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Bei Elena ist Tom geblieben

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24.01.2009
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Bei Elena ist Tom geblieben

Gleich wird mir jemand die Tür öffnen. Ich werde meine Schuhe ausziehen, ein paar Leuten „Hallo“ sagen und irgendwo in dieser Wohnung auf Tom treffen. Meinen Tom, von damals. Weiß er, dass ich Friedje neulich zufällig traf und er mich zu seiner Party eingeladen hat?
„Tom wird übrigens auch da sein. Und Elena natürlich“, sagte Friedje.
„Elena habe ich nie kennengelernt. Nur von ihr gehört.“
„Ach? Ich dachte, … Na, egal, würde mich jedenfalls echt freuen, wenn du kommst.“
Als ich Datum und Adresse im Kalender notiere, stelle ich fest, dass ich für diesen Abend bereits eine Kinoverabredung habe. Ich streiche Kino durch, und ersetze es durch "TOM". Bei Elena ist er also tatsächlich geblieben, fast fünfzehn Jahre nun schon. Ich wäre schon längst an ihm zerbrochen oder hätte ihm etwas angetan. Einer von uns beiden wäre auf jeden Fall draufgegangen. Wir waren ziemlich gut im Rosenkrieg spielen.

Jemand, den ich nicht kenne, öffnet mir die Tür.
“Schuhe kannste anlassen. Jacke wirf irgendwohin.“
„Hierhin schätze ich“, und deute auf den Haufen aus Jacken, Rucksäcken und Taschen.
„Wie du willst.“
„Anna! Cool!“ Friedje kommt auf mich zu, hebt mich hoch, dreht sich mit mir im Kreis.
Ich schenke ihm einen Kuss auf die Wange und eine Flasche scheißteuren Gin. „Alles Gute zum Geburtstag.“
Nach Tom muss ich in der kleinen Wohnung nicht lange suchen. Er raucht mit drei Frauen auf dem Balkon, hat sich kaum verändert. Die Haare noch immer schulterlang, die Klamotten abgetragen, den Kopf neigt er leicht, wenn er sein Gegenüber taxiert. Ist eine von den Dreien Elena? Keine zuppelt an seinen Haaren oder seinem Shirt, keine steht zu nah bei ihm. Noch hat Tom mich nicht gesehen. Ich geh in die Küche, bekomme gesagt, Bier fände ich auf dem Balkon.

„Hey“, sage ich.
Für einen Minimoment erstarrt Toms Gesicht, dann grinst er breit. „Du? Hier?“
„Hab gehört, hier gibt es Bier.“
Tom greift in den Kasten hinter sich, reicht mir eine Flasche. Der Öffner baumelt an einer Strippe vom Geländer. Tom schiebt demonstrativ seinen Körper davor. Jetzt muss auch ich grinsen. So ähnlich hat es damals mit uns angefangen. Ich nehme ihm das Bier ab und suche nach meinem Feuerzeug.
„Ich bin Anna“, sage ich zu den drei Mädels.
„Marie.“
„Julia.“
„Elena.“ Aha. Das ist sie also. Ungeschminkt, Jeans, Turnschuhe, nicht dick, nicht dünn, nicht groß, nicht klein, nicht hübsch, nicht hässlich.
„Wollt mir nur eben ein Bier holen“, sage ich und schenke Tom meinen Kronkorken, indem ich ihn auf seine Flasche drücke. „Man sieht sich.“
„Schätze, das wird sich nicht umgehen lassen“, sagt er.
Im Weggehen höre ich: „Das war jetzt aber nicht die Anna, oder?“
„Doch“, sagt Tom. „Genau die.“

Gehe ich rauchen, verlässt Tom den Balkon. Kommt er ins Wohnzimmer, gehe ich in die Küche. Wir tauschen Blicke, nur kurz, aber tief genug; am liebsten würde ich ihn dann jedes Mal aus dieser Wohnung zerren, weg von der Party, mit Bier und Kippen ins Treppenhaus flüchten, bis nach ganz oben, auf die letzten Treppenstufen, um mich dort mit ihm ungestört zu unterhalten. Elena ist so ein verdammter Wachhund. Dabei will ich nur wissen: Wie es ihm geht? Was ihn umtreibt? Vielleicht ein bisschen in Erinnerungen kramen, in den guten und den miesen, und ihm sagen, wie sehr mich sein „Niemals“ damals in Prag verletzte. Es tat mehr weh, als die Frauen, mit denen er schlief. Manchmal schlief ich mit anderen Männern, nur um ihm zu zeigen, guck, kann ich auch. Ich schlief mit den Männern, weil ich Tom liebte.

Mit Friedjes aktuellem Traummann klöne ich auf dem Sofa, als Elena sich neben mich setzt. Allein. In ihrem Drink schwimmen zwei Gurkenscheiben, ich rieche den Gin.
„Ich hasse dich“, sagt sie.
Ich sage: „Okay.“
„Nee, echt jetzt. Ich hasse dich.“
Friedjes Traummann steht auf: „Nicht meine Baustelle hier“, und lässt uns allein.
Ich sage noch mal: „Okay.“
Dann schweigen wir. Elena fingert eine Gurkenscheibe aus ihrem Glas und knabbert daran herum. Ich warte, ob sie mir noch mehr zu sagen hat. Hat sie.
„Eine Scheißangst hatte ich vor dem Tag, an dem ihr euch wiedertrefft.“
„Warum?“
„Weil Tom immer ganz komisch wird, wenn jemand deinen Namen erwähnt.“
Jetzt mag ich Elena. „Er hat sich damals von mir getrennt. Nicht ich mich von ihm“, sage ich.
„Ich weiß. Wegen Linda. Aber Linda ist mir egal. Schon immer gewesen. Die hat er meinetwegen verlassen. Mit der war anders als mit euch. Mit allen war anders.“
Linda, denke ich. Ich lernte sie bei Toms Bruder kennen. Tom flirtete mit ihr, wohl nicht zum ersten Mal, wie ich schnell mitbekam, die beiden hatten sich hier nicht zum ersten Mal getroffen. Aus Rache knutschte ich seinen Bruder, ließ seine Hände unter mein Shirt, so, dass Tom es sah. Er ging und nahm Linda mit, kam auch nicht wieder, wie sonst. Ich hasste Linda.
„Ist verdammt lange her. Er redet ja nicht einmal mit mir“, sage ich.
„Macht er wegen mir. Aber ich merk doch, wie er dir hinterherguckt. Wie es ihn zerreißt. Mann, würde man euch allein im Zimmer lassen, ihr würdet euch doch sofort die Klamotten vom Leib zerren. Ich bin doch nicht blöd.“
„Nein. Würden wir nicht."
Elena schaut mich an. Rollt mit den Augen. „Glaubste selbst nicht, oder?“
Tom kommt, sieht uns beide auf dem Sofa hocken, dreht sich abrupt um, geht, und Elena steht auf, um ihm nachzulaufen.
„Wuff“, flüstere ich ihnen nach.

Es war meine letzte mündliche Prüfung im Abi. Ich verließ das Schulgebäude, Tom saß bei den Fahrradständern in der Sonne und schwenkte eine Flasche Sekt durch die Luft. Wir hatten uns drei Wochen zuvor gestritten, uns seitdem nicht gesehen, nichts voneinander gehört. Weiß der Nikolaus, wo er war oder bei wem.
„Zigarette?“, fragte er, als ich bei ihm war, und hielt mir die Schachtel hin.
„Unbedingt.“ Ich nahm eine, er gab mir Feuer, ich setzte mich zu ihm.
„Alles gut gelaufen?“
„Ja. Alles gut.“
Tom öffnete den Sekt und goss mir einen Teil der Flasche über den Kopf. „Glückwunsch.“ Dann gab er mir die Flasche für den ersten Schluck. Ich konnte nicht weiter wütend auf ihn sein, zerknüllte meine Liste mit den guten Vorsätzen und verzieh ihm. Wieder einmal.
„Lass uns nach Prag fahren“, sagte er.
„Wann?“
„Jetzt.“
„Heute?“
„Warum nicht?“
Wir tranken die Flasche aus, gingen jeder zu sich nach Hause, packten unsere Taschen und trafen uns eine Stunde später mit Zelt und Schlafsack am S-Bahnhof. Kohle hatten wir kaum. Wir trampten, verbrachten zwei Nächte in Klubs, verschliefen die Tage, in der dritten Nacht saßen noch ein paar Schweizer um ein Lagerfeuer, als wir aus der Stadt zurückkamen. Wir setzten uns mit einem Sixpack dazu. Tom fing an, mit einem der Mädels zu flirten. Ich holte meine Vorsatzliste wieder raus, torkelte zum Zelt, zerdepperte die Bierflasche, schnitt mir in die Hand, bei dem Versuch die Scherben einzusammeln, torkelte wieder zum Feuer und hielt Tom meine blutende Wunde unter die Nase. Er saß jetzt direkt neben der Schweizerin. Jemand holte einen Erste-Hilfe-Kasten, Tom verband mir die Hand, kam mit ins Zelt und sammelte den Rest der Scherben ein. Er ging nicht mehr zum Feuer zurück, wir schliefen miteinander, aber es fühlte sich nicht richtig an. Ich spürte die Frau zwischen uns. Ich hatte sie mitgenommen. Am nächsten Tag fuhren wir nach Hause. Ein halbes Jahr später verließ mich Tom für Linda.

Gegen zwei Uhr morgens sitzen wir nur noch zu fünft im Wohnzimmer. Friedje und sein Traummann, Tom, Elena und ich. Der Traummann klimpert auf dem Klavier, wir reden über dies und das, manchmal guck ich zu Tom rüber und manchmal spüre ich seinen Blick. Elena schnippelt keine Gurkenscheiben mehr in ihren Drink. Vielleicht ist die Gurke alle.
Ich bin müde und sollte nach Hause gehen, aber ich bleibe sitzen und trinke Leitungswasser, weil mir vom vielen Bier übel ist.
„Er hat in all den Jahren noch nie: Ich liebe Dich, zu mir gesagt.“ Elena guckt mich an, als wäre es meine Schuld. Tom guckt Elena an, den Kopf leicht zur Seite geneigt. Ich guck in mein Wasserglas. Tom sagt so was nicht, denke ich. Er redet nicht über Gefühle. Hat er zumindest damals nicht. Nie. Nur in dieser verkackten Nacht in Prag, da hat er seine Nur-nicht-über-Gefühle-reden-Regel gebrochen.
„Ich liebe dich.“
„Sag das noch mal!“
„Niemals.“
Ich schau ihn an. Er mich. Sein „Niemals“ war keine Rücknahme, war nicht: Sorry, habe ich nicht so gemeint. Kommt nicht wieder vor. Es war ein verdammtes Versprechen.
Ich flüstere: „Prag?“, und er zuckt mit den Schultern. Wir gucken uns an, halten den Blick, ich fühle mich, als würde ich gleich explodieren. Tom, denke ich und schau auf seinen Mund, wie gern ich ihn geküsst hab, wie gern ich ihn jetzt küssen möchte. Ich sollte gehen. Jetzt gleich.
Zum Abschied lege ich meine Hand auf Elenas Schulter, sage ihr: „Das hat er zu mir auch nie gesagt.“ Ich umarme Friedje und Traummann, dann stehe ich vor Tom, umarme auch ihn, rieche seinen mir so vertrauten Duft. Als ich mich lösen will, verstärkt er den Druck, zieht mich fester an sich ran. Mir gehen tausend Sachen durch den Kopf, die ich ihm sagen will, doch ich schweige. Tom auch. Wie früher.

 

jimmysalaryman schrieb:
So würde man auch glaube ich nicht miteinander reden. Sie gesteht ihr ja im Grunde ihre eigene Machtlosigkeit, Frauen sind da doch viel subtiler, das wirkt eher männlich, auffordernd, aggressiv.

Obwohl ich Jimmy ansonsten Recht gebe, bin ich hier anderer Meinung. Elena ist die Randfigur – und zwar in jeder Beziehung: Sie steht seit fünfzehn Jahren neben Tom und Anna, zumindest hat Tom ihr dieses Gefühl vermittelt. Und dafür hasst sie, einfach gestrickt, wie sie nun mal ist, nicht Tom, sondern Anna. Das finde ich nachvollziehbar und auch, dass dieser Hass sofort und sehr direkt hochgespült wird, als das Objekt ihres Hasses so unerwartet vor ihr steht. Elena in ihrer Schlichtheit reflektiert nicht lange, was sie sagt: Ganz spontan bricht bei ihr durch, was ihr in den Kopf kommt.

Und damit ist sie für mich eigentlich die einzige Person in deiner Geschichte, liebe Fliege, die so etwas wie echte Kontur zeigt.

Irgendjemand hat vom Wiedererkennungswert deiner Geschichte gesprochen. Und das empfinde ich auch so. So eine Situation hat wohl jeder in irgendeiner Form in seinem Repertoire. Aber das macht sie auch ein wenig alltäglich. Die Begegnung von Tom und Anna geht aus wie das Hornberger Schießen: Nichts ist echt passiert, alles, was hätte sein können, verpufft am Ende. Die beiden gehen auseinander, wie sie sich begegnet sind. Tom wird weiter mit Elena zusammen sein, sie auch weiterhin spüren lassen, dass sie nur die zweite Wahl ist, und Annas Trost, dass Tom sie wohl immer noch begehrt, wird bei ihr zu nichts führen.

Als Geschichte fehlt mir etwas, was diese Begegnung zu etwas Außergewöhnlichem macht, was mich als Leser stärker in die Situation hineinzieht. So, wie ich sie jetzt lese, bleibe ich der kühle Beobachter der Szene, bekomme zwar mit, dass sich da unterschwellig zwischen den beiden etwas abspielt, aber viel mehr, als dass Anna und Tom sich immer noch begehren, weiß ich am Ende nicht. Vor allem weiß ich nicht, was mit dieser Anna eigentlich los ist, warum sie sich auch nach vielen Jahren nicht von dieser Jugendliebe emanzipiert hat und dem ichbezogenen, aber recht farblosen Tom immer noch hinterherweint. Wenn schon die äußere Situation nicht eskaliert, so hätte ich mir ein bisschen mehr Psychogramm Annas gewünscht.

Dass das wieder eine sehr souverän geschriebene und angenehm zu lesende Geschichte ist, versteht sich bei dir, liebe Fliege, fast von selbst.

Liebe Grüße
barnhelm

 

Liebe Fliege,

ich komm nicht drumrum, auf diese Geschichte muss ich einfach kommentieren, weil sie mir insgesamt super gefallen hat. Du hast diese Partysituation wirklich sehr authentisch beschrieben, alles wirkt echt, ich bin dabei.
Die Figuren kann ich mir sehr gut vorstellen. Gut, Tom tut nicht viel, aber im Rückblick bekommt er sehr viel Kontur in der Szene mit der Sektfkasche. Der typische sprunghafte Womanizer halt, nicht wirklich greifbar, feige, wenn es wirklich drauf ankommt, aber sooo charmant ... Vielleicht muss man eine Frau sein, um die Begeistung Annas nachvollziehen zu können, obwohl es natürlich genauso viele undurchsichtige Frauen gibt, die deshalb interessant sind. Ich denke, das ist geschlechtsunabhängig und eher eine Frage der jeweiligen Persönlichkeit.

Jedenfalls fand ich alle Figuren sehr lebendig, und die Tatsache, dass Friedje schwul ist, muss mMn nicht extra hervorgehoben werden. Wir leben im 21. Jahrhundert, und dass jemand schwul ist, ist für mich absolut irrelevant, solange es keine Bedeutung für den Verlauf der Geschichte hat. Auch den Traummann fand ich perfekt gewählt, man kennt das ja, phasenwreise ist es eben gerade der, der Name ist unwichtig. Ich kann mir schon vorstellen, dass es ein hübscher, angesagter Typ ist, mit dem Fiedje angeben kann.

Die einzige Frage, die sich - offenbar nicht nur mir - stellt, ist: Was findet Tom an Elena? Sie scheint ja ein ziemliches Dummchen zu sein, die Art der Beziehung nicht der Rede wert, also warum bleibt er bei ihr? Und lässt sich sogar verbieten mit Anna zu reden.

Dass mysteriöse Typen irgendwann eine dauerhafte Beziehung mit jemandem haben, bei dem man nach Besonderheiten suchen muss, kenn ich auch. Aber so blöd ist schon auffällig. Ich meine, das Ganze ist mindestens 15 Jahre her, aber es wirkt, als wäre es gerade passiert, die nächste Party nach der Abiparty, wo alles noch frisch ist. Ansonsten kann ich nicht nachvollziehen, warum Elena so eifersüchtig ist. Die Beziehung zu Anna schien mir nur eine von vielen zu sein, für Anna vielleicht von Bedeutung, aber für Tom ...?
Gut, er hat "ich liebe dich" gesagt, nachdem er sie den ganzen Abend links liegen gelassen und mit einer anderen geflirtet hat. Später im Bett war er dann dementsprechend scharf. Und hat Anna kurz darauf für Linda verlassen.

Mir fehlt die besondere Beziehung zwischen Tom&Anna, die es möglich macht, seine aktuelle Freundin 15 Jahre lang rasend zu machen. Das kann ich schwer nachvollziehen.

Ansonsten eine authentische Partysituation, die ich auch, in abgewandelter Form, ein um's andere Mal erlebt hab. Scheiß-Situation.

Die romantische Stimmung hast du sehr gut rübergebracht, vor allem durch den spontanen Aufbruch nach Prag Ich kann absolut nachvollziehen, was Anna an Tom findet. Aber was findet Tom an Anna?

Trotz meiner Kritik, hab ich die Geschichte verschlungen, weil ich sie einfach saugut geschrieben finde. Danke dafür.

Viele Grüße von Chai

 

Hey Ihr vielen,

und entschuldigt bitte, dass ich jetzt erst antworte. Ich bin gerade in Renovierungslaune und verbringe meine Freizeit fast ausschließlich zwischen Farb- und Putzeimern. Sicher werde ich heute auch nicht mehr auf alle Kommentare eingehen können (ich schlafe jetzt schon fast ein), aber wo ein Anfang und so weiter. Auf jeden Fall habe ich mich aber wahnsinnig gefreut und alles, mehrfach!, hochinteressiert gelesen. Habt ganz vielen Dank!

Salut jimmy,

Das ist eigentlich der Konflikt in der Story.

Darüber musste ich erst mal nachdenken, ob das denn so stimmt. Ich selbst habe das gar nicht so gesehen. Oder sagen wir, ich hätte das nicht an diesem Satz festgemacht. Aber stimmt, dieser Satz beschreibt die Situation zwischen Anna und Tom schon sehr genau. Also auch metaphorisch jetzt, ich glaub, ich könnte den Satz mindestens eine halbe Seite lang interpretieren :D.

Ich stelle mir das richtig plastisch vor: Sie unterhält sich mit irgendwem, dann kommt Tom da auch hin, sie wechselt noch ein paar Worte und geht dann weg, MUSS weggehen. Was ist das Unausweichliche an dieser Situation? Dass sie etwas wiederfinden, was sie mal beide hatten, auch eine körperliche Anziehung etc, und dann feststellen, dass sie sich dem nicht entziehen können.

Und jetzt frage ich mich, warum in aller Welt ich das ausschreiben soll, wenn der Film doch so gut bei dir läuft?

... den diese andere Frau dient eigentlich nur als Stichwortgeber, OBWOHL sie ja so eine große Bedeutung hat, wirkt sie wie eine dritte, an sich nicht involvierte Person.

Für Anna ist Elena definitiv eine Dritte. Anna braucht und will keine Elena. Unterm Strich gesagt, ist ihr die Frau völlig Nase. Nur muss sie sich mit ihr auseinandersetzen, weil die ja nun mal an Tom klebt. Und da ich aus ihrer Sicht erzähle, finde ich das irgendwie konsequent aus der Erzählperspektive heraus.

So würde man auch glaube ich nicht miteinander reden. Sie gesteht ihr ja im Grunde ihre eigene Machtlosigkeit, Frauen sind da doch viel subtiler, das wirkt eher männlich, auffordernd, aggressiv.

Doch, doch, Frauen reden so. Das ist was Euch Männern entgeht, die Damentoiletten. Betrunkene Frauen können brutal ehrlich sein. Klar, typabhängig, aber es gibt sie. Und wenn man sich nicht besonders gut kennt, ist es auch viel leichter.

Ich meine das gar nicht despektierlich, diese Lösung ist auch okay, aber NÄHER an den beiden Personen, um die es eigentlich geht, wäre eine langsame, subtile Kamerafahrt über das, was sie tun, und warum sie es tun.

Ich habe das auch gar nicht so gelesen. Mehr Anna und Tom vermissen ja viele hier im Text. Ich habe da die Tage drüber nachgedacht, über mögliche Szenen oder auch nur mehr Zoom in die Szenen, war jetzt aber nicht der Gedanke dabei, wo ich dachte - ja, setz dich hin und schreib das auf. Aber es arbeitet in mir. Ziemlich sogar.

Die Szene mit Elena würde ich wenn dann ans Ende packen.

Nee, da käme Elena in eine andere Gewichtsklasse. Soll sie nicht.

... es wird nie messy, nie räudig, obwohl da auch so viel Potential für eine richtig krasse Szene drin steckt, das könnte ja auch passieren, Elena geht ab und haut Tom eine rein, oder der Erzählerin.

Never. Klar ginge, für andere Autoren - Bitteschön, aber ich will dieses emotionale, innen drin die Hölle und nach außen hin schön tun, als wäre alles ganz easy. Dieses Ding, wo Handeln und Fühlen so gar nicht zusammenpassen. Und ob Elena da nun geht oder nicht, ob die nun wem eine runterhaut oder nicht, das ändert weder für Tom, noch für Anna etwas.

Du hast alles angelegt, aber ich weiß nicht, vielleicht traust du dich auch nicht, aber ich würde es hier echt versuchen, radikaler zu machen, mehr zu zeigen, bissiger zu werden, es ist alles schon da.

Das hat nichts mit trauen zu tun. Es ist nur eine andere Richtung. Klar, das würde die Geschichte spannender machen, aber wenn ich reingehe, dann eher in die Psychologie der beiden, nicht in die Handlung.
Auch wenn ich jetzt nicht so ganz deinem Vorschlag folge, deine Kritik und meine Auseinandersetzung damit hat immerhin bewirkt, dass ich mir darüber klar geworden bin, wo ich ansetze, wenn ich in den Text nochmal reingehe.

hab mich sehr gefreut über den Komm!


Hey RinaWu,


Und da nehme ich auch gleich mal den einzigen fitzelkleinen Kritikpunkt vorneweg, den ich habe: Diese Beklemmung hätte ich gerne noch ein bisschen mehr gespürt. Ich wäre gerne mehr in Annas Gefühlswelt eingedrungen, wie empfindet sie dieses ständige umeinander Herumschleichen.

Ja, das nehme ich mit. Das geht auf jeden Fall in die Richtung, die mir für die Geschichte vorschwebt. Und wenn sie es jetzt noch nicht schafft (was die Kommentare ja deutlich wiederspiegeln), dann muss da wohl noch was her. Allerdings kann das ein wenig dauern. Zum einen muss sich die Geschichte bei mir erst mal setzen, zum anderen hab ich gerade mehr an körperlicher Betätigung Freude. Wahrscheinlich sind das die Nachwehen der Challenge. Plötzlicher Geschichtenüberdruss oder so.

Was aber auch gut ist, sind die vertrauten Gesten, naja, eigentlich ist es nur eine, aber die hat bei mir sofort deutlich gemacht, das die beiden nach wie vor etwas verbindet:

Darüber habe ich mich total gefreut. Also, wie Du das gelesen hast. Dieses Vertraute, dass eben sofort wieder da ist.

Dieses Kronkorken-auf-seine-Flasche-Drücken, das finde ich echt gut gemacht von dir. Es ist a) arsch-cool von Anna und doch nicht übergriffig und b) doch irgendwie ein sehr deutliches Symbol. Ach, ich weiß auch nicht, ich kann das gerade nicht so gut ausdrücken, aber mir hat diese kleine Szene sehr gefallen.

Danke.

So, Elena hingegen kann einem ja fast leid tun. Genauer gesagt tut sie mir leid. Sie ist diejenige, die sich hier voll die Blöße gibt, ich empfinde sie als sehr unsicher, schwach, fast schon erbärmlich. Anstatt sich mal zu fragen, ob diese ganzen negativen Empfindungen vielleicht eher von dem Mann an ihrer Seite ausgelöst werden und ob mit der Beziehung vielleicht gewaltig was nicht stimmt, projeziert sie das auf die Ex. Die Ex, die als einzige etwas bedeutet hat. Puh, also das ist schon traurig.

Auch hier, danke für deine Lesart. Und ja, zu allem.

Also lechzt auch Anna noch nach einer Art Genugtuung, nach einer Art "Rache", bzw. der Gewissheit, dass Tom bereut, was er damals abgezogen hat. Das scheint hier nur kurz durch, aber dennoch sehr deutlich.

Ja und nein. Sie lechzt nach Gewissheit, auf jeden Fall, aber Rache, weiß nicht. Also, Du liest das so raus und das ist völlig okay, viel mehr hab ich mich aber über das Wort "Gewissheit" gefreut.

Ich habe das Gefühl, auch ihr tut die Neue ans Toms Seite leid. Sie drückt ihr nicht rein, dass er ihr damals sagte, er liebe sie. Nein, sie behauptet das Gegenteil, damit Elena sich nicht noch schlechter fühlt.

Absolut.

Nun ja und Tom ... Wat soll man zu dem sagen? Ich spare mir das, denn solche Typen gehen mir einfach so krass auf die Nerven, da will ich gar nicht erst anfangen zu fluchen. Arme Wurst, die nie irgendwo ankommen wird.

:)

Hat mir gut gefallen, diese Szene, die du da beschreibst. Wirklich gut.

Freut mich ungemein.

So ein zauberhafter Kommentar. Ach - vielleicht sollte ich doch noch mal ... Zielgruppe ist eindeutig vorhanden.:D


Und nochmal Manlio,


ich glaub, ich muss mich doch noch mal mit der Tür auseinandersetzen, bei deinem Einsatz hier. Das kann man ja schon fast gar nicht mehr gut machen.

Die ganze Geschichte trieft von Konflikt. Was ich denke, ist, dass dieser scheinbar harmlose Dialog den ganzen aufbrechenden Streit vorbereitet. Die Unsicherheit vorwegnimmt, die zwischen den dreien, Anna, Tom und Elena, besteht. Wer steht wie zu wem. Welche Bedeutung hat die Vergangenheit in der Gegenwart.

Ja, klar ist das die Aufgabe des Dialoges, keine Frage. Aber Friedje ist für mich eher so der Bote, der unparteiische. Bleibt ja auch seine Rolle. Aber wie auch immer man Friedje nun in der Situation empfindet, solange der Dialog seinen Job tut, soll es mir recht sein.

Im Sinne der obigen Anmerkung könnte man daran denken, auf diese Vornamen zu verzichten.

Ach nö. Ist so schön, wie protokollartig das Gespräch da verläuft. Ich will das gern zeigen, nicht erzählen.

Ganz wichtige Stelle für mich. Hat mich beim ersten Lesen rausgeworfen, und auch jetzt noch finde ich sie nicht ideal. Der ganze Konflikt wird SOFORT ausgebreitet.

Langsam glaube ich ja, dass es eine männliche und eine weibliche Lesart des Textes gibt. Die Männer bleiben alle an Elena hängen. Und dann fragen sie, was Tom nur an ihr findet. Tse! Der eigentliche Konflikt schwillt in Anna. Mag sein, dass kommt nicht so rüber, wie ich das gern wollte, also mal mehr, mal weniger, wie ich die Komms lese, auf jeden Fall aber gibt es im Text Lücken, an denen ich gut täte, sie zu schließen.

Bis demnächst!


Liebe barnhelm,

Elena ist die Randfigur – und zwar in jeder Beziehung: Sie steht seit fünfzehn Jahren neben Tom und Anna, zumindest hat Tom ihr dieses Gefühl vermittelt. Und dafür hasst sie, einfach gestrickt, wie sie nun mal ist, nicht Tom, sondern Anna. Das finde ich nachvollziehbar und auch, dass dieser Hass sofort und sehr direkt hochgespült wird, als das Objekt ihres Hasses so unerwartet vor ihr steht. Elena in ihrer Schlichtheit reflektiert nicht lange, was sie sagt: Ganz spontan bricht bei ihr durch, was ihr in den Kopf kommt.

Ich weiß nicht, ob man dafür unbedingt schlicht sein muss, oder ob es auch ein sehr impulsiver/emotionaler Charakter sein könnte - aber sonst :kuss: Vor allem für das Markierte.

Und damit ist sie für mich eigentlich die einzige Person in deiner Geschichte, liebe Fliege, die so etwas wie echte Kontur zeigt.

Ja, da gehe ich voll und ganz mit.

Die Begegnung von Tom und Anna geht aus wie das Hornberger Schießen: Nichts ist echt passiert, alles, was hätte sein können, verpufft am Ende. Die beiden gehen auseinander, wie sie sich begegnet sind. Tom wird weiter mit Elena zusammen sein, sie auch weiterhin spüren lassen, dass sie nur die zweite Wahl ist, und Annas Trost, dass Tom sie wohl immer noch begehrt, wird bei ihr zu nichts führen.

Dagegen kann ich überhaupt gar nichts sagen. Stimmt. Nur ist es Dir zu wenig. Für mich ist das aber tatsächlich das Ende, was ich will. Anna hat an diesem Abend etwas geschenkt bekommen. Etwas, worauf sie sehr lange gewartet hat. Nur ist es ein Geschenk mit dem sie null anfangen kann. Es ist schön und tragisch zugleich und ich mag das sehr. Kann aber gut sein, ich steh mir gerade wieder selbst im Weg. Kann sein, ich sehe das in einem halben Jahr eher mit deinem Blick. Sprich, für eine solche Veränderung fehlt mir im Augenblick der Abstand zu Text, um das für mich ausloten zu können.

Wenn schon die äußere Situation nicht eskaliert, so hätte ich mir ein bisschen mehr Psychogramm Annas gewünscht.

Definitiv zum derzeitigen Punkt und Befinden meinerseits die Schraube an der ich drehen will/sollte.

Vielen lieben Dank an Euch alle! Auch an die anderen Kommentatoren. Finde hoffentlich morgen die Zeit Euch gebührend zu antworten.

Seid ganz lieb gegrüßt
Fliege, die jetzt so: :sleep:

 
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Hey Bea, Chai & Bas,

gestern habe ich es nun doch nicht geschafft, aber jetzt muss ich Euch unbedingt danken! Das duldet keinen weiteren Aufschub mehr. Ich habe auch bald eine Woche Urlaub, dann werde ich auch zum Kommentieren kommen, habe mir auf jeden Fall schon Texte ausgedruckt. Vorab, ich habe mich mega gefreut über all Eure Zeilen und Worte!


Liebe Bea Milana,


eine Dreierkonstellation und Liebe, das dürfte spannend werden. Ist es aber zumindest für mich nicht. Warum?

Danke für deine sehr ausführlichen Gedanken dazu.

Tom bleibt einfach zu blass, zu passiv. Er macht nichts, ... (denn selbst, wenn eine Figur kaum handelt, so strahlt sie doch etwas aus. Reife, körperliche Sicherheit, Arroganz, Reichtum, Erfolg, Charme, Schalk, Hunger nach X, Unsicherheit, irgendeine Art von Faszination etc. ...)

Das kann ich nachvollziehen. Aber ich kann nicht versprechen, wenn ich jetzt noch mal an den Text gehe (und ich bin gerade dabei), dass sich daran groß was ändern wird. Mein Schwerpunkt liegt gerade mehr auf Anna. Aber ich habe es im Hinterkopf, auf jeden Fall.

Meine Erzählabsicht liegt irgendwo zwischen Variante eins und zwei. Also, aus der Beziehung, die für Anna noch nicht zu 100% abgeschlossen ist, daraus wächst das nervöse Gefühl des Wiedersehens. Aber es ist kein erotisches Gefühl. Eher sucht Anna nach Antworten auf Fragen, nach einer Bestätigung, nicht eine von vielen gewesen zu sein. Das ist, was bestenfalls in der Luft hängen sollte, worauf ja auch das Ende hinausläuft.

Elena gefällt mir in ihrer Ängstlichkeit sehr gut. Sie scheint der Typ eifersüchtige Frau zu sein und nur über sie erfahren wir, dass es wohl mehr als nur eine Liason damals gewesen sein muss. Aber ...

Dann funktioniert das ja super. Wenn es das Wort "aber" nur nicht gäbe ;).

Es ist also spät nachts, alle haben getrunken, sie reden über dies und das und dann kommt völlig unvermutet dieser Satz von ihr, so aus dem Nichts geschossen. Und Tom macht nichts. Keine Reaktion. Wenn er wenigstens aufstehen würde, weil er die Leier schon tausend Mal gehört hat ... aber so verpufft das Elend.
Ich weiß, du willst den Satz für das Ende. Aber beides wirkt auf mich konstruiert oder vllt. auch nur zu schnell erzählt?

Konstruiert finde ich das nicht wirklich. Hat bisher (außer Dir) auch noch keiner angemerkt. Elena stirbt nicht an Gefühlsstau, die ist nicht der Typ dafür. Tom ist abgebrüht. Der sagt so was nicht und neu wird es für ihn nicht sein. Aber eine Reaktion seinerseits, stimmt, die könnte ich einfügen.

Anna ... Und dann ist da seine Frau, Elena. Wie gehen sie miteinander um? Ist er glücklich mit ihr und umgekehrt? Was hält die beiden zusammen?
Will Anna etwas von ihm? Wie erreicht sie es oder warum erreicht sie es nicht? Mich irritiert auch, dass Tom sie wegen einer Linda verlassen hat. Ist es die Geschichte einer Verlassenen, die du erzählen willst? Warum hängt sie denn noch so an diesem Tom?

Das sind viele Fragen, die der Text bei Dir offen lässt, oder die sich Dir stellen. Puh, keine Ahnung ob die alle nach der Überarbeitung beantwortet werden.

Ich glaub, du musst "nur" ein paar Schräubchen drehen, wenn du verstehst, was ich meine.

Also, ich bin am Schrauben. Nur so auswälzen, will ich eigentlich nicht. Ich mag Texte, wo viel zwischen den Zeilen hängt, nur sollten sie optimaler Weise auch funktionieren.

Keine Ahnung, ob das jetzt ein konstruktiver Kommentar war. Hab ihn spontan geschrieben.

Doch, doch! Leerstellen aufgezeigt zu bekommen, ist immer konstruktiv und ich setze mich auch gern mit ihnen auseinander. Ich geh ja auch mit vielem mit, sprich, ich kann das durchaus nachvollziehen. Jetzt muss ich das für mich noch sortieren und viel schwerer, es umsetzen.


Hey Chai,

... weil sie mir insgesamt super gefallen hat. Du hast diese Partysituation wirklich sehr authentisch beschrieben, alles wirkt echt, ich bin dabei.

Das tat nach den letzten Kommentaren ja mal echt gut.

Die Figuren kann ich mir sehr gut vorstellen. Gut, Tom tut nicht viel, aber im Rückblick bekommt er sehr viel Kontur in der Szene mit der Sektfkasche.

Wie unterschiedlich das doch wahrgenommen wird. Aber ich denke auch, dass im Rückblick doch recht viel über ihn erzählt wird. Na ja, vielleicht nicht allen Lesern genug.

Der typische sprunghafte Womanizer halt, nicht wirklich greifbar, feige, wenn es wirklich drauf ankommt, aber sooo charmant ... Vielleicht muss man eine Frau sein, um die Begeistung Annas nachvollziehen zu können, obwohl es natürlich genauso viele undurchsichtige Frauen gibt, die deshalb interessant sind. Ich denke, das ist geschlechtsunabhängig und eher eine Frage der jeweiligen Persönlichkeit.

Das wäre so die optimale Lesart seiner Person. Ich habe dem gar nichts hinzuzufügen und sage einfach an dieser Stelle mal, wenn Tom so ankommt, dann steckt ja doch schon alles in der Geschichte, was ich will.

... und die Tatsache, dass Friedje schwul ist, muss mMn nicht extra hervorgehoben werden. ... Auch den Traummann fand ich perfekt gewählt, man kennt das ja, phasenwreise ist es eben gerade der, der Name ist unwichtig.

Ja, so habe ich auch gedacht. Danke dass Du das noch mal erwähnt hast.

Die einzige Frage, die sich - offenbar nicht nur mir - stellt, ist: Was findet Tom an Elena? Sie scheint ja ein ziemliches Dummchen zu sein, die Art der Beziehung nicht der Rede wert, also warum bleibt er bei ihr? Und lässt sich sogar verbieten mit Anna zu reden.

Er wird schon was an ihr finden, sonst wäre er nicht da. Er will sie auch nicht unbedingt verletzen, er will schon mit ihr wieder nach Hause gehen. Was es nun genau ist, dass wird sich auf einer Party, ohne große Worte, kaum für Anna erschließen. Dazu müsste sie viel mehr in den Alltag der beiden abtauchen können. Hat man ja oft, dass man sich fragt, warum hat der oder die 0-8-15 gerade diesen Supertyp oder diese Superfrau abbekommen. Fakt ist, sie scheint ihn bedingungslos zu lieben, das ist viel. Sehr viel. Dazu sind eigentlich fast nur Kinder in der Lage und bedingungslose Liebe, ist sehr, sehr wohltuend. Ich finde, das wäre z.B. ein von vielen möglichen Gründen.

Ansonsten kann ich nicht nachvollziehen, warum Elena so eifersüchtig ist. Die Beziehung zu Anna schien mir nur eine von vielen zu sein, für Anna vielleicht von Bedeutung, aber für Tom ...?

Okay, hier steckt die Nadel im Heuhaufen. Genau das sollte die Geschichte idealerweise erzählen können. Anna weiß auch nicht, was das nun eigentlich damals war, dass ist die Frage, die sie mit sich rumträgt, die offen geblieben ist, weshalb sie den Deckel nicht drauf bekommt. Und an diesem Abend soll sie ihre Antwort bekommen.
Elena fühlt sich als zweite Wahl. Für sie ist Anna seit 15 Jahren die Frau, die Tom im Herzen trägt. Vielleicht ist das gar nicht wirklich so, aber sie empfindet es.
Aber ich nehme mit, ich muss das hier erklären, die Geschichte selbst tut es für Dich nicht.

Mir fehlt die besondere Beziehung zwischen Tom&Anna, die es möglich macht, seine aktuelle Freundin 15 Jahre lang rasend zu machen. Das kann ich schwer nachvollziehen.

Ja, vielleicht ist eine Rückblende tatsächlich zu wenig.

Die romantische Stimmung hast du sehr gut rübergebracht, vor allem durch den spontanen Aufbruch nach Prag Ich kann absolut nachvollziehen, was Anna an Tom findet. Aber was findet Tom an Anna?

Noch so eine Frage, die der Text wohl offen lässt. Das häuft sich hier aber ganz schön, in der Summe aller Kommentare.

Trotz meiner Kritik, hab ich die Geschichte verschlungen, weil ich sie einfach saugut geschrieben finde.

Immerhin. Ein Trostpflaster. Danke dafür!


Hey Bas,

ich bin wahnsinnig froh, dass Du Dich noch zu einem Komm durchgerungen hast, bzw. die Geschichte überhaupt zu lesen, weil deine Worte und Zeilen mir eigentlich zeigen, dass all die Anlagen zum Verständnis bereits doch im Text vorhanden sind. Mir ist da doch einiges an Last vom Herzen gefallen.

da ich weiß, dass du keine Anfängerin mehr bist, kann ich mich gleich im ersten Durchgang fallen lassen, auf die inhaltlichen Feinheiten achten, und habe nicht das Verlangen, den Lektor zu spielen.

Na, ich kriege den kleinkarierten Dude wohl doch nicht aus mir raus, hoffentlich nervt er dich nicht.

Nein, nein, nein!

Das eingeschobene "zu meinen Füßen" empfinde ich an der Stelle nicht als die eleganteste Lösung, ...

Ist für die Überarbeitung raus. Aber die kommt erst, wenn ich auch fertig bin mit den anderen Baustellen.

Klöne ... Klär mich auf, was bedeutet das?

norddeutsch: eine Unterhaltung/ein Gespräch führen, sich etwas erzählen, miteinander reden/sprechen, plaudern, schwatzen, sich unterhalten; (bildungssprachlich) Konversation machen; (umgangssprachlich) labern; (salopp) quatschen; (familiär) einen Schwatz halten; (norddeutsch) schnacken; (besonders süddeutsch) schwätzen; (süddeutsch, österreichisch umgangssprachlich) ratschen; (landschaftlich, besonders süddeutsch, österreichisch) einen Plausch halten, plauschen; (bildungssprachlich veraltend) parlieren

Im ersten Moment wirkte es auch realitätsfern, aber im Grunde ist es das wahrscheinlich gar nicht ... Lustigerweise empfinde ich dieses "Ich hasse dich", die eigentlich krasseste Art und Weise, dem Gegenüber seine Abneigung zu zeigen, an dieser Stelle mehr oder weniger als Beziehungsangebot.

Yipp!

Und offenbar funktioniert es ...

Ja.

Wenn mich nicht alles täuscht gehört da noch ein Komma hin - "schnitt mir in die Hand, bei dem Versuch, die Scherben einzusammeln" ... Vielleicht kann man das erste stattdesssen streichen?

Ich bin ja auch kein Kommnerd, aber deine Variante empfinde ich als falsch.

An der Stelle muss ich erwähnen, dass mir die Rückblende gut gefiel.

Dankeschön.

Ach ... Jetzt kriege ich erst mit, dass Friedje eine Frau ist ... Ich hatte die ganze Zeit den Friedel vor Augen, dachte, gleich packt er den Duden aus ...

Hehe. Aber Friedja bleibt ein Mann. Ein Mann, der mit einem Mann zusammenlebt. Ich staune doch, dass die Leute darüber echt stolpern.

Äh ... Wie formulier ich das jetzt ... Das "langsam" erweckt bei mir den Eindruck, dass es ein noch laufender Prozess ist, weshalb ich ein "wird" statt dem "wurde" erwartet habe.

Nee, abgeschlossen. Ihr war übel, deswegen trinkt sie jetzt Wasser.

Ja, das Ende gefällt mir richtig gut. Anna ist keine fiese Bitch. Sie hätte an der Stelle triumphieren können, haha, zu mir hat es gesagt, ätschibatsch, aber sie entscheidet sich dazu, es nicht zu tun. Sehr nobel.

Na ja, wozu auch. Elena hat ihr ja auch einen großen Gefallen getan, mit ihrer Ehrlichkeit. Da kann man sich schon mal mit einer Notlüge bedanken.

Ich weiß nicht, ich habe gar nicht so sehr den Eindruck, dass sie noch so megakrass an Tom hängt. Klar, irgendwie ja schon, alleine der letzte Satz legt das nahe und die ganze Geschichte drückt einen quasi in diese Richtung. Trotzdem fühlt es sich für mich eher so an, als hätte sie auf rationaler Ebene eingesehen, dass Tom nicht der richtige ist, ganz abschalten kann sie die Gefühle nicht, klar, dafür ist schon zu viel zwischen den beiden geschehen und alleine was da am Ende passiert wird noch mal dafür sorgen, dass dieses Gefühlskarussell mindestens noch eine Extrarunde drehen wird. Aber ich spüre eher Mitleid, für Tom und auch ein bisschen für Elena. Sie weiß, wie Tom ist, dass er kein einfacher Typ ist, was das ganze Liebesgedöns angeht. Und ich glaube, wenn Anna am nächsten Tag ihrem wahren Traummann über den Weg laufen würde, könnte sie sich ihm ganz hingeben. Das hoffe ich jedenfalls für sie.

Da bin ich vor Freude ja fast an die Decke gesprungen. Genau so. Und wenn das auch nicht für alle Leser so aufgeht, bei Dir funktioniert es, und ich weiß jetzt, es ist möglich. Allein, dass der Text diese Möglichkeit eröffnet, soll mir an dieser Stelle genug sein.

Aber das ist nur meine Vermutung und ganz schwarz weiß ist die Situation sowieso nicht - was die Geschichte, die auf den ersten Blick nicht im eigentlichen Sinne mitreißend wirkt, doch ziemlich nachwirkend gestaltet.

Auch darüber, Freude meinerseits.

Die Leutchen haben klare Konturen, vielleicht erst auf den zweiten Blick, aber im echten Leben laufen die Menschen eben auch nicht mit Schildern um den Hals herum, auf denen in leuchtenden Lettern ihre Charaktereigenschaften stehen.

Da gehen die Meinungen ja gerade auseinander hier, und eigentlich bin ich ganz bei Dir. Ich werde trotzdem versuchen noch ein paar Leute mehr mit ins Boot zu holen, keine Ahnung, wird sicher immer noch wer sagen, "mehr", wird hier oft und viel gesagt.

Der Titel ist schön aber ... Joa, gecatcht hat er mich nicht. Und dann habe ich den ersten Blick drauf geworfen und dachte, och nö, sone olle, deutsche 0815-Beziehungskiste, brauch ich nicht unbedingt. Schön, wenn man dann so vom Gegenteil überzeugt wird.

Ich bin Dir so dankbar! Und ich kann auch verstehen, dass es erst mal nicht so vom Hocker haut. Vielleicht sind da Frauen auch eher die Zielgruppe. Keine Ahnung.

Ich wünsche Euch Dreien einen schönen Sonntag und habt nochmals ganz vielen, lieben Dank!
Liebe, liebe Grüße,

Fliege

 

Ich habe bisschen was draufgelegt. Denke, es ist nicht im Sinne aller Kritiken, aber in meinem :).

 

Liebe Fliege,

ich versuche mal in Worte zu fassen, was mir bei deiner Geschichte durch den Kopf geht. Seit dem ersten Mal Lesen schleiche ich um den Text herum, finde ihn interessant, aber werde dennoch nicht so richtig warm damit, mit den Protagonisten, hänge an bestimmten Stellen. Das Thema „Umgang mit der Ex oder Umgang mit der Neuen“, die Spuren, die so Jugendliebschaften zurücklassen ist ein Thema, da konnte ich, wie vermutlich viele, gut anknüpfen. Diesen Eiertanz umeinander, den finde ich gut geschildert.

Ich streiche Kino durch, und ersetze es durch "TOM".

Irgendwie mag ich immer die Stellen, wo ich die Erzählerin als ehrlich empfinde.

Ich wäre schon längst an ihm zerbrochen, oder hätte ihm etwas angetan. Einer von uns beiden wäre auf jeden Fall draufgegangen. Wir waren ziemlich gut im Rosenkrieg spielen.

Das ist so eine Stelle, wo ich das Gefühl habe, sie macht sich was vor. Das, was ich von der Beziehung erfahre, kommt mir nicht wie Rosenkrieg vor. Jedenfalls nicht in den Szenen, die du zeigst. Da nimmt sich Anna sehr zurück, leidet, macht Listen, verletzt sich, lässt sich durch Popelskram wieder versöhnen, versucht es ihm gleichzutun und mit anderen Männern zu schlafen. Ich sehe da keine Konfrontation. Er wirkt ziemlich ungerührt und macht am Ende Schluss, warum sollte er draufgehen?
Aber vielleicht soll das so sein, dass sie so ein bestimmtes Bild von der Beziehung hat um weniger gekränkt zu sein?

Diese Partysituation, die hast du in wenigen Strichen gut dargestellt.

Jemand, den ich nicht kenne, öffnet mir die Tür.
“Schuhe kannste anlassen. Jacke wirf irgendwohin.“

Zack und man ist mittendrin.

Von Tom erfährt man wenig, er wirkt auf mich einfach gestrickt, gutaussehend, aber irgendwie dumpf. Im Grunde passt die Elena zu ihm. Sie wirkt auch nicht so schlau. Sie müsste ja auch schon Mitte dreissig sein und ihr Verhalten hat für mich was Pubertäres.

„Wollt mir nur eben ein Bier holen“, sage ich, und schenke Tom meinen Kronkorken, indem ich ihn auf seine Flasche drücke. „Man sieht sich.“
„Schätze, das wird sich nicht umgehen lassen“, sagt er.

Sie tun beide so cool. Besonders seinen Spruch finde ich so blöd, hab ich schon gesagt, dass ich Tom nicht mag? Am Ende schreibst du:
Mir gehen tausend Sachen durch den Kopf, die ich ihm sagen will, doch ich schweige. Tom auch. Wie früher.

Ich habe den Verdacht, dass ihm keine tausend Sachen durch den Kopf gehen. :Pfeif:

„Ich hasse dich“, sagt sie.

Hier bräuchte ich noch mehr Vorarbeit. Du hast Jimmy geschrieben, dass Frauen durchaus so reden, auf dem Klo und so, aber dennoch müsste sich bei Elena für mich schon vorher mehr diese wachsende Spannung andeuten, die zu dem Ausbruch führt. Oder etwas an ihr, dass zeigt, dass sie dazu fähig ist. Du schilderst sie ja sehr normal und dass sie Tom bewacht, könnte auch eine Interpretation der Erzählerin sein. Sie könnte schon vorher offensichtlicher Alkohol kippen oder mit ihrer Stimme ist was. Irgendwas, was mir später diese Kamikazeaktion glaubhaft macht.

„Ich weiß. Wegen Linda. Aber Linda ist mir egal. Schon immer gewesen. Die hat er meinetwegen verlassen. Mit der war anders als mit euch. Mit allen war anders.

Ist das Jugendsprache?:hmm:

„Ich liebe dich.“
„Sag das noch mal!“
„Niemals.“
Ich schau ihn an. Er mich. Sein „Niemals“ war keine Rücknahme, war nicht: Sorry, habe ich nicht so gemeint. Kommt nicht wieder vor. Es war ein verdammtes Versprechen.
Ich flüstere: „Prag?“, und er zuckt mit den Schultern.
Wir gucken uns an, halten den Blick, ich fühle mich, als würde ich gleich explodieren. Tom, denke ich und schau auf seinen Mund, wie gern ich ihn geküsst hab, wie gern ich ihn jetzt küssen möchte. Ich sollte gehen. Jetzt gleich.

Diese ganze Szene verstehe ich einfach nicht, obwohl ich sie mehrfach gelesen habe, besonders die fettgedruckte Stelle. Was fragt sie ihn denn, als sie „Prag?“ flüstert? An anderer Stelle schreibst du:

Vielleicht ein bisschen in Erinnerungen kramen, in den guten und den miesen, und ihm sagen, wie sehr mich sein „Niemals“ damals in Prag verletzte. Es tat mehr weh, als die Frauen, mit denen er schlief.

Er kann sich benehmen, wie er will, sie offen betrügen, ihre Gefühle mißachten, aber so richtig gemein findet sie nur, dass er nicht „Ich liebe dich“ sagt? Hauptsache, er vergißt den Valentinstag nicht? Prag war doch die Situation mit der anderen Frau am Lagerfeuer? Da war seine Liebeserklärung doch sowieso nicht glaubhaft, oder? Wieso reitet sie da so darauf herum? Sein „Niemals“ wirkt jetzt so, als hätte er sich was dabei gedacht, irgendeinen Vertrag mit sich geschlossen, als wäre es Absicht und nicht Unvermögen. Nee, ich komme nicht dahinter.

„Er hat in all den Jahren noch nie: Ich liebe Dich, zu mir gesagt.“ Elena guckt mich an, als wäre es meine Schuld.

Merkwürdigerweise finde ich da Elenas Klage nachvollziehbarer, wo sie sich sowieso schon so weit erniedrigt hat und davon ausgeht, dass er Anna lauter Liebeserklärungen gemacht hat.

Zum Abschied lege ich meine Hand auf Elenas Schulter, sage ihr: „Das hat er zu mir auch nie gesagt.“

Hier funktioniert das für mich, finde ich interessant, so eine kleine Verschwesterung.

Ich umarme Friedje und Traummann, dann stehe ich vor Tom, umarme auch ihn, rieche seinen mir so vertrauten Duft. Als ich mich lösen will, verstärkt er den Druck, zieht mich fester an sich ran. Mir gehen tausend Sachen durch den Kopf, die ich ihm sagen will, doch ich schweige.

Schön. Könntest mich als Leserin jetzt in dem Gefühl lassen von „Och, er sieht so gut aus und er riecht so gut und er fühlt sich so gut an, ist doch alles egal ...“
Aber nein, sie denkt weiter.

Tom auch. Wie früher.

Also doch, insgesamt habe ich das gern gelesen. Der Titel wäre mir lieber mit einem „er“ statt „Tom“ oder mit einem „ihr“ statt „Elena“.

Ich wünsche dir noch einen schönen Abend, Fliege,
liebe Grüße von Chutney

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallihallo Summse- Fliege,

fangen wir oben an, beim Titel: Ich persönlich stehe nicht so drauf, wenn da so viele Vornamen im Titel sind. Du hast bei einigen deiner Geschichten so getitelt, sehe ich. Deine Titel, in denen keine Namen vorkommen, finde ich stärker, aussagekräftiger. Namen transportieren für mich wenige Informationen, keine Bilder.

Jetzt zur Geschichte. Beim Radiosender HR2 gibt es einen satirischen Wochenrückblick, der beginnt immer mit den gleichen lakonischen Worten:
„Also, ich finds gut.“
So geht es mir - jetzt ohne Satire - mit deiner Geschichte auch. Ich finde den Tonfall und die Dialoge gut. Es wird ja schon ganz schön Tacheles geredet, zwischen den Beteiligten. Hart an der Grenze, dass ich mich frage, ob das noch realistisch ist. Aber psychologisch, dramaturgisch gut gemacht, wie ich finde.
Tom und wie die Frauen nach ihm lechzen, oh Mann, ich möchte die Mädels einfach nur schütteln!
Wenn ich richtig aufgepasst habe, bleibt offen, ob Friedje ein Mann oder eine Frau ist? Also, ich finds gut. EDIT: Jetzt hab ich das 'er' entdeckt. :shy:

Ich streiche Kino durch, und ersetze es durch "TOM".

Auch noch in Großbuchstaben. Gott im Himmel.
(Das Komma gehört weg.)

fast fünfzehn Jahre nun schon

Fünfzehn? Echt? Ist das nicht ein bisschen lang? Es klingt für mich alles nach einer kürzeren Zeit.

Vielleicht ein bisschen in Erinnerungen kramen, in den guten und den miesen, und ihm sagen, wie sehr mich sein „Niemals“ damals in Prag verletzte.

Ob es das Fettmarkierte hier schon braucht? Kommt ja später noch mal, die Info. Spielt sie echt mit dem Gedanken, ihn deswegen zur Rede zu stellen?

Manchmal schlief ich mit anderen Männern, nur um ihm zu zeigen, guck, kann ich auch. Ich schlief mit den Männern, weil ich Tom liebte.

Den ersten Satz kauf ich sofort. Ich find den ersten Teil davon auch wichtig: die Info, dass sie auch mit anderen Typen ins Bett gegangen ist.
Den zweiten Satz ... finde ich diskussionswürdig. So erklärerisch nachgeschoben, so pathetisch, das gewollte Paradox.
Ich glaub, am coolsten fänd ich vielleicht sogar: Manchmal schlief auch ich mit anderen. Punkt. So ganz ohne jede Erklärung. Kann sich ja jeder ausmalen, warum. Frust, Rache, whatever. Muss sie das benennen?

„Wuff“, flüstere ich ihnen nach.

:D

Es war meine letzte mündliche Prüfung im Abitur.

Zum Tonfall der Geschichte würde Abi besser passen. Oder spricht irgendjemand das Wort Abitur ganz aus?

Jetzt noch ein bisschen Formalkram:

Weiß er, dass ich Friedje neulich zufällig traf, und er mich zu seiner Party eingeladen hat?

Das zweite Komma gehört weg.

„Hier hin schätze ich“, und deute auf den Haufen aus Jacken, Rucksäcken und Taschen.

Hier fehlt die Inquit-Formel. Das ‚schätze ich‘ soll ja in der direkten Rede bleiben, nehme ich an.
Hierhin wird zusammengeschrieben. Nach hierhin evtl. ein Komma.

Ich wäre schon längst an ihm zerbrochen, oder hätte ihm etwas angetan.

Dieses Komma gehört auch weg.

Ich geh in die Küche, bekomme gesagt, Bier finde ich auf dem Balkon.

Indirekte Rede ohne „dass“, also Konjunktiv: Bier fände ich auf dem Balkon.

sage ich, und schenke Tom meinen Kronkorken

Komma zu viel.

Er ging und nahm Linda mit, kam auch nicht wider

Wieder. Mit IE.

aber ich bleibe sitzen und trinke Leitungswasser, weil mir vom Bier langsam übel wurde.

Hier holperts mit den Zeiten. Vorschlag: weil mir vom Bier langsam übel wird. (Alternativ: weil mir vom Bier schon übel ist.) Jedenfalls gibt es keinen Grund, in die Vergangenheit zu wechseln.

„Er hat in all den Jahren noch nie: Ich liebe Dich, zu mir gesagt.“

Die Zeichensetzung vor und nach ‚Ich liebe Dich‘: Ich würde das statt mit Doppelpunkt und Komma durch Anführungszeichen markieren.

Dieses letzte Zitat, dieser weinerliche Tonfall, das fasst alles so treffend zusammen: Er hat noch nie 'ich liebe dich' zu mir gesagt. Ich muss dabei dauernd an diesen Schwachsinnsbuchtitel denken (obwohl es da um etwas anderes ging): Wenn Frauen zu sehr lieben. Oah. Nee! Du siehst, liebe Fliege, der Text macht was mit mir. Also, ich finds gut.

Liebe Grüße
Anne

 

Hey Chutney,

ich freue mich, dass Du mir einen Kommentar hinterlassen hast, mit all den Fragezeichen die der Text bei Dir erzeugt hast. Vielen, lieben Dank dafür. Ich nehme vor allem aber mit, dass die Ergänzungen wenig dazu beitragen, den Leser "sicherer" durch diesen Abend zu bringen. Und ich nehme aus deinem und Annes Kommentar auch mit, dass der Text im Grunde zwei Leserreaktionen hervorruft. Ich glaube, damit werde ich mich zufrieden geben müssen.

... finde ihn interessant, aber werde dennoch nicht so richtig warm damit, mit den Protagonisten, hänge an bestimmten Stellen.

Ja, das ging ja einigen so. Ich kann's auch gut nachvollziehen.

Das ist so eine Stelle, wo ich das Gefühl habe, sie macht sich was vor. ...
Aber vielleicht soll das so sein, dass sie so ein bestimmtes Bild von der Beziehung hat um weniger gekränkt zu sein?

Okay, da gehe ich voll und ganz mit Dir. Also, dass die Rückblenden ein solches Gefühl nicht unbedingt belegen. Stimmt. Aber ja, ich glaube auch, das ist der Strohhalm an dem sie ihr Selbstwertgefühl klammert. Also, so ein bisschen von beidem. Sie hat ihm sicher auch weh getan, aber sie überhöht das Ganze in ihrer Sichtweise.

Sie tun beide so cool. Besonders seinen Spruch finde ich so blöd, hab ich schon gesagt, dass ich Tom nicht mag?

:D

Ich habe den Verdacht, dass ihm keine tausend Sachen durch den Kopf gehen.

Ach doch, er ist den Abend über ja auch ein Tiger im Käfig, wenn man Elena glauben darf. Und ich glaube ihr.

Hier bräuchte ich noch mehr Vorarbeit. ... Irgendwas, was mir später diese Kamikazeaktion glaubhaft macht.

Wird sehr verschieden von den Lesern bewertet. Von daher, ich mag das, wenn es so aus der Kalten kommt. Vielleicht ein Fehler, mag sein.

Er kann sich benehmen, wie er will, sie offen betrügen, ihre Gefühle mißachten, aber so richtig gemein findet sie nur, dass er nicht „Ich liebe dich“ sagt? Hauptsache, er vergißt den Valentinstag nicht? Prag war doch die Situation mit der anderen Frau am Lagerfeuer? Da war seine Liebeserklärung doch sowieso nicht glaubhaft, oder? Wieso reitet sie da so darauf herum? Sein „Niemals“ wirkt jetzt so, als hätte er sich was dabei gedacht, irgendeinen Vertrag mit sich geschlossen, als wäre es Absicht und nicht Unvermögen. Nee, ich komme nicht dahinter.

Ja, wenn die Stelle nicht funktioniert, ist irgendwie richtig Mist für den Text. Geht ja eben darum, dass sie es damals in Prag nicht recht glauben konnte, dieses "Ich liebe dich", worauf sie so lang gewartet hat, nicht das ist, was sie sich erhoffte. Jetzt Jahre später erfährt sie, wie viel es "wert" war. Und ja, die Situation war schräg und unromantisch, es war mehr oder weniger ihr Alltag mit Tom, aber er hat sie geliebt, in all dem Auf und Ab. Auf seine Art. So waren jedenfalls meine Gedanken dahinter.

Merkwürdigerweise finde ich da Elenas Klage nachvollziehbarer, ...

ich finde die total nachvollziehbar.

Vielen Dank nochmal! Und ich finde das sehr spannend zu lesen, wie der Text wirkt. Was er kann, und was nicht.


Hey Anne49,

auch an Dich, großen Dank.

Deine Titel, in denen keine Namen vorkommen, finde ich stärker, aussagekräftiger. Namen transportieren für mich wenige Informationen, keine Bilder.

Stimmt. Jetzt wo D es sagst, ich habe 'ne Menge Vornamen in den Titeln. Und ja, Namen transportieren keine Bilder. Ich möchte den Titel trotzdem behalten. Aber die Aussage, die nehme ich mit.

So geht es mir - jetzt ohne Satire - mit deiner Geschichte auch. Ich finde den Tonfall und die Dialoge gut. Es wird ja schon ganz schön Tacheles geredet, zwischen den Beteiligten. Hart an der Grenze, dass ich mich frage, ob das noch realistisch ist. Aber psychologisch, dramaturgisch gut gemacht, wie ich finde.

Freut mich natürlich. Ist auch so ein schönes Gegensatzpaar hier bei den Lesern, und langsam aber sicher, erfreue ich mehr daran, als dass es mir an die Nieren geht.

Den zweiten Satz ... finde ich diskussionswürdig. So erklärerisch nachgeschoben, so pathetisch, das gewollte Paradox.
Ich glaub, am coolsten fänd ich vielleicht sogar: Manchmal schlief auch ich mit anderen. Punkt. So ganz ohne jede Erklärung. Kann sich ja jeder ausmalen, warum. Frust, Rache, whatever. Muss sie das benennen?

Geht bestimmt auch ohne. Agenug Chaos an. Vielleicht drüber, mag sein.

Jetzt noch ein bisschen Formalkram:

Großen Dank auch dafür! *Blümchenreichesmilie*

Dieses letzte Zitat, dieser weinerliche Tonfall, das fasst alles so treffend zusammen: Er hat noch nie 'ich liebe dich' zu mir gesagt. Ich muss dabei dauernd an diesen Schwachsinnsbuchtitel denken (obwohl es da um etwas anderes ging): Wenn Frauen zu sehr lieben.

Hehe

Oah. Nee! Du siehst, liebe Fliege, der Text macht was mit mir.

Das ist doch was!

Liebe Anne, auch Dir nochmal Dank für Zeit und Zeilen.

Ich wünsche Euch beiden ein schönes Wochenende!
Liebe Grüße, Fliege

 

Hallo Fliege,

ich nochmal. Ich habe darüber nachgedacht, ob es vielleicht helfen würde, Tom&Anna besser nachzuvollziehen, wenn Tom in der Nacht in Prag nicht mit der Schweizerin geflirtet hätte, sondern wenn das einfach ein toller Urlaub gewesen wär. Ungewöhnlich vielleicht dadurch, dass Anna eben für alles zu haben ist und ein guter Kumpel sein kann, und seine anderen Frauen waren vielleicht eher Tussis. Er kann sie dann ja trotzdem für Linda verlassen. War jetzt nur sone Idee.

Liebe Grüße, Chai

 

Liebe Fliege,

habe die Kommentare nicht gelesen und steige direkt ein:

Gleich wird mir jemand die Tür öffnen. Ich werde meine Schuhe ausziehen, ein paar Leuten „Hallo“ sagen und irgendwo in dieser Wohnung auf Tom treffen. Meinen Tom, von damals. Weiß er, dass ich Friedje neulich zufällig traf und er mich zu seiner Party eingeladen hat?
„Tom wird übrigens auch da sein. Und Elena natürlich“, sagte Friedje.
„Elena habe ich nie kennengelernt. Nur von ihr gehört.“
„Ach? Ich dachte, … Na, egal, würde mich jedenfalls echt freuen, wenn du kommst.“
Als ich Datum und Adresse im Kalender notiere, stelle ich fest, dass ich für diesen Abend bereits eine Kinoverabredung habe. Ich streiche Kino durch, und ersetze es durch "TOM"
Hier kam ich ein wenig mit der Zeit/Reihenfolge durcheinander.
Ich hätte es so passender gefunden, da das ja schon vorher passiert ist:

"Als ich Datum und Adresse im Kalender notierte, stellte ich fest, dass ich für diesen Abend bereits eine Kinoverabredung habe. Ich strich Kino durch, und ersetzte es durch "TOM".

„Weil Tom immer ganz komisch wird, wenn jemand deinen Namen erwähnt.“
Jetzt mag ich Elena.
Haha.

Tom flirtete mit ihr, wohl nicht zum ersten Mal, wie ich schnell mitbekam, die beiden hatten sich hier nicht zum ersten Mal getroffen. Aus Rache knutschte ich seinen Bruder, ließ seine Hände unter mein Shirt, so, dass Tom es sah. Er ging und nahm Linda mit, kam auch nicht wieder, wie sonst. Ich hasste Linda.
Das war ja echt eine seltsame, kaputte Beziehung, die Anna und Tom hatten.
Verstehe gar nicht, warum die beiden nach 15 Jahren noch immer daran zu knabbern haben. Immerhin15(!) Jahre. Oh, Mann! Ein, zwei Jahre hätte ich vielleicht noch verstanden.
Im Grunde trauert sie womöglich "nur" ihrer Jugend, ihrer Unabhängigkeit nach (?)

Mann, würde man euch allein im Zimmer lassen, ihr würdet euch doch sofort die Klamotten vom Leib zerren. Ich bin doch nicht blöd.“
„Nein. Würden wir nicht."
Gelogen! :D

Ich spürte die Frau zwischen uns. Ich hatte sie mitgenommen. Am nächsten Tag fuhren wir nach Hause. Ein halbes Jahr später verließ mich Tom für Linda.
Tom ist echt ein Arschloch. Weiß gar nicht, warum sie ihn nicht vergessen kann.

Elena schnippelt keine Gurkenscheiben mehr in ihren Drink. Vielleicht ist die Gurke alle.
Witzig.

Schönes Ende, also dass Tom nur Anna diese drei besonderen Worte gesagt hat.

Hat mir gefallen.

Liebe Grüße,
GoMusic

P.S.: Freue mich auf unser Treffen!

 

Hey Chai,

Ich habe darüber nachgedacht, ob es vielleicht helfen würde, Tom&Anna besser nachzuvollziehen, wenn Tom in der Nacht in Prag nicht mit der Schweizerin geflirtet hätte, sondern wenn das einfach ein toller Urlaub gewesen wär.

Seit Du das hier gepostet hast, arbeitet die Idee in mir. Konnte sich noch nicht recht durchsetzen, ackert aber beharrlich weiter. Vielen Dank für den Anstoß, wenn ich es erst oft genug durch mein Hirn gemurmelt hab, komme ich sicher auch zu einer Entscheidung.


Hey GoMusic,

Du Unermüdlicher! Vielen dank für deinen Besuch und den Kommentar. Habe mich sehr gefreut.

Hier kam ich ein wenig mit der Zeit/Reihenfolge durcheinander.
Ich hätte es so passender gefunden, da das ja schon vorher passiert ist:

Werde ich gleich ändern. Macht total Sinn, was Du vorschlägst.

Das war ja echt eine seltsame, kaputte Beziehung, die Anna und Tom hatten.
Verstehe gar nicht, warum die beiden nach 15 Jahren noch immer daran zu knabbern haben. Immerhin15(!) Jahre. Oh, Mann! Ein, zwei Jahre hätte ich vielleicht noch verstanden.
Im Grunde trauert sie womöglich "nur" ihrer Jugend, ihrer Unabhängigkeit nach (?)

Mag sein. Und manchmal ist es genau das seltsame, kaputte, was emotional viel tiefer geht. Okay, 15 Jahre ist lang, kann das ja auch mal runterschrauben. Aber sicher nicht auf nur ein, zwei Jahre, das erscheint mir dann doch zu wenig.

Gelogen!

hehe

Hat mir gefallen.

Freut mich natürlich total.

P.S.: Freue mich auf unser Treffen!

:confused: Kläre mich auf. Zum Gathering schaffe ich es dieses Jahr leider nicht :cry:

Vielen Dank ihr Zwei für Eure Zeilen!
Mit lieben Grüßen, Fliege

 

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