Bloody Mary
Meine verdammt teuren Jimmi Choo Schuhe klapperten auf der Holztreppe, als ich in den zweiten Stock hoch ging. Lautes Stöckeln meiner Absätze. Klack-klack-kack. Wie un-damenhaft muss das aussehen, dachte ich, als ich mein Kleid noch straf unter meinen Po zog. Nein, damenhaft war ich an diesem Abend bestimmt nicht gewesen, eher betrunken und verliebt. In den großen schwarzhaarigen Architekten. Oder doch nur in die türkise Handtasche seiner Frau? Ich weiß es nicht mehr.
Ich streifte meine Jimmi Choos von meinen Füßen ab und schmiss sie samt dem Schlüsselbund in eine Ecke des Flures. Im gleichen Moment rechnete ich nach, wie viel ich für diese Dinger ausgegeben hatte. Ein Schluck Wodka, den ich pur aus der Flasche trank, verdrängte den Gedanken wieder.
Meine Katze, Beefee, kam mit dem gleichen Blick, den ich auch damals hatte, auf mich zu: ganz vernebelt. Ich streichelte sie nicht, denn ich wollte auch gestreichelt werden. Zwei Zicken sollten nicht zusammen wohnen.
Es war gerade erst zehn Uhr und ich war schon vom Geschäftsessen zurück. Irgendwas war falsch gelaufen. Kurze Analyse des Abends:
Ich kam, ich schüttelte Hände, ich trank. Trank wieder. Noch ein Cocktail. Plätze wurden zugewiesen. Ich trank den Rotwein, noch einen Cocktail. Champagner wurde auch angeboten. Ich ging. Ging kurz aus dem Restaurant. Ich taumelte und saß später rauchend im Taxi.
Tja, jetzt sitze ich vor der Kloschüssel und lasse mal alles wieder brav raus.
Scheiß Alkohol, scheiß Sucht; Verdammt, warum habe ich niemanden, der mir die Haare aus dem Gesicht hält?
Morgen höre ich auf damit, aber zuerst mix ich mir was. Vielleicht einen Bloody Mary.