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Bei den Fischen

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08.07.2002
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Bei den Fischen

Mein verträumter Blick ruhte auf dem leichten Wellengang der See. Ich saß auf einem großen Badehandtuch und lauschte dem regelmäßigen Plätschern des Wassers, das ans Ufer getragen wurde.
Der Himmel war etwas trübe geworden, doch die Abendsonne stand noch stark am Himmel. Ein rubinfarbener Schimmer tänzelte über die Wasseroberfläche und erzeugte dabei ein bewegungsreiches Mobile. Es war so unheimlich trostlos hier. Ich schaute mich noch einmal ausgiebig um. Die kleine, von grobkörnigem Sand belagerte Lagune war wie ausgestorben seit Nathan und Marina weggegangen waren. Sie wollten nur schnell mit dem Auto zur Pizzeria fahren.
Ich schaute auf meine klobige G-Schock. Seit dreißig Minuten saß ich nun schon alleine hier. Bis zum Dorf waren es mit dem Auto nur fünf Minuten. Vielleicht hatte der alte Salvatore heute viel zu tun? Mein Magen knurrte jedenfalls gewaltig. Geschlagene fünf Stunden saß ich nun schon hier. Und nach den langen und ausgiebigen Wasserschlachten war es ohnehin Zeit geworden, eine Kleinigkeit zu essen. Gedanklich war ich gerade dabei eine leckere Thunfisch Pizza zu verdrücken, als plötzlich ein lautes Blubbern aus dem Wasser drang. Angestrengt versuchte ich das Geräusch zu lokalisieren. Weiter hinten, im dunkleren Wasser sah ich kleine Bläschen an verschiedenen Stellen aufsteigen. Trotz der Wärme fröstelte es mich.
Ich versuchte normalerweise diese Seen zu meiden. In einem belebten Freibad fühlte ich mich doch wesentlich wohler. Aber letztendlich hatte ich mich doch mal wieder von den beiden breitschlagen lassen. Wieso auch Geld bezahlen, wenn man hier umsonst schwimmen konnte? Diesem Argument hatte ich leider nichts entgegen zu bringen. Außer vielleicht, dass mir dieser schwammige, von Algen und Hölzern überwucherte Boden immer wieder ein unangenehmes Gefühl bescherte. Es war kein direkter Ekel sondern vielmehr die Angst davor, nicht zu wissen auf was ich da stand. Zu oft hatte ich von den Schauermärchen gehört, in denen ein ahnungsloser Schwimmer eine Leiche zu Tage förderte. Ich dachte dabei nicht ausschließlich an einen menschlichen Körper. Vielleicht ein toter Vogel oder ein Hund?
Mich schauderte schon wieder. Das leise, aber penetrante Plätschern des Wassers vermittelte urplötzlich kein Gefühl mehr der Ruhe. Eine starke Windböe raunte durch das Buschwerk und hinterließ ihre Spuren auf dem Wasser. Eine dicke Gänsehaut zierte im nächsten Moment meinen nackten Körper. Ich war schon wieder relativ trocken. Nur meine Badeshorts war bis oben hin durchtränkt mit stinkendem Wasser. Ich griff mir meine Taucherbrille und zog sie mir langsam über den Kopf. Eine kleine Runde wollte ich noch drehen, bevor ich mich gleich auf das Essen stürzen würde.

Meine Füße wurden augenblicklich von kühlen Wellen überflutet, als ich mich an den Rand des Ufers stellte. Das Wasser war trotz des herannahenden Abends noch sehr mild. Ich begann wieder ausgiebig zu lauschen. Kein Geräusch weit und breit. Nur ich und das Wasser. Irgendwie ein wenig unheimlich. Langsam lief ich weiter. Als das kalte Nass meine Hüfte erreichte musste ich keuchen. War wohl doch ein wenig zu lange am Strand gelegen. Ich zählte gedanklich bis drei und tauchte dann einmal tief runter.
Durch die Gläser meiner Taucherbrille konnte ich den sandigen Boden sehen. Winzig kleine Fische schwebten bewegungslos um mich herum. Als ich meine Hände nach ihnen ausstreckte waren sie plötzlich verschwunden. Blitzschnell ging das. Ich genoss das Gefühl der Schwerelosigkeit. Nur das trübe, von grünen Algen verfärbte Wasser machte mir Sorgen. Ich war jetzt an der Stelle angekommen, wo die normale Sandschicht von einem grünen Teppich überzogen wurde.
Ein paar größere Fische durchschwommen dieses Geflecht aus Holz und Seetang. Meine Luft wurde knapp und kurz bevor ich auftauchte sah ich, wie auf dem Boden unter mir der Sand aufgewirbelt wurde. Da herrschte wirklich ein reges Treiben unter Wasser. Wieso fühlte ich mich hier nur so unwohl? War es die Einsamkeit oder einfach nur der See selbst, mit seinen verborgenen Geheimnissen? Ich schaute über die Wasseroberfläche bis hin zu den kleinen, orangefarbenen Bojen. Das Schwimmen hier war verboten. Aber das schien keinen zu stören. Im Laufe des Tages hatten wir viele Leute gesehen. Pärchen, die den Platz unverhohlen zum Fummeln nutzten ebenso wie Familien, die mitsamt Kindern und Hunden herkamen und ein paar Runden durchs Wasser drehten. Hier kam ohnehin selten jemand vorbei um zu kontrollieren. Und wenn man doch einmal erwischt wurde, musste man den See zwar umgehend verlassen, wurde aber nicht dafür bestraft.
Ich schaute noch einmal eindringlich auf meine Uhr. Langsam wurde ich wirklich ungeduldig. Mein Magen rebellierte schon. Dann plötzlich wieder das laute Blubbern, direkt hinter mir. Ich erschrak fürchterlich und fuhr herum. Vor meinen Augen stiegen große, zahlreiche Luftblasen nach oben. In dem Moment wollte ich eigentlich nur noch schnell zurück zum Ufer schwimmen, verwarf diesen feigen Gedanken aber sofort wieder. Stattdessen ging ich wieder auf Tauchstation. Unter Wasser konnte ich nichts erkennen. Nur die stillen, grünen Wassermassen die mich umschlossen hielten. Erleichtert tauchte ich wieder auf und kraulte ein paar Meter zurück. Ich wollte wieder festen Boden unter den Füßen haben.
Ich versuchte mein Glück mit einem beherzten Tritt nach unten, als sich plötzlich eine langgewachsene Alge um meinen Fuß legte. Meine Augen weiteten sich. Verdammt, das war kein schönes Gefühl. Ich spürte wie eine leichte Panik in mir aufkeimte. Mein Blick ging rüber zum Ufer. Es war nicht weit entfernt, das ließ mich ein wenig aufatmen. Trotzdem konnte ich noch nicht wirklich stehen. Ich wollte gerade weiterschwimmen, als sich ein ganzes Algennetz um meine Beine schloss.
Ich spürte ganz deutlich den Widerstand. Als hätte jemand mehrere Seile um mein Bein gespannt. Mein Herz begann zu rasen. Adrenalin schoss mir augenblicklich durch den gesamten Körper. Ich versuchte die Schlingpflanzen wegzutreten, aber jede Bewegung schnürte sie noch fester an. Ich begann zu winseln. In meinen Augen machten sich Tränen breit und begannen die Realität um mich herum zu fluten. Ich trieb langsam zurück in die tieferen Regionen.
Ich begann damit wild herum zu zappeln, die Panik hatte mich vollends im Griff. Ich schaffte es nicht mich zu befreien. Die erste, große Ladung Wasser landete in meinem Rachen. Mein Bauch zog sich augenblicklich zusammen und ich hustete lauthals los. Dann befand ich mich plötzlich wieder unter Wasser. Vor mir unzählige Luftbläschen, meine Luftbläschen. Ich hustete immer noch. Aber ich konnte mich nicht mehr hören. Das Wasser dämpfte meine Schreie. Ich tauchte wieder auf. Rief mit meiner letzten verbleibenden Luft nach Hilfe.
Um mich herum hörte ich nur das leise Plätschern des Wassers. Weit und breit war niemand zu sehen. Mein Blick huschte wild umher. Ich sah das rote Handtuch und direkt daneben den weißen Beachvolleyball. Meinen Rucksack und die Taschen der anderen. Ich versuchte noch einmal das Algengeflecht von mir abzustreifen. Keine Chance. Das konnte doch alles nicht wahr sein. Ich würde verdammt noch mal hier sterben. In meinem Kopf gewitterten unzählige Bilder. Erlebnisse aus der Vergangenheit. Ich sah erst meine Mutter, dann Papa und die Geschwister. Bitte nicht. Nicht so. Nicht in diesem stinkenden See. Mein Kopf war wieder unter Wasser. Ich hatte meine Luft verloren. Atmete nur noch stinkendes Wasser. Meine Lunge zog sich schmerzhaft zusammen. Ich versuchte mit wilden, unkontrollierten Bewegungen an die Oberfläche zurückzukehren. Bemerkte mit Entsetzen, wie ich immer weiter in die Tiefe sank. Die Wasseroberfläche war weit weg. Eine glänzend rote Scheibe strahlte mir nur noch matt entgegen. In meinen Ohren ein überwältigender Druck. Ich hörte nichts mehr, außer das dumpfe Geräusch meiner zuckenden Glieder. Die Dichte des Wassers raubte mir mein Gehör. Meine Lungen waren kurz davor zu explodieren. In diesem Moment ließ ich einen letzten, überwältigenden Schrei der Angst los, der dennoch ungehört blieb...

 

Hi Christian!

über Kritiken von dir bin ich ja immer wieder dankbar. Wurde bei dieser hier ja auch mal Zeit :p

Mhh, und wieder jemand dem das Ende nicht gefallen hat. Um ehrlich zu sein gefällt es mir selber nicht mehr...
Ich werde da auch noch was draus machen, aber wie gesagt, momentan ist mein Kopf leer bzw voll mit Plagiaten hehe
Die muss ich mir erstmal wieder schweren Herzens aus dem Kopf schlagen *g*

Dank dir für die Hinweise! Wird später noch ausgebessert, aber erstmal guck ich jetzt gleich "24" :)

besten gruß
*Christian*

 

Hallo, Anima! (Die spezielle Schreibweise hab ich jetzt nicht versucht, hinzukriegen)

Ich finde die Geschichte ganz gut. Sie ist zwar zu Beginn etwas langweilig und extrem vorhersehbar, aber wenn es dann "algt", wird es sehr gruselig.

Liebe Grüsse
Arry

 

Ich möchte mich anschließen mit "Half-Life" :-)

Die Story ist zu dünn, überleg Dir besser vorher, in welche Richtung die Geschichte gehen soll! Du schreibst sehr gut, deshalb ... machs besser! Such dir bessere Themen!

Ralf/Hexenmeister

 

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