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Begleittiere

Monster-WG
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04.03.2018
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Anmerkungen zum Text

"Schnee ist das Blut der Geister" ist ein Graffito an einer Mauerecke in Klagenfurt und der Ausgangspunkt für diese Geschichte.
Und nein, es gibt keine Verbindung zu einem Bachmannshit.

Begleittiere

Auf den Brücken hocken die Grauen, stecken ihre Beine durch Geländerstäbe und schaukeln mit den Füßen in der Luft. Seit wenigen Tagen kann ich sie sehen, die Stadt ist gestopft mit ihnen. Dort, wo Leben ist, bilden sie Rudel, um es anzuzapfen und sich einzuverleiben. Fahle Gestalten, die den Lebenden zuschauen bei dem, was sie selbst nicht mehr zu tun vermögen. Sie trotten neben ihnen her, zerren Gedanken und Träume aus Köpfen und tauschen sie gegen Stumpfsinn und Müdigkeit.
Einige von ihnen werden durchsichtig. Früher oder später alle. Es geschieht, wenn sie beginnen, die Lebenden in Ruhe zu lassen.

Die Frau flaniert durch die Stadtallee und hinein in die eine Gasse. Die Leine zu ihrem weiß befellten Begleittier hängt durch, ein genügsames Tier, das nur selten an ihr zerrt. Ich weiß, wohin sie mich führt, sie geht diesen Weg jeden Sommertag um diese Zeit und jedes Mal geht sie achtlos an der Mauerecke vorbei. Ein Graffito steht darauf, rot auf einer weißen Wand. Oft schon wurde es übermalt, es kehrt zurück niemand hat je gesehen, wie. Als würde die Wand selbst die Schrift ausbluten, ein Wundmal dieser Stadt.
Schnee ist das Blut der Geister, steht dort. Das Rot sticht in den Augen. Ich kann ihn sehen, den grauen Alten: er hockt auf dem Mauervorsprung und wartet. Vom Pinsel in der Rechten tropft rote Farbe auf das Pflaster. Ich nicke ihm zu, er bewegt ein Auge. Auch durch meine Adern fließt Schnee. Nasser Schnee.

Sie nutzt die Schattenkühle, um einen Zigarillo anzuzünden. Ihr Blick schweift durch die Häuserschlucht zum Platz dahinter, an dem der Tanzsaal liegt. Sehen kann sie ihn nicht, weil der Brunnen auf der Platzmitte den Blick versperrt. Ich schwebe leicht über ihr, sauge blaue Rauchkringel ein, die nach gemeinsamen Erinnerungen schmecken und ein wenig nach verrauchtem Tanz.
Ihr Begleittier nutzt den entstandenen Freiraum dazu, die uringetränkte Wand hinter dem Anstrich zu erschnuppern. Es wedelt mit dem Schwanz und kümmert sich mit seinem undichten Hinterteil um das strahlende Weiß, dem er rapsgelbe Strichpunkte hinzufügt.

Der Alte schüttelt erst den Kopf, dann den Pinsel mit dem stechenden Rot. Das Begleittier erschrickt so mit einem geheulten Satz zur Seite, dass es der Frau den Zigarillo aus der Hand fegt. Auf seinem weißen Rückenfell leuchten rote Punkte wie Blutspuren im Schnee. Nach einem Moment der Verwunderung tippt sie mit dem Finger und einem leisen Merde! ins Rot. Schon während sie den Mund verzieht, löst sich die Farbe mitsamt dem Gedanken daran auf.
Und auch der Kläffer hat es morgen vergessen und wird an dieselbe Ecke pinkeln, um sich aufs Neue zu erschrecken. Seine Barthaare streckt er in die Luft und lässt viel von dem Weiß seiner Augen sehen, als er in alle Richtungen knurrt. Er weiß um das, was er wittert, zieht den Schwanz ein und die Leine straff. Ich bleibe stehen und lasse sie ziehen.
Bevor ich zurückgehe, nehme ich dem Alten den Pinsel aus der Hand und übermale den unteren Bogen vom G, das etwas von dem Gelb abbekommen hat.

Vor einigen Tagen haben sie nachts einen Obdachlosen in seinem Schlafsack übergossen und angezündet. Unten am Entenkanal in der Unterführung. Jugendliche, nicht offensichtlich Rechte, nur ohne Skrupel. Vorher traten sie auf ihn ein, es war erstaunlich schnell vorbei. Bevor jemand den Löschtrupp rief, war er verkohlt und das Video dazu viral, wie sie sich begeistert zuriefen.
Das Absperrband spannt im Luftzug einen Bogen. Davor stehen verhärmte Gestalten mit beladenen Einkaufswagen oder einfach so. In ihren Gesichtern sehe ich keine Wut, nur Leere und die übliche Sorge um die nächste Nacht. In zweiter Reihe stehen fahle Gestalten, die Münder geöffnet, aus denen leises Summen dringt. Graues Hintergrundraunen, das mir den Weg bereiten möchte zurück zum geschundenen Körper, der hier gebrannt hat. In den ersten Tagen könne das helfen, meinen jene, die länger dabei sind.

Das Geräusch breitet sich aus als dumpfer Klangteppich, in den Möwen Fäden aus unnötiger Aufregung hineinweben. Vom Ufer schallt spitzes Kinderschreien hoch, keiner der Anwesenden hört hin, deshalb fällt es nach wenigen Metern zu Boden.
Irgendwer legt immer Blumen ab und stellt Kerzen auf. Und ein anderer Irgendwer sagt immer, das darf sich nie wiederholen, und jeder weiß, morgen schon ist das abgestandene Luft von gestern.
Wenn die Offiziellen ihrer Pflicht nachgekommen sind und sich in ihre Welt zurück chauffieren lassen, kommt die Traurigkeit. Sie steigt als dunkle Wolke aus dem Wasser, wabert unter dem Flatterband durch und umkreist den schwarzen Fleck, wo der Mensch gebrannt hat. Für eine Weile lässt sie sich dort nieder, nährt sich an dem, was geschehen ist, bevor der blaue Sommerwind sie vertreibt. Er bringt einen Duft Sonnenmilch mit, Kokosflocken, Kakadus und pludrig weiße Sommerkleider.
Ich finde ihn angenehm, rieche den warmen Süden gerne – im Gegensatz zu den vollends Ergrauten, die ihre Nasen rümpfen.

Unterhalb des Wehrs, das den Nebenfluss regelt, wird das Wasser seicht. Von dort, wo sie halbentblößt auf den Kiesinseln im Flussbett liegen, weht der milchigweiße Hauch herüber; angefeuert vom Bellen der Begleittiere, die durchs Wasser spritzen. Das weiß befellte erkenne ich, weiß um den Menschen, den es begleitet. Die Eine, die mit dem Flanieren aufgehört hat und stattdessen ausgebreitet auf einem blauen Strandlaken über glitzernde Sonnenstunden voller Wasser und Flusskiesel treibt. Und nebenbei Teile ihrer Haut bräunt. Sommerhaut, von der ich einmal wusste, wie sie riecht.
Manche, die frisch dabei sind, tragen ihre Strebemale offen, je nach Todesart ist das grausig anzuschauen. Das Saugen an den Lebenden hilft, die Wunden zu schließen. Gebeugte richten sich auf, Falten werden weich, offene Brüche überwachsen mit wächserner grauer Haut wie auch verkohlte Glieder.

Flussabwärts knacken Deep-House-Beats vom Club am Brückenpfeiler übers Wasser. Bunte Stagelights stechen in den Himmel, flackern wild im Takt und täuschen eine Lebhaftigkeit vor, die um diese Uhrzeit niemand Lebendes aufbringt. Dementsprechend mager ist die Dichte an Grauen auf dieser zu lauten Insel im trägen Sommerbrei. Einige Junge, die noch nicht so lange dabei sind, hüpfen durch den aufgeschütteten Sand und verrenken ihre graufleckigen Glieder. Bei manchen sehe ich den Schnee rauschen, rhythmisches Zucken unter löcheriger Hülle. Ich spüre, wie sie sich ans alte Leben klammern, als würde es ihnen so nicht durch die Zehen rieseln, wie der Sand, auf dem sie tanzen.

Die ahnungslosen Gäste können sie nicht sehen. Sie liegen vor großen Boxen in Deckchairs aus vergrautem Holz und haben die ausgezogenen Füße von sich gestreckt. Dort unter Sonnenschirmen schwatzen und bellen sie ihr sorgloses Lachen über das Wasser und falten den Nachmittag zusammen, bis er in die Gesäßtasche ihrer Jeans passt. Kultursommer nennt die Stadt das. Dort, wo ich stehe, ist es Lärm. Ein Lärm, der nicht zu Boden fällt, bevor er meine Ohren erreicht.
Freitags tanzten wir Tango zu Astor Piazzolla. Die Flanierfrau und ich. Wir waren gut darin, uns zu umschlingen, als wollten wir uns erwürgen. Sagte Ricardo vom Salón del Viernes. Zwei schwarz livrierte Rabenvögel, die Freude daran verspürten, sich nur beinahe unabsichtlich auf die Füße zu treten und die Augen auszuhacken. Freitags, als Kräftemessen noch ein Spiel war und das Versprechen, sich zu verschonen, noch nicht gebrochen.

Die Brust schmerzt nicht, sie war schon vorher lädiert, ebenso wenig die verbrannte Haut, der nasse Schnee hält mich kühl. Meine tägliche Begleitung von Frau und Hund macht sich bezahlt, die Vergrauung hat die äußerlichen Wunden bereits geheilt. Der Rest bedarf einer anderen Behandlung.
Aus Gewohnheit wandert meine Hand zur Gesäßtasche, es ist kein Nachmittag darin, nur ihr zerfledderter Brief und ein flacher Rest Lebensgeist, gefangen in einer Flasche, die ich an die Lippen führe.
Es brennt und es ist gut, dass es brennt, genau das soll es. Der Stoff, der meine Kehle hinabrinnt, schneidet sich durch die Eingeweide. Er dringt bis in meinen innersten Kern und brennt dort aus, was ich in mich hineingefressen habe. Der Schnee fängt an zu tropfen. In der Asche, die von mir herabrieselt, hinterlassen die Einschläge kleine Krater. Noch ein letzter Schluck. Ich heiße es willkommen zurück, das kleine bisschen Blöd. Alles soll es mir rausätzen, vergangenen Streit und Zweifel, das widerlich Devote der Zeit nach der Zeit und vor allem den unerträglich betörenden Duft ihrer Rabenhaut.

Ich schließe die Augen und fange an zu fliegen. Es ist einer dieser Momente, in denen ich früher geglaubt habe, ich bin jemand Besonderes mit einzigartigen Talenten. Und dass mein Leben noch vor mir liegt und da draußen etwas auf mich wartet. Und dass wir es schaffen, zueinanderzufinden. Irgendwie. Wieder und wieder.
Wenn es nicht zu spät wäre, würde ich anfangen, es glauben zu wollen. Das Wollen ist immer ein guter Anfang gewesen.
Du, ich brauch mal 'ne Pause, sagte sie. Harmlos dahingesprochenes Gift mit Langzeitwirkung. Heute weiß ich, Trennung auf Zeit ist ein Konzept, das selten aufgeht und ein Morsecode für Scheitern, den absichtlich niemand entschlüsseln soll, damit es nicht so weh tut.
Nachdem die Zeit vorbei war, hat sie mich ersetzt durch ein neues Begleittier, eines das nicht beißt, sondern bellt und nur selten zerrt.

Ich denke den Gedanken nach vorne auf meine Zunge und kaue ihn zu einem Graugewölle, das ich ausspucke. Mit einem Seufzen fällt es auf das Katzenkopfpflaster, wo es sich zusammenkrümmt, als ich einen Fuß daraufstelle.
Der zerfledderte Brief in meiner Gesäßtasche raunzt ungehalten, möchte ein letztes Mal gelesen werden. Ich hole ihn heraus, falte ihn auseinander und lese, obwohl ich das nicht müsste, weil ich ihn längst auswendig weiß. Die Rabensprache tanzt vor meinen Augen. Lauter kleine Krallenhiebe in Buchstabenform.
Ich knautsche das Papier zu einem Ball, den ich in die Luft werfe, wo ich ihn mit einem gezielten Feuerspuck auflodern lasse. Ascheflocken mit glimmenden Rändern segeln Richtung Wasser. Durch die Luft schweben glühende Buchstabenketten, das flirrende Geht nicht lese ich und das Sorry, das so töricht und leichtfertig ist, dass es erst weit auf dem Fluss bei den Kiesinseln niedersinkt, wo das bekannte Begleittier es aufschnappt und über dem entblößten Rücken der Geht-nicht-Frau ausrülpst. Die richtet sich auf und rümpft die Nase, weil der Rülps nach Hund riecht und ein wenig nach Süden und verbranntem Schlafsack.
Ich schicke ein Schon okay hinterher, das ich zum ersten Mal so meine. Als es ankommt, schaut sie herüber, stirnrunzelt ohne mich zu sehen und schüttelt es ab wie ein kurzes Frösteln, das nicht passt zum unbeschwerten Sonnenbad auf Inseln aus Kies und Gegenwart.

Auf der Brücke schauen sie zu, schaukeln im Takt der Bässe mit Beinen, die sie durch Geländerstäbe gesteckt haben und halten sich Bäuche, die gefüllt sind mit abgesaugten Erinnerungen der Brückengänger.
Schnee ist das Blut der Geister, rufe ich ihnen zu und ernte freundliches Winken und graues Hintergrundraunen aus offenen Mündern. Ich lasse meinen Geist schweifen, vorbei an fahlen Gemütsvampiren und lärmendem Kultursommer hinein in die Gassen der Altstadt, bis ich den Alten sehe, dem die rote Farbe vom Pinsel tropft. Er steht vor der Mauerecke und malt es auf die Stelle, wo es schon immer war. Ich borge mir seinen Pinsel und male mit grobem Strich zwei tanzende Rabenvögel über das Geister. Daneben schreibe ich Salón del Viernes. Das Rot strengt sich an zu leuchten, wie es nur Rot kann. Morgen wird sie nicht achtlos daran vorbeigehen. Morgen werden sie es sehen, sie und ihr Begleittier, und übermorgen wird es nicht mehr da sein.
Der Alte nickt mir zu, ich nicke zurück und wende mich ab. Es ist an der Zeit.

Mit Bedacht schwebe ich durch das Absperrband und lege mich auf den schwarzen Fleck, den die Trauer frischgehalten hat. Dort decke ich mich zu mit dem Teppich aus verflogener Aufregung, der dort noch liegt.
Kinderschreien, Bellen von Begleittieren und Technobeats begleiten meinen Atemzug und ein sorgloses Lachen, das über das Wasser schallt. Ich werde es vermissen, das alles, vor allem den blauen Wind, der nach Süden riecht. Der nasse Schnee hört auf zu rauschen, das Wasser im Kanal steht still.

 

Hey @linktofink ,

ich breche mal das Eis. Das ist – Vorwarnung – ein Kommentar in der Pause, ein Leseeindruck mehr als eine wirklich feine Kritik.
Wortgewaltig, wortbombastisch, fällt mir ein. Ja, dein Sprachhandwerk ist gut, ästhetisch finde ich das sehr stimmig. Tolle Bedeutungsüberschneidungen, Ellipsen, Synästhesien, Rhythmen, Stimmungs- und Gefühlsbilder, Bombastereien und Überforderungen, Szenenwechsel, entwickelte Erzählposition (von außen nach innen) – ganz viel Tolles, finde ich. Da widersprichst du mir (ganz) sicher, aber was willst du da eigentlich noch lernen? Da bist du fertig, denke ich, meisterlich.

Jetzt kommen wir aber mal zu dem Backwerk selbst :baddevil:
Zuerst: was ist das mit Klagenfurt; was ist das für ein seltsamer Aufhänger? Also wenn das ein Bewerbungstext für die Werkstattrunden im Vorfeld von Bachmann sein soll, checke ich es. Ich schätze mal, du warst dort und hast diesen Spruch einfach gesehen und er hat dich beeindruckt und es hat nichts mit Bachmann zu tun. In meiner verlorenen Unschuld gegenüber dieser Stadt habe ich natürlich nur an eines gedacht ...

Ich finde, der Text will es schon sehr. Er wirkt auf mich ein wenig manieriert, als wolle er mir zeigen, zu welch tollen Bildern er imstande ist, aber nicht beiläufig, sondern so, dass die Bilder Vorrang haben – ich finde, das Wort- und Bildbombastische steht dem Text im Weg. Es wirkt auf mich auch alles ein bisschen wehleidig und wie ein sehr schön verpackter, aber letztlich nicht gerade kraftprotzender Gehalt: Prot. jammert über Frau, die Schluss gemacht hat. Motive, Hintergründe? – Begleitmensch. Okay.
Es muss ja nicht immer der große Plot sein. Aber was ist das mit dem Obdachlosen? Ist das nur Effekt, um die Tristesse zu verdeutlichen ("vielleicht Nazi-Jugendliche")? Da frage ich mich, was will mir der Text denn eigentlich erzählen? Wo ist der Text und was wird da jetzt einfach nur so in den Wind geraunt? Das klang alles schon sehr betroffen und dann aber auch wieder kühl als würde mir jemand mit Zittermine Fotos von Verletzungen anderer unter die Nase halten – einfach so.

Als würde die Wand selbst die Schrift ausbluten, ein Stigma dieser Mauerecke als schwärendes Wundmal dieser Stadt.

das ist schon ziemlich viel, finde ich. Also sehr viel Betonung und inszenierte Schwere, die bei mir Erwartungen stiftet.

Meine Hand wandert zur Gesäßtasche, es ist kein sorgloser Sommertag darin,

Das mit dem Zusammenfalten ist schon sehr schön. Auch ein Klischee irgendwie, aber ein gutes. Hier wird es dann nochmal bedeutungsschwer heranzitiert. Ich weiß nicht.

Nachdem die Zeit vorbei war, hat sie mich ersetzt durch ein neues Begleittier, eines das nicht streitet, sondern bellt.

Viele viele Bilder um etwas eigentlich sehr Klares, finde ich.

kaue ihn zu einem Ballen, den ich ausrotze

und wieder sehr theatralisch, sehr dick, finde ich.

So. Was ist mein Fazit.
Ein Text, den ich trotz der Kritik gern gelesen habe; eben weil ich finde, dass das Schreibhandwerk, wo es um das Ästhetische geht, sehr beeindruckend ist, und weil man mich mit sowas einfach kriegt. Dennoch steht hier für mich die Sprache im Weg herum. Oder ich checke die Prämisse einfach nicht. Also es ist ein bisschen paradox. Sprache ja, aber Sprache nein. Letztlich, glaube ich, will ich dir sagen (unabhängig davon, ob das für dich irgendeine Relevanz hat): sei dir deines Könnens in Bezug auf die Sprache gewiss und suche nach Inhalten und nicht nach lockeren Stimmungsbildern; ist nur meine Meinung (erhebe nicht den Anspruch es besser zu machen), ich denke nur, es wäre vielleicht das Richtige. Eine Meinung nur, nicht mehr, nicht weniger.

Lieben Gruß l2f, peace und keep on trucking.
Carlo

 
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Hallo @linktofink ,

puh....nachdem ich deinen Text gelesen hatte, dachte ich, dass dies hier kein leichtes Feedback sein wird.
Dann war sonntägliche Kaffeezeit und ich hab mir eine Pause gegönnt bevor und lese nun @Carlo Zwei 's Kritik und denke, während des Lesens, Himmel, der formuliert das derartig souverän, was mir durch den Kopf beim Lesen gegangen ist, besser geht es nicht.

Aber mich einfach hinter seiner Kritik zu verbergen und zu sagen: Ja, so empfinde ich es
auch, ist dann auch nicht mein Stil.

Ich war ziemlich beeindruckt und überwältigt von deinen Formulierungen, lieber linktofink.

Das ist alles derartig ausgereift, fast schon überperfekt formuliert, da sitzt jedes Wort und hat hohes Niveau. Ich könnte dir hier fast 3/4 deiner Geschichte zitierten und immer nur :"beeindruckend" als Kommentar dran packen.

Sehr viele deiner Sätze sind so gut, dass man sie in Stein meißeln könnte, sie würden auch noch nach etlichen Jahren nicht bedeutungslos werden. Daher mein großes Lob: ganz große Klasse!

Während ich las, habe ich mir jedoch nicht deine formvollendeten Sätze heraus kopiert, sondern die, die ich nicht verstanden habe und die, die mir drüber vorkommen oder zu umständlich.

Ich habe das mit Klagenfurt eben gegoogelt, auf die Idee, diesen Kernsatz deiner Geschichte zu googeln, war ich gar nicht gekommen, aber bleibt mir allerdings, auch wenn er in Klagenfurt an einer Wand steht, immer noch völlig unverständlich und damit beginnt quasi ein Teil meiner Kritik.

Was soll dieser Satz aussagen? Ich bin in Sachen Rätselraten nicht gut und fühle mich dann immer in so einer Art Wettbewerb, den ich hochwahrscheinlich eh verlieren werde, kein gutes Gefühl beim Lesen.

Dieser Schnee für was steht der? Für Kokain oder sonst eine Droge? Und die Geister, sind das die bösen Geister oder sind es die geistvollen guten Geister? Heißt dann der Satz übersetzt, dass Drogen dich kaputt machen? Oder liegt da ein ganz anderer Sinn dahinter? Ich schwimme, wie du sicherlich merkst.

Mir fehlt der rote Faden in dieser Geschichte, einmal deswegen, weil ich ja schon mit dem Satz an der Wand, der offensichtlich das Thema dieser Geschichte sein soll, nicht klar komme, andererseits weil ich nicht so genau weiß, was dein Protagonist für eine Figur ist. Wo steht er? Oder ist es gerade das, was ihn ausmacht, dass er auf der Suche ist und der Leser ihn gedanklich begleitet?
Da ist irre viel Innenschau präsent, aber sehr wenig, was ich mit der Aussenwelt verknüpfen kann. Deutlich wird, dass dein Protagonist ungehalten ist, jammert, anklagt, ob nun nur die anderen und auch sich selbst, ist mir nicht klar, aber er ist deprimiert. Wobei ich ihm seine negative Stimmung nicht abkaufe, wenn sie nur deswegen vorhanden sein soll, weil er eine Trennung erleiden musste, ich meine da müsste noch viel mehr passiert sein bei ihm, davon erfahre ich jedoch nichts. Die Trennung selbst ist der einzige Anhaltspunkt, aber keiner, der mich überzeugen könnte, um alles zu erklären.

Mir kommt dein Protagonist vor als torkele von Situation zu Situation und überall entdeckt er Widriges. Aber wo landet er am Ende?
Am Ende dachte ich schon für einen kurzen Moment, er ist derjenige, der angezündet wurde und wir erleben jetzt seinen Geist.

Deine beeindruckende Sprache steht für mich in krassem Verhältnis zu allem anderen. Auf mich wirkt das nicht homogen.
Vielleicht löst sich das alles in Wohlgefallen auf, wenn ich weiß, worum es geht?

Was du genau mit Begleittieren meinst, habe ich erst ziemlich spät begriffen und habe so meine etwas anderen Gedanken dazu. Du willst, immer vorausgesetzt, ich verstehe dich richtig, Partnerschaften, Paarbeziehungen damit beschreiben. Aber ist es wirklich richtig?
Wäre ein Paar in der Lage, zu Beginn ihrer Begegnung und dann entstehenden Partnerschaft zu sagen: "wir sind einander Begleittiere?"
An einer Stelle passt für mich der Begriff, nämlich da, wo die Frau sich einen Hund zulegt.
Ich kenne einige Frauen, die nachdem ihre Kinder flügge geworden sind und bereits aus dem elterlichen Haushalt ausgezogen sind, einen Hund zugelegt haben, um diese Leere etwas zu füllen. Da passt der Begriff und da legst du auch bewundernswert treffend den Finger in die Wunde.
Aber sonst? Und wenn dein Protagonist so unter der Trennung von seiner Frau leidet, wie sieht er sie dann? Als ebenfalls Begleittier, das er verliert? Oder sieht er sich als Begleittier, das sie leicht aufgeben und hinter sich lassen konnte?

Textstellen, die mich störten:

morgen schon ist das heiße Luft von gestern.
"Heiße Luft von gestern" finde ich nicht gelungen formuliert. Heiße Luft von gestern ist eher abgestandene muffige Luft, aber nicht heiß.
haben die ausgezogenen Füße von sich gestreckt.
Wieso schreibst du es so umständlich, es sind doch schlicht "nackte" Füße.
Sie schwatzen und lachen unter Sonnenschirmen ein sorgloses Lachen und falten den Tag zusammen, bis er in die Gesäßtasche ihrer Jeans passt.
Hier stört mich zweimal "lachen"und "Lachen". Wie wär es mit: Sie schwatzen und lachen sorglos unter Sonnenschirmen und falten den Tag zusammen, bis er in die Gesäßtasche ihrer Jeans passt.
schneidet sich durch meine Eingeweide.
Das finde ich zu theatralisch, zu dick. Er trinkt doch nur einen Schluck oder zwei Alkohol.
Der brennt im Rachen vielleicht und wenn er besonders hochprozentig und schlicht gebrannt ist, die Kehle runter, schmerzt vielleicht noch im Magen. Aber die Eingeweide? Eher nicht.
Glühende Tropfen fallen zu Boden. Sie erkalten zu puderigen Kratern aus Asche und Schlafsack.
Welche glühenden Tropfen?
Logisch, dass das auf Dauer nicht reicht, nicht reichen kann bei dreihunderteinundfünfzig Tagen Hochglanzsumpf.
Hier würde ich straffen, weil es sich wiederholt, ohne sinnhafter zu werden: Logisch, dass das auf Dauer nicht reicht bei dreihunderteinudnfünfzig Tagen Hochglanzsumpf.
Begleittiere, die in ihrem blankgewichsten Wohnkäfig um sich selbst kreisen und auf festen Bahnen Hohlwege ins Parkett treten, bis kein Stichweg mehr geht, kein Holzsammeln hilft und kein Erdeschaufeln.
Ab hier habe ich überhaupt erst verstanden, was du unter Begleittieren verstehst.
Nachdem die Zeit vorbei war, hat sie mich ersetzt durch ein neues Begleittier, eines das nicht streitet, sondern bellt.
Das ist meine einzige Stelle, an der ich das Begleittier passend finde. Dieser Satz sitzt.
die gefüllt sind mit abgesaugten Erinnerungen.
"abgesaugten" finde ich nicht so passend. Was sollen denn das für Erinnerungen sein, die abgesaugt worden sind? Kann auch sein, dass ich diese Stelle hier gar nicht verstehe.

Ich habe jetzt keine dieser Sätze herausgefiltert, die mir besonders gut gefallen haben.
Ich hoffe trotzdem, dass du bei all meiner Kritik nicht vergisst, dass ich da recht viele sehr ansprechende Formulierungen bei dir gefunden habe.

Lieben Gruß

lakita

 

Sie hocken auf den Brücken, stecken Beine durch Geländerstäbe und baumeln mit den Füßen in der Luft.

Hallo,

finde ich geschickt, den ersten Satz direkt auf den Titel zu beziehen, so habe ich es jedenfalls gelesen. Baumeln - da würde ich vorsichtig mit sein, das klingt irgendwie kindlich.
Sie hocken auf den Brücken und stecken ihre Beine durch das Geländer. Irgendwie so?

Ich bin einer von wenigen, die sie sehen.
Das ist gut. Etwas ist an ihm, dass ihn sehend macht. Was ist das? Ich will weiterlesen.

Dabei sind es so viele, die Stadt ist gestopft mit ihnen.
Wobei? Dabei bezieht sich ja auf etwas. Er sieht sie, die anderen nicht. Es geht also um die schiere Anzahl, was impliziert: Warum sehen die anderen die denn nicht? Das relativiert etwas deinen speziellen Prot.

Dort, wo Leben ist, bilden sie Rudel, um es anzuzapfen und sich einzuverleiben.
Super.

Gemütsvampire, die ihren Liebsten zuschauen bei dem, was sie selbst nicht mehr zu tun vermögen. Sie zerren an den Köpfen und ziehen die Gedanken der Lebenden zu ihnen hin.
Ich weiß nicht, ob Gemüt passt. Ist es nicht eher Energie? Und warum nur ihren Liebsten? Das könnten sie doch auch zuhause tun, oder? Es liest sich hier so, als seien die Begleittiere schon tot, denn sie ziehen etwas von den Lebenden zu sich hin. Aber warum zerren sie an den Köpfen? Zerren sie sich nicht eher an dem, was wir Seele nennen, oder Bewußtsein? Und warum ausschließlich Gedanken? Was ist mit Träumen, Wissen etc?

Als würde die Wand selbst die Schrift ausbluten, ein Stigma dieser Mauerecke als Wundmal dieser Stadt. Schnee ist das Blut der Geister. Das Rot sticht in die Augen. Ich kann ihn sehen, den alten Grauen, er hockt auf dem Mauervorsprung und wartet. Vom Pinsel in der Rechten tropft rote Farbe auf das Pflaster. Ich nicke ihm zu, er nickt zurück. Auch durch meine Adern fließt Schnee. Nasser Schnee.
Hier kriegt das so eine magischen Realismus Touch. Nacheinander. Die Wand blutet die Schrift aus. Ein Stigma ist schon ein Wundmal, oder? Das mit dem Ausbluten widerspricht etwas dem was danach kommt, dass er den grauen Alten da sitzensieht, der ja offensichtlich immer wieder dieses Motto neu aufmalt. Da passt etwas im ganzen Bild nicht, finde ich. Ich würde hier kurz innehalten und fragen: Worum geht es? Was will ich hier sagen? Ich bekomme auch den Eindruck, bzw er verfestigt sich; der Erzähler ist ein Geist. Es sind so klassische Warum-Fragen, die sich mir aufdrängen. Warum Stigma? Warum Wundmal? Warum der graue Alte? Das Bild mit dem grauen Alten finde ich stark, der Rest wirkt etwas redundant. Ist die Frage, auf was du den Fokus legst.

Vor einigen Tagen haben sie nachts den Schlafsack eines Obdachlosen übergossen und angezündet.
Sie haben ja nicht nur den Schlafsack angezündet, oder? Sie haben den Obdachlosen verbrannt.
Von weitem sehe ich das Flatterband, das im Luftzug einen Bogen spannt. Davor stehen verhärmte Gestalten mit beladenen Einkaufswagen oder einfach so. In ihren Gesichtern sehe ich keine Wut, nur Leere und ein wenig Sorge um die nächste Nacht.
Das sieht er alles von Weitem? Die Leere und die Sorge vor der nächsten Nacht? Vielleicht ahnt er das, oder nimmt es an. Oder er hat ein Leica-Feldstecher. :D
Möwen bereiten einen Teppich aus unnötiger Aufregung. Darauf schallt spitzes Kinderschreien vom Ufer hoch, niemand hört hin, deshalb fällt es nach wenigen Metern zu Boden.
Ich tue mich mit so etwas schwer. Ein Teppich aus unnötiger Aufregung. Kinderschreien, das ungehört zu Boden fällt. Nicht falsch verstehen, kann man alles machen. Für mich ist das eine grundsätzliche Frage, wie man erzählen will. Hier wirkt es arg geschnörkelt und nicht in dem Sinne einer lyrischen oder poetischen Komponente, sondern es steht auch dem Text irgendwie etwas im Weg.

Wenn die Offiziellen ihrer Pflicht nachgekommen sind und in ihre Welt zurückchauffieren, kommt die Traurigkeit.
Wäre das nicht eher Gleichgültigkeit? Weil wer trauert denn dann?
Sie steigt aus dem Wasser, wabert unter dem Flatterband durch und umkreist den schwarzen Fleck, wo der Mensch gebrannt hat. Für eine Weile lässt sie sich dort nieder, nährt sich an ernsten Gesichtern und Gedanken, bevor der blaue Sommerwind sie vertreibt.
Ich finde, auch diese personifizierte Traurigkeit - das hat der Text meiner Meinung nach nicht nötig. Es lenkt auch ab. Der Satz mit der Traurigkeit ist schon so stark genug, da ist zuviel drumherum einfach zu viel. Du solltest den Text auch mal atmen lassen.
Von dort, wo sie halbentblößt auf den Kiesinseln im Flussbett liegen, weht der milchigweiße Hauch herüber; angefeuert vom Bellen der Begleittiere, die durchs Wasser spritzen. Eines davon kenne ich, weiß um den Menschen, den es begleitet.
Ist interessant, dass du erst am Ende des zweiten Absatzes auf den Titel rekurrierst. Ich finde, du könntest den letzten Satz streichen - es bleibt ein Geheimnis, du verrätst nicht zu schnell zu viel, dein Text sollte das einlösen.

Ich guck gerade FC gegen Union, danach oder spätestens morgen mache ich weiter, okay?

Gruss, Jimmy

 

Guten Abend @linktofink,

dein Text lässt mich in einer melancholischen Stimmung zurück. Es liest sich wie die Innenwelt eines traurigen und resignierten Menschen, der seinen Schmerz hinausschreit und irgendwo auch diesen Wunsch nach Anerkennung hat. Das mache ich an seiner Verurteilung der Begleittiere, den Hunden, fest; sie haben in vielerlei Hinsicht das, was er nicht hat. Wenn er das aber zugeben würde, dann würde seine Welt zusammenbrechen und stattdessen bedarf es einer ordentlichen Portion kognitiver Dissonanzreduktion, um sich wenigsten ein bisschen besser zu fühlen.

Sprachlich finde ich das sehr stark und es kommt ein richtig guter Lesefluss auf, der mich mühelos durch den Text führt. Hat mir gut gefallen.

Hier mein Eindruck im Detail:

Sie hocken auf den Brücken, stecken Beine durch Geländerstäbe und baumeln mit den Füßen in der Luft. Ich bin einer von wenigen, die sie sehen. Dabei sind es so viele, die Stadt ist gestopft mit ihnen.
Seine Wahrnehmung ist nicht mehr auf andere Menschen gerichtet, sondern auf Hunde. Das sagt in meinen Augen einiges über deinen Prota aus und hat mich zu meiner oben geschilderten Interpretation geführt, korrigiere mich da gerne.

Ich gehe durch die Gasse, weiß, wohin sie führt. Ein Graffito, rot auf einer weißen Wand. Oft schon wurde es übermalt, es kehrt zurück, niemand hat je gesehen wie. Als würde die Wand selbst die Schrift ausbluten, ein Stigma dieser Mauerecke als Wundmal dieser Stadt. Schnee ist das Blut der Geister.
Für mich klingt das sehr schön, ich hatte das Gefühl, mich zurücklehnen zu können und mich von diesem Rhythmus tragen zu lassen. So ganz habe ich allerdings nicht verstanden, was genau mit dem Spruch gemeint ist: Schnee ist das Blut der Geister. Dein Prota sagt ja, dass auch durch seine Adern Schnee fließt; möglicherweise bezieht sich das dann auf seine erkalteten Wünsche, Träume und Hoffnungen? Und er sieht sich selbst als Geist, da er nicht mehr richtig am Leben teilnimmt? Puh, das kann natürlich auch echt weit daneben liegen, bin mal gespannt, wie es gemeint war.

Vor einigen Tagen haben sie nachts den Schlafsack eines Obdachlosen übergossen und angezündet. Unten am Entenkanal in der Unterführung. Jugendliche, nicht offensichtlich Nazis. Bevor jemand den Löschtrupp rief, war er verkohlt und das Video dazu viral.
Das fand ich eine harte Stelle. Da steckt viel Resignation drin und gleichzeitig auch eine Verurteilung der "Jugend von Heute", die erst einmal ein Video davon machen und den Tod des Obdachlosen als Spektakel sehen. Dein Prota wirkt für mich wie jemand, der alle schlecht sieht und um seinen Selbstwert in einer letzten Form aufrecht zu halten, alles um sich herum verurteilt - sogar die "Begleittiere" (allein schon die Namensgebung finde ich hier aussagekräftig).

Irgendwer legt immer Blumen ab und stellt Kerzen auf. Und ein anderer Irgendwer sagt immer, das darf sich nie wiederholen, und jeder weiß, morgen schon ist das lauwarme Luft von gestern.
An dieser Stelle liegt der Fokus darauf, dass es eigentlich niemanden interessiert, ob der Obdachlose gestorben ist oder nicht, aber dann:

Wenn die Offiziellen ihrer Pflicht nachgekommen sind und in ihre Welt zurückchauffieren, kommt die Traurigkeit. Sie steigt aus dem Wasser, wabert unter dem Flatterband durch und umkreist den schwarzen Fleck, wo der Mensch gebrannt hat. Für eine Weile lässt sie sich dort nieder, nährt sich an ernsten Gesichtern und Gedanken, bevor der blaue Sommerwind sie vertreibt.
Hier erwähnst du dann die Traurigkeit und ich war etwas verwirrt: Wenn es doch niemanden interessiert, wer ist dann die Ursache für die Traurigkeit. Habe ich hier etwas übersehen?

Flussabwärts knacken Deep-House-Beats vom Club am Brückenpfeiler übers Wasser. Bunte Stagelights stechen ins blaue Nichts, flackern wild im Takt und täuschen eine Lebhaftigkeit vor, die um diese Uhrzeit niemand aufbringt. Dementsprechend mager ist die Dichte von Ihnen auf dieser zu lauten Insel im trägen Sommerbrei.
Diese Stelle hier habe ich nicht so richtig verstanden, da hatte ich ein Fragezeichen; allerdings hat mich das nicht aus dem Lesefluss rausgeholt.

Ich habe gelernt, alles wird irgendwann gewesen sein, auch alles, was ich liebe und was mich an Tagen wie heute zerstört. Auch das, woran ich glaube oder gerne glauben würde. In manchen Momenten half das und in anderen raubte es mir sämtlichen Antrieb, weil es das Leben insgesamt relativiert und den Dingen ihre Bedeutung nimmt.
Er sieht keinen Sinn in seinem Leben, ist negativ und nichts hat für ihn mehr eine Bedeutung. Durch die Aussagen vorher habe ich die Hypothese, dass er einfach alles um sich herum abwertet, um sich wenigstens ein wenig besser zu fühlen.

Ich bin ein Feuerschlucker und der Stoff, der meine Kehle hinabrinnt, schneidet sich durch meine Eingeweide. Er dringt bis in meinen innersten Kern und brennt dort aus, was ich in mich hineingefressen habe.
Das fand ich stark, weil ich es so verstanden habe, dass der Alkohol seinen Zorn und diese extreme Verzweiflung betäubt. So habe ich das gelesen.

Ich schließe die Augen und fange an zu fliegen. Es ist dieser Moment, wo ich früher geglaubt habe, ich bin jemand Besonderes mit einzigartigen Talenten. Und dass mein Leben noch vor mir liegt und das Glas halbvoll ist. Und dass wir es schaffen, zueinanderzufinden. Zugbrücken, Fluchttunnel, irgendwie. Wenn es nicht zu spät wäre, würde ich wieder anfangen, es glauben zu wollen. Das Wollen ist immer ein guter Anfang gewesen.
Er denkt, dass alles zu spät für ihn ist. Interessant finde ich hier, wie du diese Leere sprachlich ausdrückst: Du baust einen Spannungsbogen auf, der dann wieder abfällt durch den Satz: Wenn es nicht zu spät wäre, würde ich wieder anfangen, es glauben zu wollen. Finde ich sehr gelungen, hat gut funktioniert für mich.

Heute weiß ich, Trennung auf Zeit ist ein Konzept, das selten aufgeht und ein Morsecode, der Scheitern verschleiert, damit es nicht so arg wird. Nachdem die Zeit vorbei war, hat sie mich ersetzt durch ein neues Begleittier, eines das nicht streitet, sondern bellt.
Hier kommt dann dieser versteckte Neid auf das Begleittier und daher auch meine Interpretation weiter oben.

Schnee ist das Blut der Geister rufe ich ihnen zu und ernte freundliches Winken und geschwenkte Hüte. Ich lasse meinen Blick schweifen vorbei an schaukelnden Gemütsvampiren und lärmendem Kultursommer hinein in die Gassen der Altstadt, bis ich den alten Grauen sehe, dem die rote Farbe vom Pinsel tropft. Er steht vor der Mauerecke und malt es auf die Stelle, wo es schon immer war. Ich nicke ihm zu und schließe die Augen.
Hier kommt dann noch einmal das "Schnee ist das Blut der Geister", was deinen Prota sehr bewegt hat, aber ich habe diese Passage nicht so richtig greifen können, hatte hier ein kleines Fragezeichen. Wieso erntet er da freundliches Winken und geschwenkte Hüte?

Insgesamt finde ich das einen interessanten Text, aber ich habe das Gefühl nicht alles durchdrungen zu haben. Sprachlich habe ich das sehr, sehr gerne gelesen. Würde mir da gerne eine Scheibe von abschneiden. :D

Wünsche dir einen guten Start in die neue Woche.


Beste Grüße
MRG

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo @linktofink :-)

Mir ist es nicht leicht gefallen, Deinen Text zu kommentieren. In seiner Ganzheit habe ich ihn nicht durchdrungen. Vorsichtig hege ich den Verdacht: Er lässt sich in die Unendlichkeit kommentieren. Dazu sind die angesprochenen Motive, die Perspektive, ja schon die physische Gestalt und die Handlungsmöglichkeiten des Protas - ein Geist, wie du mir ja per PN bestätigt hast - so mannigfaltig, dass ich für jede Interpretation, jede Deutung Argumente finde und Gegenargumente ebenso. Deine Sprachgewalt ist enorm. Dein Blick für Details ist phänomenal. Ähnlich wie @lakita könnte ich eine ganzen Güterzug an "beeindruckend" "beeindruckend" "beeindruckend" abfahren lassen. Und es würde einige Tage dauern, bis der Zug vorbeigedampft ist.

Ich bin dir sehr dankbar, dass du solche Texte schreibst. Die einfach auch herausfordern, wild, gewaltig sind, bunt, massiv. Mich erinnert deine Welt ein bisschen an höhere Mathematik, Orte zur abstrakten Vorstellung, die sich einer schräger Sprache bedient,irgendwie profan ("Ebenen, Kugeln, Sphären"), aber sinnerweiternd ("erreiche ich den Rand einer zweidimensionalen Sphäre, gelange ich zum anderen Rand"). Es braucht zum Genießen einer, äh, Homöomorphie einer dreifachen Mannigfaltigkeit zur 3-Sphäre (mal eben aus Wiki herauskopiert^^) eben eine sehr fundierte, mathematische Ausbildung ...

@lakita hat etwas schön angesprochen -

Ich bin in Sachen Rätselraten nicht gut und fühle mich dann immer in so einer Art Wettbewerb, den ich hochwahrscheinlich eh verlieren werde, kein gutes Gefühl beim Lesen.

- auch wenn ich Rätselraten mag, irgendwie begibt man sich damit auf's Glatteis. "Enträtsel mich! Es gibt nur eine Bedeutung!". Und, ja, da komme ich mir als Leser manchmal ein bisschen dumm vor. Denn nachher taucht der Autor auf und sagt, nee, schau doch mal, der Fluss, der steht für das melancholische Treiben des Menschen im 21. Jahrhundert oder so, ist doch klar. Und ich denke mir, häh, klar? Was ist hier klar? So seltsam es ist: Für mich hast du einen Fachtext geschrieben, für den es eine Ausbildung braucht. Die habe ich nicht.

Also genieße ich den Text einerseits auf einer rein handwerklichen Ebene und kann dir ein paar Gedanken, paar Anmerkungen zur sprachlichen Gestaltung teilen. Das werde ich aber erst im zweiten Teil tun.

Zuerst aber zu zwei anderen Dingen, einmal die Orientierung deines Textes und dann das Motiv des verkohlten Obdachlosen.

Ich gehe durch die Gasse, weiß, wohin sie führt.
Der Protagonist scheint der Geist des ermordeten Obdachlosen zu sein. Das schließe ich aus dem Graffito. Schnee ist das Blut der Geister, in seinen Adern fließt nasser Schnee. Der Protagonist nimmt auf die Stadt, auf die Menschen, keinen Einfluss. Er kann Klagenfurt aber interpetieren und ist in der Lage, Emotionen zu erkennen und auch Traurigkeit zu sehen. Ich lese aus deinem Text einen Zynismus heraus. So, wie er als Geist keine Verbindung zur Welt der Lebenden hat, so ignorieren die Menschen die Obdachlosen. Ob es Obdachlose sind oder irgendwie anders Verlorene, Vereinsamte, Außenseiter, wird mir nicht klar. Der Protagonist scheint nicht in der Lage zu sein, zu handeln und Veränderungen in der Lebendenwelt herbeizuführen. Er kann sie aber auf eine bestimmte Weise sehen. Offensichtlich scheinen Geister Traurigkeit zu sehen. Der Protagonist trägt einen gewissen Stolz mit sich, den er aus seiner Fähigkeit des Durchschauens zieht.

Auf mich schien der graue Alte eine Art Vermittler zu sein, der zwischen der Welt der Lebenden und der der Toten sehen kann. Er erneuert eine Botschaft an der Wand. Ein bisschen dachte ich an Charon, den Fährmann über den Styx, das Flussmotiv taucht ja auch auf. Auch Kanal, Wehr, Nebenfluss.

Es ist mir absolut klar, dass du sehr gute, sehr treffende Argumente gegen diese Zusammenfassung hast und es ganz anders siehst und liest. Für mich ist es eher eine vorsichtige Annäherung zu dem, um was es hier geht. Anders kann ich mich nicht orientieren. Ich denke, dass dies ein Problem sein kann. Die vorherigen Kommentare gingen ja in eine ähnliche Richtung, auch sie ließen eine gewisse Ratlosigkeit erkennen. Nicht falsch verstehen. Klingt sehr negativ meinerseits, sehr kritisch.

Obwohl der Geist in einer surrealen Welt lebt, kann ich einiges über diese surreale Welt aussagen. Ich erfahre, dass Geister keinen Einfluss auf die Welt der Lebenden ausüben. Ich erfahre, dass Schnee durch die Adern fließt. Hier bin ich so schräg und behaupte: Es ist wirklicher Schnee. Die surreale Welt ist keine beliebige. Sie gehorcht Gesetzen und Regeln. Inwiefern also die Traurigkeit aus dem Fluss personifiziert ist, wie jimmysalaryman anmerkt, weiß ich nicht zu sagen. Mir erscheint alles denkbar. Traurigkeit steigt aus dem Fluss? Natürlich tut sie das.

In gewisser Weise übernimmt der Erzähler eine übersetzende Funktion aus der Geisterwelt in die Lebendenwelt. Ich kann mir vorstellen, dass die deutsche Sprache für diese surreale Welt ja gar keine Wörter hat, weil sie nicht das kennt, was in dieser Welt normal ist. Wieder der mathematische Hinweis. Hui, langsam schwirrt der Kopf ....

Oder ist das alles symbolisch gemeint? Ich glaube, was eine Leserin oder ein Leser benötigt, ist wenigstens eine gewisse, grobe Orientierung. Welche Gestalt hat der Geist? Wie ist die Welt des Geistes? Wo ist der Geist? Mehr nicht. (So etwas wie die Preisauszeichnung im Himmel des Planetens Magrathea aus dem Anhalter der Galaxis, der mir als Leser klar macht: Okay, dieser Planet steht ist nur ein Verkaufsvorschlag. Ohne die Preisauszeichnung wäre es nicht möglich, Realität und Irrealität zu trennen).

Sorry. Harter Bruch. Zum Motiv des verkohlten Obdachlosen ...

Der zerfledderte Brief in meiner Gesäßtasche raunzt ungehalten, möchte ein letztes Mal gelesen werden. Ich hole ihn heraus, falte ihn auseinander, werfe ihn in die Luft, wo ich ihn mit einem gezielten Feuerspuck auflodern lasse. Knisternde Ascheflocken mit glimmenden Rändern segeln Richtung Wasser.
Durch die Luft schweben glühende Buchstabenketten, das flirrende Geht nicht lese ich und das Sorry, das so leichtfertig ist, dass es erst weit auf dem Fluss bei den Kiesinseln niedersinkt, wo das bekannte Begleittier es aufschnappt und über dem entblößten Rücken der Geht-nicht-Frau ausrülpst. Die richtet sich auf und rümpft die Nase, weil der Rülps nach Hund riecht und ein wenig nach Süden und verbranntem Schlafsack.
Du hast dich für einen extrem heftigten Tod entschieden. Doch von Schmerzen berichtet er nicht. Offenbar hat die Verbrennung auch die Schmerzrezeptoren zerstört, was ich durch den Hinweis auf Verkohlung bestätigt sehe. Hier ist ein Mensch verkohlt. Was mich aber verwundert, sind zwei Hinweise. Zum einen, wie passiv der Geist von seinem Tod berichtet. Auf mich wirkt das wie ein Akzeptieren. Zynisch gesagt: Da kommen Jugendliche, die zünden mich an, das akzeptiere ich jetzt. Er entscheidet sich ja nicht selbst dafür. Er wird ermordet. Also ... dieses Nichtreagieren auf irgendwas, dieses völlige Nichtspüren von Angst, auch gar keine Hinweise auf die anfangs extrem heftigen Schmerzen ... hier scheint ein Mensch innerhalb von kürzester Zeit verkohlt zu sein ... ist das in deiner Geschichte möglich? Merkwürdigerweise dachte ich ... hier krümmt sich die mögliche Kritik am Zynismus in die sprachliche Gestaltung. Schön, die Buchstabenketten zu sehen und es knistert sogar, aber der Protagonist verbrennt mit dem mentalen Zustand eines Steins. Und nicht dem eines Menschen.

Sprachliches -

Sie hocken auf den Brücken, stecken Beine durch Geländerstäbe und baumeln mit den Füßen in der Luft. Ich bin einer von wenigen, die sie sehen. Dabei sind es so viele, die Stadt ist gestopft mit ihnen. Dort, wo Leben ist, bilden sie Rudel, um es anzuzapfen und sich einzuverleiben. Gemütsvampire, die ihren Liebsten zuschauen bei dem, was sie selbst nicht mehr zu tun vermögen. Sie zerren an den Köpfen und ziehen die Gedanken der Lebenden zu ihnen hin
Vampire - ihr Biss verändert das Opfer. Bin mir unsicher, ob das Bild passt, da ich aus deinem Text eher etwas Passives herauslese, das Ignorieren der Obdachlosen, die Spaltung zwischen den Welten. Auch im ersten Satz ... sie baumeln mit den Füßen schreibst du, in den nächsten Sätzen aber greifen die Vampire an. Da hätte ich einen ersten Satz erwartet, in dem aufgelauert oder abgewartet wird.

"gestopft" klingt schön oberdeutsch.

Liebsten könnte auch ironisch sein.

Ich gehe durch die Gasse, weiß, wohin sie führt. Ein Graffito, rot auf einer weißen Wand. Oft schon wurde es übermalt, es kehrt zurück, niemand hat je gesehen wie. Als würde die Wand selbst die Schrift ausbluten, ein Stigma dieser Mauerecke als Wundmal dieser Stadt. Schnee ist das Blut der Geister. Das Rot sticht in die Augen. Ich kann ihn sehen, den alten Grauen, er hockt auf dem Mauervorsprung und wartet. Vom Pinsel in der Rechten tropft rote Farbe auf das Pflaster. Ich nicke ihm zu, er nickt zurück. Auch durch meine Adern fließt Schnee. Nasser Schnee.
Hier meine Frage, warum sich der Prota des Graffiti versichert. Er weiß ja, wohin die Gasse führt, er kennt die Schrift. Klingt für mich nach Leserführung, mehr nach Erzähler denn nach Protagonist. Und warum geht er? Wie bewegt sich ein Geist? Oder doch die Zwischenwelt? Neulich am Klagenfurter Styx ...

Das Rot sticht in die Augen - anders gefragt, warum? Wenn der Prot ein Geist ist, ist es sinnvoll, dass Rot sticht? Also, der Geist nimmt ja die Welt recht anders wahr, und diese veränderte Wahrnehmung könntest du so oft wie möglich zeigen. Wenn schon Schnee durch die Adern fließen kann, dann braucht das Rot nicht stechen. Aber das nur als Idee.

Nasser Schnee würde ich streichen. Wirkt für mich wie eine "Plausibilitätsstütze". Schnee kann nicht fließen? Naja, nasser Schnee aber ein bisschen besser. Oder ist der Protagonist noch zwischen den Welten? Halb lebend, halb tot, also deswegen der Fluss als Motiv? So ein Klagenfurter Styx? Warum hat er dann keine Münze im Mund? Ist der graue Mann der Fährmann? (jetzt fühle ich mich doch ein bisschen altphilologisch aktualisiert, dass ich mich noch daran erinnern kann).

Irgendwer legt immer Blumen ab und stellt Kerzen auf. Und ein anderer Irgendwer sagt immer, das darf sich nie wiederholen, und jeder weiß, morgen schon ist das lauwarme Luft von gestern.
Wenn die Offiziellen ihrer Pflicht nachgekommen sind und in ihre Welt zurückchauffieren, kommt die Traurigkeit.
Du beginnst mit "Irgendwer", benennst sie aber im nächsten Satz.
Eines davon kenne ich, weiß um den Menschen, den es begleitet.
Für mich eine sehr schwierige Stelle, da mir der Mensch nicht klar wurde. Hier fokussierst du ja stark auf einen bestimmten Menschen. Wer ist es also? Hui, oder eine Art zweite Seele, die ein Mensch besitzen kann? Aber dieser Prota.
Flussabwärts knacken Deep-House-Beats vom Club am Brückenpfeiler übers Wasser.
Er kennt sich aber gut aus ('tschuldige, das klingt ein bisschen spöttisch).
Dementsprechend mager ist die Dichte von Ihnen auf dieser zu lauten Insel im trägen Sommerbrei.
Hier taucht das Vampirmotiv auf, oder?
Meine Hand wandert zur Gesäßtasche, es ist keine Sorglosigkeit darin, nur ihr zerfledderter Brief und ein Rest Lebensgeist, gefangen in einer Flasche, die ich an die Lippen führe.
Hier deutest du eine Trennung und einen sozialen Abstieg infolge der Trennung an.

Das Motiv des "Anzapfens am Leben", hier tritt es in Form von Alkohol auf? Warum jetzt der Alkohol?

Ich heiße es willkommen zurück, das kleine bisschen Blöd.
Schöner Satz!
Sie erkalten zu puderigen Kratern aus Asche und Schlafsack.
Hm, kurz zurück, ein Krater entsteht durch Krafteinwirkung. Ein Asteroid erkaltet nicht zu einem Krater. Ein Tropfen hinterlässt einen Krater. Ein Asteroid zB das Nördlinger Ries.

Nasser Schnee rauscht durch meine Adern, die Glieder werden schwer, der Kopf wird leicht.
Wenn hier der Tod dargestellt wird ... wie kann er als verkohlter Mensch Glieder spüren?

Grausam gut finde ich die Stellen um den Alkohol, diese assoziative Kraft zwischen Verbrennung und Alk.

ein Morsecode, der Scheitern verschleiert,
Hm, Morsecode ist ja mehr die Reduktion eines Wort auf ein winziges Signal ... verschleiern assoziiere ich eher in etwas Flächiges, Nebliges, Kaschierendes im Großen ....
Die Wirklichkeit der letzten Jahre, verlebte Zeit voller Tristesse und Streit, mit zwei Wochen Balkone voller Geranien, um es rauszureißen. Logisch, dass das auf Dauer nicht reicht, nicht reichen kann bei dreihunderteinundfünfzig Tagen Hochglanzsumpf.
Ah, kurz zurück. Er ist aber ein mathematischer Mensch! :-D 365-14=351. Ich denke, der Text spielt nicht 2020. Da war Schaltjahr.^^

Lieber @linktofink :-)

Das war's ... bestimmt nicht.
Lg aus Leipzig-Stadt
kiroly

 

Hey @Carlo Zwei,

vielen Dank für deine Lesart, das deckt sich in etwa mit meinen Befürchtungen.

Tolle Bedeutungsüberschneidungen, Ellipsen, Synästhesien, Rhythmen, Stimmungs- und Gefühlsbilder, Bombastereien und Überforderungen, Szenenwechsel, entwickelte Erzählposition (von außen nach innen) – ganz viel Tolles, finde ich.
Ich habe es einfach laufen lassen, mit der Vorstellung im Kopf, was ich erzählen will, da war viel Lust am Fabulieren dabei. Klar zu dick, zu bombastisch, damit war zu rechnen, jetzt muss ich schauen, dass ich es so aufbereite, dass es verständlich wird.
Jetzt kommen wir aber mal zu dem Backwerk selbst :baddevil:
Zuerst: was ist das mit Klagenfurt; was ist das für ein seltsamer Aufhänger? Also wenn das ein Bewerbungstext für die Werkstattrunden im Vorfeld von Bachmann sein soll, checke ich es.
Nee du, völlig falscher Dampfer, ich habe null Bachmann-Ambitionen.
Ich schätze mal, du warst dort und hast diesen Spruch einfach gesehen und er hat dich beeindruckt und es hat nichts mit Bachmann zu tun. In meiner verlorenen Unschuld gegenüber dieser Stadt habe ich natürlich nur an eines gedacht ...
Ihn hab ihn tatsächlich nicht live gesehen, sondern in einer Ausstellung der Klagenfurter Stadtgalerie über Streetart und Graffiti. Beim Lesen hat das Graffito in mir was in Gang gesetzt. Es stimmt übrigens, dass das Graffito schon oft übermalt wurde und jedes Mal unbemerkt wiederhergestellt wurde.
Es wirkt auf mich auch alles ein bisschen wehleidig und wie ein sehr schön verpackter, aber letztlich nicht gerade kraftprotzender Gehalt: Prot. jammert über Frau, die Schluss gemacht hat. Motive, Hintergründe? – Begleitmensch. Okay. Es muss ja nicht immer der große Plot sein. Aber was ist das mit dem Obdachlosen? Ist das nur Effekt, um die Tristesse zu verdeutlichen ("vielleicht Nazi-Jugendliche")? Da frage ich mich, was will mir der Text denn eigentlich erzählen? Wo ist der Text und was wird da jetzt einfach nur so in den Wind geraunt? Das klang alles schon sehr betroffen und dann aber auch wieder kühl als würde mir jemand mit Zittermine Fotos von Verletzungen anderer unter die Nase halten – einfach so.
Der Obdachlose ist kein Effekt, sondern der Ich-Erzähler. Vielleicht sollte ich das (noch) deutlicher schreiben und ja, da wird viel geraunt, es herrscht wenig Klarheit, sicher eine Strapaze für Lesegewohnheiten. Dennoch: Für mich passt das Verschwommene zu dieser Geschichte, die aus der Perspektive eines Geistes geschrieben ist, der zwischen den Welten wandelt. Da entwickeln Dinge eine seltsame Dynamik, Geräusche fallen zu Boden, Gedanken werden als Gewölle ausgerotzt, glühende Buchstaben fliegen durch die Luft.
Der Realist sagt: Shit, was soll das Ganze, was bedeuten die ganzen Bilder, warum erzählst du mir das? Zuviel Bombast bei zu wenig Handlung!
Das auf ein konsumierbares Maß zu stutzen, ohne den Sound und die Anlage des Textes zu verlieren, ist kompliziert. Andererseits gebe ich dir in deiner Kritik recht, wenn du das analytisch durchleuchtest, ist das stellenweise auf aufgeblasene Betroffenheitsprosa reduzierbar. Wenn ich Gemälde von Dali anschaue, kann ich auch Folgendes konstatieren: zerfließende Uhren, Giraffenfrau mit Schubladen, plakativer Kitsch eines Clowns. Versteh mich nicht falsch, ich will den Text nicht aus der Kritik heben, ich will damit nur sagen, ein guter Teil davon ist so gewollt und ich möchte den Text nicht ausnüchtern, weil es für mich gerade nicht geradlinig erzählt werden soll, sondern den ein oder anderen Lesenden auf einer anderen Ebene erreichen soll.
Was ich hilfreich fände, wären konkrete Hinweise, wo es zu verschwommen und unverständlich bleibt, wo es Knoten gibt, damit ich die auflösen kann.
Als würde die Wand selbst die Schrift ausbluten, ein Stigma dieser Mauerecke als schwärendes Wundmal dieser Stadt.
das ist schon ziemlich viel, finde ich. Also sehr viel Betonung und inszenierte Schwere, die bei mir Erwartungen stiftet.
Ja eine Zu-dick-Stelle, werde ich abspecken.
Meine Hand wandert zur Gesäßtasche, es ist kein sorgloser Sommertag darin,
Das mit dem Zusammenfalten ist schon sehr schön. Auch ein Klischee irgendwie, aber ein gutes. Hier wird es dann nochmal bedeutungsschwer heranzitiert. Ich weiß nicht.
kaue ihn zu einem Ballen, den ich ausrotze
und wieder sehr theatralisch, sehr dick, finde ich.
Ich mag das, dieses Eigenleben der Dinge. Wenn "du Schaum der Tage" aufschlägst, fast egal welche Seite, liest du sowas wie: "Er kniff einen Sonnenstrahl, der sich Chloés Hintern näherte, kräftig in den Hintern. Der Strahl wich federnd zurück und lief auf den Möbeln des Zimmers spazieren." Wenn du da nach dem Sinn des Bildes fragst und der Bedeutungsschwere seiner Symbolik, entgeht dir der spezielle Zauber von Vians Sprache. Und auch wenn das kein Vergleich sein soll, zeigt es vllt. das Dilemma.
Ein Text, den ich trotz der Kritik gern gelesen habe; eben weil ich finde, dass das Schreibhandwerk, wo es um das Ästhetische geht, sehr beeindruckend ist, und weil man mich mit sowas einfach kriegt.
Das ist schonmal ein Pfund.^^
Dennoch steht hier für mich die Sprache im Weg herum. Oder ich checke die Prämisse einfach nicht. Also es ist ein bisschen paradox. Sprache ja, aber Sprache nein. Letztlich, glaube ich, will ich dir sagen (unabhängig davon, ob das für dich irgendeine Relevanz hat): sei dir deines Könnens in Bezug auf die Sprache gewiss und suche nach Inhalten und nicht nach lockeren Stimmungsbildern; ist nur meine Meinung (erhebe nicht den Anspruch es besser zu machen), ich denke nur, es wäre vielleicht das Richtige. Eine Meinung nur, nicht mehr, nicht weniger.
Was ich mitnehme, ist viel Widersprüchliches, Sprache ja, funktioniert, Sprache nein, steht im Weg, mehr Inhalte bitte statt Stimmungsbilder, doch genau damit operiert der Text. Doch da die Rückmeldung von allen bisher ähnlich ausfällt, funktioniert das so offenbar nicht. Schwierig, ich bin mir nicht sicher, was tun; wie weit komme ich den Lesegewohnheiten entgegen? Wie sehr kann ich auf die Kraft der Bilder vertrauen? Kann das überhaupt aufgenommen werden, wenn das Geschehen so im Nebel bleibt? Wo erklären, wo streichen, wo ergänzen und Planken über Lücken legen? Die Überarbeitung wird mir einiges abverlangen.

Danke für deine Meinung, ich schätze es immer offen.

Peace, l2f

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Liebe @lakita,

schon, dich an Bord zu haben.

und denke, während des Lesens, Himmel, der formuliert das derartig souverän, was mir durch den Kopf beim Lesen gegangen ist, besser geht es nicht.
Das ist alles derartig ausgereift, fast schon überperfekt formuliert, da sitzt jedes Wort und hat hohes Niveau. Ich könnte dir hier fast 3/4 deiner Geschichte zitierten und immer nur :"beeindruckend" als Kommentar dran packen.
Sehr viele deiner Sätze sind so gut, dass man sie in Stein meißeln könnte, sie würden auch noch nach etlichen Jahren nicht bedeutungslos werden. Daher mein großes Lob: ganz große Klasse!
merci.
Was soll dieser Satz aussagen? Ich bin in Sachen Rätselraten nicht gut und fühle mich dann immer in so einer Art Wettbewerb, den ich hochwahrscheinlich eh verlieren werde, kein gutes Gefühl beim Lesen. Dieser Schnee für was steht der? Für Kokain oder sonst eine Droge? Und die Geister, sind das die bösen Geister oder sind es die geistvollen guten Geister? Heißt dann der Satz übersetzt, dass Drogen dich kaputt machen? Oder liegt da ein ganz anderer Sinn dahinter? Ich schwimme, wie du sicherlich merkst.
Viel zu bedeutungsschwanger. Ich kann nur für mich sprechen, wofür es für mich steht. Geister werden oft mit Kälte assoziiert, z.B. plötzlich auftretenden Dunstschwaden, deshalb passt der Schnee für mich, hier der "nasse Schnee" als Blut der Geister. Das ist nicht als Allegorie oder Symbol für irgendwas gedacht, sondern ganz simpel als surreales Bild.
Mir fehlt der rote Faden in dieser Geschichte, einmal deswegen, weil ich ja schon mit dem Satz an der Wand, der offensichtlich das Thema dieser Geschichte sein soll, nicht klar komme, andererseits weil ich nicht so genau weiß, was dein Protagonist für eine Figur ist. Wo steht er? Oder ist es gerade das, was ihn ausmacht, dass er auf der Suche ist und der Leser ihn gedanklich begleitet?
Da ist irre viel Innenschau präsent, aber sehr wenig, was ich mit der Aussenwelt verknüpfen kann. Deutlich wird, dass dein Protagonist ungehalten ist, jammert, anklagt, ob nun nur die anderen und auch sich selbst, ist mir nicht klar, aber er ist deprimiert. Wobei ich ihm seine negative Stimmung nicht abkaufe, wenn sie nur deswegen vorhanden sein soll, weil er eine Trennung erleiden musste, ich meine da müsste noch viel mehr passiert sein bei ihm, davon erfahre ich jedoch nichts. Die Trennung selbst ist der einzige Anhaltspunkt, aber keiner, der mich überzeugen könnte, um alles zu erklären.
Dir fehlt der Anknüpfungspunkt, der Satz ist es nicht und die Trennung alleine auch nicht, der Rest scheint nicht anzukommen, das gibt mir zu denken. Er ist der Obdachlose, der umherwandelt, der zwischen den Welten pendelt, weil er keine Ruhe findet. Er darf noch nicht gehen, weil es da noch was Offenes abzuschließen gibt. Weil er noch seinen Frieden machen muss mit der Geht-Nicht-Frau und der gemeinsamen Vergangenheit. Die ist ja auch seine Schicksal, weil er damit nicht klarkam, weil sie ihn dahingebracht hat, auf die Straße und unter die Brücke.
Am Ende dachte ich schon für einen kurzen Moment, er ist derjenige, der angezündet wurde und wir erleben jetzt seinen Geist.
Schade, dass der kurze Moment nicht blieb, ^^, ich muss überlegen, warum du ihn verloren hast. Doch zu wenig greifbar alles, zu abstrakt.
Was du genau mit Begleittieren meinst, habe ich erst ziemlich spät begriffen und habe so meine etwas anderen Gedanken dazu. Du willst, immer vorausgesetzt, ich verstehe dich richtig, Partnerschaften, Paarbeziehungen damit beschreiben. Aber ist es wirklich richtig?
Wäre ein Paar in der Lage, zu Beginn ihrer Begegnung und dann entstehenden Partnerschaft zu sagen: "wir sind einander Begleittiere?"
Denke nicht, dass Partnerschaften so geschlossen werden, mit der Prämisse "Wir wollen einander Begleittiere sein". Trifft es nicht, doch unabhängig vom Motiv, eine Partnerschaft einzugehen, verwandeln sich viele Partnerschaften mit den gemeinsamen Jahren in genau das. Was bleibt, wenn der Hormonspiegel wieder Normalmaß erreicht hat? Tiefe Liebe? Brüderchen und Schwesterchen? Oder ein Stück Weg zusammen zu trotten, vielleicht sogar ein sehr langes Stück. Sich gegenseitig Begleitung sein, für einander da sein, um den anderen zu wissen, um die Schwächen und Leerstellen, mit denen ich leben kann oder irgendwann nicht mehr. Wie oft gehen Paare im Einverständnis auseinander, ohne dass ein Teil damit zu kämpfen hat? Meiner Erfahrung nach so gut wie nie, weil mit dem Begleiten auf dem Lebensweg, diesem vertrauten Status, oft auch die Selbstdefinition gekoppelt ist.
morgen schon ist das heiße Luft von gestern.
"Heiße Luft von gestern" finde ich nicht gelungen formuliert. Heiße Luft von gestern ist eher abgestandene muffige Luft, aber nicht heiß.
war mir auch zu gebraucht, habe jetzt lauwarme Luft, im Sinne lauwarmer Worte genommen.
haben die ausgezogenen Füße von sich gestreckt.
Wieso schreibst du es so umständlich, es sind doch schlicht "nackte" Füße.
Hier gefiel mir, dass es sowohl nackte Füße als auch ausgezogene Fußteile der Deckchairs sein können. Wortspielerei.
Sie schwatzen und lachen unter Sonnenschirmen ein sorgloses Lachen und falten den Tag zusammen, bis er in die Gesäßtasche ihrer Jeans passt.
Hier stört mich zweimal "lachen"und "Lachen". Wie wär es mit: Sie schwatzen und lachen sorglos unter Sonnenschirmen und falten den Tag zusammen, bis er in die Gesäßtasche ihrer Jeans passt.
So hatte ich es zuerst und werde es wieder so machen, ist zuviel.
schneidet sich durch meine Eingeweide.
Das finde ich zu theatralisch, zu dick. Er trinkt doch nur einen Schluck oder zwei Alkohol.
Der brennt im Rachen vielleicht und wenn er besonders hochprozentig und schlicht gebrannt ist, die Kehle runter, schmerzt vielleicht noch im Magen. Aber die Eingeweide? Eher nicht.
Doch, das schneidet sich durch seine fadenscheinigen Geistereingeweide und fällt als glühender Tropfen auf den Boden. Verstehe deinen Widerspruch, für mich sind das Bilder, die ich dem Leser appetitlicher anreichen muss, besser vorbereiten muss, damit er sie frisst. Daraufhin muss der Text überarbeitet werden.
Nachdem die Zeit vorbei war, hat sie mich ersetzt durch ein neues Begleittier, eines das nicht streitet, sondern bellt.
Das ist meine einzige Stelle, an der ich das Begleittier passend finde. Dieser Satz sitzt.
Du weißt jetzt, wie ich die Begleittiere verstehe und wäre dankbar für Hinweise, wie ich das verständlicher machen kann.
die gefüllt sind mit abgesaugten Erinnerungen.
"abgesaugten" finde ich nicht so passend. Was sollen denn das für Erinnerungen sein, die abgesaugt worden sind? Kann auch sein, dass ich diese Stelle hier gar nicht verstehe.
abgesaugt passt schon zu Gemütsvampiren. Gemeint ist damit, dass die Geister die Gedanken der zurückbleibenden Lebenden zu ihnen hinziehen, weil sie nicht loslassen können.

Ich entnehme dem allgemeinen Feedback: der Text ist unverständlich und ich weiß nicht, ob das beherrschbar wird, ob ich den so umgeschrieben bekomme, dass er zugänglicher und nachvollziehbar wird. Ein wenig graust es mir davor.

Peace, l2f.

 

Lieber @linktofink ,

herzlichen Dank für deine Erläuterungen und somit Auflösungen.
Ich verstehe jetzt deine Geschichte viel viel besser. Und klar sind dann auch meine Textstellen, die ich für verbesserungswürdig hielt, obsolet, wenn ich mir deine Lesart zu Grunde lege.
Da habe ich doch sehr oft ziemlich weit entfernt gestanden von deinem Text und zu deiner Ehrenrettung möchte ich sagen, es lag auch daran, dass ich für solche Texte auch wirklich nicht die Zielleserin bin. Von daher bringe ich ein Stück Unverständnis mit, du musst dir also nicht alles anziehen.
Aber, dass dir ein wenig davor graust, den Text so umzuwandeln, dass er zugänglicher wird, zumal ja auch unterschiedliche Fragezeichen bei den Kritikern vorhanden sind, das kann ich gut nachvollziehen.
Vielleicht diesen Text wirklich mal für ein paar Wochen nicht mehr anschauen?
Vermutlich hast du jetzt noch viel zu wenig Distanz dazu.

Lieben Gruß

lakita

 

Hallo @jimmysalaryman,

Baumeln - da würde ich vorsichtig mit sein, das klingt irgendwie kindlich.
Sie hocken auf den Brücken und stecken ihre Beine durch das Geländer. Irgendwie so?
Baumeln ist weg, vielen Dank für deine vielen Hinweise.
Dabei sind es so viele, die Stadt ist gestopft mit ihnen.
Wobei? Dabei bezieht sich ja auf etwas. Er sieht sie, die anderen nicht. Es geht also um die schiere Anzahl, was impliziert: Warum sehen die anderen die denn nicht? Das relativiert etwas deinen speziellen Prot.
Habe den ersten Halbsatz rausgenommen.
Gemütsvampire, die ihren Liebsten zuschauen bei dem, was sie selbst nicht mehr zu tun vermögen. Sie zerren an den Köpfen und ziehen die Gedanken der Lebenden zu ihnen hin.
Ich weiß nicht, ob Gemüt passt. Ist es nicht eher Energie? Und warum nur ihren Liebsten? Das könnten sie doch auch zuhause tun, oder? Es liest sich hier so, als seien die Begleittiere schon tot, denn sie ziehen etwas von den Lebenden zu sich hin. Aber warum zerren sie an den Köpfen? Zerren sie sich nicht eher an dem, was wir Seele nennen, oder Bewußtsein? Und warum ausschließlich Gedanken? Was ist mit Träumen, Wissen etc?
Die Gemütsvampire sind weg, die Liebsten auch, jetzt habe ich das so: "Graue Gestalten, die den Lebenden zuschauen bei dem, was sie selbst nicht mehr zu tun vermögen. Sie trotten neben ihnen her, zerren Gedanken und Träume aus ihren Köpfen und füllen sie mit Grau."
Als würde die Wand selbst die Schrift ausbluten, ein Stigma dieser Mauerecke als Wundmal dieser Stadt. Schnee ist das Blut der Geister. Das Rot sticht in die Augen. Ich kann ihn sehen, den alten Grauen, er hockt auf dem Mauervorsprung und wartet. Vom Pinsel in der Rechten tropft rote Farbe auf das Pflaster. Ich nicke ihm zu, er nickt zurück. Auch durch meine Adern fließt Schnee. Nasser Schnee.
Hier kriegt das so eine magischen Realismus Touch. Nacheinander. Die Wand blutet die Schrift aus. Ein Stigma ist schon ein Wundmal, oder? Das mit dem Ausbluten widerspricht etwas dem was danach kommt, dass er den grauen Alten da sitzensieht, der ja offensichtlich immer wieder dieses Motto neu aufmalt. Da passt etwas im ganzen Bild nicht, finde ich. Ich würde hier kurz innehalten und fragen: Worum geht es? Was will ich hier sagen? Ich bekomme auch den Eindruck, bzw er verfestigt sich; der Erzähler ist ein Geist. Es sind so klassische Warum-Fragen, die sich mir aufdrängen. Warum Stigma? Warum Wundmal? Warum der graue Alte? Das Bild mit dem grauen Alten finde ich stark, der Rest wirkt etwas redundant. Ist die Frage, auf was du den Fokus legst.
Magischer Realismus, verwischen der Grenze zwischen Realität und Fantasie, verschmelzen zu einer natürlich empfundenen anderen Realität, ohne Experte zu sein, würde ich sagen: das passt schon.
Stigma und Wundmal ist gedoppelt, das Stigma ist weg. Dieses Wundmal ist für mich die Stelle, wo die Zwischenwelt sichtbar wird, wo etwas, das die Geister tun, von den Lebenden wahrgenommen werden kann. Der Erzähler ist da ein Frischling, erst vor wenigen Tagen gestorben, alles noch neu, er wundert sich und versteht.
Vor einigen Tagen haben sie nachts den Schlafsack eines Obdachlosen übergossen und angezündet.
Sie haben ja nicht nur den Schlafsack angezündet, oder? Sie haben den Obdachlosen verbrannt.
Weiß nicht, ob es das da so deutlich braucht, habe es dennoch geändert, einen Obdachlosen in seinem Schlafsack.
Von weitem sehe ich das Flatterband, das im Luftzug einen Bogen spannt. Davor stehen verhärmte Gestalten mit beladenen Einkaufswagen oder einfach so. In ihren Gesichtern sehe ich keine Wut, nur Leere und ein wenig Sorge um die nächste Nacht.
Das sieht er alles von Weitem? Die Leere und die Sorge vor der nächsten Nacht? Vielleicht ahnt er das, oder nimmt es an. Oder er hat ein Leica-Feldstecher. :D
Ja, da er keine Leica-Feldstecher hat, ist das umgeschrieben: Das Absperrband spannt im Luftzug einen Bogen. Wenn er näher dran ist, fällt es auch leichter, den Rest zu sehen. ;)
Möwen bereiten einen Teppich aus unnötiger Aufregung. Darauf schallt spitzes Kinderschreien vom Ufer hoch, niemand hört hin, deshalb fällt es nach wenigen Metern zu Boden.
Ich tue mich mit so etwas schwer. Ein Teppich aus unnötiger Aufregung. Kinderschreien, das ungehört zu Boden fällt. Nicht falsch verstehen, kann man alles machen. Für mich ist das eine grundsätzliche Frage, wie man erzählen will. Hier wirkt es arg geschnörkelt und nicht in dem Sinne einer lyrischen oder poetischen Komponente, sondern es steht auch dem Text irgendwie etwas im Weg.
Okay, da habe ich noch keine Lösung, kommt auf die Liste.
Wenn die Offiziellen ihrer Pflicht nachgekommen sind und in ihre Welt zurückchauffieren, kommt die Traurigkeit.
Wäre das nicht eher Gleichgültigkeit? Weil wer trauert denn dann?
Der Chor der Grauen, den ich ergänzt habe. Mal schauen, ob das funktioniert.
Sie steigt aus dem Wasser, wabert unter dem Flatterband durch und umkreist den schwarzen Fleck, wo der Mensch gebrannt hat. Für eine Weile lässt sie sich dort nieder, nährt sich an ernsten Gesichtern und Gedanken, bevor der blaue Sommerwind sie vertreibt.
Ich finde, auch diese personifizierte Traurigkeit - das hat der Text meiner Meinung nach nicht nötig. Es lenkt auch ab. Der Satz mit der Traurigkeit ist schon so stark genug, da ist zuviel drumherum einfach zu viel. Du solltest den Text auch mal atmen lassen.
Das ist weg, ansonsten lasse ich das, auch als Überleitung zum nächsten Absatz.
Von dort, wo sie halbentblößt auf den Kiesinseln im Flussbett liegen, weht der milchigweiße Hauch herüber; angefeuert vom Bellen der Begleittiere, die durchs Wasser spritzen. Eines davon kenne ich, weiß um den Menschen, den es begleitet.
Ist interessant, dass du erst am Ende des zweiten Absatzes auf den Titel rekurrierst. Ich finde, du könntest den letzten Satz streichen - es bleibt ein Geheimnis, du verrätst nicht zu schnell zu viel, dein Text sollte das einlösen.
Habe ich nachträglich eingefügt, den letzten Satz, weil ich dachte, da gehört es schon hin, als erste Erwähnung. Ist jetzt wieder weg.

Danke für deine konkreten Anmerkungen, finde das sehr hilfreich, peace, l2f

 

Lieber linktofink,
ich kommentiere dieses Mal nur hinweismäßig, schreib Gedanken auf, die mir zur Geschichte und den Kommentaren entstanden sind.

Deine Geschichte ist nicht nur sehr souverän mit faszinierenden Sprachbildern geschrieben, sondern die Idee, dass ein Geist erzählt, ist natürlich bestechend. Fast bin ich versucht zu sagen, dass du hier eine Horrorgeschichte geschrieben hast. (Aber das ist natürlich auch eine Zuordnungs- und Definitionsfrage.)
Worauf es für mich hier ankommt, ist trotzdem dein Erzählziel. Dir kommt es ja wohl nicht darauf an, (so lese ich das) dass der Leser erst ganz zum Schluss herausfindet, dass der Icherzähler selbst ein Gespenst ist. Oder doch? Ich verstehe deine Kommentare so, dass du das Verschwimmen der verschiedenen Welten zeigen wolltest und diesen einen Zwischenweltbewohner, der sich noch nicht trennen kann von der realen Welt, weil es für ihn noch etwas zu tun gibt, bevor er sich "zur Ruhe legen kann".
Das zumindest würde ich mir an deiner Stelle schon mal klar machen, ob du seine Existenz als Zwischenwesen deutlicher machen willst und dem Leser ein paar mehr Hinweise geben willst.
Obwohl du ja einen sehr deutlichen Hinweis gegeben hast:

Als würde die Wand selbst die Schrift ausbluten, als Wundmal dieser Stadt. Schnee ist das Blut der Geister. Das Rot sticht in die Augen. Ich kann ihn sehen, den alten Grauen, er hockt auf dem Mauervorsprung und wartet. Vom Pinsel in der Rechten tropft rote Farbe auf das Pflaster. Ich nicke ihm zu, er nickt zurück. Auch durch meine Adern fließt Schnee. Nasser Schnee.
Da steht es eigentlich wortwörtlich zum Nachlesen: ein Geist erzählt, denn in seinen Adern fließt das Blut der Geister. Ich habs trotzdem überlesen, bzw. anders bezogen, wäre die Geschichte mit "Horror" betaggt gewesen, ich hätte es wahrscheinlich nicht überlesen. Hoffe ich. :)
So wurde zumindest mir erst am Ende klar, dass der Icherzähler tatsächlich der Geist des verbrannten Mannes ist. Dann nämlich, wenn er sich auf die Umrisse legt. Da war mir klar, er ist das nicht nur, sondern er kann jetzt endlich gehen, weil er verziehen hat.
Ich schicke ein schon okay hinterher, das ich zum ersten Mal so meine. Als es ankommt, schaut sie herüber, stirnrunzelt ohne mich zu sehen und schüttelt es ab wie ein kurzes Frösteln, das nicht passt zum unbeschwerten Sonnenbad auf Inseln aus Kies und Gegenwart.

1. Ich würde mal prüfen, was mit dem Text passiert, wenn man dem Leser ein paar mehr Hinweise gibt, dass er den toten Obdachlosen "kennt", viel über ihn weiß, noch durch unsichtbare Fäden an ihn gefesselt ist. Also er selbst der tote Obdachlose ist und man das nicht erst zum Schluss erfährt. Ich hab ja den Hinweis, dass er selbst ein Geist ist, anders bezogen. Und in deiner Geschichte kommt das mit dem Obdachlosen sehr beiläufig.
2. Vielleicht ist vielen auch nicht klar, dass die Frau, der er das "sorry" schickt, seine ehemalige Lebensgefährtin ist, aber das ist natürlich Spekulation. Der Bezug zu ihr steht eigentlich da, (siehe Zitat oben), aber wer weiß.
3. Ich meine, man sollte auch prüfen, was passieren würde, wenn deutlicher würde, dass er diese Frau beschuldigt, Schuld an seinem heftigen Schicksal und diesem üblen Tod zu sein.

Was ich von vorneherein klar fand, war, dass der Icherzähler überall Geister sieht. Was man aber vielleicht insgesamt zu wenig spürt, ist, dass er noch eine "Aufgabe" hat mit dieser Lebensgefährtin und mit sich selbst und was das genau mit dem verbrannten Obdachlosen zu tun hat. Im Kommentar schreibst du:

Er darf noch nicht gehen, weil es da noch was Offenes abzuschließen gibt. Weil er noch seinen Frieden machen muss mit der Geht-Nicht-Frau und der gemeinsamen Vergangenheit. Die ist ja auch seine Schicksal, weil er damit nicht klarkam, weil sie ihn dahingebracht hat, auf die Straße und unter die Brücke.
Dieser Bezug ist aus meiner Sicht noch nicht deutlich genug herausgearbeitet. Dass er mit ihr hadert, versteht man schon, aber dass er das so sieht, dass sie ihn um die Existenz gebracht hat, dass er ihr die Schuld an seinem Schicksal gibt, das versteht man noch nicht. Und eben auch nicht, dass das genau der Grund ist, weshalb er noch nicht zur Ruhe kommt. Wenn der Bezug klarer wäre, würde man seine Empfindungen vielleicht auch nicht mehr als larmoyant empfinden, wie das in einigen Komms beschrieben wurde.

Alles Gute für dich und pass auf dich auf.
Novak

 

Hallo @MRG,

ich habe bestimmte Dinge zu vage gelassen, nicht klar genug gemacht, die titelgebenden Begleittiere gehören dazu. Es sind nicht (nur) die Hunde, es sind vor allem Menschen in Partnerschaften und wenn sie nicht loslassen können, auch als Gestorbene in dieser Zwischenwelt, die der Prota, der selbst ein Geist ist, wahrnehmen kann.
Ich bin da ganz bei Novak, die mir rät, das alles deutlicher zu machen, weil Leser:In zu wenig Orientierung an die Hand bekommt. Das ist nicht schön zu lesen, da häufen sich die Missverständnisse, das ist mein Versäumnis und ich habe schon versucht, mit Ergänzungen da gegenzusteuern. Insofern danke für deinen Kommentar, der mir vor Augen geführt hat, was nicht funktioniert.
Und wenn ich das nicht verstehe (verstehen kann), dass der Erzähler ein Geist ist, verpufft viel von der Anlage des Textes und der Icherzähler wirkt larmoyant, resigniert. Es ist nicht so, dass er alles um sich herum abwertet, um sich besser zu fühlen. Er sucht einen halbwegs versöhnlichen Abschluss, damit er gehen kann. Da scheint sehr viel auf der Strecke zu bleiben.
Immerhin erwähnst du einige Stellen, die dich berühren, wo es für dich funktioniert, auch wenn das große Ganze zu diffus bleibt. Für mich wäre gut zu wissen, ob es jetzt verständlicher ist.

Danke für deine Zeit und deinen Kommentar, peace, l2f

 

Hallo @linktofink

so ist es wohl, wenn der Lehrling zum Meister aufschaut, er erblasst vor Ehrfurcht und fragt sich, werde ich das auch jemals so können.
Deine Bilder sind superschön und ich bin begeistert von der Malerei deiner Sprache.
Manchmal hätte ich gern etwas weniger von der Malerei gehabt und mehr zum Lesen. Den deine Bilder blieben für mich an manchen Stellen rätselhaft.
Vielleicht kannst du ja mit meinem laienhaften Leseeindruck etwas anfangen.

Ich bin einer von wenigen, die sie sehen, dabei ist die Stadt gestopft mit ihnen. Dort, wo Leben ist, bilden sie Rudel, um es anzuzapfen und sich einzuverleiben. Graue Gestalten, die den Lebenden zuschauen bei dem, was sie selbst nicht mehr zu tun vermögen. Sie trotten neben ihnen her, zerren Gedanken und Träume aus Köpfen und tauschen sie gegen Stumpfsinn und Müdigkeit.
Kenn ich, ab und zu steht wohl auch einer neben mir. :drool:

Ich erinnerte mich an den Film „The Sixth Sense“ und
habe mich gefragt, gehört er zu ihnen?

Schnee ist das Blut der Geister steht dort.
Schnee ist weiß wie Geister und die sind immer kalt.( Wenn man denn, den Spukgeschichten glauben darf)
Bevor jemand den Löschtrupp rief, war er verkohlt und das Video dazu viral.
Hier dachte ich, er erinnert sich nicht mehr an seinen Tod

ihren Gesichtern sehe ich keine Wut, nur Leere und ein wenig Sorge um die nächste Nacht. Hinter ihnen stehen fahle Geister, die Münder geöffnet, ein stummer Chor, der für mich singt.
Alles ist weg, jedes Gefühl, in den Mündern verschwunden. Sogar die Wut auf dieses unwürdige Leben.
Sie steigt aus dem Wasser, wabert unter dem Flatterband durch und umkreist den schwarzen Fleck, wo der Mensch gebrannt hat.
Ich habe mich gefragt ist es ihm nun klar, dass er dahin gehört?
Begleittiere, die Jahre nebeneinander hertrotteten, bevor sie anfingen, in ihrem blankgewichsten Wohnkäfig um sich selbst zu kreisen und Hohlwege ins Parkett zu treten.
Einer das Begleittier des anderen? Wer begleitet wen?
Der nasse Schnee hört auf zu rauschen, das Wasser im Kanal steht still.
Er war ein Geist der nur für kurze Zeit nach seinem Tod auf der Erde herumgeisterte. (Es gab ja früher den Glauben, dass wenn man die Augen und den Mund der Toten nicht verschließt, sie als eine Art Wiedergänger zurückkommen, um alte Schulden einzufordern oder Unerledigtes zu erledigen.)
Er ist jetzt tot.

Liebe Grüße von der schwäbischen Alb
CoK

 
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Lieber @kiroly,

ich hinke zehn Tage mit den Antworten hinterher, sehe ich gerade, wenn nur der schnöde Alltag dem wirklich Wichtigen nicht immer dazwischenfunken würde ... ^^

Vorsichtig hege ich den Verdacht: Er lässt sich in die Unendlichkeit kommentieren.
Und in die Unendlichkeit verbessern und weiterschreiben. Natürlich tut das Lob meiner "Sprachgewalt" gut, es wäre heuchlerisch zu sagen, das wäre nicht so, doch scheint die verständliche Geschichte auf der Strecke zu bleiben.
Ich bin dir sehr dankbar, dass du solche Texte schreibst. Die einfach auch herausfordern, wild, gewaltig sind, bunt, massiv.
Das kann ich eine zu eins an dich zurückgeben, mich freut es immer, wenn du was Neues drin hast, weil mich deine Texte erreichen (auch wenn ich nicht immer alles verstehe).
Mich erinnert deine Welt ein bisschen an höhere Mathematik
Sehr hoch gegriffen, dafür bin ich nicht genug Kopfmensch, das beschränkt sich bei mir auf Rechnen.
auch wenn ich Rätselraten mag, irgendwie begibt man sich damit auf's Glatteis. "Enträtsel mich! Es gibt nur eine Bedeutung!". Und, ja, da komme ich mir als Leser manchmal ein bisschen dumm vor. Denn nachher taucht der Autor auf und sagt, nee, schau doch mal, der Fluss, der steht für das melancholische Treiben des Menschen im 21. Jahrhundert oder so, ist doch klar. Und ich denke mir, häh, klar? Was ist hier klar? So seltsam es ist: Für mich hast du einen Fachtext geschrieben, für den es eine Ausbildung braucht. Die habe ich nicht.
An der Stelle stelle ich wieder fest: Da habe ich was falsch gemacht. Wäre ich im Leben nicht drauf gekommen, dass der Text diese "bisschen dumm"-Wirkung hat. Für mich sind das surreale Bilder, die für sich selbst stehen und keine bedeutungsschwangeren Metaphern für irgendwas. Da scheint der Text mehr vorzuspielen, als er einlösen kann und das ist leider echt bedenklich.
Der Protagonist scheint der Geist des ermordeten Obdachlosen zu sein. Das schließe ich aus dem Graffito. Schnee ist das Blut der Geister, in seinen Adern fließt nasser Schnee. Der Protagonist nimmt auf die Stadt, auf die Menschen, keinen Einfluss. Er kann Klagenfurt aber interpetieren und ist in der Lage, Emotionen zu erkennen und auch Traurigkeit zu sehen. Ich lese aus deinem Text einen Zynismus heraus. So, wie er als Geist keine Verbindung zur Welt der Lebenden hat, so ignorieren die Menschen die Obdachlosen. Ob es Obdachlose sind oder irgendwie anders Verlorene, Vereinsamte, Außenseiter, wird mir nicht klar. Der Protagonist scheint nicht in der Lage zu sein, zu handeln und Veränderungen in der Lebendenwelt herbeizuführen. Er kann sie aber auf eine bestimmte Weise sehen. Offensichtlich scheinen Geister Traurigkeit zu sehen. Der Protagonist trägt einen gewissen Stolz mit sich, den er aus seiner Fähigkeit des Durchschauens zieht.
Der Zynismus stört mich ein wenig. Verletzender Spott mit der Absicht, das Gegenüber zu erniedrigen, wo siehst du das? Der Stolz, den er aufgrund seiner Erkenntnis und erweiterten Sicht fühlen mag, auch wenn ich "Stolz" bezweifele, macht ihn ja nicht zum Zyniker. Der Durchblick beschert ihm keine Überlegenheit, eher wird ihm das eigene Unvermögen vor Augen geführt, teilzuhaben und auf die "Lebendwelt" einzuwirken. Es bleibt ihm nur, zu beobachten und mit offenen Dingen abzuschließen. Kein Zyniker, ein armer Tropf.
Auf mich schien der graue Alte eine Art Vermittler zu sein, der zwischen der Welt der Lebenden und der der Toten sehen kann. Er erneuert eine Botschaft an der Wand. Ein bisschen dachte ich an Charon, den Fährmann über den Styx, das Flussmotiv taucht ja auch auf. Auch Kanal, Wehr, Nebenfluss.
Ja, interessant, das war gar nicht mitgedacht, schön das zu lesen. Für mich ist das Graffito die Stelle, wo die eine Welt in der anderen sichtbar wird. Das habe ich beim ersten Sehen des wirklichen Graffitos gedacht.
Es ist mir absolut klar, dass du sehr gute, sehr treffende Argumente gegen diese Zusammenfassung hast und es ganz anders siehst und liest. Für mich ist es eher eine vorsichtige Annäherung zu dem, um was es hier geht. Anders kann ich mich nicht orientieren. Ich denke, dass dies ein Problem sein kann. Die vorherigen Kommentare gingen ja in eine ähnliche Richtung, auch sie ließen eine gewisse Ratlosigkeit erkennen. Nicht falsch verstehen. Klingt sehr negativ meinerseits, sehr kritisch.
Ratlosigkeit ist nicht gewollt und sie hat mich auch in den anderen Kommentaren überrascht. Vieles von dem, was du spiegelst, was du über den Text schreibst, sehe ich auch so. Heißt für mich, da kommt schon was an, es ist nur zu dünn.
Obwohl der Geist in einer surrealen Welt lebt, kann ich einiges über diese surreale Welt aussagen. Ich erfahre, dass Geister keinen Einfluss auf die Welt der Lebenden ausüben. Ich erfahre, dass Schnee durch die Adern fließt. Hier bin ich so schräg und behaupte: Es ist wirklicher Schnee. Die surreale Welt ist keine beliebige. Sie gehorcht Gesetzen und Regeln. Inwiefern also die Traurigkeit aus dem Fluss personifiziert ist, wie jimmysalaryman anmerkt, weiß ich nicht zu sagen. Mir erscheint alles denkbar. Traurigkeit steigt aus dem Fluss? Natürlich tut sie das.
Das ist im Spielraum, behaupte ich, muss sein und ist auch nicht spielentscheidend. Für mich war der Schnee nicht echt, sondern ein Bild für die Kälte, die mit Geistwesen zusammengebracht wird, ebenso die Traurigkeit, die für mich keine Person ist, letztlich auch egal, weil indiv. Lesart.
Oder ist das alles symbolisch gemeint?
Deutliches Nein, dann wäre der ganze Text verschlüsselt, was er für mich auf keine Fall sein darf. Die surrealen Spots zeigen eher eine andere Art der Wahrnehmung, wie einen Extrasinn, denn es kann ja nicht sein, dass in einer Parallelwelt, und das wäre die Geisterwelt, alles genauso erlebt und gesehen wird. Die Traurigkeit, die aus dem Fluss steigt, der Brief, der in der Tasche raunzt, der Hund, der ein Wort ausrülpst, das sind beileibe keine Metaphern, sondern Merkmale einer veränderten Wahrnehmung.
Du schreibst ja selbst genau passend:
Also, der Geist nimmt ja die Welt recht anders wahr, und diese veränderte Wahrnehmung könntest du so oft wie möglich zeigen.
Dinge, die nur Geistern passieren und nur sie sehen, als würde dem Leser eine Brille aufgesetzt und fortan sieht er das, was vorher unsichtbar war. Gerade dieses Plus, dieses Schweben zwischen Realität und Irrealität (wie du schreibst), macht für mich den Reiz aus. So die Idee, die nicht anscheinend nicht funktioniert hat. *Schnief*
Was mich aber verwundert, sind zwei Hinweise. Zum einen, wie passiv der Geist von seinem Tod berichtet. Auf mich wirkt das wie ein Akzeptieren.
Hat sich für mich nicht als Problem dargestellt, weil das Ereignis abgeschlossen ist. Unschöne Vergangenheit, aber ohne große Bedeutung. Damit ist er klar, das hindert ihn nicht am Gehen, was ihn hindert, ist das Loslassen und Verzeihen, was ihm noch fehlte. Das Friedenschließen mit der Geht-nicht-Frau. Nur was damit zusammenhängt, brennt noch in ihm. Mit seinem Tod oder besser der Art des Sterbens hat er abgeschlossen.
Nasser Schnee würde ich streichen. Wirkt für mich wie eine "Plausibilitätsstütze". Schnee kann nicht fließen? Naja, nasser Schnee aber ein bisschen besser. Oder ist der Protagonist noch zwischen den Welten? Halb lebend, halb tot, also deswegen der Fluss als Motiv?
Ja, zwischen den Welten, genau das, der nasse Schnee passt für mich da sehr gut, er ist dicker als Blut, fließt träger und kühl, ist aber noch stofflich genug, um einen Unterschied zu machen zu den Toten, den Gegangenen. "Da bewegt sich noch was", das könnte einfacher Schnee nicht.
Noch ein Wort zu Klagenfurt, daher kommt die Inspiration, doch die Stadt im Text ist fiktiv, die Flussbänke und das Wehr gibt es (meines Wissens) so wenig wie den Entenkanal.
Eines davon kenne ich, weiß um den Menschen, den es begleitet.
Für mich eine sehr schwierige Stelle, da mir der Mensch nicht klar wurde. Hier fokussierst du ja stark auf einen bestimmten Menschen. Wer ist es also? Hui, oder eine Art zweite Seele, die ein Mensch besitzen kann? Aber dieser Prota.
Missverständlich, leider. Hier wird das erste Mal die Geht-nicht-Frau erwähnt.
Meine Hand wandert zur Gesäßtasche, es ist keine Sorglosigkeit darin, nur ihr zerfledderter Brief und ein Rest Lebensgeist, gefangen in einer Flasche, die ich an die Lippen führe.
Hier deutest du eine Trennung und einen sozialen Abstieg infolge der Trennung an.
Genau das! Schön.
Das Motiv des "Anzapfens am Leben", hier tritt es in Form von Alkohol auf? Warum jetzt der Alkohol?
Weil er das braucht, sich die Angst zu betäuben vor dem letzten Anlauf. Deshalb auch das Willkommen zurück an das kleine bisschen blöd.
Nasser Schnee rauscht durch meine Adern, die Glieder werden schwer, der Kopf wird leicht.
Wenn hier der Tod dargestellt wird ... wie kann er als verkohlter Mensch Glieder spüren?
Einiges fühlt er in dieser Zwischenwelt, aber klar, das lässt sich mühelos zerlegen, da brauche ich vom Lesenden Kredit.
Die Wirklichkeit der letzten Jahre, verlebte Zeit voller Tristesse und Streit, mit zwei Wochen Balkone voller Geranien, um es rauszureißen. Logisch, dass das auf Dauer nicht reicht, nicht reichen kann bei dreihunderteinundfünfzig Tagen Hochglanzsumpf.
Ah, kurz zurück. Er ist aber ein mathematischer Mensch! :-D 365-14=351. Ich denke, der Text spielt nicht 2020. Da war Schaltjahr.^^
Das mal beispielhaft für alles, was gelöscht ist. Ist es!

Danke für deinen Kommentar, lieber kiroly, du hast mir gezeigt, dass da noch einiges zu tun ist. Peace, l2f

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Hallo @Henry K.,

habe den Text einmal naiv durchgelesen und keinen blassen Schimmer, worum es geht :-) Begleittiere, die nicht jeder sieht oder die was sehen, was andere nicht sehen, vage Bilder von "Der Himmel über Berlin" und "Shining" kamen mir anfangs in den Sinn, dann der verkohlte Obdachlose, Party, Hunde, eine Trennung?
Die Spur, der du folgst ist die richtige, auf den Rest muss Leser:In auch Lust haben, das muss einem liegen. Ist überhaupt nicht despektierlich gemeint, sondern die Feststellung, dass Lesegewohnheiten sehr unterschiedlich sind und manche klassisch geschriebene Texte bevorzugen. Ich bin nicht gut in klassischen Texten, weil ich nicht plotte, sondern intuitiv schreibe, mich mit dem Text treiben lasse und beim Schreiben schaue, wohin er mich führt. Manchmal führt das direkt zur Tonne, manchmal zu was Brauchbarem und dann wieder ein wenig in die Irre, wie diesmal.

Dort, wo Leben ist, bilden sie Rudel, um es anzuzapfen und sich einzuverleiben.
Dadurch dass das zweite Verb reflexiv ist, würde ich das "es" wiederholen: "um es anzuzapfen und es sich einzuverleiben".
Hatte ich drin, dann wieder raus, dann wieder drin, dann wieder raus. ^^
Ein Graffito, rot auf einer weißen Wand. Oft schon wurde es übermalt, es kehrt zurück, niemand hat je gesehen wie.
Ich glaube, hier fehlt ein Komma, weil es eine Ellipse ist: "hat je gesehen, wie [es zurückkehrt]."
Hab ich so gemacht, recht du hast.
Ich nicke ihm zu, er nickt zurück.
Fände hier "Wir nicken uns zu." passender, weil es schon ein verbindendes Element enthält.
Hab das anders jetzt, "Ich nicke ihm zu, er bewegt ein Auge".
So, jetzt mal die Kommentare nach dem Cheatsheet durchsuchen.
Umpf, wirst du nicht finden. Peace, l2f

 
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Hallo @AWM,
nett, dass du bei mir vorbeigeschaut und eine klare Rückmeldung dagelassen hast. Nicht angenehm zu lesen, aber hilfreich.

Du benutzt viele Bilder und in dieser Fülle kommen sie mir manchmal einfach vor wie zu komplizierte Synonyme für normale Dinge und das erschwert das Lesen, weil man dauernd irgendwo hängen bleibt und überlegen muss, was jetzt damit genau gemeint ist. Ich würde das reduzieren und straighter machen. Das Geheimnisvolle und das Gedeutet-Wollen-Werden würde trotzdem bleiben.
Aber es würden eben die Bilder im Zentrum stehen, die wirklich eine Funktion erfüllen und es auch leichter machen, ein Bild deines Protas zu bekommen. So verklausuliert er als Erzähler alles und ich frage mich, warum er das tut. Auch dieses (wohl) zentrale Bild mit dem Schnee und dass er dann zusätzlich in den Adern des Protas noch nass ist, hat sich mir nicht erschlossen.
Dieser nasse Schnee sollte die Besonderheit seiner Existenz in einer Zwischenwelt zeigen wie auch viele andere Hinweise, ohne klar das Schild hochzuhalten, Hey, Leute, hinschauen, da ist ein Geiiiist! Plan war, das nach und nach im Text zu entblättern, durch teils merkwürdige Bilder und eine seltsam belebte surreale Welt, die sich zu einem Ganzen zusammensetzen. Funktioniert so nicht, es wirkt verklausuliert und verleitet dazu, hinter jedem Bild nach der gemeinten Allegorie zu suchen, die es nicht gibt. Abspecken und verdeutlichen, ohne den Sound zu verlieren, das ist der Job.

Viele deiner Textanmerkungen haben sich durch Überarbeitungsrunden erledigt, Stigma/Wundmal, Komma vor wie, Leben und Gemüt, Stichweg. Zu den anderen hier ein paar Worte.

Von weitem sehe ich das Flatterband, das im Luftzug einen Bogen spannt.
Hier z.B. unnötiges "Synonym", das mich hängenbleiben lässt: wieso Flatterband? Das ist kein Flatterband, das ist ein Absperrband an einem Tatort und das flattert nur, wenn es windet.
Absperrband ist bestimmt korrektes Amtsdeutsch, Flatterband dagegen Umgangssprache, dennoch verständlich und für mich gebräuchlich. Finde das Flatterband deshalb besser, weil da direkt eine Bewegung mitschwingt.
Möwen bereiten einen Teppich aus unnötiger Aufregung. Darauf schallt spitzes Kinderschreien vom Ufer hoch, niemand hört hin, deshalb fällt es nach wenigen Metern zu Boden.
Und auf diesem Teppich schallen dann Kinderschreie, als ob der Teppich das erst ermöglicht und anschließend fallen sie aber nicht zurück auf den Teppich, sondern auf den Boden.
Bin mir nicht sicher, inwieweit diese Abfolgen logisch funktionieren müssen, weil es Eindrücke einer besonderen Wahrnehmung sind. Ein Beispiel fürs Grundproblem.
Für eine Weile lässt sie sich dort nieder, nährt sich an ernsten Gesichtern und Gedanken, bevor der blaue Sommerwind sie vertreibt.
Das ist mir auch too much. Du hast die Gemütsvampire, die sich an Leben nähren und zusätzlich wird auch die Traurigkeit personalisiert, die sich an Gesichtern und Gedanken nährt. Das würde ich streichen,das finde ich überstrapaziert.
Habe ich mir nicht personalisiert vorgestellt, sondern als dunkle Wolke. Zum Teil ist das jetzt weg, bzw, geändert.
der blaue Sommerwind sie vertreibt.
Sommerwind ist nicht blau. Mir ist klar, dass du das extra gemacht hast, aber warum?
Wieder der Punkt besondere Wahrnehmung des Geistes, die er weitergibt. Hm.
angefeuert vom Bellen der Begleittiere, die durchs Wasser spritzen.
Für mich spritzt auch niemand durch Wasser. Die durchs Wasser preschen, das zu beiden Seiten hochspritzt oder so
Spritzen gefällt mir besser, weil es genau das tut, während preschen nur schnelle Fortbewegung meint und das Wasserspezifische fehlt.
Bunte Stagelights stechen ins blaue Nichts,
Warum "blaue Nichts"? Warum nicht einfach das, was damit gemeint ist? Ist es der Himmel, ist es der Fluss?
Ja, habe den Himmel genommen.
Meine Hand wandert zur Gesäßtasche, es ist keine Sorglosigkeit darin, nur ihr zerfledderter Brief und ein Rest Lebensgeist, gefangen in einer Flasche, die ich an die Lippen führe.
Ich fand das ein schönes Bild mit dem Tag, den sie zusammenfalten und in die Hosentasche stecken. Hier finde ich es überflüssig, dass du noch einmal darauf zurückkommst. Würde schreiben: Ich greife in meine Hosentasche und finde darin nur ihren zerfledderten Brief und einen Rest ...
Finde das Wiederaufgreifen von Motiven reizvoll, wenn es in den Text zurück nach vorne führt und so eine Schleife zieht. Ich mag das gerne beim Schreiben und Lesen, z.B. bei Mariana Leky, die das konsequent in ganzen Romanen durchzieht. Ob das hier was dazutut oder überflüssig ist, wie du schreibst, überlege ich noch.
es ist gut, dass es brennt, denn genau das soll es: heiß brennen.
Es ist gut, dass es brennt" reicht für mich
Hab das gekürzt.
Alles soll es mir rausätzen, vergangenen Streit und Zweifel, das Mittelmäßige und das widerlich Devote. Glühende Tropfen fallen zu Boden. Sie erkalten zu puderigen Kratern aus Asche und Schlafsack.
Es ätzt ja etwas in ihm heraus. Warum fallen dann Tropfen zu Boden? Puderige Krater aus Schlafsack ist für mich ebenfalls schief
Hab jetzt Asche und verbranntem Schlafsack. War als Hinweis gedacht, dass er der Verbrannte ist. Die Tropfen fallen zu Boden, weil er nicht mehr vollständig stofflich ist, ein Halbwesen in einer Zwischenwelt. Offenbar nicht deutlich genug, das alles.
und das Glas halbvoll ist
Finde ich ein sprachliches Klischee
Hast recht, ist weg. jetzt heißt es: Und dass mein Leben noch vor mir liegt und dass da draußen noch etwas auf mich wartet.
Mein Kopf erinnert sich an Tage, die anders waren.
Warum nicht: Ich erinnere mich an Tage, die anders waren?
Ich-Satz-Vermeidung. Ich tu dies, ich tu das, sprachlich unschön. Jetzt hab ich das so: Durch meinen Kopf schwirren Erinnerungen an helle Tage, die anders waren, unbeschwerter, nahezu glücklich.
und an andere Wege.
Finde ich zu unkronkret. Er hat ja sicher konkrete Vorstellungen davon, was anders hätte laufen können. Man erfährt aber generell wenig über ihn außer eine Art verklausuliertes Raunen.
Ja, und das Raunen ist zu allgemein, ich versuche, da beizufüttern.
Die Wirklichkeit der letzten Jahre, verlebte Zeit voller Tristesse und Streit, mit zwei Wochen Balkone voller Geranien, um es rauszureißen. Logisch, dass das auf Dauer nicht reicht, nicht reichen kann bei dreihunderteinundfünfzig Tagen Hochglanzsumpf.
Zuerst dachte ich, dein Prota war der getötete Obdachlose. Dann habe ich das hier gelesen und dachte: wohl doch nicht. Nach Beendigen des Textes habe ich doch den Eindruck, dass er es war und da finde ich, müsste man mehr erfahren. Es ist ja nicht gerade üblich, dass jemand nach einer Trennung in einem Schlafsack unter einer Brücke schlafen muss. Wie kam es dazu? Darüber erfährt man quasi nichts.
Stimme zu, über ihn erfährt man zu wenig. Da muss ich abwägen, denn seine Lebensgeschichte will ich nicht erzählen, aber eine gewisse Entwicklung andeuten und mehr Nähe herstellen.
und geschwenkte Hüte.
Das ist zwar alles irgendwie surreal erzählt, aber diese Stelle fällt heraus. Winkt die Party-Crowd wirklich mit Hüten? So viele Hutträger gibt es heutzutage nicht. Falls das ein Bild ist, für was steht es?
Für mich waren das ewige Geister aus Hutzeiten, die keinen Abschluss gefunden haben, aber das ist zu unverständlich. Weil sich das so nicht erschließt, ist es weg.
Ja, insgesamt fehlt mir hier einfach auch der Plot, was natürlich Geschmacksache sein kann - ich bin schon ein Plot-Leser. Mir persönlich fehlt da ein Ziel deines Protas irgendein Konflikt auch, der nicht schon zurückliegt und an dem nichts mehr geändert werden kann, etwas Antagonistisches, das auch konkret wird und diese sinnierende raunende Ebene verlässt.
Widerspricht der momentanen Anlage des Textes, kann ich dennoch verstehen. Geht mir manches Mal ähnlich. Als "geübter Leser" vermisst man bestimmte Bausteine, wenn sie ausgespart werden. Vllt. gelingt mir da mit etwas Abstand eine Anreicherung mit einem Mehr an greifbarem Plot, um den Prota greifbarer, verständlicher darzustellen.

Danke für deinen Besuch, AWM, peace, l2f

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Hallo @lakita,
das ist einerseits gut zu lesen, dass der Text mit einer Seiteninfo besser funktioniert. Andererseits sollte der Text das selbst leisten, was er momentan offenbar nicht tut. Insofern sind deine Fragen berechtigt und nicht obsolet. Liegenlassen und mit Abstand nochmal rangehen ist meistens eine gute Idee. Ich schaue mal, ob und wann es mich packt, peace, l2f

 
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Liebe @Novak,

ich freue mich über jeden Kommentar, den du schreibst, auch unter den Geschichten anderer Leute, ich bin ein Fan deiner Art zu kommentieren, mit Augenmaß und Verständnis. Das können und tun wirklich nicht viele.

Deine Geschichte ist nicht nur sehr souverän mit faszinierenden Sprachbildern geschrieben, sondern die Idee, dass ein Geist erzählt, ist natürlich bestechend. Fast bin ich versucht zu sagen, dass du hier eine Horrorgeschichte geschrieben hast. (Aber das ist natürlich auch eine Zuordnungs- und Definitionsfrage.)
Mit Horror kenne ich mich überhaupt nicht aus, da wüsste ich erstmal gar nicht, ob und wie, aber die Idee des Geistererzählers fand ich ebenso reizvoll wie du.
Worauf es für mich hier ankommt, ist trotzdem dein Erzählziel. Dir kommt es ja wohl nicht darauf an, (so lese ich das) dass der Leser erst ganz zum Schluss herausfindet, dass der Icherzähler selbst ein Gespenst ist. Oder doch? Ich verstehe deine Kommentare so, dass du das Verschwimmen der verschiedenen Welten zeigen wolltest und diesen einen Zwischenweltbewohner, der sich noch nicht trennen kann von der realen Welt, weil es für ihn noch etwas zu tun gibt, bevor er sich "zur Ruhe legen kann".
Gut zusammengefasst, und wenn ich das als Prämisse anlege, ist es egal, wann der Leser die Geister-Existenz herausfindet, also kann/muss ich das früher deutlich machen. Danke fürs Sortieren. ^^
Das zumindest würde ich mir an deiner Stelle schon mal klar machen, ob du seine Existenz als Zwischenwesen deutlicher machen willst und dem Leser ein paar mehr Hinweise geben willst.
Obwohl du ja einen sehr deutlichen Hinweis gegeben hast
Ja, muss deutlicher, keine Frage. Ich dachte zwar anfangs, das steht alles da, warum nimmt der Leser das nicht auf, jetzt bin ich mir sicher: Es gibt zu wenig Einbettung, das kommt zu sehr aus dem Stand.
So wurde zumindest mir erst am Ende klar, dass der Icherzähler tatsächlich der Geist des verbrannten Mannes ist. Dann nämlich, wenn er sich auf die Umrisse legt. Da war mir klar, er ist das nicht nur, sondern er kann jetzt endlich gehen, weil er verziehen hat.
Das ist der Geschichte nicht dienlich, diese Verzögerung. Die Verbindung, die unsichtbaren Fäden, die ihn Fesseln, wie du schreibst, das muss ich klar machen, damit die Auflösung funktioniert. Und ja, der Obdachlose kommt zu beiläufig rüber, fast nur als Ort, wo es geschah.
Vielleicht ist vielen auch nicht klar, dass die Frau, der er das "sorry" schickt, seine ehemalige Lebensgefährtin ist, aber das ist natürlich Spekulation. Der Bezug zu ihr steht eigentlich da, (siehe Zitat oben), aber wer weiß.
Das ist wohl die Autorenfalle, zu denken, wenn ich dies und das schreibe, ergibt sich die Verbindung. War nix, diese Leerstellen gehören einfach gefüllt.
Dieser Bezug ist aus meiner Sicht noch nicht deutlich genug herausgearbeitet. Dass er mit ihr hadert, versteht man schon, aber dass er das so sieht, dass sie ihn um die Existenz gebracht hat, dass er ihr die Schuld an seinem Schicksal gibt, das versteht man noch nicht. Und eben auch nicht, dass das genau der Grund ist, weshalb er noch nicht zur Ruhe kommt. Wenn der Bezug klarer wäre, würde man seine Empfindungen vielleicht auch nicht mehr als larmoyant empfinden, wie das in einigen Komms beschrieben wurde.
Ich denke mittlerweile, es fehlt auch an Strecke, an Plot, da ist zuviel Innensicht auf das Zurück und ich setze zuviel Wissen voraus, das der Leser gar nicht haben kann. Da ist ein Umbau nötig und das kann ein wenig dauern.
Wie immer fand ich deinen Kommentar sehr hilfreich, danke dafür.

Peace. l2f

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Hallo @CoK,

schön, dass du mich besucht hast, hat mich gefreut.

Deine Bilder sind superschön und ich bin begeistert von der Malerei deiner Sprache.
Manchmal hätte ich gern etwas weniger von der Malerei gehabt und mehr zum Lesen. Den deine Bilder blieben für mich an manchen Stellen rätselhaft.
Vielen Dank für das Lob der Sprache. Die schönen Bilder bleiben nur leider zu abstrakt, und das, worum es geht, bleibt dadurch zu sehr im Nebel.
Kenn ich, ab und zu steht wohl auch einer neben mir. :drool:
:D
Ich erinnerte mich an den Film „The Sixth Sense“ und
habe mich gefragt, gehört er zu ihnen?
Ja genau, der Junge kann ja auch Geister sehen, was dann durch den starken Twist am Ende rauskommt, dass er das tatsächlich kann. Guter Film übrigens, finde ich, trotz Stirb-Langsam-Bruce Willis.
Gibt noch einen anderen ähnlichen, an den ich jetzt denke: "The Others".
Schnee ist das Blut der Geister steht dort.
Schnee ist weiß wie Geister und die sind immer kalt.( Wenn man denn, den Spukgeschichten glauben darf)
Als ich das gelesen habe, kamen direkt diese Bilder, die ich hier weitergesponnen habe. Das hat was in mir ausgelöst und den Keim zu der Geschichte gesetzt.
Bevor jemand den Löschtrupp rief, war er verkohlt und das Video dazu viral.
Hier dachte ich, er erinnert sich nicht mehr an seinen Tod
Er fühlt ihn nicht mehr, das ist vorbei, sein Fleisch hat er zurückgelassen. Erinnern sollte er sich, weil er später sich dort niederlegt, um abzuschließen. Ist noch unsauber dargestellt, der Zusammenhang.
ihren Gesichtern sehe ich keine Wut, nur Leere und ein wenig Sorge um die nächste Nacht. Hinter ihnen stehen fahle Geister, die Münder geöffnet, ein stummer Chor, der für mich singt.
Alles ist weg, jedes Gefühl, in den Mündern verschwunden. Sogar die Wut auf dieses unwürdige Leben.
Ja, so stelle ich das vor, die Gefühle sind verdrängt und nur das tägliche Überleben zählt.
Sie steigt aus dem Wasser, wabert unter dem Flatterband durch und umkreist den schwarzen Fleck, wo der Mensch gebrannt hat.
Ich habe mich gefragt ist es ihm nun klar, dass er dahin gehört?
Das haben ja einige Vorredner schon bemängelt, dass die Verbindung zwischen Prota und Obdachlosem nicht klar wird, mein Versäumnis.
Begleittiere, die Jahre nebeneinander hertrotteten, bevor sie anfingen, in ihrem blankgewichsten Wohnkäfig um sich selbst zu kreisen und Hohlwege ins Parkett zu treten.
Einer das Begleittier des anderen? Wer begleitet wen?
Begleittiere sind eigentlich Tiere, Servicetiere, vor allem Hunde, die eine Funktion erfüllen, als Blindenhund, aber auch als emotionaler Unterstützungshund, generell den Menschen helfen. Ich habe das auf Menschen übertragen, man spricht ja auch von Abendbegleitung und Begleitservice. Im Text hier begleiten sich beide gegenseitig, geleiten sich ein Stück entlang ihres Lebensweges.
Der nasse Schnee hört auf zu rauschen, das Wasser im Kanal steht still.
Er war ein Geist der nur für kurze Zeit nach seinem Tod auf der Erde herumgeisterte. (Es gab ja früher den Glauben, dass wenn man die Augen und den Mund der Toten nicht verschließt, sie als eine Art Wiedergänger zurückkommen, um alte Schulden einzufordern oder Unerledigtes zu erledigen.)
Das mit Mund und Augen und dem früheren Glauben wusste ich nicht, finde das sehr spannend. da juckt es mir in den Schreiberfingern.

Danke für deinen Kommentar, peace, l2f

 
Zuletzt bearbeitet:

Moin,

Begleittier,

ich hoffe, Dein „Begleiteter“ hat nix mit

https://avatar.fandom.com/de/wiki/Begleittier

am Hut – oder anders gesagt, Friedel ist sich sicher, dass link keine avatierische Neigung hat.

Ihr beide werdet mir hoffentlich die kurze Begrüßung nicht übelnehmen, denn mein Name ist Bingo - manchmal wird zur Unterscheidung anderer Bingos, von denen es wohl viele gibt - ein Bongo angefügt - und ich bin auch weniger Deinesgleichen als ein ziemlich quadratisch gebildeter Wachhund der Art Spitz-pass-auf! und schon vor Jahren auf Klaut nein, wie sie von modernen Menschen genannt wird, gestrandet, worauf mir tatsächlich Belgia, rassigste Groenendale aller Fähen sogar einige Jahre später folgte, die mich nun in Arbeit und Freizeit unterstützt. Glaube keiner, das wölfliche Himmelreich wäre ein Scharaffenland.

Nun sind unsere kommunikativen Mittel sehr beschränkt und mit unserer Gestik kann ja kein Mensch was anfangen, obwohl es ja auch einige Interpretationskünste dem Beobachter abverlangt. Aber unser kleines, überschaubares Rudel steht im Geiste zu Dear, wohl wissend, dass wir wenig, vielleicht sogar gar nichts an der Welt ändern können, wie sie ist, dass wir uns auf das beschränken, was wir können, da ist die Kombination aus Wach- und Hütehund gelegentlich ideal zu nennen, wie etwa hier, wenn es heißt

Ich bin einer von wenigen, die sie sehen, dabei ist die Stadt gestopft mit ihnen
„stopfen“ ist sehr vieldeutig, wenn etwas mit etwas anderem gefüllt wird, dass es Gedränge gibt, und/oder dass ein Gewe(r)beschaden beseitigt wird durch Geld oder Nadel, ein Loch (zu)gestopft wird oder ein Rohr verstopft ist (vorher wird es demnach gestopft mit anderem Zeugs als Flüssigem) – oder jemand in eine Ecke stopfen oder auch nur eine Leckerei in sich hineinstopfen usw. usf.

Hier hab ich nachfragen müssen, aber da gehört wohl eine Fluse zwischen

Schnee ist das Blut der Geister[,] steht dort.

Hier übertreibstu
Das Rot sticht in die Augen.
Das nannte man früher „Blendung“, wobei mir Friedel verboten hat, den technischen Vorgang zu beschreiben. Und zugegeben, ich zieh den Schwanz vor Feuer ein. Vllt. sticht halt das Rot ein bisschen in den Augen wie die kleine Fluse im Auge einen Tränenstrom auslösen kann.

Vom Ufer schallt spitzes Kinderschreien hoch, niemand hört hin, deshalb fällt es nach wenigen Metern zu Boden.
Hier aber ein Lob (wie überhaupt, dass mal wieder jemand seinen besten Freund thematisiert) und erst recht hier zur Wortwahl

Wenn die Offiziellen ihrer Pflicht nachgekommen sind und in ihre Welt zurück chauffieren, kommt die Traurigkeit.
denn, soweit Friedel weiß, diskutiert die WHO seit geraumer Zeit Trauer als Krankheit einzustufen, sofern sie 14 Tage überschreitet … Und wir Hunde trauern lange und lange wird um uns getrauert, wenn ein Rudel aus Mensch und Tier erst einmal gewachsen ist.

Hier meint Friedel – ich finds komisch, sag ich ehrlich, denn für mich gibts nur Gegenwart, der Tag wird im Schlaf abgearbeitet und Wichtiges wie besondere Gerüche sortiert und aufbewahrt, aber hier labert mahnend Friedel was von Einheit der Zeit

Nachdem die Zeit vorbei war, hat sie mich ersetzt durch ein neues Begleittier, eines das nicht beißt, sondern bellt.
Einen Kollegen von mir? Da wird sie ihre Freude haben und jedes fremde Geräusch angezeigt ...

Schnee ist das Blut der Geister[,] rufe ich ihnen zu und …

So, jetzt darf ich wieder sein, was eigentlich das Höchste für einen Hund ist: faul ...

Bingo

 

Hey @sevas,

Heute fand ich endlich die Zeit, den Text komplett durchzulesen, und mein Ersteindruck hat sich absolut bewahrheitet.
Ich weiß, manchmal bin ich der pain in the ass. :D Deine Antwort kam rein, als ich gerade die Überarbeitung formatiert habe. Hoffe mal, das spielt keine allzu große Rolle. Aber, wenn du das bewahrheitest:
Eins vorweg: Ich habe deine Geschichte jetzt einmal komplett durchgelesen und ich werde ihn noch das eine oder andere Mal lesen müssen, denn: Ich habe ihn auf Anhieb nicht gerafft
hab ich ja noch ne Chance ...^^
Und das Beobachten ist ja nur ein Teil des Ganzen, denn du verstehst es zusätzlich, diese Beobachtungen in eine sehr schöne, präzise und beinahe schon lyrische Sprache zu kleiden (was fast noch schwieriger sein dürfte). Das sind zum Teil echt krasse und eindrückliche Bilder, die du da erzeugst. Das imponiert mir sehr und motiviert mich – und bestimmt nicht nur mich – dazu, auch selbst den Blick zu schärfen. Ja, ich finde deinen Text diesbezüglich schlicht und einfach bewundernswert und möchte dir dafür einen riesiges Lob aussprechen.
Schön, dass die Sprache dich erreicht. Bei Prosa lyrisch zu werden, finde auch ich sehr schwierig. Krasse, eindrückliche Bilder gefällt mir, nehme ich gerne mit und packe es in die Wärmflasche für den Winter, der kommt.
Ein solcher Text zwingt mich auch dazu, immer wieder innezuhalten, nachzudenken, und oft fällt es mir schwer weiterzulesen, weil ich das Gefühl habe, den Rest der Geschichte nicht zu verstehen, wenn ich diesen Satz oder jene Andeutung nicht korrekt interpretiert habe. Aber das ist natürlich sehr subjektiv und ich kann mir sehr gut vorstellen, dass andere Leser genau darin den Reiz einer Geschichte sehen.
Der Reiz hielt sich auch bei anderen bisher in Grenzen, ich hoffe, durch das Beifüttern zum Plot habe ich das jetzt mit der Überarbeitung verbessert,
Ich möchte auf jeden Fall auch andere Texte von dir lesen, denn wenn ich mir vorstelle, dass du diese Beobachtungs- und Formulierungsgabe in Geschichten verwendest, die mir klipp und klar sagen, was ist oder war … Dann können das eigentlich nur Pageturner sein.
Äh, dann hoffe ich mal, dass du einen Treffer landest, aber klipp und klar sind meine Geschichten selten.
Meine Kommentare beziehen sich aus oben genannten Gründen eher auf Sprachliches oder auf erste Eindrücke.
Das Sprachliche ist bisher auch der Bonus des Textes, die Unverständlichkeit der Malus.
Vielen Dank für dein Lob der Stellen, die du stark findest, das ist schön zu lesen.
Oft schon wurde es übermalt, es kehrt zurück, niemand hat je gesehen, wie.
Eine schwierige Stelle, denn irgendwie stört mich das letzte Komma (obwohl es grammatikalisch wahrscheinlich korrekt ist). Ich könnte mir folgende Variante vorstellen: Oft schon wurde es übermalt, es kehrt zurück – niemand hat je gesehen, wie. Finde ich vom Sound her fast noch passender.
Gekauft!
Ich kann ihn sehen, den grauen Alten, er hockt auf dem Mauervorsprung und wartet.
Hier fände ich einen Doppelpunkt nach Alten schön: Ich kann ihn sehen, den grauen Alten: Er hockt auf dem Mauervorsprung und wartet.
Kann man machen, hab ich auch.
Jugendliche, nicht offensichtlich Nazis.
Den Begriff Nazis finde ich hier ein wenig unpassend. Das kann nur mir so gehen, aber für mich existieren heutzutage (und glücklicherweise) keine Nazis mehr. Ich würde den Satz vielleicht sogar streichen, denn dass es Jugendliche sind, wird mit dem nachfolgenden Satz (viral) schon angedeutet. Und wenn keine bestimmte Tätergruppe genannt wird, wirkt das Ganze irgendwie noch bedrohlicher.
Die Nazis sind bereits ein Überarbeitungsopfer geworden, die Stelle ist jetzt anders, bedrohlicher auf jeden Fall.
Vom Ufer schallt spitzes Kinderschreien hoch, niemand hört hin, deshalb fällt es nach wenigen Metern zu Boden.
Ich verstehe, was du hier sagen möchtest, und es ist auch toll geschrieben, aber ich bin dennoch gestolpert. Die Vorstellung, dass Töne fallen können … Auch wenn ich vermute, dass der Protagonist ein Geist ist – ihn erreichen die Töne ja trotzdem.
Sein Geisterstatus erlaubt ihm spezielle Sinneseindrücke und Wahrnehmungen, das gehört für mich dazu. Gerade anfangs sind da jetzt neue Sachen dabei. Durch die Vielzahl an Schilderungen hoffe ich, dass ein Stolpern vermieden wird.
Wenn die Offiziellen ihrer Pflicht nachgekommen sind und in ihre Welt zurück chauffieren, kommt die Traurigkeit. Sie steigt aus dem Wasser, wabert unter dem Flatterband durch und umkreist den schwarzen Fleck, wo der Mensch gebrannt hat.
Das habe ich zuerst so gelesen, als würde die Traurigkeit von den Offiziellen ausgehen. Das möchtest du hier aber gar nicht sagen, oder? Chauffieren ließ mich außerdem kurz stoppen, denn obwohl es hier völlig korrekt verwendet wird (ist ja sozusagen ein Synonym für fahren), klingt es für mich immer so, als wenn eine Person eine andere herumfährt.
Die Traurigkeit kommt erst, wenn die Os das Feld räumen. Das mit dem Chauffieren verstehe ich genauso, auch für mich schwingt da ein Sich-fahren-lassen mit und da die Os das gerne tun, fand ich das gerade passend.
Das mit dem Semikolon lasse ich, da die Stelle jetzt ein wenig verändert ist und es nicht mehr passt.
Von dort, wo sie halbentblößt auf den Kiesinseln im Flussbett liegen, weht der milchigweiße Hauch herüber; angefeuert vom Bellen der Begleittiere, die durchs Wasser spritzen.
Hier wiederum würde ich das Semikolon durch ein einfaches Komma ersetzen, da der Teil nach dem Semikolon ansonsten (für mein Empfinden) zu distanziert wirkt, irgendwie abgehackt.
Der wird mir trotz der Ellipse zu lang nur mit Komma.
Eines davon erkenne ich, weiß um den Menschen, den es begleitet an meiner statt.
an meiner statt empfinde ich irgendwie als Bruch in der Erzählersprache.
? Da gehen wir auseinander, ich finde das passend.
Die Ahnungslosen liegen vor großen Boxen in Deckchairs aus vergrautem Holz und haben die ausgezogenen Füße von sich gestreckt.
Statt ausgezogenen vielleicht nackten? Ausgezogenen sind ja eigentlich die Schuhe, nicht aber die Füße.
Ja, sauberer sind die Füße in nackt, das andere gefällt mir jedoch besser, eine Spielerei meinerseits, klar muss das nicht, bitte um Vergebung. ^^
Ich denke hier fehlen noch zwei Kommas: Ich lasse meinen Geist schweifen, vorbei an fahlen Gemütsvampiren und lärmendem Kultursommer, hinein in die Gassen der Altstadt, bis ich den Alten sehe, dem die rote Farbe vom Pinsel tropft.
Das erste ja, das zweite würde ich sagen nein.
Ich muss deinen Text erst einmal sacken lassen und mir überlegen, worum es da im Detail geht. In diesem Sinne: Wird fortgesetzt ?? Aber die Ersteindrücke wollte ich dir auf jeden Fall schon einmal dalassen. Und lass mich dir noch einmal sagen, dass mich der Text auf sprachlicher Ebene wirklich begeistert zurückgelassen hat. Das ist ganz große Kunst!
Den wunderbaren Abend habe ich durch deine tollen Ersteindrücke. Und auch bzgl. der Gesamtrezeption bin ich zuversichtlich, weil ich auch darauf vertraue, dass durch die neue Version des Textes einige Probleme beim Verständnis behoben werden.

Danke für deinen Besuch, was macht denn der Bootsausflug in der Arktis? Peace, l2f

 

Moin, moin lieber @linktofink ,

Ich probiere mal einen Kommentar am Handy, verzeihe mir bitte die Fehlerchen.
Die Geschichte habe ich das erste mal direkt nach dem Einstellen gelesen. Du weißt, ich mag deinen Stil, aber diesmalkonnte ich an vielen Stellen nicht folgen. Also erstmal Klappe halten und mitlesen. Nun habe ich gerade ungeahnt viel Zeit und du hast überarbeitet. Lass mal schauen ...

Auf den Brücken hocken die Grauen, stecken Beine durch Geländerstäbe und schaukeln mit den Füßen in der Luft.
Ich kann mich ans Original nicht so toll erinnern, aber der Anfang war gleich oder ähnlich und ich mag ihn sehr. Sofort ein Bild und dennoch volle Spannung, was denn da los ist.

. Ich bevorzuge, nebenher zu laufen und den Kopf der Frau, die ich einmal geliebt habe, in Ruhe zu lassen
Jetzt ist schön klar, das er auch dazugehört.

Ein Graffito steht darauf,
Da bin ich schon früher drüber gestolpert. Ja, es steht etwas auf einem Schild, aber hier sehe ich eher ein Bild. Und dann klingt das schräg. Einen guten Vorschlag habe ich aber auch nicht im Angebot und du siehst wahrs6ein Schild, oder?

Oft schon wurde es übermalt, es kehrt zurück niemand hat je gesehen, wie. Als würde die Wand selbst die Schrift ausbluten, ein Wundmal dieser Stadt.
Sehr schön.

Ich nicke ihm zu, er bewegt ein Auge. Auch durch meine Adern fließt Schnee.
Ich mag deine Details. Welch eine Kommunikation, ein ganzes Auge ?

Ihr Blick schweift durch die Häuserschlucht zum Platz dahinter, an dem wie sie weiß der Tanzsaal liegt, den sie nicht sehen kann, weil der Brunnen im Weg steht.
Öhm, das kriegst du bestimmt noch komplizierter hin, aber ich würde ihn etwas entwirrt netter finden. Ist natürlich Geschmackssache.

Ich schwebe leicht über ihr, sauge blaue Wölkchen ein, die nach gemeinsamen Erinnerungen schmecken und ein wenig nach Tanz.
So schön, ich mag ihn und seine Einstellung.

Das Begleittier erschrickt mit einem geheulten Satz zur Seite, dass die grauen Vögel unfreiwillig in die Luft schnellen
Hier muss ich gestehen, dass ich diese zweite unheimliche Ebene nicht verstehe.bzw. die Titelgebenden Tierchen. Das sind Hunde, oder. Aber was machen da die Vögel?

Unten am Entenkanal in der Unterführung. Jugendliche, nicht offensichtlich Rechte, nur skrupellos.
Ist skupelos hier wirklich das richtige Wort? Also natürlich sind sie das auch. Spontan bin ich bei unmenschlich.

das Video dazu im Netz, wie sie sich zuriefen.
Das war mir nicht sauber formuliert zumindest habe ich es nicht verstanden.

Wenn die Offiziellen ihrer Pflicht nachgekommen sind und in ihre Welt zurück chauffieren,
Die offiziellen kutschieren auch nicht selbst. Willst du auch nicht sagen, aber so liest es sich.

blaue Sommerwind sie vertreibt. Er bringt einen Duft Sonnenmilch mit, Kokosflocken, Kakadus und pludrig weiße Sommerkleider.
Danke für das Stückchen Hoffnung in all dem Grau

Ich finde ihn angenehm, rieche den warmen Süden gerne – im Gegensatz zu den vollends Ergrauten, die ihre Nasen rümpfen.
Ah, es gibt Abstufungen ...

Sie liegen vor großen Boxen in Deckchairs aus vergrautem Holz und haben die ausgezogenen Füße von sich gestreckt.
Grins. Die haben ihre Füße ausgezogen? Ziemlich eklig. Und so passend es ist, würde ich vielleicht doch nach einem anderem Wort für vertrautes Holz suchen. Das Vertrauen ist hier ja schon belegt.

falten den Nachmittag zusammen, bis er in die Gesäßtasche ihrer Jeans passt.
Coole Idee, hatte ich jedenfalls noch nie gehört.

Ein Lärm, der nicht zu Boden fällt, bevor er meine Ohren erreicht.
Interessant, aber warum fällt der Lärm sonst zu Boden? Weil er nicht mehr hören kann?

Meine Zurückhaltung macht sich bezahlt, die Vergrauung hat die äußerlichen Wunden bereits geheilt.
Hier konnte ich deiner Logik nicht mehr ganz folgen.

ein flacher Rest Lebensgeist, gefangen in einer Flasche,
Nette Idee, da werde ich jetzt immer dran denken müssen, wenn jemand aus ner Flasche trinkt.

Trennung auf Zeit ist ein Konzept, das selten aufgeht und ein Morsecode für Scheitern, den absichtlich niemand entschlüsseln kann,
Gefällt mir sehr gut

Als es ankommt, schaut sie herüber, stirnrunzelt ohne mich zu sehen und schüttelt es ab wie ein kurzes Frösteln,
Cool, dass sie ihn noch fühlt. Müsste ihn es nicht ärgern, das es nicht für mehr reicht?

bis ich den Alten sehe, dem die rote Farbe vom Pinsel tropft. Er steht vor der Mauerecke und malt es auf die Stelle, wo es schon immer war.
Und schöner Bogenschluss zum Anfang. Ich nehme an, er kann freiwillig gehen, weil er 'es' erledigt hat. Das WAS muss ich wohl nochmal lesen, da war ich irgendwie nicht aufmerksam genug.
Auf alle Fälle mag ich die Idee und die Überarbeitung hat viel gebracht. Der Titel? Ist super, aber passt er?

Liebe Grüße
Witch

 

Ich hoffe, Dein „Begleiteter“ hat nix mit https://avatar.fandom.com/de/wiki/Begleittier am Hut
Wo haste denn dat ausjebuddelt? :D Joddojot, Blaue Drachen, fliegende Bisons und Feuerfrettchen, Friedel, du überrascht mich. Aber keine Sorge, ich bin nicht avatierisch unterwegs, und nur ein bissl hundeaffin. Scheitert an nicht vorhandener Zeit für das Tier, die gerade mal reicht für eine Katze (aber eine sehr nette), aber die, ja die lebt wirklich im Dosenöffner-Schlaraffenland.
Hier hab ich nachfragen müssen, aber da gehört wohl eine Fluse zwischen
Schnee ist das Blut der Geister[,] steht dort.
Hab ich natürlich gemacht, weil ich dir glaube, dass das stimmt, aber mal was anderes: Wen fragst denn du, wenn du was nicht weißt (was naturgemäß selten bis gar nicht vorkommt, wenn überhaupt ^^)?
Hier übertreibstu
Das Rot sticht in die Augen.
Das nannte man früher „Blendung“, wobei mir Friedel verboten hat, den technischen Vorgang zu beschreiben. Und zugegeben, ich zieh den Schwanz vor Feuer ein. Vllt. sticht halt das Rot ein bisschen in den Augen wie die kleine Fluse im Auge einen Tränenstrom auslösen kann.
Okay, eingesehen, es sticht in den Augen. :eek::eek::eek:
Vom Ufer schallt spitzes Kinderschreien hoch, niemand hört hin, deshalb fällt es nach wenigen Metern zu Boden.
Hier aber ein Lob (wie überhaupt, dass mal wieder jemand seinen besten Freund thematisiert) und erst recht hier zur Wortwahl
Wenn die Offiziellen ihrer Pflicht nachgekommen sind und in ihre Welt zurück chauffieren, kommt die Traurigkeit.
denn, soweit Friedel weiß, diskutiert die WHO seit geraumer Zeit Trauer als Krankheit einzustufen, sofern sie 14 Tage überschreitet … Und wir Hunde trauern lange und lange wird um uns getrauert, wenn ein Rudel aus Mensch und Tier erst einmal gewachsen ist.
Das Lob wird direkt einkassiert und versteckt, dabei war der Zusammenhang zwischen Traurigkeit und Hund so nicht gewollt (das Lob bleibt aber da, wo es ist!).

Schnee ist das Blut der Geister[,] rufe ich ihnen zu und …
Jaaha, is jut, wird gemacht.

So, jetzt darf ich wieder sein, was eigentlich das Höchste für einen Hund ist: faul ...
Faul ist bei uns nur die Katze und das Obst :D. Der Rest muss meistens noch zu oft und zu lang rabotten. Aber für die Krieger findet sich auch unter der Woche schonmal Zeit.

Danke für deinen Besuch, Friedel, peace, l2f

 

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