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Bettprobleme

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10.10.2006
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Bettprobleme

Als Weber einmal früh nach Hause kam, fand er die Wohnung von solcherart Tönen erfüllt, die einem Mann das Blut heiß werden lassen. Ein Wimmern und Keuchen war zu hören, wie es einzig dem tiefen Rachen einer Frau entspringen kann. Weber schloss sacht die Türe hinter sich, streifte die schwarzen Lackschuhe ab und schlich auf Socken in Richtung des gemeinsamen Schlafzimmers. Das Wimmern verstummte, je näher er der Quelle kam, und wurde durch stoßweises Atmen durch die Nase abgelöst.
Weber verzog den Mund: In seinem Magen stiegen Bläschen auf, bis sie hoch oben explodierten und ihm einen Geschmack auf die Zunge legten, als habe er von verdorbener Milch gekostet.

Sein Herz pumperte, dass er meinte, Vogelküken schlüpften in seiner Brust, und noch zwei Armeslängen von der offenen Tür entfernt, presste er sich flach gegen die Tapete und hielt inne.. Denn ihm war klar: In den nächsten Minuten galt es, ein Mann zu sein. Nun käme einer jener Augenblicke auf ihn zu, an die er sich noch lange und oft erinnern würde. In der Vergangenheit war er von jenen Momenten viel zu häufig überrascht worden, sie waren an ihm vorbeigezogen oder hatten sich nicht einmal die Mühe gemacht, ihm auszuweichen, sondern waren einfach durch ihn hindurchgefahren, dass er sich ihrer nur voll Scham und Wehmut erinnern konnte. Einige Male war er in jenen Momenten betrunken gewesen. Andermal hatten sie ihn in einem emotionalen Ungleichgewicht vorgefunden. Entweder war er zu traurig und niedergeschlagen gewesen, um sich ihnen mit breiter Brust in den Weg zu stellen, oder er war durch den Übermut des Augenblicks unvorsichtig geworden, nicht in der Lage, seine beste Leistung abzurufen. Dieses Mal würde es anders ablaufen. Dieses Mal war Weber vorbereitet.
Jedoch, leise klopfte der Gedanke an sein Bewusstsein: Warum konnte er einzig die Lustgeräusche seiner Freundin vernehmen? War es möglich, dass sie mit einem Liebhaber zugange war, der gänzlich unempfindlich gegen ihre Reize sein sollte? Dem es möglich war, jene Peinlichkeit zu vermeiden, die Weber viel zu häufig und regelmäßig widerfuhr?
Zorn flammte in Weber auf, als sei ein Gasherd entzündet worden.

Weber blieb dicht an die Wand gepresst, zog sich der Tür entgegen, als stünde er auf einem Fenstersims und hätte den Abgrund vor sich. Frühere Momente zogen an ihm vorbei und zeigten ihm die grässlichen Fratzen seiner Unzulänglichkeit, bis er schließlich am Türrahmen war und erneut das Schnauben seiner Freundin vernahm.
Endlich überwand sich Weber, fand die Kraft über seine Schulter zu linsen, ins Schlafzimmer hinein.
Dort in einem Himmelbett lag seine Freundin auf dem Bauch. Sie war nackt, die Arme hatte sie weit von sich gestreckt, die Hände in das Bettlaken gekrallt, und zwischen ihren Schenkeln hielt sie ein weißes Kopfkissen. Die Beine waren angewinkelt, die Sohlen zeigten zur Decke. Und dann raschelte das Kissen, die Beine bewegten sich, sie drückten das Kissen, sie quetschten, sie bewegten es!
Die Kante des Kissens, so folgerte Weber, musste gegen die Vagina seiner Freundin drücken. Oder gegen die Klitoris. Oder gegen irgendetwas anderes da unten, von dessen Existenz Weber nichts wusste. Und mit welcher Energie die Beine seiner Freundin das Kissen da nach oben und wieder nach unten führten. Mit welcher Regelmäßigkeit es sich hob und senkte, senkte und hob – und wie laut seine Freundin dabei wurde.
Weber malte sich aus, so müssten Perlen entstehen. Poliert und poliert und wieder poliert.
Und noch mehr passierte: Weber sah nun, dass die Hände seiner Freundin sich ins Laken verkrallten, bis die Fingerknöchel weiß zu werden drohten, und sie drückte ihren Rücken durch, dass die Brüste in die Matratze getrieben wurden.
In Webers Kopf spielte sich eine Diskussion ab: Nach dem Grund dieses Unsinns würde er da fragen. Ob sie vielleicht meine, das sei alles ganz okay, immerhin fasse sie sich ja nicht selbst an! Es sei ja keine Selbstbefriedigung, kein Verrat an ihm und ihrer Beziehung. Gar nichts passiere da, oder was, was wollte sie ihm sagen? Keine Finger? Das bin ja gar nicht ich? Meine Beine, wer hätte das gedacht? Das böse Kissen, was kann ich denn dafür?

Wieder wurde seine Freundin leiser, das Kissen ruhte – Kante auf Kante!, wie Weber dachte. Erneut schnaubte sie durch ihre Nase, so wie ein Hund hechelt, weil er nicht schwitzen kann. Ihr Po schaute nun, da die Beine das Kissen nicht mehr verkrampft hielten, entspannt nach oben, so wie Sahne auf einem Eisbecher thronte. Die Hände ruhten auf dem Laken, doch schon erhob sie sich wieder, nur kurz hatte sie inne gehalten, eine letzte Pause in einem perfiden Stück, dessen Noten Weber nicht kannte.
Er meinte es kommen zu sehen, die Muskeln in ihren Beinen spannten sich erneut, die Hände machten sich bereit zuzugreifen, und schon wieder rieb das Kissen an der Perle seiner Freundin. Härter und stärker noch als zuvor, so schien es, denn das brünstige Schreien und Stöhnen schwoll an, immer heftiger ging es da zu, geschoben und getreten wurde da, dass er jeden Wirbel im Rückgrat zu sehen meinte, das Becken flog auf und ab, und – Weber konnte es nicht anders sagen – seine Freundin fickte das Kissen.

Weber räusperte sich, doch seine Freundin war so laut und weg, dass es war, als tröpfle er zwei Tränen in den Ozean. Er stampfte mit dem Fuß auf wie ein trotziges Kind. Socke auf Schlafzimmerboden. Kein Moment für die Ewigkeit. Seine Freundin nahm ihn nicht wahr. Da fasste Weber allen Mut zusammen, trat mit zwei schnellen Schritten ans Bett und riss ihr mit der rechten Hand das Kissen zwischen den Beinen heraus, bohrte seine Hände tief in die verräterischen Daunen und warf es in hohem Bogen durch die Luft, bis es sanft gegen die Wand segelte und nach unten plumpste. Und wie es da lag, und er die Schenkel seiner Freundin an seiner Hand und an seinem Arm spürte, ihr Drängen und Schieben, da meinte er, an der Seite des Kissens, die nach unten gezeigt hatte, etwas feucht glitzern zu sehen.

Weber war nun in der glänzenden Lage, alleine dadurch am Liebesspiel seiner Freundin teilhaben zu können, dass er die Stellung seiner Hand veränderte und entweder mit der flachen Hand nach unten drückte oder eine beliebige Anzahl von Fingern streckte.
Gewissenhaft beobachtete er, welche Stellung seiner Hand welche Reaktion auszulösen vermochte, ob das stete Stöhnen und Keuchen, von dem er schon seit einiger Zeit wusste, dass es sich dabei um die Begleiterscheinungen eines koitalen Endspurts handeln musste, sich irgendwie beschleunigen ließe. Wenn er vielleicht mit dem Knöchel des Zeigefingers nach unten stieße oder ob es besser wäre, hier, im Schraubstock ihrer Beine eingespannt, einen anderen Bohrkopf zu verwenden? Doch was er auch versuchte und probierte, es änderte sich nichts. Ja, nichts vermochte er auszurichten. Zwar spürte er die Schenkel an seinem Unterarm und an den Fingerspitzen mochte er auch von Zeit zu Zeit eine Art Widerstand ertasten und die Finger krallten weiter so fest ins Laken, dass er meinte, die Haut müsse jeden Moment von den Knochen platzen, doch nichts deutete darauf hin, dass seine Freundin, und damit er, ihrem gemeinsamen Ziel in irgendeiner Form näher rückten.
Seine Schulter schmerzte seit einiger Zeit und er fragte sich, wie in Gottes Namen seine Freundin das nur durchstand, und viel mehr fragte er sich, wie überhaupt irgendein Mann auf der ganzen Welt so etwas durchstehen sollte. Und noch immer keine Veränderung ihres Zustandes.
Kein Schweißtropfen irgendwo zu erkennen. Und das Gestöhne und Gewimmer – nicht länger durch das satte Schnauben einer Pause unterbrochen – hörte sich asthmatisch an und gurgelnd.
„Schatz, du kannst auch aufhören“, hörte sich Weber sagen. „Es ist okay, ich bin dir nicht böse, du hast ja nicht die Hände genommen.“
Keine Reaktion seiner Freundin. Weber versuchte seinen Arm aus der Umklammerung der Schenkel zu ziehen, sein Schlüsselbein brannte, die Beine verkrampften sich um ihn, wieder und wieder wurden seine Finger nach unten getrieben, bis er die Gelegenheit nutzte, als die Beine nach oben fuhren, sich mit einer raschen Drehung der Hüfte den Arm frei zu kämpfen und auch die Hand, die Weber nun vor seine Augen führte und an deren Fingerkuppen er, während seine Freundin weiter auf- und abjuckelte, weiße Daunenfedern bemerkte.
„Hör auf“, rief er. Doch seine Freundin immer noch, wie eine einmal aufgezogene Maschine, auf dem Laken, jeden Wirbel ihres Rückgrats konnte er sehen, auf und ab, röchelte und stöhnte, Blut rann aus ihrem Mundwinkel auf das Laken, Daunenfedern an Webers Händen.

Weber rüttelte an den Schultern seiner Freundin, nichts, weiter: Auf und ab, er legte sich mit seinem Oberkörper auf ihre Beine, doch sie trommelten weiter gegen ihn, gegen seinen Brustkorb, ein Fingerknöchel an ihrer linken Hand hatte die Haut durchdrungen, der blanke Knochen, als hätte ihn ein Insekt abgenagt, ragte ins Freie. Sie trat ihn gegen die Lunge, von unten gegen den Brustkorb, die Sehnen an ihren Beinen wie Stahlseile gespannt.
Während Weber noch auf ihren Beinen hockte und hin- und hergeschleudert wurde, als stünde er auf einer Hüpfburg, und während er darüber nachdachte, wie zum Teufel er das hier alles erklären sollte, vor anderen und auch vor sich, wie er in diesem Moment später einmal dastehen würde, sah er das Kissen in der Ecke liegen und wieder sah er die kleinen Daunenfedern an seinen Fingern, die sich gierig an ihn schmiegten, seine Finger wärmten, ihn fast mit einer Decke überzogen – ein erneuter Tritt gegen ihn, das Knie erwischte ihn von unten, Weber stützte sich auf seine Ellenbogen, zog sich im Bett nach vorne – kein Hecheln mehr, kein Stöhnen, ein lautes, rotes Gurgeln drang allein aus ihrer Kehle – und Weber erreichte das Kissen, das dort in der Ecke lag, streckte seine von Daunen überzogenen Finger nach ihm aus, ergriff es an einer Ecke – es schmiegte sich an ihn, ganz weich - und schob es unter sich an seinem Bauch vorbei, zwischen die Beine seiner Freundin.
Eine Weile blieb Weber noch so liegen, bis es still im Zimmer geworden war.

 

Hallo Quinn

Ich mag einfach diesen Horror, der sich eben nicht immer in bluttriefenden Perversionen entladen muss, sondern subtil in diesen versteckten, menschlichen Abgründen wohnt.

Nach Webers Schleichfahrt durchs Haus ahnte ich, dass Weber seine Frau, zumindest nicht mit einem "normalen" Liebhaber vorfinden würde. So freute ich mich denn auch über das "Ersatzkissen", dann Webers linkischer Versuch, sich nun irgendwie einen "Schlachtplan" zurechtzulegen. Er ist völlig überfordert mit dieser absurd tödlichen Situation, in der sich seine Frau befindet.

Als Weber das Kissen zu sich zog, dachte ich kurz in Richtung Monsterdings, dass sich jetzt auch noch Weber schnappt, aber dann wäre der Fokus verrutscht und hätte aus der Vorgeschichte mit Webers Auftritt ein überlanges Intro gemacht. Zum Glück kam es dann so, wie du es eingefädelt hast, der Horror steckt wirklich in Webers ungeschickter Attitüde.

Eine kleine Sache wäre noch.
Auch nach mehrmaligem Lesen verhakt sich's irgendwie an dieser Stelle:

Da fasste Weber allen Mut zusammen, trat mit zwei schnellen Schritten ans Bett und riss ihr mit der rechten Hand das Kissen zwischen den Beinen heraus, bohrte seine Hände tief in die verräterischen Daunen und warf es in hohem Bogen durch die Luft, bis es sanft gegen die Wand segelte und nach unten plumpste. Und wie es da lag, und er die Schenkel seiner Freundin an seiner Hand und an seinem Arm spürte, ihr Drängen und Schieben, da meinte er, an der Seite des Kissens, die nach unten gezeigt hatte, etwas feucht glitzern zu sehen.
Ich stellte mir die Szene vor, wie er mit beiden Händen das Kissen wirft, und im gleichen Moment aber auch eine Hand unter der Vulva seiner Frau begraben sein soll. Funktioniert eigentlich nicht.
Oder aber - und das wäre eine der subtilen Horrorkomponenten - Weber kann es sich auch nicht erklären, ist aber zu sehr mit dem "Betrugsfall" beschäftigt, um diese magische Handlung nachzuvollziehen.

Wie auch immer, ich habe den Text sehr gerne gelesen.

Und, (was nicht selbstverständlich ist,) all die ganzen Kommentare, diese konstruktive Textbesprechung sozusagen, haben mich auch sehr gut unterhalten.

Gruss dot

 
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Hallo dotslash,


Ich mag einfach diesen Horror, der sich eben nicht immer in bluttriefenden Perversionen entladen muss, sondern subtil in diesen versteckten, menschlichen Abgründen wohnt.
Das mit den bluttriefenden Perversionen kriegt man hier ja auch nicht. Das ist auch etwas gegen das man schnell abstumpft glaube ich. Mich trifft und faszinierend selbst eigentlich immer nur der subtile Horror, der an Ängste in mir anknüpft. Und ich habe zum Beispiel wenig Angst davor, dass mich ein Irrer mit einem riesen Messer verfolgt, sondern vor Zivilisationsängsten. Bei Hoffmann war’s damals das „abhängig“ werden, das Fallen ins Hilfsbedürftige; hier bei Weber ist es die Angst, unzulänglich zu sein, vor allem in Bezug auf die Sexualität seiner Freundin. Ich glaube, der Mensch hat heute Angst davor, etwas nicht zu verstehen, was alle anderen verstehen, und sich durch die Unkenntnis dieser Regeln lächerlich zu machen. Und das ist ja auch bei Weber: Er versteht nicht, wie überhaupt jemand eine Frau befriedigen kann. Das ist für mich der Kern des Horrors hier.

Als Weber das Kissen zu sich zog, dachte ich kurz in Richtung Monsterdings, dass sich jetzt auch noch Weber schnappt, aber dann wäre der Fokus verrutscht und hätte aus der Vorgeschichte mit Webers Auftritt ein überlanges Intro gemacht. Zum Glück kam es dann so, wie du es eingefädelt hast, der Horror steckt wirklich in Webers ungeschickter Attitüde.
Ja, das ist interessant, ich hab schon einmal eine sehr ähnliche Geschichte geschrieben, in der es dann tatsächlich im letzten Drittel so gekippt ist und da kamen genau diese Kritikpunkte „Überlanges Intro“, „Geschichte zerfällt“.
Wenn man grotesk anfängt oder surreal, dann bleibt man das besser auch, und lässt es dann nicht in einen „Creature“-Horror kippen.

Weber kann es sich auch nicht erklären, ist aber zu sehr mit dem "Betrugsfall" beschäftigt, um diese magische Handlung nachzuvollziehen.
Also die Stelle ist auch bisschen schlampig geschrieben, geb ich zu.
So wie ich die Situation sehe: Rutscht eine Hand in Position, während er das Kissen beobachtet. Es ist also eine Handlung, die ein Teil von Weber bestimmt will. Also in dem Moment, wenn er beschreibt, wie das Kissen durch die Wand segelt und nach unten fällt, wandert seine Hand auch nach unten zwischen die Beine seiner Freundin, nicht unbedingt ans (achtung) Schmuckkästchen.
Ich muss mal gucken, ob ich das noch umschreib, ist vom Ablauf her arg wischi-waschi.

Wie auch immer, ich habe den Text sehr gerne gelesen.
Das freut mich.

Und, (was nicht selbstverständlich ist,) all die ganzen Kommentare, diese konstruktive Textbesprechung sozusagen, haben mich auch sehr gut unterhalten.
Ja, man merkt das auch, ich denke, es liegt an den Zivilisationsängsten … zu Sexualität hat wahrscheinlich jeder eine Meinung, einen persönlichen Bezug zu Kannibalen oder fleischfressenden Bakterien nicht.

Danke dir für deinen Kommentar
Quinn

 
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Hallo Quinn,

Der Text interessiert mich, aber ich finde er nervt.

Sein Herz pumperte, dass er meinte, Vogelküken schlüpften in seiner Brust, und noch zwei Armeslängen von der offenen Tür entfernt, presste er sich flach gegen die Tapete und hielt inne.. Denn ihm war klar: In den nächsten Minuten galt es, ein Mann zu sein. Nun käme einer jener Augenblicke auf ihn zu, an die er sich noch lange und oft erinnern würde. In der Vergangenheit war er von jenen Momenten viel zu häufig überrascht worden, sie waren an ihm vorbeigezogen oder hatten sich nicht einmal die Mühe gemacht, ihm auszuweichen, sondern waren einfach durch ihn hindurchgefahren, dass er sich ihrer nur voll Scham und Wehmut erinnern konnte. Einige Male war er in jenen Momenten betrunken gewesen. Andermal hatten sie ihn in einem emotionalen Ungleichgewicht vorgefunden. Entweder war er zu traurig und niedergeschlagen gewesen, um sich ihnen mit breiter Brust in den Weg zu stellen, oder er war durch den Übermut des Augenblicks unvorsichtig geworden, nicht in der Lage, seine beste Leistung abzurufen. Dieses Mal würde es anders ablaufen. Dieses Mal war Weber vorbereitet.
Jedoch, leise klopfte der Gedanke an sein Bewusstsein: Warum konnte er einzig die Lustgeräusche seiner Freundin vernehmen? War es möglich, dass sie mit einem Liebhaber zugange war, der gänzlich unempfindlich gegen ihre Reize sein sollte? Dem es möglich war, jene Peinlichkeit zu vermeiden, die Weber viel zu häufig und regelmäßig widerfuhr?
Zorn flammte in Weber auf, als sei ein Gasherd entzündet worden.

Da habe ich mir gedacht: Alter, halt jetzt die Fresse und mach die Tür auf. Habe nichts gegen Metapher und so, aber wow, das dauert.

Außerdem finde ich das "pumpern" voll beschissen klingt, wenn ich das mal so sagen darf.

Es gibt auch Stellen, die mich verwirren. Diese hier zum Beispiel.

Da fasste Weber allen Mut zusammen, trat mit zwei schnellen Schritten ans Bett und riss ihr mit der rechten Hand das Kissen zwischen den Beinen heraus, bohrte seine Hände tief in die verräterischen Daunen und warf es in hohem Bogen durch die Luft, bis es sanft gegen die Wand segelte und nach unten plumpste. .

Er packt das Kissen und schmeißt es weg. Gut. Wie bohrt er zwischendurch noch seine Hände in die "verräterischen Daunen"? Das ist doch eine Bewegung wie aus einem Guss. Oder sollte so sein, finde ich. Kann man das nicht wegmachen?

Da fasste Weber allen Mut zusammen, trat mit zwei schnellen Schritten ans Bett, riss ihr mit der rechten Hand das Kissen zwischen den Beinen heraus und warf es in hohem Bogen durch die Luft, bis es sanft gegen die Wand segelte und nach unten plumpste.

Ahh...

wobei es mir auch besser gefallen würde, wenn das Teil, das er mit Wut aus ihren Beinen zieht, auch mit Wucht gegen etwas knallen würde... und nicht sanft gegen die Wand segelt wie ein Frisbee oder so..

Weber malte sich aus, so müssten Perlen entstehen. Poliert und poliert und wieder poliert.

das gefällt mir

Socke auf Schlafzimmerboden. Kein Moment für die Ewigkeit

gefiel mir auch


Weber war nun in der glänzenden Lage, alleine dadurch am Liebesspiel seiner Freundin teilhaben zu können, dass er die Stellung seiner Hand veränderte und entweder mit der flachen Hand nach unten drückte oder eine beliebige Anzahl von Fingern streckte.

Heißt das jetzt, dass er sie fingert? Und wieso ist er jetzt in irgendeiner glänzenden Lage? Das fehlt doch was. Hat er nicht das Kissen gerade weggeworfen, er müsste doch stehen, seine Hände sind nicht mehr da. Überlese ich was?
Und wieso nach unten? Müsste es nicht nach oben heißen? Oder nach vorne? Sie liegt auf dem Bauch …

Also das Thema und alles ist cool, und ich will wissen, was passiert, aber ich habe das Gefühl, ich kämpfe mich die ganze Zeit durch einen Haufen abstraktes Zeug, das einfach nur um ihrer selbst Willen abstrakt ist.

Zwar spürte er die Schenkel an seinem Unterarm und an den Fingerspitzen mochte er auch von Zeit zu Zeit eine Art Widerstand ertasten

Er mochte von Zeit zu Zeit eine Art Widerstand ertasten? Häh? Fingert er sie jetzt oder nicht? Ich dachte er war in einer "glänzenden Lage", sprich voll gut positioniert und so…

Weber rüttelte an den Schultern seiner Freundin, nichts, weiter: Auf und ab, er legte sich mit seinem Oberkörper auf ihre Beine, doch sie trommelten weiter gegen ihn, gegen

sie liegt auf dem Bauch, und ihr Becken bewegt sich auf und ab (nehme ich mal an) dann legt er sich sich auf ihre Beine… und sie trommeln weiter(warum weiter?) gegen ihn? Trommeln? So wie beim Kraulschwimmen. Dabei bewegen sich ihre Beine eigentlich gar nicht. Ihr Becken tut das. Oder sind wir jetzt mitten in einem epileptischen Anfall?

Kommt das Wort Becken überhaupt in dem Text vor? Ich finde das sollte es. Was bewegt sich denn sonst die ganze Zeit auf und ab?

Also ich finde, wenn der Text sowieso so sperrig ist und abstrakt ist, sollte zumindest die Handlung an sich klar nachvollziehbar sein.

Will jetzt nicht kleinlich sein, ich fand es halt schwer zu folgen.

MfG,

JuJu

 
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Hallo Quinn,

das ist ja mal ne ziemlich seltsame Geschichte!
Wo fange ich an?
Also auf der Mitte der Geschichte dachte ich: Jetzt könnte der Horror mal langsam kommen. Wirklich erscheinen tut der Horror m.E. erst hier:

Blut rann aus ihrem Mundwinkel auf das Laken, Daunenfedern an Webers Händen.
Vielleicht bin ich da ja zu altmodisch, oder zu simpel gestrickt, aber vorher kann ich kaum Horror entdecken, ich hab eher gedacht, Du hättest Dich in der Rubrik geirrt. Erst als langsam klar wird, dass seine Freundin nicht einfach nur masturbiert, sondern da irgendwas sehr seltsames geschieht, da setzt die Gänsehaut ein. Und dann ist die Geschichte schon fast vorbei.
Eigentlich müsste der Umsprung kommen, als Weber das Kissen wegreisst. Man würde annehmen, dass nun eine Reaktion seiner Freundin folgt. Da dies nicht geschieht ist irgendetwas ungewöhnlich. Aber diesen Eindruck verstärkst Du leider an dieser Stelle gar nicht, bzw. - mit viel gutem Willen - viel zu subtil. Stattdessen macht Weber nun bei der vermeintlichen Masturbation seiner Freundin mit, und das - wie ich finde - von Deinem Schreibstil her doch recht holprig:
Weber war nun in der glänzenden Lage, alleine dadurch am Liebesspiel seiner Freundin teilhaben zu können, dass er die Stellung seiner Hand veränderte und entweder mit der flachen Hand nach unten drückte oder eine beliebige Anzahl von Fingern streckte.
Gewissenhaft beobachtete er, welche Stellung seiner Hand ...
Er stutzt also gar nicht, sondern macht einfach nur mit. Klar, hier bietet sich zum Ersten mal die Gelegenheit Horror zu entdecken und sich zu wundern, aber mir ist das eben viel zu unterschwellig. Vielleicht ist das eurem hiesigen Mantra "show don't tell" geschuldet, dass hier auf das eigentlich Seltsame nicht mehr explizit hingewiesen wird.

Erst im letzten Absatz wird Deine Geschichte dann wirklich stark für mich. Plötzlich stürmen tausend Theorien auf den Leser ein, was hier eigentlich gerade los sein könnte.
Sehr schön finde ich Deine eigene Erklärung

Das Monster in der Geschichte ist die Sexualität der Freundin, die Weber weder versteht noch befriedigen kann.
Dieses Monster ist sogar so stark, dass es die Freundin förmlich zerfetzt. Sie wirkt plötzlich in einem Zwang gefangen und wird von diesem auch vermutlich getötet. Das ist das Einzige was mir wirklich gut gefällt. Allerdings ist damit Weber in der Geschichte auch irgendwie nur MIttel zum Zweck, weil ein anders gearteter Charakter die Geschichte viel früher aufgelöst hätte, und es nur der unzulängliche Weber ist, der es nicht richtig checkt.
Die komische Betonung auf das Kissen fand ich eher seltsam und störend, die einzig nette Interpretation fand ich dahingehend die von Makita, dass also das Kissen und die Federn eher Symbole sind und die Freundin schon lange tot. Aber sonst hat mich das Kissen eher abgelenkt.

Du sagst selber, dass Deine KG recht absurd ist, eher ein Experiment. Ich stimme zu. Das Zwanghafte, Motorische, Unvermeidliche eigentlich das wirklich Grausame, das hätte ich mir früher gewünscht.

fand er die Wohnung von solcherart Tönen erfüllt
"solcherart" hättest Du auch weglassen können, für mich hat es den guten Satz zerstört.

In seinem Magen stiegen Bläschen auf, bis sie hoch oben explodierten und ihm einen Geschmack auf die Zunge legten, als habe er von verdorbener Milch gekostet.
Den Satz fand ich toll weil sehr bildhaft, der Leser kann den Geschmack nachempfinden und damit das Gefühl.

Sein Herz pumperte, dass er meinte, Vogelküken schlüpften in seiner Brust
"pumperte", diese komische Form ist mir erst nicht aufgefallen, ich finde sie unnötig ungelenk und zu plump humoristisch. Allerdings sagst Du selbst, dass Du es etwas ungelenk haben wolltest, und auch eine leichte Komik. Für meinen Geschmack war's nicht nötig. Das Bild mit den Vogelküken hat mich ebenfalls rausgebracht (Weil: warum sollten schlüpfende Vogelküken ein "pumpern" verursachen? Etwas eher rhytmisches würde dem "pumpern" eher gerecht, den Vogelküken schlüpfen eher langsam und über Stunden und sehr unrythmisch).

während seine Freundin weiter auf- und abjuckelte
Du sagst es selbst: "Juckelte ist furchtbar, oder?" Jep, ist es. Warum hast Du das benutzt?

Insgesamt fand ich die KG seltsam, den eigentlichen Horrorpunkt aber sehr schön schaurig, auch wenn er mir zu spät auftaucht.
Werd die Story morgen nochmal lesen.

lg
Levian

 

Hallo ihr beiden,

es freut mich, dass ihr euch so viele Gedanken zu der kleinen Geschichte gemacht habt. Ich hab das alles gelesen und nehme daraus mit, dass ich generell versuchen sollte, schneller, direkter und lebendiger zu erzählen, mit aktiveren Protagonisten und mehr Raum für das Sexuelle (juju) und zum anderen sollte ich, wenn ich in Horror schreibe, unbedingt darauf achten, am besten schon in der ersten Zeile, spätestens aber im ersten Absatz, mit dem Horror zu beginnen, damit der Leser sich nicht in der falschen Rubrik fühlt.
Ich werde versuchen, das zu berücksichtigen.


Vielen Dank
Quinn

 

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