompetenz mangelt.

Ich freue mich natürlich, wenn ich lese:
... eine Geschichte zu kommentieren, die so warmherzig und leicht geschrieben ist.
Hat wohl mit dem Thema zu tun: Bella Italia beflügelt wie ein Energy-Drink.
Aber der auf den ersten Blick nicht erkennbare ernste Hintergrund soll dem lockeren Gebaren etwas Tiefe verleihen. Deswegen kamen Monica/Fiona und die Kinderlosigkeit später in den Text, denn anfangs ging es nur um die zwei Freunde – das wäre doch bisschen flach gewesen.
Dann habe ich ja einiges richtig gemacht, wenn Du sagst:
... eigentlich darf sie genau so sein, wie sie ist.

Wenn mir etwas fehlt, dann die Interaktion mit seiner "Monica" in der Folge. Wie leben sie weiter und du lässt mich aussenvor, ...
Ich nahm an
Fiona ist allgegenwärtig mit stiller Freundlichkeit und Umsicht, dirigiert die Kellner, umsorgt die Gäste und erklärt die Gerichte.
lässt den Leser wissen, dass sie im Restaurant mitarbeitet.

... und wünsche mir, Clemens wäre glücklicher.
Ach ja, das wäre schön. Aber vielleicht schnackelt es noch mal. Drücken wir ihm die Daumen!

Kanji, bedankt und weiterhin einen schönen Spätsommer (oder Frühherbst?)

José

 
Zuletzt bearbeitet:

Hola Tintenfass,

vielen Dank für’s Kommentieren.
Das freut mich sehr, dass Du Dir die Zeit genommen hast. Die Geschichte und ich sind die Nutznießer – und wohl auch die Leser.

Meine schönsten Urlaube habe ich in diesem Land verbracht, in dem die Menschen herzlich zu Fremden sind und eine Sprache sprechen, die in meinen Ohren wie Musik klingt. Ich habe diese Leute in deiner Beschreibung wiedergefunden.
Ja – wer zum Klub der Pechvögel gehört und sich in Palermo überfallen und in Neapel beklauen lässt, wird anderes erzählen, doch meine Frau und ich sind immer bestens bedient worden; deshalb dieses Hohelied auf die Vorzüge Italiens. Schön, dass Du von guten Erlebnissen berichten kannst.

Und dann platzt ein Typ mit Maschinenpistole in die Szene, ballert um sich und verändert die Tomatensauce von La Mamma in eine Rezeptur aus roten Blutkörperchen und Panik.
Ist wohl ein Naturgesetz. Liebe und Leid, Pasta und Mafia.

José, ich habe nicht verstanden, inwieweit diese Information wichtig für die Geschichte ist. Auch nicht, wann der Anschlag war. Zu Großvaters oder Vaters Zeiten? Oder bei Toni? Ich hoffe, ich habe da mal nichts übersehen.
Nein, nix übersehen. Alles gut. Das bezieht sich auf die Al Capone-Bilder an der Wand. Ich stellte mir vor, dass das Auge des Gastes viele nette Sachen sieht und dann plötzlich wie bei einem Überfall beim Anblick dieser Gangsterbilder ziemlich geschockt ist. The Incredible Holg hat diese Stelle auch irritiert.
Das Thema ist heikel und sorgt für Diskussionen.
In deiner Geschichte kommt der sexuelle Aspekt des Protagonisten hinzu. Gefehlt hat mir hier seine innere Auseinandersetzung. Schließlich schläft er mit der Frau seines Kumpels, jubelt ihm sein Kind/seine Kinder unter.
Oh Tintenfass, hierauf etwas Gescheites zu antworten, ist für mich schwierig. Ich habe die Geschichte einige Male umgeschrieben und bin deshalb nicht so unvorbereitet mit dem Thema konfrontiert wie Du als Leserin. In einer Variante ging die Initiative sogar von Fiona aus. Außerdem ist meine männliche Perspektive wohl simpler als die einer Frau.
Ich hab’s einfach als Freundschaftsdienst aufgefasst, um das Problem – nicht zuletzt der beiden quengelnden Familien wegen – aus der Welt zu schaffen. Und: Hat er wirklich untergejubelt? Es geschieht doch in beider Einverständnis, ist kein ‚Unfall’, sondern beinahe eine Notwendigkeit, um das bisschen Leben glatt über die Bühne zu bringen. (Von den großen Momenten reden wir ein andermal:)).

Dann qualmen die Reifen, Toni fährt weiter ...
Toni fährt immer rasant. Italiener – das weiß man ja. In einer anderen Variante fährt er sich tot – und Clemens übernimmt auf Fionas Bitten dessen Restaurant. Das wurde mir aber zu ausufernd, und ich näherte mich dem Bastei-Roman.

Aber Toni muss weiter, zu den anderen, hereinströmenden Gästen, die ihn schon ungeduldig erwarten.

Sind sie jetzt wieder in Tonis Lokal – wie gleich zu Anfang?

Nein. Toni ist weg. Von:
Was Toni sagt, klingt nach.
bis zu:
Questa è l’Italia!*)
sind das meine (Clemens') Gedanken.
*)Das habe ich geändert in: ’Oh, mein wundervolles Italien!’ Ich wollte dem Leser nicht mit zu vielen italienischen Ausdrücken auf den Nerv gehen, habe auf all die schönen Worte verzichtet, die manchmal auch Überdruss erzeugen können.
Dennoch könnte ich mir diese Erklärungen ersparen, wenn ich meinen Text unmissverständlicher formuliert hätte. Pardon.
Zu meiner Überraschung entzündet sich Fiona wie der Magnesiumblitz eines altmodischen Photographen.
Da ist der Kinderwunsch bei Fiona schon sehr groß …
Deshalb – weiter oben – mein Vorbehalt bei ‚unterjubeln’.
Oder doch etwas anderes?
Höchstwahrscheinlich der Druck der Familien (und das Dynastie-Delirium der Großväter).

Ich hatte immer wieder Probleme, wie oben schon erwähnt, dem Clemens zu folgen.
Ich auch, weiß aber aus eigener Erfahrung, wie man als Single gebeutelt wird. Ist oft zu etwas bereit, was man ‚unter normalen Umständen’ nicht täte, oder man akzeptiert etwas Unkoscheres, um die eigene Situation zu verbessern. Na, lassen wir das. Bin jetzt dreißig Jahre allerbestens verheiratet, aber dieses Single-Scheißgefühl ist immer noch abrufbar.

Aber deswegen sitze ich heute Abend nicht schon wieder hier.
Ist das jetzt ein anderer Tag, als der am Anfang?
Sieht ganz so aus. Macht aber für einen Stammgast keinen großen Unterschied:).

... hat mir deine Geschichte gut gefallen.
Gerettet! Freut mich sehr.
Manchmal denke ich, man sollte einen Text einfach so runterschreiben. Denn je mehr man daran feilt und schleift, desto komplizierter wird die ganze Chose. Aber das wird wohl ein Wunschtraum bleiben.

Tintenfass, sehr bedankt und beste Wünsche!

José

 
Zuletzt bearbeitet:

Lieber josefelipe,

endlich schaffe ich es einmal, mehr oder weniger zeitnah eine Geschichte von dir zu kommentieren. Und diese hat mir wirklich ausserordentlich gut gefallen.

Die Bilder, die du schaffst, sind grandios. Ich rieche förmlich die Pizze und die Pasta, sehe Toni direkt vor mir und stelle mir dabei den italienischen Inhaber der Pizzeria bei uns die Ecke vor; oder so, wie ein Vorzeigeitaliener mit Restaurant zu sein hat.

Ein paar Dinge, die mir aufgefallen sind:

Tonis Opa kam aus Catania, ...
Das "Opa" hat mich ein wenig aus dem zuvor aufgebauten "italienischen Flair" gerissen; da gibt es doch so schöne Wörter wie nonno oder auch papa oder babbo für den Vater; aber vielleicht versteht das dann auch nicht jeder. Ich fände diese Worte jedoch passender im Kontext; gegebenenfalls auch entsprechend für die Mamma.

Und dann platzt ein Typ mit Maschinenpistole in die Szene, ballert um sich und verändert die Tomatensauce von La Mamma in eine Rezeptur aus roten Blutkörperchen und Panik.
Die Idee mit den Bildern finde ich gut - aber trotzdem hat mich der Satz rausgerissen. Ich glaube, mich stört, dass der Typ so ... aktiv ... ist, obwohl er es nicht ist.

Hab schon an rosa Rahmen gedacht, um die Angelegenheit etwas zu entschärfen – besser aber wären Bilder von La Mamma, neben dem Pastatopf, mit den Rezepten ihrer Mutter und deren Großmutter – bis hin zu den Etruskern.
Erbe der Menschheit.
Einfach herrlich!

Monica Bellucchi heißt eigentlich Fiona Bianchi.
Da hat sich glaube ich ein Tippfehler eingeschlichen - oben hiess die Monica noch Bellucci.

„Will er nicht?“, fragte ich fachmännisch.
:D

„Oh, Verzeihung“, sagte ich „je schöner die Beifahrerin, desto nervöser der Chauffeur.“
Hier fehlt nach "sagte ich" noch ein Komma.
„Oh, Clemens“, sagte Fiona „das ist wirklich sehr nett von Ihnen. ..."
„Ach, Clemens!“, sagt Fiona „Ich kann Sie ja verstehen; ..."
„Oh, hallo!“, sage ich „Na, große Shopping-Tour? ..."
„Ah, Clemens!“, freut sie sich „Du hast dich auch toll in Schale geworfen. ..."
Hier ebenso.

... ich wiederum schwelgte in der Vorstellung, dass wir am Sonntag eine wunderbare Zeit zusammen verleben würden – schließlich stand in ihrer Personalakte ‚ledig’.
Schon erwähnt, dass ich den Humor in der Geschichte mag?

Habe schon Dutzende Dates gehabt ...
Hier hat sich noch ein Tippfehler eingeschlichen. Edit: Grad nachgeguckt - da geht scheinbar beides. Wieder was gelernt ^^

Ich treffe Toni häufig auf dem Großmarkt.
Ich kann nicht sagen, woran es genau liegt; aber ab da erhielt die Geschichte für mich einen melancholischen Ton. Ich ahnte schon, dass etwas in der Luft liegt, und sobald Toni von seinen Kindern redet, war mir klar, wohin der Hase läuft. Ich finde es faszinierend, wie du es mit dem Text geschafft hast, dass für mich die anfängliche italienische Lebensfreude im Text plötzlich umgeschlagen hat.

Und den letzten Satz finde ich richtig gut:

Und das mit der gleichen Selbstverständlichkeit, mit der er seinen Gästen versichert, dass alles, alles hausgemacht ist.

Danke, José, für das wirklich tolle Lesevergnügen!

Liebe Grüsse
Raki

 

Caro josefelipe.

die Etrusker und die Pasta - ja,ja. Ich denke, wir haben bisher noch keine verständlichen schriftlichen Belege über etruskische Pastarezepte. Aber aus Sizilien stammt immerhin die erste schriftliche Erwähnung von Pasta - würde vielleicht zu weit führen, diesen Zwischenschritt noch einzubauen, aber wenn schon Geschichte ...

Ein dicker Schlauch saugte mir das Hirn aus dem Kopf. ...
Dieser Tag war ramponiert.
Das ramponiert passt mE gar nicht. Wenn das Hirn durcheinandergeschüttelt wärde, dann vielleicht, aber so?

Hoffentlich lenkte mich morgen die Arbeit ab von meiner unendlichen Enttäuschung.
Ins Futurum weisendes Imperfekt? Hoffentlich würde mich morgen oder so klänge vielleicht besser.

Ich habe mich auch einmal an einer ähnlichen Geschichte versucht und ich finde deine Lösung mit den zwei langjährigen Freunden sehr gelungen. Da mag man darüber spekulieren, ob die Idee von Toni oder von beiden Eheleuten ausgeht. Aber mir ist ein anderer Aspekt aufgefallen: Clemens sieht die Kinder nach drei Jahren zu ersten Mal - so klingt es mir. War er nicht bei der Taufe?
Und wie sieht sein Verhältnis zu Fiona aus? Wieder zurück auf ante coitum?
Was ist mit dem doch sicher von beiden Familien erhofften Thronfolger?
Was geschieht, wenn die Mädchen älter werden (so ab acht Jahre) und sich "unterwartete" Physiogomien zeigen?
Fragen über Fragen, die sich jeder Lesende selbst beantworten mag, das ist mir schon klar.

Eine gewisse Wehmut bleibt, bei aller Freude über die tolle Lösung. Clemens scheint sich in seiner Rolle als ewiger Looster eingerichtet zu haben. Ich kann nur aus meiner eigenen Jugendzeit sagen: Manche Ereignisse vergisst man nicht, sie sind sehr schnell präsent - besonders bei einer persönlichen Begegnung nach einigen Jahren. Mir fehlt da etwas, dadurch scheint mir Clemens ein Mensch, dem inzwischen alles egal ist.

Liebe Grüße

Jobär

 

Hola wieselmaus,

Dein Kommentar freut mich sehr, vielen Dank!
Du hast Dir zur Geschichte einige Gedanken gemacht:

Es muss aber ein grundsätzlicher Mangel bei Toni vorliegen, sonst hätte sich Fiona wohl kaum so blitzartig auf den Deal eingelassen. Vielleicht ( ich glaube, nein, wahrscheinlich hat sie mit Toni diesen Plan ausgeheckt. und auf die ewige Freundschaft spekuliert.)
Eijeijei, was sind Frauen doch durchtrieben – da wäre ich jetzt nicht drauf gekommen.

Aber nicht wahr, es ist eine Win-Win-Situation, alle haben was davon.
Aber nein, Clemens ist wieder der Dumme – er hat nur gegeben;).

Besonders moralisch verhalten sich die drei nicht, ...

Ich glaube nicht, dass das Trio dafür in die Hölle käme.
Interessanter Gedanke. Ich hatte eigentlich nur an ein Übereinkommen zwischen Fiona und Clemens gedacht.

Ja, José, du kennst die Männer und die Frauen und deren elementare Bedürfnisse.
Danke, sehr schmeichelhaft. Jedoch glaube ich, dass Du in dieser Disziplin die Bessere bist.

... immer in Augenhöhe. Und ein kleines Bisschen dürfen deine weiblichen Figuren triumphieren, ...
Das dürfen sie immer! Sie täten es auch, wenn ich es nicht zulassen wollte – es würde sie nicht jucken.
Keine Ahnung, ob das Erfahrung, angesammelte Lebensklugheit oder Resignation ist, aber das spielt auch keine Rolle; wir Männer müssen uns fügen.

Einen Vorschlag hätte ich noch. Clemens sollte keine Kinder aus seiner gescheiterten Ehe haben. Dann träfe ihn die Begegnung mit seinen Zwillingen noch viel gewaltiger.
Diesen Vorschlag habe ich gleich nach Erhalt Deines Posts umgesetzt, vielen Dank. So ist es eindeutig besser.

Außerdem habe ich mich gefragt, wie es ihm ginge, wenn es zwei Knaben gewesen wären.
Ich dachte, dass zwei Mädchen das am wenigsten zu erwartende Ereignis wären – und so entschieden. Ein Junge wäre langweilig, ein Mädchen sosolala. Aber was wäre, wenn wir aus Deinen zwei Jungen und meinen Mädchen das ideale Zwillingspaar machten?
Da wären sie doch alle glücklich – Du, ich, Fiona, Toni, Clemens weiß ich nicht, und die Familie hätte den von jobär geforderten Thronfolger.
Oder ist so ein Muster-Zwillingspärchen auch schon wieder Bastei-Roman?
Wieselmaus, Dein Statement enthebt mich aller diesbezüglichen Sorgen:
Aber das ist eine andere Geschichte.
Und an deinem unverwechselbaren Sound will ich nichts kritisieren.
Langsam wird’s mir mulmig. Das mit dem ‚typisch Joséfelipe’ oder ‚à la José' habe ich schon beunruhigend oft gehört. Ich selbst weiß leider nicht, was es damit auf sich hat. Eines Tages verliere ich die letzten Sympathien, weil niemand mehr Lust hat, das hinreichend Bekannte ein weiteres Mal zu lesen. Habe bei ‚Kopstoot’ mal eine andere ‚Schreibe’ probiert, aber das Ergebnis war durchwachsen.
Vielleicht wird in Zukunft das Alter einen wie auch immer gearteten Einfluss auf unsere Geschichten nehmen – Hauptsache wir bleiben in der Lage, das alles zu überwachen;).

Wieselmaus, vielen Dank nochmals und alles Gute!

José

 
Zuletzt bearbeitet:

Buenas noches José,,

die mir anvertrauten Kinder haben demletzt herausgefunden, dass Hose sich so ähnlich wie Jose anhört. Weshalb nun alle Josefinas, José Pablos und Josefas nur noch mit Hose gerufen werden. Der absolute running Gag. Ich verschone dich mal damit!

Ich habe deine Geschichte schon vor einigen Tagen gelesen, allerdings komme ich nicht wirklich dazu, eine ausgereifte Textkritik zu verfassen. Auch jetzt wohl nicht, aber vielleicht helfen dir meine kurzen Ausführungen dennoch.

Den Anfang deiner Geschichte fand ich eher so mas o menos. Dieser Einstiegssatz gefällt mir nicht, schließlich höre ich ja nicht, was der Protagonist in diesem Moment hört. Der Satz fühlt sich irgendwie leer an. Nach weiterem lesen war mir dann klar, dass der erste Satz wohl auf den Titel anspielt - aber dennoch ... ich finde ihn nicht gut.

Viel besser hat mir das hier gefallen:

Zehn Jahre waren wir Klassenkameraden hier in Grafenbronn. Schlimme Sachen haben wir zusammen verbrochen – wir waren die Super-Mafiosi, trugen Sonnenbrille auch bei Regen und übersahen, dass dadurch unser grimmiger Blick niemanden einschüchterte.

Das finde ich spitze.

Ja - und dann war ich voll in der Geschichte. Die Stimmung, welche du durch das Essen, die Empfindungen und den (ich nenne es mal so) reflektierten Ich-Erzähler erzeugst, macht das Lesen zu einem Genuß. Ein ruhiger Text, mit einer starken Wirkung. Wie ein chilenischer Malbec zu einem argentinischem Angus - außergewöhnlich und außergewöhnlich gut.

Nein, muss ich nicht. Ich werde ihm sagen, dass seine beiden Mädchen bildhübsch sind und kluge Augen haben. Und das mit der gleichen Selbstverständlichkeit, mit der er seinen Gästen versichert, dass alles, alles hausgemacht ist.

Im Gegensatz zum Anfang, ein ganz starker Abschlusssatz.


Saludos,

Sonne

 

Lieber josefelipe,

wenn das hinreichend Bekannte ein Leckerbissen ist, so wird ein Gourmet immer wieder zugreifen. Und ein guter Koch wird wohl wissen, wie man mit Gewürzen für Abwechslung sorgt.

Ich jedenfalls würde mich nicht beklagen, wenn man mir bescheinigte, eine unverwechselbare Handschrift zu haben. Ist es nicht eines der Ziele hier im Forum, den eigenen, wiedererkennbaren Stil zu entwickeln?

Für Anfänger ist das Ausprobieren wohl ein Muss. Aber wenn man eine Seemannskiste voller Geschichten hat, gesammelt über viele Jahre, dann ist man kein Anfänger mehr. Da geht's wohl eher ums Sichten, Aussortieren und Polieren und von Zeit zu Zeit um einen innovativen Gestesblitz, der einem bestätigt, dass man noch nicht senil ist.

Findest du das traurig? Ich nicht. Wir haben ja das wunderbare Gewürz Ironie. Das sollte uns Melancholie vom Leibe halten.

Sehr freundliche Grüße
wieselmaus

 

Hej josefelipe,

Ich fand deine Geschichte gut zu lesen, auch der Titel hat mir gefallen. Du hast das endtscheidende für diese Idee sehr gut umgesetzt finde ich. Auch die Namen finde ich gut ausgewählt (Fiona hatte ich auch mal in einer Geschichte). Ich will deine Geschichte auch nicht weiter auseinanderzerren, ich glaube das können andere besser, als ich.

Freundliche Grüße
Schwarzbeere

 

Hola Unglaublicher!

Zuerst möchte ich Dir herzlich zum Moderator gratulieren.
Deine Kommentare waren schon immer herausragend. Da ich schon für meine kleinformatigen Komms einige Zeit benötige, kann ich mir ungefähr vorstellen, wie es in Deiner Schreibstube, pardon, in Deinem Office aussieht.
Einfacher wird Dein Leben dadurch nicht – da bin ich mir sicher. Doch Du bist noch jung und belastbar:D. Und außerdem – das sage ich mit berufenem Munde – ist es ganz wunderbar, viel später dann, im Alter, die Beine hochzulegen und sagen zu können: Ijowajuh, was hab ich doch damals geklotzt! Da bestand mein Körper nicht aus Fleisch und Knochen, sondern aus Energiefeldern.
Einem wie Dir Erfolg zu wünschen ist überflüssig – Du kannst gar nicht anders. Ich finde das toll. (Ich nehme jetzt die ‚Brigitte Woman’ meiner Frau und peile den nächsten Liegestuhl an.)

Ja, soweit kann es kommen mit einem Menschen. Zur Sache:

Du verstehst es, männliche Ur-Instinkte anzusprechen, sei es mit Essen oder mit Frauen
Ach, danke. Ich geh immer von mir aus. Oder von Dir.

Wobei mein Essensgeschmack wohl nicht dasselbe Niveau erreicht ...
Wie wer oder was?
Oh Gott, bin ich ein Spätzünder! Über den vermeintlich unzureichenden Essensgeschmack (ist das Deine Erfindung?) so ganz diskret darauf hinzuweisen, dass es sich beim Schreiber dieses Kommentars um einen Frauenkenner und demzufolge wohl auch um einen Frauenversteher handelt – also das ist schon abgefahren.

Das alles schilderst du sehr warmherzig und mitfühlend, man könnte befürchten, es sei selbst erlebt.
Allerfeinste Sensorik. Na klar ist das selbst erlebt! Jedesmal die besten Weiber schon in festen Händen! Das ist doch Scheiße, verdammt!
Entschuldigung, ich vergaß mich.

Der Clown, der Clown ... war immer lustig anzuschau'n ...
Lieber Holg – Du triffst jedes Mal ins Schwarze. So auch hier.

Und dann platzt ein Typ mit Maschinenpistole in die Szene, ballert um sich und verändert die Tomatensauce von La Mamma in eine Rezeptur aus roten Blutkörperchen und Panik.

Das ist so eine Stelle, die ich nicht verstanden habe. Ist das wirklich passiert? Wenn ja, dann weiß ich nicht, wann und wo oder welche Bedeutung es für die Geschichte hat. Oder bezieht sich das bloß auf die Bilder an der Wand, die nachfolgend erwähnt werden? Oder ist es eine erfundene Räuberpistole, die Toni seinen Gästen erzählt?
Es bezieht sich auf die Bilder. Tintenfass hat es auch angemerkt. Das kommt doch sehr abrupt. Ich war tatsächlich mal in einer Pizzeria zu Gast, die sich mit solchen Bildern ‚schmückte’. Aber wenn ich Hunger habe, schalte ich auf ‚eiskalt’ und lasse mir den Appetit nicht verderben. Leider wurde der nicht durch die Bilder, sondern durch die Pizza selbst heruntergefahren.
Aber dass Toni so etwas herumerzählt, wäre auch denkbar.

Ich hatte mich in sie verknallt. Und das bin ich immer noch.
Das "bin" passt nicht gut zum "hatte" im vorigen Satz. Vielleicht, wenn der erste Satz hieße: Ich war in sie verknallt.
Hast recht. Ich hab’s geändert.

Questa é l’Italia!
Ich komme mir ja komisch vor, wenn ich Sprachen korrigiere, die ich gar nicht spreche, aber ich glaube, hier ist der Akzent verrutscht: è wäre richtig.
Auch hier liegst Du richtig. Ich hatte das verbessert, aber dann doch die deutsche Variante genommen. Die ganzen ‚prego’ und ‚grazie’ hatte ich schon vorher rausgefischt.
... schon einen Grauschimmer bekommt. Auch in Tonis Schwarzhaar gibt es Silberfäden

Das klingt, als seien Jahrzehnte vergangen. Aber später treten die Mädchen auf, die gerade mal drei Jahre alt sind. Plus Schwangerschaft runden wir auf vier - da scheinen mir die Veränderungen etwas zu stark.
Ja, stimmt. Hab’s etwas verändert.

Der Einschub "wie sonst bei Zwillingen üblich" braucht Kommas entweder auf beiden Seiten oder gar nicht.
Danke, ist korrigiert.

die Pesti und Sugi

Ich sage nur ein Wort: Consièrge!
Wer französisch kann, kann auch italienisch.
Hier sprühen Aetna und Vesuv

Deutsch "Ätna", italienisch "Etna" - eines von beiden.
Nein, ich möchte die beiden vermählen wie Fiona und Toni – auch wegen der europäischen Idee.
Du bist aber auch streng.

Lieber Holg, das tut mir leid, dass Dich mein fehlerhafter Text so viel Zeit gekostet hat. In Zukunft werde ich bei Unklarheiten die Firma Gugl befragen – bislang hatte ich das Gott sei Dank nicht nötig :D.

Ich danke Dir und wünsche gute Kondition bei der neuen Aufgabe.

José

 

Hola wieselmaus!

Deine aufbauenden Worte haben bei mir Wunder bewirkt!
Man kann es nicht besser formulieren als Du:

... wenn das hinreichend Bekannte ein Leckerbissen ist, so wird ein Gourmet immer wieder zugreifen. Und ein guter Koch wird wohl wissen, wie man mit Gewürzen für Abwechslung sorgt.
Beim Anschwellen meines Brustkorbs sind mir doch tatsächlich zwei dieser schwarzen Knöpfe von meiner Kochjacke abgesprungen – wie Geschosse. Glücklicherweise haben sie keine größeren Schäden angerichtet. Einer zertrümmerte eine wertvolle Karaffe, die wir sowieso nur selten benutzen, der andere zwar die Scheibe vom Chambrair, doch steht der nur zu Prestigezwecken in der Ecke.

Ich jedenfalls würde mich nicht beklagen, wenn man mir bescheinigte, eine unverwechselbare Handschrift zu haben. Ist es nicht eines der Ziele hier im Forum, den eigenen, wiedererkennbaren Stil zu entwickeln?

So gesehen ist die Situation doch nicht so betrüblich, wie sie mir beim Antworten auf Deinen Kommentar schien. Und dass infolgedessen eine Teilnahme am Maskenball keinen rechten Sinn macht, muss ich eben verschmerzen.

Auch das hast Du sehr treffend gesagt:

Wir haben ja das wunderbare Gewürz Ironie. Das sollte uns Melancholie vom Leibe halten.

Diesen Satz werde ich mir merken. Großartig.

Wieselmaus, vielen Dank für Deinen ermunternden Post – es geht schon wieder aufwärts mit mir. Wenn ich mich mal revanchieren kann, dann sag’s nur.

José

 

Hallo @josefelipe

es hat mich erschreckt zu lesen:

Langsam wird’s mir mulmig. Das mit dem ‚typisch Joséfelipe’ oder ‚à la José' habe ich schon beunruhigend oft gehört. Ich selbst weiß leider nicht, was es damit auf sich hat. Eines Tages verliere ich die letzten Sympathien, weil niemand mehr Lust hat, das hinreichend Bekannte ein weiteres Mal zu lesen. Habe bei ‚Kopstoot’ mal eine andere ‚Schreibe’ probiert, aber das Ergebnis war durchwachsen.
Vielleicht wird in Zukunft das Alter einen wie auch immer gearteten Einfluss auf unsere Geschichten nehmen – Hauptsache wir bleiben in der Lage, das alles zu überwachen.

Sicher, nicht alles was als Kompliment gemeint ist, kommt auch als Solches an aber ich hoffe, Du bist in keine Sinn-, Lebens- oder Sonstwaskrise gestürzt.

Zum Glück hat sich @wieselmaus schon ausführlich dazu geäußert und ich schließe mich ihr uneingeschränkt an. Hinzufügen möchte ich noch, dass das Alter und mit ihm die gesammelten Erfahrungen, immer einen Einfluss auf uns nehmen. Natürlich auch auf unsere Geschichten und die Art, wie wir sie erzählen. Doch wem sage ich das?

Lieber José, ich glaube, bei Deiner leidenschaftlichen Schreibweise wirst Du nie die Sympathien der Leser verlieren und wenn es mit einem anderen Schreibstil nicht klappt … Ist doch irgendwie alles ein Lernprozess, oder?

In der Hoffnung, dass es Dir gut geht sende ich herzliche Grüße.

Tintenfass

 
Zuletzt bearbeitet:

Hola Raki,

statt Trommelwirbel ein Paukenschlag:

... eine Geschichte von dir zu kommentieren. Und diese hat mir wirklich ausserordentlich gut gefallen.
Da geht das Stimmungsbarometer rasant nach oben. Danke schön!

Aber manches könnte wohl ‚runder’ sein:

Tonis Opa kam aus Catania, ...
Das "Opa" hat mich ein wenig aus dem zuvor aufgebauten "italienischen Flair" gerissen; ...
Der Nonno wär’s gewesen, aber der gehört wohl nicht zum Standard-Vokabular des durchschnittlichen Lesers. Im früheren Text stammte der Wein aus den besten Lagen um Nonna Marias Dorf, aber deswegen gestrichen.
Den deutschen Opa – da hast Du völlig recht – habe ich durch einen diplomatischen Großvater ersetzt.

Und dann platzt ein Typ mit Maschinenpistole in die Szene, ballert um sich und verändert die Tomatensauce von La Mamma in eine Rezeptur aus roten Blutkörperchen und Panik.
Die Idee mit den Bildern finde ich gut - aber trotzdem hat mich der Satz rausgerissen. Ich glaube, mich stört, dass der Typ so ... aktiv ... ist, obwohl er es nicht ist.
Stimmt, andere Kommentatoren fanden diese Szene auch nicht so gelungen. Ich hab’s bisschen grell gemacht, damit der Leser wach bleibt – aber es kommt zugegebenermaßen schon sehr abrupt. Gestern bekam ich eine PN und jetzt weiß ich, dass es bei Hamburg eine Pizzeria gibt, die sich – nicht mit Bildern, sondern großer Wandfläche - mit diesem Thema ‚schmückt’. Echt cool (oder nicht?).

„Will er nicht?“, fragte ich fachmännisch.
:D
Ich hoffe, Du hast die Antwort nicht übersehen:
„Ich glaube, es liegt an etwas anderem“

Habe schon Dutzende Dates gehabt ...
Hier hat sich noch ein Tippfehler eingeschlichen. Edit: Grad nachgeguckt - da geht scheinbar beides. Wieder was gelernt ^^
Und ich auch – nämlich, dass wir alle ein bisschen verrückt sind. Wie lange wollen wir diesen Zirkus der Groß- und Kleinschreibung noch mitmachen?
Das ist einfach nicht normal, dass Du und ich und alle anderen wieder und wieder nachschauen müssen, ob groß oder klein – und dann noch die Ausnahmeregeln beachten. Der totale Schwachsinn. Ich würde lieber heute als morgen meinen Text kleinschreiben. Die anderen um uns herum können das schon.
Aber sicher wäre es für die ‚Bewahrer’ schmerzhaft, wenn sie ihre Schreibtische räumen müssten.

Ich treffe Toni häufig auf dem Großmarkt.
Ich kann nicht sagen, woran es genau liegt; aber ab da erhielt die Geschichte für mich einen melancholischen Ton. Ich ahnte schon, dass etwas in der Luft liegt, und sobald Toni von seinen Kindern redet, war mir klar, wohin der Hase läuft. Ich finde es faszinierend, wie du es mit dem Text geschafft hast, dass für mich die anfängliche italienische Lebensfreude im Text plötzlich umgeschlagen hat.
Genau. Es kann ja nicht sein, dass wir Tür an Tür wohnen, und der eine hat ständigen Sonnenschein, und der andere schmale Lippen.
Es sollte ursprünglich eine harmlos-heitere Geschichte werden. Ich wollte die Schlitzohrigkeit einiger italienischer Wirte aufs Korn nehmen und die Einfältigkeit ihrer deutschen Kundschaft. Aber dann wär’s wirklich nur eine sehr einfältige Geschichte geworden.
Raki, merci vielmals für Deinen Super-Kommentar. Es sind ja nicht nur die Worte, die zählen, fast mehr noch zählt die Sorgfalt, mit der ein Leser eine Geschichte kommentiert.
Und ich habe das gute Gefühl, dass Du meinen Text ernst genommen hast.
Vielen Dank.

Ich wünsche Dir alles Gute und hoffe, dass sich unsere textbezogenen Wege noch einmal (gern auch öfter:))kreuzen.

José
PS: Die fehlenden Kommas und Punkte hab ich eingefügt. Diesmal habe ich leider etwas geschlampt. Soll nicht wieder vorkommen.

 

Hola@Jobär,

ich dank’ Dir schön für Deinen Kommentar.

Der schürft anfangs im Urgestein:

... bisher noch keine verständlichen schriftlichen Belege über etruskische Pastarezepte.
Ach nee? Aber das war auch nicht mein Anliegen.
Ich glaube an die Marco Polo-Story, der die Nudel-Idee aus China mitbrachte – ein paar Jährchen nach den Etruskern:).

Aber aus Sizilien stammt immerhin die erste schriftliche Erwähnung von Pasta - würde vielleicht zu weit führen, diesen Zwischenschritt noch einzubauen, aber wenn schon Geschichte ...
Auch hier, mein Lieber, lasse ich mich nicht beirren. Ich hatte vor, von Menschen zu schreiben, nicht von Pasta, d.h. weder von nicht verständlichen etruskischen Pastarezepten (die es sowieso nicht gibt), noch von sizilianischen Pasta-Erwähnungen:D.

Ein dicker Schlauch saugte mir das Hirn aus dem Kopf. ...
... Dieser Tag war ramponiert.
Das ramponiert passt mE gar nicht. Wenn das Hirn durcheinandergeschüttelt wärde, dann vielleicht, aber so?
Tja, das weiß ich jetzt auch nicht so genau. Das Hirn ist ja nicht mehr da, zumindest gefühlt nicht. The Incredible Holg sagt, ‚ramponiert’ wäre untertrieben. Da hat er recht.
Dieser Sonntag ist regelrecht versaut – von himmelhochjauchzenden Gedanken runter zur Absage. Aber ‚versaut’ schien mir doch zu unkultiviert.

Hoffentlich lenkte mich morgen die Arbeit ab von meiner unendlichen Enttäuschung.
Ins Futurum weisendes Imperfekt? Hoffentlich würde mich morgen oder so klänge vielleicht besser.
Stimmt. Bin Deiner Empfehlung gefolgt – jetzt klingt es richtig. Danke.

Aber mir ist ein anderer Aspekt aufgefallen: Clemens sieht die Kinder nach drei Jahren zu ersten Mal - so klingt es mir. War er nicht bei der Taufe?
Doch, er war da:
Mit einem Mal höre ich Kinderstimmen. Fiona hat ihre Töchter an der Hand, Chiara und Gaia. Seit ihrer Taufe habe ich die beiden nicht gesehen – ...

Und wie sieht sein Verhältnis zu Fiona aus? Wieder zurück auf ante coitum?
Was ist mit dem doch sicher von beiden Familien erhofften Thronfolger?
Was geschieht, wenn die Mädchen älter werden (so ab acht Jahre) und sich "unterwartete" Physiogomien zeigen?
Fragen über Fragen, die sich jeder Lesende selbst beantworten mag, das ist mir schon klar.
Ja, ich sehe das auch so. Das alles aufzudröseln, würde sicherlich den Rahmen einer KG sprengen. Da das Leben immer unbeantwortete Fragen bereithält – warum sollte das nicht auch eine Kurzgeschichte, die vom Leben handelt?

Eine gewisse Wehmut bleibt, ...
Gewiss, und es hat den Anschein, wohl auch bei Dir:
Ich kann nur aus meiner eigenen Jugendzeit sagen: Manche Ereignisse vergisst man nicht, sie sind sehr schnell präsent - besonders bei einer persönlichen Begegnung nach einigen Jahren.
Hin und wieder ein Durchhänger – wer kennt das nicht? Aber zwischendurch gibt’s auch heitere Momente. Und ich hoffe, dass die überwiegen.

Jobär, in diesem Sinne – und alles Gute!

José

 
Zuletzt bearbeitet:

Hola José,

eine feine Geschichte um die kleine Schwester der Liebe, um die Liebe selbst und andere Verstrickungen. Wer könnte da widerstehen? Also, ich nicht. Und wenn der Protagonist noch erkennen lässt, dass er einen erlesenen Frauengeschmack hat, erst recht nicht.
Während des Lesens hatte ich ein permanentes Grinsen im Gesicht. Weiß nun nicht sicher, ob das ein gutes oder schlechtes Zeichen ist in Bezug auf das Ernstnehmen deines Textes, denke aber schon.

Lange Rede, kurzer Sinn: Deine Geschichte hat mich gut unterhalten und es wird dir nicht gefallen, was ich dir jetzt gestehe. Seitdem geht mir Melodie und Text von Fendrich nicht mehr aus dem Kopf: Er wollte Amore mit Bella Ragazza, auf sentimentale und auf der Madrazza. Sorry!

Du stellst uns Toni als rechtes Schlitzohr vor:

„Ah Dottore, buonasera!“, schreit er, völlig aus dem Häuschen. „Clemente, meine Freund!“ Umarmt mich – ich verbitte mir, abgeküsst zu werden, und schäumt beinahe über: „Eh, Caro! Welke Freude! Buonasera, buonasera.“ Ziemlich leise fügt er noch hinzu: “Und sonst – alles okay, altes Haus?“, kneift mich in die Rippen, dass ich ihm eine scheuern möchte ...

Und später dieser Hinweis:
Er redet lange drumherum, rührt nervös in seinem Kaffee, die Stirn ist gefurcht. Zuerst denke ich, er hätte Probleme mit der Steuer, oder mit der Gesundheit – aber nein, es ist viel ärger. Endlich kommt er auf den Punkt: Es klappt nicht mit dem Kinderkriegen, obwohl sie schon alles Mögliche versucht hätten.

Da kommt mir als Leser die Idee, dass Toni eventuell hinter dem Plan steckt, Clemens als Papa auszuwählen.
Denn Clemens Reaktion lässt nur einen Schluss zu: Toni ist zeugungsunfähig.
Wir kennen uns seit dreißig Jahren, ein so ernstes Problem hatten wir noch nie. Ich grüble, wie ich ihm helfen könnte.
Da wäre noch ein Weg.
Mein Gott, ich spinne total – wie so oft. Aber dieser Gedanke klebt jetzt an mir.

Fiona hat nur darauf gewartet, dass sich Clemens „opfert“.
Nach Belanglosigkeiten nehme ich meinen Mut zusammen, erzähle von meinen Gesprächen mit Toni und streife das heikle Thema. Zu meiner Überraschung entzündet sich Fiona wie der Magnesiumblitz eines altmodischen Photographen.
Wir werden das durchziehen.
Du löst das nie auf.

Deshalb kann letztendlich niemand der Beteiligten sicher wissen, wer nun der Erzeuger der Zwillinge ist, oder?
Sollte Toni aber Gewissheit haben, dass er nicht der Papa sein kann, durch meinetwegen medizinisch fundierte Ergebnisse, dann war er erstens doch der Urheber des Projektes: Familienplanung auf Italienisch. Sonst hätte er sich über die Schwangerschaft mehr als gewundert.
Und zweitens würden deine besonders gelungenen Abschlusssätze keinen Sinn mehr machen.

Ich werde ihm sagen, dass seine beiden Mädchen bildhübsch sind und kluge Augen haben. Und das mit der gleichen Selbstverständlichkeit, mit der er seinen Gästen versichert, dass alles, alles hausgemacht ist.
(Clemens Überlegungen wären noch eindringlicher, wenn es hieße: "und seine klugen Augen haben")
Das bleibt bis zum Ende im Verborgenen und das ist gut so, weil sich jeder seinen eigenen Reim darauf machen kann. Ich denke, wieselmaus hat in ihrem Komm Ähnliches angedeutet.
Das ist nur mein kriminalistischer Spürsinn, der mich auf diese Gedanken bringt, das darfst du nicht zu ernst nehmen.

Ich kann deinen Clemens gut leiden, weil er sich standhaft einredet, er erweise Toni einen Freundschaftsdienst, wenn er mit Fiona in die Kiste springt, oder war es doch die Matratze?
Er liebt diese Frau und er hat gar keine Wahl.

Deine Geschichte ist rundum eine sehr gelungene, so ganz ohne erhobenen moralischen Zeigefinger.
Und auch ich behaupte, und wenn du dich auf den Kopf stellst: Sie ist so was von typisch für dich!

Danke für das Lesevergnügen.
Liebe Grüße von peregrina

 

Hallo José,

ich werde einen Teufel tun und irgendetwas in Deiner Geschichte kommentieren. Da kann ich mir ja als blutige Anfängerin nur die Finger verbrennen:lol:
Was ich aber doch erwähnen möchte ist, dass mich Deine Kommentare und Antworten auf die Kommentare der Anderen genauso amüsiert und erfreut haben, wie die Geschichte selbst.:thumbsup:

Schöne Grüße
Wolkengaenslein

 

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