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Briefe an dich
Wir standen einfach da, schwiegen und starrten die Blumen, die kleinen Engel und die vielen Kerzen an. Ich holte unsere beiden Kerzen aus meiner Tasche, gab Josh eine und suchte ein Feuerzeug in meiner Jacke. Nun standen wir da, mit den Kerzen in den Händen. Immer noch schweigend. Das rote Marmorherz war das letzte mal noch nicht da. Ich studierte langsam die Schrift, immer und immer wieder.
Sie hätte eine große Party gefeiert, mit all ihren Freunden und wir hätten die ganze Nacht getanzt. Ich verfiel in Gedanken, erinnerte mich, wie so oft, daran was wir gemeinsam erlebt hatten. Ein Lächeln ging über meine Lippen. Ich schloss fest die Augen, verweilte einen Moment und öffnete sie wieder. Wir standen noch immer dort. Noch immer schweigend. Aus dem Augenwinkel sah ich, wie etwas an Josh's Wange hinunterrann. Ich wollte ihn gerne in den Arm nehmen, doch mein Körper wollte sich nicht bewegen. Mir kamen wieder die Rosen in den Sinn. Vorsichtig holte ich sie aus meiner Tasche und platzierte sie zwischen den beiden Kerzen die wir mittlerweile abgestellt hatten. Meine Füße schmerzten vor Kälte und auch Josh fragte nach langer Stille, ob wir langsam gehen wollten. Ich sagte ihm, dass ich gleich nachkommen würde und so ließ er mich alleine. Kaum war er aus meinem Blickfeld verschwunden, spürte ich eine salzige Flüssigkeit auf meinen Lippen. Ich holte ihr Geschenk, ein Bild von uns beiden, raus, stellte es behutsam zu einem der Engel und flüsterte, dass ich sie liebte. Außerdem versprach ich ihr bald wiederzukommen, entschuldigte mich jedoch gleich danach, falls ich es doch nicht tun würde.
Ich warf noch einen letzten verschwommenen Blick auf unser Bild und ging dann zu Josh, der ein Stück weiter auf einer Bank saß. Ich dachte darüber nach, ob sie je erfahren würde, was hinten auf dem Bild stand, was ich ihr in all den Zeilen geschrieben hatte.